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Hepatitis B: Kleine Schrittein Richtung Heilung

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Academic year: 2022

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Nukleosid/Nucleotidanaloga (NUC) stellen heute die wichtigste Säule der Therapie der Hepatitis B dar und er- möglichen in der Regel eine langfristige und zuverlässige Unterdrückung des Virus. Eine Eradikation gelingt damit jedoch nur in Ausnahmefällen. Die heute erreichbaren Ziele sind die Un- terdrückung von HBV-DNA, die Nor- malisierung der Transaminasen und der Verlust des HBeAg, das genetisch und strukturell mit dem nicht aus dem Serum nachweisbaren Core-Protein von HBV verwandt ist. HBeAg ist ein guter Replikationsmarker des Hepati- tis-B-Virus. Ein ehrgeizigeres Ziel wäre die Elimination des Oberflächenanti- gens HBsAg. Diese kann spontan oder unter antiviraler Therapie eintreten – allerdings leider nur in Ausnahme - fällen. Und nicht einmal das bedeutet Heilung. Denn das Ziel einer Virus - eradikation gelingt nicht einmal dann, wenn das HbsAg verschwindet, denn das Virus kann auch in Form von cccDNA (covalently closed circular DNA) persistieren. Eine komplette Heilung ist nur durch die Elimination von cccDNA erreichbar.

Verbesserung therapeutischer Optionen dringend gesucht

«Kombinationen der verfügbaren anti- viralen Substanzen mit Interferon dürf- ten um den Preis vermehrter Toxizitä- ten die Therapieergebnisse etwas ver-

bessern, aber sie bringen uns unserem Ziel nicht wesentlich näher», sagt Dr.

Andrew Ustianowski vom North Man- chester General Hospital. Neue Strate- gien sind daher dringend gefragt. Ein potenzielles Angriffsziel stellen dabei die Mechanismen dar, über die das Virus in die Leberzelle eindringt. Eine Substanz befindet sich in einem relativ fortgeschrittenen Stadium der Ent- wicklung. Myrcludex B ist ein syntheti- sches Polypeptid, das den NTCP-Re- zeptor blockiert, den das Virus benö- tigt, um an die Leberzelle anzudocken.

Bislang liegen Daten aus Phase-IIa-Stu- dien vor, die eine Reduktion der Virus- last und des HBsAg zeigen (1).

Vielversprechende Angriffspunkte Das vermutlich wichtigste potenzielle Ziel stellt die cccDNA dar, die – so Ustianowski – im Zellkern liegt wie ein

«Mini-Chromosom». Bislang befinden sich jedoch alle Versuche, hier zu inter- venieren, im Stadium von In-vitro- Experimenten. Etwas weiter vorange- kommen ist man mit Versuchen, die Transkription der Virus-DNA mittels RNA-Interferenz-Therapie zu stören.

Erste Studien mit Menschen zeigen, dass Small-Interfering-RNA auf dem Weg des Gene-Silencing zu einem ra- schen Abfall von HBsAg führt (2). Bis zu einem klinischen Einsatz sind aller- dings noch viele Probleme zu lösen – insbesondere betreffend Methode der Ver abreichung. Eine weitere Strategie, die in präklinischen und sehr frühen klinischen Phase (Phase 1b) verfolgt wird, besteht darin, den Aufbau des Capsids zu stören und damit den Ver- mehrungszyklus des Virus zu unterbre-

chen. In vitro funktioniert das bereits bestens. Sogenannte Capsid-assembly Modulatoren (CAM) bewirken, dass das Virus nur noch leeres Capsid, teil- weise auch in abnormen Formen, gene- rieren kann.

Ebenfalls versucht werden Eingriffe in die Produktion und die Freisetzung des Oberflächenantigens. Sogenannte sAg- Release-Inhibitoren sollen verhindern, dass HBsAg aus den Hepatozyten ins Plasma abgegeben wird. Erste klinische Daten liegen bereits vor. So wurden zwei dieser Substanzen (REP 2139 und REP 2165) in einer Studie mit 40 the - rapienaiven Patienten mit chronischer Hepatitis B untersucht, und sie führten in Kombination mit Tenofovir und PEG-Interferon zu einer erheblichen Reduktion oder sogar zum Verschwin- den von HBsAg im Serum bei gleich - zeitigem Anstieg von Anti-HBs. Die Therapie wurde gut vertragen, es kam jedoch zu vermehrten Flares der Trans- aminasen (3). Ustianowski warnt je- doch vor verfrühter Euphorie, zumal es sich hier um eine sehr kleine Studie handelt.

Checkpoint-Inhibitoren auch eine Option bei HBV-Infektion?

Die bei der chronischen HBV-Infek- tion eingeschränkte Immunantwort ist ebenfalls Ziel intensiver Forschung.

Historisch wurde dieser Weg bereits mit den Interferonen eingeschlagen, die insbesondere im Hinblick auf die Ver- träglichkeit suboptimale Ergebnisse bringen. Ein gegenwärtig in der Onko- logie sehr erfolgreicher Ansatz ist das

«Scharfmachen» des Immunsystems mit sogenannten Checkpoint-Inhibito- ren, die an Rezeptoren von Immunzel- len angreifen und deren Inhibition durch den Tumor (oder möglicherweise auch ein Virus) verhindern. Ein Pro- blem stellt hier, so Ustianowski, das Nebenwirkungsprofil dieser Medika- mente dar. Deren Toxizität sei perfekt akzeptabel bei Patienten mit fort - geschrittenen Krebserkrankungen. Im Falle einer chronischen Infektion müs- sen jedoch höhere Anforderungen an die Verträglichkeit gestellt werden. Reno Barth

Quelle: «Cure for viral diseases», Sitzung am ECCMID- Kongress 2017, am 23. April in Wien.

Literatur unter www.arsmedici.ch

BERICHT

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ARS MEDICI 122017

Hepatitis B: Kleine Schritte in Richtung Heilung

Ansatzpunkte zur potenziellen Viruselimination gesucht

Während die Hepatitis C heute als heilbare Krankheit gilt, sind vergleichbare Erfolge in der Therapie der Hepatitis B ausgeblieben. Nach wie vor gelingt es nicht, bei einem relevanten Prozentsatz der Patienten das Virus zu eliminie- ren. Doch neue Therapien befinden sich in der Pipeline.

Reno Barth

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Referenzen:

1. Urban S et al.: A proof-of-concept Phase 2a clinical trial with HBV/HDV entry inhibitor Myrcludex B. AASLD 2014, LB-20.

2. Yuen MF et al.: Differential reductions in viral antigens expressed from cccDNA vs integrated DNA in treat- ment naïve HBeAg positive and negative patients with chronic HBV after RNA interference therapy with ARC-520. EASL 2016.

3. Bazinet M et al.: Preliminary safety and efficacy of REP 2139-Mg or REP 2165-Mg used in combination with tenofovir disoproxil fumarate and pegylated interferon alpha 2a in treatment naïve Caucasian patients with chronic HBeAg negative HBV infection.

2016 AASLD Abstract 1848.

BERICHT

ARS MEDICI 122017

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