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Research Professorship Environmental Policy Science Center Berlin

FS n 90-401

Globale Umweltprobleme Global Environmental Problems

von/by

Udo E. Simonis - Ernst U. von W eizsäcker

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Globale Umweltprobleme

1. Verantwortung für dauerhafte Entwicklung

"Wir leben in einer Phase der Geschichte der Nationen, die wie keine zu­

vor Bedarf hat nach internationaler Kooperation und Verantwortung", so heißt es im Brundtland-Bericht ("Our Common Future"), dem - nach dem Brandt-Bericht ("Common Crisis" und "Programme for Survival") und dem Palme-Bericht ("Common Security") - dritten globalen Aufruf zur Aktivierung gemeinsamer Überlebensinteressen und speziell zur Reduzie­

rung der Ressourcenverschwendung und der Umweltverschmutzung. Das Ausmaß der Ressourcenverschwendung in den Industrieländern ist weder für diese noch für die Welt als Ganzes aufrecht zu erhalten; die Umwelt­

verschmutzung, zunächst nur als Problem der reichen Länder und als Ne­

beneffekt industriellen Wachstums verstanden, ist inzwischen zu einem Überlebensthema für viele Entwicklungsländer geworden. Ressourceneffi­

zienz und Umweltschutz sind daher gefragt, wenn eine dauerhafte Ent­

wicklung in Nord und Süd ermöglicht werden soll.

Viele der derzeitigen Versuche zur Sicherung und Steigerung des Le­

bensstandards, zur Bedürfnisbefriedigung und zur Verwirklichung menschlicher Ambitionen sind schlicht nicht durchzuhalten - weder in den reichen noch in den armen Ländern. Zu sehr und zu schnell schmälern sie die Ressourcenbasis und mindern sie die Umweltqualität, von denen eine dauerhafte Entwicklung abhängt. "Eine dauerhafte Entwicklung" - so heißt es im Brundtland-Bericht - "erfordert, daß jene, die wohlhabend sind, einen Lebensstil annehmen, der den ökologischen Gegebenheiten des Planeten angemessen i s t . . . Eine dauerhafte Entwicklung i s t . . . ein Pro­

zeß der Veränderung, in dem die Nutzung der Ressourcen, die Struktur der Investitionen, die Orientierung des technischen Fortschritts und die institutioneilen Strukturen konsistent gemacht werden sowohl mit zukünf­

tigen als auch mit gegenwärtigen Bedürfnissen."

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2. Interdependenz von Ökonomie und Ökologie und die Schwäche unserer Institutionen

Die weltweite Umweltdiskussion begann mit dem Sichtbarwerden der ökologischen Effekte der Ökonomie. Nun beginnt das Bewußtwerden der ökonomischen Effekte (der sozialen und politischen Effekte) der Ökolo­

gie. Luft-, Wasser- und Bodenprobleme haben erhebliche Auswirkungen auf die Funktionsfähigkeit der Ökonomie. Nachdem die Verschuldungs­

krise die ökonomische Interdependenz der Nationen deutlich sichtbar ge­

macht hat, macht die Umweltkrise deren ökologische Interdependenz be­

wußt. Ökologie und Ökonomie werden immer intensiver verflochten - lo­

kal, national und global, und die Erkenntnis hierüber nimmt rasch zu.

Gleichzeitig läßt die Verschuldungskrise die Umweltkrise aber als unlös­

bar erscheinen; zumindest stehen viele Entwicklungsländer unter einem enormen ökonomischen Druck, ihre Ressourcenbasis übermäßig auszu­

beuten und ihre natürliche Umwelt übermäßig zu belasten.

Die krisenhafte Lage in weiten Teilen Afrikas macht deutlich, wie Ökonomie und Ökologie in nahezu tragischer Weise destruktiv interagie­

ren - die Ressourcenbasis verschlechtert sich, das Pro-Kopf-Einkommen stagniert. Die Verschuldung Lateinamerikas führt dazu, daß die natürli­

chen Ressourcen dieser Region viel zu wenig zur internen Entwicklung und statt dessen großenteils zur Begleichung externer Verpflichtungen (Zins und Tilgung) verwendet werden.

Auf diese Realität der engen Verknüpfung von Wirtschaft und Um­

welt aber sind unsere Institutionen, die nationalen wie die internationa­

len, nicht oder nicht hinreichend ausgerichtet. Sektoral (Landwirtschaft, Industrie, Energie, Handel) oder thematisch (ökonomisch, sozial, ökolo­

gisch) spezialisiert, auf fehlerhafter Rechnungslegung basierend, mit en­

gen Zielvorgaben versehen und fachlich separiert, haben sie auf die zu­

nehmende ökonomisch-ökologische Interdependenz nur zögernd oder gar nicht reagiert. Ein typisches Ergebnis, auf nationaler wie auf internationa­

ler Ebene: Die institutionelle Zuständigkeit für den Umweltschutz ist von der für die Wirtschaft weitestgehend getrennt. Die Akteure, deren H an­

deln die Umwelt schädigt, können daher nur schwer in die Verantwortung einbezogen werden, und auch der beste Umweltminister bleibt gegenüber

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dem Wirtschafts-, Verkehrs- oder Landwirtschaftsminister im konkreten Konfliktfall fast immer der Schwächere.

Insbesondere aber gibt es einen Bedarf nach internationaler Koopera­

tion, zur Handhabung der ökonomisch-ökologischen Interdependenz. Die in jüngster Zeit zu beobachtende Renaissance internationaler Vereinba­

rungen und Abkommen - wie der "30 Prozent-Club", das "Montrealer Pro­

tokoll zum Schutz der Ozonschicht", die "Baseler Konvention über die Kontrolle grenzüberschreitender Transporte gefährlicher Abfälle" - ist eine notwendige, wenn auch keineswegs hinreichende Konsequenz aus dieser institutionellen Schwäche. Der Brundtland-Bericht fordert dazu auf, "an die Wurzeln" zu gehen und effektive institutioneile Reformen vor­

zunehmen: "Die wichtigen nationalen, ökonomischen und sektoralen In­

stitutionen müssen direkt dafür verantwortlich und haftbar gemacht wer­

den, sicherzustellen, daß ihre Politiken, Programme und Budgets Entwick­

lungen unterstützen, die sowohl ökonomisch als auch ökologisch dauer­

haft sind . . . Die verschiedenen regionalen Organisationen müssen mehr tun, die ökologische Komponente in ihre Aktivitäten einzubinden . . . Alle wichtigen internationalen Institutionen müssen dafür sorgen, daß ihre Programme dem Ziel der dauerhaften Entwicklung verpflichtet sind."

Dem UN-System wird eine besondere Verantwortung in der internationa­

len Kooperation für dauerhafte Entwicklung beizumessen sein - die For­

derung nach einer Art "Marshall-Plan mit ökologischer Perspektive" ist ge­

stellt, aber nicht beantwortet.

3. Umweltprobleme von globaler Bedeutung

Es ist eine grundsätzlich offene Frage, welche der zahlreichen Umweltpro­

bleme globale Bedeutung haben und welche nicht. Angesichts der erreich­

ten und weiter zunehmenden räumlichen Mobilität und physischen Viel­

falt von Produkten und Schadstoffen und angesichts der vielfältigen Inter­

aktion der verschiedenen Umweltmedien (Luft, Wasser, Boden usw.) kann eine lokale Ursache globale Effekte haben. Der Tschernobyl-Unfall, die Spraydose im Haushalt und das Schadstoffe emittierende Auto ir­

gendwo auf der Welt können als Beispiele dienen. Wir müssen auch da­

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von ausgehen, daß die Veränderungen innerhalb der Umweltmedien und zwischen ihnen die Analysefähigkeit der verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen übersteigen bzw. unsere Bewertungs- und Beratungskapazitä­

ten überfordern - wie bei der Bestimmung der Toxizität chemischer Stoffe oder bei den Auswirkungen des Treibhauseffektes beispielhaft deutlich wird.

