Gefährdungsbeurteilung bei physischer Belastung –
die neuen Leitmerkmalmethoden (LMM)
Kurzfassung
Forschung Projekt F 2333
Gefährdungsbeurteilung bei physischer Belastung – die neuen Leitmerkmalmethoden (LMM)
Kurzfassung
3. Auflage 2019 Dortmund/Berlin/Dresden
In dieser Kurzfassung werden Teilergebnisse des Gemeinschaftsprojekts
„MEGAPHYS“ F 2333 der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) mit der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) berichtet. Die Verantwor- tung für den Inhalt dieser Veröffentlichung liegt bei den Autorinnen und Autoren.
Fachliche Betreuung: FG Prävention arbeitsbedingter Erkrankungen Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin Titelfoto: AndreyPopov/iStock.com
Umschlaggestaltung: Susanne Graul
Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin Herstellung: Druck & Verlag Kettler GmbH, Bönen
Herausgeber: Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) Friedrich-Henkel-Weg 1 – 25, 44149 Dortmund
Postanschrift: Postfach 17 02 02, 44061 Dortmund Telefon 0231 9071-2071
Telefax 0231 9071-2070
E-Mail info-zentrum@baua.bund.de Internet www.baua.de
Berlin: Nöldnerstraße 40 – 42, 10317 Berlin Telefon 030 51548-0
Telefax 030 51548-4170
Dresden: Fabricestraße 8, 01099 Dresden Telefon 0351 5639-50
Telefax 0351 5639-5210
Die Inhalte der Publikation wurden mit größter Sorgfalt er- stellt und entsprechen dem aktuellen Stand der Wissen- schaft. Für die Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität der Inhalte übernimmt die BAuA jedoch keine Gewähr.
Nachdruck und sonstige Wiedergabe sowie Veröffentlichung, auch auszugsweise, nur mit vorheriger Zustimmung der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin.
ISBN 978-3-88261-261-5 (Print)
doi:10.21934/baua:bericht20191203 (online) www.baua.de/dok/8825916
Inhaltsverzeichnis
Seite
Einführung 4
Prüfung der Gütekriterien der LMM 5
Ergebnis 6
Bibliografische Quellen des Projekts MEGAPHYS 6
Weiterführende Hinweise 6
Leitmerkmalmethode zur Beurteilung und Gestaltung von Belastungen beim
manuellen Heben, Halten und Tragen von Lasten ≥3 kg LMM-HHT (Formblatt) 7 Leitmerkmalmethode zur Beurteilung und Gestaltung von Belastungen beim
manuellen Ziehen und Schieben von Lasten LMM-ZS (Formblatt) 12 Leitmerkmalmethode zur Beurteilung und Gestaltung von Belastungen bei
manuellen Arbeitsprozessen LMM-MA (Formblatt) 17
Leitmerkmalmethode zur Beurteilung und Gestaltung von Belastungen bei der
Ausübung von Ganzkörperkräften LMM-GK (Formblatt) 22 Leitmerkmalmethode zur Beurteilung und Gestaltung von Belastungen durch
Körperzwangshaltungen LMM-KH (Formblatt) 27
Leitmerkmalmethode zur Beurteilung und Gestaltung von Belastungen bei
Körperfortbewegung LMM-KB (Formblatt) 32
4
Gefährdungsbeurteilung bei physischer Belastung – die neuen Leitmerkmalmethoden (LMM)
Die Gefährdungsbeurteilung bei körperlicher Belastung am Arbeitsplatz ist ein wirk- sames Instrument zur Prävention von Gesundheitsgefahren. Der Bereitstellung von Methoden zur Analyse und Bewertung von Tätigkeiten sowie die daraus resultieren- den Maßnahmen zur Arbeitsgestaltung und zur arbeitsmedizinischen Vorsorge kommt dabei besondere Bedeutung zu. Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Ar- beitsmedizin (BAuA) hat im Rahmen des Gemeinschaftsprojektes mit der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) „Mehrstufige Gefährdungsanalyse physi- scher Belastungen am Arbeitsplatz - MEGAPHYS“ das System „Leitmerkmalmetho- den“ weiterentwickelt. Dieser Kurzbericht enthält einen Auszug aus Band 1 des For- schungsberichtes zum Projekt MEGAPHYS (Hrsg. BAuA). Er umfasst die sechs neu- und weiterentwickelten Leitmerkmalmethoden mit einer kurzen Übersicht zur Prüfung der Güte der Methoden.
Einführung
Körperliche Belastungen bei der Arbeit werden auch in Zukunft eine große Rolle spielen, trotz ständig neuer technischer Entwicklungen für die Arbeitsgestaltung. Sol- che Belastungen können Beschwerden und Erkrankungen im Muskel-Skelett-System verursachen, welche zu den häufigsten Gründen für Arbeitsausfall in Deutschland gehören und hohe volkswirtschaftliche Kosten durch Produktionsausfall verursachen.
