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Lexikon österreichischer FrauenBand 1 A – H biografiA.

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Ilse Korotin (Hg.)

biografiA.

Lexikon österreichischer Frauen Band 1 A – H

2016 BÖHLAU VERLAG WIEN KÖLN WEIMAR

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Veröffentlicht mit der Unterstützung des Austrian Science Fund ( FWF ): PUB 162-V15

sowie durch das Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft und das Bundesministerium für Bildung und Frauen

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http: //portal.dnb.de abrufbar.

© 2016 by Böhlau Verlag Ges. m. b. H & Co. KG , Wien Köln Weimar Wiesingerstraße 1, A-1010 Wien, www.boehlau-verlag.com Alle Rechte vorbehalten. Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt.

Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist unzulässig.

Layout: Carolin Noack, Ulrike Dietmayer

Einbandgestaltung: Michael Haderer und Anne Michalek , Wien Druck und Bindung: baltoprint, Litauen

Gedruckt auf chlor- und säurefrei gebleichtem Papier Printed in the EU

ISBN 978-3-205-79590 -2

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Inhalt

Einleitung:

Frauen sichtbar machen. Das Projekt biografiA.

Biografische Datenbank und Lexikon österreichischer Frauen . . . 7

Band 1 Biografien A – H . . . 19 – 1420 Band 2 Biografien I – O . . . 1421 – 2438 Band 3 Biografien P – Z  . . . 2439 – 3666 Band 4 Register . . . 3667– 4248 Personen . . . 3667 – 3806 Berufsliste . . . 3807 – 3822 Abkürzungen . . . 3823 – 3828 Sekundärliteratur . . . 3829 – 4240 Nachweise . . . 4241 – 4246 AutorInnen . . . 4247 – 4248

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7

Frauen sichtbar machen

Das Projekt biografiA. Biografische Datenbank und Lexikon österreichischer Frauen

„Jede Frau ändert sich, wenn sie erkennt, dass sie eine Geschichte hat.“

(Gerda Lerner)

Das multimodulare Dokumentations-, Forschungs- und Vernetzungsprojekt „biografiA. Bio- grafische Datenbank und Lexikon österreichischer Frauen“ wird seit 1998 im Auftrag des Wissenschaftsministeriums im Rahmen der Dokumentationsstelle Frauenforschung am Wie- ner Institut für Wissenschaft und Kunst durchgeführt und hat die umfassende historisch-bio- grafische Aufarbeitung der Lebens- und Wirkungsgeschichte österreichischer Frauenpersön- lichkeiten zum Ziel.1 Das Projekt tritt mit Veranstaltungen, einer Publikationsreihe sowie einer Internet-Website (http://www.biografiA.at) an die Öffentlichkeit. Neben der laufen- den dokumentarischen Erweiterung der Datenbank im Zuge des Basisprojekts entwickel- ten sich durch thematische Modulprojekte Schwerpunkte im Bereich der Wissenschaftsge- schichte, der jüdischen Frauengeschichte, der Widerstands-, Exil- und Emigrationsforschung sowie der Kinder- und Jugendbuchforschung.

Idee und Initiative

Die weitgehende Unterrepräsentanz von Frauenbiografien in den meisten Lexika ist bis in die Gegenwart ein unbestrittenes Faktum, welches nicht nur auf nationale oder regionale Standardwerke zutrifft, sondern weitgehend auch auf berufs- und fachspezifische biografi- sche Lexika.2

In Österreich verhält es sich kaum anders, auch hier sind Frauen in den Institutionen des kulturellen Gedächtnisses wenig präsent – nach wie vor finden deren Lebensspuren in den bisher zugänglichen biografischen Lexika nur zu einem geringen Prozentsatz (bezogen auf die Eintragungen zu männlichen Persönlichkeiten) Beachtung und sind zumeist auf bestimmte (meist künstlerische bzw. schriftstellerische) Tätigkeitsfelder eingeschränkt.

Die Gründe dafür sind, so eine kritische Rückschau auf den Kanon bisheriger histo- risch-biografischer Forschung, nicht nur in der „patriarchalen Gesellschaftsstruktur der Ver-

1 Projektspezifische Förderungen erhielt das Projekt im Laufe der Jahre u. a. vom Frauenministe rium, MA 7: Wien Kultur, MA 57: Frauenabteilung der Stadt Wien, dem Zukunftsfonds der Republik Österreich, dem Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus, dem Stift Klosterneuburg sowie dem Jubiläumsfonds der Österreichischen Nationalbank.

2 Vgl. Elisabeth Lebensaft im Vorwort zur Dokumentation des ersten Symposiums von biografiA am 17. 11. 2000 in der Österreichischen Nationalbibliothek. Lebensaft, Elisabeth: Datenbank versus Le- xikon. Ein Antagonismus? In: Dies. (Hg.): Desiderate der österreichischen Frauenbiografieforschung.

Institut Österreichisches Biographisches Lexikon. Wien 2001 (Schriftenreihe Bd. 7). S. 4 – 6.

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Einleitung 8

gangenheit zu suchen, die der Frau nur beschränkte Möglichkeiten zu Darstellung und Aktion im öffentlichen Leben ließ“, sondern auch in dem Umstand, „dass die historische Betrachtung sich auf das öffentliche Leben von Männern fokussierte und daher kaum In- formationen über die private Sphäre, auf welche die Frau vielfach reduziert wurde, produ- ziert und zugänglich gemacht worden sind.“3

Die Selektionsprinzipien dessen, was bislang als würdig gegolten hat, aufgezeichnet, ge- sammelt und für die Zukunft bewahrt zu werden, sind aber weitaus umfassender: Es fehlen in der kollektiven Erinnerung nämlich nicht nur lediglich die Sphären des Privaten, son- dern vor allem ganz offensichtlich auch das Wissen über jene Bereiche des öffentlichen Le- bens, in denen Frauen ausgesprochen aktiv waren. Hinzuweisen ist auf die vielverzweigten Aktivitäten der ‚Frauenbewegung‘ als tiefgreifendste Bildungs- und Emanzipationsbewegung der neueren Geschichte, welche die Tätigkeitsbereiche der zahlreichen Frauenvereine eben- so umfasste wie Organisation und thematische Gestaltung von Publikationsmedien. Im Be- reich der Bildung, der Politik und der Erschließung von Berufsfeldern waren Bereiche ent- standen, die von Frauen in ganz besonderem Ausmaß geprägt wurden.

Bereits in den 1970er Jahren wurden mit Unterstützung der damaligen Wissenschafts- ministerin Hertha Firnberg – unter der Leitung von Erika Weinzierl und Ruth Aspöck und in Zusammenarbeit mit zahlreiche ForscherInnen – umfangreiche Recherchen zu einem ös- terreichischen Frauenlexikon geleistet. Mangels längerfristiger Ressourcen blieb die Samm- lung „ein relativ stattlicher Torso“4 und das geplante umfassende Standardwerk bis heute ein Desiderat.

Mittlerweile kann zumindest auf publizierte grundlegende Arbeiten in Einzelbereichen hingewiesen werden. So erschien beispielsweise im Jahr 2001 das von Eva Marx und Gerlin- de Haas herausgegebene Lexikon „210 österreichische Komponistinnen vom 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart“5, 2002 das von Brigitta Keintzel und Ilse Korotin herausgegebene Lexi- kon „Wissenschafterinnen in und aus Österreich. Leben – Werk – Wirken“6 und 2008 das von Elsbeth Wallnöfer herausgegebene Kompendium „Maß nehmen – Maß halten. Frau- en im Fach Volkskunde“7. Das im Zuge der Redaktionsarbeit aus den im Lexikon versam- melten Biografien entwickelte umfangreiche Literaturverzeichnis zeigt zudem die enorme Vielfalt an neuerer einzelbiografischer Literatur, die auf eine „Wiederentdeckung“ des bio-

grafischen Ansatzes hindeutet.

Zur Idee einer umfassenden historisch-biografischen Aufarbeitung der Lebens- und Wir- kungsgeschichte österreichischer Frauenpersönlichkeiten trugen schließlich auch bereits exis-

3 Mentschl, Christoph: Biographisch-lexikalisches Arbeiten. Gedanken zu Theorie und Praxis fächer- übergreifender Lexika, mit besonderer Berücksichtigung des Österreichischen Biographischen Le- xikons. In: Winkelbauer, Thomas (Hg.): Vom Lebenslauf zur Biographie. Geschichte, Quellen und Probleme der historischen Biographik und Autobiographik. Horn, Waidhofen/ Thaya 2000. S. 50.

4 Weinzierl, Erika: Einleitung. In: Lebensaft, Elisabeth (Hg.): Desiderate der österreichischen Frauen- biografieforschung. Wien 2000. S. 10.

5 Biographie, Werk und Bibliographie. Ein Lexikon. Salzburg, Wien, Frankfurt 2001.

6 Wien, Köln, Weimar.

7 Wien, Köln, Weimar.

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Einleitung 9

tierende internationale Vorbilder bei. Zu erwähnen sind das dreibändige Standardwerk „No- table American Women: 1607–1950“8 sowie das im Zusammenhang mit einer biografischen Datenbank konzipierte „Dansk Kvindebiografisk Leksikon“9.

Eine vorwiegend aus österreichischen Wissenschafterinnen und Bibliothekarinnen be- stehende Arbeitsgruppe trat zur Konzeption des Vorhabens zusammen und stellte der Öf- fentlichkeit nach Abschluss einer Pilotphase, in der sowohl der Prototyp der Datenbank in Betrieb genommen wurde, wie auch Kooperationsverhandlungen und grundlegende Kon- zeptionsmuster abgehandelt wurden, bei der im November 2000 in Wien abgehaltenen Ta- gung „Desiderate der österreichischen Frauenbiografieforschung“ erste Ergebnisse des Pro- jekts biografiA vor.10

Datenmaterial und Aufnahmekriterien

Das mittlerweile auch international Beachtung findende und von der Organisationsstruktur her richtungsweisende Projekt biografiA beinhaltet die erste Datenbank, welche sich ohne thematische und Epochen-Einschränkung sowie unter Zugrundelegung genderspezifischer Kategorien und Paradigmata ausführlich und ausschließlich mit Frauen in und aus Öster- reich beschäftigt. Der Erfassungszeitraum reicht von frauenbiografischen Spuren bei den AwarInnen und aus der RömerInnenzeit bis zur Gegenwart.

