• Keine Ergebnisse gefunden

Zusammenarbeit mit Entwicklungsländern

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Zusammenarbeit mit Entwicklungsländern "

Copied!
3
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Zusammenarbeit mit Entwicklungsländern

Zusammenarbeit mit Entwicklungsländern

von Gerhard Schiffeis

Das DMV-Präsidium hat mich im Februar 1994 für die Zeit bis Ende 1997 zum Beauftragten für Entwick- lungsländer bestimmt. Meine Aufgabe sehe ich besonders in Kontakten mit nationalen und internationalen Organisationen und in der Beratung von Kolleginnen und Kollegen bei konkreten Fragen der Entwicklungs- Zusammenarbeit. Ich bin auch Mitglied im Committee on Developing Countries der European Mathematical Society (EMS; vgl. Newsletter No 12, Juni 1994, S. 8 und 9).

Mein früherer Bericht [1] war eine Bestandsauf- nahme, als Ergebnis einer Umfrage bei den mathe- matischen Fachbereichen und bei den wichtigsten Förderungs-Institutionen. Heute möchte ich einige neue oder aktualisierte Informationen geben sowie über meine eigenen Erfahrungen und Einschätzun- gen berichten.

Die Kultusministerkonferenz (KMK, Postfach 2240, 53012 Bann) gibt die Broschüre [2] heraus, in der die Beiträge der deutschen Hochschulen, der Bun- desländer, der Bundesressorts (AA, BMZ, BMFT), internationaler Förderungsorganisationen (z.B. EU, UNESCO) und ausgewählter deutscher Institutio- nen (z.B. DFG, DAAD, AvH, GTZ, KfW, CIM) be- schrieben werden. Im Handbuch [3] des Bundesmi- nisteriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ, Friedrich-Ebert-Allee 114-116, 53113 Bann) stehen auch die wichtigsten Adressen.

Der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) beschreibt in seinen Broschüren [4]-[6] u.a.

verschiedene Programme (auch anderer Institutio- nen), die für die Entwicklungs-Zusammenarbeit be- sonders geeignet sind. Ich erwähne hier aus dem DAAD-Programmbereich zum einen für deutsche Wissenschaftler an ausländischen Hochschulen - Langzeitdozenturen (über 9 Monate, in der Regel

1-5 Jahre, [4], S. 165),

- Kurzzeitdozenturen (1-3 Monate, [4], S. 167) und zum anderen für Ausländer

- Studien- und Fortbildungsstipendien für Studie- rende und jüngere Wissenschaftler

- ([5],

s.

7)

- Studienaufenthalte ausländischer Wissenschaftler ([5], S. 8) ..

Die DAAD-Broschüren sind bei den örtlichen Akademischen Auslandsämtern erhältlich oder ein- sehbar. Unter den DAAD-Programmen für Ausländer befindet sich auch das "Sandwich"-Programm der

"kooperativen Promotionsförderung mit Hochschulen in Entwicklungsländern". In [6], S. 72 f. heißt es da- zu: "Der Doktorand wird von seinem Hochschullehrer in der Heimat und von einem deutschen Fachkollegen gemeinsam betreut; er erledigt bestimmte Abschnitte der Arbeit an der Heimathochschule, andere an der deutschen Gasthochschule; die beiden Betreuer ha-

DMV Mitteilungen 1/96

ben die Möglichkeit zu wechselseitigen Besuchen und Absprachen. Die Promotion findet dann in der Re- gel an der Heimathochschule unter Beteiligung des deutschen Betreuers statt. Die unmittelbaren Vor- teile dieses Systems liegen auf der Hand: Die Hilfe, die in der wissenschaftlichen Betreuung und den Ar- beitsmöglichkeiten auf der deutschen Seite liegt, kann greifen, ohne daß die spezifischen fachlichen und ho- hen sprachlichen Anforderungen zur Angleichung an das deutsche Diplom und zur Ablegung der deut- schen Prüfung erfüllt werden müssen; die Bindung an das heimatliche System bleibt gesichert, die Ar- beit ist in das Programm der Heimathochschule ein- bezogen. Darüber hinaus gibt es Sekundäreffekte, die nicht weniger positiv sind: Die gemeinsame Betreu- ung verstärkt die persönlichen Kontakte zwischen den Wissenschaftlern und die institutionelle Koope- ration; die Promotion vergrößert die wissenschaftli- che Kapazität der Hochschule."

