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DIE KARTE DES KHUMBU-HIMALAYA (OSTNEPAL) 1 : 50 000 Mit 1 Abbildung und 1 Karte (Beilage I)
Carl Troll und Ulrich Schweinfurth
Summary: The Map of the Khumbu-Himalaya (East
Nepal) 1 : 50 000
On two expeditions with a team of cartographers, Erwin Schneider, in the context of a research project in the Ne palese Himalaya, used photogrammetric techniques to survey a large area of East Nepal. A 1 : 50 000 map in four sheets
is in preparation. It reaches from the crest of the Himalaya, with Makalu, Lhotse, Mount Everest, Cho Oyu and Gauri
sankar, south to the lower parts of the mountain range.
The NE sheet (called 'Khumbu Himalaya' after the Khumbu area, home of the Sherpa people), has already been drawn by F. Ebster and is included as a supplement. The high montane landscape of Khumbu, and particularly the glaciers,
the forest boundary and the settlements (permanent settle ments, summer cultivation and transhumance settlements) are discussed with the help of the map and available litera ture.
Vor drei Jahren wurde in dieser Zeitschriftx) das
erste kartographische Ergebnis des Forschungsunter nehmens Nepal-Himalaya, die Karte ?Mahalangur Himal-Chomolungma/Mount Everest" 1:25 000 vor
gestellt. Die umfassenden terrestrisch-photogramme
trischen Aufnahmen in diesem hochsten Gebirge der Erde durch Erwin Schneider und seine Mitarbeiter
sind seither nach Westen (bis iiber den Gaurisankar) und nach Siiden in die niedrigeren Teile des Nepal Himalaya ganz betrachtlich ausgedehnt worden. Das Gesamtgebiet soli einheitlich im Mafistab 1:50 000 in
vier Blattern dargestellt werden (vgl. Abb. 1).
Das erste Blatt Khumbu-Himal 1: 50 000 liegt fertig vor (vgl. Beilage) 2). Das Siidwestblatt ist fertig bear beitet und soil im Friihjahr 1968 erscheinen. Die vier Karten sind im Gelande von E. Schneider mit sechs
Mitarbeitern auf zwei Expeditionen aufgenommen
worden. Schneider hat auch die Berechnung und die Auswertung zum Schichtlinienplan besorgt, wahrend
die Gelandedarstellung wieder in der bewahrten Hand
des Alpenvereinskartographen F. Ebster lag. Die
Karte stellt ein wildes Hochgebirgsgelande am Haupt kamm des Himalaya vom Makalu (8475 m) iiber Lhotse (8501 m) und Mount Everest (8848 m) bis iiber den Cho Oyu (8153 m) und zu dem v/ichtigen nepale
sisch-tibetischen Pafi Nangpa La (5716 m) dar. Raum lich umfafit sie die stark vergletscherten Hochtaler im Quellgebiet des Dudh Kosi, die Landschaft Khumbu,
das Wohngebiet des mongolisch-tibetischen Gebirgsvol
kes der Sherpa. E. Schneider hat deshalb den nord
lich abschliefienden Kammabschnitt der Himalaya Hauptkette bis zum Mount Everest (bisher Mahalan
gur-Himal) in Khumbu-Himalaya umbenannt. Der
ostlich anschliefiende Abschnitt mit dem Makalu heifit
Khumbakarna-Himalaya. Das Kartenblatt hat eine west-ostliche Erstreckung von 56,5 km, eine nord-siid
liche von 41 km; sie umfafit (unter Abzug von 270 qkm, die die Legende verdeckt) einen Flachenraum
!) Erdkunde XIX, 1965, S. 103-111, Beilage VI.
2) Die Karte ist erstmals veroffentlicht in dem Werk
?Khumbu Himal". Ergebnisse des Forschungsunternehmens
?Nepal Himalaya", hrsg. von W. Hellmich, 1. Bd., Lfg. 5, Berlin-Gottingen-Heidelberg, Verl. Springer, 1967 (vgl. Be
sprech. d. Lief. 1-4 in Erdkunde, 1965, S. 351, und 1967, S. 248). Die gleiche Lieferung 5 enthalt auch die zwei Bei trage zur Karte 1:50 000: Schneider, E.: ?Begleitworte zur Karte Khumbu Himal I" und Ebster, F.: ?Die topogra
phische Bearbeitung der Khumbu-Himal-Karte I".
