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Über die Beschränktheit der Energienorm bei Evolution der Dirac-, Weyl- und Maxwellfelder in gekrümmten Raumzeiten

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(1)

Über die Beschränktheit der Energienorm bei Evolution der Dirac-, Weyl- und Maxwellfelder in

gekrümmten Raumzeiten

.

Dissertation

zur Erlangung des Grades eines Doktors der Naturwissenschaften

der Fakultät für Mathematik an der Ruhr-Universität Bochum

vorgelegt von Andreas de Vries Bochum, im Oktober 1993

(2)

Referent: Prof. Dr. Reinhold Böhme

Korreferent: Prof. Dr. Theodor Schmidt-Kaler Datum der Disputation: 26.01.1994

Veröffentlicht:

Universitätsverlag Dr. N. Brockmeyer, Bochum 1994 (ISBN 978-3-81960-248-1)

(3)

Inhaltsverzeichnis

Einleitung 3

1 Spinoren über gekrümmten Raumzeiten 7

1.1 Spinoralgebra . . . 7

1.2 Symmetrische Spinoren . . . 10

1.3 Die Infeld-van der Waerden-Symbole; Spinoren und Welttensoren . . . 11

1.4 Differentiation von Spinoren . . . 17

1.5 Die Beziehung zwischen Spinor- und Tetradenkalkül . . . 20

2 Spinwellen 22 2.1 Uhren und Maßstäbe in der Allgemeinen Relativität . . . 22

2.2 Spinwellenoperatoren über Raumzeiten . . . 25

2.3 Der Dirac-Operator . . . 28

2.4 Masselose Spinwellenoperatoren . . . 34

a) Der Weyl-Operator . . . 34

b) Der Maxwell-Operator . . . 35

3 Anwendungen 40 3.1 Die Kerr-Newman-Raumzeit . . . 40

3.2 Die Robertson-Walker-Kosmen . . . 45

A Anhang 49 A.1 Die Spinkoeffizienten (3.25) der Robertson-Walker-Raumzeit . . . 49

A.2 Thermodynamik Schwarzer Löcher und Superradianz . . . 50

A.3 Der Penrose-Prozeß . . . 54

A.4 Teukolskys Herleitung der Superradianz für die Kerr-Raumzeit (Q= 0) . . . 56

A.5 Spin-Strukturen über Raumzeiten . . . 60

Literaturverzeichnis 61

(4)

Einleitung

»Die Anschauungen über Raum und Zeit, die ich Ihnen entwickeln möchte, sind auf experi- mentell-physikalischem Boden erwachsen. Darin liegt ihre Stärke. Ihre Tendenz ist eine radi- kale. Von Stund’ an sollen Raum für sich und Zeit für sich völlig zu Schatten herabsinken und nur noch eine Art Union der beiden soll Selbständigkeit bewahren.« Als Hermann Minkowski [36] mit diesen Worten seinen berühmten Vortrag »Raum und Zeit« am 21. September 1908 in Köln einleitete, wußte noch niemand, daß er durch seine neue geometrische Betrachtungsweise bereits den Keim der Allgemeinen Relativität Einsteins entwickelt hatte. In der Allgemeinen Relativität wird die Raumzeit durch eine vierdimensionale (parakompakte glatte) Mannigfal- tigkeitM beschrieben, die mit einem metrischen Tensorg der Signatur2, d.h.(+,,,), versehen ist.

Gerade wegen der »Art Union« von Raum und Zeit haben funktionalanalytische Methoden bisher recht spärlich Anwendung im Rahmen der Allgemeinen Relativität gefunden, im Gegen- satz z.B. zum Fall der Riemannschen Mannigfaltigkeiten mit positiv definiter Metrik. Die vor- liegende Arbeit gibt jedoch hinreichende Kriterien an, für die die aus der Speziellen Relativität wohlbekannten unquantisierten Spinwellengleichungen des Dirac-, Weyl- und Maxwellfeldes, umgeschrieben als Evolutionsgleichungen, in die gekrümmte Welt »hinübergerettet« werden können:

(i) Die vierdimensionale offene Mannigfaltigkeit M ist parallelisierbar; dies sichert die globale Existenz von Spinoren.