Für deutsche Hochschullehrer und ihre Laufbahn stellt sich die Frage, in welchen Stadium ein länge- res Engagement in einem Entwicklungsland förder- lich oder zurnutbar wäre. Am einfachsten ist das wohl beim Modell eines "Senior-Professors", vgl. [7].

Bei der International Mathematical Union (IMU) besteht eine Commission on Development and Ex- changes (CDE), cjo Professor Pierre Berard, Insti- tut Fourier, Universite Grenoble 1, B.P. 74, F-38402 Saint Martin d'Heres Cedex. Das CDE verwaltet z.Zt. zwei Programme: "One programme applies to individuals in support of research visits (by means of travel grants to partially cover the travel expenses);

the other programme gives partial support to confer- ences organized by developing countries."

Beim European Congress of Mathematics in Paris 1992 behandelte der "Runde Tisch" K die Entwicklungs-Zusammenarbeit, vgl. [8]. Dabei mach- te M.S. Narasimhan einige grundsätzliche Bemerkun- gen (S. 353):

"Why is research in mathematics important for developing countries? While most people agree that education and research in science are necessary for economic and cultural development in developing countries, there are some who doubt whether research in mathematics, or for that matter any research in any basic science, is necessary for a developing coun-

5

(2)

G. Schiffeis

try. The experience of agricultural development in India for example shows that the contribution by pure scientists is very important and not at all neg- ligible. Even if you simply want to adapt a given technology to the needs of a country, you need basic science to accomplish it. It cannot be clone just like that. Also, at a time when there is a Iot of talk about intellectual property rights, and so on, it is obvious that Third World countries should see to it that they have an infrastructure in basic sciences."

P. Berard schreibt zu Beginn seiner Zusam- menfassung der wichtigsten Empfehlungen: (S. 349)

"General observations:

(1) The international community or organizations cannot be a substitute for the developing countries, i.e., their governments, decision makers or mathe- maticians, in fastering the development of mathemat- ical research. or can they put a stop to the brain drain of young scientists.

(2) What the international community or organi- zations can do is to help train, educate and support mathematicians in developing countries. The specific circumstances of a given mathematical community, however, should be taken into consideration. Sup- port should only be awarded to those communities who meet high Standards regarding merit and scien- tific quality. There cannot be double standards.

(3) As far as possible, any support granted should be free of bureaucracy and awarded directly to indi- viduals or local groups. The activities of grantees must be submitted to periodical scanning.

( 4) This control could be made by ad hoc scien- tific committees who also receive the applications in the first place.

(5) Developed countries, particularly in Europe, could try to encourage developing countries to in- vest in basic science by affering a means of allevi- ating their debt in exchange for investment in basic science: debt for science (e.g., see below)."

Meine eigenen Erfahrungen kommen aus franko- phonen Ländern Afrikas: Im Rahmen der Partner- schaft zwischen den Universitäten Bielefeld und An- tananarivo bin ich seit 1989 regelmäßig zu DAAD- Kurzzeitdozenturen in Madagaskar,jetzt zum 7. Mal.

Ich habe mehrmals ein Teilgebiet "Algebre Appli- quee" (Computer-Algebra, Algebraische Codierungs- theorie, Gröbner-Basen) im Studienabschnitt "Di- pl6me des Etudes Approfondies" (D.E.A., 5. "Regel"- Studienjahr) unterrichtet. Die Absolventen (vielleicht 8- 10 pro Jahr) wollen meistens wissenschaftlich wei- terarbeiten, da es für sie gewisse Berufschancen im tertiären Bildungssektor Madagaskars gibt, aber fast keine in Industrie und Wirtschaft. Und für den Schul- dienst hätten sie nur die "Licence" (nach 3 Regeljah- ren) oder die "Maitrise" (nach 4 Jahren) benötigt. So habe ich dann nach und nach meinen besten' D.E.A.-

6

Absolventen die weitere Betreuung zugesagt, zumal ich sah, daß sie keine andere Chance hatten. Drei von ihnen sind Assistenten in Dauerstellung, an der Fakultät für Wirtschaft in der Hafenstadt Toama- sina. Die übrigen acht Doktoranden (darunter eine Frau) sind seit Juli 1995 "Sur-place'·-Stipendiaten des DAAD, im Rahmen des in [6], S. 75- 77 beschrie- benen Programms. Das Stipendium beträgt umge- rechnet ca. 120.- DM monatlich, etwas weniger als ein madagassisches Assistentengehalt. Es reicht für den Lebensunterhalt. Ich bin sehr glücklich, einen deut- schen und einen französischen Kollegen für die Mit- arbeit in diesem "Graduierten-Projekt" gewonnen zu haben. - Ich habe auch passende Gelegenheiten ge- nutzt zu Kurzbesuchen an den Universitäten in Tu- nis, Marrakech, Dakar, Abidjan (Elfenbeinküste) und Yaounde (Kamerun) sowie zur Teilnahme an einer Regionaltagung Westafrika der African Mathemati- cal Union.

