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3/2016

www.diakonie-portal.de

Diakonie für Sie

Inklusion:

Ein selbstbestimmtes Leben für Menschen mit Behinderung

Thomas K. (48)

We will

rock you!

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Inhalt 3 2 Editorial

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Diakonisches Werk:

Dank zum Jahresempfang Titelthema Inklusion:

Was ist das eigentlich?

Titelthema Inklusion:

„Medizin für die Seele“

Titelthema Inklusion:

Demonstration gegen das Bundesteilhabegesetz Standpunkt zum Titelthema Inklusion:

„Es gibt noch viel zu tun“

Titelthema Inklusion:

Sport ohne Grenzen Theologischer Beitrag:

Miteinander und füreinander im Durcheinander Frauen:

Brückenbauer auf dem Weg in die Eigenständigkeit Jugendarbeit:

Das wachsende Gotteshaus Demokratie:

Pflegehelferin engagiert sich gegen Fremdenfeindlichkeit Brot für die Welt:

Kubas grüne Revolution Rettungseinsatz:

Wenn schnelle Hilfe gefragt ist

Leser_innen fragen die Diakonie und Preisrätsel

Diakonie für Sie Herausgeber: Diakonisches Werk Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz e.V., Paulsenstraße 55/56, 12163 Berlin · Telefon:

030 8 20 97-0 · Verantwortlich: Lena Högemann · Redaktion: Birgit Coldewey · Gestaltung: W.A.F. · Druck: PieReg Druckcenter Berlin, gedruckt auf PrimaSet holzfrei, matt Bilderdruck, weiß Papier aus nachhaltiger Waldbewirtschaftung · Die Diakonie für Sie erscheint viermal im Jahr und wird auf Wunsch kostenlos zugestellt. · Alle bisher erschienenen Ausgaben der Diakonie für Sie finden Sie auch zum Herunterladen auf www.diakonie-portal.de · Die nächste Ausgabe erscheint am 11. Dezember 2016. · Titel: Die Kampagne „Gott sei Dank ... 40 Jahre Wohnstätten- werk“ zeigt Bewohner_innen des Neuköllner Wohnstättenwerks im Diakoniewerk Simeon, die ihre Lebenspläne und Leidenschaften präsentieren. · Fotonachweis: Titel: Birte Zellentin; Seite 11: Stadt ©woraput/iStock; Seite 20: Obdachloser ©dabldy/fotolia, Obst ©RomarioIen/iStock

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seitdem ich mit einem Kinderwagen durch die Stadt gehe, sehe ich Berlin mit anderen Augen. Drei Stufen hoch zu meinem Lieblingscafé, um noch schnell einen Kaffee auf dem Weg zu holen oder die U-Bahn benutzen ohne Aufzug – früher war das kein Problem.

Heute geht das nicht so einfach. Ich muss jemanden um Hilfe bitten oder ich verzichte auf den Kaffee. An genau solche Grenzen gelangen Menschen mit Behinderung jeden Tag.

Die Grundidee der Inklusion setzt genau da an. Sie sieht vor, dass alle Menschen – mit und ohne Behinderung – die gleichen Möglichkeiten haben, so zu leben wie sie möchten.

Klingt einfach, ist es aber leider nicht. Ein wichtiges Anliegen, das wir Ihnen in dieser Ausgabe als Schwerpunkt auf den Seiten 6 bis 10 vorstellen. Thomas, der Mann auf dem Titel, lebt übrigens in einer Wohnstätte der Diakonie – genau so, wie er es sich ausgesucht hat.

Die Lebensfreude, die er ausstrahlt, macht mir Mut.

Teilhabe am gesellschaftlichen Leben – darum geht es auch den Frauen, die der Begeg- nungstreff HÎNBÛN in Berlin-Spandau betreut. In einer Ausstellung im Haus der Diakonie stellen wir Ihnen Migrantinnen vor, die uns an ihren Geschichten, ihren Wünschen und Träumen teilhaben lassen. Lernen Sie Nazdar und Azize auf den Seiten 12 und 13 kennen oder besuchen Sie die Ausstellung bei uns im Haus.

Brot für die Welt steht für die Hilfe der evangelischen Kirche weltweit. Meine Kollegin Christiane Albrecht betreut Gemeinden auf dem Gebiet der Evangelischen Kirche Berlin- Brandenburg-schlesische Oberlausitz rund um das Thema Brot für die Welt: Sie hält Vorträge, bietet Workshops an und erklärt die lebenswichtige Arbeit. In diesem Jahr durfte Christiane Albrecht sich selbst ein Bild von der Arbeit von Brot für die Welt vor Ort machen.

Ihren Bericht aus Kuba lesen Sie auf den Seiten 16 und 17.

Ich wünsche Ihnen viel Freude an der Lektüre und einen schönen Herbst. Auf der Rückseite der Diakonie für Sie (Seite 20) finden Sie ein besonderes Angebot: Stellen Sie uns Ihre Frage zum Thema Obdachlosigkeit und Sie bekommen eine Antwort in der nächsten Ausgabe.

Pressesprecherin des Diakonischen Werkes Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz e.V.

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Diakonisches Werk 5 4 Diakonisches Werk

Dank zum Jahresempfang:

„Diakonie trägt ganz wesentlich zum

Zusammenhalt unserer Gesellschaft bei“

Am 4. Juli feierte das Diakonische Werk seinen Jahresemp- fang und zugleich sein 25-jähriges Bestehen. Im Jahr 1991 hatte sich das Diakonische Werk aus Ost und West formiert.

Der Regierende Bürgermeister von Berlin Michael Müller sagte in seinem Grußwort: „In den letzten 25 Jahren hat sich das Diakonische Werk zu einem starken Verband der freien Wohlfahrtspflege entwickelt. Seine Mitglieder sind wesent- liche Stützen unserer Gesellschaft.

Die Diakonie hat als Anwältin all derer, die Schutz und Fürsorge brauchen, eine besondere Bedeu- tung. Als praktischer Helfer in der

Not trägt sie ganz wesentlich zum Zusammenhalt unserer Gesellschaft bei.“

Diakoniedirektorin Barbara Eschen sagte: „Die Diakonie will daran mitwirken, dass Berlin eine Stadt für alle bleibt. Des- halb haben wir ein Auge auf Menschen, die in Armut leben, Kinder in einkommensarmen Familien, Jugendliche ohne Berufsausbildung, Menschen, die wegen Behinderung oder

Krankheit Hilfe brauchen, um am Alltag teilnehmen zu können, Flüchtlinge. Vielfalt leben wir jeden Tag, in den Einrichtungen der Dia- konie, im Miteinander.“

„Die Diakonie hat als Anwältin all derer, die Schutz und Fürsorge brauchen, eine besondere Bedeutung.“

Michael Müller, Regierender Bürgermeister von Berlin

Die Wichern-Plakette ist das Dankzeichen des Diako- nischen Werkes Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlau- sitz e.V. und wird für herausragendes Engagement und Ein- satz für die/den Nächste_n verliehen. In diesem Jahr wurden ausgezeichnet:

Diakoniegemeinschaft Bethania

Die Diakoniegemeinschaft Bethania wurde vor 20 Jahren als Verein von der freikirchlichen Bethania Gemeinde ge- gründet und hat sich zum Ziel gesetzt, gemeinwesenorien- tierte Angebote in Berlin-Mitte zu initiieren. Die Diakonie- gemeinschaft Bethania lebt Vielfalt in der Nachbarschaft:

Sie betreibt unter anderem ein Jugendhaus in Moabit, Pro- jekte im Bereich Integration und Qualifizierung – hierbei insbesondere die Kiezmütterprojekte – und ein Nachbar- schaftscafé.