30 Erdkunde Band XXII
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7: Das Gesamtgebiet der Vierblattkarte 1:50 000 Nepal-Himalaya nach den photogrammetrischen Aufnahmen von E. Schneider und Mitarbeitern. 1 Gipfel (Hohen nach Survey of India); 2 Standpunkte (Ausgangspunkte)
fiir die ges. Vermessung; 3 Hohenkoten; 4 Siedlungen.
von 2070 qkm. Der Hohenabstand vom Gipfel des Mount Everest bis zum Austritt des Dudh Kosi bei 2800 m betragt somit etwa 5000 m. Der relativ kleine Raum jenseits der tibetischen Grenze ist nach alteren britischen Aufnahmen nur skizzenhaft mit weitstandi gen Schichtlinien wiedergegeben.
Fiir die Betrachtung und wissenschaftliche Wiirdi gung des vorliegenden Kartenblattes empfiehlt es sich, das Grofipanorama des Zentralen Khumbu
zur Hand zu nehmen, das E. Schneider vom Punkt
5598 nw. des Gokyo-Sees iiber dem Ngozumpa-Glet scher aufgnommen hat 3). Es lafit in einem Gesichts winkel von 240? den gesamten Hauptkamm des Khumbu-Himal mit Cho Oyu, Mt. Everest und Lhotse
bis zum Makalu iiberblicken, aufierdem den grofiten
3) Veroffentlicht in Hellmich, W.: Einfiihrung in die Arbeiten des Forschungsunternehmens Nepal Himalaya. Zu:
Khumbu-Himal, a.a.O., Bd. I, Lief. 1, bei S. 12.
Gletscher des Kartenblattes, den Ngozumpa-Gletscher und die den siidlichen Kartenrand einnehmende Kette des Kang Taiga (6685 m) iiber der Dudh Kosi-Schlucht, allerdings nicht die besiedelten und bewaldeten Teile des Haupttales unterhalb 4600 m. Nur eine der hoch sten Almsiedlungen, Gokyo am gleichnamigen See in 4750 m, ist im Bilde sichtbar.
Zur wissenschaftlichen Auswertung der Karte stehen bisher die geographischen Berichte von W.
Haffner 4) und H. Heuberger 5), die klimatologischen
4) Haffner, Willibald: Nepal Himalaya. Bericht einer Reise nach Ostnepal im Jahre 1963. Erdkunde, Bd. 19, 1965,
S. 89-103; Ders., Die Sherpas im ostlichen Nepal-Hima laya. Geogr. Rundsch., Jg. 18, 1966, S. 144-148; Ders.: Ost nepal -
Grundziige des vertikalen Landschaftsaufbaues.
Khumbu-Himal, a.a.O., Lief. 5, 1967, S. 389-426.
5) Heuberger, Helmut: Der Weg zum Tscho Oyu. Mitt.
Geogr. Ges. Wien, Bd. 98, 1956, S. 3-28.
Carl Troll und Ulrich Schweinfurth: Die Karte des Khumbu-Himalaya 31
und glaziologischen Arbeiten von H. Krauss 6) und F. Muller 7), die biologische Obersicht von W. Dierl 8)
(alle Teilnehmer des Forschungsunternehmens) sowie die volkerkundliche Darstellung der Sherpa von C.
von Furer-Haimendorf 9) zur Verfugung.
Welche technische, alpinistische und korperliche Lei stung die Aufnahme der Karte darstellte, er gibt sich schon aus der Hohe der Vermessungspunkte und Standlinien. Sie lagen meist iiber 5000 m, in eini gen Fallen iiber 6000 m, in einem Fall sogar auf 6710 m. Das Gelande wurde zur moglichst vollstandi gen Erfassung zweimal begangen. Fiir die Bestimmung der absoluten Hohen wurde nicht nur der Gipfel des
Mount Everest verwandt, sondern auch signalisierte
Standpunkte des Survey of India in den siidlichen Vorbergen, die durch eine Dreieckskette entlang dem Dudh-Kosi-Tal an die Hochregion angeschlossen
wurden.
