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Mähdrescher - Stand der Technik

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ERNTETECHNIK

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62 LANDTECHNIK 4/2007

Peter Wacker und Stefan Böttinger, Hohenheim

Mähdrescher – Stand der Technik

T

rotz eines bereits hohen Entwicklungs- standes haben die Mähdrescher-Her- steller auch im letzten Jahr die Leistung und den Bedienungskomfort weiter angehoben.

Interessant ist, was auf der Agritechnica 2007 als neu oder verbessert vorgestellt wer- den wird. Über 90 % des deutschen Marktes werden von drei Herstellern bedient (Claas, CNH und John Deere), den restlichen Anteil teilen sich fünf Marken (Deutz-Fahr, MF, Fendt, Laverda und Sampo). Es werden in Deutschland ungefähr 90 Mähdreschermo- delle von 75 kW bis 398 kW angeboten (Bild 1). Die niedrigste Motorleistung hat sich in den letzten 50 Jahren um ungefähr das Drei- fache auf 75 kW erhöht. Im oberen Leis- tungssegment hat sich die Motorleistung um fast das 10-fache auf 398 kW erhöht. Auch zukünftig werden sich die Motorleistungen erhöhen, um noch höhere Durchsatzleistun- gen zu erreichen. Immer mehr Motoren er- füllen die Abgasnorm Tier III, reduzieren Kraftstoffverbrauch und Lärmbelastung so- wohl am Fahrerplatz (bessere Kabinenge- staltung) als auch gegenüber der Umwelt.

Der Ölverbrauch wurde verringert und die Ölwechselintervalle verlängert. 2006 wur- den in Deutschland mit 2206 Einheiten nur 22 Mähdrescher weniger abgesetzt als im Vorjahr.

Mähdrusch-Kosten

Die Produktionskosten von Getreide vari- ieren nicht nur weltweit, sondern auch inner- halb Europas stark. Unterschiedliche Kos- tenstrukturen für die Produktion in Deutsch- land, Frankreich,

Tschechien und Kana- da wurden an einigen landwirtschaftlichen Betrieben aufgezeigt.

Insbesondere die Arbeitserledigungskosten sind in Kanada gegenüber Frankreich und Deutschland durch die unterschiedliche In- tensität der Bewirtschaftung nur ein Drittel so hoch.

Für bestimmte Anbauverfahren könnte ei- ne Direktsaat mit dem Mähdrescher durch- geführt und dadurch ein Arbeitsgang und da- mit Kosten eingespart werden. Eine Stabili- sierung der Getreidepreise wird durch den wachsenden Markt für Energiegetreide (Bioethanol, Biogas, Verbrennung) und für die industrielle Verwertung (Stärke) unter- stützt.

Das Größenwachstum der Mähdrescher stellt den Käufer immer häufiger vor die Wahl, ob er statt zwei Maschinen eine größe- re kaufen soll. Es ergeben sich durch die ge- ringeren Personalkosten deutliche Vorteile für den Einsatz eines leistungsfähigeren Mähdreschers. Die Reparaturkosten streuen in der Praxis stark und sind vor allem von örtlichen und individuellen Gegebenheiten abhängig.

Die immer wieder diskutierte leistungsbe- zogene Abrechnung wird in der Praxis we- gen der schwierigeren Bewertung als bei rein flächenabhängigen Abrechnungsver- fahren bisher nur selten angewandt. Die Ge- staltung der Abfuhr ist ein sehr wichtiger Kostenfaktor und birgt weitere Optimie- rungspotenziale. So ist beispielsweise bei Transporten über größere Strecken mehr auf die Nutzung von LKW zu setzen. Auf dem Feld werden bei Großbetrieben verstärkt Überladewagen eingesetzt. Es wird von größeren Betrieben auch wieder vermehrt

Eine sichere Ernährung der schnell wachsenden Weltbevölkerung er- fordert weitere Anstrengungen, um trotz begrenzter Flächen die erfor- derlichen steigenden Mengen an Nahrungsmitteln zu erzeugen, zu ernten, aufzubereiten und an die Bevölkerung zu verteilen. Wegen der begrenzten Zeitspanne ist eine schlagkräftige, verlustarme Ernte besonders wichtig. Aus diesem Grund werden die Mähdrescher von den Herstellern weiterent- wickelt und optimiert. Über die Fortschritte bei der Trenn- und Dreschtechnik, bei den Schneid- werken, Antrieben und Fahrwerken sowie bei Bedienung und Automati- sierung wird nachfolgend berich- tet.