Globale Umweltprobleme lassen sich also auch dadurch charakterisie­

ren, daß ihre Ursachen in aller Regel höchst komplex sind bzw. Risiko und Unsicherheit hinsichtlich ihrer Effekte bestehen. Schließlich sind sie dadurch gekennzeichnet, daß ihre Lösung zwar lokale und nationale Maß­

nahmen voraussetzt, zugleich aber internationale Kooperation und Koor­

dination erfordert. Der Fokus liegt also wahrscheinlich nicht bei nur einer Gruppe von Ländern - obwohl die Hauptverantwortlichkeit von Fall zu Fall durchaus bestimmbar ist, so daß das "Verursacher-Prinzip" bei globa­

len Umweltproblemen nicht notwendigerweise außer Kraft gesetzt ist.

So sehen sich die Entwicklungsländer zwar besonders mit den Proble­

men der Wüstenausdehnung, der Entwaldung und dem durch Armut be­

dingten Ressourcenabbau konfrontiert, alle Länder der Welt aber wären vom Verschwinden der tropischen Regenwälder betroffen, von dem damit verbundenen Rückgang der Artenvielfalt, der Änderung der Wetterbedin­

gungen usw.

So sind die Industrieländer zwar besonders mit der Anhäufung toxi­

scher Chemikalien und Abfallstoffe, der Schadstoffbelastung der Böden und Gewässer konfrontiert, alle Länder der Welt aber wären von einer weiteren Zunahme der Kohlendioxidemissionen und der die Ozonschicht schädigenden Spurengase betroffen. Insofern haben alle Länder Anstren­

gungen zu unternehmen, damit die im folgenden näher beschriebenen globalen Umweltprobleme gelöst werden können - je nach Problemkreis die einen mehr, die anderen weniger.

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4. Treibhausgase und Klimaänderung

Die steigende Konzentration bestimmter Spurengase führt mit ziemlicher Sicherheit in den nächsten Jahrzehnten zu einer signifikanten Zunahme der durchschnittlichen Erdtemperatur, mit erheblichen ökologischen, öko­

nomischen, sozialen und politischen Konsequenzen. Da die Wahrschein­

lichkeit einer solchen künstlichen Aufwärmung groß ist und die sie verur­

sachenden Faktoren im wesentlichen bekannt sind, müssen Gegenmaß­

nahmen jetzt ergriffen werden. Die Wirkung der Gase im Klimasystem wird wegen langsam ablaufender Akkumulationsprozesse nicht sofort sichtbar. Wenn die künstliche Aufwärmung große Ausmaße angenommen hat, ist es für Gegenmaßnahmen zu spät. Damit ist zugleich das Problem und die mögliche Tragik von Vorsorgemaßnahmen beschrieben.

Die kurzwellige Lichtstrahlung der Sonne erwärmt die Erdoberfläche, wovon der überwiegende Teil als Wärme-(Infrarot-)Strahlung wieder in den Weltraum abgegeben wird. Die klimawirksamen Spurengase - wie ins­

besondere Kohlendioxid, Methan, Stickoxide und Fluorchlorkohlenwas­

serstoffe -, die sich in der Atmosphäre anreichern, wirken wie das gläserne Dach eines Treibhauses. Sie stören den Wärmehaushalt der Erde, indem sie die Wärmeabstrahlung in den Weltraum zum Teil blockieren (daher:

Treibhauseffekt). Den größten Anteil an diesem Aufwärmungsprozeß hat das Kohlendioxid (CO2). Durch die (ineffiziente) Verbrennung fossiler Brennstoffe, durch die Brandrodung tropischer Wälder usw. werden pro Sekunde rund tausend Tonnen zusätzlichen Kohlendioxids in die Atmo­

sphäre eingeleitet. Stickoxide, die vor allem bei der (ungeregelten) Ver­

brennung in Motoren und Kraftwerken frei werden, bewirken eine Anrei­

cherung von Ozon in den unteren Atmosphäreschichten (Photo-Smog).

Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW), die in Sprays und Kühlaggregaten eingesetzt oder bei der Aufschäumung von Kunststoffen und beim Einsatz als Reinigungsmittel frei werden, tragen schon in geringer Konzentration zur Aufwärmung der Atmosphäre bei. Schließlich entstehen bei den Ver­

dauungsvorgängen in den Mägen der - wachsenden - Rinderherden der Welt und in Reisfeldern große Mengen an Methan, die ebenfalls in die Atmosphäre aufsteigen. Damit sind die wesentlichen Verursachungsfakto­

ren des Treibhauseffektes benannt.

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Mehr als 90 Prozent des global aufgrund der Energienutzung freige­

setzten Kohlendioxids entstammt der Verbrennung fossiler Brennstoffe (ca. 20 Milliarden Tonnen CO2) in der nördlichen Hemisphäre. Die Indu­

strieländer sind also eindeutig die Hauptverursacher des Treibhauseffek­

tes. Aus Wäldern und anderen Komponenten der Biomasse werden rund 5 Milliarden Tonnen freigesetzt, von denen ca. 80 Prozent auf Entwaldung (Brandrodung) zurückgehen (Entwicklungsländer). Nahezu die gesamte Produktion (nicht der Verbrauch!) von FCKW erfolgt in den Industrielän­

dern; einige Entwicklungsländer (zum Beispiel China und Indien) stehen jedoch vor der Massenproduktion von Kühlaggregaten (Kühlschränke und Air Conditioners), bei denen nach herkömmlicher Technik FCKWs zum Einsatz kommen würden.

Während die Ursachen der künstlichen Aufwärmung der Atmosphäre relativ gut bekannt sind, gibt es über deren Ausmaß noch erhebliche Unsi­

cherheit. Schätzungen schwanken zwischen 1,5 und 4,5 °C im globalen Mittel. Ein solcher Temperaturanstieg hätte erhebliche Folgen für das Klima, da die Temperatur auf der Erde und über das Jahr verteilt eine große lokale und saisonale Schwankungsbreite aufweist. Die Winter in den gemäßigten Zonen würden kürzer und wärmer, die Sommer länger und vielleicht heißer. Die Verdunstungsraten würden zunehmen und im Gefolge die Regenfälle. Die Tropen und die gemäßigten Zonen könnten feuchter, die Subtropen trockener werden, was in allen drei Zonen uner­

wünscht oder gar gefährlich wäre. In Tundragebieten könnte der gefrore­

ne Boden auftauen, was zu organischer Verrottung und einer weiteren Vermehrung von Treibhausgasen, also zu einer "klimatischen Kettenreak­

tion" führen könnte.

Die Klimaänderung würde somit schon bestehende, regional gravie­

rende Probleme wie Trockenheit, Wüstenausdehnung oder Bodenerosion verschärfen und die dauerhafte ökonomische Entwicklung für viele Län­

der gefährden. Die Landwirtschaft würde sich weiter in Polrichtung ver­

schieben, die Waldflächen könnten abnehmen, die Subsistenzlandwirt­

schaft auf marginalen Böden würde beeinträchtigt, die Häufigkeit von Überschwemmungen in Teilen der Welt könnte zunehmen. Der höhere CO2-Gehalt würde einerseits den Pflanzenwuchs fördern, andererseits nähme ihr Nährgehalt ab. Die für den Wasserhaushalt und die menschli-

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che Gesundheit bereits problematische Verwendung synthetischer Dünger könnte weiter ansteigen, um die Bodenfruchtbarkeit zu erhalten, usw.

Eine weitere weitreichende Konsequenz globaler Aufwärmung wäre das Schmelzen von Eis und die thermische Ausdehnung des Ozeanwas­

sers, mit der Folge einer Erhöhung des Wasserspiegels. Nach den derzei­

tig vorliegenden Berechnungen könnte ein Temperaturanstieg von 1,5 bis 4,5 °C den Wasserspiegel um 20 bis 165 Zentimeter anheben - im Falle ka- tastrophenhaften Abrutschens großer Stücke polaren Eises ins Meer auch noch wesentlich höher. Da die Weltbevölkerung zu einem Drittel in 60 Ki­

lometer Entfernung von der Küstenlinie lebt, wären die Wohn- und Ar­

beitsverhältnisse möglicherweise schwerwiegend betroffen, für einzelne Länder - wie etwa Bangladesh - würde sich die Existenzfrage stellen.