(ii) Die zeitartige kontravariante Komponente des metrischen Tensors ist positiv für alle Punkte der zu betrachtenden Karte(U,ϕ),U M,ϕ:U UR4, d.h. es gilt

g00(x)>0 xU.

Dies ist nicht äquivalent zu der in diesem Zusammenhang üblichen Voraussetzung g00(x)>0, wie bereits das Beispiel der Ergosphäre der Kerr-Newman-Raumzeit zeigt, vgl. Gleichung (3.7) und Lemma 3.1. Diese Bedingung ist allerdings unter physikalisch sehr plausiblen Voraussetzungen erfüllt, wie Lemma 2.4 zeigt.

(iii) Die Hyperfläche

Ut=(x0=c t=const,x1,x1,x3) der KartenumgebungU=ϕ(U)ist zusammenhängend.

Mit (i), (ii), und (iii) lassen sich die Spinwellengleichungen für n{2, 3, 4} umschreiben zu einer Evolutionsgleichung der Form

tψ= −

3

X

ν=1αν

xνψ+βψ

mit den vier komplexen (n×n)-Matrizen αν(t,x), ν = 1, 2, 3, β(t,x) für ψC0(Ut,Cn). Bezeichnen wir fürs= n−12 die Operatoren auf der rechten Seite mitL(s), so ist A:=L(32) der

(5)

Dirac-,L(12)der Weyl- undL(1)der Maxwell-Operator, und es gilt∂ψ/t=L(s)ψ.Für jedest bildetC0(Ut,Cn)mit dem Skalarprodukt

(φ,ψ)s= Z

Ut

φ·ψ·p

gdx1dx2dx3,

g = |det(gi j)|, einen Prähilbertraum. In einer gekrümmten Raumzeit sind die Matrizen αν (ν=1, 2, 3) i.a. nicht Hermitesch und bilden damit kein symmetrisches hyperbolisches System nach Friedrichs [38, §6]. In diesen Prähilberträumen lassen sich die Realteile Re (ψ,L(s)ψ)s

abschätzen, die in gekrümmten Raumzeitennichtverschwinden wie in der flachen Minkowski- Welt. Diese Abschätzungen gelingen im wesentlichen, da für jedesν=1, 2, 3die Matrixανals Produkt von zwei Hermiteschen Matrizen dargestellt werden kann. Da nun für die durch das Skalarprodukt(·,·)sinduzierte Normk·k, dieEnergienorm, die Beziehungtkψk2=³∂ψ

t,ψ´

s+

³ψ,∂ψt´

s =2Re³∂ψ

t,ψ´

s gilt, folgt

tkψk2=2 Re¡

ψ,L(s)ψ¢

s.

Als erstes bemerkenswertes Resultat dieser Betrachtungen ergibt sich, daß für die Kerr- Newman-Raumzeit, d.h. einem geladenen rotierenden schwarzen Loch, sowohl der Dirac- als auch der Weyl-Operator dissipativ ist, d.h. Re¡

ψ,L(s)ψ¢

s 50 gilt, während der Realteil des Maxwell-Operators lediglich durch eine nichtnegative obere Schranke abgeschätzt wer- den kann, die dann und nur dann verschwindet, wenn das schwarze Loch nicht rotiert, Ko- rollare 3.2, 3.3 und 3.4. Dieses Ergebnis stellt eine Verallgemeinerung früherer Arbeiten von Zel’dovich [61] und Teukolsky [55] dar, die für elektromagnetische Wellen bestimmter Moden in der Kerr-Raumzeit einen Verstärkungseffekt, die Superradianz, berechneten, und stimmt mit den Betrachtungen zur Thermodynamik schwarzer Löcher von Hawking [25] überein.

Außerdem ergibt sich, daß sich die Realteile der Operatoren für die Robertson-Walker- Kosmen, der allgemeinen Klasse nicht-stationärer räumlich isotroper Raumzeiten, in einem expandierenden Universum sämtlich als dissipativ erweisen, wobei die Schranken der Energie- norm von der Hubble-Konstanten abhängen.