Weitere Informationen unter:

www.diakoniegemeinschaft-bethania.de

Das Projekt LeNa – lebendige Nachbarschaft der Altenhilfe des Evangelischen Johannesstiftes

Der ehrenamtliche Besuchsdienst wurde von der Altenhilfe des Evangelischen Johannesstifts 2009 aus der Taufe gehoben und richtet sich mit seinem Angebot im Sinne des diakonischen Auftrags an allein lebende ältere Menschen im Bezirk Spandau. LeNa agiert unabhängig von Pflege- stufen und verursacht für die älteren Menschen somit weder Kosten noch bürokratischen Aufwand.

Weitere Informationen unter:

www.evangelisches-johannesstift.de/altenhilfe/lena

Der Beratungsfachdienst für Migrant_innen des Diakonischen Werkes Potsdam

Seit seiner Gründung 1997 hat sich aus der Flüchtlingsbe- ratungsstelle ein Beratungsfachdienst entwickelt, der Gelüchtete und bleibeberechtigte Migrant_innen unter- stützt. Allein im Jahr 2015 wurden durch die Beraterinnen und Berater 8.963 Beratungsgespräche geführt und es konnten 3.776 Migrantinnen und Migranten durch Bera- tungen, Begleitungen oder Vermittlung von Spenden oder ehrenamtlichen Patenschaften unterstützt werden. Die Ehrenamtlichen begleiten zu Ärzt_innen und Ämtern, über- setzen in Behörden, suchen Ausbildungs- oder Arbeits- plätze, helfen Kindern bei den Hausaufgaben oder unter- stützen bei der Wohnungssuche.

Weitere Informationen unter:

www.diakonisches-werk-potsdam.de/menue/bfd

Trauerkoordination Sprengel Berlin

Seit es Menschenleben auf dieser Erde gibt, gibt es auch den Tod und die Trauer. Die Idee der Trauerkoordination:

Niemand soll den Weg des Abschiednehmens alleine gehen müssen. Die Trauerkoordination Sprengel Berlin ist ein Netzwerk der in der Trauerarbeit Hauptverantwortlichen aus Kirche und Diakonie. Hier haben sich Menschen mit denselben Arbeitsschwerpunkten vernetzt. Durch den Auf- bau der Homepage www.trauer-und-leben.de werden alle Angebote in Berlin elektronisch sichtbar gemacht, seien es Trauergruppen, Trauercafés, Beratungsangebote.

BIRGIT COLDEWEy UND LENA HöGEMANN

Links: Auf dem Smoothie-Fahrrad von Brot für die Welt produziert Diakoniedirektorin Barbara Eschen Energie und ein köstliches Getränk.

Oben: Vorstandsmitglied Martin Matz, Diakoniedirektorin Barbara Eschen, der Regierende Bürgermeister Michael Müller und der Vorsitzende des Diakonischen Rates Johannes Feldmann.

Links: Der Regierende Bürgermeister Michael Müller dankt der Diakonie beim Jahresempfang.

Unten: Die Preisträgerinnen und Preisträger der Wichernplakette 2016.

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Titelthema Inklusion 7 6 Titelthema Inklusion

Menschen mit Behinderung gelangen täglich an Grenzen. Oft sind es Gren- zen, die die Gesellschaft aufbaut.

Das Leitbild der Inklusion soll das ändern. Wie das gelingen kann, erklärt der Fachmann für Inklusion Stefan Kretzschmar der Diakonie für Sie.

Was genau bedeutet eigentlich Inklusion?

Stefan Kretzschmar: Die Grundidee ist, dass niemand außen vor gelassen wird.

Ein Beispiel: Ein Mensch mit einer Beeinträchtigung kann nicht so leben, wie er möchte. Gemeinsam sollten wir überlegen, was notwendig ist, dass er so leben kann, wie er möchte.

Dabei geht es um behindertengerechte Zu gän ge für Rollstuhlfahrer, um die Übersetzung für Gehörlose, akustisch verständliche Informationen für Blinde, aber auch Möglichkeiten zur Teilhabe von Menschen mit schwersten Behin- derungen.

Wir haben für die Diakonie für Sie das neue Format entwickelt, bei dem Leser_innen Fragen zum Thema Inklu- sion stellen können. Es gab kaum Ein- sendungen. Was glauben Sie, woran das liegt?

Kretzschmar: Inklusion ist ein sperriger Begriff: Übersetzung in Alltagssprache ist notwendig. Inklusiv bedeutet: Über- all beteiligt zu werden und teilhaben zu können. Dafür sind Rahmenbedin- gungen in der Gesellschaft zu schaffen.

Wir nutzen den Begriff Inklusion, wenn es um Menschen mit Behinderungen geht. Was meint Inklusion noch?

Kretzschmar: Es geht um Barrieren unterschiedlichster Art, auf die Men schen stoßen. Der Begriff Inklusion wird auch

verwendet, wenn es um Menschen geht, die aus anderen Ländern zu uns kommen. Dann müssen Sprachbarrie- ren abgebaut werden.

Also ist Inklusion doch eine großartige Sache. Warum wird sie nicht einfach umgesetzt?

Kretzschmar: Inklusion umsetzen ist eine Aufgabe der gesamten Gesell- schaft und hat mit Einstellungen zu tun.

Dass sich Einstellungen ändern, braucht Zeit, und Inklusion umzusetzen, kostet Geld. Wir haben als Gesellschaft Ver- antwortung, dass alle Menschen teilha- ben können. Das eine sind die Baumaß- nahmen, damit Orte barrierefrei sind.

Inklusion geschieht aber auch in den Köpfen. Das Ziel von Inklusion ist, dass Menschen mit Behinderung selbstbe- stimmt leben und, dass alle Menschen – mit und ohne Behinderung – dieses Ziel gemeinsam verfolgen.

Das Interview führte Diakonie-Pressesprecherin LENA HöGEMANN

Fachmann der Diakonie erklärt:

Inklusion – was ist das eigentlich?

Stefan Kretzschmar leitet den Arbeits - bereich Behinderten- und Suchthilfe im Diakonischen Werk.

Exklusion

Integration

Inklusion

Heitere Gelassenheit liegt über dem Tag. Ab und zu blinzelt die Sonne durch die Wolken und die Wiese im Hof der Wrangelstraße 31 erstrahlt hell. Es ist 9.45 Uhr, zwei Hunde rennen durch den Garten, vor der Tür sitzen zwei Männer und warten auf den Beginn der Selbsthilfegruppe. Hier in Berlin-Kreuzberg befindet sich die Kontakt-

und Beratungsstelle für Suchtkrankheit und -prävention des Blauen Kreuzes und der Sitz des Landesverbandes. Von hier aus werden die über 40 Gruppen in Berlin und Branden-

burg koordiniert, die sich in ehrenamtlicher Arbeit Woche für Woche einem Thema widmen, mit dem sich unsere Gesell- schaft noch immer schwer tut: den Umgang mit Sucht und Abhängigkeit.

