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Matthias Müller Wege aus der Haft. Ergebnisse der Wiederholungsbefragungen junger Strafgefangener in XENOS-Projekten

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Academic year: 2022

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Kurzbericht der wissenschaftlichen Begleitung im Programm

„XENOS – Integration und Vielfalt“

Wege aus der Haft.

Ergebnisse der Wiederholungsbefragungen junger Strafgefangener in XENOS-Projekten

Matthias Müller

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Matthias Müller

Kurzbericht der wissenschaftlichen Begleitung im Programm „XENOS – Integration und Vielfalt“

Der Forschungsschwerpunkt „Übergänge im Jugendalter“ steht in einer Forschungstradition des DJI, die, ausgehend von der Analyse der Übergangsbiografien von Jugendlichen und jungen Erwachsenen, auch die Strukturen und Institutionen, Politiken und sozialen Folgen der Veränderungen des Übergangssystems zum Gegenstand gemacht hat. Dieses Forschungsengagement am DJI legitimiert sich nicht zuletzt aus dem im KJHG formulierten Auftrag an die Jugendhilfe, die berufliche und soziale Integration von Jugendlichen zu fördern und dabei eine Mittlerfunktion im Verhältnis zu anderen, vorrangig zuständigen und in ihren Ressourcen leistungsfähigen Akteuren wahrzunehmen.

Die wissenschaftliche Begleitung der 2. Förderrunde des Programms „XENOS – Integration und Vielfalt“

durch das Deutsche Jugendinstitut konzentriert sich auf die Prozessbegleitung der Projekte. Neben der jährlichen Trägerbefragung werden ausgesuchte Adressatengruppen der Projekt e untersucht. Die Befragun- gen werden im Längsschnitt durchgeführt, um Entwicklungen sichtbar zu machen.

„XENOS - Integration und Vielfalt“ ist Bestandteil des Nationalen Integrationsplans und wird aus Mitteln des Bundesministerium für Arbeit und Soziales und des Europäischen Sozialfonds gefördert.

Wege aus der Haft.

Ergebnisse der Wiederholungsbefragungen junger Strafge- fangener in XENOS-Projekten

Kontakt:

Matthias Müller

Deutsches Jugendinstitut e.V.

Franckeplatz 1 – Haus 12+13, 06110 Halle (Saale) Tel.: +49 (0) 345 68178-34

Fax: +49 (0) 345 68178-47 E-Mail: mmueller@dji.de

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Inhalt

1 Anlage der Untersuchung 2

1.1 Stichprobenzusammensetzung und Panelmortalität 4

1.1.1 Geschlecht, Alter und Migrationshintergrund 4

1.1.2 Stichprobenverzerrung 5

2 Ausbildungs- und Arbeitserfahrung vor und während der Haft 6

3 Wege nach der Haft 7

4 Retrospektive Nutzeneinschätzungen von Maßnahmen während der Haft,

Unterstützungsstrukturen und Zukunftsperspektiven 11 5 Eine kurze Zusammenfassung der Ergebnisse des Längsschnitts 16

1 Anlage der Untersuchung

Im Rahmen der wissenschaftlichen Begleitung wurden auch einige der Adressaten von XENOS-Projekten befragt. Dabei stand vor allem die Frage im Vordergrund, wie Adressaten ihre Situation und entsprechende Hilfsangebote wahrnehmen, welche Zukunftsperspektiven sie entwickeln und welche Wege sie zukünftig einschlagen werden. Eine dieser Adressaten- gruppen waren junge Inhaftierte als direkte oder indirekte Zielgruppe für eine bessere Übergangsgestaltung. Die Ergebnisse der Basisbefragung liegen mittlerweile in einem Bericht vor1 und wurden in einem kurzen Überblick auch in der XENOS-Broschüre mit dem Themenschwerpunkt „Neue Wege für junge Straftäter, Strafgefangene und Haftentlassene“

vorgestellt. Hier sollen nun erste Ergebnisse der Auswertung des Längsschnitts vorgestellt werden. Die Untersuchung war als Wiederholungsbefragung angelegt: Die Basiserhebung fand in der Haft, die erste Wiederholungsbefragung wenige Monate nach Haftentlassung, die zweite Wiederholungsbefragung etwa ein Jahr nach der Entlassung statt.

