Neue Zürcher Zeitung | Anzeigenpreise 2011 | für Ausland-Kunden 1
Inhaltsverzeichnis 2
Inhalt
Alle Preise in Schweizerfranken, exkl. 8% MWSt. Änderungen vorbehalten. Es gelten die Allgemeinen Geschäftsbedingungen unter www.nzzwerbung.ch.
Charakteristik Seite 3
Mediadaten Seite 4
Bundstruktur und Beilagen Seite 5
Anzeigenpreise Seite 7
Sonderplacierungen Seite 9
Rabatte und Zuschläge Seite 11
Spezialangebote Seite 12
Rubrikenmärkte Seite 13
Stellen/Immobilien Seite 14
Prospektbeilagen Seite 15
Anzeigenkombination Seite 17
Anzeigenformate Seite 21
Technische Daten und Termine Seite 23
Dienstleistungen Seite 25
Kontakt Seite 26
Charakteristik 3
Die führende Schweizer Qualitäts-Tageszeitung
Die NZZ ist die führende Schweizer Qualitäts-Tageszeitung von Weltruf. Sie erreicht die höchste Reichweite bei den Führungskräften in der Wirtschaft, den führenden Persönlichkeiten in der Politik sowie aus dem gesellschaft- lichen und kulturellen Leben.
Die «Neue Zürcher Zeitung» kann auf eine über 230-jährige Tradition zu- rückblicken. Als bürgerlich-liberale Qualitätszeitung mit regionaler Veran- kerung, aber mit nationaler Bedeutung und internationaler Ausstrahlung nimmt die NZZ auf dem schweizerischen Medien- und Meinungsmarkt eine führende Stellung ein. Ihre Leserinnen und Leser erwarten fundier- te Berichte, seriöse Analysen und intelligente Kommentare. Die «Neue Zürcher Zeitung» stellt die Fakten in einen grösseren Zusammenhang;
sie leuchtet Hintergründe aus, damit sich die Leserinnen und Leser ihre
eigene Meinung bilden können.
Mediadaten 4
Neue Zürcher Zeitung
Leistungs- und Leserschaftsdaten
Auflage Gesamt 136 894 Exemplare
Schweiz 123 079 Exemplare
Ausland 13 815 Exemplare
Leserzahl Deutschschweiz 306 000 Leser
Reichweite Deutschschweiz 7,0%
Struktur Männer/Frauen 63%/37%
NZZ Folio
Auflage Schweiz 204 350 Exemplare
Leserzahl Deutschschweiz 645 000 Leser
Reichweite Deutschschweiz 14,9%
Struktur Männer/Frauen 56%/44%
1 Verlagsangabe. Quellen: WEMF-Auflagen-Bulletin 2010, MACH Basic 2010-2.
NZZexecutive
Auflage Gesamt 266 707 Exemplare
Schweiz 252 892 Exemplare
Leserzahl Deutschschweiz 665 000 Leser
Reichweite Deutschschweiz 15,3%
Struktur Männer/Frauen 56%/44%
NZZdomizil 1
Auflage Schweiz 123 079 Exemplare
Leserzahl Deutschschweiz 306 000 Leser
Reichweite Deutschschweiz 7,0%
Struktur Männer/Frauen 63%/37%
Magazin Z 1
Auflage Schweiz 320 000 Exemplare 2
Leserzahl Deutschschweiz 665 000 Leser
Reichweite Deutschschweiz 15,3%
NZZ campus 1
Auflage Schweiz 180 000 Exemplare
Leserzahl Deutschschweiz 306 000 Leser
Reichweite Deutschschweiz 7,0%
Bundstruktur und Beilagen (1 von 2) 5
Bundstruktur
1. Bund International Schweiz
Zürich und Region Zürcher Kultur Meinung & Debatte Vermischtes
2. Bund Wirtschaft Börsen und Märkte
Anlagefonds (erscheint Dienstag bis Samstag) Sport
Freitag
NZZdomizil (Immobilien)
Samstag
NZZexecutive (Stellen) 3. Bund
Feuilleton Radio/TV Wetter Spezialthemen
DASFOTOARCHIV
Neuö Zürcör Zäitung
NZZ – ZEITUNG FÜR DIE SCHWEIZ gegründet 1780
Dienstag, 27. Oktober 2009Nr. 249230. Jhg. www.nzz.chFr. 3.00€ 2.60
nlagefonds 40–45Veranstaltungen 52Kino 54Trauer 14 Redaktion und Verlag: Neue Zürcher Zeitung, Falkenstrasse 11, Postfach, 8021 Zürich, Telefon +41 44 258 11 11,Leserservice/Abonnements: +41 44 258 15 30, weitere Angaben im Impressum Seite 53
INTERNATIONAL stösst in den Orient vor ...
Krankenkassen vor regem Wechsel ...
Kaum Interesse von Firmen an Clean-Tech
MEINUNG & DEBATTE Das Land braucht
«sehende» Richter Seite 23 ...
VERMISCHTES Die Schweiz als Ziel von Juwelendieben Seite 24 ...
FOKUS DER WIRTSCHAFT Lohnt sich Kameraüberwachung?
