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Archiv "Patient als Kunde: Jeden Tag besser werden" (16.06.2000)

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is zum 31. Dezember 2000 ist nach Maßgabe des neuen

§ 140 SGB V ein „dreiseitiger Katalog“ ambulant durchführbarer Operationen und stationsersetzender Eingriffe zu vereinbaren.

Neben der ausschließlich für den Patienten wichtigen Bewertung des medizinisch sinnvoll Machbaren ge- winnen zunehmend wirtschaftliche Fragen an Gewicht. Juristische Be- denken machen die Situation nicht ge- rade übersichtlicher.

Besonders beim ambulanten Operieren zeigt sich, dass eine Ab- grenzung zwischen ambulant und sta- tionär immer weniger gelingt. Sie macht auch oft keinen Sinn mehr. Die Leistungen gehörten dorthin, wo ent- sprechende Erfahrungen gesammelt wurden, wo der Patient sie haben will und wo sie am wirtschaftlichsten zu er- bringen sind. Die meisten Kranken- häuser lassen – außer bloßen Absichts- erklärungen – bislang kaum Anstren- gungen zur Durchführung klinikam- bulanter Operationen erkennen.

Nicht kostendeckende Vergütun- gen, forensische Risiken, erforderli- che Investitionen und aufwendige Umbaumaßnahmen sowie starre Or- ganisationsformen wirken hemmend.

So lehnen Chefärzte ambulante Ope- rationen überwiegend ab.

Die Leistungsträger ambulanter Operationen sind die Vertragsärzte, als deren Interessenvertretung sich die Berufsverbände profilieren. Diese sind jedoch Krankenhausärzten in gleicher Weise wie niedergelassenen Ärzten verpflichtet. Auch in den wis- senschaftlichen Gesellschaften gibt es dieses Dilemma der Interessenver- flechtung, wenngleich die Bemühun- gen um Objektivität erkennbar sind.

So werden Aussagen zum am- bulanten Operieren maßgeblich vom persönlichen Engagement der Befür- worter und Gegner bestimmt; sie spie-

geln oftmals die Machtverhältnisse des Verbandes oder der Gesellschaft wider.

Folgt man Bedenkenträgern oh- ne maßgebliche Einflussnahme der Anwender eines Verfahrens, kommt es nicht selten juristisch und finanziell zur Nötigung des Anwenders.

So ist es zu verstehen, dass sich in der Chirurgie neben dem Bundes- verband Deutscher Chirurgen e.V. die ausschließlich für die Vertragsärzte sprechende Arbeitsgemeinschaft nie- dergelassener Chirurgen e.V. gegrün- det hat. Dass deren Katalog ambu- lant durchzuführender Operationen anders aussieht als der Katalog der leitenden Krankenhausärzte, die zu- meist die Interessen des Kranken- hausträgers vertreten, ist offensicht- lich.

Ähnlich verhält es sich bei den HNO-Ärzten, wo sich die Arbeitsge- meinschaft Ambulantes Operieren in der HNO-Heilkunde mit ihren 70

Mitgliedern veranlasst sah, organisa- torisch aus dem Berufsverband HNO in den Bundesverband Ambulantes Operieren e.V. (BAO) zu wechseln.

Der Berufsverband HNO gründete daraufhin gemeinsam mit Chefärzten und der wissenschaftlichen Gesell- schaft ein sechsköpfiges Gremium un- ter Ausschluss der aktiven ambulan- ten Operateure.

Die gegenseitigen Beteuerungen von Verbänden und Vertragsärzten, Operations-Kataloge miteinander ab- zustimmen, bleiben aufgrund der In- teressengegensätze oft Makulatur.

So hat nun bei den HNO-Ärzten der Berufsverband die Fertigstellung eines Operations-Katalogs ohne Ab- stimmung mit den Operateuren an- gekündigt. Diese haben daraufhin ihr Verzeichnis der seit Jahren ambulant durchgeführten HNO-Operationen veröffentlicht. Ähnlich gibt es auch bei den Chirurgen inzwischen mehre- re Listenvorschläge.