Es ist bereits zu spät, eine Klimaänderung ganz zu verhindern und die Schäden ungeschehen zu machen, die die Luftverschmutzung verursacht hat. Aber es ist nicht zu spät, solche Schäden in Grenzen zu halten. Zur drastischen Reduzierung der CO2-Emissionen können grundsätzlich meh­

rere erfolgversprechende Maßnahmen getroffen werden, vor allem:

- Reduzierung des Verbrauchs fossiler Brennstoffe durch Energiesparen bzw. Erhöhung der Effizienz der Energienutzung, insbesondere bei Transportenergie, Elektrizität und Heizenergie;

- Substitution der emissionsreichen durch emissionsarme Brennstoffe, unter anderem durch fortgeschrittene Gasnutzungssysteme;

- Installation neuer Energiegewinnungstechnologien, wie Blockheizkraft­

werke und Fernwärme und Kühlsysteme;

- Substitution fossiler Brennstoffe durch alternative Energietechnologie, wie insbesondere durch Solarenergie, Biomasse, Windenergie und Pho- tovoltaik;

- Programm zur Rettung der Regenwälder (sinnvollerweise durch eine Fondslösung auf Basis einer CC^-Abgabe) und weltweite Wiederauf­

forstung;

- weltweites Programm zur technischen Nachrüstung bzw. Umrüstung der Kraftwerke auf fossiler Basis (Entschwefelung, Entstickung) und der Motoren.

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(Die in jüngster Zeit ins Gespräch gebrachte Erhöhung des Kernenergie­

anteils ist unseres Erachtens angesichts der ungelösten Sicherheits-, Proli­

ferations- und Entsorgungsprobleme und der vermutlich unlösbaren Ko­

stenprobleme keine echte Alternative.)

Die Durchführung einiger der genannten Maßnahmen könnte eine er­

hebliche Abschwächung des in Gang befindlichen Treibhauseffektes be­

wirken. Diese Maßnahmen müssen aber so rasch wie möglich erfolgen.

Nach den Ergebnissen einer neueren Berechnung müßten von 1990 bis zum Jahr 2000, das heißt innerhalb der nächsten zehn Jahre, weltweit die CO2~Emissionen um 37 Prozent gegenüber 1980 gesenkt werden, damit die künstliche Aufwärmung im Jahre 2100 (!) nicht über ein bis zwei Grad Celsius im globalen Mittel steigt.

5. Schädigung der stratosphärischen Ozonschicht

Die stratosphärische Ozonschicht fungiert als Filter für die von der Sonne ausgehende ultraviolette Strahlung. Sie trägt auch zur Regulierung der Temperatur in der Atmosphäre bei. Dieser Ozonschutzschild wird von langsam aufsteigenden ozonschädigenden Gasen angegriffen, insbesonde­

re von Fluorchlorkohlenwasserstoffen (FCKW), die von der chemischen Industrie in immer größerem Umfang und für verschiedenartige Zwecke produziert worden sind und weiter produziert werden. Die Herstellung dieser Stoffe, nicht deren Verbrauch, erfolgt bisher fast ausschließlich in den Industrieländern und hier jeweils unter monopolartigen Marktver­

hältnissen (in der Bundesrepublik zum Beispiel gibt es nur zwei Herstel­

ler).

Von der teilweisen Zerstörung der stratosphärischen Ozonschicht sind vielfältige Effekte zu erwarten, die weltweit auftreten werden: Zunahme von Sonnenbrand, Schädigung des Sehvermögens, vorzeitige Alterung der Haut, Schwächung des Immunsystems bei Mensch und Tier, steigende Häufigkeit und Ernsthaftigkeit von Hautkrebs usw. Auf die Pflanzen- und Tierwelt hat ultraviolette Strahlung eine Fülle von Auswirkungen.

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Über die Konzentration der FCKWs und anderer ozonschädigender Gase ist das vorhandene Wissen noch unzureichend, es wächst aber auf­

grund gezielter Forschungsaktivitäten rasch an. Von einer Abnahme der Ozonschicht in der Stratosphäre um ein Prozent wird eine Zunahme der ultravioletten Strahlung auf der Erdoberfläche um zwei Prozent erwartet und eine ähnlich hohe Zunahme von Hautkrebs.

Das "Montrealer Protokoll" fordert die industriellen Unterzeichner­

staaten auf, Produktion und Verbrauch von FCKWs bis zum Jahre 1999 um 50 Prozent zu reduzieren. Zum Schutz des Menschen und seiner na­

türlichen Umwelt ist jedoch eine weit stärkere Reduzierung der Verursa­

chungsfaktoren erforderlich und - wie freiwillige Zusagen der Produzen­

ten und eingeleitete technische Substitutionsprozesse zeigen - auch mög­

lich, was sich bereits in der Zusatzvereinbarung von "Den Haag" bzw. im Beschluß der europäischen Umweltminister niedergeschlagen hat.

Das Thema der Schädigung der Ozonschicht bleibt dennoch ein globa­

les Umweltthema - nicht nur wegen der auch in diesem Bereich der Um­

weltpolitik zu erwartenden grundsätzlichen Implementationsdefizite inter­

nationaler Vereinbarungen, sondern auch wegen der Tatsache, daß einige der Entwicklungsländer gerade jetzt mit der Massenproduktion von Kühl­

schränken und Air Conditioners begonnen haben, für die FCKWs verwen­

det werden. Hier stellt sich also der traditionelle Konflikt der Vereinba­

rung und Einhaltung gemeinsamer Umweltstandards, wie wir ihn aus der Diskussion um den Abgaskatalysator für PKW, die Sicherheit von Kern­

kraftwerken, die Reinhaltung der Ozeane usw. hinreichend kennen.

6. Wälder und genetische Vielfalt

Die tropischen Wälder umfassen eine Fläche von rund 1,9 Milliarden Hektar, wovon etwa 1,2 Milliarden Hektar als geschlossene und 700 Mil­

lionen Hektar als offene Wälder gelten. Weltweit betrachtet gehen jähr­

lich ca. 15 Millionen Hektar verloren, der weitaus größte Teil davon in den feuchten Gebieten Afrikas, Asiens und Lateinamerikas. Das Verhält­

nis von Abholzung (bzw. Brandrodung) und Wiederaufforstung wird welt­

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weit gesehen auf 10:1 geschätzt. Viele Entwicklungsländer haben keinerlei Erfahrung mit der Wiederaufforstung von Wäldern.

Die tropischen Wälder nehmen aus einer Vielzahl von Gründen rasch ab. Neben der Abholzung zu Exportzwecken, die auf unzureichenden Konzessionsverträgen aber auch auf staatlichen Subventionen für Land­

nutzung beruhen, sind es vor allem die Brandrodung zur Anlage von Plan­

tagen, für Weideland und Ackerbau, aber auch die Errichtung von Indu­

strie- und Energiegewinnungsanlagen (Stauseen) und Siedlungen oder einfach die Demarkierung privater Besitzansprüche und die Bodenspeku­

lation sowohl innerhalb als auch außerhalb der Regenwaldgebiete. Ein wichtiger Grund für die Entwaldung großer Gebiete ist neben dem allge­

mein großen Bevölkerungsdruck auch und nicht zuletzt ein im Gefolge der Verschuldungskrise vieler Entwicklungsländer auftretender diffuser Exportdruck ("ökologischer Zahlungsbilanz-Effekt"): Der Zwang, Devi­

seneinnahmen zu erzielen, treibt Entwicklungsländer in die Überausbeu­

tung ihrer natürlichen Ressourcenbestände. Wenn und in dem Maße wie Maßnahmen zur Regeneration dieser Ressourcen nicht bekannt sind oder nicht ergriffen werden, führt dies zu bleibenden Verlusten des "natürli­

chen Kapitalstocks" - ein Grundwiderspruch zu jeder vernünftigen Mana­

gementregel.