Für die Basiserhebung baten wir die XENOS-Projekte um Unterstützung. Die Genehmi- gungen der Justizbehörden wurden eingeholt und die Fragebögen in den JVA verteilt. In der folgenden Übersicht sind die beteiligten fünf XENOS-Projekte mit den insgesamt 15 Justizvollzugsanstalten, in denen sie jeweils aktiv sind, und die Anzahl der befragten Jugendli- chen und jungen Erwachsenen für die ersten beiden Erhebungswellen aufgeführt:

1 http://www.dji.de/fileadmin/user_upload/XENOS-Integration+Vielfalt/XENOS_JVA_Bericht.pdf

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3 Tabelle 1: Beteiligte XENOS-Projekte und jeweiliges N

Projektname JVA

Anzahl der Befragten der Basisbefragung

N=239

1. Wiederho- lungsbefragung

N=50

2. Wiederho- lungsbefragung

N=47 MACS - Motivierung

und Aktivierung im Case Management zur beruflichen Wiederein- gliederung von jungen Strafgefangenen

Heinsberg,

Herford, Hövelhof, Iserlohn, Köln, Wuppertal- Ronsdorf

99 22 19

NINJA - Netzwerk Integration für junge Inhaftierte und Haftentlassene in Ausbildung und Arbeit

Rockenberg, Wiesbaden,

Frankfurt III 18 8 6

Gesellschaftliche Re- Integration durch das Herstellen von individueller Beschäfti- gungs-fähigkeit bei extremistisch gefährde- ten, gewaltaffinen jungen Menschen

Hameln, Raßnitz, Regis-Breitingen, Wriezen

79 11 13

Brücken für Vielfalt und Beschäftigung in Mecklemburg- Vorpommern

Neustrelitz

25 4 3

DiaBoLo - Diagnostik, Berufsorientierung, Lebensorientierung

Vechta (junge

Frauen) 18 5 6

Die Strafgefangenen erhielten über die XENOS-Projekte einen teilstandardisierten Frage- bogen mit geschlossenen und offenen Fragen. Von 437 Inhaftierten beteiligten sich 239 an der Basisbefragung (54 % der Ausgangsstichprobe). 181 Befragte erklärten sich bereit, an weiteren Befragungen teilzunehmen. Von diesen konnten in der zweiten Befragung 50 und in der dritten Befragung 47 erfolgreich befragt werden.

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1.1 Stichprobenzusammensetzung und Panelmortalität

Zur Beschreibung der befragten inhaftierten jungen Erwachsenen und ihrer Lebenssituation erhoben wir soziodemografische Daten, wie Geschlecht, Alter, Migrationshintergrund und fragten nach der Schulbiografie sowie nach Ausbildungs- und Arbeitserfahrungen. Desweite- ren interessierte uns, ob die Befragten eine Partnerin/einen Partner oder Kinder haben. Wir baten die jungen Strafgefangenen außerdem, ihre Problembelastung und ihre Beziehung zu den Eltern anhand vorgegebener Antworten zu beschreiben. Die zu diesen Aspekten vorliegenden Daten bilden die Grundlage für weiterführende Auswertungen in denen Zusammenhänge zwischen soziodemografischen und lebenssituativen Merkmalen mit Einschätzungen zur aktuellen Haftsituation wie auch der Zeit nach der Haft untersucht werden.

1.1.1 Geschlecht, Alter und Migrationshintergrund

In der Ausgangsstichprobe sind junge Männer unter den Befragten mit 89,5 % deutlich überrepräsentiert: 214 männliche Strafgefangene beteiligten sich an der Befragung. Der Frauenanteil lag bei 10,5 %: 25 junge Frauen beantworteten den Basisfragebogen. Obgleich in der Wiederholungsbefragung nur 21,0 % der Jugendlichen aus der Basisbefragung wieder befragt werden konnten, hat sich an der Zusammensetzung bezüglich Geschlecht, Alter und Migrationshintergrund wenig geändert: An der Wiederholungsbefragung nahmen noch 6 junge Frauen und 44 junge Männer teil, was einem Frauenanteil von 12,0 % entspricht. In der dritten Wiederholungsbefragung blieb die Anzahl befragter junger Frauen gleich. Lediglich die Differenz in der Gesamtstichprobengröße bewirkt, dass der Anteil junger Männer gegenüber den jungen Frauen gesunken ist (87 % ggü. 13 %).

Die befragten jungen Gefangenen waren zum Zeitpunkt der ersten Welle zwischen 16 und 29 Jahre alt. Der Median lag bei 21 Jahren und 58,7 % der Befragten waren zwischen 20 und 22 Jahre alt.

Die meisten Befragten haben keinen Migrationshintergrund, d. h. sie selbst als auch beide Eltern sind in Deutschland geboren. Das trifft mit einem Anteil von 78,3 % häufiger für die Gruppe der jungen Frauen als für die der jungen Männer zu (64,5 %).