Für das Lexikon in Druckversion wurde der zeitliche Rahmen mit dem spätesten Geburts- jahr 1938 beschränkt, da der „Anschluss“ Österreichs und die Machtübernahme des Natio- nalsozialismus, gleichsam als „Stunde-Null“, als markanter Einschnitt für die bis dahin er- reichten emanzipatorischen Errungenschaften von Frauen im Allgemeinen erkannt wurde und für viele Frauen tragische Entwicklungen ihres individuellen Lebens bewirkt hatte. Hier galt unser dokumentarisches Bestreben im Sinne von „Gedächtnis und Andenken“ auch be- sonders der Sicherung von Spuren, „die helfen sollen, die Verbrechen der Vergangenheit auf- zudecken und die Erfahrung der Opfer in der Geschichte anzuerkennen.“11

Gleichzeitig wurde aber auch darauf geachtet, die zwischen Ideologie und Realität changierenden Lebensmöglichkeiten von Frauen in der nationalsozialistisch geprägten Ge- sellschaft aufzuzeigen: etwa im durchaus engagierten Mitwirken in NS-Organisationen wie 8 Das dreibändige Werk erschien 1971. In den Jahren 1986 und 2005 folgten zwei weitere Bände,

welche den Bogen bis ins 20. Jahrhundert spannten.

9 Siehe: Dansk kvindebiografisk leksikon online: http://www.kb.dk/da/materialer/kulturarv/institu- tioner/Kvinfo/Dansk_kvindebiografisk_leksikon.html

10 Zur ersten Planungsgruppe gehörten: Dr. Hertha Hanus vom Judaica-Projekt/ÖNB. Die bei- den Mitarbeiterinnen von Ariadne/ÖNB, Mag. Helga Hofmann-Weinberger und Christa Bitter- mann-Wille, Dr. Elisabeth Lebensaft vom Österreichischen Biographischen Lexikon, Dr. Elisabeth Vavra vom Institut für Realienkunde, vom Wissenschaftsministerium Dr. Eva Knollmayer und ihre Mitarbeiterin Dr. Roberta Schaller-Steidl, die Initiatorin Dr. Edith Stumpf-Fischer sowie von der IWK-Dokumentationsstelle Frauenforschung Dr. Brigitta Keintzel und die Verfasserin.

11 Assmann, Aleida: Kanon und Archiv – Genderprobleme in der Dynamik des kulturellen Gedächt- nisses. In: Bidwell-Steiner, Marlen/Wozonig, Karin S. (Hg.): A Canon of Our Own? Kanonkritik und Kanonbildung in den Gender Studies. Innsbruck, Wien, Bozen 2006. S. 20 –34, hier S. 27f.

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Einleitung 10

BDM und NSV, durch Literaturproduktion, im Bereich der Erziehung oder in der Wissen- schaft, wo sich gerade in den Kriegsjahren durch die Abwesenheit der Männer gute Karriere- chancen boten.

Die geografischen Grenzen wurden in der Datenbank mit dem jeweiligen historischen Staats- gebiet definiert und umfassen so etwa auch alle Länder der Habsburgermonarchie; für das Lexikon hingegen wurde dieser Rahmen auf das Gebiet des heutigen Österreich reduziert.

Aufgenommen wurden Frauen, die in Österreich geboren wurden, gestorben sind bzw. ei- nen wichtigen Teil ihres Lebens auf diesem regional und kulturhistorisch definierten Ter- rain verbrachten. Für die Aufnahme war es notwendig, durch eine Handlung, eine Tätigkeit oder durch ein Werk an die Öffentlichkeit getreten zu sein bzw. durch diese Faktoren einen gewissen Bekanntheitsgrad erlangt zu haben. Für die Darstellung einer Einzelbiografie war es – im Unterschied zu einer Kollektivbiografie – notwendig, wenigstens ein Mindestmaß an individueller gesellschaftlicher Aufmerksamkeit und/oder Anerkennung erlangt zu haben.

Gelegentlich führten auch vorerst lediglich mündlich überlieferte Mitteilungen zu schrift- lichen Darlegungen autobiografischer oder familienbiografischer Erinnerungen12.

Seit Juli 1998 wurden 20.139 biografische Datensätze in unterschiedlicher Ausarbei- tungsquantität und -qualität in die Datenbank aufgenommen. Die Sammlung reicht von fragmentarischen biografischen Spuren bis hin zu ausführlichen detailgenauen Lebensbe- schreibungen, welche von ExpertInnen aus unterschiedlichen Fachbereichen speziell für biografiA recherchiert und verfasst wurden. In mehreren Bearbeitungsdurchgängen wur- den aus dem Gesamtbestand 6.489 Biografien für die Printversion ausgewählt und redak- tionell bearbeitet.

Der Erfassungsschwerpunkt liegt seit Projektbeginn – sicherlich auch begründet durch die nach wie vor spärlich vorhandene biografische Grundlagenforschung in den davor liegenden Zeiträumen – im 19. und 20. Jahrhundert. Es wurde aber stets eine Epochen überspannende Erweiterung angestrebt. Überraschend ist dabei auch hier das Ausmaß an Frauenbiografien, welche bei differenzierterer Betrachtung aus früheren Quellen gewonnen werden können (vgl.

dazu etwa die zahlreichen Einträge aus der „RömerInnenzeit“, aber auch aus dem Mittelalter).

Neben der „Elite“ der durch Überlieferung und Quellenlage herausragenden Frauen wur- den besonders die heute weniger bekannten oder unbekannten Frauen berücksichtigt, weshalb zahlreiche biografische Einträge nur diese geringen vorhandenen Informationen wiederge- ben können. Hier soll es vor allem auch eine Anregung zum Weiterforschen sein, denn ge- rade diese Biografien vervollständigen erst das Gesamtbild weiblicher Aktivitäten und Wir- kungsbereiche der jeweiligen Zeitepoche und verweisen oftmals auf ein Netz sozialer und gesellschaftlicher Beziehungen.

Die individuelle Lebenszeit in Wechselwirkung mit sozialen und politischen Einflüssen zu zeigen bringt auch das gesellschaftspolitische Anliegen, welches mit der Konzeption eines frauenspezifischen Lexikons verknüpft ist, deutlich zum Vorschein. So wurden zum Beispiel 12 Siehe dazu u. a. die autobiografisch orientierten Bände Nr. 4 (Hilde Koplenig), Nr. 7 (Johanna Mon- schein), Nr. 11 (Lilli Beer-Jergitsch) und Nr. 15 (Hedwig Pistorius) der Buchreihe „biografiA. Neue Ergebnisse der Frauenbiografieforschung.

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Einleitung 11

zahlreiche Aktivistinnen der historischen Frauenbewegung aufgenommen, weiters Frauen, die in karitativen bzw. Wohltätigkeitsvereinen ihren Wirkungsbereich hatten, in Namenslis- ten von Interessensgemeinschaften wie der „Vereinigung der Künstlerinnen Österreichs“ zu finden waren oder als Mitglieder der „Wiener Werkstätte“ aufscheinen. Zahlreich sind auch jene Frauen, die in sehr unterschiedlichen Zusammenhängen Widerstand gegen den Natio- nalsozialismus geleistet haben.

Theorie und Methode

Um eine höchstmögliche geschlechterrelevante Differenzierung zu ermöglichen, stand am Beginn die kritische Auseinandersetzung mit den an männlichen Lebensläufen orientier- ten Dokumentationsmodellen. Die Entwicklung des biografiA-Kategorienschemas orien- tierte sich an den theoretischen Überlegungen zu einer feministisch orientierten Biografie- forschung und hatte den Anspruch, die in der Gesellschaft offenkundigen Unterschiede von Männer- und Frauenleben erkennbar zu machen. Veränderungen im weiblichen Lebenslauf durch Bildung, Erwerbsarbeit und Familie sollten dokumentierbar werden und im Weite- ren eine feministische, geschlechtssensible Biografieanalyse ermöglichen.

Das Anliegen der Erstellung einer frauenbiografischen Datenbank und eines frauenbio- grafischen Lexikons weist auch auf Unterschiede zu „traditionalen“, der narrativ-positivis- tischen Geschichtsauffassung folgenden Ergebnissen der österreichspezifischen Frauenbio- grafieforschung hin.

Es ergaben sich demnach vier methodische Implikationen, die einer weiteren Ausdifferen- zierung bedurften und bei der Erstellung von redaktionellen Vorgaben mitberücksichtigt werden mussten:

• Die Geschichte der bisherigen Biografieforschung muss rekonstruiert und kritisch analysiert werden.

• Bestehende Lücken in der Biografieforschung sollen entdeckt und sichtbar gemacht werden.

• Geschlechterstereotypen Schreibweisen und Forschungsmethoden soll eine geschlechterdifferente Vielfalt in der Biografieforschung entgegengesetzt werden.

• Die Gefahr des Psychologismus, die sich am Primat der Betroffenheit und der Identifikation orientiert, soll methodisch eingegrenzt werden.

Die Leitprinzipien der Gründungsphase der Frauenforschung in den 1970er Jahren: Par- teilichkeit und Solidarität, Subjektivität und Betroffenheit sollen damit nicht ad acta gelegt, aber bei der Erforschung und Dokumentation von „weiblichen Biografien“ neuerlich theo- retisch reflektiert werden.

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Einleitung 12

Vernetzung und Kooperation

Der Erfolg des interdisziplinären Dokumentations- und Forschungsunternehmens liegt vor allem auch im Aufbau eines Netzwerkes, in dem der Austausch mit in- und ausländischen ForscherInnen, mit Archiven, Bibliotheken und Dokumentationsstellen eine zentrale Rolle spielt.