Die vorliegende Arbeit ist wie folgt gegliedert. Nach einer Idee von Penrose [44], vgl. auch [45], wird im ersten Kapitel der vorliegenden Arbeit für eine parallelisierbare Mannigfaltigkeit mit einigen sehr allgemeinen topologischen Voraussetzungen die Metrik g als Konsequenz der Spin-Struktur hergeleitet. Wesentlich dafür sind die Infeld-van der Waerden-Symbole, die bijektiv mit einer (komplexen) Nulltetrade zusammenhängen, und die eine Art Bindeglieder zwischen der Spinor- und Tensorgeometrie sind.

Im zweiten Kapitel werden mit Hilfe der Infeld-van der Waerden-Symbole die Dirac-, Weyl- und Maxwell-Gleichungen einer gekrümmten Raumzeit konstruiert. Diese Gleichun- gen beschreiben jeweils (unquantisierte) Testfelder mit Spin 12 bzw. 1 in der Mannigfaltigkeit (M,g). Sie sind lineare Differentialgleichungen erster Ordnung. Unter der Einschränkung an die Koordinaten von M, daß die »zeitartigen« kontravarianten Komponenten von g positiv sind für alle Punkte der Karte,g00(x)>0, lassen sich die Spinwellengleichungen umschreiben zu Evolutionsgleichungen. Kern der vorliegenden Arbeit bilden das Lemma 2.8 und die Sätze 2.25, 2.29 und 2.36, mit denen die Realteile der jeweiligen Operatoren abgeschätzt werden können.

Im dritten Kapitel werden die Resultate aus dem vorherigen zunächst auf die Kerr-New- man-Raumzeit angewendet, die ein elektrisch geladenes rotierendes schwarzes Loch darstellt.

Es zeigt sich das bemerkenswerte Resultat, daß der Dirac- und der Weyl-Operator jeweils dissi- pativ ist, während der Realteil des Maxwell-Operators lediglich durch eine nichtnegative obere Schranke abgeschätzt werden kann, die dann und nur dann verschwindet, wenn das schwarze

(6)

Loch statisch ist, d.h. nicht rotiert. Dieses Ergebnis ist in voller Übereinstimmung mit früheren Arbeiten von Zel’dovich [61] und Teukolsky [55], die für elektromagnetische Wellen bestimm- ter Moden in der Kerr-Raumzeit einen Verstärkungseffekt, Superradianz, berechneten, und mit den Betrachtungen der Thermodynamik schwarzer Löcher von Hawking [25]. Ferner werden die Realteile der Operatoren für die Robertson-Walker-Kosmen abgeschätzt, die sich in einem expandierenden Universum sämtlich als dissipativ erweisen.

Danksagung

Ich möchte an dieser Stelle dem Land Nordrhein-Westfalen danken, das mit einem Promoti- onsstipendium nach dem Graduiertenförderungsgesetz diese Arbeit unterstützt hat.

Ferner danke ich Herrn Prof. Dr. Böhme für die viele Zeit, die er mir mit Rat und Hilfe zur Seite stand, und für die Geduld, die er so oft behielt, auch wenn er mich schon zielstrebig in die Unwetter des „offenen Wassers“ zusteuern sah. Sehr zu Dank verpflichtet bin ich außerdem Herrn Prof. Dr. Schmidt-Kaler und Herrn Dr. Schulz, bei denen ich Kosmologie lernte, sowie Herrn Prof. Dr. Kaul, der mir durch seine Ansichten zur Kerr-Lösung das Verständnis dieser Raumzeit sehr erleichterte. Dank gebührt nicht zuletzt meinen Kollegen am Lehrstuhl, Mar- tin Müller und Gerald Delvos für die aufschlußreichen und fruchtbaren Diskussionen, sowie Daniela Trompeter für den freundlichen Geist, den sie dem Lehrstuhl verlieh. Katrin Blümel danke ich für all die Unterstützung, die ich bei ihr fand. Sie alle und noch viele Ungenannte leisteten einen unschätzbaren Beitrag zur Vollendung dieser Arbeit.