Die Prävention von Muskel-Skelett-Erkrankungen ist seit 2013 ein Schwerpunkt der Deutschen Gemeinsamen Arbeitsschutzstrategie (GDA). Die europäische Agentur für Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz (EU-OSHA) hat sich für den Zeitraum 2020 bis 2022 das Ziel gesetzt, Methoden bereitzustellen und Lösungen anzubieten, die zur Prävention von Muskel-Skelett-Erkrankungen beitragen können.
Im Rahmen des Gemeinschaftsprojektes MEGAPHYS sind Gefährdungsbeurtei- lungsmethoden mit unterschiedlichem Detaillierungsgrad entwickelt worden. Die BAuA war für die Neu- und Weiterentwicklung des Systems „Leitmerkmalmethoden“
(Spezielles Screening) zuständig. In Kooperation mit dem Institut für Arbeitsmedizin, Sicherheitstechnik und Ergonomie e.V. (ASER), der Ergonomieberatung Ulf Stein- berg (Ebus) sowie der ArbMedErgo-Beratung Prof. Bernd Hartmann sind sechs Leitmerkmalmethoden (LMM) zu folgenden Belastungsarten neu- bzw. weiterentwi- ckelt worden:
• manuelles Heben, Halten und Tragen von Lasten,
• manuelles Ziehen und Schieben von Lasten,
• manuelle Arbeitsprozesse,
• Ausübung von Ganzkörperkräften,
• Körperfortbewegung und
• Körperzwangshaltung.
5
Prüfung der Gütekriterien der LMM
Die sechs Methoden wurden in Vorstudien in 40 Unternehmen mit mehr als 200 betrieblichen Akteuren und mehr als 600 Tätigkeitsbewertungen erprobt und da- raufhin nochmals modifiziert.
Die Validierung der modifizierten Methoden nahm einen sehr breiten Raum in diesem Projekt ein. Die umfangreichen Testungen der Gütekriterien für die LMM beinhalteten die Objektivität und Reliabilität sowie die Konvergenz- und Kriteriumsvalidität.
Bei den Prüfungen zur Objektivität richtete man den Fokus auf die Anwendbarkeit als einen Teilaspekt. Es ging darum, ob die betrieblichen Akteure die Tätigkeit mit der Methode gut abbilden können, ob die Merkmale die Bedingungen in dieser Tätigkeit adäquat wiederspiegeln und ob die Ergebnisse glaubwürdig sind. Hierfür wurden die Teilnehmer von Workshops befragt. Für die Testung der Reliabilität ging man der Frage nach, ob bei der Anwendung der LMM bei Tätigkeiten mit unterschiedlichen Belastungshöhen und Belastungsarten die Arbeitswissenschaftler (Experten) und die betrieblichen Akteure die Tätigkeiten vergleichbar bewerten. Zu diesem Zweck wur- den in Workshops aufbereitete Videos unterschiedlicher Tätigkeiten präsentiert. An den Workshops zur Prüfung der Objektivität (Anwendbarkeit) und Reliabilität nahmen 85 potentielle Anwender teil, die insgesamt mehr als 1.600 Tätigkeits-Bewertungen durchführten.
Bei den Konvergenzbetrachtungen wurden die mit den LMM ermittelten Risikoberei- che mit den Risikobewertungen anderer etablierter Methoden verglichen. Es war zu prüfen, ob es signifikante Unterschiede gibt, bzw. ob die Unterschiede plausibel er- klärbar sind, z. B. durch unterschiedliche Definitionen der Belastungsarten, Merkmale und Algorithmen. Zudem wurde geprüft, ob die LMM wesentliche Merkmale und Ver- fahren beinhalten, die in anderen Studien als relevant zur Beschreibung und Bewer- tung angesehen werden. Für die Prüfung der Konvergenzvalidität wurden mehr als 480 Tätigkeiten sowohl mit der LMM als auch mit anderen Methoden bewertet.