Herausragend ist in diesem Zusammenhang die Kooperation mit dem Österreichischen Biographischen Lexikon, von welchem bei Projektbeginn sämtliche frauenrelevanten Da- tensätze per Datentransfer übernommen werden konnten. Aber auch mit fachspezifischen Dokumentationen und biografischen Sammlungen wie der Exilbibliothek im Literaturhaus, dem Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes, der Forschungsstelle „Wis- senschaftsemigration“/IWK oder dem Tagblattarchiv/AK (nun Wienbibliothek) sowie der

„Sammlung Frauennachlässe“ am Institut für Geschichte der Universität Wien wurden er- folgreiche Kooperationen herbeigeführt.

Eine enge Zusammenarbeit auf inhaltlicher Ebene besteht ebenso mit der FrauenAG der

„Österreichischen Gesellschaft für Exilforschung (öge)“.

Die Vorbereitungsphase des Projekts biografiA stand im Zeichen umfangreicher Koopera- tionserhebungen, in denen nicht nur nach dem Vorhandensein biografischen Materials in anderen Archiven und Dokumentationsstellen gefragt wurde, sondern auch nach der EDV-mäßigen Erfassung der Daten und der Möglichkeit eines Datentransfers. Zwar er- schlossen sich in den verschiedenen Einrichtungen unterschiedliche und umfangreiche Mög- lichkeiten der Zusammenarbeit, ein Datentransfer ließ sich – mit Ausnahme des Öster- reichischen Biographischen Lexikons – wegen unterschiedlicher technischer Lösungen im Probelauf nicht realisieren. Hier könnte möglicherweise in Zukunft eine gemeinsame Inter- netplattform andere Perspektiven eröffnen.

In der Vorbereitungsphase wurden im Hinblick auf eine ExpertInnenbefragung zehn WissenschafterInnen aus unterschiedlichen Disziplinen bzw. Teilbereichen der historischen Forschung ausgewählt, um sie in einem Interview nach der Relevanz einer frauenbiografi- schen Datenbank, eines frauenspezifischen Lexikons sowie nach den zu berücksichtigenden fachspezifischen Kriterien zu befragen.13 Die Interviews ließen erkennen, dass das Projekt als bedeutender Schritt zur Sichtbarmachung von Frauen in allen Lebensbereichen anerkannt wird. Die Gespräche brachten zahlreiche Anregungen, Unterstützungs- und Kooperations- bereitschaft wurde signalisiert.

In den darauf folgenden Projektphasen konnten mehr als 150 FachwissenschafterInnen als AutorInnen gewonnen werden. Diese gewährleisten durch ihre Verbundenheit langfristig die hervorragende Qualität der Informationen. Weitere Kooperationen mit vergleichbaren 13 Folgende ExpertInnen wurden interviewt: Univ. Prof. Dr. Mitchell Ash sowie die Univ. Professo- rinnen Dr. Heide Dienst, Dr. Margarete Grander, Dr. Christa Hämmerle, Dr. Friederike Hassauer, Dr. Waltraud Heindl, Dr. Brigitte Mazohl, Dr. Herta Nagl-Docekal, Dr. Edith Saurer (†), Dr. Erika Weinzierl (†) und Dr. Ruth Wodak.

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Einleitung 13

Nachschlagewerken und Datenbanken, mit Forschungs- und Dokumentationseinrichtungen wurden angebahnt bzw. verfestigt und Strategien der Zusammenarbeit festgelegt.

Basis und Module

Bereits von der Konzeption her war im Projekt biografiA eine interdisziplinäre Zusammen- arbeit im Bereich der frauenspezifischen, feministisch orientierten Biografieforschung vor- gesehen. Interdisziplinarität lässt sich nur im Prozess von Wissensproduktion und Wissens- vermittlung einlösen, weshalb biografiA durch ihren multimodularen Aufbau neue Maßstäbe im Bereich der Wissenschaftskommunikation schuf.

Im Zentrum befindet sich als Basisprojekt14 die Datenbank, in welche prozesshaft laufend Datensätze einflossen. Durch die Einbindung thematischer Module wurde es möglich, neue MitarbeiterInnen zu gewinnen und einzelne biografische Themenbereiche intensiver zu bear- beiten, wodurch Kompetenzerweiterungen und Schwerpunktbildungen ermöglicht wurden.

Folgende Bereiche waren Inhalt von Modulprojekten:

• Wissenschafterinnen in Österreich. 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts,15

• Biografische und wissenschaftsgeschichtliche Studien zu Naturwissen- schafterinnen (ehemalige philosophische Fakultät der Universität Wien)16,

• Kinder- und Jugendbuchautorinnen17,

• Jüdische Frauen in Österreich und ihr Beitrag zu Wissenschaft, Kunst und Kultur 18,

• Jüdische Schriftstellerinnen Österreichs: Ihr Leben, ihr Schicksal und ihr Schaffen19,

• Intellektuelle Frauen und ihr Wirken im Wien der Zwischenkriegszeit – Schwerpunkt Psychoanalyse 20,

14 In mehreren Projektphasen gefördert durch das Bundesministerium für Wissenschaft und For- schung. Zusatzförderung durch das Frauenministerium und den Nationalfonds der Republik Ös- terreich für Opfer des Nationalsozialismus.

15 Projekt des Jubiläumsfonds der ÖNB. Projektleitung und -bearbeitung Brigitta Keintzel/Ilse Ko- rotin. Erweiterte Publikation der Projektergebnisse in: Keintzel, Brigitta/Korotin, Ilse (Hg.): Wis- senschafterinnen in und aus Österreich. Leben – Werk – Wirken. Wien, Köln, Weimar 2002.

16 Projekt des Jubiläumsfonds der ÖNB. Projektleitung Brigitta Keintzel, Bearbeitung Brigitte Bi- schof.

17 Projekt des Jubiläumsfonds der ÖNB. Projektleitung Ilse Korotin, Bearbeitung Susanne Blumes- berger. Die Publikation des Handbuchs erfolgte 2014 im Böhlau Verlag.

18 Projekt des Jubiläumsfonds der ÖNB sowie Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus. Projektleitung Johann Marte, Bearbeitung Susanne Blumesberger.

19 Projekt des Jubiläumsfonds der ÖNB. Projektleitung Ernst Seibert, Bearbeitung Susanne Blumes- berger.

20 Projekt der MA 57 Frauenförderung und Koordinierung von Frauenangelegenheiten. Projektlei- tung und -bearbeitung Ilse Korotin.

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Einleitung 14

• Die Frauen des jüdischen Prager Kreises. Kreative Netzwerke und Trans- aktionsfelder aus historisch-biografischer Perspektive 21,

• Österreichische Frauen im Widerstand gegen den Nationalsozialismus.

Eine biografische Datenbank 22,

• Frauenbiografische Studien zur österreichischen Wissenschaftsgeschichte 23,

• Die Frauen und Töchter der Babenberger 24,

• Der Weg zur beruflichen Gleichstellung: am Beispiel von Bibliothekarinnen 25. Forschung und Dokumentation – das Beispiel: „Österreichische Frauen im Widerstand gegen den Nationalsozialismus“

Am Beispiel des Modulprojekts „Österreichische Frauen im Widerstand gegen den Natio- nalsozialismus“ kann gezeigt werden, in welchem Wechselverhältnis von biografischer Pra- xis und methodischer Reflexion Forschung und Dokumentation im Rahmen von biografiA realisiert werden.26

Im Forschungsvorhaben wurde eine biografische Dokumentation österreichischer Wider- standskämpferinnen erstellt. Das Ziel sollte eine möglichst ausführliche datenmäßige Er- fassung von Frauen aus allen politischen und weltanschaulichen Lagern sein, welche indi- viduellen oder organisierten Widerstand gegen die nationalsozialistische Diktatur und das autoritäre Regime vor 1938 geleistet haben. Das Projekt hatte sich die Aufgabe gestellt, nicht nur die bekannten österreichischen Widerstandskämpferinnen wieder in Erinnerung zu ru- fen, sondern vor allem auch den Spuren vergessener oder bislang noch nicht dokumentier- ter Frauen nachzugehen.

Im Sinne eines breiter angelegten Widerstandsbegriffs sollten neben dem weiblichen Wi- derstand in den Bereichen der Politik, des konfessionellen Widerstandes, im Exil etc. auch Widerstandsbereiche berücksichtigt werden, die in letzter Zeit verstärkt ins Blickfeld der Widerstandsforschung gerückt sind. Dazu zählen etwa Widerstand auf individueller Basis oder in kleinen „privaten“ Netzwerken (Schutz und Hilfe für Verfolgte des NS-Regimes) und Versuche von Angehörigen verfolgter Bevölkerungsgruppen, sich und andere der Ver- folgung zu entziehen.

21 Projekt des Jubiläumsfonds der ÖNB. Projektleitung Ilse Korotin, Bearbeitung Susanne Blumes- berger, Rosa Rahel Neubauer.

22 Projekt des Zukunftsfonds der Republik Österreich und Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus. Projektleitung und -bearbeitung Christine Kanzler, Ilse Korotin, Karin Nusko.

23 Projekt des Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung. Projektleitung Ilse Korotin, Be- arbeitung Ilse Korotin, Nastasja Stupnicki.

24 Projekt des Stiftes Klosterneuburg. Bearbeitung Ingrid Roitner. Laufendes Projekt.

25 Projekt des Jubiläumsfonds der ÖNB. Projektleitung Edith Stumpf-Fischer, Bearbeitung: zahlrei- che MitarbeiterInnen v. a. aus dem Bibliotheksbereich.

26 Vgl. im Folgenden: Christine Kanzler / Ilse Korotin /Karin Nusko: Unveröffentlichte Darstellung des Projekts.

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Einleitung 15

Die Dokumentation „Österreichische Frauen im Widerstand gegen den Nationalsozia- lismus“ versteht sich zum einen als Materialbasis für weiterführende Forschungen auf dem Gebiet der Widerstands- und Frauenbiografieforschung und soll andererseits dazu beitragen, den Anteil der Frauen am Kampf gegen Nationalsozialismus und Diktatur zu würdigen, die Erinnerung an sie zu bewahren und der Öffentlichkeit näher zu bringen.

Ebenso wie die meisten Teilprojekte von biografiA wurde das Projekt von einem 4 – 6 Mal pro Semester zusammentreffenden Arbeitskreis begleitet, welcher als Diskussions- und Ver- netzungsplattform für ForscherInnen und InteressentInnen diente.