Die kiinstlerische Gestaltung des Karten bildes durch F. Ebster hat gegeniiber der Karte des
Chomolungma-Mount Everest 1:25 000 noch wesent
lich gewonnen. Auch diesmal sind die Schichtlinien in
drei Farben gegeben, braun fiir bewachsenes, schwarz
fiir Fels- und Schuttgelande, blau fiir Gletscher. Aber
der gebrochene, dem Braun nahekommende Schwarz
ton fiir Fels und Schutt vermeidet den allzu harten
Gegensatz von Felsgelande und Lockergestein auf der
Karte 1:25 000. Ein sehr grofier Fortschritt ist die
neue Schummerung in vier Tonen: blaugrau fiir Fels
und Schutt, lichtbraun fiir bewachsenes Gelande, hell orange fiir die Lichtseite der Felshange und blau fiir Gletscher. Das farbliche Zusammenspiel von Schicht
linien und Schummerung ergibt ein viel geschmeidigeres Bild und eine naturgetreue Wiedergabe der topogra phischen Elemente Fels, Eis, Schutt und Pflanzendecke.
Ein sehr wesentlicher Fortschritt der Darstellung be trifft die Gletscher. Uber das ganze Kartenblatt
hinweg ist der Unterschied zwischen moranenfreien
Gletscherpartien (Firnmulden und Hangegletscher) und ganz in Schutt gehullten Talgletschern und Glet
scherzungen zu verfolgen, besonders schon auch zu ver gleichen mit der grofien Panoramaaufnahme am Ngo zumpa-Gletscher. Viele der Gletscher haben keine eigent
lichen Firnmulden; sie beginnen an steilen Talschliissen, die in einer Flucht zu den Gipfeln und Hauptkammen
6) Krauss, Helmut: Freie und bedeckte Ablation.
Khumbu-Himal, a.a.O., Lief. 3, 1966, S. 203-235; Ders.:
Das Klima von Nepal. Khumbu Himal, a.a.O., Lief. 4, 1966, S. 301-321.
7) Muller, Fritz: Acht Monate Gletscher- und Boden forschung im Everestgebiet. Berge der Welt, Bd. 1958/59.
Schweizer Stiftung fiir Alpine Forschung. S. 199-216.
8) Dierl, W.: Zur Kenntnis der Hauptbiotope des Ex peditionsgebietes Khumbu-Himal vom Gesichtspunkt des Entomologen. Khumbu-FIimal, a.a.O., Lief. 3, 1966,
S. 142-171.
9) von Furer-Haimendorf, C.: The Sherpas of Nepal.
London 1964.
hinauffiihren, z. B. Nuptse-, Lhotse Nup-, Lhotse-, Lhotse Shar und Imja-Gletscher. Sie werden aus nie dergehenden Lawinen ernahrt, deren Eismassen Schutt
mit sich fiihren. Wenn diese Lawinen bis unterhalb der Schneegrenze niedergehen, bleibt der Schutt an der Oberflache und sammelt sich sogar infolge der Ablation
immer mehr an der Oberflache an. Sie entsprechen also dem ?Turkestanisch-zentralasiatischen Gletschertyp"
R. v. Klebelsbergs bzw. dem ?Lawinentyp" Ph. C.
Vissers 10), wie er aus dem Pamir und aus dem Kara
korum bekannt ist. Wo aber Eis aus Hochkaren und Firnmulden abfliefit, haben wir weifie Gletscherober
flachen. Unterhalb von steilen Gletscherbriichen neh men diese weifien Gletscher bizarre Oberflachen an. Sie
sind friiher als ?Firnpyramiden" bzw. ?Firn-Seracs"
beschrieben worden; W. Haffner spricht von ?Eis
turmfeldern". Bei ihrer Bildung haben mechanisches Zerbrechen und starke Ablation der Eisoberflache einen wohl noch nicht endgiiltig geklarten Anteil. Das schon
ste Beispiel auf dem Kartenblatt Khumbu-Himal ist
der obere Khumbu-Gletscher an seinem Zusammen
flufi unter dem 6006 m hohen Pafi Lho La. Der Haupt
ast, der aus dem Riesenkar unter Mount Everest und
Lhotse kommt, ist ein weifier Gletscher, der in mehre ren Gletscherbriichen oberhalb der Schneegrenze ab fliefit und zuletzt unterhalb des letzten Eisbruchs und unterhalb der Schneegrenze, die hier um 5800 m liegen diirfte, ein grandioses Eisturmfeld bildet. Daneben legt
sich das vollig schuttverhiillte Eis, das als echter Lawi nentyp aus dem Kar zwischen Pumo Ri und Lho La kommt. Der Unterschied der drei Oberflachentypen der
Gletscher - weifie Firnmulden- und Hangegletscher,
schuttbedeckte Gletscherzungen und Eisturmfelder - ist auf der Karte aufierst sorgfaltig wiedergegeben. Die
liebevolle Ausarbeitung der Oberflachen der Gletscher
zungen mit der wirr-hiigeligen Moranendecke, den ent
blofiten Eisabbriichen und den kleinen Gletschertiim peln in den Hohlformen der Moranen (vgl. Ngozumpa Gletscher auf der Panoramatafel mit der Karte) ist
wieder ein bemerkenswerter Fortschritt gegeniiber der
Punktsignatur auf der Karte 1: 25 000.