Nach der Begrüßung durch Gruppenleiter Gerhard Hänsch beginnt das Treffen. Jede und jeder sagt kurz, wie es geht und was sie/ihn gerade beschäftigt. Die meisten kennen sich, viele sind schon lange in der Gruppe: „Das ist Medizin für die Seele, für die suchtkranke Seele“ meint Detlef Parne- mann, der schon viele Jahre hier mitmacht. Die Selbsthilfe sei ein Stützpfeiler in seinem Leben, das er inzwischen 31 Jahre lang alkohol- und drogenfrei lebt: „Ich kenne auch andere Einrichtungen, aber mein Herz gehört dem Blauen Kreuz“.

Doch nicht alle Betroffenen haben es schon so weit geschafft.

Einer berichtet von einem Rückfall aus der vergangenen Woche. Nach einem halben Jahr ohne Alkohol hat er wieder

getrunken: zwei Bier aus dem Supermarkt. Ein Rückfall ist auch immer ein Rückschlag, da ist es ein ermutigendes Zeichen, dass er sich überhaupt getraut hat, heute hier her zu kommen. „Jetzt beginnst du wieder bei Null“, so die nüch- terne Einschätzung seines Tischnachbarn – allzu diploma- tisch geht es hier nicht zu. Doch es ist gerade diese Offenheit, die die Selbsthilfe so wirksam macht. Weil alle im Raum nur zu gut wissen, wovon sie sprechen und wohin die Sucht füh- ren kann: „Die Gefahr ist ja immer, dass man da nicht mehr rauskommt, wenn man den Absprung nicht schafft. Wie tief das gehen kann, das kann man sich nicht vorstellen“. Um das zu verhindern und um anderen Menschen zu zeigen, dass es einen Weg aus der Sucht gibt, werden sie sich wieder zusammenfinden – schon nächste Woche, wieder in der Wrangelstraße, wieder um 10 Uhr.

BENJAMIN KUMMER

Fotos: Benjamin Kummer

Besuch bei einer Selbsthilfegruppe des Blauen Kreuzes:

„Medizin für die Seele“

„Mein Herz gehört dem Blauen Kreuz.“

Detlef Parnemann, Teilnehmer

Kontakt:

Blaues Kreuz in Deutschland e.V.

Wrangelstraße 31 10997 Berlin

Telefon: 030 692 74 30 und 03322 852 92 80 E-Mail: berlin-brb@blaues-kreuz.de Internet: www.berlin-brb.blaues-kreuz.de Öffnungszeiten:

Montag bis Freitag, 10.00 bis 13.00 Uhr und nach Vereinbarung

Der Weg aus der Sucht kann über die Wrangelstraße in Berlin-Kreuzberg führen. Dort befindet sich die Kontakt- und Beratungsstelle des Blauen Kreuzes.

“Mein Herz gehört dem Blauen Kreuz“, sagt Detlef Parnemann, der schon viele Jahre zur Selbsthilfegruppe geht.

Bis zur Inklusion ist es noch ein weiter Weg.

Foto: DWBO/Nils Bornemann; Grafik: Aktion Mensch

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Standpunkt 9 8 Titelthema Inklusion

Bundesteilhabegesetz:

Demonstration gegen

Verschlechterungen für

Menschen mit Behinderung

„Euer Gesetz behindert“ und „Teilhabe jetzt“ steht auf den Schildern der Men- schen, die sich an diesem regnerischen Julimorgen auf dem Platz vor dem Landtag Brandenburg treffen. Dem Aufruf der Wohlfahrtsverbände und des Landesbehindertenbeirat Brandenburg sind tausend Menschen mit und ohne Behinderung gefolgt. Unter dem Motto

„Teilhabe – voll behindert“ demonstrie- ren sie gegen das Bundesteilhabe- gesetz (BTHG) in seiner jetzigen Form.

Das Ziel: Brandenburg soll das Gesetz im Bundesrat ablehnen.

Die Kritikpunkte am Bundesteilhabegesetz:

• Viele Menschen, die jetzt Unterstüt- zung bekommen, werden mit dem BTHG nicht mehr unterstützt.

• Pflege hat zukünftig Vorrang. Men- schen mit Behinderung müssen mit dem BTHG mehr denn je um Hilfen zur Teilhabe am Leben in der Gemein- schaft kämpfen.

• Arbeiten darf auch mit dem BTHG nur, wer genug leistet.

Martin Matz, Vorstandsmitglied bei der Diakonie und Vorsitzender der LIGA der Freien Wohlfahrtspflege Brandenburg erklärt: „In weiten Teilen führt das BTHG zu Verschlechterungen. Wir lehnen das

Gesetz in dieser Form daher ab und fordern einen neuen Entwurf. Dabei sollte auf den Versuch verzichtet wer- den, durch Hürden beim Zugang zu Teil- habeleistungen Einsparungen durchzu- setzen. Wirkliche Verbesserungen für die Leistungsberechtigten sind sonst nicht möglich.“

LENA HöGEMANN

In der LIGA der Freien Wohlfahrtspflege – Spitzenverbände im Land Bran- denburg haben sich zusammengeschlossen: AWO, Caritas, Diakonie, DRK, Paritätischer und ZWS. Zusammen mit dem Landesbehindertenbeirat haben sie zur Demonstration aufgerufen.

Mehr Informationen unter www.liga-brandenburg.de/881579

Eigentlich sind wir auf einem guten Weg. Abgesenkte Bordstein-

kanten, Markierungen, die Blin- den den Weg weisen, leichte

Sprache und Gebärdenspra- che. An vielen Stellen wird

Menschen mit einer Behin- derung erleichtert, am All- tagsleben selbstständig teilzunehmen.

Lange Jahre meinte man, Menschen mit Behinderung

würden am besten in gesonderten Einrichtungen als Schutzbereiche leben.

Dabei war nie klar, ob hier die Bewohnerinnen und Bewohner beschützt werden sollten – etwa vor den Gefahren im Straßen- verkehr, oder ob sich umgekehrt‚

die Gesellschaft der vermein t - lich Normalen vor dem Um gang mit behindertem Leben schützen wollte. Es dauerte nach der systematischen Ermordung von Menschen mit Behinderung in der NS-Zeit viele Jahrzehnte, bis sich Menschen mit Behinderungen das Recht auf Teilhabe erstritten haben.

In den 70er-Jahren noch beispiels weise beschloss der Magistrat der Klein-

stadt, in der ich später in einer Behinderteneinrichtung der Dia- konie tätig war, dass das neuge- baute Hallenschwimmbad für die

Bewohner_innen tabu war. Der Träger der Einrichtung musste ein eigenes Bad bauen.

Inzwischen hat sich das Leitbild der Inklusion durchgesetzt, nicht zuletzt durch die UN-Behindertenrechtskonvention. Es soll normal sein, dass Menschen mit Behinderung „dabei sind“, überall. Wir werden dafür sensibilisiert, wo Barrieren aller Art Menschen aufgrund einer Beeinträchtigung aus- schließen: Seien es unzugängliche U-Bahnstationen, kompli- ziert formulierte Texte oder fehlende Assistenz am Arbeits- platz und in Schulen.