Im Rahmen des 2-jährigen Projekts sind über 3.000 Biografien aus dem umrissenen Be- reich in die Datenbank eingeflossen, wobei zahlreiche Texte von FachautorInnen verfasst wur- den. Etwa ein Drittel dieser Biografien wurde für das vorliegende biografiA-Lexikon ausge- wählt. Eine kleine Auswahl an Biografien wird zudem im Internet präsentiert.

Die Datenbank – Struktur und Erfassung

Das österreichische Frauenlexikon des Projekts biografiA wurde von Anfang an gleichzei- tig als Datenbank und als Buch konzipiert. So konnte bereits von Beginn an die Struk- turierung und Eingabe der Datensätze weitgehend den Bedürfnissen des späteren Le- xikons entgegenkommen – ein Kategorienschema nach geschlechtssensiblen Kriterien wurde entwickelt.

Nachfolgend sollen einige zentrale Bereiche der Datenbank vorgestellt werden, die als grundlegend für die Beleuchtung und Dokumentation von Frauenleben erkannt wurden.

Namen

Die Sichtbarmachung von Frauenleben in biografiA beginnt bereits bei der Berücksichtigung von in Frauenbiografien häufigen Namensänderungen. So ermöglicht das Feld „weitere Na- mensformen“ eine uneingeschränkte Eingabe von Namen, z. B. geboren, verehelicht oder Pseu- donyme, nach denen ebenfalls gesucht werden kann.

(Beispiel: Bauer Helene, geb. Gumplowicz, gesch. Landau., Ps. Lawska, Ökonomin, mar- xistische Theoretikerin und Journalistin; Eckstein-Diener Berta, geb. Bertha Helene Diener, Ps. Sir Galahad, Helen Diner, Mulford Prentice, Bertha, Erzählerin und Sachschriftstellerin).

Im Lexikon wurde dem Faktum der Namensvielfalt und der damit in Verbindung ste- henden Auffindbarkeitsproblematik von Frauenbiografien mit der Erstellung eines um- fangreichen „Personenregisters“ Rechnung getragen. Jede in der biografischen Titelzeile genannte Namensform wurde in das Register aufgenommen und verweist auf den Haupt- eintrag. Der Umfang dieses Registers – und auch dessen Bearbeitung, bei der selbst noch in einer sehr späten Bearbeitungsphase Doppelnennungen auf Grund verschiedener Na- mensformen aufgefunden wurden – zeigt die drastischen Auswirkungen bei der Umsetzung des Anspruchs, Frauenbiografien möglichst vollständig zu dokumentieren.

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Einleitung 16

Beziehungen

Eine weitere zentrale Kategorie von Frauenbiografien sind die Beziehungsdimensionen, an welchen oft Hürden oder Förderungen auf dem Weg in die Öffentlichkeit, aber auch die Eingebundenheit in familiäre Strukturen ablesbar sind. In diese Kategorie fallen Angaben zu Ehe- und LebenspartnerInnen, zu verwandten Personen, Angaben zu FreundInnen und beruflichen PartnerInnen.

Ausbildung, Laufbahn und Wirkung

Neben der Darstellung von Ausbildung und Laufbahn wurde auf die Sichtbarmachung der versteckten Arbeit von Frauen Wert gelegt, also auf all jene Bereiche, welche nicht über die Daten und Fakten des offiziellen Lebens erschließbar sind. So ermöglicht ein Eintragsfeld dieser Ebene neben der Nennung von „Ehrungen und Auszeichnungen“ mit der Frage nach

„Mitgliedschaften“ auch die Darstellung der oft hinter Vereinsnamen verborgenen ehren- amtlichen Tätigkeit von Frauen.

Beschlagwortung

Ein weiterer gendersensibler Bereich offenbart sich in der Beschlagwortung, für welche das dokumentarische Regelwerk thesaurA herangezogen wurde.

thesaurA wurde als Österreichischer Frauenthesaurus entwickelt und von frida, dem Verein zur Förderung und Vernetzung frauenspezifischer Informations- und Dokumentationsein- richtungen in Österreich als Nachschlagewerk herausgegeben. thesaurA ist ein feministischer Thesaurus, der Frauen in der Beschlagwortung bewusst sichtbar macht. Ein ausgewählter Teil

der Schlagworte aus thesaurA wurde in die Datenbank eingearbeitet.

Berufe

Eine ungebrochene Berufsbiografie zählt bei Frauen nach wie vor zu den Ausnahmen. Weib- liche Biografien verlaufen aus beruflicher Perspektive in der Regel nicht geradlinig und sind meist durch familiäre Veränderungen gekennzeichnet. Außerhäusliche Erwerbs- tätigkeit, wie uns heute geläufig, ist für Frauen der Mittel- und Oberschicht ein rela- tiv junges Phänomen. biografiA ermöglicht daher prinzipiell eine Mehrfachnennung von Berufen, wobei auch die Nennung von nicht (oder noch nicht) als Beruf definierten Tä- tigkeiten möglich ist (wie etwa Mutter oder Hausfrau, aber auch Diebin, Mörderin, Rei- sende, Stifterin, Vereinsfunktionärin bzw. Berufe, die für Frauen erst im Zuge einer aka- demischen Ausbildung zu erreichen waren).

Hinsichtlich der Entstehung von Berufsbildern und der Mitwirkung von Frauen an der theo- retischen und praktischen Entwicklung der modernen Wissenschaften im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts bietet sich in Wien im Bereich der Kinder- und Jugendforschung um die Psychologin Charlotte Bühler ein interessantes Beispiel an. Charlotte Bühlers Wirken an

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Einleitung 17

der Universität Wien stand in engem Austausch mit den sozial- und bildungspolitischen Intentionen der Wiener Stadtverwaltung, insbesondere der Glöckel’schen Schulreform: Um die junge Psychologin scharten sich zahlreiche MitarbeiterInnen. Viele von ihnen waren ur- sprünglich LehrerInnen und wurden durch die von dem sozialdemokratischen Politiker und späteren Wiener Stadtschulrat Otto Glöckel angeregte hochschulmäßige LehrerInnenfort- bildung zu einem weiteren Studium angeregt. In und durch Charlotte Bühlers ForscherIn- nengemeinschaft entstanden weitreichende Netzwerke und entwickelten sich wirksame För- derungsbeziehungen für Frauen.

Auf der Grundlage der dokumentarischen Darlegung von Forscherinnenbiografien las- sen sich hier disziplin- und wissenschaftsgeschichtlich relevante Fragen aufgreifen, jeden- falls wird aber in einem ersten Schritt die disziplinäre Erinnerung und die Historiographie nachhaltig beeinflusst.

Redaktionelle Bemerkungen Darstellung der Biografien:

Die Darstellung der Biografien orientiert sich an den Kategorien (Eintragsfeldern) der Da- tenbank. Diese Kategorien wurden im Wesentlichen auf folgende Felder reduziert:

„Herkunft, Verwandtschaften“, „LebenspartnerInnen, Kinder“, „Ausbildungen“, „Lauf- bahn“, „Auszeichnungen, Mitgliedschaften“, „Quellen“ (d. s. Nachlass, Archive …), „Wer- ke“ und „Literatur“.

Im Lexikon existieren zwei „Arten“ von Biografien:

Dokumentierte Biografien: Diese wurden aus verschiedenen gedruckten oder Inter- net-Quellen in der Datenbank dokumentiert und für das Lexikon nachbearbeitet (ohne spezielle/n AutorIn).

AutorInnenbiografien: Diese Texte wurden von AutorInnen speziell für das Projekt bio- grafiA verfasst und unterscheiden sich gelegentlich dadurch, dass sie nicht immer den Ka- tegorien der dokumentierten Biografien folgen und vielmehr sogenannte „freie“ Texte sind.

Die jeweiligen Texte wurden nur dann dem allgemeinen Schema angepasst, wenn es der Dar- stellung der Biografie entspricht.

Diese Biografien sind jeweils mit dem Namen des Autors/der Autorin gekennzeichnet.

„Männliche“ Schreibformen wurden zum Großteil dort beibehalten, wo es sich um formale Titel (z. B. Promotion zum Dr …, a.o. Professor) bzw. Bezeichnungen (z. B. Arbeiterbewe- gung) handelt, die in der jeweiligen Epoche üblich waren bzw. es als historische Begriffe nach wie vor sind. In die Texte und Darstellungsart der jeweiligen Autoren und Autorinnen wurde diesbezüglich allerdings nicht eingegriffen, sollte hier eine andere Form gewählt worden sein.

Literatur:

Die bei sehr umfangreichen Literaturverzeichnissen notwendige Kürzung auf eine „Aus- wahl“ von ca. 10 Titeln wurde zugunsten weniger bekannter Literatur (Dissertationen, Diplom arbeiten, Beiträge in Sammelbänden) durchgeführt. Dies führt nicht selten dazu,

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Einleitung 18

dass in solchen Fällen die Nennungen verschiedener Lexika bzw. von Standardliteratur unterblieben ist.

In den Literaturzitaten wird jeweils die erste bekannte Auflage genannt.

Dank

Ein derartig groß angelegtes Unternehmen wie biografiA bedurfte vieler UnterstützerInnen und MitarbeiterInnen. Von Beginn an waren dies die engagierten Frauen der Vorbereitungs- gruppe sowie die ExpertInnen, die uns zu Beginn in den Interviews bestärkten, dieses Projekt zu wagen. Roland Feigl (Österreichisches Biographisches Lexikon – ÖAW) hat (in Anleh- nung an die Struktur des ÖBL) für biografiA eine Datenbank entwickelt, die auch noch nach 16 Jahren leistungsfähig als Basis unserer Dokumentations- und Recherche tätigkeit zur Ver- fügung steht. René Korotin widmete sich seit Beginn des Projekts stets engagiert dem Auf- bau und der Aktualisierung der Projekt-Homepage (http://ww.biografiA.at).

Eine besonders enge Zusammenarbeit war mit den Modulbearbeiterinnen möglich, die auch über die jeweilige Projektlaufzeit hinaus viele Jahre miteinander verbunden blieben: Su- sanne Blumesberger, Karin Nusko, Christine Kanzler, Ingrid Roitner und Brigitte Bischof.

