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Archiv "Klinik-Informations-Systeme (KIS)" (10.09.2004)

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ast 60 Jahre nach Ein- führung der hormonabla- tiven Therapie verspricht erstmals wieder ein Medika- ment ein verlängertes Über- leben beim fortgeschritte- nen, hormonrefraktären Pro- statakarzinom. Bis vor eini- gen Jahren als chemoresi- stent eingestuft, bewirkte der Einsatz von Taxanen einen Durchbruch.

Docetaxel ist in den USA bereits für diese Indikation zugelassen worden, nachdem in zwei Studien ein mittlerer Überlebensvorteil von etwa zwei Monaten im Vergleich mit einem Mitoxantron-Sche- ma nachgewiesen wurde. Das Chemotherapeutikum redu- ziert in Kombination mit Prednisolon die tumorbe- dingten Knochenschmerzen – allerdings ohne Überlebens- vorteil. Dies konnte erst mit Einführung von Docetaxel in Verbindung mit Predniso- lon – mit oder ohne Estramu- stin – erreicht werden, wobei eine Schmerzreduktion um 59 Prozent dokumentiert ist.

Wirksame Taxan-Applikation Wie Prof. Dr. med. Manfred Wirth (Dresden) betonte, wird der „off-label-use“ von Do- cetaxel inzwischen auch in Deutschland akzeptiert. Die Zulassung wird noch für die- ses Jahr erwartet. Basis hier- für sind zwei klinische Studi- en, in denen rund 1 800 Pati- enten behandelt wurden.

Docetaxel (Taxotere®,Aven- tis) wurde entweder alle drei Wochen (75 mg/m2oder aber 60 mg/m2in Kombination mit Estramustin (dreimal täglich 280 mg fünf Tage lang) oder aber wöchentlich (30 mg/m2) fünf von sechs Wochen lang appliziert in Kombination mit zweimal 5 mg Prednisolon täg- lich (Symptomkontrolle). Im Vergleichsarm erhielten die Patienten Mitoxantron (12 mg/m2alle drei Wochen) und Prednisolon.

In der Kombination Doce- taxel mit Estramustin (n = 770) war die mittlere Überlebens- zeit um zwei Monate länger, die Zeit bis zur Progression war mit sechs versus drei Mo-

naten verdoppelt. Das pro- gressionsfreie Überleben stieg um 27 Prozent, die objekti- ve Ansprechrate lag bei 55 Prozent, das Prostata-spezifi- sche Antigen (PSA) fiel um 85 Prozent. Gastrointestinale und kardiovaskuläre Neben- wirkungen waren im Doceta- xel-Arm häufiger (63 versus 21 Patienten beziehungsweise 44 versus 20).

In der dreiarmigen Studie (n = 1 006) war die wöchentli- che Taxan-Applikation zwar wirksamer als das Mitoxan- tron-Schema, brachte aber keinen Überlebensvorteil. Die dreiwöchentliche Gabe dage- gen war mit einem um 2,4 Monate verlängerten Überle- ben (18,9 versus 16,5 Monate unter Mitoxantron) verbun- den, zusätzlich fiel bei mehr Patienten (43 versus 33 Pro- zent) das PSA um mehr als 45 Prozent. Als häufigste Ne- benwirkungen wurden Haar- ausfall, Müdigkeit und Übel- keit dokumentiert, die Toxi- zität lag im erwarteten Rah- men: Es traten bei 32 Patien-

ten (22 bei Mitoxantron) Neu- tropenien vom Grad III bis IV auf.

Nach Erfahrungen der Uro- logen in Tübingen und Hom- burg/Saar ist Docetaxel zwar weitgehend gut verträglich, im Einzelfall wurden jedoch schwere Nebenwirkungen be- obachtet. Dr. med. Jan Leh- mann (Homburg) berichtete beim Südwestdeutschen Uro- logenkongress über fünf Fälle von Neutropenie Grad III bis IV bei bisher 30 behandelten Patienten, in Tübingen musste die Therapie in zwei von 39 Fällen abgebrochen wer- den. Hier wurde eine An- sprechrate von 64,5 Prozent erzielt, bei den ossären Meta- stasen kam es in einem Drittel zum Rückgang, in 27 Prozent zum Progress, 45 Prozent blie- ben stabil.