Aber: Es gibt noch viel zu tun. Eine große Hoffnung vieler Betroffener richtete sich auf das neue Bundesteilhabegesetz (BTHG). Mit ihm sollte möglich werden, dass Menschen mit einer Behinderung ihr Leben individueller und selbstbestimm- ter gestalten können. Sie sollten entscheiden, in welcher Wohnform, mit welcher Unterstützung und mit wem sie woh- nen. Sie sollten flexiblere Hilfe für die Integration in den Arbeitsmarkt und die Freizeitgestaltung erhalten. Der Gesetz- entwurf aber entpuppte sich als eine große Enttäuschung – es geht eher um sparen als darum, Menschen am Alltagsleben teilnehmen zu lassen. Der Kreis der Berechtigten wird einge- schränkt, die Bedarfe werden umdefiniert, sodass Menschen mit Behinderung anstelle von Unterstützung zur selbststän- digen Lebensführung einen Heimplatz in der Pflege bekommen.

Hintergrund ist vermutlich, dass Bund und Länder sich nicht über die Kostenverteilung einigen konnten und deshalb Anspruchsberechtigungen runterschrauben. Aber das geht nicht! Nur gut, dass viele der Betroffenen sich selbst zu Wort melden. Sie haben unsere volle Unterstützung!

BARBARA ESCHEN

Direktorin des Diakonischen Werkes

Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz e.V.

„Es gibt noch viel zu tun“

1 Auf ihren Schildern zeigen sie ihre Meinung:

„Euer Gesetz behindert“ und „Teilhabe jetzt“

steht darauf.

2 Die Brandenburger Wohlfahrtsverbände setzen sich gemeinsam mit dem Landesbehinderten- beirat für Verbesserungen für Menschen mit Behinderung ein. Die Vorsitzende Marianne Seibert (Mitte) spricht auf der Demo.

3 Knapp tausend Menschen mit und ohne Behinderung demonstrieren vor dem Landtag gegen das BTHG.

4 Martin Matz, Vorstandsmitglied der Diakonie und Vorsitzender der LIGA Brandenburg, spricht auf der Demo.

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Fotos: LIGA Brandenburg/NBF

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Ich irre über das Gelände des Zentrums Dreieinigkeit in Berlin-Neukölln und suche die Verwaltung. Das Blindenleit- system hilft mir da nicht weiter. Eine Bewohnerin nimmt mich an die Hand und führt mich zielsicher zu Sabine Spie- gelberg, Fachbereichsleiterin für den Bereich Behinderten- hilfe bei der Diakonie Eingliederungshilfe Simeon gGmbH.

Barrierefreies Gemeindezentrum

Diakonie und Kirchengemeinde sind hier eng miteinander vernetzt. Auf dem gesamten Gelände gibt es ein Leitsystem auf dem Boden oder in Blindendschrift an den Türen. „Wie wichtig einer Stadt oder Kommune Inklusion ist, sieht man auch daran, wieviel Geld sie in ihren Fördertöpfen dafür bereit stellt“, sagt Sabine Spiegelberg. „Mit unserem barrie- refreien Gemeindezentrum möchten wir Impulse für andere Gemeinden geben.“

Im Wohnstättenwerk leben etwa 100 Menschen mit geistigen oder mehrfachen Behinderungen in verschiedenen Wohn- formen. Hier gibt es auch seit zehn Jahren den besonderen Sportclub Wohnstättenwerk Neukölln e.V. Derzeit trainieren zwölf Menschen zwischen 20 und 58 Jahren mit geistigen und psychischen Einschränkungen zusammen. Von den Special Olympics, der weltweit größten Sportbewegung für Menschen mit geistiger Behinderung, im Juni in Hanno- ver sind sie erfolgreich mit Edelmetall in den Disziplinen Weitsprung, Weitwurf oder Laufen zurückgekehrt: 3 x Gold, 3 x Silber und 1 x Bronze.

Hilfsbereitschaft und Teamgeist werden groß geschrieben Das Training findet jeden Mittwochabend statt. Heute stehen Lauftraining und Basketball auf dem Programm. Wenn einer keine Lust mehr hat oder nicht so schnell mitkommt, küm- mern sich sofort alle um ihn. „Der Sport ist Spaß und Thera- pie zugleich“, sagt Trainer Andreas Müller, der zusammen mit Susanne Wittig und Carsten Lückert die Sportler_innen trai- niert. Mobilität, Körperwahrnehmung und Selbstwertgefühl werden gefördert, Spannungen werden abgebaut.

Sabrina hat Gold im Laufen und Silber im Weitwurf gewon- nen. Ihre Medaillen hat sie heute mitgebracht und zeigt sie mir stolz. Jürgen ist von Beginn an dabei; „Wir sind eine kleine Sportlerfamilie. Jeder hilft dem anderen. Die Special Olympics alle zwei Jahre sind das große Highlight. Ohne Sport und ohne den Sportclub würde mir etwas fehlen.“

BIRGIT COLDEWEy

Kontakt:

Sabine Spiegelberg

Diakonie Eingliederungshilfe Simeon gGmbH

Fachbereichsleitung Behindertenhilfe/Wohnungslosenhilfe/

psychosoziale Hilfen/Sucht Lipschitzallee 7 | 12351 Berlin

Telefon: 030 60 97 06 16 | 030 60 97 06 11 E-Mail: s.spiegelberg@diakoniewerk-simeon.de

Internet: www.diakoniewerk-simeon.de und www.3einigkeit.de Der Sportclub freut sich über Menschen mit und

ohne Beeinträchtigungen, die mitmachen möchten.

Vorbereitung auf die Special Olympics:

Sport ohne Grenzen

Links: Sabrina zeigt stolz ihre Gold- und Silbermedaille, die sie bei den Special Olympics im Juni in Hannover erkämpft hat.

Oben: Basketball mal anders.

Die Sportlerinnen und Sportler tragen einheitliche T-Shirts.

Das stärkt den Teamgeist.

Rechts: Fitness ist wichtig, aber der Spaß soll beim Training nie zu kurz kommen.

Theologischer Beitrag 11 10 Titelthema Inklusion

Der Lebensraum Stadt verdichtet sich weiter. Wie kommt Kirche, wie kommt Diakonie hier zukünftig vor? Zwei Schlaglichter aus der Werkstatt Berlin:

Zum einen entsteht direkt am Hauptbahnhof die Europacity:

ein Stadtviertel mit Geschäftsgebäuden, 9.000 Arbeitsplät- zen und 2.800 Wohnungen, von denen 42 gefördert, also gut bezahlbar sind. Die Planer setzen auf eine hohe „Erlebnis- dichte“. Kultur und Begrünung sind vorgesehen, Menschen in prekären Verhältnissen oder mit Problemen nicht. Religion auch nicht.

Letzteres ist ohne Vorwurf gesagt. Kirche/Diakonie muss selbst dafür sorgen, dass sie bei den Menschen ist. Wir sollen der Stadt Bestes suchen (Jeremia 29,7), wie es schon Israel aufgetragen ist. „Schalom“ steht da in der hebräischen Bibel – Frieden, gerechtes Miteinander gilt es zu fördern.

Was gehört heute zum Schalom dazu, was können und sollen wir tun? Die Berliner Stadtmission bewirbt sich um den Betrieb der im Bebauungsplan vorgesehenen Kita. Klas- sische Arbeit. Reicht das? Oder gibt die vom Bezirk Mitte erstellte „Förderkulisse Stadtumbau“ weiteren Spielraum?

