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Gefahr für Mensch und Wald

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130 DIE PTA IN DER APOTHEKE | März 2015 | www.pta-aktuell.de

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er Eichenprozes- sionsspinner ist ein unschein- barer Nachtfalter aus der Familie der Zahnspin- ner, der in Laubbäumen lebt, meist in Eichen. Der in Mit- teleuropa beheimatete graue Schmetterling bevorzugt warme und trockene Gebiete und hat sich in den letzten Jahrzehnten zunehmend auch bei uns aus- gebreitet. In vielen Bundes- ländern wird mittlerweile eine massenhafte Vermehrung beo- bachtet. Das Weibchen legt seine Eier im oberen Kronen- bereich der Bäume ab, aus denen etwa ab Ende April die Raupen schlüpfen. Fünf bis sechs Larvenstadien durch- laufen sie während der kom- menden Monate. Am Tag verstecken sich die Raupen in selbstgesponnenen Nestern und begeben sich am Abend in großen Kolonnen hinter- und nebeneinander – eben in einer

© Stefan Franz / fotolia.com

Gefahr für

Mensch und Wald

Sie fressen Eichen kahl, und ihre giftigen Härchen können beim Menschen schwere Krankheitssymp- tome hervorrufen: Mit diesen

Raupen ist nicht zu spaßen.

In Deutschland sind die unbeliebten Insekten seit Jahren auf dem Vormarsch.

PRAXIS EICHENPROZESSIONSSPINNER

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meterlangen Prozession – auf Nahrungssuche. Die Raupen ernähren sich von den austrei- benden Blättern der Eichen und können bei Massenvorkommen die gesamte Krone kahlfressen.

Vorsicht, Gifthärchen! Doch nicht nur als Pflanzenschäd- ling ist der Eichenprozessions- spinner (EPS) in Verruf gera- ten. Auch für den Menschen stellt er eine akute Gesundheits- gefahr dar. Grund dafür sind winzige Gifthaare, die zahl- reiche irritative und entzündli- che Reaktionen bei Mensch und Tier auslösen können. Ab dem dritten Larvenstadium, das etwa Ende Mai beginnt, wachsen den Raupen als Fressschutz mikros- kopisch kleine Brennhaare, die mit Widerhaken versehen sind und das Nesselgift Thaumeto- poein – ein Histamin-freiset- zendes Protein – enthalten. Die kleinen Härchen brechen leicht ab und können so bei günstiger

Witterung über weite Strecken getragen werden.

Kommt der Mensch mit den giftigen Härchen in Berührung, drohen heftige Reaktionen, die von starkem Juckreiz bis hin zu Kreislaufreaktionen reichen.

Sehr häufig kommt es nach dem Kontakt mit den Brenn- haaren zu Hautirritationen wie Pruritus, ähnlich wie nach dem Kontakt mit Brennnesseln, nur viel stärker, zu Flecken und Quaddeln, die Insektenstichen ähneln. Mediziner sprechen in diesem Zusammenhang auch von Raupendermatitis. Sie tritt insbesondere an Hautpartien auf, die nicht von Kleidung bedeckt sind, also zum Bei- spiel im Gesicht, am Hals und an den Armen. Unbehandelt können die Beschwerden bis zu zwei Wochen anhalten. Bei Kontakt mit den Augen kann es zu einer akuten Konjunktivitis mit Symptomen wie Rötung, Lichtscheu und Schwellungen kommen. Werden die giftigen Brennhärchen eingeatmet, dro- hen entzündliche Reaktionen der Atemwege mit Symptomen wie Halsbeschwerden, Husten und Atemnot. Möglich ist es auch, dass das Eiweißgift Kreis- laufreaktionen wie Schwindel, Übelkeit, Fieber, Schüttelfrost, in seltenen Fällen auch Schock- zustände hervorruft. Die akut- medizinische Behandlung in der Arztpraxis richtet sich nach Art und Ausmaß der Beschwer- den. Zum Einsatz kommen unter anderem Kortikosteroide und Antihistaminika.

Kontakt meiden! Dazu ist es erforderlich, um befallene Waldgebiete und eventuell ab- gesperrte Bereiche (Warnschil- der beachten!) einen Bogen zu machen. Weder die Raupen noch die Gespinste, die op- tisch an Zuckerwatte erinnern, dürfen berührt werden. Auch, wenn sich die Raupen längst

verpuppt haben und schließlich

„ausgeflogen“ sind, bleiben die giftigen Brennhärchen mit den Larvenhäuten in den Nestern zurück. Das Nesselgift bleibt in der Natur unter trockenen Be- dingungen jahrelang wirksam.

Gezielt vertreiben! Vieler- orts wird der Eichenprozessi- onsspinner mittlerweile gezielt bekämpft, in der Regel Ende April bis Anfang Mai – ehe die Raupen ihre Gifthaare aus- gebildet haben. Ein gezieltes Vorgehen gegen die Insekten ist beispielsweise dann erfor- derlich, wenn sie Bäume in der Nähe von Siedlungen oder an öffentlich stark frequentierten Orten befallen, etwa in Parks und an Radwegen. Denn dann lässt sich der Kontakt zwischen Mensch und Raupenhärchen

kaum vermeiden. Sind ledig- lich einzelne Bäume befallen, reicht es unter Umständen, die Tierchen gezielt abzusaugen.

Reichen Maßnahmen wie Ab- sperren befallener Waldgebiete und Absaugen einzelner Bäume nicht, muss der Eichenprozes- sionsspinner eventuell che- misch oder biologisch bekämpft werden – was ausschließlich Aufgabe professioneller Schäd- lingsbekämpfer ist. Eine ge- zielte Bekämpfung kann nicht nur zum Schutz der mensch- lichen Gesundheit notwendig sein, sondern nach Abwägung von Nutzen und Risiken auch, um gefährdete Waldgebiete vor den gefräßigen Raupen zu schützen. ■

Andrea Neuen-Biesold, Freie Journalistin

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TIPPS

Wer doch unbeabsichtigt mit den Raupenhaaren in Kontakt gekommen ist, sollte die Kleidung umgehend wechseln und bei 60 °C waschen.

Außerdem wichtig: Sofort ein Duschbad nehmen und die Haare waschen! Bei beginnender Hautirritation ist es sinnvoll, die be- troffenen Stellen vorsichtig zu reinigen und am besten trocken zu föhnen, denn:

Trockenrubbeln mit einem Handtuch würde die win- zigen Brennhaare nur noch tiefer in die Haut einreiben.

Eine kalte Kompresse kann als Erste-Hilfe-Maßnahme Juckreiz und Schwellun- gen lindern.

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