Die Karte Khumbu-Himal hat ihren besonderen Reiz auch dadurch, dafi sie das Auge von der eisigen Welt der Gletscher und Eiskamme in die Berg
waldstufe und in die von den Sherpas besie delten und bewirtschafteten Taler hinabfiihrt. Die breiten Taltroge der Hochregion, in
10) von Klebelsberg, R., Der turkestanische Gletscher typus. Ztsch. f. Gletscherkunde, Bd. 14, 1926; Visser, Ph.
C.:: Glaziologie. Bd. II von Visser, Ph. C. und Visser Hoofd, J.: Wissenschaftliche Ergebnisse der Niederlandi
schen Expeditionen in den Karakorum etc. in den Jahren 1922, 1925, 1929/30 und 1935. Leiden, E. J. Brill, 1938.
Vgl. dazu Troll, C: Neue Gletscherforschungen in den Subtropen der Alten und Neuen Welt (Karakorum und ar gentinische Anden). Ztsch. Ges. f. Erdk., Berlin 1942, S. 54-65.
32 Erdkunde Band XXII
denen die grofien Gletscherzungen zwischen 4550 und 4850 m endigen und in denen die Almen und aller obersten Dauersiedlungen gelegen sind, verengen sich abwarts zu steilhangigen Kerbtalern, die bei Thumbug am unteren Blattrand zu der Durchbruchsschlucht des
Dudh Kosi zusammenlaufen.
Die Hange dieser Kerbtaler sind namentlich in Schattenlage noch grofienteils bewaldet. Die Wald grenze liegt dort im Durchschnitt bei 4000 m, steigt aber im trockeneren Hochtal des Imja Tsangpo bei Chhulungche noch weiter auf 4200 m (Massenerhe
bung und Kontinentalitat). Die Wirkung der Auslage macht sich durch einen Hohenunterschied von 200 bis
300 m bemerkbar (am Schattenhang im Nangpo Tsangpo-Tal 4000 m, am Sonnenhang 3800 m). Hierin
zeigt sich, wie W. Haffner betont, dafi neben der Temperatur die grofiere Trockenheit der besonnten Hange fiir den Verlauf der Waldgrenze von ausschlag
gebender Bedeutung wird, was sich auch topoklima tisch darin aufiert, dafi der Wald in den Schluchten hoher steigt als am freien Hang. Wir befinden uns auf dem Kartenblatt sowohl an der alpinen als auch an der
kontinentalen Waldgrenze. Die hohe Kontinentalitat
hat auch zur Folge, dafi der Abstand zwischen der Waldgrenze und der Schneegrenze sehr grofi ist, etwa 1500-1700 m. In die Waldregion stofi t nur der Kleine Tsuro-Gletscher hinab, der aus einem
engen, ganz nordseitig schattigen Kar am Amai Dab
lang kommend bis auf die Sohle des Imja-Tales (4200 m) hinabreicht. In der Waldregion fehlen auch die im
westlichen Himalaya so bezeichneten Lawinengassen,
da die Winter im Gebirgsinneren zu trocken und schneearm sind (W. Haffner). Der oberste Waldgurtel ist im Bereich des Dudh Kosi-Tales ein Birken-/Tan nenwald (Betula utilis, Abies spectabilis) mit Gebiisch
unterwuchs von Rhododendron campanulatum. Gegen
die trockenen Hochtaler fallt Abies aus, an die Stelle tritt als Waldgrenzbaum zur Birke der Wacholder
Juniperus recurva n).
Allerdings sind diese Walder in den sanften Hoch talern weitgehend der Rodung zu Weideland und Fel dern zum Opfer gefallen, namentlich auf dem flachen
Gelande und an sonnenseitigen Hangen, die bevorzugte
Siedlungslagen sind. Dasselbe gilt von dem in der
Karte ausgeschiedenen Buschwerk (Rhododendron-Ge
biisch), das im Hochtal von Imja Khola bei Dingboche bis 4600 m, in Nordlage bis 4630 m vordringt. Im Seitental des Ngozumpa ist Buschwerk sogar noch an den Hangen iiber der Zunge des Ngozumpa-Glet schers, also im Gebiet starkster Massenerhebung und grofiter Trockenheit, bis 4930 m verzeichnet. Soweit Buschwerk in der Karte vermerkt ist, ist es jeweils nur
talauf der obersten Waldstandorte angegeben. Man
kann es nirgends auf der Karte an den Hangen ober
n) Schweinfurth, U.: Die horizontale und vertikale Verbreitung der Vegetation im Himalaya. Bonner Geogr.
