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Schaufenster den Kunden beeinflussen

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Academic year: 2022

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Science Factory 1/2005

absatzwirtschaft 1

Handel

Schaufenster sind in den Innenstädten und Einkaufszentren allgegenwärtig.

Sie wollen informieren und zum Kauf von Produkten bewegen. Wer ist nicht schon einmal durch ein Schaufenster auf ein neues Reiseziel für den Urlaub aufmerksam gemacht oder spontan zum Kauf eines neuen Paar Schuhe animiert worden. Daher ist es nicht verwunderlich, dass mehr als 40 Pro- zent der Käufer von Schmuck und Tex- tilien sich gezielt über Produkte in Schaufenstern informieren und über 80 Prozent aller Konsumenten Schuhe aufgrund der Schaufensterauslagen kaufen. Obwohl Schaufenster somit ein Schlüsselinstrument in der Kom- munikationsstrategie von Einzelhänd- lern darstellen, ist ihre Bedeutung für die Kaufentscheidung von Konsumen- ten bisher vernachlässigt und wissen- schaftlich kaum untersucht worden.

Im Rahmen des Marketing-Mix dienen Schaufenster als Werbe- und/oder Ver- kaufsförderungsinstrument. In dieser Aufgabe haben Schaufenster eine kog- nitive und eine emotionale Funktion.

Die kognitive Funktion basiert auf den Informationen des Schaufensters, die Konsumenten zur Unterstützung einer Kaufentscheidung heranziehen. Dies sind beispielsweise die ausgestellten Produkte, ihre Eigenschaften oder die Preisgestaltung. Diese können das Kaufverhalten in direkter Weise be- stimmen.

Auf der anderen Seite wirken Schau- fenster über Beleuchtung, Farben oder Dekorationselemente emotional auf Konsumenten. Untersuchungen haben ergeben, dass die emotionalen Effekte kognitive Effekte in der Wahrnehmung und Wirkung der physischen Umwelt dominieren.

In der bislang größten Untersuchung zur Analyse der Wirkungsweise von Schaufenstern wurden 173 Konsu - menten in einem Alter zwischen 20 und 65 Jahren befragt. Die Interviews wurden in der Fußgängerzone einer deutschen Großstadt vor vier ausge- wählten Schaufenstern der Branchen Parfümerie, Schmuck und Kinderklei- dung geführt. Die Schaufenster unter- schieden sich hinsichtlich des De - signs, ihrer Struktur, der Anzahl der ausgestellten Produkte, der Beleuch- tung usw. Die Abbildungen 1 bis 4 zei- gen die untersuchten Schaufenster.

Im Rahmen der Studie wurde der Sti - mulus "Schaufenster" durch das Kon - strukt "Informationsrate" operationali - siert. Diese setzt sich aus elf Eigen - schaftspaaren zusammen, die im Rahmen einer Vorstudie ermittelt wur- den. Die elf Items wurden in einer

den Kunden beeinflussen

Schaufenster sind ein wichtiges Kommunikationsinstrument von Einzelhändlern und Dienstleistern. Ihre Bedeutung für die Kaufentscheidung von Konsumenten wird jedoch bislang von Praxis und Wissenschaft unterschätzt.

Von Prof. Dr. Sabine Fließ, Jens Hogreve und Dirk Nonnenmacher

Schaufenster Wie

1 2 3

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Faktorenanalyse zu drei Faktoren verdichtet, die als Dynamik, Struktur und Neuartigkeit eines Schaufensters

interpretiert werden konnten. Dyna- mik steht hierbei beispielsweise für die Anzahl der im Schaufenster ausge- stellten Objekte, für die Farbvielfalt des Schaufensters oder für sich bewe- gende Elemente. Die Struktur lässt sich über eine klare, zusammenhän- gende und gegliederte Anordnung der Gestaltungselemente darstellen. Letzt- lich steht die Neuartigkeit für ein un- vertrautes, unkonventionelles und un- gewöhnliches Design. Abb. 1 verdeut- licht die Zusammensetzung der drei Faktoren. Gemeinsam bilden diese Faktoren die "Informationsrate" eines

Schaufensters. Mit Hilfe der Informa- tionsrate sollte es möglich sein, den Stimulus Schaufenster umfassend zu beschreiben. Diese Annahme wurde im Rahmen der empirischen Studie untersucht.

Betrachtet man die Ergebnisse der Befragung, so unterscheiden sich die Informationsraten der untersuchten Schaufenster signifikant voneinander.

Grafisch verdeutlicht dies Abbildung 1. So wurde Schaufenster 1 als struk - turiert, aber wenig dynamisch und neuartig empfunden. Schaufenster 2 nahmen die Probanden als dyna - misch, neuartig und strukturiert wahr.

Das 3. Schaufenster wurde hingegen als unstrukturiert und wenig dyna - misch, dafür aber als sehr neuartig beurteilt. Das letzte Schaufenster be - werteten die Passanten als dyna - misch und weder neuartig noch struk - turiert (vgl. ebenfalls Abbildung 3).