Einen Migrationshintergrund haben 24 % der Befragten. Von ihnen gehören 22 Befragte (9,7 %) der ersten Zuwanderungsgeneration an. Zu dieser Generation zählen junge Men- schen, die selbst und von denen mindestens ein Elternteil außerhalb von Deutschland geboren wurden. Jede bzw. jeder vierte Befragte zählt zur zweiten Zuwanderungsgeneration, d. h. entweder Mutter oder Vater oder beide Eltern wurden außerhalb Deutschlands, die Befragten jedoch in Deutschland geboren. Die jungen Männer im Strafvollzug gehören häufiger dieser Gruppe an als die Frauen. Am häufigsten stammen die Eltern der Befragten aus der Türkei, Russland, Polen, Kasachstan und dem Libanon. Auch in der Wiederholungs- befragung setzen sich die Jugendlichen in Bezug auf den Migrationshintergrund annähernd gleich zusammen. In der dritten Befragung ist die scheinbare Zunahme an Jugendlichen mit Migrationshintergrund lediglich durch einen Rückgang an Befragten ohne Migrationshinter- grund bedingt.

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5 Abbildung 1: Migrationshintergrund zu t1, t2 und t3 im Vergleich, N=227/50/42 (in Prozent)

1.1.2 Stichprobenverzerrung

Grundsätzlich stellt sich bei allen Längsschnittstudien die Frage, ob mit der abnehmenden Anzahl der Befragten eine Zufallsauswahl aus der ursprünglichen Grundgesamtheit erreicht wurde und diese kleinere Teilstichprobe in ihren Merkmalen der ursprünglichen Auswahl noch entspricht. Wie bereits an den Merkmalen Geschlecht, Migrationshintergrund und Altersverteilung aufgezeigt wurde, unterscheiden sich die Befragten diesbezüglich nicht wesentlich von den ursprünglich erreichten Jugendlichen. Jenseits dieser basalen demografi- schen Merkmale ist es möglich, dass auch Merkmale oder Eigenschaften der untersuchten Personen einen Zusammenhang mit deren Erreichbarkeit oder Antwortbereitschaft aufwei- sen, die wesentlichen Einfluss auf die forschungsrelevanten Variablen nehmen oder sogar diese selbst darstellen. So ist in allen Studien zum beruflichen Verbleib immer eine relevante Frage, ob man verstärkt jene erreicht bzw. jene auskunftsbereiter sind, die in „gefestigteren Bahnen“ verlaufen und man aus der Gruppe der Erfolgloseren oder Gescheiterten weniger Personen erreichen konnte und somit das Gesamtbild der Untersuchung eine Verzerrung erhält. Die Schwierigkeit besteht darin, dass die Eigenschaften dieses Dunkelfeldes der jeweiligen Untersuchung nur sehr ungenau geschätzt werden können. Es könnte sein, dass unter den Nichterreichten Arbeitslosigkeit, finanzielle Probleme, Drogenabhängigkeit und ähnliches deutlich stärker ausgeprägt sind als bei jenen, die man befragen konnte.

In Bezug auf die hier untersuchte Gruppe ist festzuhalten, dass es aufgrund der Haftaufla- gen (kein Telefon) nicht möglich war, jene Jugendlichen wiederholt zu befragen, die wieder in Haft sind. Gerade mit dieser Teilgruppe, die eine besondere Form der gescheiterten Wiede r- eingliederung darstellen, fallen Informationen zu deren Wegen und Zwischenstationen aus.

Zum anderen lässt sich feststellen, dass unter den Befragten der zweiten und dritten Welle verstärkt Befragte sind, die bei ihren Eltern wohnen. Dies ergibt sich aus der Tatsache, dass bei der hier untersuchten Gruppe Telefonvertragswechsel und auch häufig wechselnde Wohnorte dazu führen, für die Befragung nicht wieder auffindbar zu sein. Inwiefern jedoch Jugendliche, die bei ihren Eltern wohnen, sich in Bezug auf andere Eigenschaften von der Gesamtgruppe unterscheiden, da sie möglicherweise über stabilere soziale Beziehungen zur Familie verfügen oder aber vielleicht auch finanziell schlechter zurechtkommen und sich keine eigene Wohnung leisten können, lässt sich nur schwer abschätzen. Es ist für die folgenden Auswertungen jedoch festzuhalten, dass die im Längsschnitt ausgewerteten Daten lediglich 20 % der Ausgangsstichprobe entsprechen und dementsprechend starke Verzerrun-

65,6 66,0 59,5

24,2 24,0

26,2

10,1 10,0 14,3

0%

25%

50%

75%

100%

t1 (n=227) t2 (n=50) t3 (n=42)

mit MH 1.Gen.

mit MH 2.Gen.

ohne MH

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6

gen in Hinsicht auf Erfolg oder Misserfolg auf den Wegen nach der Haftentlassung aufweisen können.