Abhdl., H. 20, 1957, S. 142 ff.
halb der Waldgrenze finden, wo es ja auch zu erwar
ten ware. Liegt hier eine Ungenauigkeit der Darstel lung vor oder ist das Gebiisch wirklich auf die hoheren Talmulden beschrankt?
Die Waldzerstorung ist aber auch nicht un
begrenzt. Die Stamme von Juniperus recurva sind ja
auch als Bauholz sehr benotigt. Um die grofien Sied lungen Namche Bazar, Khumjung und Khumde auf
dem relativ flachen Moranen- und Bergsturzgelande
zwischen dem Imja Tsangpo und dem Nangpo Tsangpo ist sogar noch sehr viel Gelande mit Wald bestanden.
Wir erinnern uns der Mitteilung bei C. von Furer
Haimendorf 12) iiber die Waldhiiter (?shingo naua") der Sherpas von Khumbu, was auf einen effektiven Waldschutz schliefien lafit. Dem steht allerdings Heu
bergers Feststellung gegeniiber, dafi die Sherpas
?grofie Waldzerstorer" sind 13; aber gerade das von
ihm in diesem Zusammenhang erwahnte Schneiteln
oder Futterlauben setzt auch wieder eine gewisse Wald pflege voraus.
Das Siedlungsbild lafit sich aus der Karte sehr gut verfolgen, da jedes Haus und jede der von Steinmauern eingefafiten Feldparzellen eingetragen
sind 14). In den breiten Hochtalern liegen die Siedlun gen im Talboden (mehrfach auf dem Boden verlandeter
Moranenstauseen, wie Thame, Dingpoche, Pheriche,
Phulung Karpo und Dingla) oder an verflachten Hang partien. Weiter abwarts mit dem Eintritt der Fliisse in die engen, unwegsamen Schluchttaler liegen sie auf den breiten Terrassen hoch iibr dem Talgrund (Phortse 400 m, Khumjung 800 m).
Eine Unterscheidung der Siedlung nach Dauer siedlung, Sommersiedlung mit Anbau und A1 m s i e d 1 u n g ist in der Karte nicht vorgenommen,
dariiber unterrichtet aber eine Skizze bei W. Haff
ner 15). Das hochste standig bewohnte Dorf ist Pang poche an der Waldgrenze in 3920-4020 m. Das gleich grofie Dorf Dingpoche am Talzwiesel zwischen Imja und Khumbu-Tal in 4300 m ist ein Sommerdorf mit kiinstlicher Bewasserung fiir den Anbau in der Mon
sunzeit (Kartoffeln, Gerste und Buch weizen). Dariiber folgen die Almsiedlungen, meist Dorfer mit 20 und
mehr Hausern. Die hochsten von ihnen in den einzel
nen Talern sind Chhule und Sengjo (4600 m) im Tal des Nangpo-Tsangpo, Gokyo (4750 m) am Ngozumpa Gletscher, Lobuche (4930 m) am Khumbu-Gletscher
und Chhukhung (4730 m) im Imja-Tal. Auch die mei
12) A.a.O., 1964, S. 105 ff. und 110 ff.
13) A.a.O., 1956, S. 25.
14) Der auf der Karte 1:25 000 enthaltene Irrtum be ziiglich der genauen Lage der Gehofte von Chhukhung vor dem Ende des Lhotse-Gletschers ist auf der neuen Karte be hoben. Eine kleine neue Unstimmigkeit besteht beziiglich des Einzelhofes nw. Pangpoche (4517 m auf der alten, 4680 m
auf der neuen Karte).
15) A.a.O., 1965, S. 98.
Josef Werdecker: Das Hochgebirgsland von Semyen 33
sten Almdorfer haben, wie die Karte zeigt, noch von Steinmauern eingefafite Parzellen. Diese dienen hier
oben der Gewinnung von Wiesenheu, das fiir Notzei
ten gespeichert wird. Beweidet wird das Hochgebirge bis zur Grenze der geschlossenen Vegetation weit iiber 5000 m, besonders von Yaks und Dsos (Kreuzung von Yak und Rind) und auch von Schafen.
