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Die Entdeckung des Königreichs Qatna

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Academic year: 2022

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Schmuckelement aus Gold mit Einlagen aus Lapislazuli und Karneol

2. Hälfte des 2. Jt. vC

Originalveröffentlichung in: Welt und Umwelt der Bibel 4/2009, S. 2–3

(2)

Die Reportage

Schätze des Alten Syrien

Ellen Rehm

Die Entdeckung des Königreichs Qatna

Seit einigen Jahren erforschen Archäologen der Universität Tübingen zusammen mit syrischen und italienischen Kollegen das antike Qatna, einen Stadtstaat der Späten Bronzezeit in Syrien. Einige der bedeutenden Funde, die dort zutage traten, werden im Rahmen der Großen Landesaus­

stellung „Schätze des Alten Syrien" des Landesmuseums Württemberg erstmals in Europa zu sehen sein.

D

ie Geschichte von Qatna begann schon im 3. Jt. vC. Die Stadt im fruchtbaren Orontestal war da­

mals ein provinzielles Zentrum.

Ihren Aufschwung zu Beginn des 2. Jt. vC verdankte sie zum einen ihren landwirt­

schaftlichen Erzeugnissen und zum ande­

ren ihrer geografischen Lage an der Homser Pforte. Hier kreuzten sich wichtige Karawa­

nenwege, auf denen Waren vom Mittelmeer nach Mesopotamien und weiter in den Osten transportiert wurden. Lapislazuli aus Afghanistan, Bernstein aus dem Baltikum, Kupfer aus Zypern, Alabastren aus Ägypten sowie Keramik aus der Ägäis erreichten die Stadt und brachten neben materiellen Gü­

tern auch kulturelle Anregungen aus der ge­

samten Alten Welt. Eng verbunden mit Qat- nas Aufstieg war ein wachsender Wohl­

stand, der das Reich zu einem wichtigen sy­

rischen Stadtstaat werden und es auf der internationalen Bühne mitspielen ließ, wie Keilschrifttafeln belegen.

In dieser Zeit entstand der Palast von Qat­

na mit seinen gigantischen Ausmaßen, der zu den größten seiner Zeit gehörte. Neben einer großen Halle von nahezu 1500 m2, de­

ren Dach auf vier zentralen Säulen aus Ze­

dernholz lag, beeindrucken der Thron- und der Zeremonialsaal durch ihre Größe. Eine archäologische Sensation war die Entde­

ckung eines Raumes, der einst mit Wand­

malereien in Freskotechnik verziert war. Als Motive dienten Flusslandschaften, die durch ihre stilistische und technische Nähe zu minoischen Wandmalereien eine Ver­

bindung zu den ägäischen Höfen belegen.

Ab der Mitte des 2. Jt. vC wurde das Reich mit zahlreichen Machtverschiebungen in der Levante konfrontiert. So erweiterte das

rasch wachsende Mittani-Reich im Nordos­

ten seine Herrschaft, wurde aber später von den Hetitern verdrängt, die ihren Machtbe­

reich bis weit in den Süden ausdehnten und somit in Konkurrenz zu den Ägyptern tra­

ten, die ihrerseits Anspruch auf Teile des Gebiets erhoben. Mitten in diesem Tauzie­

hen um die Macht befand sich Qatna, das versuchte, sich durch eine Allianz mit Ägypten zu schützen. Doch der Pharao kam in der Not nicht zu Hilfe und die Hetiter be­

reiteten dem Königreich um 1340 vC ein En­

de. Nach der Erstürmung der Stadt ging der Palast in Flammen auf. Die Stadt scheint daraufhin verlassen worden zu sein. Erst zu Beginn des 1. Jt. vC wurde sie für wenige Jahrhunderte erneut besiedelt, erreichte aber nie wieder den verlorenen Glanz.

In der Ausstellung des Württembergi­

schen Landesmuseums Stuttgart wird die­

ses Szenario wieder zum Leben erweckt.

Nach einem Überblick über die Geschichte Syriens werden dem Besucher die Ent­

wicklung des Königreiches Qatna und des­

sen Beziehungen zu anderen Königreichen dargelegt.

Ein weiterer Ausstellungsbereich widmet sich dem Syrien des 2. Jt. vC, der Blütezeit Qatnas. Zuerst wird ein Blick von außen ge­

wagt: Wie sahen die ägyptischen Nachbarn die Bewohner der Levante? Danach werden die wirtschaftlichen Grundlagen und Handelsverbindungen vorgestellt, Motor der internationalen Beziehungen. Dem Aspekt der Diplomatie wird ebenso Rech­

nung getragen wie den kriegerischen Aus­

einandersetzungen - denn beide prägten das staatliche Miteinander. Weitere wichti­

ge Themen sind die Götterwelt, Religion im Alltag und der Totenkult. Aber auch dem

täglichen Leben und Arbeiten ist ein Be­

reich gewidmet. Hierbei werden Objekte aus Qatna durch Funde aus anderen anti­

ken Königsstädten wie Ebla, Mari, Ugarit und Alalach ergänzt.

Anschließend betritt man den Palast von Qatna, in dem exzeptionelle Artefakte des aufwändigen Palastinventars die Bedeu­

tung und Internationalität des Königreichs von Qatna bezeugen. Dazu gehören die Wandmalereien, die weltweit zum ersten Mal der Öffentlichkeit präsentiert werden.

Durch eine großflächige virtuelle 3D-Re- konstruktion des Palastes wird dem Besu­

cher der königliche Bau nahegebracht.

Von hier führt ein dem Original nach­

empfundener Gang die Besucher in die Gruft, den Höhepunkt der Ausstellung. Im Jahr 2002 wurde sie in unberaubtem Zu­

stand von den Tübinger Archäologen ent­

deckt. Die eindrucksvollen Funde, die höchstes handwerkliches Niveau repräsen­

tieren und aus kostbarsten Materialien her­

gestellt wurden, lassen den Glanz des ver­

gangenen Königreichs wieder aufleben. 3D- Bilder erlauben zudem einen Blick in den ursprünglichen Zustand der Grabkam­

mern.

Zum Abschluss wird die Zerstörung Qat­

nas durch auf Tontafeln erhaltene Hilfe­

rufe dokumentiert.

Diese außergewöhnliche Ausstellung konnte nur durch die enge und fruchtbare Zusammenarbeit mit den Ausgräbern so­

wie den engagierten Mitarbeitern der Ge­

neraldirektion für Antiken und Museen der Arabischen Republik Syrien ermöglicht werden. •

Daten zur Ausstellung S. 79; mehr zur Aus­

grabung von Qatna in WUB 2/2009, S. 66f.

weit und umweit der bibel 4/2009

Referenzen

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