(7)

Kapitel 1

Spinoren über gekrümmten Raumzeiten

Dieses Kapitel liefert eine kurze Einführung in die Analysis der Spinorfelder über einer vierdi- mensionalen parallelisierbaren MannigfaltigkeitM. Es wird ein Spinorbündel konstruiert, das mit Hilfe der Infeld-van der Waerden-Symbole, verallgemeinerten Pauli-Matrizen in krummli- nigen Koordinaten, mit dem Tangentialbündel verknüpft wird. Insbesondere wird die Lorentz- Metrik und die Zeit orientierung abgeleitet von den Infeld-van der Waerden-Symbolen. Diese Idee geht zurück auf Penrose [44], vgl. auch [45]. Schließlich wird das einfache, für die Arbeit jedoch zentrale Lemma 1.29 bewiesen.

1.1 Spinoralgebra

The notion of spinors originates in the observation that a four-vector in Minkowski space can be represented equally by a Hermitean matrix and that a unimodular transformation in the complex two-dimensional space induces a Lorentz transformation in the Minkowski space.

Subrahmanyan Chandrasekhar (1983)

SeiM eine vierdimensionale, parakompakte, offeneCk-Mannigfaltigkeit,k {2, 3, ...,} [45, p. 212] oder [1, p. 309].M sei ferner zusammenhängend und parallelisierbar, d.h. es existiert ein globaler Schnitt des prinzipalen Vierbein-Bündels(principal four-frame bundle)

(E(M),p,M;GL(4,R4)).

Bemerkung 1.1. Die topologischen Einschränkungen an die MannigfaltigkeitM, die das Mo- dell eines allgemeinen Gravitationsfeldes, d.h. eineRaumzeit, darstellen soll, sind physikalisch plausibel:

(i) (zusammenhängend) Zwischen Punkten (»Ereignissen«) zweier verschiedener Zusam- menhangskomponenten bestehen keinerlei Wechselwirkungen, sie stellen gewisserma- ßen zwei voneinander unabhängige »Universen« dar.

(ii) (parakompakt)Die Parakompaktheit einer Mannigfaltigkeit ist hinreichend, um auf ihr eine Partition der Eins konstruieren und damit Analysis treiben zu können [13, p. 16].

(iii) (offen)Kompakte Raumzeiten besitzen geschlossene zeitartige Kurven, d.h. Zeitmaschi- nen sind konstruierbar; dies widerspricht jedoch den Konzepten der Kausalität und des freien Willens [26].

(iv) (parallelisierbar) Nach Geroch [20] besitzt eine raum- und zeitorientierbare offene Raumzeit genau dann eine Spin-Struktur, wenn sie parallelisierbar ist.

(8)

Folgerung 1.2. Da allgemein ein Prinzipalbündel trivial ist, wenn ein stetiger Schnitt existiert [13, pp. 132], ist das Vierbein-Bündel(E(M),p,M;GL(4,R4))trivial,

E(M)=M×GL(4,R).

Ferner impliziert die Parallelisierbarkeit vonM bereits ihre Orientierbarkeit [53].

The bundle of frames issolderedto the baseMwhereas in other gauge theories the bundle is rather loosely connected toM.

Andrzej Trautman (1980)

Definition 1.3. Sei xM fest. Sei dannSx=C2 ein zweidimensionalerC-Vektorraum mit einer symplektischen Bilinearform [·,·] :Sx×Sx C, so daß SL(2,C) isometrisch auf Sx wirkt;Sx heißtSpinorraumüberx. Sei weiterS=Sx∈M(x,Sx)=M×C2, und damit(S,p, M,C2;SL(2,C))ein (triviales) komplexes Vektorraumbündel, dasSpinorbündel. Die Schnitte dieses Bündels sind Spinorfelder der Valenz h1 00 0ioder kontravariante Spinorfelder. SeiSx der duale Vektorraum vonSx, und sei(S,p,M,C2;SL(2,C))mitS=Sx∈M(x,Sx)das duale Spinorbündel (Cospinorbündel). Die Schnitte dieses Bündels heißen Spinorfelder der Valenzh0 01 0ioder kovariante Spinorfelder. Sei {ζ0, ζ1} eine Basis von Sx, die Spinorbasis oderDyade, und sei {ζ0,ζ1} die duale Basis, d.h. es gilt

