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Archiv "Symbol der Heilkunst: Äskulap-Natter ist Tier des Jahres 2000" (18.02.2000)

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A-388 Deutsches Ärzteblatt 97,Heft 7, 18. Februar 2000

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ie Äskulap-Natter ist zwar kein „kleines pos- sierliches Tierchen“ wie die von Loriot entdeckte (be- ziehungsweise eigentlich er- fundene) Steinlaus. Dennoch werden sich Ärzte und Ver- treter der Heilberufe über ih- re Wahl zum Tier des Jahres 2000 gefreut haben; schließ- lich gilt sie als das Symboltier der Heilkunst. Die Schutzge- meinschaft Deutsches Wild wollte vor allem auf die star- ke Gefährdung dieser Art und der anderen drei in Deutschland vorkommenden Natternarten aufmerksam machen.

Ihr Name wurde dem des griechischen Heilgotts As- klepios entlehnt. Nach dem Mythos hatte Apollon die Tochter des thessalischen Kö- nigs Phlegyas, Koronis, ge- liebt und mit ihr einen Sohn gezeugt. Aber noch vor der Geburt des Kindes hatte Koronis der Liebe eines Sterblichen namens Ischys nachgegeben. Der durch eine Krähe vom Fehltritt seiner Geliebten verständigte Apol- lon tötete Koronis, aber in dem Augenblick, da die Flammen ihren Körper auf dem Scheiterhaufen erreich- ten, zog er aus dem Leichnam das lebende Kind.

Ein eigener Kult Dieses Kind, Asklepios, wurde von seinem Vater dem Kentauren Chiros anvertraut, der es so gut in die Heilkunst eingewiesen hatte, dass As-

klepios sogar das Mittel ent- deckte, die Toten wieder zum Leben zu erwecken: Blut aus den Wunden der Medusa.

Hades beklagte sich über die Erfolge, die Asklepios damit gelangen. Da Zeus fürchtete, dass die Kunst des Asklepios die Weltordnung stürzen könnte, erschlug er ihn mit ei- nem Blitz. Aus dem As- klepiosmythos entstand ei- ne eigene Religion, ein Kult, der sich im 5. bis 3. Jahrhundert v.

Chr. vom griechi- schen Mutterland aus nach Norden bis zur Insel Tha- sos, nach Osten über die ägäi- schen Inseln bis an die kleinasia- tische Westküste, nach Süden bis Kreta und Nord- afrika, nach Westen bis Sizilien und Rom ausbreitete. Als haupt- sächliche Stätten des frü- hen Kultes werden weitge- hend übereinstimmend Trik- ka, Epidaurus, Athen, Kos, aber auch Pergamon und Rom genannt.

Zwar ist aus dem Mythos keine direkte Beziehung zwi- schen Asklepios und der Schlange erkennbar, doch er- scheint dieser schon in frühe- sten Darstellungen aus dem 4. Jahrhundert v. Chr., auf den Schlangenstab gestützt. Das älteste feststellbare numis- matische Asklepiosbild mit Schlangenstab stammt aus dem 3. Jahrhundert v. Chr. In

römischer Zeit erscheint die Schlange als eigenständiges Kulttier unter anderem auf einem bekränzten Altar als Inkarnation des Äskulap, als um einen Altar geringelte Tempelschlange, als aufge- richtete Tempelschlange mit der Beischrift Asklepios und

als geflügelte Asklepios tra- gende Schlange. In den frühe- sten künstlerischen Darstel- lungen der Neuzeit ringelt sich die Schlange um den Arm oder windet sich in der Hand des nicht eindeutig identifizierbaren Trägers (zum

Beispiel bei Francesco di Giorgio Martini und Albrecht Dürer).

Vom 18. Jahrhundert an erscheint der Äskulapstab immer häufiger auf Münzen und Medaillen, auf ärztli- chen Exlibris; vom 19. Jahr- hundert an wird er in Europa und in den USA zur vorherr- schenden medizinisch-ärztli- chen Präsentation, und im 20. Jahrhundert kommt es zur weltweiten Verbreitung dieses Symbols. Schon 1928 schreibt Eugen Holländer in dem Buch „Äskulap und Venus“: „Diese Hieroglyphe hat sich so sehr in das Welt- wissen der Menschheit ver- ankert, daß sie auch dem deutschen Bauer und dem Steppenbewohner Sibiriens gleichmäßig vertraut gewor- den ist.“ Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Äsku- lapstab offizielles Emblem der World Health Organiza- tion und der World Medical Association. Das Weltärzte- bund-Emblem besteht aus einer mit dem Schlan- genstab des Äskulap vereinigten Weltkar-

te (Abbildung).

Ungiftige Schlange

Bei der Äs- kulap-Natter (Elaphe longissi- ma) im engeren zoologischen Sinn handelt es sich um eine bis zu 1,80 m lange Baumschlan- ge. Sie ist wie andere Nattern und mehr als 90 Prozent der weltweit 2 600 Schlangenarten ungiftig. Ih- re Hauptbeute sind Mäuse.

Als Einziges unter den deut- schen Reptilien frisst sie ihre Beute nicht lebend, sondern tötet sie zuerst nach Art der Riesenschlange durch Umschlingen und Erdrük- ken. Alle deutschen Schlan- gen stehen auf der Ro- ten Liste der gefährdeten Tiere Deutschlands. Die Äs- kulap- und die Würfelnatter gelten sogar als „vom Aus- sterben bedroht“.

Gisela Klinkhammer GESCHICHTE DER MEDIZIN

Quelle: Karl-Heinz Hunger: Der Äskulapstab. Zur Funktion prä- sentativer Symbole in der Kom- munikation, Hochschul-Scripten Medien, Verlag Volker Spiess, Berlin, 1978

Symbol der Heilkunst

Äskulap-Natter ist Tier des Jahres 2000

Die nach dem griechischen Gott

Asklepios (Äskulapius) benannte

Schlange ist vom Aussterben bedroht.

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