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Veränderungen der Herzfrequenz unter definierter Steigungsbelastung auf dem Laufband und während des Intervalltrainings von Vielseitigkeitspferden

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Academic year: 2022

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Veränderungen der Herzfrequenz unter definierter Steigungsbelastung auf dem Laufband und

während des Intervalltrainings von Vielseitigkeitspferden

INAUGURAL-DISSERTATION zur Erlangung des Grades eines DOKTORS DER VETERINÄRMEDIZIN

(Dr. med. vet.)

durch die Tierärztliche Hochschule Hannover

Vorgelegt von Gunnar Michel

aus Aachen

Hannover 2004

(2)

Wissenschaftliche Betreuung: Prof. Dr. F. Ellendorff

1. Gutachter: Prof. Dr. F. Ellendorff

2. Gutachter: Prof. Dr. W. von Engelhardt

Tag der mündlichen Prüfung: 25.05.2004

In Zusammenarbeit mit der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN)

(3)

FÜR MEINE FAMILIE

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(5)

1 Einleitung... 9

2 Literaturübersicht... 11

2.1 Einflussfaktoren auf die Herzfrequenz... 11

2.1.1 Pferd ... 11

2.1.1.1 Alter ... 11

2.1.1.2 Rasse und Größe ... 12

2.1.1.3 Geschlecht... 13

2.2 Versuchsdarstellung... 13

2.2.1.1 Herzfrequenzmessung ... 14

2.2.1.2 Laufband... 16

2.2.2 Reiter ... 18

2.2.3 Klima und Thermoregulation ... 19

2.3 Training eines Vielseitigkeitspferdes ... 20

2.3.1.1 Auswahl eines Vielseitigkeitspferdes... 24

2.3.1.2 Herkunft und Gesundheit... 25

2.3.1.3 Beurteilung des Trainingszustandes des Pferdes anhand des Parameters ‚Herzfrequenz’ ... 25

2.3.2 Veränderungen der Herzfrequenz durch Training ... 28

2.3.2.1 Ruheherzschlagfrequenz... 28

2.3.2.2 Herzfrequenz unter Belastung ... 29

2.3.2.3 Maximalherzfrequenz ... 31

2.3.2.4 Herzfrequenz und Herzminutenvolumen ... 32

2.3.2.5 Herzfrequenz in Korrelation mit weiteren Parametern ... 33

2.3.2.6 Herzfrequenz und Laktat ... 33

2.3.2.7 Regeneration und „Aktive Erholung“... 34

2.3.3 Schritttraining ohne Steigungsbelastung in der Trainingspraxis... 36

2.3.4 Steigungs- und Bergtraining... 37

2.3.5 Intervalltraining... 42

2.3.6 Techniktraining... 46

(6)

2.3.6.1 Dressur ... 48

2.3.6.2 Springen ... 49

3 Eigene Untersuchung ... 50

3.1 Vorbemerkung... 50

3.2 Material und Methode... 50

3.2.1 Pferde ... 50

3.2.1.1 Vorgeschichte... 50

3.2.1.2 Haltung während des Versuchs... 52

3.2.2 Reiter ... 55

3.2.3 Laufband ... 55

3.2.4 Versuchsablauf ... 56

3.2.5 Training ... 57

3.2.5.1 Trainingsphase I: Wintertraining ... 57

3.2.5.1.1 Trainingsablauf ... 58

3.2.5.1.2 Trainingsbedingungen ... 58

3.2.5.1.3 Trainingsinhalte ... 59

3.2.5.2 Trainingsphase II: Aufbau-, Intervalltraining auf der Rennbahn... 61

3.2.5.2.1 Trainingsablauf ... 61

3.2.5.2.2 Trainingsbedingungen ... 62

3.2.5.2.3 Trainingsinhalte ... 63

3.2.6 Stufenbelastungstest... 64

3.2.7 Herzfrequenzmessung ... 68

3.3 Statistische Auswertung ... 68

4 Ergebnisse ... 70

4.1 Einführung... 70

4.2 Trainingsphase I... 72

4.2.1 Trainingsinhalte... 72

4.2.1.1 Laufbandtraining mit 5 bzw. 10 % Steigung... 74

4.2.1.2 Flachtraining im Schritt ... 78

4.2.2 Herzfrequenzmessung während der täglichen Arbeit... 81

4.2.2.1 Dressur ... 83

(7)

4.2.2.2 Springen ... 85

4.2.2.3 Gelände ... 87

4.2.2.4 Bewegung und Ruhetage ... 87

4.2.3 Stufenbelastungstest 0, I, II und III... 88

4.2.3.1 Steigungsgruppe SBT 0, I und II... 90

4.2.3.2 Flachgruppe SBT 0, I und II... 92

4.2.3.3 Steigungsgruppe SBT II ... 95

4.2.3.4 Flachgruppe SBT II... 96

4.3 Trainingsphase II... 98

4.3.1 Trainingsinhalte... 98

4.3.1.1 Intervalltraining ... 99

4.3.1.2 Techniktraining ...102

4.3.1.3 Stufenbelastungstest III ...106

4.4 Stufenbelastungstest im Vergleich der Versuchsgruppen ...109

4.5 Stufenbelastungstest im Vergleich der Einzeltiere ...116

4.6 Gewichtsentwicklung im Stufenbelastungstest...120

5 Diskussion ...124

6 Schlussfolgerung...141

7 Zusammenfassung ...143

8 Summary ...145

9 Literatur ...147

10 Abbildungsverzeichnis ...165

11 Tabellenverzeichnis ...169

12 Abkürzungen...172

13 Anhang ...174

13.1 Untersuchungsgang gemäß der Klinik für Pferde der Tierärztlichen Hochschule Hannover...174

13.2 Beschreibung der Pferde...174

13.3 Trainingsdurchführung Trainingsphase I ...179

13.4 Trainingsdurchführung Trainingsphase II ...182

13.5 Stufenbelastungstest...184

(8)

13.6 Trainingsprotokolle ...186 13.6.1 Protokoll für Dressur ...186 13.6.2 Protokoll für Springen / Gelände ...187

(9)

1 Einleitung

„Ob die Military ihrem Anspruch, die ‚Krone der Reiterei’ zu sein, gerecht wird oder berechtigte Kritik hinnehmen muss, hängt, neben einem fairen Hindernisbau, in ers- ter Linie vom überlegten Reiten im Gelände auf richtig vorbereiteten Pferden ab“

(KARSTEN, 1980).

Bei der Frage nach dem ‚richtig vorbereiten’ stellt die vorliegende Arbeit einen Teil einer Reihe von Untersuchungen im Training von Vielseitigkeitspferden dar. Sie soll, wie auch schon einige Vorgängerarbeiten, Kriterien zur Beurteilung des Trainingszu- standes von Vielseitigkeitspferden erarbeiten und geeignete Trainingserfahrungen hinsichtlich ihres Erfolges bei gleichzeitiger Schonung des Pferdes überprüfen und weiterentwickeln.

Im reiterlichen Leistungssport, insbesondere in der Vielseitigkeit, wird meistens das Training durch Tradition und persönliche Erfahrungen von Reitern und Trainern be- stimmt. Im Gegensatz zum Humansport, bei dem jedes Detail des Trainings analy- siert wird und darauf aufbauend das weitere Training geplant wird, steht die Trai- ningslehre und Planung im Reitsport auch heute noch weit hinter dem humanen Leis- tungssport zurück. Bei einer Sportart, die das Pferd einbezieht und so im kritischen Fokus der Öffentlichkeit steht, besteht eine besondere Verantwortung, den Sport- partner Pferd auf anstehende Belastungen optimal vorzubereiten. Auf Erfahrungen aus dem Humansport lässt sich sicherlich zurückzugreifen. Beim Menschen gewon- nene Daten können aber nicht ohne Adaptation auf das Pferd projiziert werden.

Bergtraining ist eine anerkannte Trainingsmöglichkeit für Pferde für den Bereich der Kondition, d.h. eine energetisch-konditionelle Leistungsvoraussetzung, vor allem im Bereich der Kraft- und Ausdauerfähigkeiten (SCHNABEL et al., 1997). In wie weit es sich aber im Hinblick auf Veränderungen der Herzfrequenz von einem Flachtraining unterscheidet, soll in der vorliegenden Arbeit erörtert werden.

(10)

Der Vielseitigkeitssport unterliegt zur Zeit einem Wandel. Auf olympischem Niveau ist die lange Vielseitigkeitsprüfung ab 2004 aus dem Programm genommen worden und durch eine Kurzprüfung (CIC****) mit einer Streckenzeit für des Gelände zwischen 9,5 und 11 Minuten ersetzt worden. Diese Änderungen beruhen auf Erfahrungen der letzten Jahre. Die Internationale Reiterliche Vereinigung (FEI) überlegt auch, in den ungeraden Jahren neben der bereits beschlossenen olympischen Vier-Sterne Kurz- prüfung die Vielseitigkeit der Weltreiterspiele wahlweise für den Veranstalter als Kurz- (CIC****) oder Langprüfung (CCI****) stattfinden zu lassen (STÜRMANN, 2003). Für die Weltreiterspiele 2006 in Aachen hat die FEI bereits die Austragung der Vielseitigkeit als Kurzprüfung beschlossen. Dabei wird ein neues Format ohne Renn- bahnanforderungen durchgeführt werden. ADOLPHSEN (2003), Vorsitzender des DOKR- Ausschusses Vielseitigkeit, sieht in den Kurzprüfungen die Chance für die deutschen Reiter, wieder den Anschluss an die Leistungsspitze zu erreichen, da im kurzen Format das Niveau in den technischen Disziplinen Dressur und Springen hö- her werden wird. Dies wird den deutschen Reitern, aber auch Pferden aus deutscher Zucht entgegenkommen.

Ziel der vorliegenden Untersuchung ist festzulegen, ob herkömmliche Winterarbeit, Ruhephase mit Schrittbewegung, zur Erhaltung einer Grundkondition ausreichend ist oder ob stärkere Trainingsakzente gesetzt werden müssen. Darüber hinaus soll un- tersucht werden, welche Belastungen ein systematisches Steigungstraining im Schritt entstehen lässt. Dabei soll der Parameter ‚Herzfrequenz’ im Fokus der Be- trachtung stehen.

(11)

2 Literaturübersicht

Die Herzfrequenz unterliegt verschiedenen Einflussfaktoren, die im Folgenden dar- gestellt werden sollen. Darüber hinaus sollen die Veröffentlichungen zum Themenbe- reich ‚ Steigungstraining’ und ‚Intervalltraining’ untersucht werden, um die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit in einen Zusammenhang bringen zu können. Dabei beruhen insbesondere die Aussagen zur Trainingsgestaltung meist auf persönlichen Erfah- rungen von Trainern und Reitern und seltener auf wissenschaftlichen Erkenntnissen.