Seite 31 Axel Springers Feinde
Noch heute taugen Axel Springer und sein Verlag vielerorts in Deutschland zum Feindbild. Zu seinen Lebzeiten galt Springer als Personifizierung der bösen Medienmacht, er selber sah sich als Ver- teidiger der westlichen Freiheit. Ein neuer Blick auf die schillernde Person widerlegt viele gängige Negativbilder.Medien, Seite 58
Karadzic-Prozess sogleich vertagt
Der Angeklagte erscheint nicht zur Verhandlung vor dem Uno-Tribunal Der Prozess gegen den früheren bosnischen Serbenführer Kara- dzic ist kurz nach Beginn vertagt worden, weil der Angeklagte der Verhandlung fernblieb. Über- lebende Opfer reagierten entsetzt.Peter Winkler, Den Haag Der langerwartete Prozess gegen den früheren bosnischen Serbenführer Ra- dovan Karadzic vor dem Uno-Tribunal für das ehemalige Jugoslawien ist am Montagmorgen schon nach 15 Minuten vertagt worden. Wie Karadzic ange- droht hatte, blieb sein Stuhl im Ge- richtssaal 1 des Haager Tribunals leer, als die Richter unter dem Vorsitz des Koreaners O-Gon Kwon kurz nach neun Uhr Platz nahmen. «Ich stelle fest, dass Herr Karadzic nicht anwesend ist», konstatierte Kwon trocken. Die Ankla- ge, nicht durch Chefankläger Serge
Brammertz, sondern durch seine deut- sche Stellvertreterin Hildegard Uertz- Retzlaff vertreten, forderte daraufhin Sanktionen des Gerichts gegen Kara- dzic, der sich selber verteidigen will – allerdings mit einem Stab von Beratern im Hintergrund.
Pflichtverteidiger gefordert Man dürfe nicht zulassen, dass der An- geklagte über den Verlauf der Verhand- lung bestimme, sagte Uertz-Retzlaff un- ter Verweis auf Karadzics Äusserung, er brauche noch mindestens acht Monate Zeit, um sich auf den Prozess vorzube- reiten. Karadzic behindere den Prozess systematisch, weshalb ihm ein Pflicht- verteidiger zwangsweise zur Seite zu stellen sei. Sie forderte indirekt auch, dass Karadzic bei anhaltender Renitenz das Recht entzogen werde, sich selber zu verteidigen. Nach kurzer Beratung desRichterkollegiumsverkündete Kwon, die Verhandlung werde bis
Dienstagnachmittag vertagt. Karadzic werde bis dahin nochmals dringend auf- gefordert, am Prozess teilzunehmen.
Aber am Dienstag werde der Prozess auf jeden Fall mit dem Eröffnungs- plädoyer der Anklage beginnen, mit oder ohne Karadzic. Kwon liess auch durchblicken, dass Karadzic allenfalls auch erst später, beispielsweise für die Präsentation seiner Verteidigung, im Gerichtssaal erscheinen könnte.
Opfer entsetzt Überhaupt kein Verständnis für den Be- schluss zur Vertagung der Verhandlung hatten rund 150 überlebende Opfer der serbischen Vertreibungs- und Vernich- tungs-Kampagne, die zum Prozessbe- ginn nach Den Haag gereist waren. Sie sahen im Beschluss bereits den ersten Punktesieg Karadzics und gaben ihrem Entsetzen darüber lautstark Ausdruck.
International, Seite 3 Meinung & Debatte, Seite 23 Kostenwahrheit
beim Nachwuchs
«Lehrstelleninitiative» für Spitäler hag.Die fünfte nationale Lehrstellen- konferenz, die im Jahresrhythmus alle Verbundpartner der Arbeitswelt ver- sammelt, hat sich am Montag in Baden über einen intakten Lehrstellenmarkt freuen können. Probleme aber bereitet die mit der Krise gewachsene Jugend- arbeitslosigkeit. Zwar erweist sich die duale Bildung nach wie vor als ein Er- folgsmodell, wie Bundesrätin Doris Leuthard erfreut konstatierte. Doch der Berufseinstieg ist schwieriger geworden.Das helvetische Bildungssystem steht vor grossen Herausforderungen. Eine schwindende Zahl von Schulabgängern und neue Berufe werden den Bedarf an qualifizierten Arbeitskräften verschär- fen. Ebenfalls zu Sorgen Anlass gibt die Personalnot im Gesundheitssektor. Ge- gen diese wurden in Baden Massnahmen analog zur Meisterung der damaligen Lehrstellenkrise beschlossen. Es gab auch provokante Vorstösse wie jenen des Basler Regierungsrats Carlo Conti, Vizedirektor der Gesundheitsdirekto- renkonferenz. Er will mit Auflagen in Leistungsvereinbarungenöffentliche wie private Spitäler und Heime ver- pflichten, Ausbildungsplätze anzubie- ten. Die Spitzenvertreter der Arbeits- welt tragen solche Massnahmen mit.Interview und Kommentar Seite 11Schweiz, Seite 11
Neuer Oppositionschef in Italien gewählt Bersani wird Vorsitzender des PD bam.Rund drei Millionen Anhänger des Partito Democratico (PD), der grössten Oppositionspartei Italiens, ha- ben Pier Luigi Bersani zu ihrem neuen Parteichef gewählt. Der 58-jährige ehe- malige Industrieminister ging mit 52 Prozent der Stimmen als klarer Sieger aus der Abstimmung hervor. Auf Ber- sani wartet nicht nur die schwierige Auf- gabe, den Italienern eine Alternative zum Mitte-Rechts-Lager Berlusconis zu bieten. Er muss auch dafür sorgen, dass nicht zu viele unzufriedene Christlich- demokraten die Partei aufgrund seines sozialdemokratischen Kurses verlassen.International, Seite 5
Allfinanzkonzern ING wird aufgespalten Restrukturierung unter EU-Druck Ht.Die niederländische Allfinanz- Gruppe ING wird ihr Versicherungs- geschäft spätestens per Ende 2013 ab- stossen und sich auf die europäische Banksparte konzentrieren. Dies ist der Hauptpfeiler eines am Montag veröf- fentlichten Restrukturierungsplans. Die EU fordert solche Pläne für Unterneh- men, die wie die ING Staatshilfe erhal- ten. Der Konzern war bisher ein Parade- beispiel für das Allfinanzmodell, das Bank- und Versicherungsaktivitäten un- ter einem Dach vereinigt, laut ING dem veränderten Umfeld aber nicht mehr angemessen ist. Die Gruppe will zudem ihr Kapital um 7,5 Milliarden Euro er- höhen, um die vorzeitige Rückzahlung eines Teils der Staatshilfe zu finanzieren.
