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Archiv "Die Kur, der Zaster und das Laster - ein zeitloser Konflikt: Schon 1930 beklagte Kurt Tucholsky die Verrohung der Sitten in den Seebädern" (31.03.2000)

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A-859 Deutsches Ärzteblatt 97,Heft 13, 31. März 2000

A

lles schon mal da ge- wesen: Vor 70 Jahren waren die deutschen Kurorte, ganz ähnlich wie heute, in einer wirtschaftli- chen Krise. Die Seebäder schlossen sich daher 1930 zu einer Arbeitsgemeinschaft zusammen, um mit einer dra- stischen Maßnahme Abhilfe zu schaffen: Das Verbot des Glücksspiels in den Bädern müsse aus dem Reichskur- ortgesetz verschwinden. Die Kur-Manager setzten, neu- deutsch formuliert, schon da- mals auf den „fun factor“.

Von Spielbanken versprach man sich mehr touristische Attraktivität und einen Zu- strom frischen Geldes in die gebeutelten Orte.

„Das darf nie erlaubt werden“, appellierte der Sati- riker und Kommentator Kurt Tucholsky. Denn „man mag nicht an einem Ort, wo sich der Städter von elf Monaten Staub und Arbeit erholt, diese Schie- ber des Spiels versammelt se- hen, die überall auftauchen, wo gespielt wird“. Tucholsky fürchtete vor allem auch einen rasanten Preisanstieg in den

Kurorten, denn „wer sich Geld erspielt und nicht erarbeitet, achtet es nicht“. Gewinnen würden nur die Banken, warn- te der Autor. Außerdem wäre es „eine geradezu gemeine Aufreizung, wenn unsere Arbeitslosen in der jetzigen Zeit mitansehen müssten, wie die Leute ihr Geld verspielen“.

Im Jahr 2000, angesichts von Dutzenden Spielbanken

und Casinos in Kurorten, ein längst überholtes Horror- Szenario? Nicht ganz, denn der Mahner Tucholsky findet selbst unter höchsten Kur- Funktionären offene Ohren.

Professor Dr. med. Manfred Steinbach, Präsident des Deutschen Heilbäderverban- des (DHV), würde „Spielban- ken nicht auf die Liste der Einrichtungen setzen, die wir in Kurorten benötigen“. Zwar wolle der DHV das seiner medizinischen Qualität ver- pflichtete Kurwesen behutsam für Touristik- und Freizeit-In- dustrie öffnen, aber irgendwo sei eine Grenze. Für Steinbach liegt sie derzeit bei „Damen- ringen im Heilmoor und Mo- tocross im Kurpark“. OD

V A R I A HEILBÄDER UND KURORTE

Die Kur, der Zaster und das Laster – ein

zeitloser Konflikt

Schon 1930 beklagte Kurt Tucholsky die Verrohung der Sitten

in den Seebädern.

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