〈ζA,ζB:=ζAB)=δAB. (1.1) In diesen Basen kann ein kontravarianter Spinorξbzw. ein kovarianter Spinorκdurch

ξ=ξAζA bzw. κ=κAζA

(A =0, 1; es gilt die Summenkonvention) ausgedrückt werden. Seiχ:=[ζ0,ζ1]Cder Wert des Produkts der Spinorbasis (Es gilt χ6=0, sonst wären ζ0 und ζ1 linear abhängig). Eine normierte Basis, d.h.χ=1, heißtSpinbein (spin-frame).

SeiF=F(M) :=Ck(M,C)die Menge derkomplexwertigen SkalarfelderoderSpinorfelder der Valenzh0 00 0iaufM.

DaS=M×C2gilt, ist¡x,{ζ0(x),ζ1(x)}¢

mitζA:M C2(A=0, 1), ζ0(x)=(1, 0), ζ1(x)=(0, 1),

bereits einCk-Spinbeinfeld aufM. Insbesondere existiert also ein globaler Schnitt des prinzi- palenSpinbein-Bündels(S,e p,M,C2;SL(2,C)), mitSe ={(x,τx)|τxSpinbein}.

Definition 1.4. Sei formalS0xder zweidimensionaleC-Vektorraum dergestrichenen Spinoren.

Dann definieren wir die komplexe Konjugation eines (ungestrichenen) Spinors als die Abbil- dungSxS0x,κ7→κ¯, d.h. in Komponenten

κA=κ¯A0S0x. (1.2)

Umgekehrt ergibt die komplexe Konjugation eines gestrichenen Spinors einen ungestrichenen [45, p. 106].

Definition 1.5. SeienSxundS0∗x die dualen Räume vonSundS0. Seien weiter {ζ0,ζ1} und {ζ¯00,ζ¯10} jeweils die Basen vonSx undS0x, und {ζ0,ζ1} und {ζ¯00, ζ¯10} die jeweils dualen Basen vonSx undS0∗x. Dann ist einSpinorder Valenzhp qr s idieC-multilineare Abbildung

φSx⊗ · · · ⊗Sx

| {z }

r-mal

S0∗x⊗ · · · ⊗S0∗x

| {z }

s-mal

Sx⊗ · · · ⊗Sx

| {z }

p-mal

S0x⊗ · · · ⊗S0x

| {z }

q-mal

(9)

Bezüglich der Basen {ζA}, {ζ¯B0}, {ζC}, {ζ¯D0} kann ein Spinor der Valenzhp qr s idurch φ=φA1...ArB10...Bs0

C1...CpD01...D0qζA1⊗ · · · ⊗ζArζB10⊗ · · · ⊗ζB0sζC1⊗ · · · ⊗ζCpζD01⊗ · · · ⊗ζD0q

ausgedrückt werden (die Indizes laufen über 0 und 1 bzw.00 und10). Die Reihenfolge gestri- chener und ungestrichener Indizes kommutiert nicht im allgemeinen, ebenso nicht diejenige von Indizes gleichen Typs [45, p. 123].