In der Karte Chomolungma-Mount Everest 1:25 000
waren die einzelnen Chorten in der Umgebung der Siedlungen, aufierdem die Gompa im Dorf Pang boche besonders eingetragen. Es ist schade, dafi die neue Karte, wohl wegen des kleineren Mafistabes, diese Elemente der tibetischen Kulturlandschaft nicht mehr
verzeichnet. Dagegen ist die grofie Gompa im zentra
len Kloster von Khumbu Tengpoche Gonda im Wald gelande gegeniiber Phortse mit einer eigenen Signatur
eingetragen 16). An einigen Stellen findet sich anderer
seits eine Haussignatur (unausgefiillte Rechtecke), die in der Legende nicht erlautert ist. Es handelt sich um Hauser ohne Dach, die von Reisenden oder (bei Almen)
von den Sennen bei Gebrauch mit Bambusmatten ge deckt werden. Die an dem grofien Karawanenweg vom
Handlerdorf Namcha Bazar iiber den Nangpa-Glet
16) Vgl. Haffner, a.a.O., 1966, Bild 6.
scher und Nangpa-Pafi nach Tibet oberhalb der Almen liegenden Siedlungsplatze (Dzibko in 4800 m, Lunag in 5070 m) sind Notunterkunftshiitten. Ob das auch fiir den Siedlungsplatz Shershon in der so. Kartenecke (4720 m) gilt, bleibt ungewifi.
Die Karte Khumbu-Himal als erstes Blatt eines
Mehrblatt-Kartenwerkes ist zweifellos eine Spitzenlei
stung der Hochgebirgs-Photogrammetrie. Sie ist die exakte topographische Grundlage fiir die verschieden sten Forschungen in diesem hochsten Teil unseres Pla neten, fiir geologische und geophysikalische, meteoro logisch-klimatologische und glaziologische, biologische,
landschaftsokologische sowie siedlungs- und agrargeo
graphische Studien; in Verbindung mit einer gut aus gewahlten Bildserie ware sie auch als Unterlage fiir
geographische Praktika bestens verwendbar. Eine zu
kiinftige Verwendung der Karte noch in einem anderen
Sinn scheint durchaus denkbar: etwa, wenn diese Land schaft zu einem nepalesischen Naturpark mit Hohen luftkuranlagen entwickelt wiirde, wozu das weltbe
riihmte, hier bodenstandige, aber auch mit Geschafts sinn begabte Volkchen der Sherpa wohl durchaus in
der Lage ware. Die Herausgabe der Karte mag eine
Verlockung sein, der Phantasie auch in dieser Richtung
ihren Lauf zu lassen.
DAS HOCHGEBIRGSLAND VON SEMYEN
Begleitworte zu einer topographischen Karte 1:50 000
Mit 2 Abbildungen und 1 Karte (Beilage II)
Josef Werdecker
Summary: The Semyen Highlands: observations to ac company a topographic map (1 : 50 000).
The accompanying topographic map represents the cen tral part of the Semyen Highlands (rising to 4550 metres) in northern Ethiopia. On several expeditions between 1954 and 1964 the area (930 sqkm. or 359 sqmiles) was surveyed and mapped, both by surface and photogrammetric techni ques. The determination of altitude yielded a value for the highest mountain in Ethiopia some 70 metres lower than had until now been assumed. This corresponds well with
the new value calculated by the US Coast and Geodetic Survey. The cartographic presentation has been carried out by Leonhard Brandstatter, using the system which he himself has developed. His basic assumptions and recommen dations for a new form for large-scale maps are commented upon, using the map under review.