Die neue Behandlungsform hat allerdings ihren Preis; in Homburg wurden pro Patient mittlere Kosten von fast 9 000 Euro berechnet. Für Prof. Dr.

med. Karlheinz Kurth (Am- sterdam) bleibt diese Thera-

pie deshalb ausschließlich Stu- dien vorbehalten. Wie er im Gespräch ausführte, wird in diesem Zusammenhang der- zeit auch ein Fragebogen zur Lebensqualität validiert, den das EORTC-Komitee (Euro- pean Organ for Research and Treatment of Cancer) ent- wickelt hat. Denn Patienten mit einem Prostatakarzinom sind in der Regel nicht mehr jung und leiden unter toxi- schen Nebenwirkungen mög- licherweise stärker.

Neuer Standard für die Leitlinien

Dieser Fortschritt werde sich in der Chemotherapie als neuer Standard in den Leitlinien umsetzen, betonte Prof. Dr.

med. Kurt Miller (Berlin). In Zukunft sei für ihn auch der Einsatz bei asymptomatischen Patienten zu prüfen, da Pro- statakarzinom-Patienten oh- ne Schmerzen einen höheren Nutzen aus der Docetaxel-Be- handlung ziehen. Dem stimm- te Wirth zu, der Studien zu einem adjuvanten und auch neoadjuvanten Einsatz des Taxans als sinnvoll einstufte und die Zeit der primären Hormontherapie als „end- lich“ betrachtet.

Prof. Dr. med. Axel Hei- denreich (Köln) setzt für die Zukunft auf eine weitere Ver- besserung der Ergebnisse mit dem Chemotherapeutikum durch Kombination mit Sub- stanzen, die die Apoptose verstärken (Calcitriol, Exisu- lind, Thalidomid) und/oder spezifische Biologicals, die

„hochregulierte“ Stoffwech- selwege hemmen, etwa Tyro- sinkinase-Hemmer oder En- dothelin-1-Rezeptor-Antago- nisten. Es sei notwendig, Kombinationen zu entwickeln, die dem heterogenen Muster der Prostatakarzinome ent- sprechen, da Knochenmeta- stasen anders reagieren als Fi- lia in Weichteilen.

Dr. rer nat. Renate Leinmüller

Symposium „Paradigmenwechsel in der Chemotherapie des hormonrefraktären Prostatakarzinoms in Dresden sowie die 45. Jahrestagung der Südwestdeutschen Gesellschaft für Urologie in Heidelberg V A R I A

Deutsches ÄrzteblattJg. 101Heft 3710. September 2004 AA2483

Prostatakarzinom

Überlebensvorteil durch Chemotherapie

Unternehmen

Varizellen-Impfung für alle Kinder – Die Ständige Impf- kommission empfiehlt die Impfung gegen Varizellen für alle Kleinkinder zwischen dem vollendeten elften und 14. Lebensmonat. Weiterhin sollen alle ungeimpften Kin- der und Jugendlichen ohne Varizellenanamnese ab dem 15. Lebensmonat bis zum 18.

Lebensjahr die Impfung nach- holen. Damit wurde die bishe- rige Impfempfehlung mit Blick auf das Komplikationsrisiko bei Varizellenerkrankungen deutlich erweitert. Mit Vari- vax®(Aventis Pasteur MSD) steht in Deutschland seit Sommer 2004 ein hochwirk- samer und gut verträglicher

Varizellen-Impfstoff zur Ver- fügung.

Klinik-Informations-Systeme (KIS) – Mit Wirkung zum 1.

September hat die GWI AG 100 Prozent der Anteile an der BOSS AG übernommen Mit der Fusion baut die GWI ihre Markt- und Technologiefüh- rerschaft deutlich aus. Damit haben beide Unternehmen zu- sammen mit mehr als 700 KIS- Installationen in deutschen Krankenhäusern einen Markt- anteil von rund 32 Prozent.

Nach dem Zusammenschluss wird die BOSS AG als eigen- ständiges Unternehmen unter dem Dach der GWI-Gruppe bestehen bleiben. EB Kurz informiert

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