Durch die symplektische Bilinearform [·,·] :Sx×SxCwird der ε-Spinor als ein an- tisymmetrischer Spinor der Valenz h0 02 0i definiert,ε(η,ξ)=[η,ξ]. Die Komponenten des ε- Spinors,ε=εABζAζB SxSx, lauten

εAB=

µ 0 χ

−χ 0

. (1.3)

Entsprechend gilt für seine kontravarianten Komponenten εAB=

µ 0 χ−1

−χ−1 0

. (1.4)

Die lineare Abbildung Sx Sx, η7→ε(η,·), ist ein Isomorphismus, die Kontraktion. Mit diesem Isomorphismus gilt also 〈κ,ξ〉 =[η,ξ], wobei κ=ε(η,·). In Komponenten ist also εABηA=ηb, oder

ηBξB=εABηAξB, (1.5)

d.h. man kann mit demε-Spinor Indizes herunterziehen. Analog kann man mit den Komponen- tenεAB Indizes hinaufziehen. Wegen der Antisymmetrie ist beim Hinauf- und Herunterziehen die Reihenfolge der Indizes wichtig. Merkregel: Beim Herunterziehen eines Indexes den ε- Spinorhinterund beim Hinaufziehenvordie Komponenten schreiben, also

ηAεAB=ηB, εABηB=ηA, (1.6) Konsequenterweise gilt

εACεC B=εAB, εC AεC B=εAB

, (1.7)

wobeiεAB= −εBA

=δBA(δBAist hier das übliche Kronecker-Symbol). Analoges gilt für gestri- chene Indizes,

εA0B0=εAB, εA0B0=εAB. (1.8) Die Komponenten desε-Spinors in einem Spinbein lauten

εAB=

µ 0 1

−1 0

(1.9) Weiter gilt für die Kontraktion eines 2-SpinorsφwegenφAA

=εABφAB undφAA=εB AφAB,

φAA= −φAA, (1.10)

und damit allgemeiner diesee-saw-Regelφ...A......A...= −φ...A ...

...

A

..., und insbesondere

ξAξA=0. (1.11)

(10)

1.2 Symmetrische Spinoren

Eine zentrale Rolle werden die symmetrischen Spinoren spielen. Definieren wir dafür zunächst dieSymmetrisierung

χA...B(C1...Cr)D...E:= 1 r! Ã

X

σ∈Perm(r)χA...Bσ(C1...Cr)D...E

!

(1.12) eines SpinorsχA...B(C1...Cr)D...E, sowie dieAntisymmetrisierung

χA...B[C1...Cr]D...E:= 1 r! Ã

X

σ∈Perm(r)

signσ χA...Bσ(C1...Cr)D...E

!

(1.13) Beispielsweise gilt für einen 2-SpinorφAB und einen 3-SpinorψABC

φ(AB)=12AB+φB A), φ[AB]=12ABφB A), ψ(ABC)=16(ψABC+ψB AC+ψBC A+ψAC BC AB+ψC B A), ψ[ABC]=16(ψABCψB AC+ψBC AψAC BC ABψC B A),

Ein Spinor, der entweder nur obere oder nur untere Indizes besitzt, heißtsymmetrisch, wenn er in seinen ungestrichenen und in seinen gestrichenen Indizes symmetrisch ist [45, p. 132], z.B.

ψA...BC0...D0=ψ(A...B)(C0...D0). (1.14) Es ist wohlbekannt, daß jede irreduzible Darstellung vonSL(2,C), also auch vonSO+(1, 3), iso- morph ist zu einer Transformationsgruppe auf symmetrischen Spinoren, die durch eine Spin- transformation ξA 7→tABξB gegeben ist. Symmetrische Spinoren sind also irreduzibel unter den GruppenSL(2,C)undSO+(1, 3). SindφA :=φA...C D0...F0die Komponenten eines symmetri- schenh0 0r si-Spinors, so sind die Transformationen von der FormφA 7→φA˜=TA˜AφA mit der MatrixTA˜A =tA˜A

·tF˜0F0, und dieφA transformieren sich gemäß derD(r/2,s/2)-Darstellung der Lorentz-Gruppe [19, 8, 17].

Lemma 1.6. Ist ein SpinorψA...BC0...D0 der Valenzh0 0r sisymmetrisch, so hat er(r+1)(s+1) unabhängige komplexe Komponenten.

Beweis. Alle Spinorkomponenten mitr˜ Nullen undrr˜ Einsen und s˜gestrichenen Nullen undss˜gestrichenen Einsen, 05r˜5r, 05s˜5s, sind gleich; es gibtr+1Möglichkeiten fürr˜unds+1fürs˜.