Wirtschaft, Seite 25 Meinung & Debatte, Seite 23
Konkurs von Capmark Gefahr für US-Regionalbanken C. H.In den USA mehren sich die An- zeichen dafür, dass vom Markt für ge- werbliche Immobilien erhebliche Gefah- ren für regionale Banken und für spezia- lisierte Hypothekargesellschaften ausge- hen. Wegen sinkender Mieteinnahmen können viele Besitzer von Shopping- Malls oder Bürogebäuden ihre Hypothe- ken nicht mehr bedienen. Erst am Sonn- tag hatte mit Capmark einer der grössten Finanzierer gewerblicher Immobilien in den USA Insolvenz beantragen müssen.
Wirtschaft, Seite 25«Reflexe», Seite 26 Künftige deutsche Regierung als ChanceSympathie für die Schweiz nyf.Die vergangenen vier Jahre unter der Führung des schwarz-roten Kabi- netts von Kanzlerin Merkel brachten eine herbe Abkühlung in der Beziehung zwischen der Schweiz und Deutschland.
Die neue bürgerliche Regierung lässt nun auf ein Tauwetter hoffen. Nicht nur hat sich mit Peer Steinbrück eine Reiz- figur aus dem Kabinett verabschiedet.
Sowohl sein Nachfolger Wolfgang Schäuble als auch der designierte Aus- senminister Guido Westerwelle und der künftige Verkehrsminister Peter Ram- sauer sind der Schweiz gewogen.
Schweiz, Seite 13 Eine bosnische Muslimin trauert anlässlich des Gedenktags im vergangenen Juli neben dem Sarg ihres Verwandten – er ist eines von 534 neu identifizierten Opfern des Massakers von Srebrenica im Jahr 1995. DAMIR SAGOLJ / REUTERS
49 Freitag, 16. Oktober 2009Nr. 240
FEUILLETON
Neuö Zürcör ZäitungVENEZIANISCHE ANSICHTEN VENEZIANISCHE ANSICHTEN Zum hundertsten Geburtstag des Malers Rolf G ´erard des Malers Rolf G ´erard des Malers Rolf G ´ Feuilleton, Seite 50
BILDER DES GRAUENS Eine Ausstellung über den Ersten Weltkrieg in Comics Pop und Jazz, Seite 51 Pop und Jazz, Seite 51
REISEN UND FREIZEIT Saudiarabien öffnet sich für westliche Touristen Seite 62 BLICKE IN DIE FRÜHE WERKSTATT Materialien aus dem Archiv von Wolfgang Hilbig Feuilleton, Seite 53
Weisheit ist nichts, was man festhalten kann
Ein Besuch bei der Schriftstellerin Toni Morrison in New York Nach der afroamerikanischen Literatur- nobelpreisträgerin hat Amerika jetzt auch seinen ersten farbigen Präsidenten. Toni Morrison spricht über Barack Obama und den Mentalitätswandel in den USA.
Bernadette Conrad Wären da nicht die frischen Blumen, üppige Ge- stecke mit Lilien auf den Tischen – man könnte sich in der Luxussuite eines Hotels wähnen. Eines Hotels freilich mit künstlerischem Anspruch; dar- auf würden die schönen afrikanischen Kunstwerke hinweisen. Aber sonst? Ein grosszügiger Raum mit Sitzecke, hinten eine Treppe, die zur Galerie führt;
nichts Persönliches. Belebt wird er einzig durch seine Besitzerin, Toni Morrison, 78, die mit freund- lichem Lächeln und mühsamem Schritt zur Tür kommt und die Besucherin willkommen heisst.Als Toni Morrison in den frühen 1980er Jahren das Apartment in Soho erwarb, waren ihre inten- sivsten New Yorker Jahre bereits vorbei. Nach 17 Jahren verlegerischer Arbeit bei Random House ging sie einen Schritt tiefer ins Schreiben hinein – und damit auch ein paar Schritte aus New York heraus. Ihr Haus am Hudson River ist seither ihr wichtigster Lebensort geworden, und auch Prince- ton, die Universität, an der sie seit 1989 lehrt. Sie sei nicht mehr oft in New York, bestätigt Morrison,
«aber wenn ich keinen Platz hier hätte, würde mir etwas fehlen». Sie liebe die Strassen hier, ergänzt die Autorin noch, es sei «eines der letzten Stücke echtes Manhattan». Viele Afroamerikaner, viele Chinesen in diesen Strassen, in denen Soho, China- town und Little Italy dicht beieinander liegen.Der riesige, wuchtige Bau, in dem Morrison wohnt, war zunächst ein Verwaltungsgebäude der Polizei, 1910 im protzig neobarocken Stil erbaut.