Aus dem Blickwinkel der deutschen und eu- ropäischen Kooperation mit afrikanischen Ländern glaube ich, daß man den Qualifikations-Methoden für den wissenschaftlichen Nachwuchs sowie der Schaf- fung oder Erhaltung ausreichend großer örtlicher Arbeitsgruppen besondere Aufmerksamkeit schen- ken sollte. Die Verfahren zur Vergabe von Promoti- onsstipendien müßten solche Schwerpunktbildungen stärker fördern; oft ist zunächst das Gastland da, dann dort eine Universität, dann dort ein Doktor- vater und schließlich bekommt man vor Ort in Afrika ein neues Spezialgebiet. In manchen kleinen afrika- nischen Ländern ist die Auffächerung sicher zu groß.

Nachwuchswissenschaftler und ihre isolierten Betreu- er können dann in ein Forschungsgebiet geraten, in dem sie nicht genau wissen, was schon bekannt ist oder was überhaupt machbar wäre. Das Ausbleiben aktueller Informationen kann dazu führen, daß man sich immer wieder mit kleinen Teilfragen aus sei- ner lange zurückliegenden Dissertation beschäftigt.

Wegen der niedrigen Gehälter und der mangelnden Forschungs-Motivation ist auch die Versuchung groß, ausgedehnte Nebentätigkeiten anzunehmen.

Langfristige feste Partnerschaften zwischen eu- ropäischen und afrikanischen Arbeitsgruppen mit gleichem Forschungsgebiet sind in verschiedener Hin- sicht von größter Bedeutung und sollten entsprechend gefördert werden. Vielleicht wäre es nützlich, dies zu vergleichen mit Entwicklungen in Europa zu Zei- ten, in denen auch bei uns die Kommunikation noch schwierig war. Auch müßten in Afrika die Kontakte zwischen verwandten Arbeitsrichtungen in benach- barten Ländern weiter verstärkt werden.

Partnerschaften zwischen ganzen Universitäten in Europa und Afrika bringen Organisationshilfe und Beständigkeit, doch sollte man dies auch geeignet erweitern können im Hinblick auf korrespondieren-

DMV Mitteilungen 1/96

(3)

de Forschungsgebiete. Man sollte auch darauf hin wir- ken, die gemeinsamen Aktivitäten zunehmend nach Afrika verlagern zu können, um die Kompetenz der afrikanischen Universitäten zu stärken. Solche "Sur- place"-Maßnahmen würden auch der Abwanderung afrikanischer Wissenschaftler vorbeugen. Außerdem sind sie viel billiger für die europäische Seite, man könnte also entsprechend mehr Afrikaner fördern.

Literatur

[1] G. Schiffels, Zusammenarbeit mit Entwick- lungsländern. DMV-Mitteilungen 2/1992, S. 63- 70.

[2] KMK: Informationsschrift zur Förderung der Zusammenarbeit mit Entwicklungsländern im Hochschulbereich, 1992.

[3] BMZ: Journalisten-Handbuch Entwicklungspoli- tik 1995.

Studentenkonferenz Mathematik 1995

[4] DAAD: Studium, Forschung, Lehre. Förde- rungsmöglichkeiten im Ausland für Deutsche 1996/97.

[5] DAAD: Förderungsmöglichkeiten für ausländi- sche Hochschulangehörige, 1993/94 (Neuauflage in Vorbereitung).

[6] DAAD Jahresbericht 1994.

[7] P. Seibt, K. Weltner: Senioren-Professoren in die Dritte Welt? Mitteilungen des Deutschen Hoch- schulverbandes, Heft 6/1988, S. 331.

[8] P. Berard: Cellaboration with Developing Coun- tries. In A. Joseph et. al. (eds.): First European Congress of Mathematics. Vol. III, Birkhäuser Verlag 1994, pp. 347-396.