Die Kassenärztliche Bundesver- einigung ist als Vertreter aller Ver- tragsärzte in der schwierigen Situati- on, von den Verbänden Vorgaben zu erhalten, die den medizinischen Alltag oft nicht mehr abbilden. Sie ist um die Aufgabe, einen den Interessen von Pa- tienten und Ärzten entsprechenden Leistungskatalog zu erstellen, nicht zu beneiden. Dr. med. Jürgen Zastrow

A-1650 Deutsches Ärzteblatt 97,Heft 24, 16. Juni 2000

P O L I T I K KOMMENTARE

Ambulantes Operieren

Dreiseitiger

Katalog umstritten

B

ie gesellschaftliche Entwick- lung der Leistungs- und Geld- orientierung spiegelt sich in der Patientenversorgung wider. Per- sönliche Vorteilsnahme beherrschen den Wettbewerb um gesellschaftliche und persönliche Anerkennung. Geld ist häufig wichtiger als Qualität.

Transparenz ist zudem lästig. Beides kostet nur, ohne einen direkten wirt- schaftlichen Vorteil zu versprechen.

Es geht aber um die beste Lösung für den notleidenden Patienten, um die Wiederherstellung seiner Gesundheit, es geht aber auch um den Weg dorthin.

Es geht darum, schwerwiegende Fehler bei der Kunst des Heilens zu vermeiden oder aus negativen Erfahrungen zu ler- nen. Dieses Lernen erfordert das Be- wusstsein und den Willen der Ärzte und Therapeuten, jeden Tag besser zu werden. Dies setzt auch das Wissen um

Patient als Kunde

Jeden Tag besser werden

D

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die Ergebnisse, den Vergleich mit Kol- legen, die Orientierung an den Besten voraus. Das Wissen um Erfolg und Misserfolg zeigt den Weg auf, der noch viel zu häufig nur beim Sponsoring der Pharmaindustrie und der Entwicklung neuer Produkte gegangen wird. Ist es nicht die eigentliche Verpflichtung ei- nes jeden, sich und seine Leistungen unabhängig von externen Geldgebern kritisch zu hinterfragen und dies trans- parent zu gestalten? Hat nicht der Pati- ent als oftmals hilfloser Kunde das Recht, auch über die Erfahrung und Erfolge seines Therapeuten vor der Be- handlung mehr zu erfahren als nur, dass er die Kunst zu heilen erlernt hat?

Ist diese Transparenz nicht der eigentli- che Hintergrund von Kundenorien- tierung? Gefährdet nicht manchmal falsch verstandene Kollegialität die Ge- sundheit von Patienten? Nur der offene Umgang mit Ergebnissen ermöglicht eine objektive und vorurteilsfreie Be- wertung und zwingt zum Handeln.

Der Patient ist nicht immer hilflo- ses Objekt. Er kann durchaus entschei- den, wem er sein Vertrauen schenkt, aber doch nur, wenn er vergleichen kann. Und warum scheuen wir Ärzte diesen Vergleich so sehr? Wollen wir nicht im Interesse der Patienten nur das Beste? Jeder von uns kann sich fra- gen, wie behandle ich meine Patienten.

Wird die Intimsphäre gewahrt und das persönliche Bedürfnis des Patienten berücksichtigt oder bedeutet patiens, die Pflicht zu leiden?

Wie oft liegen in den Praxen und auf Krankenhausfluren bedenkenlos Patientenunterlagen herum, die Neu- gierigen Einsicht gewähren, stehen Namen für alle lesbar auf Tafeln oder werden Untersuchungen im Beisein bis dato fremder Menschen durchge- führt. Wo bleibt hier die Achtung vor dem Individuum?