Wie das illustrative Beispiel einesh0 02 0i-Spinors φAB zeigt, der sich in seinen symmetri- schen und seinen antisymmetrischen Teil aufspalten läßt,

φAB=φ(AB)+φ[AB]=:θAB+λεAB,

λ=12φCC [45, Gl. (2.5.23), p. 106], gilt die Eigenschaft allgemeiner Spinoren [45, p. 140]:

Lemma 1.7. Jeder Spinor χA...BC0...D0 ist die Summe eines symmetrischen Spinors und von Produkten desε-Spinors mit Spinoren niedrigerer Valenz.

(11)

1.3 Die Infeld-van der Waerden-Symbole; Spinoren und Weltten- soren

Definition 1.8. Definieren wir vier Hermitesche(2×2)-MatrizenσjAB0, A=0, 1,B0 =00,10, j= 0, 1, 2, 3, durch

σjAB0=

µ lj mj

¯ mj nj

(1.15) mitlj,nj,mj F(M,C), j =0, 1, 2, 3, wobeil,n,m,m¯ linear unabhängig sind, wenn die 4-Tupell=l(x)=(l0,l1,l2,l3),n=n(x)=(n0,n1,n2,n3),m=m(x)=(m0,m1,m2,m3)für jedesxM als Vektoren desC4betrachtet werden, dabei notwendigl(x),n(x)R4wegen der Hermitezität. Ferner seienσjAB0 die vier Hermiteschen Matrizen

σjAB0

=

µ nj m¯j

m¯j lj

(1.16) die den 32 Gleichungen

σiAB0σjAB0

=δji

, σjAB0σjC D0

=εACεB0D0

=δACδB0D0. (1.17) genügen. Die acht MatrizenσjAB0,σjAB0 heißenInfeld-van der Waerden-Symbole[11, p. 539].

Da M parallelisierbar ist, existieren die Matrizen σjAB0 in jedem PunktxM, so z. B.

mitl=e(0)+e(1),n=e(0)e(1),m=e(2)+ie(3), wobei {e(a)|a=0, . . . , 3} ein Vierbein ist. Die Bedingung der Hermitezität liest sich in Komponentenschreibweise wegen(σjAB0) =σjB A0

=σ¯Bj0A

σjAB0=σ¯Bj0A. (1.18)

Lemma 1.9. Das Gleichungssystem (1.17) für die 32 reellen Einträge der Infeld-van der Waerden-Symbole besteht aus höchstens 25 unabhängigen Gleichungen, wenn man voraus- setzt, daßmjm¯jRist (ansonsten sind es höchstens 26).

Beweis. Die erste Gruppe der Gleichungen lautet

linjmim¯jm¯imj+nilj=δij, die zweite Gruppe läßt sich schreiben als

3

X

j=0

lj mj

¯ mj

nj

·¡

nj,−m¯j,−mj,lj¢

=

1 0 0 0

0 1 0 0

0 0 1 0

0 0 0 1

Beide Gruppen bestehen also aus je 16 Gleichungen. Die zweite Gruppe läßt sich jedoch mit mjm¯jRohne Informationsverlust auf das System

3

X

j=0

lj mj

nj

·¡

nj,mj,lj¢

=

1 0 0

0 0 0

0 0 1

(1.19)

reduzieren, denn einerseits ist mitkjmj =0 auchkjm¯j =0,kj {lj,nj}, andererseits folgt aus der ersten Gruppe insbesondere ljnjmjm¯jm¯jmj+njlj =δjj = 4, d.h. mit (1.19) mjm¯j+m¯jmj=ljnj +njlj 4= −2, alsomjm¯j = −1.

(12)

Definition 1.10. Einkomplexerhrsi-Welttensorist ein Spinor der Valenzhr rs si, d.h. ein Spinor mit Komponenten der FormχAB0...C D0E F0...G H0.