Damit kann als ein erstes Ergebnis der Studie festgehalten werden, dass sich Schaufenster über die Kompo - nenten der Informationsrate beschrei - ben und unterscheiden lassen.

Mit Hilfe der Informationsrate sollten schließlich die Auswirkungen einer be- stimmten Schaufenstergestaltung auf das Konsumentenverhalten unter- sucht werden. Die Ergebnisse der Stu- die zeigen, dass das Kaufverhalten ei- nes Konsumenten durch das subjekti- ve Gefallen des Fensters positiv be- einflusst wird. Je besser einem Pas- santen ein Schaufenster gefällt, desto höher sind seine Kaufbereitschaft, die beabsichtigte Einkaufszeit und der Kaufbetrag, den der Konsument in dem Geschäft ausgeben würde. Das

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Quelle: Fließ/Hogreve/Nonnenmacher

1 Semantisches Differenzial "Informationsrate"

Unauffällig Auffällig

Abwechslungsreich Eintönig

Lebendig Ruhig

Vielfältig Einheitlich

Bewegt Unbewegt

Vertraut Neuartig

Gewöhnlich

Konventionell

Ordentlich

Klar

Zusammenhängend Ungewöhnlich

Unkonventionell Unordentlich

Unklar

Unzusammenhängend

1 2 3 4 5 6

Schaufenster 1 Schaufenster 2 Schaufenster 3 Schaufenster 4

Dynamki

Neuarti gkeit

St rukt ur

4

n·Einzelhändler können durch die ge- plante Gestaltung ihrer Schau- fenster das Kaufverhalten von Kon- sumenten aktiv beeinflussen.

nEine wichtige Rolle spielt hierbei die Informationsrate des Schaufen- sters, die sich wiederum aus drei empirisch abgeleiteten Dimension- en zusammensetzt.

nSchaufenster stellen ein geeignetes Kommunikationsinstrument zur seg- mentspezifischen Ansprache von Konsumenten dar.

ESSENTIALS

Handel

Quelle: Fließ/Hogreve/Nonnenmacher

2 Beziehung zwischen Informationsrate, Gefallen und Kaufverhalten

Informations- R a t e

Verhalten

S t r u k t u r

Beabsichtigte Einkaufszeit

K a u f w a h r- scheinlichkeit

Neuartigkeit Dynamik

Gefallen der Schaufenster

Kaufbetrag

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Gefallen eines Schaufensters hängt wiederum von der Ausprägung der einzelnen Dimensionen der Informa- tionsrate ab. Je höher seine Informa- tionsrate, desto höher ist das Gefallen des Schaufensters. Abbildung 2 ver- deutlicht den Zusammenhang.

Die einzelnen Dimensionen der Infor- mationsrate haben jedoch unter- schiedlich starke Auswirkungen auf das Gefallen von Schaufenstern und damit auch auf das Kaufverhalten. Am stärksten wird das Gefallen durch die Dimension Struktur beeinflusst. So betreten Kunden bei Geschäften mit strukturierten Schaufenstern mit einer höheren Wahrscheinlichkeit das Ge - schäft, verweilen dort länger und sind ebenfalls bereit einen höheren Betrag auszugeben. Neben der Struktur kann auch durch dynamische Elemente ei - ne höhere Informationsrate hervorge - rufen werden, die wiederum das Kaufverhalten in positiver Weise be - einflusst. Zu diesen Elementen gehö - ren beispielsweise sich bewegende oder bunte Schaufenstergestaltun - gen. Neuartige Gestaltungselemente, die vom Konsumenten als unkonven - tionell oder unvertraut wahrgenom - men werden, haben jedoch keinen po - sitiven Einfluss auf das Kaufverhalten.

Die abgeleiteten Ergebnisse können an den analysierten Schaufenstern veranschaulicht werden. Abbildung 3 illustriert die Ausprägungen der Infor- mationsrate der einzelnen Schaufen -

ster. Zusätzlich sind in Abbildung 8 die Bewertungen der Konsumenten zum Gefallen abgetragen. Schaufen - ster 2, das in allen Dimensionen der Informationsrate hohe Werte auf - weist, hat den Passanten am besten gefallen (Mittelwert: 5,31), während das unstrukturierte und wenig dyna - misch gestaltete Schaufenster 3 (Mittelwert: 3,88) am schlechtesten bewertet wurde. Eine besondere Be - deutung für die Bewertung des Gefal - lens eines Schaufensters kommt der Strukturdimension zu. Dies wird be - sonders bei Schaufenster 1 deutlich.

Obwohl für die Neuartigkeit und Dy- namik dieses Schaufensters nur sehr niedrige Werte ermittelt werden konn - ten, führte dies nicht zu einer schlech - ten Bewertung des Gefallens dieses Schaufensters (Mittelwert: 4,34). Den geringen Einfluss des Faktors Neuar- tigkeit auf das Gefallen ist in Schau - fenster 3 zu erkennen. Obwohl der Neuartigkeitswert eine hohe Ausprä - gung aufweist, gefiel Fenster 3 den Probanden weniger gut (Mittelwert:

3,88).