D er Raubbau an den tropischen Wäldern hat auch die Vertreibung oder Vernichtung waldbezogener Lebensgemeinschaften zur Folge - wie insbesondere die tragische Geschichte der Indianer Amazoniens belegt.

Da in den tropischen Regenwäldern ca. 40 Prozent (und eventuell mehr) aller Arten (Tiere und Pflanzen) der Welt beheimatet sind, verur­

sacht dieser Raubbau ungeahnte, bisher nicht schätzbare Verluste an ge­

netischer Vielfalt. Die Dezimierung einer unwiederbringlichen Lebens­

vielfalt ist vielleicht dasjenige, was die Generation unserer Enkel uns als das größte ökologische Verbrechen ankreiden wird.

Aufgrund der in den Entwicklungsländern weiterhin rasch anwachsen­

den Bevölkerung wird die zusätzliche Nachfrage nach landwirtschaftlich genutztem Boden bis zum Jahre 2000 auf 80 Millionen Hektar geschätzt;

diese wird, so lehrt die Geschichte, zum größten Teil in der Rodung ("Konversion") jetziger Waldflächen bestehen. Da die tropischen Böden wegen der in der Regel nur dünnen Humusschicht für kontinuierlichen

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Anbau oder intensive Viehbewirtschaftung nicht oder kaum geeignet sind, wird Waldkonversion zu großen ökologischen Schäden oder Produktivi­

tätsrückgängen führen - es sei denn, es werden tragfähige und akzeptable Alternativen zu den derzeit vorherrschenden Anbautechniken entwickelt.

In einigen Entwicklungsländern (zum Beispiel Indonesien) haben so­

genannte Transmigrationsprogramme erhebliche ökologische Schäden be­

wirkt, ohne die ökonomische Dauerhaftigkeit der Neubesiedlung zu ge­

währleisten. In Asien und Lateinamerika hat die Entwaldung in hochgele­

genen Gebieten die Gefahr und Häufigkeit der Überflutung der tiefer ge­

legenen Landesteile erhöht, mit teilweise erheblicher Beeinträchtigung der Bodenfruchtbarkeit der Täler und Ebenen. In Indien werden inzwi­

schen jährlich etwa 20 Millionen Hektar überflutet, zumeist als Folge un­

sachgemäßer Forstwirtschaft.

7. Boden und Wasser

Nach den vorliegenden Schätzungen nehmen die Wüstengebiete der Welt jährlich um 6 Millionen Hektar zu. Bis zu zwei Fünftel der Nicht-Wüsten­

gebiete Afrikas, zwei Drittel in Asien und ein Fünftel in Lateinamerika könnten sich in Zukunft in Wüsten verwandeln. Die Zunahme der Bevöl­

kerung und der Viehbestände hat die Vegetation beeinträchtigt und damit die Bodenerosion beschleunigt. Mitte der achtziger Jahre lebten etwa 850 Millionen Menschen in Trockengebieten, 230 Millionen davon waren von der Wüstenausdehnung direkt oder indirekt betroffen.

Die damit einhergehende Störung der ökologischen Systeme beein­

trächtigt die ohnehin schwache Wasser auf nähme der Böden zusätzlich, beschleunigt den Wasserabfluß, senkt den Grundwasserspiegel und redu­

ziert die Qualität und den Nährstoffgehalt der Böden. Unter solchen Be­

dingungen verstärken sich die Effekte längerer Trockenheit, Nahrungs­

mangel wandelt sich in Hungersnot.

Die systematische Erforschung dieser Erscheinungen aber hat gezeigt, daß hierbei politische, ökonomische und soziale Faktoren weit bedeutsa­

mer sind, als früher angenommen. Neben der Dichte der Bevölkerung und

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Viehbestand ist es vor allem die marktorientierte Landwirtschaft, die die konventionelle Bodennutzung verdrängt und damit die Tragfähigkeit mar­

ginaler Böden überfordert und den Verwüstungsprozeß beschleunigt.

Nicht nur technische Lösungen wie Aufforstung, veränderte Siedlungsmu­

ster oder künstliche Beregnung sind erforderlich, sondern auch institutio­

neile Lösungen wie geeignete Landnutzungsrechte, wenn die Wüstenaus­

dehnung, von der gerade die ärmsten Länder und Gebiete der Welt be­

troffen sind, gestoppt werden soll.

Neben der quantitativen gibt es die qualitative Verschlechterung ehe­

mals ertragreicher Böden. Eine Studie von FAO und UNEP hat gezeigt, daß in Afrika nördlich des Äquators rund 11 Prozent des gesamten Lan­

des von Wassererosion und 22 Prozent von Winderosion substantiell ge­

schädigt sind; im Nahen Osten liegen die entsprechenden Werte sogar bei 17 bzw. 35 Prozent. Dieses Problem ist im wesentlichen durch ungeeignete Bodennutzung und Anbautechniken hervorgerufen worden, insbesondere durch die Substitution von Mischkulturen durch Monokulturen sowie die Unkenntnis bzw. das Vergessen eines geeigneten Managements von Bo­

den und Wasser.

Fast alle Länder der Welt haben inzwischen ernste, wenn auch ver­

schiedenartige Wasserprobleme, ln vielen Fällen wird das quantitative Wasserangebot zunehmend kritisch, verursacht durch Dürre, Übernut­

zung von Wasservorräten und Entwaldung, während die Wassernachfrage aufgrund von Bewässerung, Urbanisierung, Energiegewinnung, Industria­

lisierung und rasch anwachsendem individuellen Wasserverbrauch weiter ansteigt. Weltweit werden zur Zeit etwa 1.300 Milliarden Kubikmeter Wasser pro Jahr für Bewässerungsprojekte verwendet; wegen der einher­

gehenden Verdunstungs- und Transportverluste wird den vorhandenen Wasservorräten jedoch mehr als das Doppelte (nämlich rund 3 000 Mil­

liarden Kubikmeter) entzogen.

Die Wasserqualität nimmt weltweit und teils drastisch ab. Oberflä­

chenwasser und Grundwasser sind in vielen Ländern mit Nitrat und Pesti­

ziden aus der Landwirtschaft, Leckagen aus städtischen und industriellen Wasser- und Abwassersystemen, aus Kläranlagen und Mülldeponien bela­

stet. Die Grenzwerte der Weltgesundheitsorganisation (WHO) werden immer häufiger überschritten, die - schärferen - Grenzwerte der EG kön­

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nen von Tausenden von Wasserbrunnen in Europa nicht eingehalten wer­

den, die folglich geschlossen werden müßten.

Viele Wissenschaftler und Institutionen sehen in der Wasserproble­

matik das zentrale Umweltproblem der neunziger Jahre. Klar ist, daß viel mehr getan werden muß, um die Verschmutzung des Wassers grundsätz­

lich zu vermeiden bzw. bereits verschmutztes Wasser zu säubern. Gerade bei der Wasserproblematik zeigt sich, daß Vorsorge besser ist als Nachsor­

ge, zumal die Reinigung verschmutzter Grundwasservorräte selbst in den reichsten Ländern kaum finanzierbar sein dürfte.

Wassermanagement hat in besonderer Weise auch eine internationale Dimension, weil es mehr als 200 internationale Flußeinzugsgebiete und eine große Zahl von Seen und Gewässern mit regionalem Einzugsbereich gibt und weil die Ozeane, in die sich schließlich alle Schmutzfrachten er­

gießen, als "gemeinsames Erbe der Menschheit" gelten.

Die künstliche Bewässerung hat die landwirtschaftliche Produktivität in Gebieten mit unsicheren oder unzureichenden Regenfällen erheblich erhöht und den Anbau hochertragreicher Sorten möglich gemacht; sie wird in Ländern und Gebieten mit niedrigen Einkommen und Nahrungs­

mitteldefiziten auch weiter ausgedehnt werden müssen. Auf das Konto unsachgemäßer Bewässerung gehen aber auch Wasserverschwendung, Grundwasserverseuchung und Produktivitätsverluste großen Umfangs. In ähnlicher Weise hat die unkontrollierte Entnahme von Grundwasser viele Wasservorräte in Asien und Afrika reduziert, während in den Industrie­

ländern der zunehmende spezifische Wasserverbrauch teils nur noch durch erhebliche Verlängerung der Wassertransportwege zu befriedigen ist.