2.1 Einflussfaktoren auf die Herzfrequenz 2.1.1 Pferd

Das Pferd zeigt unabhängig vom Trainingszustand und den äußeren Einflussfaktoren individuelle Unterschiede in der Höhe der Herzfrequenz. Dabei beeinflussen Alter, Rasse (siehe auch 2.3.1.3) und das Geschlecht die Herzfrequenz eines Pferdes. Bei der Betrachtung des Alters im Hinblick auf die Geschwindigkeit (hier: V200) eines Pferdes wird deutlich, dass das Pferd erst 5-jährig das volle Leistungsniveau erreicht hat (COUROUCE et al., 2002).

2.1.1.1 Alter

Die maximale Herzschlagzahl ist beim Menschen eine individuelle Größe, die im we- sentlichen alters- und trainingsabhängig ist (MARTIN et al., 1993). Die maximale Auswurfleistung des Herzens nimmt beim Menschen von einem 10jährigen zu einem 80jährigen um 50 % ab (GUYTON, 1991). Auch beim Pferd variiert die Herzfrequenz mit unterschiedlichem Alter und Temperament (CLAYTON, 1991). Die Herzfrequenz steigt in linearer Abhängigkeit zur Geschwindigkeit der Belastung, wobei der deut- lichste Anstieg bei jungen Pferden zu verzeichnen ist (ROSE, 1990). Bei Trabern be- steht ein signifikanter Einfluss des Alters auf die Werte der Herzfrequenz bei einer Blutlaktatkonzentration von 4 mmol/l (HR4), auf die Geschwindigkeit, bei der eine Blutlaktatkonzentration von 2 bzw. 4 mmol/l produziert wird (V2,V4) sowie die Ge- schwindigkeit, die bei einer Herzfrequenz von 200 Schlägen/Minute erreicht wird (V200). Diese Variablen steigen mit dem Alter (COUROUCE et al., 2002). Auch

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PERSSON (1997) konnte zeigen, dass die V200 in einer Abhängigkeit zum Alter der Pferde steht. Dabei nahm V200 bis zum 5. Lebensjahr zu und verblieb danach unab- hängig vom Alter mit der Ausnahme, dass 7jährige und ältere Pferde einen signifikant höheren Wert aufweisen als 4jährige. In einem weiteren Versuch mit Jährlingen des gleichen Autors nahm die Sauerstoffaufnahme bei einer Herzfrequenz von 200 Schlägen/min (VO2- 200) mit dem Alter zu (PERSSON et al., 1983). Bei Menschen geht die Anzahl der Schrittmacherzellen im Herzen vom 20. zum 80. Lebensjahr um 90% zurück, so dass mit dem Alter die maximale Herzfrequenz ebenfalls abnimmt (HUONKER et al., 2002). In Versuchen mit Pferdegruppen unterschiedlichen Alters wiesen Jährlinge signifikant niedrigere Werte der V200, der erreichten Geschwindig- keit bei maximaler Herzfrequenz (VHRmax) und der HR4 auf als ältere Pferde, 2jährige Pferde signifikant niedrigere Werte der V200 als 3- und 4jährige Pferde (ROSE et al., 1990). In einem ähnlichen Versuch konnten allerdings keine Unterschiede in den verschiedenen Altersgruppen gefunden werden (SEEHERMAN u. MORRIS, 1991) Bei Versuchen mit Pferden unterschiedlichen Alters konnte kein Einfluss des Trai- nings auf die HRmax festgestellt werden (BETROS et al., 2002).

2.1.1.2 Rasse und Größe

Rasse und Größe beeinflussen die Herzfrequenz eines Pferdes (CLAYTON, 1991).

Dabei haben kleinere Tiere generell höhere Herzfrequenzen. Beim Menschen wird darauf hingewiesen, dass das Körpergewicht in einem engen, linearen Zusammen- hang zur Sauerstoffaufnahme und damit zur Leistung steht. Wenn daher bei Unter- suchungen auf dem Fahrradergometer die Leistungsfähigkeit des Menschen beurteilt wird, so wird die gemessene Leistung auf das Körpergewicht bezogen. Wenn Pferde unterschiedlichen Gewichtes mit gleicher Geschwindigkeit laufen, so haben die schwereren Pferde entsprechend ihrem größeren Gewicht absolut gesehen mehr zu leisten als leichtere Pferde (EHRLEIN et al., 1972). Wird die Leistung der Pferde an- hand der Laufgeschwindigkeit gemessen, so braucht das Körpergewicht nicht be- rücksichtigt zu werden, da die Leistung je Kilogramm Körpergewicht gleich ist. Wird dagegen die Leistung in Form der Sauerstoffaufnahme gemessen, so muss das Kör- pergewicht bei Pferden ebenso wie beim Menschen berücksichtigt werden (EHRLEIN et al., 1972).

(13)

2.1.1.3 Geschlecht

Es gibt einen signifikanten Einfluss des Geschlechts auf die V200 (HR 200). In Ab- hängigkeit vom Alter unterschied sich dieser mit 2,4 und > 7 Jahren zwischen Stuten und Hengsten. Generell zeigt die V200 die selbe Alters- und Geschlechtsabhängigkeit und nimmt bis zum Alter von 5 Jahren zu. Es konnten auch Unterschiede zwischen Stuten und Hengsten mit dem Alter 2 und 3, zwischen Wallachen und Hengsten im Alter von 4 Jahren sowie zwischen Wallachen und Stuten mit 7 und mehr Jahren nachgewiesen werden (PERSSON, 1997).

2.2 Versuchsdarstellung

Neben den Versuchspferden (2.1.1) bedarf es auch einer Betrachtung der Gegeben- heiten, die unmittelbar den Versuch beeinflussen. Dazu zählen neben den techni- schen Bedingungen (Herzfrequenzmessung, Laufband) auch Management der Pfer- de sowie klimatische Einflüsse, die die Herzfrequenzmessung sowie die Herzfre- quenz selbst beeinflussen können. Um Versuchsergebnisse miteinander vergleichen zu können, sollte der Versuchsaufbau, z.B. Bodenbelag und Messgeräte sowie klimatische Verhältnisse, gleich oder zumindest vergleichbare Standards berücksichtigen.

KRZYWANEK (1999) spricht von einem nicht zu unterschätzenden Einfluss der Un- tersuchungsbedingungen auf Untersuchungen und Interpretationen, wie das Lauf- band oder das Gelände, die Abmessungen der Bahn, den Kurvenradius, das Ge- wicht des Reiters, aber auch die Beschaffenheit des Geläufs. Auf tiefem Sandboden müssen sich die Pferde mehr anstrengen. Für DYSON (1994) besteht im Arbeiten der Pferde auf unterschiedlichen Bodenverhältnissen eine Möglichkeit zur Verhinde- rung von Verletzungen, dabei kann Trab auf befestigten Wegen, Galopp auf nicht zu hartem Grasboden oder Allwetterböden geritten werden. Einen großen Unterschied stellt das für das Training zur Verfügung stehende Gelände dar: dabei ist die Nut- zung von Bergen von großem Vorteil für ein Training von Vielseitigkeitspferden (DYSON, 1994). Die Ergebnisse von Stufenbelastungstests im Feld haben aufgrund

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der schwierigen Standardisierbarkeit eine geringere Aussagekraft als Standardbelas- tungstests auf dem Laufband (LEWING, 2001).

2.2.1.1 Herzfrequenzmessung

Die Herzfrequenzmessung stellt neben der Laktatbestimmung die Basis der physio- logischen Leistungsdiagnostik beim Sportpferd dar. Viele Autoren fordern die Kombi- nation beider Parameter, um das Konditionsniveau eines Pferdes ausreichend beur- teilen zu können. In der Frage der Praktikabilität der Herzfrequenzmessung wird auf die erforderliche sichere Befestigung der Messelektroden hingewiesen.

Die Herzfrequenzmessung stellt eine verlässliche und wiederholbare Methode dar, um die Belastung des Pferdes zu beurteilen (PERSSON und ULLBERG, 1974;

SLOET VAN OLDRUITENBORGH-OOSTERBAAN et al., 1988). Eine Herzfre- quenzmessung zur Beurteilung der körperlichen Fitness eines Pferdes kann mit Ste- thoskop oder über einen Herzfrequenzmonitor durchgeführt werden (DYSON, 1994).

Fitness ist ein durch Training und gezielte Ernährung angestrebter psycho- physischer Leistungszustand, der über gesundheitliches Wohlbefinden hinausgeht (MARTIN et al., 1993) und beschreibt darüber hinaus den Zustand der Adaptation an ein bestimmtes Niveau des Trainings (CLAYTON, 1991). Die Herzfrequenzmessung ist eine nicht invasive Messmethode, die die kardiale Antwort eines Trainingsreizes oder eines Trainingsumfanges aufzeichnet (ISLER et al., 1982; WILSON et al., 1983;

PHYSICK-SHEARD, 1985; BOSQUET et al., 2002). Die wichtigsten Kenngrößen zur Beurteilung der Ausdauerleistungsfähigkeit sind für den Anwender die Pulsfrequenz- aufzeichnung unter Belastung mit anschließender Laktatbestimmung (GYSIN et al., 1987).

LEWING (2001) fand bei Untersuchungen heraus, dass bei der Herzfrequenzmes- sung in Feldtests über Herzfrequenzmonitore eine große Anzahl von Messwertaus- fällen zu verzeichnen war. Begründet war dies in erster Linie durch Probleme bei der Fixation der Elektroden unterhalb des Sattels. Es kam teilweise zu einem Verrut- schen, wodurch die Aufzeichnungen der Herzfrequenzen gestört oder die gemesse- nen Werte verfälscht wurden. Dies war zum einen durch die anatomischen Verhält- nisse einiger Pferde (schlechte Verbindung der Messelektrode zum Haarkleid des

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Pferdes durch ungünstige Sattellage), zum anderen durch reiterliche Einflüsse be- dingt. Herzfrequenzmonitore nehmen die elektrischen Impulse auf, die mit der Depo- larisation des linken Ventrikels assoziiert sind (CLAYTON, 1991). ROSE (1990) be- schreibt die Notwendigkeit der guten Befestigung der Messelektroden über die Ver- bindung zum Pferdekörper durch eine Salzlösung oder eine entsprechenden Paste.

Es kann auch bei starkem Regen durch einen Kontaktverlust der Elektroden zu Messwertausfällen kommen (SNOW, 1990).