2 Ausbildungs- und Arbeitserfahrung vor und während der Haft

Bezugnehmend auf die Daten der Basisbefragung wurde untersucht, welche Wege die Jugendlichen nach der Haftentlassung gingen und welche Stationen sie ca. 3 Monate nach der Haft und ca. 1 Jahr nach der Haft durchliefen. Für die folgenden Auswertungen der 3 Befragungswellen und insbesondere der Betrachtung der verschiedenen Stationen der Jugendlichen im ersten Jahr nach der Haftentlassung wird noch einmal die Ausbildungs- und Berufserfahrung der Jugendlichen näher betrachtet.

Abbildung 2: Frühere Ausbildungs- und Arbeitserfahrungen bis zum Zeitpunkt vor der Haft in Prozent und (absoluten Zahlen)

Wie sich zeigte, verfügten knapp 58 % der jungen Inhaftierten vor der Haftzeit über kei- nerlei Ausbildungserfahrungen. Betrachten wir jene Jugendlichen, die im Längsschnitt dargestellt werden, zeigt sich, dass diese etwas häufiger als die Gesamtstichprobe zumindest eine Ausbildung begonnen hatten. Allerdings sind in dieser Gruppe Inhaftierte die bereits eine abgeschlossene Ausbildung haben, seltener vertreten.

Nimmt man noch Ausbildungserfahrungen während der Haft hinzu, verbessert sich die Ausgangslage entsprechend. Annähernd 20 % der jungen Inhaftierten gelingt es, während der Haft eine Ausbildung zu beginnen und einigen wenigen sogar, eine Ausbildung abzuschlie- ßen. Auch hierbei unterscheidet sich die im Längsschnitt befragte Gruppe geringfügig von der Gesamtstichprobe: Der Anteil jener, die gar keine Ausbildungserfahrungen haben, liegt auch hier geringer, wogegen die Gruppe mit abgeschlossener Ausbildung mit nur knapp 9 % aber auch geringer ist (vgl. Abbildung 3).

57,7 (N=135)

50,0 (N=34) 36,8 (N=86)

45,6 (N=31) 5,6 (N=13)

4,4 (N=3) Basis gesamt

(N=234)

nur Befragte t1/t2 (N=68)

Keine Ausbildung Ausbildung begonnen Ausbildung mit Abschluss

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7 Abbildung 3: Ausbildungs- und Arbeitserfahrungen vor und während der Haft in Prozent

und (absoluten Zahlen)

3 Wege nach der Haft

Im Folgenden sind die Status der Befragten 3 Monate nach der Haftentlassung abgebildet.

Hier zeigt sich, dass sich 50 5 der Jugendlichen in vielversprechenden Arrangements befin- den: Sie setzen eine Ausbildung fort, die sie in der Haft begonnen hatten (8,8 %), haben eine Ausbildung begonnen (14,7 %), eine Ausbildung beendet (1,5 %) oder sind fest angestellt (20,6 %). 4,4 % sind in die Selbstständigkeit gegangen. Diesen 50 % mit vielversprechenden Status stehen jedoch auch 23,5 % und somit fast ein Viertel der jungen Haftentlassenen gegenüber, die sich in Arbeitslosigkeit befinden.

Abbildung 4: Aktuelle Tätigkeit 3 Monate nach Haftentlassung(N=68)

39,1 (N=91)

35,3 (N=24)

46,4 (N=108)

55,9 (N=38) 14,6 (N=34)

8,8 (N=6) Basis gesamt

(N=233)

nur Befragte t1/t2 (N=68)

Keine Ausbildung Ausbildung begonnen Ausbildung mit Abschluss

23,5%

2,9%

7,4%

4,4%

20,6%

1,5%

14,7%

8,8%

7,4%

8,8%

Arbeitslos Therapie/Reha Verschiedene Jobs Selbständigkeit Arbeit festangestellt Berufsausbildung beendet Berufsausbildung begonnen Berufsausbildung fortgesetzt, die in Haft begonnen wurde

BVB, BVJ-Maßnahme, Bewerbungstraining, Praktika

Schule

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Um den Verlauf verschiedener Lebenswege der Befragten näher zu betrachten, ist ein Verlaufsteppich hilfreich, der jeden einzelnen Fall als Zeile abbildet. Stapelt man die Zeilen aller Fälle aufeinander und ordnet sie nach dem jeweiligen Status, entsteht ein gestapelter Balken, dessen Segmente in ihrer Stärke der Häufigkeit der Ausprägung entsprechen. In Abbildung 5 ist diese gestapelte Säule noch einmal mit dem Diagramm aus Abbildung 4 zusammengestellt. Beide bilden die gleiche Verteilung ab.