Die Diskussion um Qualität und Kundenorientierung verkommt zum Kampf um Begrifflichkeiten. Es geht doch um mehr, es geht darum, für den Patienten auf allen Ebenen (medi- zinische Behandlung, persönlicher Umgang) besser zu werden. Der Pati- ent braucht Schutz, wenn er temporär nicht entscheiden kann, und Transpa- renz, damit er entscheidungsfähig wird. Der Patient ist der Kunde, er ist der König, denn um sein Wohl geht es. Dr. med. Hans-Peter Schlaudt

er Sturz aus der Höhe ist der häufigste Kinderunfall:

beim Säugling der Sturz vom Wickeltisch, beim Kleinkind der vom Balkon oder aus dem Fenster. Die zweithäufigste Unfallursache bei Kin- dern bis fünf Jahre sind Verbren- nungen und Verbrühungen. Insgesamt erleiden jährlich knapp zwei Mil- lionen Kinder bis 14 Jahre Verletzun- gen durch Unfälle, 1 000 davon enden tödlich.

Doch „60 Prozent der Unfälle lassen sich durch präventive Maß- nahmen vermeiden“, erklärte Rolf Stuppardt vom IKK-Bundesverband.

Unterschätzung von alltäglichen Ge- fahren und mangelnde technische Si- cherheit seien die wesentlichen Grün- de für die vielen Unfälle. Die El- tern haben die Verantwortung für die Prävention, doch sie benötigen Un- terstützung: Im Rahmen der Früher- kennungsuntersuchungen überreicht der Kinder- oder Hausarzt ein Merk- blatt, das – entsprechend der Al- tersstufe des Kindes – auf die Un- fallgefahren aufmerksam macht. Auf Initiative des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) ha- ben sich die Spitzenverbände der gesetzlichen Krankenkassen und die Kassenärztliche Bundesvereinigung entschlossen, Merkblätter zur geziel- ten Prävention herauszugeben.

Information zum richtigen Zeitpunkt

Illustrationen veranschaulichen die altersentsprechenden Unfallgefah- ren, die schriftliche Information be- schränkt sich auf wenige Sätze – da- mit werden alle Bevölkerungsschich- ten erreicht. „Wichtig ist, dass die El-

tern zum richtigen Zeitpunkt über die möglichen Gefahren informiert werden“, so Stuppardt. Gefahren von Hochbetten beispielsweise seien für die Eltern von Säuglingen noch nicht relevant und gerieten daher in Vergessenheit. Die persönliche Über- reichung des entsprechenden Merk- blattes im Rahmen der Früherken- nungsuntersuchungen „ist der Motor der Prävention“, betonte Dr. med.

Jürgen Bausch, Kinder- und Allge- meinarzt, 1. Vorsitzender der Kas- senärztlichen Vereinigung (KV) Hes- sen: „Ein gut gemachtes Infor- mationsblatt bleibt ohne Erfolg, wenn es nur im Wartezimmer ausgelegt wird.“

Krankenkassen zahlen die Druckkosten

560 000 Merkblattsätze zu je sie- ben Merkblättern wurden bereits En- de 1999 an die KVen – die für die Verteilung zuständig sind – versandt.

„Die Merkblätter stießen bei den Ver- tragsärzten auf durchweg positive Re- sonanz“, berichtete Bausch. Dies wur- de bereits nach einem Quartal durch die nicht zu befriedigende Nachfrage deutlich, denn um einen Geburtsjahr- gang abzudecken, sind etwa 750 000 Merkblattsätze erforderlich. Ab die- sem Jahr ist die Frage der Druck- kosten in Höhe von 150 000 DM jähr- lich nun geklärt – die Spitzenverbän- de der Krankenkassen zahlen sie.

Dieser Betrag sei gut angelegt, mein- te Dr. med. Jörg Schrievers, Beauf- tragter Kinderunfälle des BVKJ, denn die Krankenkassen geben jährlich rund zwei Milliarden DM für die Behandlung von Unfallverletzungen

aus. Petra Bühring

A-1652

P O L I T I K KOMMENTARE/AKTUELL

Deutsches Ärzteblatt 97,Heft 24, 16. Juni 2000

Kinderunfälle

Vermeidbare Stürze

In den Industriestaaten sterben heute mehr Kinder an Unfallfolgen als an Infektionskrankheiten

und Krebs. Zur gezielteren Prävention wurden neue Merkblätter entwickelt.

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