Einige Autoren sehen in der Bestimmung der Laktatkonzentration im Blut den emp- findlicheren Parameter für die Leistungsdiagnostik gegenüber der Messung der Herz- frequenz (LINDNER et al., 2001). Auch für EVANS u. ROSE (1988) ist die alleinige Herzfrequenzmessung eine nicht ausreichende Methode zur Bestimmung der körper- lichen Fitness der Pferde, die aber durch Bestimmung des Laktatwertes und der Sauerstoffaufnahme ergänzt werden kann, um die Veränderungen, wie ein geringe- rer Herzfrequenzanstieg unter der Belastung sowie niedrigere Laktatwerte und eine bessere Sauerstoffaufnahme als Zeichen für die zunehmende Fitness aufzuzeigen (EVANS u. ROSE, 1987; COUROUCE et al., 1997; GALLOUX, 2002). Nach Ansicht anderer Autoren ist die Herzfrequenzmessung nicht dazu bestimmt, die anaerobe Schwelle festzustellen. Diese Schwelle soll zur Beurteilung einer Ausdauerleistung nötig sein (BOSQUET et al., 2002). Ausdauer ist definiert als die Fähigkeit, eine be- stimmte Leistung über einen möglichst langen Zeitraum aufrechterhalten zu können.

Bei Ausdauerleistungen werden eine aerobe Ausdauer, Energiebereitstellung unter Sauerstoffverbrauch sowie eine anaerobe Ausdauer ohne Sauerstoffverbrauch, un- terschieden. Der Übergang von aerob zu anaerob wird als aerob-anaerobe Schwelle beschrieben (AHSBAHS u. CHMIEL, 1992; MARTIN et al., 1993; SCHNABEL u.

THIESS, 1993).

Als Alternative für eine direkte Bestimmung der Herzfrequenz über Herzfrequenzmo- nitore ist die Nutzung einer Messung durch telemetrische Echokardiographie möglich (ROSE, 1990; PHYSICK-SHEARD et al., 2000). In einer weiteren Untersuchung wurde die Herzfrequenz invasiv durch Messung des intrapulmonalen Drucks be- stimmt (MCDONUOGH et al., 2002).

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2.2.1.2 Laufband

Das Laufband ist in der Leistungsdiagnostik des Pferdes ein seit vielen Jahren etab- liertes und anerkanntes Gerät für unterschiedlichste Fragestellungen. Die Vergleich- barkeit mit Ergebnissen (Leistungsparameter, Geschwindigkeit, Gangprofil) aus Feld- tests oder Wettkampfmessungen wird in den Veröffentlichungen nahezu einheitlich vorsichtig bis kritisch beurteilt.

Die Verwendung von einem Laufband für Untersuchungen im Bereich der Fitness (s.

2.2.1.1.) von Pferden bietet eine gute Standardisierung der experimentellen Bedin- gungen (GALLOUX et al., 1993). BARREY et al. (1993) gibt 5 Punkte für die Unter- schiede zwischen Laufbanduntersuchungen und derer, die auf herkömmlichen Bo- den stattfinden, an:

1. Der Einfluss des Reiters

2. Die Geschwindigkeitskontrolle auf der Laufbahn

3. Die biomechanischen Faktoren bei der Laufbandbewegung 4. Die unterschiedlichen Luftströme und Klimabedingungen 5. Die psychologische Anpassung an die Laufbandbedingungen.

Das Laufbandtraining bietet aber auch viele Ansätze der Trainingsüberwachung und Beurteilung und ist deutlich weniger in den Möglichkeiten einer standardisierten Ver- suchsdurchführung limitiert als Feldtests (LEWING, 2001). Diese haben allerdings den Vorteil, dass sie in der natürlichen Umgebung der Pferde stattfinden können (CLAYTON 1991; COUROUCE, 1999). Laut COUROUCE et al. (1999) kann der küh- lende Luftwiderstand der Rennbahn auf dem Laufband nicht akkurat simuliert wer- den. Auch HARKINS und KAMERLING (1991) beschreiben neben den Vorteilen der Verwendung eines Laufbandes, wie dem trockenen und immer gleichmäßigen Bo- denbelag, den Möglichkeiten der Steigungsvariation, auch die Nachteile, wie das Fehlen des Gegenwindes, der so keine kühlende Wirkung mehr ausüben kann. Fer- ner stellt das Laufband ein erhebliches Verletzungsrisiko für die Probanten dar (KRZYWANEK u. WITTKE, 1986). Dahingegen kam es bei keiner der Vorgängerar- beiten dieses vorliegenden Projekts mit ähnlichem Versuchsaufbau zu Verletzungen, die auf die Verwendung eines Laufbandes zurückzuführen waren. Die Problematik

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von möglichen Verletzungen der Pferde ist auf dem Laufband durch die Aufstellung in geeigneten Räumlichkeiten und durch die Mithilfe von mindestens drei Hilfsperso- nen minimal (SEEHERMAN, 1991). Um Trainingspläne für den Bereich Ausdauer und 3-Tages-Prüfungen entwerfen zu können, sollten die Pferde allerdings unter Feldbedingungen anstatt auf dem Laufband getestet werden (BARREY et al., 1993).

Die Laufbänder sind im Allgemeinen höhenverstellbar. Dabei sind Hochgeschwindig- keits- von Niedriggeschwindigkeits-Laufbändern zu unterscheiden (57,6 / 16 km/h) (LINDNER, 1997). In Laufbandtests mit einer Steigung (6 %) waren die Werte der Herzfrequenz signifikant höher als ohne Steigung (SLOET VAN OLDRUITEN- BORGH-OOSTERBAAN et al., 1997). Laufbanduntersuchungen finden fast aus- schließlich ohne Reiter statt. In Untersuchungen mit einer Steigung von 3,5 % im Laufbandtest wurden Ergebnisse (Herzfrequenzen) erzielt, die denen auf einer ebe- nen Rennbahn mit Reitergewicht entsprachen (GALLOUX et al., 1993 und BARREY et al., 1993). Die Verwendung des Steigungswertes auf dem Laufband von 3,5 % minimiert die Unterschiede der physiologischen Antwort zwischen normalem Reitbo- den und Laufband (VALETTE et al., 1992). Bei einer Steigung von 10 % sind die hervorgerufenen Herzfrequenzen auf dem Laufband signifikant höher als auf der Rennbahn (PERSSON, 1983; THORNTON et al., 1987).

Als Ausgleich für die Unterschiede zur konventionellen Rennbahn wird in einer Un- tersuchung mit Trabern eine optimale Steigung von 2,4 % angegeben (COUROUCE et al., 2000).

Auch die Schrittlänge entspricht auf dem Laufband nicht immer der, die auf konventi- onellen Reitböden erreicht wird (RATZLAFF et al., 1995; COUROUCE et al., 1999).

In einer Untersuchung nahm die Schrittlänge bei 6 % Steigung und einer Laufband- geschwindigkeit von 4 m/sec zu (SLOET VAN OLDRUITENBORGH-OOSTERBANN et al., 1997). Während Laufbandversuchen mit Steigungen von 0,3 und 8 % kam es zu einer Zunahme der Schrittlänge in Abhängigkeit zur Geschwindigkeit (von 6 auf 12 m/sec) und unabhängig der Steigung (KAI et al., 1997). In Untersuchungen von BARREY et al. (1993) wurde hingegen in einer Untersuchung in allen Grundgangar- ten bei 3,5 % Steigung eine Abnahme der Schrittlänge beobachtet, in einer anderen Untersuchung des gleichen Autors rief die Steigung (3,5 %) keine signifikante Verän-

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derung der Schrittlänge hervor (BARREY et al., 1993). Die Schrittlänge wird beein- flusst von der Geschwindigkeit und vom Energieverbrauch des Pferdes (PERSSON et al., 1991; GOTTLIEB-VERDI et al., 1995) und von der Ermüdungsphase des Pfer- des (SCHUBACK et al., 1999). Signifikante Unterschiede zwischen der Belastung der Pferde auf der Rennbahn und dem Laufband bestehen für die Parameter Herzfre- quenz, Schrittfrequenz und Schrittlänge. Dabei weist die Herzfrequenz auf dem Lauf- band geringere Werte auf (COUROUCE et al., 1999).

2.2.2 Reiter

Reiter zu Pferde unterscheiden sich in ihrem Körpergewicht und Balance, ihrer Kraft sowie in ihrem Gefühl für das Pferd. Diese individuellen Unterschiede können sich auf die Leistungsfähigkeit und damit auch auf die Herzfrequenz auswirken, so dass die Interpretation von Versuchen mit verschiedenen Reitern durch eine mögliche Verzerrung der Resultate erschwert wird.

Bei Versuchen auf dem Laufband mit Reiter, einem leblosen Gewicht und unbelastet waren die Herzfrequenzen signifikant niedriger bei den Durchgängen ohne Gewicht.

Kein Unterschied konnte beim Vergleich zwischen Reiter (90 kg) und dem Gewicht (90 kg) ausgemacht werden (SLOET VAN OLDRUITENBORGH-OOSTERBAAN et al., 1995). Den signifikanten Einfluss von der Gewichtsbelastung auf das Pferd für die Herzfrequenz haben auch andere Autoren bereits beschrieben (PERSSON, 1983;

THORNTON et al., 1987). Bei Untersuchungen zur Leistungsfähigkeit von Rennpfer- den wurde unter anderem auf die unterschiedliche Beeinflussung durch den Jockey hingewiesen, die die Beurteilung der Pferde erschweren (ROSE et al., 1995). Übli- cherweise werden 3 % Steigung als Ausgleich für das fehlende Reitergewicht auf dem Laufband verwendet. COUROUCE et al. (2000) fand für Traber eine optimale Steigung von 2,4 % heraus, um die Belastungsverhältnisse der Rennbahn auf das Laufband übertragen zu können. GALLOUX et al. (1993) gibt eine Steigung von 3,5

% als Ausgleich für das Reitergewicht an.

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2.2.3 Klima und Thermoregulation

Die klimatischen Bedingungen im Training und Wettkampf/Leistungstest haben einen direkten Einfluss auf die Leistungsfähigkeit eines Pferdes. Dabei wird die Thermore- gulation mit einhergehenden Flüssigkeitsverlusten während einer Belastung kom- pensatorisch durch die Herzschlagfrequenz ausgeglichen.

Die Trainingsindikatoren, Puls und Atmung während und nach einer Belastung, wer- den nicht nur durch die Belastung selbst beeinflusst, sondern auch durch Tempera- tur, relative Luftfeuchtigkeit sowie die Windgeschwindigkeit (DYSON, 1994). Auch die Höhe über dem Meeresspiegel (NN) stellt einen Einflussfaktor dar, der aber deutlich unbedeutender ist als starke Hitze und hohe Luftfeuchtigkeit (FOREMAN et al., 1999). Das Klima hat aber nicht auf alle Pferde gleichermaßen Einfluss. So können Vollblüter hohe Temperaturen und Luftfeuchtigkeit besser ertragen als Warmblüter (HODGSON u. ROSE, 1994). Nicht akklimatisierte Pferde zeigen unter Belastung höhere Herzfrequenzen als Pferde, die bereits an die entsprechende Temperatur und relative Luftfeuchtigkeit gewöhnt sind; eine Akklimatisation dauert dabei in etwa 5 Tage (RAMMERSDORFER et al., 2001).