Zweites Schlaglicht: Die Deutsche Bahn baut den Bahnhof Zoologischer Garten aus und bietet der Bahnhofsmission an, Flächen und Angebote deutlich zu erweitern. Es soll dabei nicht bloß die Obdachlosenhilfe ausgebaut werden, die hier ihren Brennpunkt hat. Die Bahn versteht sich als mitverant-

wortlich für das Miteinander in der Stadt, fördert und schafft Platz – aber eben nicht nur für die eigene Kundschaft.

Passant_innen haben manchmal eine Bahncard 100, Rat- suchende eher selten, Obdachlose nie.

Was nun? Integration ist notwendig, ja. Aber wer rückt dem- nächst zusätzlich mit in den Fokus? Brauchen wir mehr Sozial arbeit? Sind neue missionarische oder kulturelle Ange- bote nötig? Oder doch eher interreligiöse? Das alles steht nicht gegeneinander: Wir wollen zum christlichen Glauben einladen und helfen, und das Miteinander mit Andersden- kenden und -glaubenden fördern. Raum zum Leben geben.

Mission Respekt! Welche Ideen haben wir, was ist jetzt dran – und wie kriegen wir’s finanziert?

Der Stadt Bestes sollen wir suchen und für sie zum HERRN beten. Zum Gebet gehört wohl erst einmal die Bitte um gute Antworten.

JOACHIM LENZ Pfarrer und Direktor der Berliner Stadtmission

In der Stadt:

Miteinander und füreinander im Durcheinander

Foto: Jan-Erik Nord

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Frauen 13 12 Frauen

Kontakt:

HÎNBÛN, Bildungs- und Beratungs- zentrum für Frauen und ihre Familien Sabine Knepel (Leitung) und Claudia Schippel

Brunsbütteler Damm 17 13581 Berlin

Telefon: 030 336 66 62 E-Mail: info@hinbun.de Internet: www.hinbun.de

HÎNBÛN:

Brückenbauer auf dem Weg in die Eigen-

ständigkeit

Nazdar wurde 1959 in Bagdad geboren, sie hat sechs Geschwister und ist Grundschullehrerin. Ihre drei Kinder wurden in Kurdistan geboren. Die poli- tische Lage in Südkurdistan war unerträglich: „Wenn wir die Stadt verlassen wollten: Kontrollen, Demütigungen, Gewalt. Wir wollten nicht, dass unsere Kin- der unter solchen Bedingungen aufwachsen müssen.“

1994 kam Nazdar nach Berlin. Die deutsche Staatsbürgerschaft hat sie seit 2004. Ihre Sachbearbeiterin vom Sozialamt hat sie an HÎNBÛN vermittelt. Dort hat sie zwei deutsche Frauen kennen gelernt, die ein Jahr lang Deutsch mit ihr gesprochen haben.

Ihr Mann ist Musiklehrer und Musiker. Er hat in Berlin niemals eine feste Anstellung bekommen. „Mit deutschen Behörden habe ich gute Erfahrung gemacht, keine Dis- kriminierung erfahren. An Deutschland schätze ich besonders die Frauenrechte. Ich kann mich frei bewegen, ohne Angst meine Meinung sagen und Urlaub machen.

Mein Mann ist vor drei Jahren nach Dohuk/Südkurdistan zurückgekehrt, weil er dort eine Stelle als Dozent bekommen hat. Wir besuchen uns zwei-, dreimal im Jahr.“

Die Portraits von Azize, Nazdar und ande- ren Migrantinnen können Sie in der Aus- stellung sehen. Alle Geschichten sind nachzulesen in der Broschüre zur Ausstel- lung: „35 Jahre HÎNBÛN – Geschichte(n) der Immigration in Spandau – Frauen kommen zu Wort“, © HÎNBÛN.

Im Monat der Diakonie im September ist die Ausstellung „Geschichte(n) der Immigration in Spandau – Frauen kom- men zu Wort“ im Haus der Diakonie in Berlin-Steglitz gestartet. In der Ausstel- lung erzählen Migrantinnen in bebilder- ten Interviews, warum sie nach Berlin gekommen sind, welche Träume und Wünsche sie im Gepäck hatten und wie sie hier ihr Leben leben.

Die Frauen geben Einblicke in ihre ergreifenden Migrations- und Fluchter- fahrungen und ihre Erlebnisse mit einer neuen Aufnahmegesellschaft. Viele Frauen haben das Gefühl, Fremde in unserer Gesellschaft geblieben zu sein.

Sie wünschen sich, dass zumindest ihre Kinder eine gute Zukunftsperspek- tive haben. An Deutschland schätzen sie, dass sie sich in der öffentlichkeit ohne Angst bewegen und auf Rechte beziehen können, die Frauen hier haben.

Azize wurde 1966 in Nordkurdistan geboren. Sie ist Schneiderin. Der Grund ihrer Flucht: Der Bruder ihres Mannes hatte kurdische Musikkassetten gehört.

Das war verboten. Als der Schwager verschwunden war, drangsalierte der tür- kische Staat ihren Mann: Verhöre, Durchsuchungen, Folter folgten. Mit den drei Kindern des Schwagers zogen sie in eine türkische Stadt, wurden aber auch dort gefunden und drangsaliert.

Seit 2003 lebt Azize in Berlin. Über eine Schule bekam sie den Kontakt zu HÎNBÛN. „Da habe ich viel gelernt, hatte Kontakt zu Kurdinnen und Deut- schen.“ Die Kinder studieren Wirtschafts ingenieur-, Bauwesen und Mechatronik.

Die kleinste Tochter geht noch in die Kita. Azize wird von schlimmen Alpträu- men verfolgt, sie muss Tabletten gegen ihre Depressionen und Panikattacken nehmen. Doch Azize will in Berlin bleiben. Hier fühlt sie sich leicht, fast unbe- schwert, konnte ihren Rucksack ablegen: „Ich wünsche mir mehr Geld, Gesundheit, einen schönen Urlaub und ein Haus mit Garten.“

Texte zusammengestellt von BIRGIT COLDEWEy

Über HÎNBÛN

Der Name „HÎNBÛN“ ist kurdisch und bedeutet „Lernen“ oder „Neues erfah- ren“. Im Internationalen Bildungs- und Beratungszentrum HÎNBÛN können sich Frauen unterschiedlicher Herkunft treffen, Beratung finden, Bildungswün- sche verwirklichen und Gruppenaktivi- täten organisieren.

HÎNBÛN entstand 1981 in der Span- dauer Neustadt im Rahmen eines dreijährigen Forschungsprojektes zur Analyse der Lebenswelten kurdischer Frauen mit dem Ziel, für sie spezifische Bildungsangebote zu entwickeln. Da- nach übernahm der Evangelische Kir- chenkreis Spandau die Trägerschaft.

Seitdem wird die Einrichtung mit Unter- stützung des Bezirksamts von der Se- natsverwaltung für Arbeit, Integration und Frauen finanziert. Heute ist HÎN- BÛN ein internationales Bildungs- und Beratungszentrum mit Angeboten für Frauen aus über 20 Ländern und feiert in diesem Jahr seinen 35. Geburtstag. Fotos: Sabine Knepel/HÎNBÛN

Die Ausstellung kann bis zum 31.

Oktober 2016 im Haus der Diakonie in Berlin-Steglitz besichtigt werden. Der Eintritt ist frei.