Abbildung 5: Statusepisoden 3 Monate nach der Haftentlassung (N=68)

Bevor der Verlauf weiterer Episoden zwischen dem 3. Monat nach Haftentlassung und dem ersten Jahr nach Haftentlassung dargestellt wird, soll abgebildet werden, welche Voraussetzungen die Jugendlichen in Hinsicht auf Ausbildungserfahrungen haben. Dies knüpft direkt an die oben gezeigte Verteilung der Ausbildungserfahrungen vor und während der Haft an: Einige Jugendliche haben eine abgeschlossene, andere eine begonnene und 50 % keinerlei Ausbildungserfahrungen.

Dabei fällt auf, dass diese Ausbildungserfahrungen für die meisten Übergänge nach der Haft scheinbar keinen Einfluss haben: Sowohl ein Besuch der Schule, einer BVB-Maßnahme, der Beginn einer Ausbildung aber auch Arbeitslosigkeit wird annähernd hälftig durch Jugendliche besetzt die sowohl eine begonnene Ausbildung aber auch keinerlei Ausbildungs- erfahrung haben. Anders ausgedrückt, schützt eine begonnene Ausbildung weder vor Arbeitslosigkeit, noch stellt das Fehlen jeglicher Ausbildungserfahrungen ein Ausschlusskrite- rium dar.

Dennoch zeigen sich zwei wichtige Unterschiede: (1) Alle Befragten, die eine abgeschlos- sene Ausbildung erworben haben, sind in fester Arbeit und nur ein Jugendlicher, der in fester Arbeit ist, besitzt gar keine Ausbildungserfahrung. (2) Jugendliche ohne Ausbildungserfah- rungen finden sich häufiger in verschiedenen Jobs, also unsicheren und oftmals prekären Arbeitsverhältnissen wieder.

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3 Monate nach Haftentlassung (t2)

Schule

fest angestellt BVB, BVJ, Praktika Ausbildung fortge.

Ausbildung begon.

Arbeitslos versch. Jobs

Selbständig

Therapie

Ausbildung abgeschl.

23,5%

2,9%

7,4%

4,4%

20,6%

1,5%

14,7%

8,8%

7,4%

8,8%

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10

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9 Abbildung 6: Ausbildungserfahrungen und Statusepisoden nach der Haftentlassung (N=68)

Betrachtet man den weiteren Verlauf der Lebenswege der Jugendlichen, zeigt sich, dass der 3 Monate nach Haftentlassung erreichte Status nicht stabil ist: Es folgen Abbrüche und Wechsel, feste Arbeit erscheint nicht ganz so fest, wie zum Zeitpunkt t2 vermutet. Begonne- ne wie fortgesetzte Ausbildungen werden zum Teil abgebrochen, feste Arbeit wechselt in verschiedene Jobs oder Arbeitslosigkeit. Hier zeigt sich, dass im Leben der Jugendlichen viele Störgrößen vorhanden sein könnten, die Probezeit nicht überstanden wird oder die Jugendli- chen aufgrund multipler Probleme von sich aus Arbeitstellen oder Ausbildungen aufkündi- gen. Obgleich die Daten nach t2 auch Lücken aufweisen, das Bild also möglicherweise anders aussehen könnte, ist Arbeitslosigkeit in den vorhandenen Daten der stabilste Status.

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Berufsaus -bildung

3 Monate nach Haftentlassung (t2)

Schule

fest angestellt BVB, BVJ, Praktika Ausbildung fortge.

Ausbildung begon.

Arbeitslos versch. Jobs

Selbständig

Therapie

Ausbildung abgeschl.

keine Ausbildung Ausbildung begonnen Ausbildung mit Abschluss

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10 Abbildung 7: Statusepisoden nach der Haftentlassung (N=68)

Das Gesamtbild des Episodenteppichs zeigt, dass die Instabilität im Verlauf der Zeit anhält, also innerhalb der ersten 12 Monate nach Haftentlassung viel Bewegung festzustellen ist. Dennoch sollte nicht übersehen werden, dass einige junge Haftentlassene auch 1 Jahr nach der Entlassung ihre Ausbildung fortsetzen, in der gleichen festen Arbeit angestellt sind oder die Schule besuchen. Ebenso gibt es Einzelfälle, die von Arbeitslosigkeit oder Jobs in ein festes Arbeitsverhältnis wechseln oder eine Ausbildung beginnen. An einer Selbständig- keit scheinen die wenigen Jugendlichen, die diese angaben, jedoch zu scheitern: Nicht einer ist nach einem Jahr noch ohne Unterbrechung in diesem Status.

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Berufsaus -bildung

3 Monate nach Haftentlassung (t2)

3 - 6 Monate nach Haftentlassung

(retrospektiv)

Schule

fest angestellt BVB, BVJ, Praktika Ausbildung fortge.