Im nordlichen Athiopien erhebt sich zwischen 12?55'-13035' N und 38?5'-38?40' O ein machtiger Gebirgsblock bis zu 4550 m (Ras Dedschan) absoluter Hohe. Als Teilgebiet der Provinz Begemder dehnt sich
dort, im O und N vom Atbara-Zuflufi Takaseh in
einem weitgeschwungenen Bogen umgiirtet, das rauhe
Bergland von Semyen aus. Auf mehreren von der
Deutschen Forschungsgemeinschaft unterstiitzten Rei
sen in der Zeit von 1954 bis 1964 wurde die Eigenart
dieses hochstgelegenen Abschnittes des alten Kaiser
reichs zu erfassen versucht und im Kernraum auch kar
tographisch moglichst genau zur Darstellung gebracht (Abb. 1)1). Bisher lagen in Athiopien noch keine grofi mafistablichen Karten iiber eine grofiere Erstreckung
vor (Schillmann, 1935/36, Istituto Geografico Mili
tare, 1939, Finsterwalder?Hueber, 1943, Hille brand, 1954, Werdecker, 1955). Zwar waren von
italienischer Seite wahrend der Besatzungszeit (1936 bis
1941) Luftaufnahmen von einem Gelandestreifen zwi
schen Asmara und Addis Abeba entlang des Hochland
abbruchs und ebenso von einem schmalen Stuck nord lich vom Tana-See gemacht worden. Die daraus in den
Mafistaben 1: 50 000 und 1:100 000 erarbeiteten Kar ten waren aber nicht greifbar. Sie umfafiten auch nicht das Hochgebiet von Semyen. Fiir das ganze Land wa ren nur die Kartenwerke 1:1 000 000 und 1:500 000 vorhanden. Aufierdem gab es fiir die nordliche, an die ehemalige Kolonie Eritrea angrenzende Landeshalfte
x) Die vorliegende Skizze ist von L. Brandstatter in durch Beschriftung erganzter Form aus seinem Aufsatz in der Zeitschrift fiir Vermessungswesen (Brandstatter, 1967) dankenswerterweise zur Verfiigung gestellt worden.
Beilage II zu ERDKUNDE XXII, 1.
Beitrage Werdecker und Brandstatter
^^^^Ix^vv^ \ X^^IM <*rJ>Si ^^^^^^^^^^^^^Qtv^^^^St^Sli^^l^v^^X. 1 cr^
lla^ilug^-^) ^iXN\ \ ^slm \ ?M r^ykE^S^^ M.fiwf^
HOCH -
SEIV
SEMYEN (ATHIOPIEN)
Der Kartenaufnahme von 1954 und 1955 liegt ein ursprunglich lokales Dreiecksnetz zu Grunde, das nun mehr durch die gemeinsamen Punkte
RAS DEDSCHAN A, B und C (auf
der Karte mit MISCHIGU bezeich net) mit der vom US Coast and Geodetic Survey in den Jahren 1957
bis 1961 gemessenen Triangulation I. Ordnung verbunden ist.
Das 5 km-Kartengitter gibt das fiir die Berechnungen verwandte lokale System ebener Koordinaten wieder.
Die geographischen Koordinaten am Kartenrand beruhen bereits auf der Triangulation des US Coast and Geodetic Survey.
Hdhenbezugspunkt ist RAS DED
SCHAN B mit 4550 m, Ergebnis der
barometrischen Messungen 1954 und 1955. Der spater vom US Coast and Geodetic Survey trigonome trisch bestimmte Wert 4543 m konnte wegen der damals schon ab geschlossenen photogrammetrischen Auswertung nicht mehr beriicksich
tigt werden.
Triangulierung und terrestrisch photogrammetrische Aufnahme im Februar/Marz 1954 und September/
Oktober 1955, sowie geodatische Berechnungen von Dr.-Ing. Heinrich Hillebrand, Miinchen.
Erganzende Stereo-Kleinbildaufnah men 1957, 1958 und 1960 von Prof.
Dr. Josef Werdecker, Darmstadt.
Auswertung der photogrammetri schen Aufnahmen von Ing. Hans Baumert am lnstitut fiir Photo grammetrie an der Technischen Hochschule Miinchen (Prof. Dr.-Ing.
Richard Finsterwalder f).
Kartierung der Vegetations- und Feldbaugrenzen, der Wege und Siedlungen, sowie Erhebung der Namen und deren Transkription
von Prof. Dr. Josef Werdecker.
Topographische Bearbeitung und
kartographische Zeichnung von
Dr. techn. Leonhard Brandstatter,
Wolfsberg (Dsterreich).
Die Wiedergabe der Namen folgt
der deutschen Schreibweise.
Samtliche Arbeiten sind mit Unter stutzung der Deutschen Forschungs gemeinschaft ausgefuhrt worden.
The topographic survey of 1954 and 1955 is based on originally local triangulation now connected by the
identical points RAS DEDSCHAN (RAS DASHAN) A, B and C (desig nated MISCHIGU on the map)
with the first-order triangulation carried out by the US Coast and Geodetic Survey from 1957 to 1961.