Haus der Diakonie

Paulsenstraße 55/56 | 12163 Berlin öffnungszeiten: Mo bis Do 9.00 bis 16.00 Uhr, Fr 9.00 bis 14.00 Uhr

Foto: Sabine Knepel/HÎNBÛN

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Demokratie 15 14 Jugendarbeit

Die Bäkewiese ist ein Zeltplatz der Evangelischen Schülerarbeit.

Hier am Teltowkanal in Wannsee steht seit zwei Jahren Berlins grünste Kirche, eine Kirche gebaut aus Weidenruten. Es ist eine Kirche ohne Gemeinde, die von allen genutzt werden kann. Das Konzept: Natürliches Wachstum und Bewahrung der Schöpfung.

Heute ist die Projektgruppe Religiöses Lernen vom Evange- lischen Gymnasium Kleinmachnow mit Lehrerin Cathrina Smith zu Besuch. Takeshi Otani, hauptberuflich Kommunikati- onsdesigner, arbeitet ehrenamtlich für die öffentlichkeitsarbeit der Evangelischen Schülerarbeit Berlin. Heute führt er die Gruppe durch die Weidenkirche. Die Entstehungsgeschichte der ersten Berliner Weidenkirche war nicht ganz einfach: „Wir wurden nach Notausgängen für die Kirche gefragt. Es gibt insgesamt 12“, lacht Otani und meint damit die zwölf offenen, torbogenartigen Eingänge in die runde Kirche.

Die Weidenkirche verändert sich mit den Jahreszeiten Die Weidenkirche besitzt kein Dach, wächst stets weiter und verändert sich. Im Frühling ergrünt sie, im Herbst verliert sie ihre Blätter. Der Altar besteht aus Hainbuchenholz. Vermutlich handelt es sich um den einzigen Wurzelaltar in Deutschland.

Das teuerste war der runde Steinboden. 30 Tonnen Pflaster- steine wurden von Jugendlichen eigenhändig über das Gelände getragen. Der Bau ist 8 Meter hoch und hat einen Durchmesser von 12 Metern. Etwa 60 Menschen finden darin Platz.

100 Jugendliche aus Berliner Gemeinden halfen bei der Entstehung

Viele ehrenamtliche helfende Hände waren an der Entste- hung der Weidenkirche beteiligt: Architekten, Statiker, ein

Vermesser, eine Metallbauerin und 100 Jugendliche aus verschiedenen evangelischen Gemeinden. An der Oder haben die Jugendlichen unter Aufsicht des TÜVs ca. 400 Weidenruten geschlagen und in Berlin wieder eingepflanzt.

Die Weidenruten ranken an einer Stahlkonstruktion empor.

Von April bis Oktober werden hier Andachten und Gottes- dienste, Taufen, Hochzeiten, Konfirmationen und kulturelle Veranstaltungen unter freiem Himmel gefeiert.

BIRGIT COLDEWEy

Kontakt:

Arbeitskreis Weidenkirche Berlin

der Evangelischen Schülerarbeit (BK) Berlin Büro: Seestraße 35 | 13353 Berlin

Telefon: 030 453 80 33

E-Mail: info@weidenkirche-berlin.de

Internet: www.weidenkirche-berlin.de | www.baekewiese.de Standort der Weidenkirche:

Kinder- und Jugendzeltplatz „Bäkewiese“

Kremnitzufer 9 | 14109 Berlin-Wannsee

Demokratieberaterin im Einsatz:

Pflegekraft engagiert sich gegen Fremdenfeindlichkeit

Die Zustimmung zu rassistischen und fremdenfeindlichen Parolen nimmt in Deutschland zu. Auch in Brandenburg.

Um der rechten Meinungsmache nicht das Feld zu überlassen, sind die Demo- kratieberaterinnen und -berater der Diakonie im Einsatz.

„Wir nehmen Ängste in der Mitarbeiter- schaft ernst“, erzählt Anke Rückert. „Es gibt aber Positionen, für die kann es kein

Verständnis geben: Fremdenfeindlich- keit und Rassismus.“ Anke Rückert ist seit 27 Jahren Pflegekraft beim Landes- ausschuss für Inneren Mission (LAFIM).

Sie arbeitet im Evangelischen Senioren- zentrum „Haus Abendfrieden“ in Anger- münde. 2014 nahm sie an der Fortbil- dungsreihe zur Demokratieberaterin teil.

Ihr Arbeitgeber LAFIM Dienste für Men- schen gGmbH zahlt die Fahrtkosten und stellt die Demokratieberaterin frei.

Ihre Geschäftsführerin Ulrike Bennewitz sagt in diesem Zusammenhang: „Ängs- te entstehen oft aus Unwissenheit.

Deshalb ist es wichtig, frühzeitig zu informieren, damit zum Beispiel Frem- denfeindlichkeit gar nicht erst entstehen kann. Als diakonisches Unternehmen ist es Pflicht, hier Stellung zu beziehen und mit den Mitarbeitenden ins Gespräch zu kommen, da menschenverachtende Einstellungen den Grundwerten diako- nischen Handelns zuwider laufen.“ Auch der Vorstand der LAFIM-Gruppe ist von dieser Ausbildung überzeugt.

Was macht eine Demokratieberaterin?

Als in der Nähe einer Einrichtung eine Flüchtlingsunterkunft eröffnet werden sollte, bat man Anke Rückert um Rat.

Sie erinnert sich: „Die Flüchtlinge waren noch gar nicht da, aber die Ängste.“ Gemeinsam mit dem Projekt-

leiter von „Demokra- tie gewinnt! In Bran- denburg!“ sprach sie mit den Mitarbeiten- den vor Ort, wobei viele positive Bei- spiele zur Sprache kamen: So organisierte eine Kollegin bereits in ihrer Kirchengemeinde ein Begegnungscafé, eine andere sammelte Kleiderspenden.

Anke Rückert ist davon überzeugt, sich für Demokratie einzusetzen: „Es macht keinen Sinn, Menschen danach zu beurteilen, wie sie aussehen, welche Kopfbedeckung sie tragen, welche Hautfarbe sie haben. Als Christinnen und Christen respektieren wir Men- schen und finden gemeinsam einen Weg.“ Genau das sagt sie auch ihren Kolleginnen und Kollegen als Pflege- kraft jeden Tag im Einsatz.

LENA HöGEMANN

„Ängste entstehen oft aus Unwissenheit.

Deshalb ist es wichtig, frühzeitig zu informieren.“

Ulrike Bennewitz, Geschäftsführerin LAFIM

Beratung für Einrichtungen und Kirchengemeinden Einrichtungen der Diakonie und Kirchengemeinden können sich bei Fragen und Beratungsbedarf wenden an:

Dr. Ingmar Dette, Projektleitung

„Demokratie gewinnt! In Brandenburg!“

Telefon: 030 820 97 254 0172 58 91 265 E-Mail: Dette.I@dwbo.de Die Seminare im Projekt

„Demokratie gewinnt!“ sind kostenfrei.

Unter www.demokratie-gewinnt- brandenburg.de finden Sie weitere Informationen.

Das Projekt wird gefördert durch das Programm „Zusammenhalt durch Teilhabe“ des Bundesministerium des Innern.

Workshop: Mitarbeitende aus diakonischen Einrichtungen und Kirchengengemeinden können sich zu Demokratieberater_innen weiterbilden lassen.

Demokratieberaterin Anke Rückert Im Sommer dicht bewachsen, im Herbst blätterlos.