Als erste Dokumentarin arbeitete Ursula Scholda im Projekt. Nun sind junge Mitarbeiterin- nen nachgefolgt: Nastasja Stupnicki, Carina Tiefenbacher, Anne Michalek und Maxie-Renée Korotin haben in den zahlreich notwendigen Auswahl- und Überarbeitungsdurchgängen wesentlich zur Endfassung des Lexikons beigetragen. Darüber hinaus ist all den engagier- ten AutorInnen zu danken, die uns ihre biografischen Forschungsergebnisse zur Verfügung stellten bzw. auf deren Vorarbeiten wir im Rahmen unserer Dokumentationsarbeit zurück- greifen konnten. Zu danken ist auch den vielen „InformantInnen“, von denen wir vor allem wertvolle familienbiografische Dokumente erhielten, mit denen wir oftmals unseren Bestand korrigieren und ergänzen konnten.

Zu danken ist auch dem bereits 1946 gegründeten Institut für Wissenschaft und Kunst, welches sich als Schnittstelle zwischen wissenschaftlicher Forschung und Bildungstätigkeit begreift und in dessen Rahmen sich die Projektinitiative biografiA erfolgreich entwickeln konnte. Besonders zu danken ist den für die Basis- und Modulfinanzierung genannten För- dergebern, die wir mit unseren schon bisher vorgelegten Ergebnissen immer weiter von un- serer Arbeit überzeugen konnten.

Schließlich ist Frau Dr. Edith Stumpf-Fischer zu danken, deren unermüdliches Engage- ment, für eine nachhaltige kulturelle Überlieferung des Wirkens österreichischer Frauen- persönlichkeiten zu sorgen, das vorliegende Werk erst begründete und über viele Hindernisse hinweg auch langfristig sicherte. Ihr soll dieses Lexikon gewidmet sein.

Ilse Korotin

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A

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Abegg | A 21

Abegg Frieda; Bäuerin und Widerstandskämpferin Geb. Unterwald, Stmk., 18. 12. 1919

Gest. St. Peter Freienstein, Stmk., 4. 3. 1999

Herkunft, Verwandtschaften: Aus christlich-sozialer Bauernfamilie, drei Brüder, wächst in ärmlichen Verhältnissen auf.

LebenspartnerInnen, Kinder: Ein Sohn (1949 –1986).

Ausbildungen: Besucht 4 Jahre Volksschule, anschließend eine von geistlichen Schwestern geführte Mädchenhauptschule in Mautern.

Laufbahn: Bereits im Alter von 14 Jahren Arbeit am elterlichen Pachtbauernhof. Ihre Eltern unterstützen die PartisanInnen mit Unterkunft, Nahrung und Kleidung. Sie hilft, die Parti- sanInnen mit Lebensmittel zu versorgen. Nach einer Denunziation verhaftet die Gestapo am 15. August 1944 den Vater, zwei ihrer Brüder und sie selbst. Nach Misshandlungen wäh- rend der Verhaftung, wird F. A. auch Zeugin der brutalen Gestapomethoden im Gefängnis in Leoben. Nach sechs Wochen Gestapo-Haft in Leoben wird sie am 3. Oktober 1944 nach Ravensbrück deportiert, nach einigen Wochen in das Lager Graslitz, wo sie in einer Munitions fabrik arbeiten muss. Im April 1945 wird das Lager evakuiert, F. A. flieht mit vier weiteren Frauen aus der Steiermark vor dem „Todesmarsch“. Im Mai 1945 kommt sie in St. Peter Freienstein an. Der Vater und Bruder Fritz sind in Mauthausen ermordet worden, der jüngste Bruder Werner hat die Konzentrationslager Flossenburg und Buchenwald überlebt.

Nach ihrer Rückkehr bewirtschaftet sie gemeinsam mit ihrem Bruder bis zu ihrem 77. Le- bensjahr den Pachtbauernhof ihrer Eltern. Als KZ-Überlebende wird sie von vielen Nach- barn gemieden, vor allem nachdem sie bei der Ausforschung von Kriegsverbrechern hilft.

L.: Amesberger/Halbmayr 2001, Bd. 2

Abel Franziska, geb. Löwy, Franziska Hevesí, Friederike Alberti; Schriftstellerin und Modejournalistin

Geb. Heves, Ungarn, 1845 Gest. Wien, 22. 12. 1898

Laufbahn: War als Modeschriftstellerin tätig, Mitarbeiterin des „Wiener Tagblatt“, der

„Wiener Mode“ und anderer Zeitschriften.

L.: Biografisches Jahrbuch/Nekrolog 1903, Eisenberg 1891, ÖNB2002 Abel Katharina; Tänzerin

Geb. Wien, 22. 2. 1856

Gest. Baden bei Wien, NÖ, 6. 3. 1904

LebenspartnerInnen, Kinder: Ab 1890 mit dem Grafen Ossich verheiratet.

Laufbahn: Solotänzerin der Hofoper. Kam 1868 ins Kärntnerthor-Theater, konnte ihre Kar- riere wegen einer Fußverletzung nicht fortsetzen und trat ab 1883 als erste Mimikerin an der Hofbühne auf.

Ausz., Mitglsch.: Ernennung zur k. k. Hofopern-Solotänzerin.

Qu.: Tagblattarchiv/AK (Personenmappe).

W.: „Die letzten Goten“

L.: Czeike Bd. 12004, Eisenberg 1891

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A | Abels-d’Albert 22

Abels-d’Albert Erika, geb. Erika Anne Abeles, Ps. d’Albert; Malerin, Grafikerin und Mode- designerin

Geb. Berlin, Deutsches Reich (Deutschland), 3. 11. 1896 Gest. Paris, Frankreich, 7. 3. 1975

E. A.-d’A. wird am 3. November 1896 als Erika Anne Abeles in Berlin geboren. Sie ist das einzige Kind des damals sehr bekannten Wiener Kunstkenners, -kritikers und Schriftstel- lers Dr. phil. Ludwig Wilhelm Abels (1867–1937), recte Ludwig Abeles. Ihre Mutter Anna Emilie Abel(e)s (1875–1939), geborene Mewes, stammt aus der Umgebung von Berlin. Im Sommer 1898 übersiedelt die junge Familie nach Wien, in die Geburtsstadt Ludwig W.

Abels, wo E. A.-d’A. in einem liberalen, gutbürgerlichen und von Kunst durchdrungenem Milieu aufwächst. Ihr Großvater väterlicherseits, Salomon Abeles, ist ein bedeutender Uh- rengroßhändler mit Filialen in Wien (am Graben) und Budapest. Wie ihr Vater betätigt sich auch ihr Onkel Karl als Schriftsteller, zwei weitere Onkel sind Musiklehrer. Ihr Vater ist es auch, der sie zur Kunst führt. Er ist ihr erster Lehrer, bleibt lebenslanger Förderer und Mentor.

E. A.-d’A. erhält ihre künstlerische Ausbildung in Wien laut eigenen Angaben 1911/12 in der privaten Malschule von Irma von Duczyńska und Imre Simay und 1912/13 beim Maler Felix Albrecht Harta. Studienreisen unternimmt sie nach Italien, Deutschland und Ungarn.

Die Entscheidung professionelle Künstlerin zu werden, fällt sie früh. Bereits mit 16 Jahren, im Herbst 1913, stellt sie sich mit einer Kollektivausstellung (Portraits, Akte, Stillleben, Modeentwürfe) im Österreichischen Kunstverein – erfolgreich – der Öffentlichkeit vor. Sie verwendet dabei das Pseudonym „d’Albert“, das sie wenige Jahre später fortan ergänzend ihrem Namen hinzufügt.

Während des Krieges bezieht sie ihr (erstes?) Atelier in der Gloriettegasse 13 in Wien Hiet- zing, 1919 verlegt sie es in ein nicht minder mondänes Wohnhaus in die nahegelegene Alt- gasse 27. Zu dieser Zeit versucht sie als Modedesignerin Fuß zu fassen, was ihr aber nicht gelingt. Zu ihren interessantesten Modeentwürfen zählen (neben Alltags- und Abendbe- kleidung für die moderne, gutsituierte Frau) Reise- und Sportkleidung, etwa ein pelzgefüt- tertes Fliegerinnenkostüm aus Sämischleder.

Im gleichen Jahr gründet sie mit ihrem Vater die rasch an Mitgliedern zunehmende, jedoch nur wenige Monate bestehende (linke?) KünstlerInnengruppe „Die Unabhängigen“, die im „Haus der jungen Künstlerschaft“ (ehemalige Galerie Miethke) und anschließend im Künstlerhaus exponiert. Das Wiener Künstlerhaus bleibt bis zu ihrer Emigration nach Paris in den 1930er Jahren ihr bevorzugter Ausstellungsort, mehrmals ist sie dort mit Werken vertreten (1919, 1925 mit dem Bund öst. Künstler, 1926, 1927, 1931). 1920 und 1922 finden zwei Einzelausstellungen ihrer Kunst in der Galerie St. Lucas statt, weitere Ausstellung/sbe- teiligung/en im Museum für Kunst und Industrie (heute: Museum für angewandte Kunst), im Theseustempel im Volksgarten, im Sonnenuhrhaus in Schönbrunn und in der Buch- handlung Seilergasse. E. A.-d’A. exponiert bevorzugt mit Kollegen. Ausnahme ist die große retrospektive Ausstellung der Vereinigung bildender Künstlerinnen Österreichs (VBKÖ)

„Zwei Jahrhunderte Kunst der Frau in Österreich“ 1930. Auch Ausstellungen im Ausland sind während ihrer Wiener Schaffensjahre anzunehmen, jedoch ist derzeit nur eine und zwar in den USA im Jahr 1931 (ohne Kenntnis des genauen Ortes) bekannt.

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Abels-d’Albert | A 23

E. A.-d’A. ist in den 192er Jahren als professionelle Künstlerin durchaus anerkannt. Ihre Ausstellungen werden in der zeitgenössischen Fach- und Tagespresse (überwiegend positiv) rezensiert, ihre Werke erzielen ansehnliche Preise und finden auch international Abnahme.