Als die Stadt es an private Investoren verkaufte, er- zählt Morrison, machte sie die einzige Auflage, dass ein Teil des Gebäudes weiter den Menschen aus dem Quartier offenstehen müsse. «Als ich hier einzog, waren die Mieter dieser Idee gegenüber voller Feindseligkeit. Sollen die Leute doch wo- anders hingehen, sagten sie, und ich dachte bei mir:
Nein, es ist doch ihreneighbourhood!Jetzt gibt es im ersten Stock eine Art Bürgertreff für ältere Leute, die Frauen aus dem Viertel kommen rein, trinken Tee – wenigstens ein kleiner Sieg.»
Hoffnungsträger Obama In Amerika ist Ende 2008 Morrisons neuer Roman erschienen. «A Mercy» spielt im späten 17. Jahr- hundert. Noch in keinem ihrer bisherigen acht Romane ging die Autorin zeitlich so weit zurück.
«Die Frage, die mich bei diesem Buch beschäftigte, war: Wann hatte die Verbindung von Sklaverei und Rassismus begonnen? Sklaverei an sich war damals nichts Spezielles – es gab sie überall auf der Welt.
Aber die Hierarchie von Weiss vor Schwarz, die entstand erst langsam. Wie kam es dazu?»November 2008 war nicht nur der Monat, in dem ihr Roman erschien; es war auch der Monat, in dem Amerika mit Barack Obama seinen ersten far- bigen Präsidenten wählte. Zufall? Vermutlich nicht ganz. Spätestens seit Januar 2008 existierte eine Verbindung zwischen Obama und Morrison – und sie beruhte nicht auf der Hautfarbe. «Ich würde Sie nicht unterstützen», schrieb Morrison damals an Obama, «wenn dies das Einzige wäre, was Sie zu bieten hätten. Aber noch über Intelligenz, Integri- tät und seltene Authentizität hinaus stehen Sie für etwas, das nichts mit Alter, Erfahrung, Rasse oder Geschlecht zu tun hat: Dies Etwas ist kreative Vor- stellungskraft, die, zusammen mit Brillanz, Weis- heit ergibt.»Nach Weisheit, ergänzt Morrison nun, könne man zwar streben – anders als nach Genie; und doch sei Weisheit etwas anderes als Wissen. «Weis- heit ist flüssig, beweglich; sie verändert sich, man besitzt sie nicht, sondern kann sie wieder verlieren.
Bei Obama bedeutet sie, dass er sich an die Grund- lagen von Problemen traut, an die Wurzeln. Und nicht nur das, er schaut sich den ganzen Wald an, nennt Korruption beim Namen. Er ist offen, ver- letzbar – das ist eine ganz besondere Art von Mut.»
Wichtig für ihre Faszination, sagt Morrison, sei auch ihre Entdeckung des Autors Barack Obama gewesen. «Wie gut er schreibt! Das hat mich schnell für ihn eingenommen.»Obama weise Fähigkeiten auf, die ein Land im tiefen Krisenzustand brauche, sagt die Autorin; es
wäre ein Luxus gewesen, sich angesichts dessen auf Hautfarbe oder Geschlecht zu kaprizieren. Aber was, fragt Toni Morrison, wenn er wirklich so gut ist, wie er scheint? «Das würde dann den Leuten wirklich Angst machen. Sie müssen ihn verherr- lichen oder dämonisieren, um das auszuhalten.»
Ihr selbst machen die übersteigerten Ansprüche an den Präsidenten Sorge – «ist es denn nie genug?»
Als die Rede auf die unsäglichen Attacken kommt, mit denen Obama verleumdet wird, winkt Morri- son müde ab: «Es ist die Gruppe jener Amerika- ner, die enorme Angst vor dem Verlust ihrer Privi- legien haben. Tief gestörte Leute, die das fürchten, was unabwendbar ist: Dies Land wird in 30 Jahren eine weisse Minderheit haben.»
Postmoderner Rassismus Was natürlich nicht heisse, dass die Zeiten rassisti- scher Benachteiligung vorbei seien. «Ich las neu- lich, der postmoderne Rassismus habe eine neue, andere Sprache. Die Leute wissen vielleicht nicht mal, was Nazi bedeutet. Es braucht kein Bedeu- tungssystem dahinter, keine Ideologie.» Anderer- seits ist Rassismus, spätestens seit Obama, sichtba- rer, anklagbarer geworden. Als vor einigen Mona- ten Morrisons Kollege Professor Henry Louis Gates aus Harvard festgehalten wurde, weil man ihn des Einbruchs in sein eigenes Haus verdäch- tigte, gab dies nicht nur eine grosse Geschichte in den Medien. Präsident Obama traf sich nachher mit Gates und dem Polizisten zum Gespräch. Für die Jungen hingegen, stellt Morrison fest, habe sich der Umgang mit dem Thema längst geändert.
«Meine Studenten in Princeton sind gelangweilt, wenn es ums Thema Rassismus geht. Sie wissen
nicht, wovon ich rede, es ist nicht Teil ihrer Lebens- welt, die aus Musik, Sport, Filmen besteht. Und auch ihre Intelligenz rät ihnen: Stopp, in diese Richtung gehen wir nicht. Das ist eine Sackgasse.
Die traditionelle Weise, darüber zu denken, hat sich erledigt. Schwarz, weiss, asiatisch, japanisch – für sie ist das kein Problem, für sie ist das cool.»