Die Naturkirche in Berlin-Wannsee hat zwölf Eingänge.

Fotos: Matthias Stief

Unter freiem Himmel:

Das wachsende Gotteshaus

Takeshi Otani erklärt Schüler_innen Bau und Funktion der Weidenkirche.

Dabei trägt er die Kluft der evangelischen Jugendbünde.

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16 Brot für die Welt

Kubas grüne Revolution

Brot für die Welt 17

Haben Sie Fragen zu Brot für die Welt? Dann wenden Sie sich gerne an:

Christiane Albrecht Telefon: 030 820 97 203 E-Mail: Albrecht.C@dwbo.de

Sie möchten unsere Projekte im Bereich „Ernährung“

unterstützen? Dann überwei- sen Sie bitte Ihre Spende mit dem Stichwort „Ernährung“

auf folgendes Konto:

Brot für die Welt

IBAN: DE10 1006 1006 0500 5005 00 BIC: GENODED1KDB

Bank für Kirche und Diakonie Frisches Obst und Gemüse aus

städtischer ökologischer Landwirt- schaft. In Deutschland ein Trend und auf Kuba bereits Tradition.

Durch den Mangel an Nahrungsmitteln wurden viele Kubanerinnen und Kuba- ner bereits vor mehr als zwanzig Jahren zu „Stadtbauern“ und produzieren fri- sches Obst und Gemüse. Heute werden noch immer 70 bis 80 % der Grundnah- rungsmittel aus dem Ausland importiert und die Regale in den staatlichen Läden sind meist leer.

Der „Garten Eden“ – eine kleine Oase gegen Einsamkeit und Hunger

„Seniora Sanchez, unserer Pfarrerin, und die Mitglieder der Gemeinde brin- gen mir täglich Essen und leisten mir Gesellschaft. Ohne sie wäre ich sehr alleine und wüsste nicht weiter. Ich bin so dankbar für den „Garten Eden“ in unserer Gemeinde“, berichtet die 84-jährige Marta Garcia. Sie lebt in einem kleinen Zimmer hinter dem Gemeindezentrum der Inglesia Evan- gelica Libre am Rande der Stadt Place- tas. Es ist dunkel in ihrem Zimmer. Das einzige Fenster ist mit Holzlamellen verschlossen, als Lichtquelle dient die offene Tür. Ein Bett mit Nachttisch und ein kleiner Schrank stehen in ihrem Zimmer, die Wände sind kahl. Marta Garcia sitzt auf ihrem Bett und wartet:

„Morgen findet wieder unser Treffen im Gemeindehaus statt, dann singen und spielen wir“, freut sie sich.

Das Projekt „Garten Eden“ ist ein Gemüse- und Obstgarten, der von den Mitgliedern der Gemeinde ehrenamtlich bewirtschaftet wird. Mit den Erträgen können Menschen versorgt und die Überschüsse auf dem Markt verkauft werden. Jeden Tag kochen Ehrenamt- liche mit der Ernte eine Mahlzeit für die mittellosen Menschen und die Gemein- demitglieder. Zum „Garten Eden“ gehö- ren auch einige Räume, in denen die Menschen sich treffen und gemeinsam singen, beten und spielen. Ein Refugium gegen die Einsamkeit in den kleinen dunklen Häusern. Das Projekt wächst durch die wachsende Bedürftigkeit der Menschen und das Engagement der Gemeinde stetig.

Der demografische Wandel in Placetas steht exemplarisch für die Situation in Kuba

„Die junge Bevölkerung verlässt unsere Stadt und geht nach Havanna oder ins Exil. Die alten Menschen bleiben alleine zurück“, erzählt Pfarrerin yakelin Sanchez Lopez. In ihrem Stadtteil leben hauptsächlich Alleinstehende und ärmere Menschen. Es ist schwer, an Nahrungs- mittel zu kommen. Die alten Menschen erhalten circa 7 Euro Rente im Monat.

Frisches Obst und Gemüse ist Mangel- ware und die Preise sind hoch. Daher beantragten Pfarrerin yakelin Sanchez und Pfarrer Tomás Estevez im Jahr 2005 finanzielle Unterstützung für ihr Pro - jekt „Garten Eden“ beim Kubanischen Kirchenrat (Concilio de Iglesias de Cuba

CIC), dem lokalen Partner von Brot für die Welt. Somit konnte sich die Gemeinde selbst mit Nahrungsmitteln versorgen und ein kleines Einkommen zu erwirt- schaften, das der Gemeinschaft dient.

Frisch vom Feld – Mitten in der Stadt Der „Garten Eden“ folgt mit seinem Ansatz der städtischen Landwirtschaft, die sich durch die Wirtschaftskrise, der sogenannten Período especial (Son- derperiode) auf Kuba entwickelt hat.

Mit dem Zerfall der Sowjetunion entfie- len ab 1989 wichtige Importe. Aus Mangel an Treibstoff, Ersatzteilen und Düngemitteln kam die landwirtschaft- liche Produktion auf Kuba zum Erlie- gen. Die Menschen in den Städten waren besonders betroffen. Daher begannen sie auf den kleinsten brach- liegenden Flächen sowie Balkonen und Dächern Pflanzen anzubauen und wurden zu „Stadtbauern“. Aus dieser Bewegung entwickelten sich „Orga- nopónicos“. Das sind Gemüse- und Obstgärten, die von Privatpersonen, Gemeinden und Genossenschaften landwirtschaftlich bewirtschaftet wer- den. Der Anbau erfolgt meist biologisch mit eigener Kompostwirtschaft und auf den Grundlagen der „Permakultur“ – ein ganzheitliches, biologisch vielfältiges und nachhaltiges System zum Anbau von Nahrungsmitteln. Mit den circa 10.000 „Organopónicos“ versorgen die

„Stadtbauern“ auf Kuba nicht nur die städtische Bevölkerung mit günstigem frischen „Bio“-Obst und „Bio“-Gemüse,

sondern schaffen Arbeitsplätze und Einkommen für viele Familien.

Brot für die Welt leistet auch auf Kuba Hilfe zur Selbsthilfe. In diesem Jahr wer- den neun laufende Projekte aus den Bereichen Ernährungssicherung und nachhaltige Landwirtschaft sowie die kommunale Entwicklung zur Unterstüt- zung von Bedürftigen und die Eingliede- rung von Menschen mit Behinderung gefördert.

CHRISTIANE ALBRECHT

4 Die Gemeinde der Ecclesia Evangelica Libre liegt am Stadtrand von Placetas. Die kleinen Häuser verfügen meist nur über ein Zimmer.

5 Die Ernte wird direkt frisch vom Feld verkauft oder zur Belieferung von Markständen und staatlichen Einrichtungen verwendet.

6 In den Gärten werden Tomaten, Salat, Kräuter, Ananas, Papaya, Auberginen, Kokosnüsse, Kartoffeln und viele weitere Obst- und Gemüsesorten angebaut.

7 Die Blumen vor ihrem Haus pflegen die Gemeindemitglieder, damit Marta Garcia einen schönen Ausblick hat.

8 Mit Fördermitteln und Einnahmen aus dem Verkauf konnte eine Komposttoilette gebaut werden.

Alle Fotos: Lars Bedurke, Helmut Pestner, Frauke Jacobs, Christiane Albrecht 1 Daniela Valle verbringt ihre Freizeit auf ihrem

Dach. Hier baut sie neben Salat, Tomaten und Heilkräutern auch Wein an. Die nachhaltigen Prinzipien der Permakultur hat sie in ihrem gesamten Haus umgesetzt.

