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Weihnachten bei Wagners. Deutsche Weihnacht. Ein Familienalbum

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Academic year: 2022

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Dokserver des Zentrums für Zeithistorische Forschung Potsdam e.V.

http://zeitgeschichte-digital.de/Doks

Mirjam Judit Langer

Weihnachten bei Wagners. „Deutsche Weihnacht. Ein Familienalbum 1900-1945“

https://doi.org/10.14765/zzf.dok-1581

Archiv-Version des ursprünglich auf dem Portal Visual-History am 23.12.2016 mit der URL:

https://www.visual-history.de/2016/12/23/weihnachten-bei-wagners/

erschienenen Textes

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VISUALHISTORY

Online-Nachschlagewerk für die historische Bildforschung

WEIHNACHTEN BEI WAGNERS

„Deutsche Weihnacht. Ein Familienalbum 1900-1945“

Buchcover: Birgit Jochens (Hrsg.) Deutsche Weihnacht. Ein Familienalbum 1900-1945, Nicolai Verlag Berlin 2006

Wir w issen nicht viel über Richard Wagner und seine Frau Anna – nur, dass er Bahnangestellter w ar und begeisterter Hobbyfotograf. Alles andere können w ir vermuten und durch unser Vorw issen ableiten. Im Jahre 1900 begann das Ehepaar Wagner vor Weihnachtsbaum und Geschenken per Selbstauslöser Fotos von sich zu schießen. Der gekonnt in Szene gesetzte Gabentisch sollte zu einer 44-jährigen Tradition w erden.

Birgit Jochens präsentiert als – Herausgeberin – in ihrem Buch „Deutsche Weihnacht.

Ein Familienalbum 1900-1945“ die Fotografien von Anna und Richard Wagner. Die Bilder lassen Rückschlüsse auf die w irtschaftlichen und gesellschaftlichen Begebenheiten des jew eiligen Jahres zu. Zusammen mit zeitgenössischen Zeitungszitaten verbindet Jochens die Bildbew eise und schriftlichen Quellen, um diese in einen größeren Zusammenhang zu bringen.

Das erste Bild, aus dem Jahr der Jahrhundertw ende, zeigt die frisch Verheirateten in ihrer Wohnung in Essen, zusammen mit Katze Mietze. Die Geschenke fallen in diesem Jahr noch klein, aber fein aus. Gebäck und w eihnachtliche Früchte stehen auf dem 23. Dezember 2016

Mirjam Judit Langer Rubrik: Rezensionen

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Tisch neben einem Postkartenalbum.

Weihnachten 1900, in: Birgit Jochens (Hrsg.), Deutsche Weihnacht. Ein Familienalbum 1900-1945, Berlin 2006 (© Nicolai Verlag/Museum Charlottenburg-Wilmersdorf, veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung)

Acht Jahre später kann man mehr Gaben auf den Bildern erkennen. Frau Wagner bekam von ihrem Mann einen Hut, eine moderne Bluse und ein neues Jackett. Es scheint, als sei Richard Wagner erfolgreich in seinem Beruf, sodass die Eheleute sich, trotz der hohen Steuern des Jahres 1908, einen gew issen Standard leisten können.

„Die Steuerpolitik macht sich jetzt bereits auf den Honigkuchen breit“, meldete zum Beispiel die „Charlottenburger Neue Zeit“ am 11.12.1908.[1]

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Weihnachten 1908, in: Birgit Jochens (Hrsg.), Deutsche Weihnacht. Ein Familienalbum 1900-1945, Berlin 2006 (© Nicolai Verlag/Museum Charlottenburg-Wilmersdorf, veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung)

Mitten im Ersten Weltkrieg, mittlerw eile in einer Wohnung in Berlin-Schöneberg zu Hause, feierten Wagners 1917 ein sehr kaltes Weihnachten. Der Kohlenmangel machte ihnen und Millionen anderen in Europa zu schaffen. Dem Ehepaar blieb nichts anders übrig, als in ihren Wintermänteln vor dem Gabentisch zu posieren. Die anfängliche Euphorie über den Krieg – 1914 gab es noch eine Karte mit Truppenbew egungen als Geschenk – hatte sich bei vielen gew andelt, und Entbehrung w ar an ihre Stelle getreten.