Eigenen Aussagen nach ist sie 1931 mit Werken neben Wiener, in deutschen, holländischen, schwedischen und amerikanischen Privatsammlungen vertreten. Später kommen Frank- reich und Gabun hinzu.

E. A.-d’A. emigriert in den 30er Jahren, wahrscheinlich um 1933 nach Paris, wo ihre Eltern bereits seit 1929 leben. (Sie bleibt zeitlebens unverheiratet.) Es gelingt ihr, auch am fran- zösischen Kunstmarkt Fuß zu fassen. Sie stellt ihre Arbeiten in bedeutenden Ausstellungs- häusern und Galerien wie dem „Salon d’Automne“ (1933 und 1938), der „Galerie Grégoire Schusterman“ (1935) und der „Société Nationale des Beaux-Arts“ (1935) aus. Auch Rezen- sionen und Werkverkäufe sind aus dieser Zeit nachweisbar.

Mit Ausbruch des Zweiten Weltkriegs verlieren sich die Spuren E. A.-d’As. bis 1952, als sie abermals in Paris fassbar wird. Besser dokumentiert ist ihr Leben von Anfang der 1960er Jahre bis zu ihrem Tod. Aus diesem Zeitraum sind zahlreiche Briefe der Künstlerin, adressiert an das Wiener Künstlerehepaar Hans Robert Pippal und Eugenie Pippal-Kottnig, erhalten. Daraus geht hervor, dass sie in den 1960er und 70er Jahren in städtebaulich bester Lage, jedoch sehr bescheiden in einem winzigen Mansarde-Zimmer am heutigen Place André-Malraux lebt.

Ihren Lebensunterhalt verdient sie durch privaten Deutschunterricht an junge Frauen. Wie künstlerisch produktiv ihre Pariser Schaffensjahrzehnte waren und ob sie sich am Kunstmarkt der Nachkriegszeit behaupten konnte, bleibt noch zu erforschen. 1961, im Alter von 64 Jahren, muss sie aufgrund eines chronischen Augenleidens mit dem Malen aufhören. Sie bleibt der Kunst jedoch als stete Besucherin von Ausstellungen eng verbunden. E. A.-d’A. stirbt verarmt am 7. März 1975 und wird auf dem Friedhof von Thiais, wo bereits ihre Eltern ruhen, bestattet.

Œuvre: E. A.-d’A. malte primär in Öl auf Leinwand in kleineren Formaten: Portraits, Still- leben, Akte. Ebenso arbeitete sie in Aquarell und zeichnete in verschiedensten Techniken (Kohle, Kreide, „Farbstift“, etc.). Ihr Œuvre ist derzeit nur bruchstückhaft fassbar: Aus dem Jahr 1919 hat sich ein umfangreiches Skizzenbuch erhalten. Im Original sind lediglich sechs Werke bekannt, drei davon in öffentlichen Sammlungen. Das Wien Museum besitzt seit 1924 als Geschenk (!) des Kunstsammlers KR Josef Siller ihr Ölbild „(Straßenbahn-)Schaff- nerin“ (1919), das als frauenpolitische Intervention zu verstehen ist. Die Künstlerin kritisiert darin die Verdrängungspolitiken an Frauen aus dem Berufsleben nach Heimkehr der Män- ner aus dem Krieg. Die Albertina besitzt die Kreidezeichnung „Sitzender Frauenakt“ (1921) und die Kohlezeichnung „Kopf einer Frau in mittleren Jahren“ (1924).

Stilistisch gesehen, orientierte sich E. A.-d’A. stets an den aktuellsten Kunstströmungen: zu Beginn ihrer künstlerischen Laufbahn an der ästhetisch tonangebenden Wiener Secession und später an der Klimtgruppe sowie den, damals noch weitgehend als verpönt geltenden französischen Avantgardeströmungen. Durch F. A. Harta kam sie – ebenfalls sehr früh – mit dem Expressionismus in Kontakt. Ende der 1920er Jahre findet sich eine Auseinanderset- zung mit der Neuen Sachlichkeit, in den 30er Jahren eine zunehmende Vereinfachung der Form (bei gleicher Ausdruckskraft) im Sinne Paul Cézannes. Frühe Rezensionen heben die Sicherheit in der Darstellung und ihre leuchtend intensiven Farben hervor. Die (wenigen) Originale zeugen von einer fulminanten, dabei höchst eleganten Farbpalette.

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A | Abendroth 24

Qu.: Künstlerhaus Wien – Archiv, Mappe „Abels d’Albert, Erika“. New York, The Frick Collection and Frick Art Reference Library – Archives, College Art Association of America Records 1927–1938.

L.: Aichelburg 2003, Doppler 1999, Fuchs 1976, Haus der jungen Künstlerschaft 1919, Ka- rahan 2012, Pippal/Rychlik/Voggeneder 2003, Planer 1928, 1929, Saur 1992, Schmidt 1980, erika-abels-dalbert.info/; de.wikipedia.org/wiki/Erika_Abels_d’Albert; http://web.artprice.

com/ … Erika-Abels-d’Albert

Barbara Karahan Abendroth Irene; Sängerin

Geb. Lemberg, Galizien (Lwiw, Ukraine), 14. 7. 1872 Gest. Weidling b. Wien, NÖ, 1. 9. 1932

Herkunft, Verwandtschaften: Alte schlesische Tuchmacherfamilie.

Ausbildungen: Studium in Wien, Gesang bei Aurelia Jäger-Wlczek und Schauspiel bei Emilie Door.

Laufbahn: Debütierte 1889 mit 16 Jahren an der Wiener Hofoper als „Amina“ (Nacht- wandlerin), sang 1891 am Stadttheater in Riga, 1892–95 am Hoftheater in München, 1895–1900 wieder an der Wiener Hofoper. Wegen eines Zerwürfnisses mit Gustav Mah- ler ging sie nach Dresden. Sie war eine der bedeutendsten Koloratursängerinnen ihrer Zeit. In München trat sie mit Erfolg als Interpretin Wagnerscher Frauenrollen auf und fand als erste deutsche „Tosca“ die volle Anerkennung Puccinis. Nach ihrer Heirat (1909) schied sie von der Bühne und lebte in Weidling bei Wien. Sie trug den Titel Königlich sächsische Kammersängerin.

Qu.: Tagblattarchiv/AK.

L.: Abendroth 1904, Altmann 1936, Eisenberg 1891, Eisenberg 1903, Müller 1929, ÖBL, Pierson 1906, NFP3. 9. 1932, Wikipedia

Abramowicz Marianne, geb. Prenosyl; Kunstsammlerin Geb. Wien, 15. 7. 1907

LebenspartnerInnen, Kinder: Verheiratet mit Leon Abramowicz (1889 –1978), Akade- mischer Maler.

Laufbahn: Besitzerin einer umfangreichen Kunstsammlung, die 1938 von der Gestapo beschlagnahmt wurde. Die Sammlung Abramowicz umfasste rund 600 Ölgemälde, 7000 Arbeiten auf Papier sowie Kopien nach alten Meistern. Leon Abramowicz flüchtete im Mai 1938 über die Schweiz nach Frankreich. M. A. gelang es erst im Jänner 1939 ihm zu folgen. Das Ehepaar hielt sich vorerst in Nizza auf, wurde aber nach Kriegsausbruch in getrennten Lagern interniert: M. A. 1943 in Gurs, ihr Ehemann in einem offenen Feld- lager nahe Toulouse. Beiden gelang es zu fliehen und sie fanden einander wieder. Bis zur Befreiung Frankreichs lebten sie im Verborgenen. 1950 kehrte das Ehepaar nach Öster- reich zurück.

L.: Lillie 2004

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Abudia | A 25

Abudia Murinilla Geb. 2. Jh. n. Chr.

Geograph. Lebensmittelpunkt: Carnuntum (römische Provinz Pannonien) Herkunft: Wohl Spanien.

LebenspartnerInnen, Kinder: Ehemann: [- - -] Crescens Licinianus.

Qu.: Grabinschrift, die 1902 in Petronell im Friedhof gefunden wurde. Heute verschollen. A.

setzte diesen Grabstein für sich und ihren Ehemann, der wohl aus dem Ritterstand kam, in der Cohors XVIII diente und im Alter von 45 Jahren verstarb.

L.: AE1905, 240; Vorbeck, Militärinschriften 104 Nr. 290; Lőrincz, Hilfstruppen 296 Nr. 476 Marita Holzner Achenrainer Anna Maria, verh. Newesely; Lyrikerin und Schriftstellerin

Geb. Pfunds, Tirol 7. 5. 1909 Gest. Innsbruck, Tirol, 14. 2. 1972

Herkunft, Verwandtschaften: A. verbrachte mehrere Jahre ihrer Kindheit im Scharnitzer Waisenhaus, nachdem ihr Vater, ein Huf- und Wagenschmied in Pfunds im Oberinntal, im Ersten Weltkrieg gefallen war.

Ausbildungen: 1926 besuchte sie die Lehrerinnenbildungsanstalt in Innsbruck, wo Bruder Willram ihr erster Förderer war.

Laufbahn: 1929 trat sie in den Postdienst ein und begann erste Erzählungen und Gedichte zu veröffentlichen, u. a. im „Tiroler Volksboten“, für den sie die Frauenseite redigierte. Als Lyrikerin zählte A. A. zur repräsentativen Kulturöffentlichkeit Tirols der Nachkriegszeit.

Sie war Gründungsmitglied des Innsbrucker Turmbunds sowie Mitarbeiterin der ers- ten Österreichischen Jugendkulturwochen und stand mit zahlreichen Autoren der fünfziger und sechziger Jahre in Kontakt. Sie erhielt 1950 den Anerkennungspreis bei der Verleihung des Österreichischen Staatspreises für Literatur. 1969 –72 war sie Mitherausgeberin von

„Wort im Gebirge“.

Ähnlich wie die Schweizer Dichterin Erika Burkart vermittelt A. A. in ihren Gedichten ein Naturgefühl, in dem sich Vorstellungen einer mythischen Vorzeit mit der Spiegelung des eigenen Seelenraums verbinden. Viele ihrer Gedichte leben von Natur- und Landschaftsbil- dern, die Fortschrittspessimismus mit einem romantisierenden Blick auf die bäuerliche Welt kontrastieren. Der durch Technik und Fortschritt bedingte Verlust unmittelbaren Natur- empfindens evoziert die melancholische Sehnsucht nach einer heilen unversehrten Welt – einer Welt, die der Innenlandschaft des lyrischen Ichs Ausdruck zu geben vermag.