The 5 km-grid represents the local system of plane cc-ordinates used for the geodetic calculations. The geographical co-ordinates on the border of the map are already based on the triangulation of the US Coast and Geodetic Survey.
Base point of altitude is "RAS DED SCHAN B" 4550 m, result of baro metric heighting in 1954 and 1955.
The altitude of 4543 m as trigono metrically determined later by the US Coast and Geodetic Survey
could not be employed as the photogrammetrie plotting had been
finished by that time.
Triangulation and terrestrial-photo grammetric survey in February/
March 1954 and September/October 1955 and geodetic calculation by Dr.-Ing. Heinrich Hillebrand, Miin
chen.
Supplementary stereo-miniature photos 1957, 1958 and 1960 by Prof.
Dr. Josef Werdecker, Darmstadt.
Photogrammetrie plotting by Ing.
Hans Baumert, Institute of Photo grammetry at Munich Technical University (headed by the late Prof. Dr.-Ing. Richard Finster walder f).
Mapping of vegetation and agricul ture zones, of routes and settle ments as well as the procuring of
names and their transcription by Prof. Dr. Josef Werdecker.
Topographic retouching and carto graphic drawing by Dr. techn.
Leonhard Brandstatter, Wolfsberg, Austria.
Names are given in German spell ing.
All research and practical activities sponsored by the "Deutsche For schungsgemeinschaft" .
Obersichtskarte
ATHIOPIEN_General map of ETHIOPIA
*5T - \ * \YEMEN
^^^^^A,V; Aif$ uMHimMn
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Obersichtskarte ATHIOPIEN General map of ETHIOPIA
I \ 7 "-^fe * 1
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A T H 1^0 P I E N
^~7^\
\^r^?"^3* J> \ SOMALIA ?.
Harar
\
V Addis Abeba ? \?
0 bO 100_200_300_WO 500 km
I: W.OOO.OOO
Ubersichtskarte SEMYEN General map of SEMYEN
V. o
X Axuia
Kartengebiet I
_/_13*
Gondar V
O \
0 10 50 100km 1:2,000.000
Verwaltungsgrenzen im Gebiet des Kartenblattes Administrative boundaries in the map area
I-r-1 Auradscha: Begemder
ri/aryam; 330^, ^ ^ Greenwich
Herausgegeben, von der Deutschen, Forschung sg erne inschaft 1967 Edited by Deutsche Forschungsgerneinschaft 1967
Stand 1964 State 1964
Mafistab (S
2 cm - 1 km
1.0 km 0.5 1 2 0
,- i | i | i ,i
1.0 M. 0.5 1 0
5km-Gitter
laBstab (Scale) 1:50000
2 cm - 1 km 1 Inch - 0,79 Miles
2 3 4
5 6 Kilometer
-, ' | 1
3| 1
2 1 4-->-1
Mites5km-Gitter 5 km-grid
Druck: Bayerisches Landesvermessiingsamt, Mi Printed by Bayerisches Lande^verrnessunysamU Mi
Narhdruck und Vera ielfUltigiuig nicht gestattel C?py>
_i_J
38? 25'
*ssungsamty Muncheri 1967
\ssungsamt, Muncken 1967
titel Copyright reserved
Verwaltungsgrenzen im Gebiet des Kartenblattes Administrative boundaries in the map area
I-r-1 Auradscha:
l Provinz. provinceBeyemder
2 ^N 3
Auradscha gizat: Semyeit
J ^N Unterprovinz. sub-province
Worrada: / Dschaiuunora i ,J Distrikt district
2 Adi Arkay
/ *
3 Tsellemt
i_ 4 Beyeda
Zeichenerklarung Reference
? ^ ??__ ffarawanenroeg Caraoan route - Pfad Trail
Siedlung, bestehend Settlement, consisting of
! ! ' aus Rundbauten (Tukul) circular houses (tukul)
% Chris tlic/i koptische Kirche Christian-Coptic CI lurch
J Synagoge Synagogue
_r>_ Hohle Owe
A Dreieckspunkt Trigonometrical point x3749 Hdhenanga.be in Meter Altitudes in metres
Feldbau Agriculture
Vo-*^li?Vc* Schluchtmald Baoine forest Hangsaoanne Slope saoanna Bergsaoanne Mountain savanna
Hangheide Slope heath
Grasland Grassland
i^^^^^^ii) Hohenlinien Contours
|^^^^^^^>ri Abstand 25m - 82 Fufi Interval 25 m - H2 feet
Felsddland Rock waste land