Dr. agr. Peter Wacker ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl Grundlagen der Agrar- technik (Leiter: Prof. Dr.-Ing. S. Böttinger), Institut für Agrartechnik der Universität Hohenheim, Garbenstraße 9, 70599 Stuttgart

Schlüsselwörter

Mähdrescher, Marktentwicklung, technische Optimierung

Keywords

Combines, market development, technical optimisa- tion

Bild 1: Zunahme der Motorleistung von Mähdreschern Fig. 1: Increase of combine engine power

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überlegt, das Getreide nicht direkt zu ver- kaufen, sondern einzulagern. Dies erfordert hohe Mähdrescherleistung, um das Getreide trocken und mit hoher Qualität einlagern zu können. Zudem muss das Getreide gereinigt und Lagerfläche geschaffen werden.

Vorteile bei einer Zwischenlagerung im eigenen Betrieb bestehen in den verringerten Wartezeiten der Annahmestelle und der da- durch geringeren nötigen Transportkapazität sowie in dem Verkauf größerer Chargen zum günstigsten Zeitpunkt.

Dresch- und Trenntechnik

Die heute verfügbare Dresch- und Trenn- technik wird weiter im Detail verbessert.

Neue grundlegende Konzepte sind aber seit längerem nicht mehr im Markt eingeführt worden. Jedoch werden von mehreren Fir- men neue Dreschwerke mit Abscheideroto- ren für große Mähdrescher entwickelt.

Außerdem werden auch weitere Untersu- chungen zu alternativen Dresch- und Trenn- systemen durchgeführt. Das Hochschnitt- verfahren zur Reduzierung der Strohbelas- tung für den Mähdrescher wird wieder stärker diskutiert. Vom Anwender muss aber geklärt werden, ob die hohen Stoppel einge- arbeitet werden können oder ob zu einem späteren Zeitpunkt ein zusätzlicher Arbeits- gang nötig ist. Ein neu vorgestellter nachrüstbarer Unterflurhäcksler für den Mähdrescher eröffnet hier neue Möglichkei- ten. Genügend Druschkapazität muss aber trotzdem für ungünstige Erntebedingungen wie etwa Lagergetreide vorgehalten werden.

Untersuchungen haben gezeigt, dass die Vorteile des Hochschnitts hauptsächlich bei feuchten Bedingungen gegeben sind und bei Trockenheit abnehmen.

Bruchkorn wird als Verlustanteil leicht un- terschätzt, da neben dem im Korntank sicht- baren Bruch ein weiterer Anteil von der Rei- nigungsanlage überblasen wird. Diese fei- nen Bruchteilchen sind auf dem Feld normalerweise nicht nachzuweisen, können aber Größenordnungen von 3% erreichen.

Verbraucher fragen vermehrt nach alter- nativen Getreidearten, dadurch werden andere Einstellungen und Einstellmöglich- keiten des Mähdreschers erforderlich. Im Normalfall sind Mähdrescher für Sonder- früchte wie etwa Dinkel geeignet, müssen al- lerdings meist langsamer gefahren werden.

Schneidwerke

Die Anpassung der Schneidwerke an unter- schiedliche Erntebedingungen wird vom Hersteller vereinfacht (Regelung der Has- peldrehzahl, automatisches Absenken der Haspel). Von fast allen Herstellern werden inzwischen Schneidwerke angeboten, bei denen der Abstand zwischen Messerbalken und Einzugsschnecke entweder stufenlos oder in Stufen vom Fahrersitz aus verstellt werden kann.

Klappbare Schneidwerke wurden nach 1960 von Lely im Markt eingeführt. Das mittig geteilte Schneidwerk besaß eine Ar- beitsbreite von 4,2 m. Durch das Hochklap- pen der beiden Teile um je 90° konnte eine Transportbreite von 2,9 m erreicht werden.

Durch klappbare Schneidwerke werden die Rüstzeiten erheblich reduziert. Dieser Vor- teil zeigt sich insbesondere in kleiner struk- turierten Regionen mit einem hohen Anteil überbetrieblicher Maschinenverwendung.