Mentalitätswandel Für Toni Morrison ist das letzte Jahr als Dozentin in Princeton angebrochen. Darauf angesprochen, lacht sie. «Das sage ich, seit ich 65 bin. Jetzt hat man mir ein verführerisches Angebot gemacht:
Noch ein Jahr bleiben zu dürfen, ohne zu unterrich- ten – aber mit eigenem Raum und meiner Sekretä- rin. Im Übrigen habe ich immer sehr gern unter- richtet. Man sieht die Zeiten sich ändern. Als ich in Princeton anfing, gingen die Studenten nachher an die Wall Street und wurden Anwälte, meine Kurse hatten keine Bedeutung für sie. Heute sind sie viel sozialer engagiert; sie sehen sich selbst nicht mehr nur als Manager oder Managerin. Fast jeder geht für ein paar Monate nach Afrika. Fast scheint es mir Routine, wie ein kleiner Orden, den jeder an der Brust haben muss. Manchmal möchte ich ihnen sagen, geht doch nicht so weit weg; auch in New Orleans werden Leute gebraucht. Oder arbeitet mit den Obdachlosen, die mehr und mehr in die kriminelle Ecke gedrängt werden.»
Auch ihre Bücher würden heute anders gelesen, findet Morrison. «Früher gab es fast nur die sozio- logische Lesart. Immer noch kommt es vor, dass mir Leute sagen: Ihre Bücher sind so traurig. Aber ich frage mich, ob dieser Blick auf meine Bücher nicht mit dem geringen Wert zu tun hat, den man
Wissen generell beimisst. Denn das gibt es in jedem meiner Bücher: Jemand, der etwas lernen, etwas verstehen muss, das man am Anfang noch nicht wusste.»Das ist auch in Morrisons neuem Roman «A Mercy» der Fall: Die junge Florens wird von ihrer Mutter, einer portugiesischstämmigen Sklavin, in einer Notsituation einem weissen Farmer über- lassen und ist fortan getrieben vom Drang, sich anderen in symbiotischer Nähe zu unterwerfen. Bis sie am Tiefpunkt ankommt. Immer wieder in Mor- risons Romanen machen ihre – meist weiblichen – Hauptfiguren drastische Vernichtungserfahrungen durch – und doch tragen die Bücher Titel wie
«Paradise», «Love», und nun: «A Mercy». Für Morrison war wichtig, dass ihr Buch nicht einfach
«Mercy», sondern «A Mercy» hiess. «Ich suchte lang nach etwas, was nur Menschen können – nicht charity,nicht Mitgefühl, nicht Gnade, sondern eine Geste von Freundlichkeit und Sorge, für die man nichts zurückbekommt. Es hat mit der spezifisch menschlichen Fähigkeit zu tun, für einen Fremden zu sorgen. Das Gute ist, finde ich, komplizierter und interessanter als das Böse. Ich weiss nicht, was es ist. Aber ich versuche es herauszufinden.»Unser Gespräch hat fast zwei Stunden gedauert.
Toni Morrison hat ein paar Zigaretten geraucht, und oft gelacht, was manchmal eher traurig klang und manchmal einfach müde. Am Ende rief sie ihren Chauffeur an und jemanden von der Haus- verwaltung, der ihr half, die prächtigen Blumen- gebinde in den Wagen zu bringen. Ihre Hüfte tut weh, sie ist nicht mehr gut zu Fuss, sie lässt sich in den Wagen fallen und lächelt freundlich zum Ab- schied – im Gesicht noch immer einen Schimmer jugendlicher Schönheit.
Toni Morrison in ihrer Wohnung in Manhattan. JEAN-CHRISTIAN BOURCART / GETTY
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Mittwoch, 28. Oktober 2009Nr. 250
WIRTSCHAFT
Neuö Zürcör Zäitung SCHINDLER UNGERÜHRT Mit verbesserter Ertragskraft der Flaute entgegen Wirtschaft, Seite 29
AUF WACKELIGEN BEINEN Gestoppte Abwärtsbewegung lässt Hoffnung aufkommen Fokus der Wirtschaft, Seite 31
WIEDER NETTO-ZUFLÜSSE Licht am Ende des Tunnels für Anlagefonds Börsen und Märkte, Seite 33 Börsen und Märkte, Seite 33
SPORT 6:7 – die ZSC Lions und Lugano bieten Unterhaltung Seite 48 Hennen mit
goldenen Eiern Grossfirmen in der Schweiz 58 Unternehmen erbrächten total 12% der gesamten Steuereinnah- men in der Schweiz. Dies sagen der Wirtschaftsverband Econo- miesuisse und die Beratungs- firma PWC. Deren Rechnung lässt aber einige Fragen offen.
hus.Man solle die Hennen nicht schlachten, welche die goldenen Eier legen. Das sagt der Wirtschaftsdachver- band Economiesuisse. Die goldenen Eier legen laut dem Verband vor allem die Unternehmen und die gut verdie- nenden Privatpersonen. Laut einer Eco- nomiesuisse-Studie von 2007 tragen die Unternehmen und das «oberste» Fünf- tel der Privatpersonen total 57% zu den Einnahmen der öffentlichen Haushalte bei. Nun hat Economiesuisse nachge- doppelt und am Dienstag zusammen mit der Beratungsfirma Pricewater- houseCoopers eine zusätzliche Analyse zu den Steuerbeiträgen der grossen Schweizer Firmen vorgelegt. Die Basis ist eine Umfrage, an der sich 58 der 500 grössten Firmen beteiligt haben. Die Hauptbotschaft: Diese 58 Firmen liefer- ten im Jahr 2007 total rund 22 Mrd. Fr.
an Steuern und Sozialversicherungsbei- trägen ab – was fast 12% des Totals für die ganze Schweiz ausmachte.
