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Archiv "Neue Seuche: Korruption" (31.03.1995)

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Zeichnung: Jörg Spielberg, Kempten THEMEN DER ZEIT

BERICHTE/DIE GLOSSE

Neue und zum Teil alte Seuchen werden wieder aktuell, zum Beispiel im Gefolge von AIDS, der bisher nicht heilbaren Immunschwäche- krankheit. Ihr folgt eine Renaissance altbekannter Krankheitsbilder fast zwangsläufig wie Tuberkulose, Syphi- lis, aber mit neuen und uns zum Teil nicht mehr geläufigen Varianten.

Korruption = Bestechlichkeit und ähnliches war zu manchen Zeiten bei uns in Mitteleuropa weit verbrei-

tet. Aber mit Einkehr sozialer Ord- nungssysteme und Sicherheiten, einer einigermaßen gesicherten, verläßli- chen Demokratie, Staatsverwaltung und Beamtenschaft entfiel der Zwang, seine Geschäfte oder sein Le- ben nur durch „Bakschisch", was aus dem Persischen kommt und „Gabe"

heißt, fördern zu können.

Was sonst nur aus den „Märchen von Tausendundeiner Nacht" und de- ren Anrainern hier bekannt war, wird heute offensichtlich auch bei uns wie- der Mode und breitet sich fast seu- chenhaft aus.

Vielleicht liegt es daran, daß das bürokratische Gestrüpp inzwischen so dicht und undurchdringlich ist, daß es in normaler Weise und Zeit nicht mehr zu bewältigen ist. Aber auch die Ansprüche des einzelnen an die Le- bensgenußerwartung lassen sich auf gewohnte und herkömmliche Art durch reguläre Einkommen nicht be- friedigen. Überzogener Lebensge- nuß, Hedonismus genannt, ist der neue Götze, der angebetet wird.

Korruption hat viele Facetten.

Wir sollten es uns nicht so leicht ma-

chen, sie nur dort zu suchen, wo Geld oder geldwerter Vorteil im Spiele sind. Es gibt vielerlei Formen dieses Übels, wobei die Wirkung mancher Beziehungsgeflechte durchaus schwererwiegend sein kann als die Geldsummen, die irgendein der Ver- führung erlegener Beamter mit großem Titel, aber mäßigem Einkom- men, dankbar entgegennimmt.

Das Merkwürdige bei der neuen Korruption ist aber, daß die vielen kleinen Bestechlich- keiten des Alltags von der Gesellschaft als fast normal hinge- nommen werden und der damit begangene Betrug als Kavaliers- delikt eingeschätzt wird. Das fängt bei der Regulierung ver- meintlicher Au- toschäden an, geht zu Insider-Geschäf- ten selbst prominen- ter Gewerkschafts- funktionäre oder der Fast-Toleranz von Ladendiebstählen bis zu falscher Spesenabrechnung ho- her Regierungsfunktionäre.

Und Hand aufs Herz: Auch die Ärzte sind davon nicht frei, wenn man an die Möglichkeiten denkt, die sich bei der computergestützten Ausnut- zung der Gebührenordnung ergeben.

Wer ist denn bereit, den häufig in den Praxen vorkommenden unbegründe- ten Wünschen der Patienten auf Lei- stungen ihrer Krankenversicherung immer energisch Widerstand zu lei- sten? Abgesehen von der Beruhi- gungspille, unbedingt ein guter Arzt sein zu wollen, steht doch die Furcht daneben, einen Patienten an die Kon- kurrenz zu verlieren.

Nicht zu Unrecht wird die Kor- ruption als Verfall der Sitten bezeich- net. Da liegt wohl das gesellschaftli- che Problem, an dem wir alle unsere Teilschuld tragen, aber auch aufgeru- fen sind, einen neuen Gemeinsinn zu entwickeln — ganz gleich, wo wir ste- hen und was wir tun. Anderenfalls wird sich die Korruption seuchenartig ausbreiten, eine kaum zu heilende Krankheit für die Gesellschaft. VP nem Bombardement mit „fremden"

Erbgut ausgesetzt sind und im Laufe der Jahrmillionen Wege gefunden ha- ben, sich gegen diese „genetischen Nadelstiche" zur Wehr zu setzen.

Ob ein Organismus ein ökologi- sches Risiko bedeutet, hängt nach die- ser Meinung nicht von der Art ab, wie ein Organismus ein Gen erhalten hat, sondern alleine von dem Charakter des Gens, das durch die freigesetzten Organismen in die Gen-Börse einge- schleust wird. Nur dann gilt ein Gen- transfer als problematisch, „wenn das benutzte Gen", so Horst Backhaus von der Biologischen Bundesanstalt in Braunschweig, „seinen Besitzern ei- nen potentiellen Selektionsvorteil ver- schafft". Jedes in der Umwelt vorhan- dene Gen, so die Ansicht der Ge- netiker, wird auf seine „Tauglichkeit"

ausgetestet. Aber nur wenn sein Besitz einem Organismus einen Vorteil für das Überleben bietet, dann, davon ge- hen die Forscher aus, wird sich dieser Organismus (und das Gen) auf Kosten anderer Arten ausbreiten. Die Auf- gabe, vor einer Freisetzung eines transgenen Organismus für das

„neue" Gen eine Abschätzung abzu- liefern, ob und für welche Arten es ei- nen Selektionsvorteil bedeuten könn- te, ist freilich alles andere als trivial.

Selektionsdruck

Wie die rapide Ausbreitung anti- biotikaresistenter Krankheitserreger zeigt, kann sich der Vorteil eines Gens zudem schnell ändern. Die Gene für diese Resistenzen sind keineswegs neu: Bereits seit Millionen von Jahren sind sie ein Teil des Waffenarsenals, mit dem sich Bodenbakterien gegen den Giftangriff ihrer Antibiotika pro- duzierenden Nachbarn wehren. Aber erst der moderne Selektionsdruck durch die Verwendung der Anti- biotika in Medizin und Tierhaltung hat dazu geführt, daß diese Resisten- zen sich in wenigen Jahrzehnten in vielen Krankheitserregern durchge- setzt haben. Gelegenheiten zum Gen- transfer gab und gibt es genug: Viele menschliche Krankheitserreger füh- len sich auch in Wasser und Boden ausgesprochen wohl und stehen hier in ständiger Verbindung mit dem Genbasar der Natur. Klaus Koch

Neue Seuche: Korruption

Deutsches Ärzteblatt 92, Heft 13, 31. März 1995 (33) A-931

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