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Archiv "Huldigungen an Max Beckmann" (23.03.1984)

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Huldigungen an Max Beckmann

Anläßlich des hundertsten Geburtstages von Max Beck- mann wird der Künstler mit mehreren Ausstellungen ge- ehrt. Das Haus der Kunst in München zeigt bis zum 22.

April 1984 eine Retrospektive,

Max Beckmann: Selbstbildnis, 1922

die danach vom 18. Mai bis zum 29. Juli in der National- galerie in Berlin zu sehen sein wird. Sie geht dann zum St. Louis Art Museum und da- nach zum County Museum of Art in Los Angeles. Der Kata- log ist im Prestel-Verlag er- schienen und kostet beim Ausstellungsbesuch 45 DM, im Buchhandel 68 DM.

Bis zum 28. März 1984 zeigt die Galerie Poll in Berlin, Lüt- zowplatz 7, Werke von dreißig zeitgenössischen Malern und Bildhauern als Hommage ä Max Beckmann. Der Katalog kostet 20 DM. Die Berliner Ausstellung geht über Dü- ren (4. bis Ende April) nach Athen, New York, Chicago und St. Louis.

Die Kölner Kunsthalle präsen- tiert Beckmann vom 19. April bis zum 24. Juni.

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Brigitte Reimann: Hoffnung

gens nicht zu mir, denn ich lag ein Jahr gelähmt im Bett, ver- säumte die Tanzstunde und Schülerliebe), und später, als ich in meine Klasse zurückkam, war ich schon bei Goethe und Stendhal, während die Mädchen noch irgendwo in der Gegend von der „Heiligen und ihrem Narr" herumkrebsten. Ich bin nicht arrogant, hörst Du, es war wirklich so, ich habe damals an- gefangen zu schreiben, und wahrscheinlich stammt aus die- ser Zeit einer verpaßten Jugend auch das krankhafte Nachholbe- dürfnis, das sich zuweilen noch meldet.

Du hast mich nur im Zauberberg kennengelernt oder, wenn Du so willst, im Hörselberg. Es war der Ferien-Feuerzauber, und wenn Du mich hier sähest, in meinem verdammten geliebten Kombi- nat, so wärst Du — wenn schon über nichts andres — über meine Wandlungsfähigkeit erstaunt.

Berlin, 6. 8. 63 Komme allmählich wieder zu mir. Draußen ist ein rasend hei- ßer, ein erstickender, ein herr- licher August. Ich sterbe vor Un- geduld. Ich will raus hier. Lese viel.

Berlin, 11.8. 63 Morgen darf ich nach Hause. Die letzten Tage waren häßlich, aus einer Nahtstelle sickerte unauf- hörlich schwärzliches Blut. Mei- ne Brust sieht wüst aus, wie von Säbelhieben zerhackt, der Arzt sagt aber, die Narben würden mit der Zeit ganz verschwinden.

16. 1. 72 Drück mir bloß die Daumen, daß ich mit diesem verdammten Buch doch noch über die Run- den komme. Wäre schade um die vielen .Seiten, von denen manche recht hübsch geraten

sind, und schade um die viele Zeit. Nur eins spielt keine Rolle, da bin ich sicher: Ehrgeiz, das Verlangen, wieder mal an die Öf- fentlichkeit zu kommen. Das ha- be ich mir in all den Jahren ab- getan, und es macht mir nichts aus. Ich bin vergessen, na und?

Eine wirklich gute Schriftstelle- rin — wie ich es früher erträumte

— werde ich doch nicht mehr, und alles was ich der deutschen Literaturgeschichte zu bieten habe, ist der dubiose Begriff

„Ankunftsliteratur". Graue Vor- geschichte. Offenbar bin ich heute guter Stimmung — ich ha- be endlich mal wieder geschla- fen, sieben Stunden lang.

Die Leseproben und der einleitende Text von Ingrid Krüger wurden entnom- men aus: Brigitte Reimann: Die geliebte, die verfluchte Hoffnung, Tagebücher und Briefe 1948 bis 1973, herausgege- ben von Elisabeth Elten-Krause und Wal- ter Lewerenz, Luchterhand Verlag, Darmstadt, 1984, ca. 300 Seiten, Leinen, ca. 30 DM

Seit drei Wochen raufe ich mich wieder mit meiner Kreisleitung, versuche meiner Brigade Schwierigkeiten aus dem Weg zu räumen (auch mit Hilfe des

„Kredits", über den wir mal sprachen) und mich mit den technischen (und psychologi- schen) Problemen der Automati- sierung vertraut zu machen. Die Kenntnis der ökonomischen Ge- setze ist für einen Schriftsteller genauso wichtig wie die der menschlichen Seele, und was Zola und Balzac recht war ...

Warum sollten wir, hundert Jah- re später, es für unvereinbar mit der Würde des Schriftstellers halten, wenn er das Wirtschafts- gefüge seiner Gesellschaft gründlich kennt? Aber wozu agi- tiere ich Dich? Das weißt Du ja alles. Übrigens ist es unbequem und anstrengend, und ich singe keine Hymnen, aber schön ist es doch, mit aller Unruhe und Het- zerei, und wenn ich zehn Jahre früher sterbe, dann mit dem Ge- danken: Ich war glücklich, ich habe gelebt und gelebt und ge- lebt.

938 (102) Heft 12 vom 23. März 1984 81. Jahrgang Ausgabe A

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