Qu.: Forschungsinstitut „Brenner-Archiv“ der Universität Innsbruck (Leihgabe des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum), Tagblattarchiv (Personenmappe); DBNS-Lit. Graz.

L.: Renner, Pfurtscheller 2006, http://www.uibk.ac.at/brenner-archiv/

Adala; Pfalzgräfin und Mitbegründerin von Göß und Seeon Geb. ?

Gest. an einem 7. September nach 1020 vermutlich in Göß

Herkunft, Verwandtschaften: Eltern: Hartwig I. (953 – ca. 985), Pfalzgraf von Bayern, und walt- poto, Gewaltbote (königlicher Sonderbeauftragter) in der Karantanischen Mark und Wichburg,

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A | Adalswind 26

aus der bayerischen Herzogsfamilie der Luitpoldinger; Bruder: Erzbischof Hartwig von Salz- burg (991–1023); Schwester: Wichburg, Mitbegründerin von Sankt Georgen am Längsee.

LebenspartnerInnen, Kinder: Verheiratet in erster Ehe mit Aribo I. aus der Familie der Aribonen (976–1000/1001, seit ca. 985 Pfalzgraf von Bayern. Kinder: Wichburg, vermutlich früh verstorben; Hartwig II. Pfalzgraf in Bayern († 1027); Wichburg, vielleicht Äbtissin von Altmünster in Mainz; Aribo, Diakon der Salzburger Kirche und Mitglied der Hofkapelle, der zum Erzbischof von Mainz (1021–1031) aufstieg; Chadalhoch, Graf im Isengau († um 1030); Hildburg, verheiratet mit Arnold I., Graf an der Traun (von Wels und Lambach) († um 1020); Hartwig (II.), Pfalzgraf von Bayern († 1027); Kunigunde, erste Äbtissin von Gööß (um 1010 – nach 1027), war in zweiter Ehe mit Engelbert, Graf im Chiemgau († 1020), aus der Sippe der Sighardinger verheiratet, dieser Verbindung entstammte der Sohn Sighard († 1044), verheiratet mit Bilehilt (Philhilde), deren Herkunft von Graf Friedrich I., einem Ahnen der Wolfratshausener Linie der Familie der Andechs-Meranier noch zu belegen wäre (Stammeltern der Grafen von Tengling).

Laufbahn: A. brachte ihrem ersten Mann Aribo das bayerische Pfalzgrafenamt ihres Vaters ein, darüber hinaus nicht nur reiche Besitzungen in Bayern, Kärnten und der Steiermark, sondern auch verwandtschaftliche Verbindungen zum Kaiserhaus der Ottonen. Aribo stif- tete 994 (?) das Kloster Seeon, an dem wohl auch A. ihren Anteil hatte, wie es die Tradition des Klosters dokumentiert. Zusammen mit ihrem ersten Mann und ihrem Sohn Aribo stif- tete A. − sie brachte ihr Witwengut ein −, Göß innerhalb des Zeitraumes von 1000 –1010, dessen erste Äbtissin ihre Tochter Kunigunde wurde. Göß war das einzige Reichskloster (Diplom Kaiser Heinrichs II. vom 1. Mai 1020) auf heutigem österreichischen Boden. In der hauseigenen Tradition von Göß spielte A. eine herausragende Rolle. A. und ihre Tochter Äbtissin Kunigunde fanden vermutlich zunächst ihre Ruhestätte in der romanischen Krypta, später in einem gemeinsamen Hochgrab, geschaffen vermutlich in Anlehnung an das in Seeon errichtete Stiftergrab Aribos I. 1395/1400, im rückwärtigen Mittelschiff der Kirche.

Nach Aufhebung des Klosters wurde das Grab abgebrochen und die Gebeine der beiden Frauen in der Krypta bestattet. In der Kirche blieb eine Inschriftentafel mit dem Namen der Stifterin und ihrer Tochter zurück (Datierung der Tafel nach 1600 bzw. 1544). A. wurde als Selige, zeitweise auch als Heilige verehrt, ohne dass es je zur Kanonisation kam. Bis zur Auf- hebung des Klosters 1782 wurde am Jahrestag ihres Todes feierlich eine „Strützelweih“ mit einer anschließenden Almosenspende an Arme und Bedürftige begangen. Die Stiftspriester trugen an diesem Tag „der Stifterin genähten Ornat“ („Gößer Ornat“ verfertigt unter der Äbtissin Kunigunde II. 1239 –1271).

L.: Appelt 1953, Dopsch 1968, Dopsch 1970/71, Dopsch 1985, Dopsch 1985a, Dopsch 1991, Dopsch 1993, Dopsch 2004, Fleckenstein 1959, Gerlich 1980, Höfer 2000, Jontes 1977, Mayr 1970, Naschenweng 1997, Paulus 2007, Perst 1958, Staab 1993, Woisetschläger-Mayer 1961 Ingrid Roitner Adalswind; Frau des Edlen Weriant, Vorgänger des Gewaltboten, waltpoto, Hartwig in Karan - tanien

Geb. ? Gest. ?

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Adam | A 27

Herkunft, Verwandtschaften: A. entstammte vielleicht der Familie der Luitpoldinger, die in der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts das Herzogsamt in Bayern innehatten.

LebenspartnerInnen, Kinder: Verheiratet mit dem Edlen Weriant († nach 945), der das regimen in Karantanien von Herzog Berthold erhielt, als dieser das Herzogsamt in Bayern antrat. Kinder: die Söhne Perthold und Pernhart und die Töchter Hiltigard und Woza.

Laufbahn: A. tritt im Rahmen eines Tauschgeschäftes von 927 in Erscheinung; ihr Ehe- mann, der Edle, nobilis, Weriant, sie und ihre Kinder Perthold, Pernhart, Hiltigard und Woza schließen mit dem Salzburger Erzbischof Odalbert (reg. 923 – 935) ein Tauschge- schäft ab; ihr Gut in Haus im Ennstal, das sie von den bayerischen Herzogen Arnulf (reg.

907–937) und Berthold (reg. 930 –947) erhalten hatte, gegen einen Hof in Friesach mit einer Kirche auf dem Petersberg und deren Zubehör im Beisein Herzog Bertholds als Spit- zenzeugen. Der Vorgang war von so großer Bedeutung, dass er 945 bei einer anderen Ge- legenheit vor teilweise neuen Zeugen und Verwandten erneuert wurde. Weriant wird über seine Frau A. der Familie der Luitpoldinger zugerechnet (anders Reindel 1953), was auch bedeuten würde, dass sie ihrem Mann den Zugang zu seinem Amt eröffnet hatte.

L.: Brunner 1994, Dopsch 1985, Mitterauer 1963, Reindel 1953

Ingrid Roitner Adam Elise; Schauspielerin

Geb. Kemmelbach, NÖ, 1860 Gest. November 1893

Laufbahn: War als Schauspielerin in mehreren Provinzstädten tätig, zuletzt trat sie in Press- burg auf. Ab 1889 Mitglied des neu begründeten Deutschen Volkstheaters in Wien.

L.: Eisenberg 1891

Adam Julie; Bürgerschullehrerin und Schriftstellerin

Geb. Troppau, Schlesien (Opava, Tschechien), 22. 7. 1858 (22. 8.) Gest. Wien, 15. 6. 1936 (1935 od. 1938)

Laufbahn: War Bürgerschullehrerin und als Schriftstellerin tätig. Mitglied der „Preßkommis- sion“ des Bundes österreichischer Frauenvereine. Mitglied im Schutzverband dt. Schriftsteller.

W.: „Erinnerungen aus dem alten München. Chronik des Hauses Rindermarkt Nr. 3 aus den Jahren 1863–1873. In: Oberbayerisches Archiv 113“ (1989), „Der Natursinn in der Deut- schen Dichtung, 2 Bände“ (1906 und 1908), „Das Naturgefühl in dem dt. Schrifttum des Mittelalters. Xenien“ (1911), „Aus dem alten Österreich. Aus den Papieren einer alten Fa- milienchronik“ (1925)

L.: Giebisch/Pichler/Vancsa 1948, Kürschner 1879, Schmid-Bortenschlager/Schnedl-Bube- ni cek 1982, http://mahren.germanistika.cz/, http://www.onb.ac.at//ariadne/

Adamberger Antonie, Toni, verh. von Arneth; Schauspielerin und Vorleserin Geb. Wien, 31. 12. 1790

Gest. Wien, 25. 12. 1867

Herkunft, Verwandtschaften: Vater: Adolf Adamberger, Tenor; Mutter: Maria Anna Adam- berger, geb. Jacquet, Hofschauspielerin.

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A | Adamberger 28

LebenspartnerInnen, Kinder: Verlobt mit dem Dichter Theodor Körner (1813 gefallen), heiratete 1817 Josef v. Arneth (1791–1863), Numismatiker und Archäologe, Kustos des Wiener Münz- und Antikenkabinetts; 2 Söhne: Franz v. Arneth, Arzt; Alfred v. Arneth, Historiker.

Ausbildungen: Nach dem frühen Tod ihrer Eltern wurde sie unter der Leitung des Dichters Heinrich v. Collin erzogen.

Laufbahn: Spielte seit 1807 am Hofburgtheater tragische Rollen. Trat 1811 und 1812 in den Stücken ihres Verlobten Theodor Körner auf. Nach ihrer Heirat 1817 schied sie – zum Kummer des Wiener Publikums, deren Liebling sie gewesen war – von der Bühne. Seit 1820 war sie als Vorleserin der Kaiserin Karolina Augusta und Oberin des Karolinenstifts, einem Erziehungsinstitut im 3. Bezirk, tätig. Gehörte zum Freundeskreis von Karoline Pichler.

Ausz.: Verkehrsflächenbenennung: Adambergergasse, Wien 1020, seit 1894. Qu.: Tagblattarchiv/AK (Personenmappe).