Ausbildung begon.

Arbeitslos versch. Jobs

Selbständig

Therapie

Ausbildung abgeschl.

Ausbildung abgebrochen

keine Informationen

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11 Abbildung 8: Statusepisoden nach der Haftentlassung (N=68)

4 Retrospektive Nutzeneinschätzungen von Maßnahmen während der Haft, Unterstützungsstrukturen und Zu- kunftsperspektiven

In welchem Status sich junge Menschen nach der Haftentlassung wiederfinden, bzw. wie lange sie sich in Phasen der Arbeitslosigkeit oder Maßnahmen befinden, denen sie entspre- chend wenig Zukunftsperspektiven abgewinnen können, hat neben der reinen Unterhaltssi- cherung auch Auswirkungen auf ihre Motivation. Während der Haft wurden von der überwiegenden Mehrheit (zwischen 92-95%) jegliche Angebote, die in der Haft besucht wurden als sehr hilfreich bzw. hilfreich bewertet. Wie sich zeigt, sinkt diese positive Bewer- tung mit der Zeit außerhalb der Haft. Die Erfahrungen, dass der Schulbesuch oder das berufsbildende Angebot außerhalb der Haft keine Belohnung in Form einer Ausbildung oder einer festen Arbeit erfährt, haben dabei vermutlich einen Einfluss. Entscheidend ist, dass in dieser abnehmenden Zustimmung individuell Resignation sein könnte und somit auch Motivation und Eigenengagement zur Aufnahmen von Ausbildung oder Arbeit sinken.

Dennoch bleibt bemerkenswert, dass zwischen der Bewertung von Ausbildungserfahrun- gen, Schulbesuch und Berufsorientierung Unterschiede zu verzeichnen sind: Die Nutzenbe- wertung der Ausbildung während der Haft sinkt deutlich weniger ab als die Bewertung von Schulbesuchen und Berufsorientierungsangeboten. Dies könnte sowohl ein Hinweis auf die Qualität solcher Angebote in der Haft sein als auch deren subjektive Nachhaltigkeit für den Einzelnen bzw. deren Anschlussfähigkeit nach der Haft.

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Berufsaus -bildung

3 Monate nach Haftentlassung (t2)

3 - 6 Monate nach Haftentlassung

(retrospektiv)

6 - 9 Monate nach Haftentlassung

(retrospektiv)

9 - 12 Monate nach Haftentlassung (t3)

Schule

fest angestellt BVB, BVJ, Praktika Ausbildung fortge.

Ausbildung begon.

Arbeitslos versch. Jobs

Selbständig

Therapie

Ausbildung abgeschl.

(13)

12 Abbildung 9: Nutzeneinschätzung besuchter Maßnahmen während der Haft zu t1, t2 und t3

Überraschend sind die Ergebnisse zur Frage, wer den Jugendlichen, die in Arbeit sind, beim Finden der Stelle unterstützt hat. Fast zwei Drittel der Befragten geben hier an, diese allein gefunden zu haben. Dieses Ergebnis kann als hoher Wert eines Selbstwirksamkeitskon- zepts gelesen werden. Dennoch stellt es ein interessantes Ergebnis dar, dass die Agentur für Arbeit und die Jobcenter zusammen gerade einmal 8 % der Nennungen erhalten und somit gleichauf mit dem Lebenspartner rangieren. Diese beiden Nennungen stellen bereits die zweithäufigsten Nennungen dar.

Abbildung 10:Unterstützung beim Finden der jetzigen Stelle in Prozent (N=37) 62,5

64,7 95,7 71,4 73,7 92,3 84,2 90,9 95,7

0% 20% 40% 60% 80% 100%

t3 (N=8) Nutzen Berufsorientierung zu t2 (N=17) t1 (N=23) t3 (N=14) Nutzen Schulbesuch zu t2 (N=19) t1 (N=13) t3 (N=19) Nutzen Berufsausbildung zu t2 (N=22) t1 (N=23)

sehr viel / viel wenig / nichts

5,4 2,7 8,1 5,4 8,1 5,4 64,9

0% 20% 40% 60%

mit Hilfe von jemand anderem Mit Hilfe von anderen

Verwandten mit Hilfe der

Arbeitsagentur/des Jobcenters mit Hilfe von Sozialarbeitern

aus der JVA

mit Hilfe meines Partners/Partnerin mit Hilfe der Eltern alleine gefunden

(14)