Bei hohen Laufgeschwindigkeiten in heißem Klima können zudem die Flüssigkeits- verluste der Pferde erheblich sein (VON ENGELHARDT, 2000). Dabei können bei der Belastung unter heißen Bedingungen (> 30 °C) die Schweißverluste beim Pferd bis zu 10-15 Liter/Stunde betragen (CARLSON, 1983). Die Schweißproduktion erfolgt durch eine Verschiebung von Teilen des Plasmavolumens in Richtung des Gewebes und hat den Effekt einer Kühlung des Körpers (siehe auch 2.3.2.4.) Durch die Ab- nahme des Plasmavolumens fällt der venöse kardiale Füllungsdruck (preload) und dadurch auch das Schlagvolumen. Um trotzdem eine konstante Auswurfleistung des Herzens gewährleisten zu können, wird kompensatorisch vom Körper die Herzfre- quenz gesteigert (COYLE, 1998). Die Abbildung 1 stellt diesen Sachverhalt gra- phisch dar.

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Flüssigkeit:

Gefäß >> Gewebe

Plasmavolumen ↓ Schweiß

HF ↑

Schlagvolumen ↓

KLIMA

PFERD

BELASTUNG

Abbildung 1: Kompensatorische Erhöhung der Herzfrequenz (HF) als Folge ei- nes erniedrigten Herzschlagvolumen durch Flüssigkeitsverlust (COYLE, 1998)

2.3 Training eines Vielseitigkeitspferdes

Das Training eines Vielseitigkeitspferdes basiert auf einer soliden Grundausbildung des Pferdes und wird selten wissenschaftlich betrachtet, sondern wird geprägt durch persönliche Erfahrung von Reitern und Trainern. Die Trainingsgestaltung eines Viel- seitigkeitspferdes wird bestimmt durch den gesundheitlichen Erhalt des Pferdes so- wie dem gegebenen Trainingszustand und dem angestrebten Leistungsniveau des Pferdes. Dabei unterscheiden sich die realisierbaren Ziele im Breitensport vom Leis- tungssport. Für jedes Sportteam, jeweils bestehend aus Reiter und Pferd sowie Trai- ner, gibt es eine unterschiedliche Ausgangslage (Leistungs- oder Ausbildungsstand

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von Pferd und Reiter), um mit geeigneten Methoden das jeweilige Ziel zu erreichen (siehe Abbildung 2).

TRAINING

PLANUNG

WETTKAMPF

Wissenschaft oder Erfahrung,

Leistungs- und Ausbildungsstand des Pferdes

Dosiert und progressiv, wettkampf- oder zielorientiert

Saisonhöhepunkt oder Zwischenprüfung, Basisprüfung oder int. Championat

1

2

Abbildung 2: Schematische Darstellung eines Trainingskonzeptes: Planung, Durchführung, Ziel sowie Feedback (1) und Korrektur des Trai- nings (2)

Die Grundlage der Ausbildung eines Pferdes stellt die Skala der Ausbildung dar. Sie ist eine Zusammenstellung der Grundeigenschaften des gerittenen Pferdes und stellt die einzelnen Phasen dar, die zum Erreichen einer körperlichen und psychischen Entfaltung des Pferdes notwendig sind (siehe 2.2.8). Die Ausbildungsskala gilt neben der systematischen Grundausbildung des jungen Pferdes auch für den systemati- schen Ausbau einer jeden Trainingseinheit von ausgebildeten Pferden. Das Pferd soll dabei gehorsam, angenehm und vielseitig ausgebildet und weiter gefördert wer- den (FN, 2000).

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Da in einem Jahresrhythmus ein ständiger Wechsel von starken und weniger starken Belastungsphasen eintritt und die Saisonhöhepunkte deutlich herausgearbeitet wer- den müssen, gibt es zwangsläufig sogenannte Phasen der Formerhaltung. Techni- sche Merkmale bauen sich weniger schnell ab als konditionelle Fähigkeiten. Dies gilt auch für die mehrmonatige „aktive Erholungsphase“, die sich zwischen Saisonende und Saisonanfang befindet, dabei ist eine ‚passive’ (Stallruhe) oder auch Führen an der Hand von einer ‚aktiven’ Pause (ruhiger Ausritt im Gelände) zu unterscheiden (AHSBAHS und CHMIEL, 1992). Um ein Pferd nach einer Pause, sei es ungewollt durch Verletzung oder gewollt in Form einer Winterpause, wieder zu konditionieren und in Form zu bringen, bedarf es einer Phase im Training in Form einer sog. ‚Long Slow Distance- (LSD)’ Belastung, also Training über lange Distanzen bei langsamen Geschwindigkeiten (CLAYTON, 1991). Dieses Training soll dem Vielseitigkeitspferd das Leistungsvermögen verschaffen, so dass es in der Lage ist, eine Stunde in ei- nem Tempo von 8 km/h einschließlich Galopparbeit für 2-3 Minuten in einem Tempo von 350-400 m/min (Kantergalopp) trainiert zu werden. Für ein gesundes, gerittenes Pferd sind für dieses Training ein Zeitansatz von zwei Monaten angemessen (CLAYTON, 1991). Um ein Pferd auf eine 3-Tages-Prüfung als Saisonhöhepunkt (z.B. im Juni) vorzubereiten, sollte das Trainingsprogramm im Dezember beginnen mit den Inhalten aus 40 % Grundlagenausdauer, 40 % spezifischer aerober Konditi- onierung sowie 20 % maximaler aerober Belastung (GALLOUX, 2002). Dabei wird die Belastung in den letzten zwei Wochen vor dem Wettkampf heruntergesetzt, sog.

‚Tapering’ (CLAYTON, 1991; SHEARMAN et al., 2002; GALLOUX, 2002).

Häufige Belastungen des Kreislaufs mit Blutdruckanstieg und Frequenzsteigerung des Herzens wirken insbesondere beim Menschen als Trainingsreiz auf seine Muskulatur im Sinne einer Zunahme der kontraktilen Elemente, wodurch die Herzmuskelfasern verdickt werden (DAVID, 1986). Eine Vergrößerung und steigende Pumpleistung des Herzens ist beim Menschen im Ausdauerbereich zu finden (GUYTON, 1991). Bei Pferden sind die trainingsinduzierten Anpassungen des Herzens weniger deutlich und mitunter kaum nachweisbar (HARMEYER, 2000).

Dabei ist das Training im Bereich der maximalen Sauerstoffaufnahme eine sehr effektive Möglichkeit, die maximale Leistungsfähigkeit zu steigern (WENGER u.

BELL, 1986).

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Aus jahrelanger Erfahrung als Reiter und Trainer in der Vorbereitung auf eine Military wird als Ziel des Trainings angegeben, das Konditionstraining so zu dosieren, dass die Pferde austrainiert, gesund und nervenstark an den Start kommen. Dabei ist die Gefahr, dass die Pferde übertrainiert werden viel größer, als dass sie zuwenig Kondi- tion haben (KARSTEN, 1980). Dem widerspricht eine Studie (SERRANO et al., 2002) über den Vergleich zwischen Training für ein CCI*** und CCI**** und dem eigentli- chen Wettkampf unter Berücksichtigung der Leistungsparameter Herzfrequenz und Laktat. Es konnte gezeigt werden, dass die im Training erreichten Werte signifikant niedriger waren, als die im Wettkampf benötigten. SERRANO et al. (2002). be- schreibt diesen Sachverhalt mit einem ‚Untertraining’ der Vielseitigkeitspferde, be- gründet auf dem Verletzungsrisiko für die Pferde und einem höheren Stellenwert der Dressurprüfung im Rahmen einer Vielseitigkeit und damit verbundenen höherem Trainingsaufwand für diese Disziplin.

Der Trainingsaufwand ist an die kommende Aufgabenstellung für die Pferde gebun- den. Während in den Basisprüfungen die konventionelle tägliche Arbeit für ein aus- reichendes Maß an Fitness ausreicht, ist für die mittleren und schweren Klassen ein spezielles Training für Ausdauer, Schnelligkeit und Technik von Nöten (DYSON, 1994).

Ein Militarypferd in Normalkondition braucht nach praktischen Erfahrungen als Vorbe- reitung für eine Military ein spezielles Konditionstraining über etwa 8 bis 10 Wochen (KARSTEN, 1980). In der Vorbereitung auf eine konkrete Turnierteilnahme müssen die Geländegegebenheiten des Turniers, wie Steigungen und Bodenbeschaffenhei- ten im Training berücksichtigt werden, um einerseits das kardiovaskuläre und respiratorische, andererseits das muskulo-skeletale System sowie die Balance auf diese höheren Anforderungen vorzubereiten (DYSON, 1994). Ein langsamer Aufbau der konditionellen Kapazitäten der Pferde vermindert das Risiko von Zerrungen (LENG, 1992). In den letzten 7-10 Tagen der durchdachten Vorbereitung auf eine 3- Tages-Prüfung wird auf die Konditionsarbeit weniger Wert gelegt (DYSON, 1994).

Aus Wettkampfmessungen der Herzfrequenz während der Q-Strecke geben AMORY et al. (1993) Herzfrequenzbereiche von 170-190 Schlägen/min als Anhalt für den Trainingsbereich eines Vielseitigkeitspferdes an.

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2.3.1.1 Auswahl eines Vielseitigkeitspferdes

Für den Vielseitigkeitssport ist nicht jedes Pferd uneingeschränkt einzusetzen.

Schnelligkeit und Ausdauer, dazu psychische und physische Belastbarkeit sowie Ge- sundheit des Pferdes sind Attribute, die die Grundvoraussetzungen für ein erfolgrei- ches Reiten darstellen. Dabei haben sich Pferde mit höherem Blutanteil in der Ver- gangenheit und Gegenwart als erfolgreicher gegenüber schwereren, rein warmblütig gezogenen Pferden erwiesen.

Laut HODGSON und ROSE (1994) und DYSON (1994) liegt das Problem bei der Verwendung von reinen Warmblütern für die Vielseitigkeit in der fehlenden Ge- schwindigkeit. Die Vorteile bei den Warmblütern liegen allerdings im Bereich der Dressur sowie im Springen. ADOLPHSEN (2003) sieht die Vorteile der deutschen Warmblutzucht ebenfalls in den technischen Disziplinen. Allerdings ist zu bedenken, dass die Vielseitigkeitsprüfung den Schwerpunkt auf der Geländestrecke sieht. Die Vollblüter sind einfacher im Bereich der Fitness zu trainieren, benötigen weniger Ar- beit und ertragen hohe Temperaturen sowie eine hohe Luftfeuchtigkeit besser als Warmblüter (HODGSON u. ROSE, 1994). Es widerspricht dem Zuchtziel der Vollblü- ter, in der korrekten Haltung Schritt, Trab und Galopp zu gehen, Warmblutpferde wurden hingegen speziell dafür gezüchtet (LENG, 1992). Die optimale Größe eines Vielseitigkeitspferdes liegt zwischen 155-163 cm, da größere Pferde in der technisch anspruchsvollen Q-Strecke (Phase D) schlechter zu reiten sind (DYSON, 1994).