Für die Prüfung der Kriteriumsvalidität wurde eine Querschnittsstudie in Unterneh- men (Feldstudie) durchgeführt, in der 192 Arbeitsplätze analysiert und dokumentiert sowie 808 Beschäftigte interviewt und körperlich untersucht wurden. Die Kriteriums- validität enthielt eine Reihe von Aspekten. Es war zu untersuchen, ob bei Beschäftig- ten in Tätigkeitsbereichen, die anhand der LMM in höhere Risikobereiche eingestuft werden (mäßig erhöht, wesentlich erhöht, hoch) im Vergleich zu Beschäftigten, die derartigen Belastungen nicht ausgesetzt sind (Referenzgruppe) folgende Effekte über die Risikokategorien hinweg ansteigend zu finden sind:
• höhere Prävalenzen an Beschwerden in den belastungstypischen Körperregio- nen und/oder
• höhere Prävalenzen/Häufung von anamnestischen bzw. klinischen/
funktionellen Hinweisen auf typische Erkrankungsbilder des Muskel-Skelett- Systems, in den belastungstypischen Körperregionen und/oder
• schlechtere subjektiv eingeschätzte Arbeitsfähigkeit (Work Ability Index) und/oder
• ein höheres subjektives Beanspruchungsempfinden (Borg-Skala).
Zudem prüfte man, ob die Risikobewertung nach LMM mit der empfundenen Bean- spruchung der Beschäftigten durch die jeweilige Belastungsart und mit dem berichte-
6
ten Auftreten von Arbeitsunfällen zusammenhängt. Weiterhin war von Interesse, ob die subjektive Einschätzung der Häufigkeit von körperlichen Belastungen (nie, selten, manchmal, häufig) mit der empfundenen Beanspruchung korrespondiert.
Ergebnis
Das wichtigste Ergebnis der Entwicklungsarbeiten zu den Leitmerkmalmethoden be- steht darin, dass mit Abschluss des Projektes sechs neu- und weiterentwickelte Leitmerkmalmethoden zur Verfügung stehen, die die umfangreiche Prüfung der Gü- tekriterien durchlaufen haben und zur Anwendung und Testung in der Praxis empfoh- len werden. In einigen Aspekten besteht weiterhin Erprobungsbedarf. Die Erfahrun- gen aus der Praxistestung werden zur Weiterentwicklung der Methoden beitragen.
Im Folgenden werden die Formblätter der sechs neuen bzw. überarbeiteten Leit- merkmalmethoden als Auszug aus Band 1 des Forschungsberichtes (BAuA, 2019) präsentiert:
• Leitmerkmalmethode zur Beurteilung und Gestaltung von Belastungen beim ma- nuellen Heben, Halten und Tragen von Lasten ≥3 kg LMM-HHT (Formblatt)
• Leitmerkmalmethode zur Beurteilung und Gestaltung von Belastungen beim ma- nuellen Ziehen und Schieben von Lasten LMM-ZS (Formblatt)
• Leitmerkmalmethode zur Beurteilung und Gestaltung von Belastungen bei manu- ellen Arbeitsprozessen LMM-MA (Formblatt)
• Leitmerkmalmethode zur Beurteilung und Gestaltung von Belastungen bei der Ausübung von Ganzkörperkräften LMM-GK (Formblatt)
• Leitmerkmalmethode zur Beurteilung und Gestaltung von Belastungen durch Kör- perzwangshaltungen LMM-KH (Formblatt)
• Leitmerkmalmethode zur Beurteilung und Gestaltung von Belastungen bei Kör- perfortbewegung LMM-KB (Formblatt)
Bibliografische Quellen des Projekts MEGAPHYS
BAuA, Hrsg., 2019. Projekt Fb 2333, MEGAPHYS – Mehrstufige Gefährdungsanaly- se physischer Belastungen, Band 1. Dortmund: BAuA.
DGUV, Hrsg., 2019, in Vorbereitung. MEGAPHYS – Mehrstufige Gefährdungsanaly- se physischer Belastungen, Band 2. Berlin: DGUV.
Weiterführende Hinweise
Download der Leitmerkmalmethoden: www.baua.de/Leitmerkmalmethoden
7
Leitmerkmalmethode zur Beurteilung und Gestaltung von
Belastungen beim manuellen Heben, Halten und Tragen
von Lasten ≥3 kg
LMM-HHT (Formblatt)
8
9
10
11
12
Leitmerkmalmethode zur Beurteilung und Gestaltung von Belastungen beim manuellen Ziehen und Schieben von Lasten
LMM-ZS (Formblatt)
13
14
15
16
17
Leitmerkmalmethode zur Beurteilung und Gestaltung von
Belastungen bei manuellen Arbeitsprozessen
LMM-MA (Formblatt)
18
19
20
21
22
Leitmerkmalmethode zur Beurteilung und Gestaltung von
Belastungen bei der Ausübung von Ganzkörperkräften
LMM-GK (Formblatt)
23
24
25
26
27
Leitmerkmalmethode zur Beurteilung und Gestaltung von
Belastungen durch Körperzwangshaltungen
LMM-KH (Formblatt)
28
29
30
31
32
Leitmerkmalmethode zur Beurteilung und Gestaltung von
Belastungen bei Körperfortbewegung
LMM-KB (Formblatt)
33
34
35
36