Unter diesen Einsatzbedingungen haben die- se Schneidwerke eine konstante Marktbe- deutung. Das aktuelle Angebot mit den un- terschiedlichsten Klappkonzepten ist in Bild 2 zusammengestellt. Nur ein Mähdre- scherhersteller bietet selbst ein klappbares Schneidwerk an und erreicht bei Arbeits- breiten von 4,5 m und 5,4 m durch das Schwenken beider Hälften in Fahrtrichtung eine Transportbreite von 2,98 m. Die ande- ren Hersteller bieten ihre Schneidwerke für alle Mähdreschermarken an. Bei diesen Lö- sungen werden die Schneidwerksteile über- einander geschwenkt oder übereinander ge- schoben. Dadurch ist die Transportbreite abhängig von der jeweiligen Schneidwerks- breite und beträgt nur im günstigsten Fall 3,0 m.

Antriebe und Fahrwerke

Hydrostatische Fahrantriebe und hydrostati- sche Antriebe für unterschiedliche Arbeits- organe von Mähdreschern und anderen Ern- temaschinen sind stark verbreitet. Alternati- ve elektrische Antriebe werden diskutiert und müssen mit den bestehenden Lösungen konkurrieren.

Fahrwerke von Mähdreschern stoßen hin- sichtlich ihrer Abmessungen an die Grenzen der StVZO. Deshalb ist beim Kauf von Ma- schinen mit Breiten über 3 m auf die Aus-

nahmegenehmigung von § 70 StVZO zu achten und für den Betrieb der Maschine die Erlaubnis der örtlichen Behörden nach § 29 (3) StVO zu beantragen. Hinsichtlich des Bodendrucks muss auf eine ausreichend große Bereifung geachtet werden. Aller- dings überschreitet man dann für den Trans- port über öffentliche Straßen leicht die noch mit Ausnahmegenehmigung möglichen Ma- schinenbreiten. Aus diesen Gründen ist der Einsatz von Raupenlaufwerken zu empfeh- len. Mit ihnen werden bei Unterschreiten der Maschinenbreite von 3,5 m etwas geringere Bodendruckwerte erreicht als mit deutlich größeren Niederdruckreifen. Allerdings sind die Kosten höher.

Bedienung und Automatisierung

Kommende Anforderungen seitens der Ge- setzgeber hinsichtlich zulässiger Vibratio- nen am Arbeitsplatz begünstigen den Einsatz von Kabinenfederungen. Diese werden von den Herstellern untersucht und in Zukunft den Komfort verbessern. Zunehmend wird der Fahrer von Routineaufgaben entlastet und erhält mehr Zeit für Kontroll- und Opti- mierungsarbeiten. Beispiele sind die auto- matischen Lenksysteme und die Regelung der Fahrgeschwindigkeit nach Durchsatz und Kornverlusten.

Präziser Landbau

Durch verschiedene statistische Methoden wurden die Ertragskarten verbessert. Bei der Datenaufzeichnung auf der Maschine kann bereits die Dynamik des Materialflusses in den Maschinen berücksichtigt werden. Die Überkehrmenge und ihr Einfluss auf den Gutfluss wird mit Hilfe eines weiteren Prall- platten-Durchsatzsensors für die Überkehr berücksichtigt.

Zunehmend werden für den Mähdrescher weitere Sensoren für die Qualitätserfassung entwickelt. Auf dem Mähdrescher werden inzwischen mit Versuchseinrichtungen Ei- weißgehalt, Glutenanteil und Fallzahl während der Arbeit ermittelt. Auch die zu- nehmende Belastung des Getreides mit Fusariengiften (DON) erfordert eine früh- zeitige Erkennung und je nach Bedeutung ei- ne selektive Ernte.

Über den präzisen Landbau hinaus ist der Mähdrescher ein wichtiges Glied in der Pro- duktionskette, um Informationen zu liefern und damit einen Qualitätsnachweis zu er- möglichen und die Rückverfolgbarkeit zu unterstützen. Eine Möglichkeit ist die Spei- cherung von Daten während der Ernte auf RFID und Beimischung der Chips zu dem Getreide.

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Bild 2: Klappbare Schneidwerke Fig. 2: Foldable cutter bars

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