Neben den Anforderungen an geeignete technische und organisatori­

sche Maßnahmen zur quantitativen und qualitativen Sicherung der Was­

servorräte für eine weiterhin zunehmende Weltbevölkerung - wie Er­

schließung neuer Quellen, Schaffung integrierter Wasserkreisläufe in der industriellen Produktion, Verhinderung der Wasserverschmutzung durch Schadstoffe vielfältiger Art - wird es in Zukunft jedoch auch und vor allem um eine systematische Reduzierung des spezifischen Wasserverbrauchs gehen müssen. Hierzu sind unter anderem institutioneile Innovationen er­

forderlich - beispielsweise eine aktive Wasserpreispolitik -, die in weiten

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Teilen der Welt entweder unbekannt sind (Wasser als "öffentliches Gut") oder auf großen Widerstand stoßen werden. Die Alternative zu solchen Innovationen aber heißt steigende Wasserknappheit und Wasserverseu­

chung - mit allen daraus entstehenden Konsequenzen.

8. Gefährliche Abfälle

Viele chemische Abfallstoffe sind nur schwer abbaubar oder nicht dauer­

haft lagerungsfähig. Nicht alle Einrichtungen zur Behandlung solcher Stoffe sind technisch sicher und risikofrei. Aus alten Lagerstätten entwei­

chen toxische Substanzen aufgrund von Leckagen und belasten Böden, Grund- und Oberflächenwasser. Die Mischung von toxischem Müll und Hausmüll hat zu zahllosen Unfällen und Krankheiten geführt, ist aber dennoch in den meisten Ländern weiterhin üblich; eine getrennte Samm­

lung und Behandlung der verschiedenen Abfallarten ist keineswegs inter­

nationaler Standard. Mehrere gefährliche Stoffe, deren Verwendung in Industrieländern verboten wurde, werden weiterhin in die Entwicklungs­

länder exportiert. Zunehmend zum Einsatz kommende Verbrennungs­

techniken (Müllverbrennungsanlagen) können das Abfallvolumen zwar quantitativ reduzieren, erzeugen ihrerseits aber konzentrierte toxische Ab­

fälle und bei unsachgemäßer Handhabung gefährliche Luftschadstoffe.

Die Entwicklungsländer produzieren, importieren und deponieren to­

xische Abfälle in immer größerem Umfang. In den meisten dieser Länder fehlt es jedoch nicht nur an Bewußtsein und Information über die Toxizi­

tät solcher Stoffe, sondern auch und vor allem an Wissen über deren si­

chere Handhabung.

Nach Jahrzehnten mehr oder weniger unkontrollierter (wilder) Depo­

nien gefährlicher Abfälle haben die meisten Industrieländer - und auch einige Entwicklungsländer - die Kosten solcher Ignoranz erkannt. So sieht zum Beispiel das sogenannte "Superfund"-Programm der USA für den Zeitraum von 1986 bis 1990 Aufräuminvestitionen in Höhe von 8,5 Mil­

liarden US-Dollar vor. Die Kosten einer eventuellen Behandlung der

"Altlasten" in den Niederlanden sind mit 5,6 Milliarden US-Dollar veran­

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schlagt worden, eine erste konservative Schätzung für die Bundesrepublik Deutschland geht von 17 Milliarden DM aus.

Eine Reduzierung der gefährlichen Abfälle an der Quelle ihrer Ent­

stehung, d.h. Abfallvermeidung, ist der einzig verläßliche Weg zur Verbes­

serung der Situation. Trotz einiger erfolgreicher Beispiele der Einführung relativ sauberer Technologien (sogenannte low-waste technologies) und innovativer Maßnahmen von Unternehmen in Industrie und Handel ist Abfallvermeidung aber weder in den Industrie- noch in den Entwicklungs­

ländern zu einem gesellschaftlichen Projekt avanciert - im Gegenteil:

Müllexport wurde zu einem Multimillionen-Geschäft. Das in vielen Ent­

wicklungsländern übliche Abfallrecycling ist angesichts des mit der eige­

nen Produktion und den zunehmenden Importen sich rasch ändernden Stoffgehalts der Abfälle zu einer insbesondere für ärmere Bevölkerungs­

gruppen (sogenannte Müllmenschen) risikoreichen und gelegentlich gar lebensgefährlichen Tätigkeit geworden.

Der grenzüberschreitende Transport gefährlicher Abfälle hat weltweit zugenommen. Mit dem Anstieg des Handels mit Gütern und Dienstlei­

stungen geht offensichtlich eine "Liberalisierung des Schadstofftransports"

einher. Schon 1983 gab es in Europa über 100 000 grenzüberschreitende Transportvorgänge mit einem Gesamtvolumen von mehr als 2,2 Millionen Tonnen. Binnen weniger Jahre hat sich das Transportvolumen verdoppelt.

Die Häufigkeit solcher Transportvorgänge zwischen Industrie- und Ent­

wicklungsländern hat erheblich zugenommen: gefährliche Abfälle gegen harte Devisen - nach dem Motto "aus dem Weg, aus dem Sinn". Einige dieser Vorgänge haben allerdings weltweite Aufmerksamkeit und traurige Bekanntheit erlangt - "Fliegende Holländer" moderner Art.

Die effektive Kontrolle des Transports gefährlicher Abfälle gilt als schwierig. Nach erfolgtem Grenzübertritt unterliegen sie oft ganz unter­

schiedlichen und gelegentlich sich widersprechenden Regulierungen. Die bestehende Exportmöglichkeit reduziert zugleich die (zu schwachen) öko­

nomischen Anreize zur Abfallvermeidung; sie transferiert zudem das Risi­

ko, ohne auch das Wissen und die Technik zu Behandlung des Risikos zu transferieren.

Angesichts dieser Problematik und der weltweit expandierenden Che­

mieproduktion ist die relativ rasche - aber keineswegs einmütige - Verab­

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schiedung des "Baseler Abkommens zur Kontrolle grenzüberschreitender gefährlicher Abfallstoffe" zu begrüßen. Die Schwierigkeit liegt aber in der Durchsetzung des Abkommens auf lokaler und nationaler Ebene. Hierzu müßten effektive technische und institutionelle Maßnahmen ergriffen werden, nicht nur, aber vor allem in den Entwicklungsländern, um die la­

tent vorhandene Bereitschaft zur Umgehung von Transportkontrollen zu verringern, das Entstehen gefährlicher Abfälle systematisch zu vermeiden bzw. eine für Mensch und Umwelt möglichst risikofreie Behandlung wei­

terhin anfallender Abfälle zu gewährleisten.

9. Veraltete Technologie

In der Vergangenheit konnte man sagen: je mehr Technik, desto mehr Umweltzerstörung. Die Technik stand im Dienste der Wohlstandserhö­

hung und der Erleichterung der menschlichen Arbeit unter Nutzung des

"Füllhorns der Natur". Die in den vorherigen Abschnitten geschilderten Entwicklungen zeigen, daß die so verstandene Technik entscheidend dazu beigetragen hat, das Füllhorn zu leeren. Seine Regenerationskraft ist überfordert.

Eine neue Generation von Technologie ist daher vonnöten: Technolo­

gien, die nicht die Arbeitsproduktivität maximieren, sondern die Ressour­

cenproduktivität. Aus einer Kilowattstunde das Fünffache an Energie­

dienstleistungen herauszuholen, verlangt nicht weniger, sondern bessere Technik. Die Wiederverwendung von Metallen und anderen Rohstoffen schont die Erdschätze und vermindert und entgiftet die Abfallberge, ver­

langt aber neue Techniken im Produktdesign, in der Herstellung und im Gebrauch der Güter. Moderne Verkehrstechnik mit geringem Land­

schaftsverbrauch und geringer Luftverpestung sind möglich, warten aber noch auf das Signal zum Einsatz.