Offensive Berechnungsart Das klingt beeindruckend. Ermöglicht wird die Aussage durch die besondere Art der Berechnung. Diese umfasst nicht nur die von den Unternehmen selbst getragenen Steuern und Sozial- versicherungsbeiträge (wie Gewinn- steuer,AHV-Arbeitgeberbeiträge, Mehrwertsteuer, Kapitalsteuer usw.), sondern auch die von Dritten eingetrie- benen und an den Staat abgelieferten Beträge(wieVerrechnungssteuer, AHV-Arbeitnehmerbeiträge, Mineral- ölsteuer usw.) sowie die von den Fir- menmitarbeitern bezahlten Steuern auf ihren Löhnen.Die Sache wirkt zum Teil etwas aben- teuerlich. Laut der Studie lieferten die befragten Unternehmen zum Beispiel total rund 9 Mrd. Fr. an Verrechnungs- steuern ab. Doch dem Staat verblieben netto schätzungsweise nur 1,2 Mrd. Fr.
«Gelbe Flammen» bei Schweizer Banken
Zunehmend aggressive Kampagne und Razzien zur Repatriierung von Fluchtgeld nach Italien Italien zieht alle Register, um den Tessiner Finanzplatz «tro- ckenzulegen», wie es Finanz- minister Tremonti formulierte.Wie viel Geld zurückfliessen wird, lässt sich kaum abschätzen.
Tz. RomÜberwachungskameras an der Grenze, Geheimdienst- und andere Schnüffelmissionen zur Aufdeckung von Steuersündern. Und nun am Dienstag auch noch eine beispiellose Grossrazzia der Finanzpolizei (der sogenannten
«gelben Flammen») bei zahlreichen Schweizer Bankfilialen im Belpaese, um Steuerflüchtlinge noch weiter zu verun- sichern und dazu zu veranlassen, bei der Steueramnestie möglichst inländische Bankinstitute zu nutzen. Die italieni- schen Behörden wollen offenkundig alle Register ziehen, um den Finanzplatz Tessin trockenzulegen, wie es der Wirt- schafts- und Finanzminister Tremonti, der Architekt der bereits dritten Amnes- tie sei 2001, unlängst formulierte.Wie stark der Finanzplatz Tessin, wo der Grossteil des Fluchtgelds vermutet wird, von der neuen Amnestie getroffen wird, lässt sich noch kaum zuverlässig abschätzen. In Lugano wird zwar kei- neswegs ausgeschlossen, dass beim neusten «scudo fiscale», wie in Rom ge- hofft wird, weltweit Vermögenswerte in der Höhe von 100 Mrd. € deklariert
werden, was der Staatskasse 5 Mrd. € bringen würde. Wie viel Geld effektiv aus der Schweiz nach Italien zurück- fliesst, ist eine andere Frage. Erfah- rungsgemäss warten viele Kunden mit dem Entscheid bis zur letzten Minute.
Hinzu kommt, dass die italienischen Be- hörden schon früher die Regeln selbst nach Beginn der Amnestie nochmals re- vidiert hatten. Es ist möglich, dass etwa die Frist zur Beteiligung an der Amnes- tie über den 15. Dezember hinaus ver- längert wird. Laut Tessiner Bankiers wurden bisher nur relativ kleine Be- träge abgezogen. Italienische Banken behaupten, dass reumütige Steuersün- der bei ihnen Schlange stünden. Offen- kundig üben sich beide Seiten in psy- chologischer Kriegsführung.Bei der Tessiner Bankiervereinigung hofft man, dass mindestens jeder zweite Kunde die Option einer nur rechtlichen Repatriierung nutzen wird, bei der das Kapital vor Ort bleibt. Bei dieser Rege- lung genügt es, dass die steuerrecht- lichen Verpflichtungen treuhänderisch einem Intermediär in Italien übertragen werden. Viele Kunden sind allerdings Unternehmer, die wegen der Rezession oft unter grosser Liquiditätsnot leiden.
Umgekehrt könnte die Kapitalflucht schon bald wieder einsetzen, was un- längst auch etwa die Banca d'Italia zu bedenken gab. Tatsächlich dürfte der Steuerdruck in Italien noch etliche Jah- re sehr hoch bleiben.
Keine Entwarnung im Schweizer Bau-und Immobilienmarkt Das Gröbste steht noch bevor – eher milder Rückgang prognostiziert Während das Gros der Schweizer Wirtschaft die Talsohle bereits durchschritten hat, stehen dem Bau- und Immobilienmarkt die schwierigsten Zeiten wohl noch bevor. Laut dem neuesten Immo- Monitoring dürfte der Einbruch allerdings eher milde ausfallen.
am.Glaubt man den Prognostikern, so hat die Schweizer Wirtschaft in dieser Rezession das Schlimmste überstanden.
kungen eines Konjunktureinbruchs ty- pischerweise erst mit ein bis zwei Jahren Verspätung voll zu spüren bekomme.
Die Krise im Immobilienbereich sei mithin nicht ausgestanden, sondern ste- he erst bevor.Die Analyse der Konjunktureinbrü- che der 1970er und 1990er Jahre macht jedoch gemäss den Autoren auch deut- lich, dass die Folgen der gegenwärtigen Rezession für die Immobilienbranche wohl vergleichsweise milde ausfallen werden. Grund dafür ist, dass die Marktentwicklung in den vergangenen
ten Halbjahr bereits um 6,6% nach, während sich die Altwohnungen – wel- che die überwiegende Zahl der angebo- tenen Wohnungen bilden – um 1,2%
verteuerten (vgl. Grafik). Auch die Marktliquidität nahm bei den Neu- wohnungen stark zu, was auf einen zu- nehmenden Angebotsüberhang hin- deutet. Mit sinkenden Preisen ist ge- mäss der Studie vor allem in den Regio- nen Basel, Bern und Westschweiz zu rechnen sowie in schwächerem Aus- mass in Zürich, der Ost- und der Süd- schweiz. Lediglich am Genfersee und
anders als bei den Miet- und Eigentums- wohnungen – die älteren Objekte aus, von denen viele als «Occasionen» auf den Markt kommen, was mit dem Generationenwechsel beim ausgedehn- ten Bestand an Häusern aus dem Bau- boom der 1960er und 1970er Jahre zu tun hat. «Reflexe» Seite 26
* Immo-Monitoring 2010/1, Herbstausgabe. Erhältlich bei derWüest & Partner AG in Zürich.