Adresse des Autors:

Prof. Dr. Gerhard Schiffeis

Universität Bielefeld, Fakultät für Mathematik Postfach 10 01 31, D-33501 Bielefeld

Studentenkonferenz Mathematik 1995

von Rüdiger Seydel

Die Studentenkonferenz 1995 fand im Rahmen der DMV-Jahrestagung vom 21.9. bis 22.9.1995 in Ulm statt. Die Examensstudenten des letzten Jahres waren eingeladen, sich mit ihren Abschlußarbeiten um einige attraktive Preise zu bewerben. Der Autor war der Organisator der Tagung.

Wie in den Vorjahren hatten einige Organisa- tionen großzügig Preise ausgesetzt. Die angebotenen Forschungsaufenthalte und ihre Stifter waren - sechsmal je ein einwöchiger Tagungsbesuch im Ma-

thematischen Forschungsinstitut Oberwolfach, - ein dreimonatiger Forschungsaufenthalt am Max-

Planck-Institut in Bonn,

- ein vierwöchiger Forschungsaufenthalt im Wissen- schaftlichen Zentrum der IBM Deutschland in Hei- delberg,

- zweimal je ein Studienaufenthalt am Konrad-Zuse- Zentrum für Informationstechnik in Berlin, - eine Ausgabe der zweibändigen gesammelten Wer-

ke von Professor Hirzebruch als private Spende.

Insgesamt 55 Studenten reichten ihre Diplomarbeit zusammen mit einem Gutachten ihres Betreuers ein.

Die Facheinteilung früherer Studentenkonferenzen wurde übernommen; sie ist in der folgenden Liste zusammen mit der Anzahl der Anmeldungen auf- geführt.

- Algebra und Zahlentheorie (5 Teilnehmer) - Geometrie und Topologie (8 Teilnehmer)

- Reelle Analysis, Funktionalanalysis, Mathemati- sche Physik (9 Teilnehmer)

- Komplexe Analysis, Algebraische Geometrie (3

DMV Mitteilungen 1/96

Teilnehmer)

- Stochastik (6 Teilnehmer)

- Diskrete Mathematik, Optimierung ( 5 Teilnehmer) - Logik und Grundlagen der Mathematik (2 Teilneh-

mer)

- Numerische Mathematik ( 11 Teilnehmer) - Theoretische Informatik ( 6 Teilnehmer)

Jede Diplomarbeit wurde an einen fachkompetenten Kollegen zur Begutachtung weitergereicht. Für die- se Aufgabe hatten sich freundlicherweise 14 Wis- senschaftler bereiterklärt. In ihrer Gesamtheit bilde- ten diese Kollegen die Jury, die über die Vergabe der Preise entschied. Die Analyse der Arbeiten er- gab ein erfreuliches Bild, etliche Arbeiten wurden als preiswürdig angesehen. Bei der abschließenden Sit- zung der Jury während der DMV-Tagung wurden 11 Preisträger festgelegt. Die folgende Liste enthält die Preisträger, die Themen der Diplomarbeit und die Betreuer:

- Nils Ackermann, Karlsruhe: Die Anzahl positiver Lösungen bei semilinearen elliptischen Neumann- Problemen. Betreuer: Prof. Dr. Th. Bartsch - Bernd Ammann, Freiburg: Minimale Geodätische

auf Mannigfaltigkeiten mit nilpotenter Fundamen- talgruppe. Betreuer: Prof. Dr. V. Bangert

7

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Scenario 1 presents the reference case of a country with a young age structure (70% of the working age population in the 15- to 40-year-old group and 30% in the 40- to

Countries will experience higher economic growth rates when they provide education for children, and secondary education has a stronger impact than primary, with

- RQ: How do the scientific councillors see the role of Open Science in the knowledge transfer between research and policy. - In-depth interviews with science councillors (SCs))

It is important to consider how the provisions of KORUS, effective in March 2012, intersect with broader components of Korea’s innovation ecosystem, and ways that

21 Shaorshadze, I. Foreign Remittances and Poverty Reduction in Kosovo. World Bank and UKAID Conference Western Balkans Poverty and Inclusion December 14th-15th, 2010,

The approach is operationalised in 33 countries and estimates of the composition of ‘poverty’ by the two indicators are made for sub-Saharan Africa, South Asia and Southeast Asia

As a consequence, private financial flows to developing countries have dwarfed official flows, from remittances through for- eign direct investment (FDI) to portfolio investments,

Those who also visited little known manufacturers in addi- tion to the well-known large manufacturers, who (still) cover approximately 75% of the market in Germany could, consider-