13

Der soeben genannte Befund deckt sich auch, wenn man die Jugendlichen nach Ratgebern für die private wie berufliche Zukunft befragt. Auch hierbei wird die BA mit dem Jobcenter zusammen selten genannt: Gerade einmal jeder fünfte Befragte gibt an, 3 Monate nach der Haft die BA bzw. das Jobcenter als wichtigen Ratgeber in beruflichen Fragen involviert zu haben. Dieser Wert bricht ein Jahr nach der Haftentlassung auf 2 % ab. Die Agentur für Arbeit sowie das Jobcenter werden durch die Jugendlichen demnach kaum als Ratgeber in beruflichen Fragen wahrgenommen. Ein Ergebnis, das zum Nachdenken anregt. Ein anderer Befund, der aus der folgenden Grafik hervorgeht ist jedoch auch, dass die hellgelben Balken, also die Nennungen wichtiger Ratgeber zum Zeitpunkt t2 (3 Monate nach Haftentlassung) die meisten Nennungen darstellen. Zu diesem Zeitpunkt scheinen die Suche nach Rat und die Bereitschaft, sich durch verschiedene Personen beraten zu lassen, am höchsten. Diese Offenheit für Beratung könnte demnach durch professionelle Akteure durchaus genutzt werden. Dass Eltern die mit Abstand wichtigsten Ratgeber sind, obgleich sie oftmals die am wenigsten ausgewiesenen Expertinnen und Experten im beruflichen Kontext darstellen, ist kein besonderes Ergebnis: In fast allen Untersuchungen zu Berufsfindungsprozessen sind Eltern bei Jugendlichen jeglichem sozialen Hintergrundes die ersten und wichtigsten Berater.

Die Schwierigkeiten der Elternarbeit ungeachtet, zeigt sich, wie wichtig es sein könnte, die Eltern ebenfalls zu informieren oder zu beraten.

Abbildung 11: Wichtige Ratgeber für private und berufliche Zukunft (in Prozent) (N: t1=69;

t2=42 und t3=46)

Neben der Nutzeneinschätzung zurückliegender Maßnahmen sind Zufriedenheitswerte und Zukunftsperspektiven ein hilfreicher Indikator zum Verständnis der Situation junger Menschen. Ungeachtet der vielschichtigen Probleme, eine stabile und lebensunterhaltsichern- de Beschäftigung zu finden, unterscheiden sich die Perspektiven als auch die Zufriedenheit in verschiedenen Lebensbereichen durchaus und verändern sich über die Zeit. War zum Zeitpunkt t2, 3 Monate nach der Haftentlassung die Einschätzung der finanziellen Situation so, dass mehr als ein Drittel angaben, eindeutig zu wenig Geld zu haben, sind dies ein Jahr

2,2 6,5

28,3

41,3 30,4

43,5

19,4 5,9

52,8 53,7 41,7

69,0

30,4 27,5 21,7

30,4

63,8

0% 20% 40% 60% 80%

Personen aus der BA oder JC Sozialarbeiter/in

aus der JVA Freunde Partner/in jemand anderes

aus der Familie Eltern

zu t1 zu t2 zu t3

(15)

14

nach der Haftentlassung nur noch knapp 11 %. Dafür geben nun deutlich mehr Befragte an, dass das Geld knapp ist, aber reicht und von weniger als einem Viertel ist der Anteil jener, die angaben, genug Geld zu haben auf fast ein Drittel gestiegen. Wie dies bei gleichzeitiger Prekarisierung der beruflichen Wege sein kann, lässt sich verstehen, wenn gefragt wird, welche finanziellen Quellen den Lebensunterhalt sichern: Die meisten Jugendlichen nennen mehr als zwei Ressourcen, von ALG II über Kindergeld, Übergangsgeld, Geld vom Partner oder von den Eltern aber eben auch eigenes Einkommen.

Abbildung 12: Einschätzung der finanziellen Situation (N: t2=49; t3=46)

Dementsprechend spiegelt sich dies auch in der Zufriedenheit mit verschiedenen Lebens- situationen wieder: Sowohl die Zufriedenheit mit dem Leben insgesamt als auch mit der finanziellen Situation steigt zwischen dem dritten Monat und dem ersten Jahr nach Haftent- lassung. Gleichzeitig bestätigt sich aber der sinkende Mut in Bezug auf die berufliche und schulische Situation. Wie die Nutzeneinschätzung zurückliegender Schul- und Ausbildungs- angebote in der Haft zurückgeht, sinkt auch die Zufriedenheit mit der beruflichen Situation.

Dass dies nicht in allen Bereichen sinkt, deutet darauf hin, dass es keine generelle Frustration oder ein psychisches Entlassungstief ist, welches eine generelle Unzufriedenheit auslöst, sondern durchaus an bestimmten Lebensbereichen festzumachen ist.

