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Archiv "Magdeburg: Grundlagen für das moderne Europa" (21.10.2005)

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A2882 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 102⏐⏐Heft 42⏐⏐21. Oktober 2005

B

ei Magdeburg denkt man an die Elbe, an Schwerin- dustrie, an Halbkugeln.

Im Mittelalter war die Stadt jedoch ein Zentrum Europas.

In diesem Jahr feiert sie ihr 1 200-jähriges Bestehen. Im Kunsthistorischen Museum führt Dr. Tobias von Elsner durch die zwölf Stationen der Ausstellung „Magdeburg 1200“. Einführend spricht er von den ehemaligen „Stil- sälen“, die mehr als 400 Gemälde von Rang erhielten.

Im „Magdeburger Saal“ be- malte Arthur Kampf eine Längswand mit Szenen aus dem Leben Ottos des Großen.

Der Saal überstand die Bom- bardierung im Zweiten Welt- krieg, alle anderen Bilder gin- gen verloren. In DDR-Zeiten wurde er als Techniksaal ge- nutzt; das Wandgemälde wur- de übertüncht. 2001 restau- riert, schmückt es den heuti- gen Kaiser-Otto-Saal. Bestim- mend ist dort das Standbild Ottos I. (um 1240), des ersten Kaisers des „Heiligen Römi- schen Reiches Deutscher Na- tion“. Magdeburg war seine bevorzugte Pfalz. Auch Kaiser Friedrich Barbarossa und Kö- nig Philipp von Schwaben hielten dort Hof.

Schon vor 4 000 Jahren war die Gegend um Magdeburg dicht besiedelt. Erstmals er- wähnt wurde „Magadoburg“

(große Burg) im Jahr 805 durch Karl den Großen im Diedenhofener Kapitular, das verbot, den Slawen jenseits der Elbe karolingische Schwerter zu überlassen. Die 1 200 Jahre alte Handschrift und eine vom Papst unterzeichnete Urkunde über die erste Kirche in Mag- deburg (962), die Otto I. nach dem Sieg auf dem Lechfeld er-

richtete, sind in der Ausstel- lung zu sehen.

1126 wurde Norbert von Xanten Erzbischof von Mag- deburg. Ein in seinem Auftrag angefertigter Kreuzfuß (Chur) bezeugt hohe Kunstfertigkeit.

Nach dem großen Brand von 1188 führte Erzbischof Wich- mann das „Magdeburger Recht“ ein, das mehr als 700 Städte in Osteuropa annah- men (darunter Krakau, Minsk und Kiew). Als 1207 der otto- nische Dom abbrannte, erbau- te Erzbischof Albrecht II. die erste gotische Kathedrale auf deutschem Boden. In der Dombauhütte (1240) kam der Bronzeguss zur Blüte. Fünf Bronzelöwen (einer davon aus dem Britischen Museum) wer-

den im Kulturhistorischen Mu- seum gezeigt.

Magdeburg wurde durch das Stapelrecht (Getreidehan- del) eine reiche Hansestadt.

Ihr Rat war ab 1240 gegen den Erzbischof militärisch und ju- ristisch selbstständig; der Mag- deburger Reiter wurde zum Symbol der Stadtfreiheit. Das Magdeburger Recht und der Sachsenspiegel (Oldenburger Bilderhandschrift von 1336 ausgestellt) waren Grundla- gen für das moderne Europa.

Ausgestellt ist auch Hartmann Schedels Weltchronik mit der ältesten Darstellung Magde- burgs (1493).

Nach Martin Luthers Pre- digten 1524 wurde die Stadt zur Hochburg des Protestan- tismus. In der Kunst wird Indi- vidualisierung sichtbar (Lu- kas Cranachs Adam und Eva). Mit der Niederlage des Schmalkaldischen Bundes musste das bis dahin unein- nehmbare Magdeburg kapitu- lieren; die Gegenreformation erstarkte. Voller Hoffnung verband sich die Stadt 1630 mit Gustav Adolf, doch ehe er die Stadt schützen konnte, ließ sie der kaiserliche Gene- ral Tilly 1631 völlig zerstören.

Den Wiederaufbau leitete Bürgermeister Otto von Gue-

ricke. Als Experimentalphysi- ker beschäftigte er sich mit dem leeren Raum. Im Muse- um sind Nachbildungen der Magdeburger Halbkugeln und der Vakuumluftpumpe zu se- hen. Der „Alte Dessauer“

Fürst Leopold I. machte aus Magdeburg eine barocke Rie- senfestung. 1757 bis 1763 resi- dierte dort der preußische Hof.

Mit der Verarbeitung von Zuckerrüben und dem Eisen- bahnbau begann die Industria- lisierung. Magdeburger Fir- men wurden weltweit konkur- renzfähig. In den 20er-Jahren setzte der sozialdemokratische Rat bedeutende Reformen durch. Bruno Taut brachte die neue Architektur in die Stadt.

Ab 1933 betrieb die NSDAP die Gleichschaltung. Am 16.

Januar 1945 wurden 90 Pro- zent der Innenstadt zerstört.

Die DDR forcierte den Woh- nungsbau; die Reste der Alt- stadt verkamen in der „Stadt des Schwermaschinenbaus“

und des DDR-Sports.

Heute ist Magdeburg Lan- deshauptstadt Sachsen-An- halts und liegt wieder in der Mitte von Deutschland. Die meisten Betriebe sind stillge- legt. Wieder steht eine Ver- wandlung an. Innovative Un- ternehmen und Wissenschaft führen die Stadt in die Zu- kunft. Maja Rehbein

Magdeburg

Grundlagen für das moderne Europa

In diesem Jahr feiert die Landeshauptstadt Sachsen-Anhalts ihr 1 200-jähriges Bestehen.

Die Ausstellung „Magdeburg 1200 – die Geschichte der Stadt von 805 bis 2005“ ist mit Repliken bis Ende Mai 2006 im Kulturhistorischen Museum Magdeburg zu sehen.

Weitere Informationen: www.mag deburg1200.de. Öffnungszeiten:

dienstags bis sonntags 10 bis 17 Uhr, Führungen unter Telefon: 03 91/

5 35 48 14.

Magdeburger Halbkugeln Feuilleton

Das Kunst- historische Museum in Magde- burg

Fotos:Maja Rehbein

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