PLEWA (1996) spricht lediglich von einer zum Reiter passenden mittleren Größe des Pferdes.

Einige Autoren empfehlen einen Vollblutanteil von mindestens 50 % im Pedigree ei- nes Vielseitigkeitspferdes (LENG, 1992; PLEWA, 1996).

Für den Einsatz in der Vielseitigkeit ist von älteren Pferden abzuraten, die nicht in der Jugend vielseitig ausgebildet wurden und keine Gelegenheit hatten, ihren Bewe- gungsapparat im Gelände zu trainieren (PLEWA, 1996).

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2.3.1.2 Herkunft und Gesundheit

Grundvoraussetzung für erfolgreiches Reiten im Vielseitigkeitssport sind gesunde und belastbare Pferde, die entsprechend ihren Bedürfnissen aufgezogen, gehalten und versorgt werden.

Um die erforderliche Belastbarkeit eines Vielseitigkeitspferdes zu gewährleisten, ist die Aufzucht von entscheidender Bedeutung. So sollten alle Pferde, und nicht nur Hochleistungstiere, im Hinblick auf mögliche Atmungserkrankungen unter staubfreien Bedingungen aufgezogen und gehalten werden; dazu gehören Managementfaktoren wie Stallklima, Einstreu und Transportbedingungen. Um frühzeitig Erkrankungen zu diagnostizieren, ist die tägliche Temperaturmessung zum selben Zeitpunkt eine wir- kungsvolle Maßnahme (DYSON, 1994).

2.3.1.3 Beurteilung des Trainingszustandes des Pferdes anhand des Parameters ‚Herzfrequenz’

Herzfrequenz (und Laktat) stellen die Säulen der Leistungsdiagnostik sowohl beim Pferd als auch im humanen Leistungssport dar. Als individuelle Größe ist Herzfre- quenz als einfacher nicht invasiver Parameter als trainingsbegleitende Maßnahme anerkannt. Dabei geben wiederholte Messungen unter standardisierten Bedingungen den besten Überblick auf mögliche Veränderungen des Konditionszustandes als Fol- ge eines absolvierten Trainings. Neben Geschwindigkeitsvergleichen bei konstanter Herzfrequenz erwähnen einige Autoren auch die Möglichkeit der Herzfrequenzmes- sung nach einer Belastung, um konditionelle Leistungsfortschritte beurteilen zu kön- nen.

Die Herzfrequenz ist ein indirekter Indikator der kardiovaskulären Kapazität, also der Leistungsfähigkeit des Herz-Kreislaufsystems, der sehr einfach zu erheben ist (ROSE, 1990). Der beste Nachweis für eine gute Fitness (s. 2.2.1.1.) ist allerdings eine ohne übermäßige Härte durchgeführte erfolgreiche Teilnahme an Wettkämpfen (HODGSON u. ROSE, 1994). Die Herzfrequenz während und die Blutlaktatkon- zentration unmittelbar nach standardisierten Belastungstests können helfen, die Ausdauerleistungsfähigkeit eines Pferdes zu beurteilen (VON ENGELHARDT; 2000)

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sowie die notwendigen Trainingsgeschwindigkeiten zu finden und ‚Untertraining’ zu vermeiden (SERRANO et al., 2002). ROSE et al. (1995) sieht in den Leistungen na- he der maximalen Trainingsintensität den besten Indikator für die Bestimmung der Leistungsfähigkeit eines Pferdes.

LEWING (2001) befand für Pferde, die zuvor bereits trainiert wurden, dass die Kon- trolle des Blutlaktatgehaltes eine sensiblere Methode zur Überprüfung des Trainings- erfolges darstellt als die Herzfrequenzmessung. Für DYSON (1994) hingegen stellt die Herzfrequenzmessung, sei es mit Stethoskop oder Monitor, ein geeignetes Mittel zur Trainingsüberwachung dar, das durch das Gefühl eines erfahrenen Reiters zu- sätzlich ergänzt werden kann.

In der Literatur wird eine Erniedrigung der Herzfrequenz während eines submaxima- len Trainings sowohl durch konventionelles als auch durch Laufbandtraining be- schrieben (HODGSON u. ROSE, 1994). Andere Autoren beschreiben allerdings, dass submaximales Training keine Veränderung der Herzfrequenz hervorruft (ROSE et al., 1983).

Die körperliche Leistungsfähigkeit eines Pferdes wird von wissenschaftlichen Autoren und praktischen Anwendern nicht nur anhand der Herzfrequenzen während, sondern auch nach erbrachter Leistung in der Erholungsphase beurteilt. VON OPEL (1988) legt als Anwender beim Intervalltraining als Konditionstraining vor allem den Schwer- punkt auf die Puls- und Atmungswerte 10 Minuten nach dem letzten Intervall, um ab- lesen zu können, wie schnell sich das Pferd von der Belastung erholt. Auch in wis- senschaftlichen Veröffentlichungen wird beschrieben, dass der Verlauf der Erho- lungsphase neben der Intensität und Dauer der Belastung vor allem vom Trainings- zustand und vom Leistungsvermögen des Pferdes abhängt (KRZYWANEK, 1999).

Bei Untersuchungen von Vollblütern (HODGSON und ROSE, 1994) sowie von Quar- ter Horses (ERICKSON et al., 1987) wird auf die Herzfrequenzmessung 5 Minuten nach erbrachter Galoppbelastung als Indikator für die körperliche Fitness der Pferde besonderen Wert gelegt. Die Erholung der Pferde nach einer Trainingseinheit sollte in Abhängigkeit von der Stärke und der Geschwindigkeit der Belastung nach 5 bis 8 Minuten abgeschlossen sein (DYSON, 1994). Auch andere Autoren beurteilen die Fitness der Pferde anhand der Erholungsphase nach einem Belastungstest. Dabei

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sank die Herzfrequenz nach 9 Wochen Training in den ersten 5 Minuten nach Be- lastungsende statistisch signifikant (FOREMAN et al., 1990). Dem entgegen gibt es auch Darstellungen, die von einem nur bedingt diagnostischen Wert der Erholungs- pulsfrequenz sprechen, da exogene Faktoren sowie der Charakter des Pferdes einen deutlichen Einfluss aufweisen, der nur unter standardisierten Bedingungen in vertrau- ter Umgebung ausgeschlossen werden kann. In einem Belastungstest nach weiteren 5 Wochen ohne Training konnte aber kein Anstieg der Herzfrequenz beobachtet werden - der Fitnesszustand blieb also auf dem Level des Posttrainings (GYSIN et al., 1987). Dem widerspricht ein anderer Autor, bei dem der Fitnesszustand eines Pferdes ohne Training über 1-2 Wochen, bei Verletzungen mit Boxenruhe, nicht auf- rechterhalten werden konnte (DYSON, 1994).

AHSBAHS und CHMIEL (1992) erläutern, dass biologische Messgrößen wie Puls- werte, Minutenatemvolumen, Laktatbestimmungen in Zusammenarbeit mit einem Tierarzt ausreichend Aufschluss über den Konditionszustand über bestimmte Ver- gleichszeiträume geben.

Einige Autoren (PERSSON, 1967; HARKINS et al., 1993; COUROUCE et al., 1997;

EATON et al., 1999) sehen in der Bestimmung der Geschwindigkeit bei der Herzfre- quenz von 200 Schlägen/min (V200) einen nützlichen Indikator für aerobe Kapazität des Pferdes. Insbesondere bei Trabern und Galoppern bedient man sich dieses Leis- tungskennwertes (GYSIN et al., 1987). Bei Vollblutpferden sind Geschwindigkeiten zwischen 7,2 und 8,0 m/sec für den V200 Werte ermittelt worden (EATON et al., 1999). Andere Autoren (VON ENGELHARDT et al., 1973) empfehlen den Leistungs- kennwert V150, ebenfalls zur Beurteilung der aeroben Kapazität. Die aerobe Kapazität wird dadurch bestimmt, inwieweit das Pferd die Energiebereitstellung aus Kohlenhyd- raten und Fettsäuren vollständig mit Hilfe von Sauerstoff vollzieht (MARTIN et al., 1993). Der Leistungskennwert V150 eignet sich gut für Pferde, die in niedrigen Ge- schwindigkeiten, dafür aber länger belastet werden sowie zur Beurteilung der Grund- kondition (GYSIN et al., 1987). Andere Autoren beziehen die Grenze zwischen dem aeroben und anaeroben Leistungsbereich nicht auf die Geschwindigkeit, sondern geben nur absolute Herzfrequenzen an. So sehen PERSSON u. ULLBERG (1974)

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den Übergang bei 150 Schlägen/min und SEXTON u. ERICKSON (1990) bei 160 Schlägen/min. Dem entgegen empfehlen (HODGSON u. ROSE, 1994) die Verwen- dung von 80-90 % der maximalen Herzfrequenz, um eine Adaptation des Pferdes an Trainingsreize beobachten zu können. Da der Wert der HRmax individuell bei jedem Pferd verschieden ist, ist dieser relative Wert (80-90 % HRmax) geeigneter als die Be- stimmung der V200. Durch Erhebungen während einer 3-Tages Prüfung wurde die Herzfrequenz als nicht eindeutiger Indikator für die Erschöpfung eines Pferdes ange- sehen (MARLIN et al., 2001).

2.3.2 Veränderungen der Herzfrequenz durch Training

Diskutiert werden Veränderungen der Ruheherzfrequenz, Veränderungen bei sub- maximaler und maximaler Belastung sowie Auswirkungen auf die maximal erreichba- re Herzfrequenz. Insbesondere die Frage einer Auswirkung von Training auf die Ru- heherzfrequenz kann aufgrund meist zu kleiner Anzahl von Versuchstieren sowie zu kurzen Trainingsperioden nicht endgültig beantwortet werden. Bei submaximaler Be- lastung wurde in vielen Studien ein Trainingseffekt derart gefunden, dass die Herz- frequenz bei trainierten Pferden bei gleicher Belastungsintensität auf einem niedrige- ren Niveau lag. Einigkeit besteht in der Auffassung, dass Training keinen Einfluss auf die maximale Herzfrequenz beim Pferd hat.