Die heutigen "Dinosaurier-Technologien" sollten auch nicht in die Entwicklungsländer transferiert werden. Dort richten sie nicht weniger, sondern mehr ökologisches Unheil an, weil oft die sachgemäße Wartung fehlt. Der Imperativ einer neuen, umweltschonenden Technikgeneration gilt also weltweit.

(18)

Eine neue Technikgeneration setzt sich jedoch nicht von selbst durch.

Der Markt muß künstlich unterstützt werden. Das Auto, das nur noch zwei Liter Kraftstoff auf hundert Kilometer verbraucht, bringt man ver­

mutlich erst dann auf den Markt, wenn es kein Verlustgeschäft mehr ist.

Und dieser Zeitpunkt wird erst dann erreicht, wenn die Benzinpreise - künstlich - drastisch angehoben werden. Die Abfallvermeidung, die Ab­

wasserreinigung, die Luftreinhaltung, die CO2-Vermeidung, die Vermin­

derung chlorhaltiger Stoffe, all das ist in erstaunlich hohem Maße tech­

nisch machbar. Aber gemacht wird es wahrscheinlich erst, wenn der durch den Staat und vom Markt gegebene Rahmen es auch verlangt. Zur Wah­

rung der Wettbewerbsfähigkeit einzelner Länder muß diese Rahmenset­

zung so weit wie möglich international harmonisiert werden. Aber man kann sich, das hat das Beispiel Japan eindrucksvoll gezeigt, auch manchen Alleingang, manches Vorauseilen leisten. (Beim anlagenbezogenen Um­

weltschutz hat die EG hiergegen auch kein Einwände).

Die Industrieländer müssen den Entwicklungsländern Vorleben, daß Umweltschonung und wirtschaftliche Prosperität, Ökologie und Ökono­

mie sich durchaus vertragen. Nur die hierzu passende Technologie dürfte sich künftig für Exportgeschäfte und Entwicklungshilfe zugleich eignen.

(19)

Global Environmental Problems

1. Responsibility for Sustainable Development

"We live in an era in the history of nations when there is greater need than ever for co-ordinated political action and responsibility." This is what the Brundtland Report says ("Our Common Future"), which - after the Brandt Report ("Common Crisis" and "Programme for Survival") and the Palme Report ("Common Security") - is the third report making a global appeal for activating common interests in survival and, in particular, for reducing wastage of resources and environmental pollution. The extent to which natural resources are currently used in industrialized nations is not longer tolerable, neither for the industrialized nations nor for the world as a whole; environmental pollution, which was initially seen as an exclusive problem of affluent countries and as a side-effect of industrial growth, has become an issue of survival for many developing countries as well. So, if both the North and the South want to enjoy sustainable development, their resources have to be used more efficiently and their environment has to be protected more strictly.

Many of the efforts currently undertaken to raise the standard of liv­

ing, to satisfy needs, and to achieve human ambitions, simply cannot be kept up - neither in the rich nor in the poor countries - because they de­

plete the resources and destroy the natural environment on which sustain­

able development actually depends. "Sustainable global development re­

quires" - the Brundtland-Report says - "that those who are more affluent adopt life-styles within the planet’s ecological means . . . Sustainable de­

velopment is . . . a process of change in which the exploitation of re­

sources, the direction of investments, the orientation of technological de­

velopment, and institutional change are made consistent with future as well as present needs."

(20)

2. Interdependence of Economy and Ecology and the Weakness of our Institutions

The worldwide discussion on environmental issues began when the eco­

logical effects of the economy became visible and costly. Now, people are gradually becoming aware of the economic effects (the social and political effects) of the ecology. Air, water and soil pollution have major impacts on the economy’s ability to function. After the dept crisis, which made the economic interdependence of nations evident, the environmental crisis is now demonstrating the ecological interdependence of nations. Economic and ecological interdependences most certainly will continue to grow - at local, national and global level, and so will the awareness of these interde­

pendences. At the same time, however, the environmental crisis seems un- solvable in the face of the continuing debt crisis. Many developing coun­

tries in fact are under enormous economic pressure to overexploit their resources and to put excessive strain on their natural environment.

Above all, the critical situation prevailing in many parts of Africa illus­

trates the almost tragically destructive interaction between economy and ecology: resources are being depleted and per-capita income stagnate. Be­

cause of Latin America’s indebtedness, the share of this region’s natural resources used for internal development purposes is too small, while most of these resources are spent to meet external financial obligations.

However, both our national and international institutions are not - or only inadequately - adapted to the very close interdependence between economy and ecology. Specialized either by sector (agriculture, industry, energy, trade) or by subject (economic, social, ecological), based on poor information systems, with narrowly defined objectives and separate fields of responsibility, these institutions have responded very reluctantly, or even not at all, to this growing interdependence. One of the typical results, both at national and international level, has been that institutional re­

sponsibility for environmental protection is largely separate from the insti­

tutional responsibility for economic matters. It is very difficult, therefore, to hold those who pollute the environment liable for their actions. And in specific conflicts, even the best environment minister will hardly have the

(21)

upper hand vis-ä-vis the minister of economics, of transport or of agricul­

ture.

More than anything else, however, there is need for international co­

operation in order to cope with the interdependence between economy and ecology. The recent renaissance of international agreements and con­

ventions (such as the "30-Percent Club", the "Montreal Protocol on Sub­

stances Depleting the Ozone Layer", the "Basle Convention on the Con­

trol of Transboundary Movements of Hazardous Wastes and their Dis­

posal" etc.) is a necessary - but by no means sufficient - consequence of the existing institutional weaknesses. The Brundtland Report proposes "get­

ting at the sources" and to carry out effective institutional reforms: "Gov­

ernments must begin now to make the key national, economic and secto­

ral agencies directly responsible and fully accountable for ensuring that their policies, programmes, and budgets support development that is eco­

logically as well as economically sustainable . . . The regional organizations in particular need to do more to integrate environment fully . . . in their goals and activities . . . All major international bodies and agencies . . . should ensure that their programmes and budgets encourage and support sustainable development." The UN system will have to bear special re­

sponsibility in the field of international cooperation for sustainable devel­

opment. The call for an "Environmental Marshall Plan" has been voiced, but not yet answered.

3. Environmental Problems of Global Importance

The question as to which of the numerous environmental problems are of global importance, and which are not, is basically an open issue. Consider­

ing the given and the increasing geographic mobility and physical diversity of products and pollutants, and considering the wide variety of interac­

tions between the environmental media (air, water, soil, etc.), a local cause may have global effects. The Chernobyl accident, the household spray can, and the car emitting pollutants can be used as examples to illustrate this point. We must also assume that the changes observed in the environmen­

tal media, and the relationship between them, are too complex to be anal­

(22)

yzed by individual scientific disciplines or too difficult to assess. This is il­

lustrated, particularly, by the difficulties involved in determining the toxic­

ity of chemical substances or in assessing the possible impacts of the greenhouse effect.

Global environmental problems can thus be characterized in that their causes are highly complex, and/or that there are large uncertainties with regard to their effects. And what is more, their solution requires not only local and national measures but also international cooperation and coor­

dination. Hence, the focus regarding global problems is probably not on only one group of countries - although it is easily possible, in a number of cases, to identify the main culprits. This means that the "polluter-pays- principle" - generally advocated in environmental policy - does not neces­

sarily have to be ineffective when dealing with global environmental prob­

lems.

Desertification, deforestation and poverty-induced exploitation of re­

sources, for instance, are problems that the developing countries are par­

ticularly confronted with; however, all countries in the world would be af­

fected by the destruction of tropical rain forests, and by the decrease in species diversity, the change in weather conditions, etc. that these pro­

cesses entail.

The industrialized nations, on the other hand, are particularly con­

fronted with growing amounts of toxic chemicals and waste, and with soil and water pollution; however, all countries in the world would be affected by further increases in the emission of carbon dioxide and other trace gases that deplete the ozone layer. For this reason, all countries should make efforts - some more and some less, depending on the problem in­

volved - to combat the global environmental problems described below.