Definition 1.11. Ein komplexer Welttensor, der invariant gegenüber der komplexen Konjuga- tion ist,

χAB0...C D0E F0...G H0=χ¯B0A...D0CF0E...H0G

heißtreeller Welttensor. Die Menge der reellen Welttensoren bezeichnen wir mit Tx ⊗ · · · ⊗ Tx Tx ⊗ · · · ⊗Tx; insbesondere istTx Sx S0x.

Sei {ζ(0),ζ(1)} ein globaler Schnitt des Spinbeinbündels. Für die Komponentenζ(A)B, A, B = 0, 1, gilt wegenζ(A) = ζ(A)Bζ(B) natürlich ζ(A)B

=δAB. Da {ζ(0), ζ(1)} eine normierte Spinorbasis ist, sieht man sofort

ζ(A)Cζ(B)C=εAB, ζ(A)Cζ(B)C=εAB, ζ(C)Aζ(C)B=εAB, (1.20) d.h. man kann die Klammern weglassen, und die oben entwickelte Spinoralgebra bleibt kon- sistent. Diese Konsistenz wird nur durch die Beziehungenε(A)(B)=εAB undε(A)(B)

=εAB ga- rantiert; für eine nichtnormierte Spinorbasis müssen die Klammern zur Markierung der Spin- beinindizes bleiben [11, §102]. Dasselbe gilt für das komplex konjugierte Spinbein {ζ¯(00),ζ¯(10)} bzw. für dessen Komponentenζ¯A0B0.

Als komplexe Vektoren geschrieben lauten die Spinbeinkomponenten ζ0A

=(1, 0), ζ0A

=(0, 1), ζ¯00A0

= µ1

0

, ζ¯10A0

= µ0

1

. Beachte, daß wegenζBA

=εC BζC Agilt:ζ0A= −ζ1Aζ1A

=ζ0A, und analogζ¯00A0= −ζ10A0ζ¯10A0

= ζ00A0. Damit sieht man sofort die Beziehungen

lj =σjAB0ζ0Aζ¯00B0, mj=σjAB0ζ0Aζ¯10B0, m¯j =σjAB0ζ1Aζ¯00B0

, nj=σjAB0ζ1Aζ¯10B0

, lj =σjAB0ζ0Aζ¯00B0, mj=σjAB0ζ0Aζ¯10B0,

m¯j =σjAB0ζ1Aζ¯00B0, nj=σjAB0ζ1Aζ¯10B0, (1.21) oder in Matrizenschreibweise

lj=(1, 0)

µ lj mj

¯ mj nj

¶ µ1 0

, mj=(1, 0)

µ lj mj

¯ mj nj

¶ µ0 1

, etc.

Satz 1.12. SeixM, und seiTxM der Tangentialraum vonM anx. Dann ist der Raum der reellen WeltvektorenTxisomorph zum Tangentialraum,Tx =TxM.

Beweis. Sei {ζ0,ζ1} ein Spinbein, und sei {ζ¯00,ζ¯10} das komplex konjugierte Spinbein. Dann ist {ζ0ζ¯00,ζ0 ζ¯10,ζ1ζ¯00,ζ1ζ¯10} eine Basis vonSx S0x, d.h.SxS0x =C4. Die Komponenten eines reellen Welttensorsχbilden wegen der ReellitätsbedingungχAB0=χ¯AB0 eine Hermitesche Matrix, d.h.Tx ist isomorph zu dem reellen Vektorraum der Hermiteschen (2×2)-Matrizen. Die vier Infeld-van der Waerden-SymboleσjAB0 bilden nun eine Basis dieses Vektorraums, die wiederum durch die Projektionenσj000 7→lj,σj010 7→mj,σj1007→m¯j,σj110

7→nj, bijektiv auf die reellen Vektoren Tj= 1

p2

³

lj+nj´

, Xj= 1

p2

³

mj+m¯j´ , Yj= 1

p2i

³

mjm¯j´

, Zj= 1

p2

³

ljnj´

(1.22)

Abbildung

Abbildung 1.1: Der Lichtkegel C x ⊂ T x M .
Abbildung 2.1: Die räumliche Entfernung zwischen zwei Raumpunkten A und B
Abbildung A.1: Der Penrose-Prozeß.

Referenzen

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