2.3.2.1 Ruheherzschlagfrequenz

Bei körperlicher Inaktivität schlägt das Herz des adulten Pferdes 30- 40-mal in einer Minute (KOLB, 1989; KRZYWANEK, 1999; HARMEYER, 2000; VON ENGEL- HARDT, 2000). In der Literatur werden Trainingseffekte auf die Ruheherzfrequenz kontrovers diskutiert. Obwohl in einigen Studien an Pferden nach einem absolvierten Training niedrigere Ruheherzfrequenzen gemessen wurden als zu Beginn des Trai- nings (MARSLAND, 1968; PHYSICK-SHEARD, 1985; SEXTON et al., 1987; SLOET VAN OLDRUITENBORGH-OOSTERBAAN, 1990) wird dies in der Regel nicht auf das Training, sondern auf Gewöhnungsprozesse an den Testablauf zurückgeführt.

Diese Abnahme der Ruheherzfrequenz soll durch eine mit zunehmendem Trainings- zustand einhergehenden Abnahme der Sympathikuserregbarkeit bei unveränderter Erregbarkeit des Nervus Vagus (= Vagotonus, entspricht der Reaktionslage des

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dämpfenden Nervus Vagus, als Hauptvertreter des Parasympathicus u. a. für die Verlangsamung der Herzfrequenz verantwortlich) entstehen (MILL, 1969; LUTZ et al., 1976). Entgegen der Erkenntnisse am Menschen, bei dem als Folge von Aus- dauertraining eine Ruhebradykardie (niedrigere Ruheherzfrequenz) beschrieben wird (CLAUSEN, 1977; BLOMQVIST u. SALTIN, 1983), kommt die Mehrzahl der Untersu- chungen an Pferden zu dem Ergebnis, dass die Ruheherzfrequenz durch Training nicht beeinflussbar ist (SKARDA et al., 1976; BAYLY et al., 1983; THOMAS et al., 1983; FOREMAN et al., 1990; HODGSON u. ROSE, 1994; VON ENGELHARDT, 2000; WITTE, 2001). Trainierte Pferde haben schon bei geringer Belastung eine niedrigere Herzfrequenz als untrainierte Pferde (OKONEK, 1998). Andere Autoren konnten in ihren Untersuchungen allerdings keine signifikanten Veränderungen in diesem Sinne belegen (ROSE et al., 1983; EVANS u. ROSE, 1988; ART u. LEKEUX, 1993).

2.3.2.2 Herzfrequenz unter Belastung

Die Beanspruchung des kardiovaskulären Systems steht in einem linearen Zusam- menhang mit der absolvierten Geschwindigkeit (SEEHERMAN u. MORRIS, 1990;

SEXTON u. ERICKSON, 1990; ROSE, 1990; CLAYTON, 1991; AMORY et al., 1993;

EATON et al., 1995; EATON et al., 1999; PHYSICK-SHEARD et al., 2000; SKINNER et al., 2003). Sie reflektieren Geschwindigkeiten von 350-700 m/min Herzfrequenzen in einem Bereich von 140-200 Schlägen/min (CLAYTON, 1991). Dabei unterscheidet sich jedes Individuum vom anderen, jedes weist eine eigene Linearität auf (SCHROTER et al., 1996).

In der Literatur werden geringere Herzfrequenzen während einer submaximalen Be- lastung beim Pferd als ein Effekt des Trainings beschrieben (BAYLY et al., 1983;

THORNTON et al., 1983; MILLER u. LAWRENCE, 1987; ERICKSON et al., 1987;

RODIEK et al., 1987; SEXTON et al., 1987; HARKINS u. KAMERLING, 1991;

GOTTLIEB-VERDI et al., 1995; OKONEK, 1998; MELFSEN-JESSEN, 1999;

HENNINGS, 2001) sowie beim Menschen im Zusammenhang mit dem Ausdauertrai- ning (KUBUKELI et al., 2002). Während sich die Intensität einer Belastung in der Hö- he der Herzfrequenz während Belastung gut widerspiegeln lässt, trifft dies nicht für

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die Dauer der Belastung zu (LINDNER et al., 2001). Dabei ist diese Korrelation zwi- schen Herzfrequenz und Geschwindigkeit bei untrainierten stärker als bei trainierten Pferden (HARKINS et al., 1993).

Bei verschiedenen Untersuchungen konnte gezeigt werden, dass die Herzfrequenz, insbesondere in niedrigeren Bereichen, einem starken Einfluss der Umgebung unter- liegt (EHRLEIN et al., 1972; PERSSON, 1983; EVANS u. ROSE, 1988; SLOET VAN OLDRUITENBORGH-OOSTERBAAN, 1990; LINDNER et al., 2001). Dabei unterlie- gen die Werte von unter 120 Schlägen/min einem deutlichen Einfluss psychischer Faktoren, z.B. Lärm, Wind, optischen Störungen wie Personen oder anderen Pfer- den, wobei dieser Einfluss um so deutlicher ist, je geringer die Belastung (z.B. die Geschwindigkeit oder die Steigung im Versuch) ist (PERSSON, 1983; VOSS et al., 2002). CLAYTON (1991) gibt 140 Schläge/min als den Wert an, unter dem exogene Faktoren einen deutlichen Einfluss auf die Herzfrequenz haben. Über eine erhebliche Beeinflussung von Herzfrequenzen noch zwischen 130 und 180 Schlägen/min wurde berichtet (KING et al., 1995). Herzfrequenzen von 120-130 Schlägen/min entspre- chen 30-35 % der maximalen Sauerstoffaufnahme VO2max (PHYSICK-SHEARD et al., 2000). Oberhalb dieses Herzfrequenzbereiches haben zunehmend humorale und andere nicht nervale Mechanismen Einfluss auf die Herzfrequenz, die autonome Mo- dulation hingegen wird geringer (PHYSICK-SHEARD et al., 2000).

Mit Beginn der Belastung ist ein Überschießen der Herzfrequenz auffällig („overs- hoot“), bevor sich anschließend die Herzfrequenz bei gleicher Belastungsintensität auf einem Plateau bewegt (PERSSON, 1967; FREGIN und THOMAS, 1983;

CLAYTON, 1991; KRZYWANEK, 1999). Dabei soll der Anstieg der Herzfrequenz bei submaximaler Belastung auf zwei Ursachen beruhen: 1. Bei der Beschleunigungs- phase muss mehr Energie aufgewandt werden als zur Aufrechterhaltung einer kon- stanten Leistung; 2. Die Entspeicherung der Milz findet verzögert statt, so kann eine Anpassung an das erhöhte Arbeitsniveau nur allmählich stattfinden. Dieses Über- schießen konnte allerdings in anderen Untersuchungen, vermutlich durch einen an- deren Versuchsaufbau, nicht beobachtet werden (MILLER u. LAWRENCE, 1987).

Eine Plateaubildung („steady state“) der Herzfrequenz wurde auch in Versuchen mit

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Pferden im Trab (5 m/sec) über 55 Minuten (VALBERG et al., 1989) sowie bei Warmblutpferden bei Geschwindigkeiten zwischen 1,8 und 8,0 m/sec festgestellt (GEHLEN et al., 2003).

2.3.2.3 Maximalherzfrequenz

Die maximale Herzschlagfrequenz ist eine individuelle Größe (EHRLEIN et al., 1972), die eine Alters- und Trainingsabhängigkeit aufweist (MARTIN et al., 1993). ROST (1984) hingegen weist zwar auf eine Altersabhängigkeit hin, eine Trainingsabhängig- keit wird allerdings ausgeschlossen.

Die maximale Herzfrequenz (HRmax) kann dadurch bestimmt werden, dass trotz wei- terer Zunahme der Geschwindigkeit keine weitere Erhöhung der Herzfrequenz beo- bachtet werden kann (EHRLEIN et al., 1972; EVANS u. ROSE, 1988; HODGSON u.

ROSE, 1994; PRINGLE et al., 1999). Bei maximaler Arbeit kann die Herzschlagfre- quenz beim Pferd auf bis zu 240 Schläge/min ansteigen (VON ENGELHARDT, 2000). Laut KRZYWANEK (1999) sind unter Höchstbelastung sogar Werte bis 260 Schlägen/min möglich. In einer vorausgegangenen Studie (OKONEK, 1998) wurde mit einer ähnlichen Pferdegruppe wie in der vorliegenden Arbeit eine maximale Herz- frequenz von 192-219 Schläge/min gemessen. Die lineare Abhängigkeit zwischen Herzfrequenz und Geschwindigkeit geht ab dem Herzfrequenzbereich von etwa 200 Schlägen/min verloren (GYSIN et al., 1987).

Eine Auswirkung auf die Maximalherzfrequenz hat ein Training beim Menschen (SKINNER et al., 2003), beim Pferd aber nicht (ART u. LEKEUX, 1993; EVANS u.

ROSE, 1988; CLAYTON, 1991). Allerdings nimmt die Geschwindigkeit, die zum Er- reichen der HRmax benötigt wird, mit der Verbesserung der körperlichen Fitness zu (CLAYTON, 1991; HODGSON u. ROSE, 1994). Im Training und Wettkampf wird die maximale Herzfrequenz meist nicht erreicht. Bei Laufbandtests mit Steigung und ei- ner Geschwindigkeit von 10 m/sec (600 m/min) konnte EVANS et al. (1993) mittlere Herzfrequenzen von 210 Schlägen/min messen. Für eine 4-Sterne Vielseitigkeit (****) wird ein Wert zwischen 190-230 Schlägen/min als Maximalherzfrequenz angegeben (JEFFCOTT u. KOHN, 1999). Nach einer anderen Studie (AMORY et al., 1993) sind Geschwindigkeiten von 520-640 m/min dazu geeignet, Herzfrequenzen zwischen

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170 und 190 Schlägen/min sowie bei Geschwindigkeiten über 640 m/min Herzfre- quenzen von über 190 Schlägen/min hervorzurufen.

2.3.2.4 Herzfrequenz und Herzminutenvolumen

Bei Menschen kann das Herzminutenvolumen, also die Blutmenge, die das Herz in einer Minute auswirft, bei einem Untrainierten auf maximal das 4- bis 5fache, bei ei- nem Trainierten auf bis das 8fache des Ruhewertes ansteigen (ROST, 1984;

MARTIN et al., 1993). Beim Pferd sind durch Untersuchungen von THOMAS et al.

(1983) Daten erhoben worden, mit denen rechnerisch ein Faktor von 7,6 für die Stei- gerung des Herzminutenvolumens unter Belastung angegeben werden konnte (KRZYWANEK, 1999). Laut VON ENGELHARDT (2000) ist beim Pferd unter schwerster Arbeit sogar eine Zunahme vom Ruhewert um das 9,8fache möglich.

Von den beiden Komponenten zur Beeinflussung des Herzminutenvolumens, Herz- frequenz und Schlagvolumen, sind letzterem in der Leistungsanpassung enge Gren- zen gesetzt. Daraus wird ersichtlich, dass vor allem die Herzfrequenz für die Erhö- hung des Herzminutenvolumens unter Belastung verantwortlich ist (HOLLMANN u.

