A 2114 Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 108|
Heft 40|
7. Oktober 2011SARKOMZENTRUM
Zeitnahe medizinische Expertise
Die Wilhelm-Sander-Therapieein- heit für Knochen- und Weichteilsar- kome am Klinikum rechts der Isar der TU München arbeitet seit der Gründung im Juli 2010 daran, die Diagnose und Therapie der bösarti- gen Tumoren bei Patienten im Kin- des- und Erwachsenenalter zu ver- bessern. Mehr als 160 Patienten mit den seltenen Krebserkrankungen wurden dort bislang behandelt oder erhielten eine Zweitmeinung.
Hierfür besprechen Experten verschiedener Fachrichtungen in re- gelmäßigen Tumorkonferenzen die Diagnosen und erarbeiten Therapie- empfehlungen. In einer interdiszip- linären Sprechstunde stehen sie den Patienten zur Verfügung und erstel- len gemeinsam einen Therapieplan.
Über die Teleradiologiestation kön- nen niedergelassene Ärzte zudem Kernspin- und CT-Aufnahmen an das Zentrum schicken und die di- rekte Beratung eines Experten- teams einholen. Damit erhalten be- troffene Patienten zeitnah und un- abhängig von ihrem Wohnort eine adäquate Diagnostik und Therapie.
„Wir können hier am Klinikum auf eine Tumordatenbank von inzwi- schen mehr als 3 000 Patienten mit orthopädischen Tumoren zurück- greifen. Dies erleichtert es uns, für
dige hochdosierte Chemotherapie mit nachfolgender Stammzelltrans- plantation abgemildert werden kann.
Im präklinischen Modell konnten die Forscher mit T-Zellen von ge- sunden Spendern Tumorzellen des Ewing-Sarkoms bekämpfen. Wenn die Qualität der Zellen zur Bekämp- fung des Tumorwachstums bestä- tigt ist, kann die Studie in die klini- sche Phase gehen.
Eine Studie der Klinik für Nu- klearmedizin untersucht, inwiefern Sarkome in Abhängigkeit von der Dosis auf Chemotherapien anspre- chen. Die bisher mit Zellkulturen durchgeführten Experimente zeigen bereits reproduzierbare Ergebnisse.
Erste präklinische Versuche zur molekularen Bildgebung mit PET- MR waren hierbei erfolgreich.
In der Strahlentherapie widmet sich ein Forschungsprojekt dem Nutzen einer hochpräzisen Strah- lenbehandlung vor der Operation eines Weichteilsarkoms der Extre- mitäten. In der klinischen Studie PREMISS wird mittels Intensitäts- modulation und täglicher bildge- stützter Lagerungskontrolle die Do- sisverteilung exakt dem Tumor an- gepasst. Gesamtdosis und Zielge- biet sind dabei kleiner, als bei Strahlentherapie nach einer Opera- tion nötig wäre. Ausgewertet wer- den neben den Wundkomplikatio- nen die Effektivität im Hinblick auf die Tumorheilung und der Erhalt an Funktion und Lebensqualität. EB
Nach dem Willen der Europäischen Kommission sollen ab 2015 alle Neuwagen mit dem automatischen Notrufsystem eCall ausgestattet werden. Dies sieht eine Empfeh- lung der Kommission an die Mit- gliedstaaten der Europäischen Uni- on (EU) vom 8. September 2011 vor (http://ec.europa.eu/informa tion_society/activities/esafety/doc/
ecall/recomm/recomm.pdf). Ziel ist es, dadurch die Zahl der Verkehrs- toten in der EU weiter zu senken,
die Studien zufolge derzeit jährlich bei etwa 40 000 Personen liegt. Bis zu 2 500 Menschenleben pro Jahr könnte das internationale Notruf- system nach Angaben der EU- Kommission retten, die Zahl der Schwerverletzten ließe sich um et- wa 15 Prozent verringern.
Die Autohersteller müssen für den eCall eine SIM-Karte plus GPS-Modul in die Bordelektronik des Fahrzeugs integrieren. Das Auslösen des Notrufs lässt sich bei-
spielsweise an die Sensoren des Airbags koppeln. Bei einem schwe- ren Unfall sendet das System auto- matisch Positionsdaten des Fahr- zeugs, Uhrzeit und Fahrgestellnum- mer an die europaweit einheitliche Notrufnummer 112. Wichtig ist zu- dem die genaue Ortung, da die Ko- ordinaten des Unfallorts übermittelt werden müssen. Die Notrufzentrale kann dann sofort einen Rettungs- dienst an die Unfallstelle schicken oder eine Sprachverbindung ins Au- to herstellen. Die Mobilfunkbetrei- ber werden in der Empfehlung auf- gefordert, den Notruf in ihren Net- zen vorrangig sowie gebührenfrei
weiterzuleiten. EB
jeden Patienten die optimale Be- handlung zu konzipieren und auch unsere Ergebnisse zu kontrollie- ren“, erklärt der Koordinator der Einrichtung, Prof. Dr. med. Hans Rechl, Klinik für Orthopädie.
Das Sarkomzentrum hat außer- dem mehrere Projekte zur Erfor- schung der seltenen Tumoren und ihrer Therapiemöglichkeiten gestar- tet. Ein Forschungsprojekt der Kin- derklinik untersucht beispielsweise, wie die bisher bei Kindern notwen- Angiographischer
Befund eines Weichteilsarkoms des distalen Ober- schenkels
EU-WEITES NOTRUFSYSTEM
eCall für Neuwagen ab 2015
Quelle: Deutsches Ärzteblatt