L.: Autengruber 1995, Gerstinger 2002, Hartl 1963, Jaden 1896, Kosch 1953, Lhotsky 1941– 45, Lothar 1934, NDB, ÖBL, Zimmer 1918, www.aeiou.at

Adamberger Maria Anna; Schauspielerin Geb. Wien, 23. 10. 1753

Gest. Wien, 5. 11. 1804

Herkunft, Verwandtschaften: Tochter des Wiener Hofschauspielers Karl Jacquet.

LebenspartnerInnen, Kinder: Heiratet 1781 Adolf Valentin Adamberger, Tenor; Tochter:

Antonie, verh. v. Arneth.

Laufbahn: 1768–1804 Mitglied des Burgtheaters (ihr Porträt wurde als eines der ersten in die Burgtheatergalerie aufgenommen). Nach anfänglichen Versuchen als Tragödin errang sie als Naive große Erfolge. Gehörte zu den beliebtesten Schauspielerinnen der beiden letz- ten Jahrzehnte des 18. Jhs. und zu den glänzendsten Erscheinungen des Kulturlebens ihrer Zeit. Zu ihren Verehrern gehörte Castelli, der sie die personifizierte Grazie nannte.

L.: ADB, Czeike Bd. 1, 2004

Adametz Inge, Ps. Inge Pittioni; Kinder- und Jugendbuchautorin und Werbetexterin Geb. Graz, Stmk., 20. 8. 1921

Laufbahn: Als Werbetexterin und Kinder- und Jugendbuchautorin in Wien tätig.

W.: „Das Herz der Königin. Ein historischer Roman“ (1950), „Der blaue Pirat. Eine Piraten- geschichte aus dem alten Rom“ (1956)

L.: Giebisch/Gugitz 1964, Internationales Institut für Jugendliteratur und Leseforschung 1999

Adametz Lotte; Geologin und Paläontologin Geb. Wien, 25. 7. 1879

Gest. Wien, 3. 6. 1966

Ausbildungen: Handels- und Kunstschule St. Ursula in Wien; hörte geologische Vorlesun- gen an der TU Wien, autodidaktisches Studium.

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Adamson | A 29

Laufbahn: 1898 –1946 Angestellte der Geologisch-Paläontologischen Abteilung des k. k.

Hofmuseums bzw. des Naturhistorischen Museums Wien; nach Vorlesungsbesuch an der TU Wien Anerkennung als „angelernte“ Geologin und Paläontologin. Mit dem Prähisto- riker Josef Bayer (1882 –1931), Kustos der prähistorisch-anthropologischen Abteilung in München, führte L. A. in der Zwischenkriegszeit zahlreiche Ausgrabungen durch.

Qu.: Nachlass: Naturhistorisches Museum Wien.

W.: „Eine Mammutjägerstation. In: Die Umschau 29“ (1925), „Kannibalen der Steinzeit.

In: Die Umschau 32“ (1928), „Erg. zu dem Bericht von Kyrle und Zusammenfassung der alt- und jungpaläolithischen Höhlenstationen Österreichs. In: Rep. XVIth Intern. Geol. Con- gress Washington“ (1933), „Eine vielkantige Streitaxt aus dem Überschwemmungsgebiet der Traisenmündung. In: MAG67“ (1937), „Die Mammutjägerstation Willendorf in der Wachau. In: Waldviertler Heimat 4“ (1941), „Über ein rätselhaftes Quecksilbervorkommen

bei Haugsdorf im Weinviertel, NÖ. In: Der Aufschluß 7“ (1956) L.: Fuchs 2002, Ogilvie 2000

Adamson Joy, geb. Friederike Viktoria Gessner; Schriftstellerin, Malerin und Tierschützerin

Geb. Troppau, Schlesien (Opava, Tschechien), 18. 1. 1910 Gest. Eastern, Kenia 3. 1. 1980

J. A. wird als Friederike Viktoria Gessner in Troppau geboren. Ihr Vater, Victor Gessner, ist k. k. Oberbaurat, die Familie ihrer Mutter besitzt ausgedehnte Ländereien in der späteren Tschechoslowakei: ein Besitz, der nach dem Ersten Weltkrieg verlorengeht. Die Eltern las- sen sich 1922 scheiden und die zwölfjährige „Fifi“, so ihr Spitzname, wächst bei ihrer Groß- mutter mütterlicherseits in Wien auf.

F. G. ist vielfach künstlerisch begabt, sie studiert zuerst an der Musikakademie Klavier. Au- ßer der Begabung für Musik zeigt sich bald ihr Talent für Malerei und Zeichnen, sie studiert an der Kunstakademie, übt sich in Skulptur- und Metallarbeiten und beschäftigt sich mit Fotografie und Schneiderei. An der Kunstakademie freundet sie sich mit Susanne Schmut- zer, der Tochter des berühmten Radierers Ferdinand Schmutzer, an. Diese wird später unter dem Namen Susanne Peschke-Schmutzer eine bekannte Bildhauerin. Nach dem Tod ihres Vaters studiert F. G. Psychologie, Anatomie und Medizin.

1935 heiratet sie Victor von Klarvill. Das Ehepaar überlegt, nach Afrika auszuwandern, weil Victor Klarvill Jude ist und der Nationalsozialismus seine bedrohlichen Schatten voraus wirft. 1937 erleidet F. G. eine Fehlgeburt und fährt zur Erholung nach Mombasa. Sie soll Kenia als mögliches Exil des Ehepaares Klarvill begutachten. Auf dem Schiff lernt sie den Schweizer Botaniker Peter Bally kennen und verliebt sich in ihn. Nach ihrer Rückkehr nach Österreich lässt sie sich von Victor Klarvill scheiden und heiratet Peter Bally. Das Ehepaar reist im März 1938 wieder nach Afrika. F.s zweiter Mann gibt ihr den Namen „Joy“, weil er ihre anderen Namen – Friederike Viktoria – kompliziert und ihren Spitznamen – Fifi – fri- vol findet. Nach vierjähriger Ehe lässt sich das Ehepaar Bally im beiderseitigen Einverständ- nis scheiden und J. heiratet in Nairobi den Briten George Adamson, eine Ehe die bis an ihr Lebensende dauern soll. George Adamson ist in Indien geboren und britischer Staatsbürger irischer Abstammung. Seine erste Begegnung mit Kenia war 1924. Er trat 1938 dem „Kenia

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Game Department“ bei, führte Safaris und arbeitete als Wildhüter. 1963 gibt er seinen Pos- ten auf und widmet sich nur noch der Beobachtung und Erforschung der Löwen. 1989 wird er von einem Wilddieb erschlagen.

Der Tod von J. A.s Großmutter, die kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges stirbt, stürzt J. in schwere Depressionen, die sie in London behandeln lässt. Sie kehrt noch im selben Jahr nach Kenia zurück. Bei dieser Europareise kann sie Vorbereitungen zu einer Ausstellung ihrer Blumenbilder in der Königlichen Gartenbaugesellschaft in London tref- fen. Diese Ausstellung wird durch die Greenfell-Goldmedaille ausgezeichnet. 1949 wird J. A.

von der Regierung beauftragt, zwanzig von Kenias Stämmen zu malen. 1956 ist ein Wende- punkt im Leben von J. A. Ihr Mann bringt drei Löwenbabys, deren Mutter erschossen wor- den ist. Die Löwenbabys werden im Haus der Adamsons aufgezogen. Nach sechs Monaten erweist es sich als unmöglich, alle drei mittlerweile fast ausgewachsenen Tiere zu behalten.

Die beiden größeren Löwen werden an den Zoo in Rotterdam verkauft. Elsa, die kleinste Löwin, bleibt bei den Adamsons. Als Elsa zwei Jahre alt ist, beginnt ihre langsame Einglie- derung in das Leben in der Wildnis. J. A. hat Elsas Schicksal minutiös aufgezeichnet. Diese Aufzeichnungen verarbeitet sie zu dem Buch „Frei geboren. Eine Löwin in zwei Welten“.

Das Buch wird in 33 Sprachen übersetzt. Der Verkaufserlös kommt fast zur Gänze der Tier- schutzorganisation „Elsa Wild Animal Appeal“ zugute. 1958, kurz nach ihrer endgültigen Entlassung in die Freiheit, kehrt die Löwin Elsa mit drei Jungen zu den Adamsons zurück.

Das zweite Buch „Die Löwin Elsa und ihre Jungen“ entsteht. 1964 wird die Geschichte der Löwin Elsa von der BBC verfilmt.

J. A. beobachtet, zeichnet, malt und fotografiert Afrikas Flora und Fauna sowie die einhei- mische Bevölkerung und ihre Lebensumstände. Viele Bilder, die damals entstanden sind, werden im Museum von Nairobi ausgestellt. Auch Österreich erinnert sich der mittlerwei- le berühmt gewordenen J. A. und verleiht der nunmehr britischen Staatsbürgerin österrei- chischer Herkunft 1977 das „Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst“, das ihr durch den österreichischen Botschafter in Kenia überreicht wird. Nach den Löwen studierte J. A. die Lebensgewohnheiten der Geparden und Leoparden.

J. A. wird am 4. Jänner 1980 tot aufgefunden. Sie war am 3. Jänner zu einer Abendwande- rung von ihrem Camp in Shaba (Kenia) aus aufgebrochen und nicht zurückgekehrt. Ihre Wunden deuteten zunächst darauf hin, dass sie von Löwen angefallen und getötet worden war, doch bald darauf stellt man bei der Obduktion des Leichnams menschliches Verschul- den fest. Paul Ekai, ein von J. A. entlassener Angestellter, legt am 4. Februar 1980 ein Mord- geständnis ab. Er wird am 28. Oktober 1981 zu lebenslanger Haft verurteilt.

W.: „Frei geboren. Eine Löwin in zwei Welten. Mit Briefen von George Adamson“ (1960),

„Die Löwin Elsa und ihre Jungen“ (1962), „Die gefleckte Sphinx“ (1970), „Für immer frei.

Elsas Löwenkinder finden eine neue Heimat“ (1978), „Die Leopardin Penny“ (1981) L.: Adamson 1969, Adamson 1990, Wagner 1992

Karin Nusko Adelheid; Äbtissin von Passau-Niedernburg

Geb. ? Gest. ?

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