HETTINGER, 1980; ROST, 1984; EVANS u. ROSE, 1988; CLAYTON, 1991;

GUYTON, 1991; MARTIN et al., 1993; KRZYWANEK, 1999; VON ENGELHARDT, 2000). Bei maximalen Belastungen können Pferde die Herzschlagfrequenz über das 7fache, Menschen dagegen nur um das 3,2fache erhöhen (VON ENGELHARDT, 2000). Jede Anpassung des Herzens an körperliche Arbeit ist mit einer Zunahme der Schlagfrequenz verbunden, aber auch das Schlagvolumen kann bis zu 40 % zuneh- men (HARMEYER, 2000; VON ENGELHARDT, 2000). Bei intensivem Ausdauertrai- ning ist durch die lineare Abhängigkeit des Schlagvolumens vom Herzgewicht eine Zunahme des Herzschlagvolumens um 20-25 % zu erwarten (VON ENGELHARDT, 2000). Schlagvolumina steigen im Gegensatz zur maximalen Herzfrequenz in der Steigungsbelastung auf dem Laufband (10 %) signifikant im Vergleich zur Ebene an (MCDONUOGH et al., 2002).

Die höchsten Schlagvolumina werden im Gegensatz zur Herzschlagfrequenz nicht während, sondern erst kurz nach der Belastung erreicht. Dadurch, dass die Herzfre- quenz nach der Belastung sehr rasch abfällt, der venöse Rückstrom aber noch sehr hoch ist, kommt es zu dieser Gegebenheit (ROST, 1984; MARTIN et al., 1993).

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Wenn graphisch VO2,Werte mit der entsprechenden Herzfrequenz verglichen wer- den, sind während einer Steigungsbelastung (10 %) viele der höchsten VO2 Werte bei gleichzeitig niedrigen Herzfrequenzen entstanden, was auf ein zunehmendes Schlagvolumen hinweist (EATON et al., 1995).

2.3.2.5 Herzfrequenz in Korrelation mit weiteren Parametern

Die Herzfrequenz als Parameter des kardiovaskulären Systems wird in vielen Veröf- fentlichungen mit dem Parameter Laktat in Verbindung gebracht (siehe 2.3.2.6). Der Zusammenhang mit dem Herzschlagvolumen wurde bereits beschrieben (siehe 2.3.2.4).

Weder in Ruhe noch während der Belastung besteht eine signifikante Korrelation zwischen der Herzfrequenz und dem Lungenkapillardruck sowie zwischen dem Lun- genkapillardruckanstieg und dem Herzfrequenzanstieg (GEHLEN et al., 2003).

Es hat sich bewährt, die konditionelle Leistungsfähigkeit des Pferdes im Training durch Puls- und Atmungswerte zu kontrollieren (VON OPEL, 1988; FN, 2000). Dabei gibt die Pulsfrequenz die zuverlässigeren Rückschlüsse auf die Kondition als die A- temwerte. So kann die Atmung durch Temperatur (Außen- und Körpertemperatur) und Höhenlage stärker beeinflusst werden als der Puls (VON BREDOW, 1990).

2.3.2.6 Herzfrequenz und Laktat

Die Herzfrequenz ist bei submaximaler Belastung ein gutes Maß für die Belastungs- intensität. Daher gibt die Beziehung zwischen Herzfrequenz und der Laktatkon- zentration Anhaltspunkte, bei welcher relativen Belastungsintensität eine Laktatak- kumulation einsetzt und damit der Punkt, an dem die Energiebereitstellung noch ü- berwiegend mit Hilfe des aeroben Energiestoffwechsel bereitgestellt werden kann, überschritten ist.

Bei den Versuchen, die die Herzfrequenz während Belastung mit der Laktatkon- zentration nach Belastung in eine Beziehung setzen, wird postuliert, dass in dem Be- reich unter 120, evtl. bis 150 Schlägen/min ausschließlich aerob gearbeitet wird (VON ENGELHARDT, 1971; PERSSON u. ULLBERG, 1974; LINDNER et al., 2001).

Einige Autoren schließen aus der linearen Beziehung zwischen Herzfrequenz und Geschwindigkeit und einer exponentiellen Beziehung zwischen Laktat und Ge-

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schwindigkeit auf eine exponentielle Beziehung zwischen Laktat und Herzfrequenz (PERSSON, 1983; WILSON et al., 1983; SEXTON u. ERICKSON, 1990). Dem wi- derspricht LINDNER et al. (2001) aus Gründen einer fehlenden engen Beziehung zwischen Herzfrequenz und Laktatkonzentration im Blut.

2.3.2.7 Regeneration und „Aktive Erholung“

Die Regenerationsfähigkeit eines Pferdes wird in Verfassungsprüfungen im Vielsei- tigkeitssport sowie im Distanzreiten seit vielen Jahren als Indikator beurteilt, um ge- gebenenfalls überforderte Pferde oder solche mit unzureichendem Trainingszustand von der weiteren Teilnahme auszuschließen. Auch zur Trainingsüberwachung wird die Herzfrequenz in den Nachbelastungswerten als nützlicher Parameter angegeben.

In einigen Publikationen wird dabei die Gestaltung der Regenerationsphase (Still- stand oder Schritt) als ausschlaggebend für die Zeit bis zur Erholung beschrieben.

Dabei wird eine dosierte Bewegung gegenüber dem Stehenbleiben als die geeigne- tere Form angesehen.

Die Regeneration stellt den Vorgang des Aufhebens einer Ermüdung nach körperli- cher Belastung dar (MARTIN et al., 1993). Dabei kommt es zur Erholung der Herz- frequenz, Atemfrequenz, Körpertemperatur sowie des Flüssigkeits- und Elektrolyt- haushalts (CLAYTON, 1991). Zwischen einer Ausdauerleistung und der Erholungs- fähigkeit nach körperlichen Belastungen besteht eine enge Beziehung. Die Fähigkeit einer Erhöhung der aeroben Kapazität führt dazu, dass saure Stoffwechselprodukte nach Abschluss der Belastung schneller abgebaut werden können (SCHNABEL u.

THIESS, 1993).

Die Herzfrequenz fällt nach Ende der Belastung im standardisierten Test rasch in- nerhalb der ersten Minute auf Werte, die zwischen 40-50 % des Höchstwertes aus der Belastung liegen (SEEHERMAN u. MORRIS, 1990; CLAYTON, 1991). Die Abbil- dung 3 stellt diese Entwicklung graphisch dar. Bei trainierten Pferden erholt sich die Herzfrequenz bei höherer Belastung schneller als bei untrainierten Pferden (OKONEK, 1998).

(35)

Nach SKARDA et al. (1976) kann die Nachbelastungszeit beim Pferd in drei Phasen eingeteilt werden: in der 1. Phase, die 5-10 Minuten anhält, kommt es zu einer ra- schen Abnahme der Herzfrequenz während der langsamen Erholung des Pferdes. In der 2. Phase, die von der 10. bis zur 40 Minute nach Belastung anhält, kommt es zu einer langsamen weiteren Beruhigung der Tiere in Richtung der Präbelastungswerte (Vergleiche Abb.3). In der letzten, der 3. Phase, die länger als 60 Minuten dauern kann, nähern sich die Pferde allmählich ihrem Ruhefrequenzbereich. Aufgrund von Umwelteinflüssen und Abhängigkeiten vom Charakter des Pferdes hat die Erho- lungspulsfrequenz nur bedingt diagnostischen Wert und dürfte nur nach standardi- sierten Bedingungen nutzvoll sein (GYSIN et al., 1987).

HF (Schläge/min) I

Belastung I

180

Erholung I

120 I 60

I__________________0______5_____10_____15_____20_____25_____Zeit(min)

Abbildung 3: Erholung der Herzfrequenzwerte nach Belastungsende (in Anleh- nung an CLAYTON, 1991)

Dabei ist auch von Belang, wie diese Erholungsphase gestaltet wird: im Stehen er- holt sich die Herzfrequenz signifikant schneller als im Trab und darauffolgend Schritt oder nur Schritt (LOVELL u. ROSE, 1995). Andere Autoren belegen dem widerspre- chend, dass die Erholung der Herzfrequenz schneller vollzogen wird, in dem das Pferd nach einer maximalen Beanspruchung im Schritt weiter bewegt wird und nicht ausschließlich zum Stehen kommt (HUBBELL et al., 1997).

(36)

Als aktive Erholung wird einerseits die Regenerationsphase nach einer Wettkampf- saison beschrieben, bei der das Pferd nicht völlig weggestellt wird, sondern ‚aktive’

Bewegung oder leichtes Training von niedriger Intensität und Umfang erhält (AHSBAHS u. CHMIEL, 1992). Andere Autoren beschreiben mit der gleichen Formu- lierung die Phase der Regeneration nach der letzten Phase eines standardisierten Belastungstests (GALLOUX et al., 1995). Dabei wird das Pferd nicht zum Schritt oder Anhalten gebracht, sondern bestreitet noch eine vorgegebene Distanz oder Zeit ‚ak- tiv’ im Trab. Auch LOVELL und ROSE (1995) und MARLIN et al. (1987) beschreiben diese Gestaltung der Erholungsphase auf dem Laufband sowie MCMASTER et al.

(1989) im Humansport beim Schwimmen, um in der Belastung gebildetes Laktat ab- zubauen und möglicherweise als Substrat für den Muskel während der Erholungs- phase zu nutzen.

2.3.3 Schritttraining ohne Steigungsbelastung in der Trainingspra- xis

Schritt als Training von Pferden wird in der Literatur nur selten behandelt. Die folgen- de Darstellung entstammt vorwiegend der Reitsportliteratur und enthält selten wis- senschaftliche Grundlagen, sondern vielmehr persönliche Erfahrungen. Das Schritt- training ohne Steigung findet bei den meisten Autoren als Grundlagentraining sowie als Bewegungsmaßnahme nach Belastungen Erwähnung.

Schrittreiten wird als Ersatz für eine Trainingseinheit postuliert, die sechsmal die Wo- che durchgeführt werden müsse, um einen ausreichenden Fitnesszustand für eine Ein-Tages Prüfung zu erhalten. Ferner wird in der gleichen Einschätzung der Effekt der „Härtung“ der Pferdebeine durch ein dreiwöchiges Schritttraining auf der Straße herausgestellt, welches die Voraussetzung für weitere Trainingsbelastungen schafft (LENG, 1992).

Andere international erfolgreiche Reiter sehen das Schrittreiten neben dem Weide- gang als aktive Erholung für Pferde an. Bis zu 14 Tage nach langen Vielseitigkeits- prüfungen dauert diese Phase. Nach Kurzprüfungen kennt er zwei arbeitsfreie Tage, allerdings keine Stehtage (DIBOWSKI, 2003).

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Schrittausritte ins Gelände in der Phase der aktiven Erholungsphase werden eben- falls als wichtige Bedeutung zur Wahrung einer gewissen physischen und psychi- schen Verfassung gesehen (AHSBAHS u. CHMIEL, 1992).