Der italienische Wirtschafts- und Finanzminister Tremonti.AUGUSTO CASASOLI A3 / CONTRASTO
INDEX.........
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Der Immobilienmarkt der «Neuen Zürcher Zeitung», 23. 10. 2009www.nzzdomizil.ch
sich mit den Jahren ein schöner lila- weiss-gelber Teppich bildet.Die Pflanzlöcher sollten jeweils etwa die doppelte Zwiebelgrösse haben; die kleinen Krokusse sind also relativ schnell in der Erde. Wichtig ist ein scharfes Werkzeug, am besten eine Handschaufel mit langer und schmaler Fläche. Ist die Zwiebel in der Erde, wird die ausgestochene Grasnarbe wie- der darübergelegt und angedrückt. Für
die Zwiebel wohl verfaulen. Gerade solche empfindlichen Arten und Sorten eignen sich auch für die Topfkultur. In grösseren Gefässen kann man Krokus- se zum Beispiel mit den früher blühen- den gelben Winterlingen (Eranthis) oder Schneeglöckchen kombinieren.
Die Immobilienplattform:
www.nzzdomizil.ch Vermietung Wohnen . . . . Stadt und Kanton Zürich 6 . . . .
Übrige Schweiz 6
Übrige Schweiz 6
. . . . Vermietung Büro und Gewerbe . . . . Stadt und Kanton Zürich 7 . . . .
Übrige Schweiz 7
Übrige Schweiz 7
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Karriere nach dem Lustprinzip 18 . . . .
ArbeitskraftPedro Lenz
Das Spezielle am Spezialistentum
Der Kunde wollte eines dieser digitalen Radio- geräte erwerben. Er habe gehört, es gebe jetzt ein neues DAB- System, sagte er zum Verkäufer. Das sei tatsächlich so, bestä- tigte der Verkäufer. Ob er sich denn so ein Gerät einmal ansehen dürfe, fragte der Kunde. Selbstverständlich durfte er.
Und schon sehr bald wurde einem als neutraler Beobachter dieses Verkaufs- gesprächs klar, dass der Kunde einiges mehr über digitale Radiogeräte wusste als der bedauernswerte Angestellte des Fachgeschäfts. Es gab nämlich kaum eine Kundenfrage, die der Verkäufer befriedigend beantworten konnte. Erst nach minutenlangem Gestotter brachte der Verkäufer den befreienden Satz hervor: «Vielleicht ist es besser, wenn ich einen Kollegen rufe, ich selbst bin drum nicht unbedingt auf solche Ge- räte spezialisiert.» Rasch war ein zwei- ter, vermeintlich spezialisierterer Ver- käufer zur Stelle. Aber auch er wusste nur so viel, wie er laufend von der Pro- duktbeschreibung ablesen konnte. Es tue ihm leid, gab er nach einer längeren Weile zu, er sei halt eher auf Musik- anlagen spezialisiert. Gerne sei er je- doch bereit, einen anderen Kollegen zu rufen, der wirklich ein Spezialist für Radios sei. Der dritte Verkäufer erwies sich schliesslich als kompetent, so dass der Kunde seinen Kauf doch noch täti- gen konnte.Von aussen betrachtet, könnte auf- grund der beschriebenen Episode leicht an der Kompetenz des Verkaufsperso- nals in jenem Fachgeschäft gezweifelt werden. Das wäre freilich ungerecht, denn die beiden ersten Verkäufer er-
wiesen sich in anderen Teilgebieten als äus- serst eloquente Exper- ten. Im Wirtschafts- zweig der Unterhal- tungselektronik gibt es vermutlich einfach viel zu viele Geräte, als dass einer allein die Übersicht be- halten könnte. In dieser Hinsicht gleicht die Unterhaltungselektronik der Medi- zin. Es braucht immer mehr ausgewie- sene Spezialisten, und die Teilbereiche, die ein einzelner Spezialist überblicken kann, werden stets kleiner.Doch anders als in der Medizin, wo die Ärzte die Arbeit tatsächlich in Spe- zialgebiete aufteilen, müssen die Ver- käufer im Elektronikgeschäft zumin- dest eine Weile lang so tun, als wüssten sie zu allem alles. Im beschriebenen Fall hat das nicht geklappt, weil der Kunde ein beachtliches Vorwissen hatte. Wäre dieser Kunde jedoch ein vollkommener Laie gewesen, hätte ihm das Gestotter des ersten oder das Basiswissen des zweiten Verkäufers wohl füglich ge- reicht. Deswegen muss das Verkaufs- personal in solchen Geschäften nicht nur über technisches Spezialwissen ver- fügen. Die Verkäuferinnen und Verkäu- fer müssen notfalls auch in der Lage sein, ein solches Wissen vorzutäuschen.