(23)

4. Greenhouse Gases and Climate Change

There is sufficient evidence to state that an increasing concentration of certain trace gases will lead to a significant rise in average global tempera­

tures in the next few decades. This effect will have considerable ecological, economic, social and political consequences. Since the likelihood of such artificial global warming is very high, and since most of its causes are known, it is important to take countermeasures now. The impacts on the climate system will not be immediately visible because the accumulation processes involved are slow. However, if we wait until global warming reaches major dimensions, it will be too late for effective counter­

measures. This also illustrates the intricate problems, and the potentially tragic aspects, involved in taking preventive measures.

The solar radiation absorbed at the earth’s surface is partly re-emitted as infrared radiation into space. Active trace gases - in particular, carbon dioxide, methane, nitrogen oxides and chlorofluorocarbons - accumulate in the atmosphere where they act like the glass roof of a greenhouse. They perturb the heat balance of the Earth by blocking part of the heat which would otherwise be radiated into space (hence: greenhouse effect). Car­

bon dioxide (CO2) is the largest contributor to this warming process.

Owing to (inefficient) burning of fossil fuels, clearing of tropical forests by fire, etc., about one thousand tonnes of additional carbon dioxide are re­

leased into the atmosphere per second. Nitrogen oxides, which are mainly released during (unregulated) combustion of fuels in engines and power stations, lead to an increase in ozone concentrations in the lower atmo­

sphere (photo-smog). Chlorofluorocarbons (CFCs), which are used in sprays and refrigeration units, as blowing agents for plastics and as clean­

ers, are released into the atmosphere where even low concentrations con­

tribute towards the atmosphere’s warming. Last but not least, large amounts of methane are released into the atmosphere which develop dur­

ing the digestion process in the stomachs of growing cattle herds in the world and also in rice paddy fields. The trace gases mentioned above are the main causes of the greenhouse effect.

More than 90 percent of global carbon dioxide emissions related to the use of energy and other human activities are released by the combus­

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tion of fossil fuels (about 20 billion tonnes of CO2) in the Northern Hemi­

sphere. So, the industrialized nations are clearly the main contributors to the greenhouse effect. Some 5 billion tonnes of CO2 are released from forests and other biomass components, of which about 80 percent is due to deforestation (fire clearing in developing countries). Almost all the chlorofluorocarbons are produced (not consumed!) in the industrialized nations; however, some developing countries such as China and India are at the threshold of full-scale production of refrigeration units (re­

frigerators and air conditioners), for which they may use conventional technology, i.e. CFCs.

While the causes of the artificial global warming are relatively well known, there is considerable uncertainty as to its extent. Estimates of the mean global temperature rise vary between 1.5 and 4.5 °C. Such an in­

crease in temperature would have considerable impacts on the climate, since there are major local and seasonal variations in global temperatures over the year. The winter periods in temperate zones could become shorter and warmer, while the summer periods could become longer and perhaps hotter. Evaporation rates would increase, and so would, conse­

quently, rainfall. The tropics and the temperate zones might become wet­

ter, while the subtropics could become drier, which would be undesirable and even dangerous in all three zones. In tundra areas, the frozen soil might begin to thaw, which could lead to organic decay and an additional increase in greenhouse gas emissions, i.e. a "climatic chain reaction".

The change in climate could thus aggravate major existing regional problems, such as drought, desertification or soil erosion, thereby jeopar­

dizing sustainable economic development for many countries. Agriculture could continue to shift poleward, forest areas would decline, subsistence farming on marginal soils could be impaired, and the frequency of floods could increase in some parts of the world. On the one hand, higher CO2 levels could increase the size of plants, but on the other hand, their food quality would deteriorate. The use of synthetic fertilizers, which often is already hazardous for the water balance and for human health, might be intensified in order to preserve soil fertility, etc.

Another far-reaching impact of global warming would be the expan­

sion of the oceans, leading to a rise in sea levels. According to current cal­

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culations, a global warming of 1.5 - 4.5 °C might raise the sea level by be­

tween 20 and 165 centimeters. In the disastrous event of a break-off of large pieces of polar ice sliding into the sea, the resulting rise of the sea level could even be higher. Since about one-third of the world population lives at a distance of 60 kilometers from the coast-line, their living and working conditions, habitat, industry and agriculture would perhaps be se­

riously affected. In some cases, such as in Bangladesh, the survival of en­

tire countries could be at stake.

It is already too late to prevent a climate change altogether, and to un­

do the damage caused by air pollution. But it is not too late to contain such damage and to prevent its further accumulation. Basically, there are several promising policies which can be adopted in order to achieve signi­

ficant reductions in CO2 emissions. The most important ones are listed below:

- Reducing the consumption of fossil fuels by energy conservation or by increasing efficiency in the use of energy, in particular transport energy, electricity, and heating energy;

- Installing new power generation technologies with higher energy con­

version efficiency, like cogeneration systems and district heating and cooling systems;

- Substituting low-emission fuels for high-emission fuels, among other things, by advanced gasfication systems and new combined cycle aero- derivative gas turbines;

- Substituting alternative energy technologies, in particular solar energy, biomass use, photovaltaic systems, for fossil fuels;

- Developing a programme for saving the tropical rain forests (financed for instance by a fund based on a CO2 charge) and for global re-af­

forestation;

- Developing a global programme for retrofitting or converting fossil fuel fired power stations (by installing sulphur and nitrogen scrubbers) and motor vehicle engines.

(Increasing the share of nuclear energy is certainly no real alternative, considering the unsolved security, proliferation and disposal problems and the probably unsolvable cost problems.)

(26)

The implementation of some of these policies could lead to a considerable reduction of the greenhouse effect currently observed. However, these policies would have to be initiated as soon as possible. According to recent calculations, the global CO2 emissions would have to be reduced by 37 percent compared with the 1980 level between 1990 and 2000, i.e. within the next ten years, in order to limit mean artificial global warming to 1 or 2 °C by the year 2100 (!).

5. Damage to the Stratospheric Ozone Layer

The stratospheric ozone layer acts as a filter for ultraviolet solar radiation.

It also contributes towards regulating the earth’s temperature. This pro­

tective ozone shield is damaged by slowly rising ozone-depleting gases, in particular chlorofluorocarbons (CFCs), which have been produced in in­

creasingly large amounts and for various purposes, and continue to be produced, by the chemical industry. Up to now, these substances have been produced - not consumed - almost exclusively in the industrialized nations and under monopolistic market conditions (in West Germany, for instance, there are only two manufacturers).

The partial depletion of the stratospheric ozone layer can be expected to have a variety of impacts worldwide: increase in sunburn frequency, eye damage, aging of skin, weakening human and animal immune systems, in­

creasing frequency and severity of skin cancer, etc. Ultraviolet radiation has a whole host of effects on animal and plant life.

Current knowledge about concentrations of CFCs and other ozone- depleting gases is as yet insufficient, but growing rapidly due to systematic research. A one-percent reduction in the stratospheric ozone layer is ex­

pected to result in a two-percent increase in harmful ultraviolet radiation on the Earth’s surface, and a similarly high increase in the incidence of skin cancer, and other skin infections.

The "Montreal Protocol" of 1987 calls upon the industrialized signa­

tory states to reduce production and consumption of CFCs by 50 percent by the year 1999. However, in order to protect humanity and its natural

(27)

environment, a much greater reduction of emissions is both necessary and possible - as voluntary commitments by producers indicate and the tech­

nology substitution processes initiated have shown. This possibility has been reflected in the supplementary agreement of "The Hague", and in the decision taken by the European Ministers for the Environment.

The depletion of the ozone layer still continues to be a global envi­

ronmental issue - not only because of the fundamental implementation deficits to be expected in this sector of environmental policy, but also be­

cause of the fact that some developing countries have just started pro­

ducing large volumes of refrigerators and air conditioners for which CFCs are being used. This shows the traditional conflict involved in agreeing to, and abiding by, common environmental standards - a conflict that we are familiar with from discussions about catalytic converters for passenger cars, the safety of nuclear power stations, preventing ocean pollution, etc.

