Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 108|
Heft 51–52|
26. Dezember 2011 A 2747Für Medizin- studierende ist die „Work- Life-Balance“
im späteren Berufsleben wichtig.
Foto: Deutscher Ärzte-Verlag/Sonja Dräger
RANDNOTIZ
Petra Spielberg
Ende November wurden im wahrs- ten Sinne des Wortes Millionen Impf- dosen des zum Ladenhüter mutier- ten Schweinegrippenimpfstoffs Pan- demrix in einem Magdeburger Müll- heizkraftwerk verheizt. Mehrere Hundert Millionen Euro hatten die Bundesländer 2009 für die insge- samt 34 Millionen Impfdosen ausge- geben.
Demnächst könnten sie solche Aktionen billiger kommen. Denn die
Europäische Kommission will einem Gesetzesvorschlag zufolge künftig im Auftrag der EU-Regierungen mit Arzneimittelherstellern über den Ein- kauf von Impfstoffen zentral verhan- deln. „So können wir viel bessere Preise von der Pharmaindustrie be- kommen“, kommentierte EU-Ge- sundheitskommissar John Dalli sei- ne Pläne. Warum nicht, solange die Staaten freiwillig entscheiden kön- nen, ob sie das Mandat an die Kom- mission abgeben oder lieber weiter- hin selbst mit den Herstellern ver- handeln wollen.
Wenig sinnvoll erscheint indes die Idee, auf den Ausbruch einer Pandemie künftig mit eigenen euro- päischen Notvorschriften reagieren und damit unabhängig von der Welt- gesundheitsorganisation (WHO) sein zu wollen. Zweck der Maßnahme soll nach Aussage der Brüsseler Be- hörde sein, Arzneimittel zur Eindäm- mung der Krise rascher verfügbar zu machen. Das Problem bei der Pan- demiewarnung zur Schweinegrippe war jedoch nicht die späte Verfüg- barkeit von Impfstoffen, sondern vor allem die Tatsache, dass die WHO bei ihrer Entscheidung ganz offen- sichtlich von der Pharmalobby be- einflusst war. Die EU sollte daher nicht versuchen, künftig ihr eigenes Süppchen zu kochen, sondern lieber gemeinsam mit der WHO für eine unabhängige Beratung sorgen.
Lehren aus dem Flop
Eine praktische Anleitung zum Ausfüllen von Betäubungsmittelre- zepten finden Ärzte jetzt auf der Website des Bundesinstituts für Arz- neimittel und Medizinprodukte. Dar - auf hat die Bundesopiumstelle hin- gewiesen. Die Webseite bietet zu- dem Antworten auf häufige Fra- gen zur Betäubungsmittel-Verschrei- bungsverordnung (BtMVV) und zum Betäubungsmittelgesetz.
Hintergrund ist, dass einzelne Krankenkassen in den vergangenen Monaten Betäubungsmittelverord- nungen retaxiert haben, weil die obligatorische Gebrauchsanweisung auf den Rezepten entweder feh - lerhaft war oder fehlte, teilte die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) mit. Denn die BtMVV sieht als Pflichtangabe auf dem Betäu- bungsmittelrezept eine Gebrauchs- BETÄUBUNGSMITTELREZEPTE
Im Internet: Infos zur Fehlervermeidung
anweisung mit Einzel- und Tagesga- be vor. Für den Fall, dass dem Pa- tienten stattdessen eine schriftli- che Gebrauchsanweisung übergeben wurde, muss der Vermerk lauten:
„Gemäß schriftlicher Anweisung“.
Die KBV und der Spitzenver- band der gesetzlichen Krankenver- sicherung haben darauf reagiert und die Anforderungen an die Verord- nungssoftware überarbeitet. Künf- tig sollen Ärzte über die Praxissoft- ware die Angabe „Gemäß schrift - licher Anweisung“ direkt auf die Betäubungsmittelrezepte drucken können, um abweichende Formu- lierungen zu vermeiden.
Bei der Retaxierung werden der Apotheke die Kosten für das ver- schriebene und durch die Apotheke abgegebene Arzneimittel nicht oder nur teilweise erstattet. agr
„Beim Arbeiten leben“ – diese De- vise gab Rudolf Henke, neu ge- wählter Präsident der Ärztekammer Nordrhein, Kölner Medizinstudie- renden Mitte Dezember beim Re- gionalkongress „Perspektiven und
Karriere“ des Deutschen Ärzteblat- tes mit auf den Weg. Ziel müsse es sein, Lebensplanung und Familien- gründung mit dem ärztlichen Beruf in Einklang zu bringen.
„Wir müssen jetzt dafür sorgen, dass diese schöne Arbeitswelt auch Realität wird“, sagte Henke. Den Teilnehmern des Kongresses ver- sprach der 1. Vorsitzende des Mar- NACHWUCHSMEDIZINER
„Beim Arbeiten leben“
burger Bundes und CDU-Bundes- tagsabgeordnete auch politische Un- terstützung der studentischen An - liegen, beispielsweise bei der im nächsten Jahr geplanten Änderung der Ärztlichen Approbationsord- nung. Zudem verwies er auf die Eva- luation der Weiterbildung durch die Bundesärztekammer, deren Ergeb- nisse Anfang 2012 auf den Home - pages der Landesärztekammern für Studierende und Berufsanfänger ein- sehbar sein werden. „Wir wollen, dass sich Ärzte auf eine dauerhafte kurative Tätigkeit in Deutschland einlassen können“, betonte er.
Dass das Interesse an der ärzt - lichen Tätigkeit ungebrochen ist, zeigte abermals die Resonanz auf die Kongressangebote des Deut- schen Ärzteblattes. Knapp 300 Teil- nehmer diskutierten in Köln über ih- re Karrierechancen und informierten sich bei Arbeitgebern der Region über ihre Weiterbildungsmöglich- keiten in den einzelnen Fachrichtun- gen. Weitere Kongresse finden 2012 in Frankfurt/M., Leipzig, Hamburg, Berlin und Ulm statt. ER