32,6%

22,4%

56,5%

38,8%

10,9%

38,8%

0% 20% 40% 60%

t3t2t3t2t3t2

Ich habe genug Geld Das Geld ist knapp, aber es reicht Ich habe eindeutig zu wenig Gelg

(16)

15 Abbildung 13: Zufriedenheit mit … zu t2 und t3 (in Prozent)

Fragt man abschließend nach Zukunftsperspektiven wird auch hier das Bild bestätigt:

Während im Bereich der finanziellen Zuversicht nach der Haftentlassung ein Abschwung ist, der vermutlich durch die anfänglichen Schwierigkeiten, seinen Lebensunterhalt abzusichern, zu erklären ist, sehen die Jugendlichen zum Zeitpunkt t3 wesentlich optimistischer in die Zukunft als vor der Haftentlassung. Umgekehrt, sinkt die berufliche Zukunftsperspektive seit der Haftentlassung stetig. Haben in der Haft noch 92 % sehr zuversichtlich oder zuversicht- lich in ihre berufliche Zukunft geblickt, sind es 3 Monate nach Haftentlassung noch 85 % und nach einem Jahr noch 80 %. Hier findet offenkundig eine Anpassung an die erlebte Realität an.

56,8 70,8 55,6 40,8 82,2 77,6

0% 20% 40% 60% 80% 100%

schulischer oder beruflicher Situation zu t3 (N=44)

schulischer oder beruflicher Situation zu t2 (N=48)

verfügbarem Geld zu t3 (N=45) verfügbarem Geld zu t2 (N=49) Leben insgesamt zu t3 (N=45) Leben insgesamt zu t2 (N=49)

sehr zufrieden / eher zufrieden eher unzufrieden / sehr unzufrieden

(17)

16 Abbildung 14: Zukunftsperspektive in Hinsicht auf finanzielle und berufliche Situation (in

Prozent)

5 Eine kurze Zusammenfassung der Ergebnisse des Längsschnitts

Zusammengefasst ergeben sich aus den hier vorgestellten Ergebnissen der Längsschnittbe- fragung ehemaliger Strafgefangener folgende wichtige Erkenntnisse:

Die Hälfte der Jugendlichen ist 3 Monate nach Haftentlassung in Arrange- ments wie Ausbildung, fester Arbeit oder Selbständigkeit

Diese Anschlüsse sind aber nicht immer stabil

Eine abgeschlossene Ausbildung führte bei allen Jugendlichen in feste Arbeit

Insbesondere BVB-Maßnahmen, Jobs und Selbständigkeit geben wenig Stabi- lität

Die finanzielle Lage der Jugendlichen verbessert sich jedoch innerhalb des ersten Jahres

80,0 85,7 92,4 86,7 77,6 81,5

0% 20% 40% 60% 80% 100%

t3 (N=45) beruflich zu t2 (N=49) t1 (N=66) t3 (N=45) finanziell zu t2 (N=49) t1 (N=65)

sehr zuversichtlich / eher zuversichtlich

eher nicht zuversichtlich / überhaupt nicht zuversichtlich

(18)

17

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Beteiligte XENOS-Projekte und jeweiliges N ... 3

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Migrationshintergrund zu t1, t2 und t3 im Vergleich, N=227/50/42 (in Prozent) ... 5 Abbildung 2: Frühere Ausbildungs- und Arbeitserfahrungen bis zum Zeitpunkt vor der Haft in Prozent und (absoluten Zahlen) ... 6 Abbildung 3: Ausbildungs- und Arbeitserfahrungen vor und während der Haft in Prozent und (absoluten Zahlen) ... 7 Abbildung 4: Aktuelle Tätigkeit 3 Monate nach Haftentlassung (N=68) ... 7 Abbildung 5: Statusepisoden 3 Monate nach der Haftentlassung (N=68) ... 8 Abbildung 6: Ausbildungserfahrungen und Statusepisoden nach der Haftentlassung (N=68) 9 Abbildung 7: Statusepisoden nach der Haftentlassung (N=68) ... 10 Abbildung 8: Statusepisoden nach der Haftentlassung (N=68) ... 11 Abbildung 9: Nutzeneinschätzung besuchter Maßnahmen während der Haft zu t1, t2 und t3

... 12 Abbildung 10: Unterstützung beim Finden der jetzigen Stelle in Prozent (N=37) ... 12 Abbildung 11: Wichtige Ratgeber für private und berufliche Zukunft (in Prozent) (N: t1=69;

t2=42 und t3=46) ... 13 Abbildung 12: Einschätzung der finanziellen Situation (N: t2=49; t3=46) ... 14 Abbildung 13: Zufriedenheit mit … zu t2 und t3 (in Prozent) ... 15 Abbildung 14: Zukunftsperspektive in Hinsicht auf finanzielle und berufliche Situation (in

Prozent) ... 16

Referenzen

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