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Weihnachten 1917 bei Kohlenmangel, in: Birgit Jochens (Hrsg.), Deutsche Weihnacht. Ein Familienalbum 1900-1945, Berlin 2006 (© Nicolai Verlag/Museum Charlottenburg-Wilmersdorf, veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung)

Sieben Jahre später, nach der Inflation der Nachkriegsjahre, kann man langsam eine Besserung erkennen, sodass sich das Ehepaar w ieder mit einem vollen Gabentisch präsentiert. Der Weihnachtsbaum hat eine beachtliche Größe, und der bürgerliche Wohlstand ist im Hause Wagner w ieder eingekehrt.

Weihnachten 1924, in: Birgit Jochens (Hrsg.), Deutsche Weihnacht. Ein Familienalbum 1900-1945, Berlin 2006 (© Nicolai Verlag/Museum Charlottenburg-Wilmersdorf, veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung)

Auf dem Foto des Jahres 1927 erkennt man die deutlich gealterten Eheleute vor einem

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reich gedeckten Tisch. Auch Richard Wagner w ar dem Werbe-Slogan sei „Dame und Hausfrau“[2] der Firma AEG erlegen und schenkte seiner Frau einen elektrischen Staubsauger. Zum ersten Mal brannten auch elektrische Weihnachtskerzen am reich geschmückten Baum.

Weihnachten 1927, in: Birgit Jochens (Hrsg.), Deutsche Weihnacht. Ein Familienalbum 1900-1945, Berlin 2006 (© Nicolai Verlag/Museum Charlottenburg-Wilmersdorf, veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung)

Die zw ei Weltkriege, die damit einhergehende Inflation der 1920er-Jahre und der Kohlenmangel machten es Anna und Richard Wagner nicht immer leicht, ihre gemeinsame Zeit rund um das Weihnachtsfest zu genießen. Anhand der Bilder sieht man, dass es dem Ehepaar trotz allem gelang, für die Fotografien eine gute Stimmung zu erzeugen, einfach gesagt, das Beste aus ihrer Situation zu machen. Die Sammlung der Aufnahmen endet mit einem letzten Abzug von Anna Wagner aus dem Jahr 1945, unter dem ihr Mann vermerkt, dass sie mit Kleidung nur noch 80 Pfund w öge. Kurz darauf stirbt Anna Wagner mit 71 Jahren an Unterernährung. Fünf Jahre später stirbt auch ihr Mann mit 77 Jahren.

Die Aufnahmen des Ehepaars Wagner sind ein interessantes Zeugnis deutscher Geschichte. Sie zeigen einen Beamtenhaushalt, der sich zunächst kaisertreu zeigt – das Bild an der Wand von Wilhelm II. ist noch auf dem Foto von Weihnachten 1921 zu sehen. Weiter bezeugt die Sammlung die Instabilität der Weimarer Republik und die Zeit der Entbehrung. Zuletzt w ird uns die Technisierung vor Augen geführt, w enn sich Anna Wagner mit Bügeleisen, Staubsauger und Heizkörper fotografieren lässt.

Hinw eise auf die politische Einstellung der Wagners und den Einfluss der Nationalsozialisten auf ihr Leben lassen sich hingegen auf den Weihnachts- Abbildungen zw ischen 1933 bis 1945 gar nicht finden.

Das Buch „Deutsche Weihnacht. Ein Familienalbum 1900-1945“ ist eine kurzw eilige Sammlung von schönen, bew egenden und interessanten Bildern des letzten Jahrhunderts.[3] Nicht nur für Historikerinnen und Historiker haben die Fotografien einen hohen Wert, auch als abendliche Lektüre vor dem eigenen Weihnachtsbaum eignet sich dieser Bildband sehr gut.[4]

[1] Birgit Jochens (Hrsg.), Deutsche Weihnacht. Ein Familienalbum 1900-1945, Berlin 1996, S. 20.

[2] Vgl. Birgit Jochens (Hrsg.), Deutsche Weihnacht. Ein Familienalbum 1900-1945, Berlin 1996, S. 56.

[3] Erschienen im Nicolai Verlag Berlin 2006. 86 Seiten, gebundene Ausgabe.

Preis 16,95 EUR.

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[4] Die Originalaufnahmen sind im Museum Charlottenburg-Wilmersdorf in Berlin archiviert.

Zitation

Mirjam Judit Langer, Weihnachten bei Wagners. „Deutsche Weihnacht. Ein Familienalbum 1900-1945“, in: Visual History, 23.12.2016, https://w w w .visual- history.de/2016/12/23/w eihnachten-bei-w agners/

DOI: https://doi.org/10.14765/zzf.dok-1581 Link zur PDF-Datei

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