6. Forests and Genetic Diversity

The tropical forests cover an area of about 1.9 billion hectares, of which about 1.2 billion hectares are closed forests, while some 700 million hectares are open tree plantations. Worldwide, about 15 million hectares of forest are lost each year. The largest portion of that loss occurs in the humid areas of Africa, Asia and Latin America. The ratio of deforestation to re-afforestation is estimated at 10:1 worldwide. Many developing coun­

tries have no experience at all with re-afforestation.

There are a variety of reasons for the rapid loss of tropical forests. In addition to logging for export purposes, usually based on environmentally inadequate licencing, or on state subsidies for land use, many forest areas are cleared by slash-and-burn methods in order to make room for planta­

tions, pastures and farmland, but also for industrial plants and energy projects (dams), for settlements, or simply as a demarcation of private property claims and an outcome of land speculation. A main reason for deforestation of large areas besides high population pressure, is a diffuse export pressure in the wake of the debt crisis ("ecological balance-of-pay- ments effect"): The need to gain foreign currency revenue forces many de­

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veloping countries to over-exploit their stock of natural resources. If, and where, measures for the regeneration of such resources are not known or not applied, this over-exploitation will lead to a permanent loss of "natural capital stock" - which is in clear contradiction to every reasonable rule of forest management.

Another consequence of the loss of tropical forests is that forest-re­

lated human-environmental symbioses are destroyed, as illustrated by the tragic fate of the Amazonian Indians.

Since about 40 percent (or even more) of all of the world’s species (animals and plants) are indigenous to the tropical rain forests, deforesta­

tion in these regions causes an unprecedented loss of genetic diversity.

The decimation of an irretrievable diversity of species is perhaps the greatest ecological crime the generation of our children will one day hold against our generation.

Because of continued rapid population growth in the developing coun­

tries, demand for agricultural land may grow by additional 80 million hectares by the year 2000. If traditions continue, this demand will pre­

dominantly be covered by clearing ("converting") existing forest areas.

Since many tropical soils are not suitable for continuous cultivation or in­

tensive grazing (because their humus layer is usually very thin), forest con­

version will lead to major and lasting ecological damage, or to a drastic decline in productivity, unless viable and acceptable alternatives are de­

veloped to replace current land-use techniques.

In some developing countries, such as Indonesia, so-called transmigra­

tion programmes have caused considerable ecological damage without really guaranteeing the economic sustainability of the new settlements. In Asia and Latin America, deforestation in upland watersheds has increased the risk and frequency of floods in the lower regions, in some cases con­

siderably reducing soil fertility in the valleys and plains. In India, about 20 million hectares of land are flooded annually, mainly due to improper for­

est management practices.

(29)

7. Soil and Water

According to recent estimates, the world’s desert areas will grow by 6 mil­

lion hectares annually. Up to two-fifths of non-desert areas in Africa, two- thirds in Asia and one-fifth in Latin America might be turned into deserts in future. Population and livestock growth have impaired vegetation and thereby accelerated soil erosion. In the mid-eighties, about 850 million people lived in arid regions; 230 million of them were affected either di­

rectly or indirectly by desertification.

The disturbance of the ecological systems imposes additional strain on the soils’ water absorption capacity, lowers ground-water levels, and causes loss of topsoil and soil nutrients. Under such circumstances, the ef­

fects of prolonged dry periods are aggravated, and food shortage often turns into famine.

Studies of these phenomena have shown, however, that political, eco­

nomic and social factors may be more important in this context than had been assumed in the past. In addition to population and livestock density, it is mainly market-orientated agriculture (cash-crop farming) which has supplanted conventional farming practices, thereby overtaxing the capac­

ity of marginal soils and accelerating the process of desertification. What is required, therefore, is not only technical solutions such as re-afforesta­

tion, changes in settlement patterns, sprinkler irrigation etc., but also insti­

tutional solutions such as suitable property rights, if desertification - which mainly affects the poorest countries and regions of the world - is to be stopped.

Former high-yield soils are not only subject to quantitative deteriora­

tion but also to qualitative degradation. A joint FAO/UNEP study has shown that in Africa about 11 percent of the total land area north of the equator has been substantially damaged by water erosion, and 22 percent by wind erosion. In the Middle East, the corresponding values are even as high as 17 and 35 percent, respectively. This problem has mainly been caused by inappropriate land use and farming practices, in particular by single-crop farming replacing mixed cultivation, and by the fact that suit­

able soil and water management methods were either unknown or for­

gotten.

(30)

Almost all countries in the world are now facing serious, though differ­

ent, water problems. In many cases, quantitative water supply is becoming increasingly critical, aggravated by droughts, overuse of water reserves and deforestation, while water demand continues to rise owing to irrigation, urbanization, energy generation, industrialization and rapidly growing household water consumption. Worldwide, approximately 1,300 billion cubic meters of water are used annually for irrigation projects. Because of additional evaporation and transport losses, however, water is withdrawn from available supplies by more than twice that amount - i.e. about 3,000 billion cubic meters.

Water quality is declining worldwide, in some cases at a very rapid pace. In many countries, surface water and groundwater reserves are pol­

luted with nitrates and pesticides from agriculture, by leakages from mu­

nicipal and industrial water supply systems, and from sewage treatment plants and waste-disposal sites. More and more often, the limits proposed by the World Health Organization (WHO) are exceeded; in Europe there are thousands of wells which fail to comply with the new and stricter EC limits, and which consequently should be closed.

Many scientists and institutions consider that water will be the crucial environmental issue of the nineties. What is certain is that much more will have to be done both to prevent water pollution altogether and/or to pu­

rify polluted water. The water quality problem is a veiy good case in point, illustrating that an ounce of prevention is better than a pound of cure, es­

pecially since even the most affluent countries could hardly afford to fi­

nance a large-scale purification of polluted ground-water reserves.

There is a particularly pronounced international dimension to water resources management because there are more than 200 international river basins and a large number of lakes with regional catchment areas, and because the oceans - being after all the final destination of all pol­

luted water - are regarded as "mankind’s common heritage".

In areas with uncertain or insufficient rainfall, agricultural productivity has been considerably increased by irrigation, thus permitting cultivation of high-yield crops. In countries with low income and food-shortage, it will even be necessary to further expand irrigation. However, improper meth­

ods of irrigation are to blame for large-scale water wastage, for ground-

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water contamination and productivity losses. Similarly, uncontrolled groundwater withdrawal has diminished water resources in Asia and Af­

rica, while increasing water demand in the industrialized nations can in some cases only be satisfied by accepting considerably longer water trans­

port routes.

In addition to adopting appropriate technical and organizational mea­

sures - such as developing new sources, installing integrated water cycles in industrial production, preventing water pollution - in order to guarantee sufficient water quantity and water quality for a growing world population, it will increasingly become necessary to systematically reduce over-use of water. This will require, inter alia, institutional innovations such as active water pricing policies, which either are unknown in many parts of the world (water as a "public good") or will meet with strong resistance. How­

ever, barring such innovations, the alternative will be greater water short­

age and water pollution - with all the consequences that this involves.

8. Hazardous Wastes

Many chemical wastes and toxic substances are not easily degraded or cannot be stored permanently. Not all the facilities used for the treatment of such materials are technically safe or free of risks to human health and the environment. Toxic substances leak from old storage sites and pollute soils, as well as surface waters and groundwater. Mixing toxic wastes and household refuse has led to serious incidents of pollution, but it is still practised in many countries. Collecting and treating the different types of refuse separately is far from being international standard. Several haz­

ardous materials whose use has been banned in the industrialized nations continue to be produced and exported into developing countries. Al­

though the installation of incineration technology may substantially re­

duce the volume of waste, it may generate highly toxic residues and, if handled improperly, hazardous air pollutants.

The developing countries increasingly produce, import, and dispose of, toxic substances. In many of them, however, there is not only a lack of

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