VON OPEL (1988) führt aus, dass jedes Vielseitigkeitspferd zweimal am Tag bewegt werden sollte: 1. ein 60-90 Minuten dauerndes Techniktraining und 2. Reiten im Schritt, wobei auch hier kleinere Steigungen integriert werden. Vor größeren Prüfun- gen wird der Umfang des Schrittreitens gesteigert sowie vermehrt mit Berganteilen im Schritt gefüllt.

Während des zwei- bis dreistündigen Trainings werden die Pferde viel Schritt gerit- ten. Da beim Galoppieren die Pferdebeine am meisten beansprucht werden, muss man das Galopptraining um Konditionstraining im Schritt und Trab ergänzen (KARSTEN, 1980). Es bedarf im Vielseitigkeitssport stundenlangen Schrittreitens der Pferde, so dass einerseits die Schonung des Bewegungsapparates, andererseits das organische Training von Herz und Kreislauf gewährleistet ist (CRONAU, 1995).

2.3.4 Steigungs- und Bergtraining

Über die Thematik Steigungs- und Bergtraining lassen sich in der Literatur sowohl wissenschaftlich fundierte Untersuchungen als auch Anwenderpraktiken von Reitern und Trainern finden. Neben Steigungs- und Bergtraining findet sich auch das Syn- onym ‚Klettern’ für das Reiten auf- und abwärts von Steigungen unterschiedlichen Grades. Eine große Anzahl von Autoren beschreibt, dass ein solches Training das Herzfrequenzniveau als Trainingseffekt sinken lässt. Einige Veröffentlichungen sehen das Bergtraining als Krafttraining für Pferde, das in ein gesamtes Trainingskonzept eingebunden werden sollte. Dabei ruft dieses Bergtraining in Abhängigkeit von Stei- gung und Geschwindigkeit Herzfrequenzen hervor, die in etwa dem Niveau der nächst höheren Gangart in der Ebene entsprechen.

Bergtraining unter dem Sattel beschreibt allgemein das Reiten in einer hügeligen bis bergigen Landschaft mit flachen (<6 % Steigung) bis steileren Steigungsabschnitten zu Trainingszwecken (DAHLKAMP, 2003).

Vielseitigkeitsreiter sind bestrebt, Pferde über Geländeunebenheiten zu reiten und an Hängen das Klettern und Bergabreiten zu üben. Das Klettern fördert die Beinge-

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schicklichkeit und stärkt die Rücken- und Hinterhandmuskulatur der Pferde. Klettern ist ein ausgezeichnetes Mittel, um Pferde zu gymnastisieren (KARSTEN, 1980).

Steigung und Geschwindigkeit haben einen direkten Einfluss auf die Aktivität der Hin- terhand- und Rumpfmuskulatur, daraus resultieren erhöhte Intensitäten in den ver- schiedenen Muskelgruppen (DAHLKAMP, 2003). In einer Untersuchung mit Warm- blütern und einem Traber wurde mittels Elektromyographie (EMG) die Aktivität von ausgewählten Rumpfmuskeln bei unterschiedlichen Geschwindigkeiten (3,5-6 m/sec) und Steigungen (0,3,-6 %) ermittelt: Für den Musculus splenius, Musculus longissi- mus dorsi (Rückenmuskel) und Musculus rectus abdominis (Bauchmuskel) wurden im EMG unter Steigungseinfluss signifikant erhöhte Aktivitätswerte gemessen (RO- BERT et al., 2001).

Durch Reiten am Berg im Training von Vielseitigkeitspferden ist es möglich, im Ver- gleich zum Flachtraining, kürzere Distanzen und kürzere Trainingseinheiten zu bestreiten und doch gleiche oder sogar bessere Effekte zu erzielen (DYSON, 1994;

DAHLKAMP, 2003). Diese Aussage konnte auch durch Versuche auf dem Laufband bestätigt werden, bei denen die Geschwindigkeit für ein Maximaltraining durch eine Steigungsbelastung reduziert werden konnte (SEXTON u. ERICKSON, 1990). In Laufbandversuchen mit und ohne Steigungen (MCDONUOGH et al., 2002) konnte aber nachgewiesen werden, dass die maximale Herzfrequenz im Gegensatz zum Schlagvolumen in der Steigung (10 %) nicht zunimmt, sondern konstant bleibt.

In einem Schritttraining (45-154 m/min) auf dem Laufband (11 % Steigung) konnte im Verlauf einer 2 ½ monatigen Studie mit untrainierten Pferden ein signifikanter Rück- gang von 28 % der in regelmäßigen Abständen gemessenen Herzfrequenz beobach- tet werden (BAYLY et al., 1983). In einer vorangegangenen Untersuchung des sel- ben Autors wurde festgestellt, dass der Energiebedarf bei einer Geschwindigkeit von 100 m/min bei 11% Steigung in der Ebene einer Geschwindigkeit von 350- 400 m/min entspricht. Dieses Training über längere Phasen (4-5-mal wöchentlich) hat einen äußerst positiven Effekt auf das kardiovaskuläre System der Pferde (BAYLY, 1979).

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Andere Autoren (EATON et al., 1995) formulieren, dass die Zunahme der Steigung von jeweils 2,5 % eine Erhöhung der Herzfrequenz um 11 % hervorruft, wobei die Werte an einer Steigung immer oberhalb derer im Flachen liegen.

Eine Steigungsbelastung (6 %) auf dem Laufband lässt gegenüber einer Belastung ohne Steigung signifikant höhere Herzfrequenzen entstehen. Dabei sind im Trab (4m/sec) ohne Reitergewicht 132 + 17, mit Reiter (90 kg) signifikant höhere Werte von 147 + 17 Schläge/min gemessen worden (SLOET VAN OLDRUITENBORGH- OOSTERBAAN et al., 1997). In weiteren Untersuchungen mit Pferden auf dem Lauf- band wurde durch eine submaximale Belastung eine Herzfrequenzerniedrigung als Trainingseffekt beschrieben, dabei wurden unterschiedliche Steigungen verwendet:

11 % (BAYLY et al., 1983), 10 % (THORNTON et al., 1983), 11 % (MILLER u. LAW- RENCE, 1987), 3 und 9 % (RODIEK et al., 1987). Andere Autoren fanden unter einer Steigungsbelastung allerdings keine Veränderung der Herzfrequenz: 19 % (SLOET VAN OLDRUITENBORGH-OOSTERBAAN, 1990), 3,3 und 6,7 % (ART u. LEKEUX, 1993), 3,5 % (BARREY et al., 1993). Die Laufbandgeschwindigkeit ist dabei in allen Versuchen so hoch gewählt, dass die Pferde mindestens im Trab, teilweise im Ga- lopp belastet wurden (v= 2,6-11 m/sec).

Beim Training unter einer Steigungsbelastung wird die Hinterhand des Pferdes ver- mehrt zur Lastaufnahme gezwungen. Diese zur Versammlung führende Aktivität fin- det sich auch als ein Punkt in der Skala der Ausbildung des Pferdes (FN, 2000) und beschreibt somit ein erklärtes Ziel des Reitens und der Ausbildung des Pferdes (sie- he 2.3.6). Das Arbeiten mit Steigungsbelastungen stellt das Fundament für das Kraft- training von Vielseitigkeitspferden dar und kann behutsam in ein sog. ‚Long Slow Di- stance’ Training, einem Training über lange Distanzen in niedrigen Geschwindigkei- ten, eingebunden werden (CLAYTON, 1991). Unter der Steigungsbelastung nimmt die Herzfrequenz zu und ebenso die Lastaufnahme der Hinterhand, ohne dass die Krafteinwirkung auf die Hinterextremität im gleichen Maße steigt (CLAYTON, 1991).

Das Reiten von Steigungen stellt dabei die Grundlage für das Krafttraining von Vielseitigkeitspferden dar. Bergtraining im Schritt führt zur Verbesserung der Trag- und Schubkraft der Hinterhand, dabei wird im Galopp die explosive Kraftentwicklung gesteigert.

(40)

EATON (1995) beschreibt einen linearen Zusammenhang zwischen Herzfrequenz und Geschwindigkeit auf dem Laufband und weist auf einen signifikanten Effekt der Steigung hin. Bei Untersuchungen von RODIEK et al. (1987), bei dem Steigungen von 3 und 9 % miteinander verglichen wurden, wurde festgestellt, dass bei beiden Steigungen die Herzfrequenz nach einem 10wöchigen Training gesunken war. In der Untersuchung von SERRANO et al. (2002) mit Elitevielseitigkeitspferden konnte ge- zeigt werden, dass nur beim Galopptraining am Berg mit einer Steigung von 10 % Herzfrequenzen hervorgerufen wurden, die denen der Q-Strecke einer Großen Viel- seitigkeit (>200 Schläge/min) entspricht.

LENG (1992) bereitet ihre Pferde für eine Ein-Tages-Prüfung über zwei bis drei Mo- nate vor mit sechs Tagen Arbeit unter dem Sattel und einem Ruhetag mit Koppel- gang. Während des Grundlagentrainings wird nur bergauf getrabt, bergab im Schritt geritten. Ab der fünften Woche bekommen die Pferde eine Trainingseinheit Klettern.

Die letzten fünf bis sechs Wochen des Ausbildungs- und Fitnessprogramms beinhal- ten eine Mischung aus Ausreiten, Galopparbeit, Kletterarbeit, Springen in der Halle und draußen, kleinen Turnieren und Ausbildung im Gelände. Weiterhin beschreibt LENG (1992), dass sie bei von Hause aus sehr fitten und überaktiven Pferden auf das Galopptraining verzichtet und statt dessen Klettereinheiten absolvieren lässt, um die Lunge zu erweitern und den Puls zu verbessern sowie Muskeln aufzubauen.

Identische Berganstiege im freien Gelände werden mit fortschreitendem Bergtraining bei geringerer Herzfrequenz bewältigt. In einer Vorgängerarbeit über einen Zeitraum von 5 ½ Wochen sank die Herzfrequenz als Folge einer kardiovaskulären Anpas- sungsreaktion kontinuierlich (DAHLKAMP, 2003). Bergtraining mit ausreichender In- tensität kann Galoppanteile an einem Konditionstraining ersetzen (DAHLKAMP, 2003).

VON OPEL (1988) absolviert Bergarbeit nach einem Dressurtag: als reines Krafttrai- ning wird stets bergauf galoppiert, um Hinterhand und Rückenmuskulatur zu kräfti- gen, dabei aber den gesamten Hals-, Kopf- und Maulbereich zu entlasten. Genaue Steigungsprozente werden nicht angegeben, jedoch spricht VON OPEL (1988) von einer steileren Variante, die in 5 Minuten absolviert wird und dann nach einer 10 Mi- nuten Pause bergab zur Hälfte noch mal wiederholt wird sowie einer flacheren Berg-

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