Ausserdem müssen sie rechtzeitig mer- ken, wann ihr Täuschungsmanöver zu scheitern droht und ein Kollege bei- gezogen werden sollte. Mit anderen Worten: Wer in einem Fachgeschäft für Unterhaltungselektronik im Verkauf tätig ist, muss in sehr vielen Dingen Spezialist sein. Wir wissen das jetzt.
Dass es auch denen bewusst ist, die das Verkaufspersonal entlöhnen, dürfen wir allerdings bezweifeln.
Fortsetzung Seite e 5 Hansueli Loosli, 54, ist seit 2001 Vor- sitzender der Geschäftsleitung Coop.
Der gelernte Kaufmann, der auch eid- genössisch diplomierter Experte für Rechnungslegung und Controlling ist, stiess 1992 zu Coop Schweiz, damals als Direktor Warenbeschaffung Non- Food. Gleichzeitig war er geschäfts- führender Direktor von Coop Zürich.
Loosli ist verheiratet und Vater von zwei erwachsenen Kindern.
Coop hat im Jahr 2008 einen Detail- umsatz von 18,15 Milliarden Schweizer Franken erwirtschaftet. Der genossen- schaftlich organisierte Betrieb zählt 53 880 Beschäftigte und rund 2,5 Mil- lionen Genossenschaftsmitglieder (Haushalte). Das Detailhandelsunter- nehmen mit 1885 Verkaufsstellen weist Bruttoinvestitionen von jährlich rund einer Milliarde Franken aus.
Arbeitswelten:Bescherung – für die über 500 Besucher des 80. Schweizer Medienballs vom 31. Oktober im Hotel Dolder Grand in Zürich werden die Geschenke vorbereitet.KARIN HOFER / NZZ
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«Mein grösstes schuli- sches Drama? Beim Abschreiben vom Lehrer erwischt zu werden.»
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«Mich stört die Intoleranz gegenüber Minderheiten»
33 Fragen an Hansueli Loosli, Vorsitzender der Geschäftsleitung von Coop NZZexecutive:Herr Loosli, welches war Ihr Traumberuf als Kind?Hansueli Loosli:Da ich die Natur und Tiere liebe, wollte ich früher immer Bauer werden.
Was haben Sie in der Schule für das Leben gelernt?Ohne Fleiss kein Preis.
Welches war das grösste schulische Drama für Sie?Beim Abschreiben vom Lehrer er- wischt zu werden.
Haben Sie als Schüler gemogelt?Selten (siehe oben) – ganz nach dem Motto «Gebranntes Kind scheut das Feuer».
Auf welche ausserschulische Leistung in Ihrer Jugend sind Sie noch heute beson- ders stolz?Auf sportliche Erfolge, weil sie auch erarbeitet werden mussten.
Welche Ausbildung würden Sie nach- holen, wenn Sie die Möglichkeit dazu hätten?Klavierunterricht und das Erlernen der italienischen Sprache.
Wer hat Sie am meisten gefördert?Meine Eltern.
Was gefällt Ihnen an Ihrer Arbeit?Die Zusammenarbeit mit den unter- schiedlichsten Menschen in einem höchst dynamischen und sehr kreati- ven Umfeld. Jeden Tag mit neuen Situationen konfrontiert zu sein, und dies in einer Wirtschaftsbranche – dem Detailhandel –, in der alle
Schweizerinnen und Schweizer mit- reden können.
Was würden Sie als Ihren grössten be- ruflichen Erfolg bezeichnen?Die Neuausrichtung der Coop vor genau acht Jahren. Damals wurde auf einen Schlag aus vielen kleineren Ge- nossenschaften eine schlagkräftige grosse Genossenschaft mit eindeuti- gen Strukturen.
Wenn Sie an Ihr erstes Bewerbungs- gespräch zurückdenken: Woran erin- nern Sie sich noch?
In erster Linie an meinen Schweiss- ausbruch.
Wie viele Stunden arbeiten Sie durch- schnittlich pro Tag?Die Stundenzahl ist irrelevant, es zählen nur die erzielten Ergebnisse.
An welchem Ort können Sie am besten arbeiten, und warum?Am Pult kann ich konzentriert Pen- denzen abarbeiten; ausserhalb des Büros erhalte ich neue Impulse, zum Beispiel im Gespräch mit Mitarbeiten- den und Kunden, aber auch durch Be- obachtungen.
Wöchentliche Spezialthemen
Marktplätze (als separate Bünde)
Montag Gesellschaft und Bildung (mit Campus und Karriere) Dienstag Medien
Mittwoch Forschung und Technik
Donnerstag Mobil · Digital
Freitag Reisen und Freizeit
Samstag Literatur und Kunst, Spiele
Bundstruktur und Beilagen (2 von 2) 6
Sonderbeilagen und Sonderthemen
Übersicht unter www.nzzwerbung.ch/produkte/beilagen/nzz.
Magazine
SERVICEMANAGER–DIE WELTENBUMMLER UNTER HOCHSPANNUNG VETERINÄRMEDIZIN–ÄRZTE FÜRS LIEBE VIEH IM STALL UND AUF DEM SCHOSS September 2010, Fr. 5.–
www.nzz-campus.ch Das Magazin der «Neuen Zürcher Zeitung» für Studium und Karriere
BOLOGNA
Studieren in Klöstern und Palästen und Ringen um die Reform der Reform
ausgabe september 2010
die schönen seiten
ein modischer stil Paso doble
Jubiläum Zegna wird 100 Jahre
alt trends die besten herbst-looks von den laufstegen
Nr. 2
NZZ-Chronik 2009 Der Jahresrückblick der «Neuen Zürcher Zeitung»
Fr. 12.- / € 9.-