Das Gefallen der Schaufenster ist wiederum direkt mit dem Kaufverhal - ten der Konsumenten verbunden. So zeigten die Konsumenten, die vor Schaufenster 2 befragt wurden, die höchste Kaufbereitschaft. Dies äu - ßerte sich insbesondere darin, dass hier die Probanden bereit waren ei - nen höheren durchschnittlichen Kauf-

betrag auszugeben als in den ande - ren untersuchten Geschäften. Dahin - gegen war die Kaufbereitschaft bei Fenster 3 am niedrigsten. Die mit Hilfe der Mittelwertanalyse abgeleite - ten Ergebnisse konnten in einer Re - gressionsanalyse bestätigt werden.

Aus den Analyseergebnissen können wichtige Implikationen für die Gestal - tung von Schaufenstern abgeleitet werden. Einzelhändler können das Kaufverhalten von Konsumenten durch das Design ihrer Schaufenster positiv beeinflussen. Eine große Be - deutung hat hierbei die Informations - rate eines Schaufensters. Diese übt, besonders durch die Strukturdimen - sion, einen positiven Einfluss auf das Gefallen und darüber hinaus auf das Kaufverhalten aus. Strukturierte Fen - ster zeichnen sich zu, Beispiel durch eine symmetrische Anordnung der ausgestellten Produkte oder ihre kla - re Gruppierung aus. Ein Beispiel hier- für gibt Schaufenster 1. Prägnante Strukturen, Geschlossenheit und Symmetrie, führen zu einer schnelle - ren und besseren Wahrnehmung des Schaufensters durch den Betrachter.

Eine geordnete Gestaltung ist we - sentlich dafür verantwortlich, dass ein Schaufenster positiv empfunden wird.

Weiterhin kann eine große Aufmerk- samkeitswirkung durch dynamische Elemente erreicht werden. Um Pas - santen in ein Ladenlokal zu leiten, eignen sich dynamische Schaufen - ster, die sich durch bewegende Ele - mente oder durch Farbvielfalt aus - zeichnen. So wurde Schaufenster 1 in der Strukturdimension positiv bewer- tet, in der Dynamikdimension jedoch sehr unterdurchschnittlich. Dies kann mit der geringen Zahl an ausgestell - ten Elementen und der eher stati - schen Gestaltung begründet werden.

Im Gegensatz hierzu wies Schaufen - ster 2 in beiden Dimensionen über- durchschnittliche Ausprägungen auf.

Auch hier dominiert eine strukturierte Anordnung, jedoch ist eine größere Anzahl von Produkten ausgestellt, die mit dynamischen Elementen kombi - niert werden.

Diese Ergebnisse zeigen: Einzel- händler können durch eine aktive Gestaltung ihrer Schaufenster das

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Quelle: Fließ/Hogreve/Nonnenmacher

3 Informationsratendimensionen der Schaufenster

- 0,2 - 0,4 - 0,6 - 0,8 - 1 0,2 0,4 0,6 0,8 1

1 2 3 4 5

Schaufenster Nummer Faktormittelwerte der

Informationsrate

Mittelwert Gefallen

Gefallen Dynamik

Neuartigkeit Struktur

1 2 3 4

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Kaufverhalten von Konsumenten po- sitiv beeinflussen. Zudem kann der Einzelhändler seine Kommunika- tionsstrategie über eine segmentspe- zifische Gestaltung auf bestimmte Käufergruppen fokussieren. Daher sollten Einzelhändler und Dienstleis- ter die Bedeutung des Instruments

"Schaufenstergestaltung" im Rahmen der Kommunikationsstrategie stärker beachten.

Literatur

Edwards, Su/Shackley, Myra (1992): Measuring the Effectiveness of Retail Window Display as an Ele- ment of the Marketing Mix, in: Inter- national Journal of Advertising, 11 (1992), Fall, S. 193-202.

Mehrabian, A. (1978): Räume des Alltags - Wie die Umwelt das Verhal- ten bestimmt, Frankfurt am Main 1978.

Schmalen, Helmut (1985): Schau- fensterwerbung. Theoretische Be-

trachtung und empirische Analyse, in:

Die Betriebswirtschaft, 45 (1985), November, S. 703-709.

Schmalen, Helmut (2001): Schau- fenstergestaltung, in: Vahlens Großes Marketing Lexikon, hrsg. von Diller, H., München 2001.

Sen, Sankar/Block, Lauren G./Chandran, Sucharita (2002):

Window Displays and Consumer Shopping Decisions, in: Journal of Retailing & Consumer Services, 9 (2002), September, S. 277-290.

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Autoren

Univ.-Prof. Dr. Sabine Fließist Inhaberin des Douglas-Stiftungslehrstuhls für Dienst- leistungsmanagement an der FernUniver- sität in Hagen.

Jens Hogreve ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Douglas-Stiftungslehrstuhl für Dienstleistungsmanagement an der FernUniversität in Hagen.

Dirk Nonnenmacher ist Wissenschaftli- cher Mitarbeiter am Douglas-Stiftungs- lehrstuhl für Dienstleistungsmanagement an der FernUniversität in Hagen.

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Referenzen

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