DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
Ohr- und Körperakupunktur
heißt die Qualität des Spermas wird verbessert (Abbildung 5).
Dieser Effekt hält jedoch nur für einige Wochen an. Fischt et al. (8) konnten ihn bei den Patienten stets wieder durch erneute Aku- punktur reproduzieren.
Die angeführten Untersuchungen aus der Grundlagenforschung und der Klinik für Ohr- und Kör- perakupunktur zeigen, daß diese Behandlungsmethode heute gut fundiert ist. Rückgriffe auf Phi- losophie und Mystik sind besten- falls für die Geschichte der Medi- zin von Interesse. Allerdings gilt für die Akupunktur wie für jede andere Therapie, daß der Anwen- der sie auch von der Pike auf ge- lernt haben muß. Das Ansinnen, im doppelten Blindversuch die
Wirksamkeit der Akupunktur zu prüfen, kann aus ethischen Grün- den nicht akzeptiert werden. Au- ßerdem erhebt sich die Frage, wie man einem Akupunkteur „blind"
die Nadelung unsinniger Punkte abverlangen soll. Es dürfte an der Zeit sein, die Akupunktur nun in das therapeutische Rüstzeug zu integrieren. In dieser Richtung in- formierend zu wirken, soll das An- liegen dieser Ausführungen sein.
Literatur
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Anschrift des Verfassers:
Dr. med Helmut Samlert Deutsche Akademie für Akupunktur und Aurikulomedizin e. V.
Poppenbütteler Hauptstraße 11a 2000 Hamburg 65
FÜR SIE GELESEN
Herzbeteiligung häufig bei progressiver
systemischer Sklerose und Sklerodermie
In früher veröffentlichten Autop- siestudien wurde festgestellt, daß bei Patienten mit progressiver Sklerose sehr häufig eine Herzbe- teiligung vorliegt; klinisch wird je- doch diese Herzbeteiligung sehr viel seltener erkannt. Das Ziel die- ser Studie war festzustellen, ob bei diesen Patienten klinisch er- faßbare Parameter vorhanden sind, die ein histopathologisches Korrelat haben. 26 Patienten mit diffuser Sklerodermie wurden in die Untersuchung aufgenommen.
Bei allen Patienten wurde eine Thallium-201-Belastungsszintigra- phie und eine Herzbinnenraum- Szintigraphie unter Belastung durchgeführt. Außerdem wurde bei allen Patienten ein Röntgen- bild des Thorax im Stehen, eine Untersuchung der Lungenfunk- tion und bei 9 Patienten eine Ko- ronarangiographie durchgeführt.
Bei der Thallium-201-Belastungs- szintigraphie fand sich in 22 Fäl-
len (77 Prozent) ein Perfusionsde- fekt, der bei 10 Patienten (38 Pro- zent) ein Redistributionsphäno- men zeigte. Weder der positive Befund eines Perfusionsdefektes, noch seine Größe stand in Korre- lation mit der Krankheitsdauer.
Bei der Koronarangiographie fand sich nur bei einem Patienten mit einem belastungsinduzierten Per- fusionsdefekt eine signifikante Koronarstenose von mehr als 70 Prozent. Die durchschnittliche linksventrikuläre Ejektionsfrak- tion in Ruhe betrug 64 Prozent + 11 Prozent und war nur bei 4 Pa- tienten erniedrigt; 12 Patienten zeigten eine abnorme Bela- stungsreaktion.
Bei 7 Patienten (27 Prozent) fand sich außerdem eine einge- schränkte rechtsventrikuläre Funktion in Ruhe und unter Bela- stung.
Die Lungenfunktionsuntersu- chung fiel bei 13 Patienten (50 Prozent) pathologisch aus.
Diese Untersuchung zeigt, daß die myokardiale Funktion und Perfu-
sion bei einer großen Anzahl von Patienten mit diffuser Skleroder- mie pathologisch eingeschränkt ist. Die Diskrepanz in bezug auf die Häufigkeit, mit der diese Herz- beteiligung in klinischen und pa- thologischen Studien festgestellt wird, wird nicht durch unter- schiedliche Kollektive, sondern durch die mangelnde Sensitivität der klinischen Untersuchungs- methoden erklärt.
Die Pathogenese der Myokardfi- brose im Rahmen dieser Erkran- kung ist nach wie vor unklar, es wird jedoch vermutet, daß die in- itiale Schädigung ischämischer Natur ist. Die Tatsache, daß bei ei- ner Reihe von Patienten reversi- ble, belastungsinduzierte Perfu- sionsdefekte auftraten, könnte als Hinweis auf eine Erkrankung der kleinen, intramyokardialen Arte- rien gewertet werden. shl
Follansbee, W. P.; Curtiss, E. I.; Medsger, T. A.;
Steen, V. D.; Uretzky, B. F.; Owens, G. R.; Rod- nan, G. P.: Physiologic Abnormalities of Car- diac Function in Progressive Systemic Sclero- sis with Diffuse Scleroderma, N. Engl. J. Med.
310, No. 3(1984)142-148—Dr. William P. Fol- lansbee, Division of Cardiology, University of Pittsburgh School of Medicine, 789 Scaife Hall. Pittsburgh, PA 15261, USA
406 (58) Heft 7 vom 13. Februar 1985 82. Jahrgang Ausgabe A