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Teil 17: Mut „Wer wagt, gewinnt“, heißt es so schön... Sagen Sie mal, Herr Thies, wie viel Mut tut eigentlich gut?

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Prof. Dr. Christian Thies (Universität Passau)

Teil 17: Mut

„Wer wagt, gewinnt“, heißt es so schön... Sagen Sie mal, Herr Thies, wie viel Mut tut eigentlich gut?

Mut ist gut – darin ist sich die philosophische Tradition einig. In älteren Texten und deutschen Übersetzungen ist zwar eher von „Tapferkeit“ die Rede, aber die Sache ist dieselbe. Viele halten dennoch Mut für überholt, weil wir in unseren „post-heroischen“

Gesellschaften auf solche kriegerischen Tugenden nicht angewiesen seien. Das ist aber ein großer Irrtum. Der Wagemutige verdient immer noch mehr Anerkennung als der Kleinmütige. Das gilt selbst dann, wenn der Tapfere sich für eine Sache einsetzt, die wir nicht billigen. Man kann drei Arten von Mut unterscheiden.

Die klassische Form ist der Mut gegenüber Feinden. Es ist eine Illusion zu glauben, dass es in der Gegenwart keine Feindschaften mehr gebe. Gewiss sollten wir andere nicht zu Feinden erklären – aber was machen wir, wenn andere nicht dieselbe moralische Sensibilität aufbringen und uns die Feindschaft erklären? Gegenüber diesen Personen müssen wir Mut zeigen. In gewaltloser Form ist dies auch in kommunikativen Zusammenhängen und in medialer Form immer wieder angebracht.

Die moderne Form des Muts ist erforderlich gegenüber unseren Freunden. Dafür haben wir das Wort „Zivilcourage“, übersetzbar als „Bürgermut“. Denn in vielen Fällen sind die Anderen (also politische Gegner, feindliche Systeme und fremde Kulturen) zu loben und eher die eigene Gruppe zu kritisieren. Zwar ist Nonkonformismus nicht an sich eine moralische Tugend, aber gewiss mutiger als Konformismus. Wenn wir an die immer neuen Medienkampagnen und digitalen Erregungswellen der letzten Jahre denken, so ist kaum etwas mehr vonnöten als das Wagnis, sich den jeweiligen Standards der politischen Korrektheit zu entziehen und mit möglichst guten Begründungen die eigenen abweichenden Auffassungen der Öffentlichkeit zu präsentieren.

Drittens kann und sollte man mutig sein gegenüber sich selbst. Dazu ist es erforderlich, sich selbst tapfer ins Gesicht und ins Herz zu schauen: Was sind meine Schwächen? Wo habe ich Fehler gemacht? Hierher gehört auch der Mut zur Veränderung. Wer einmal einen Pfad in seinem Leben eingeschlagen hat, verlässt diesen ungern. Wir Menschen sind, wie man so schön sagt, Gewohnheitstiere. Zudem sind die meisten von uns gern bereit, sich unterzuordnen und sich an gegebene Umstände anzupassen. Dagegen steht die Aufklärung, der Motto 1784 von Immanuel Kant so formuliert wurde: Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!

Ihre Frage war aber, wie viel Mut wir aufbringen sollten. Darauf kann es keine allgemeine Antwort geben. Immer noch richtig ist die Auffassung des Aristoteles (384 bis 322 v.Chr.), dass Tapferkeit die rechte Mitte zwischen zwei falschen Extremen sei, nämlich zwischen Tollkühnheit und Feigheit. Wo diese genau liegt, kann man nur in einer konkreten Situation entscheiden. Aber diese moralische Kompetenz hat, so Aristoteles, der tugendhafte Mensch durch Erfahrung und beständiges mutiges Handeln entwickelt.

Warum sind wir oft nicht mutig? Weil der Mut einen mächtigen Gegner hat: die Furcht.

Lebewesen, die keine Furcht empfinden, können auch nicht mutig sein. Mut ist immer die Überwindung von Furcht. Im extremsten Fall fürchtet man um sein Leben, oft aber auch um seinen Ruf, seinen Erfolg oder sein bequemes Leben. Wichtiger ist jedoch unsere Selbstachtung. Deshalb sollten wir es wagen – obwohl man nicht immer gewinnt.

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Prof. Dr. Christian Thies (Universität Passau)

(Dieser Text wurde von der PASTA-Redaktion für die Ausgabe September 2017 noch angefordert, aber wegen des veränderten Konzepts der Zeitschrift dann nicht mehr veröffentlicht.)

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