2a/b Obst und Gemüse werden von den Händlern direkt auf der Straße angeboten. Die Regale in den Einkaufsläden bleiben meistens leer.

3 Der Blick in die Straßenflucht lässt nicht vermuten, dass in Havanna mehr als 2/3 des verzehrten Obst und Gemüses aus der städtischen Landwirtschaft stammen.

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Rettungseinsatz 19 18 Rettungseinsatz

men Notrufbildschirme, auf denen die Einsätze angezeigt werden. Wer gerade keinen Einsatz fährt, putzt den Ret- tungswagen, bereitet den Einsatz nach oder verräumt Medi- kamente.

Dann wird unser Rettungswagen zum Einsatz gerufen: Ein 39 Jahre alter Mann aus Königs Wusterhausen klagt über linksseitigen Brustschmerz. „Nun aber schnell“, mahnt Hildebrand. Uns bleiben 120 Sekunden um auszurücken. Von der Abgabe des Notrufes bis zum Eintreffen

des Rettungsfahrzeuges am Einsatzort dür- fen insgesamt nur 15 Minuten vergehen. Ich bekomme eine Sanitätsweste, der Rettungs- wagen steht schon vor der Tür. Blaulicht an

und los. Wir fahren zügig, aber dem Verkehr angemessen. Wir brauchen vier Minuten bis zum Haus des Anrufers. Der Mann steht schon vor der Tür. Hildebrand geht zu ihm hin, stellt sich vor: „Hallo, ich bin Christian Hildebrand. Notfallsanitäter. Wie können wir ihnen helfen?“ Der Mann erzählt nochmal kurz vom Schmerz in seiner Brust, dann nehmen wir ihn mit zur weiteren Diagnose in den Rettungstransportwagen. Vorerkrankung?

Keine. Medikamente? Keine.

Während der Patient an das EKG angeschlossen wird, klagt er über Stress auf der Arbeit. Der Blutdruck ist normal und die Sauerstoffsättigung auch. Alles gut soweit. Dennoch bringen wir ihn jetzt zum Ausschluss eines Herzinfarktes ins

Krankenhaus. Dort wird der junge Mann von einem Inter- nisten mit dem Stichwort „Infarktausschluss“ übernommen.

Manche Einsätze wie dieser sind Routine und manche brin- gen das Rettungsteam an seine physischen und psychischen Grenzen. Wie zum Beispiel das große Busunglück am Schönefelder Kreuz vor fünf Jahren, bei dem 14 Menschen starben und 32 verletzt wurden. „Nach solchen extremen Einsätzen werden wir von einem Einsatznachsorgeteam

betreut“, sagt Christian Hildebrand. „Es ist wichtig, über das Erlebte zu sprechen.“ Der 34-Jährige arbeitet seit seinem Zivildienst vor acht Jahren bei den Johannitern. „Im Laufe der Jahre lernt man nebst aller Theo- rie vor allem wie man die Ist-Situation am Einsatzort bewertet und schnell Entscheidungen trifft“, so Hildebrand. „Unser Job ist sehr fordernd, aber auch sehr abwechslungsreich.“

Skurriles, Amüsantes, Trauriges und auch Witziges: In einer Schicht könne man viel erleben. Lachen gehöre auch dazu.

„Ohne einen gewissen Humor kann man diesen Job nicht machen.“ Und wie steckt man es weg, wenn bei einem Ein- satz Menschen sterben? „Manche Bilder kriegt man nicht raus“, sagt der Notfallsanitäter. Und sein Kollege Sieg fügt hinzu: „Aber wir haben gelernt, damit umzugehen. Wir sind nicht Gott und können nur das machen, was wir machen können.“

DANIELA SINGHAL

Die Johanniter- Rettungswache:

Wenn schnelle Hilfe gefragt ist

„Es ist wichtig, über das Erlebte zu sprechen.“

Christian Hildebrand, Notfallsanitäter

„Wenn Du Deine Schicht beginnst, weißt Du nie, was der Tag Dir bringen wird“, so lautet meine erste Lektion in der Ret- tungswache der Johanniter in Königs Wusterhausen. Die Johanniter-Unfall-Hilfe ist Mitglied der Diakonie. Notfallsani- täter Christian Hildebrand und Rettungsassistent Steven Sieg begrüßen mich im Aufenthaltsraum. Es riecht nach fri- schem Kaffee und Desinfektionsmittel. Der Einsatzbildschirm zeigt an, dass es halb drei ist, es aber gerade keinen Einsatz gibt. Dabei ist es eigentlich ein einsatzreicher Tag. Zwei der drei Rettungstransportwagen sind bereits zum wiederholten Mal unterwegs: „Pro Tag haben wir hier manchmal 30 bis 40 Einsätze“, erklärt mir Notfallsanitäter Christian Hildebrand.

40 Mitarbeitende sind bei der Rettungswache in Königs Wusterhausen angestellt. Es ist die größte Rettungswa- che im Landkreis Dahme-Spreewald. Sie arbeiten in Zwölf- Stunden-Schichten. „Da kann alles dabei sein: Hoher Blut- druck, die Reanimation eines Kindes oder einfach eine Fahrt ins Seniorenheim“, sagt Steven Sieg, der als Rettungsassi- stent den Notarzt in einem der zwei Notarzteinsatzfahrzeuge begleitet. In den letzten acht Stunden ist er sechs Mal ausge- rückt. „Die Konzentration darf nicht nachlassen“, sagt Sieg.

„Selbst wenn man in der elften Stunde zu einem Einsatz gerufen wird.“ Alle Mitarbeitenden im Dienst sind mit einem Pieper ausgerüstet. Zusätzlich gibt es in den Aufenthaltsräu-

„Die Konzentration darf nicht nachlassen.“

Steven Sieg, Rettungsassistent

In Aktion: Christian Hildebrand versorgt den Patienten im Rettungs- transportwagen, bevor es in das nächstgelegene Krankenhaus geht.

Nach jedem Einsatz wechseln die Rettungsdienstler ihre gesamte Montur.

Fotos: Daniela Singhal

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20 Rubrik

Wir sehen sie jeden Tag irgendwo. Vor allem in Berlin sind wohnungslose Men- schen sichtbar – in der U-Bahn, vor Ein- kaufszentren, auf der Straße. Im Novem- ber startet jedes Jahr die Berliner Kältehilfe mit dem Ziel, Menschen auf der Straße unbürokratisch zu helfen und eine Über- nachtung im Warmen zu ermöglichen. Die Einrichtungen der Diakonie versuchen, das ganze Jahr über wohnungslosen Menschen zu helfen. Aber wie landen die Menschen überhaupt auf der Straße und wieso kommen sie da nicht wieder weg?

Ihre Fragen beantwortet in der nächsten Ausgabe die Fachfrau der Diakonie zum Thema, Ina Zimmermann.

Helfen Sie

mit Ihrer Spende.

Kontenübersicht

Diakonische Aufgaben Diakonisches Werk Berlin-Brandenburg- schlesische Oberlausitz e.V.

IBAN:

DE18 1002 0500 0003 2019 00 BIC:

BFSWDE33BER

Bank für Sozialwirtschaft

Brot für die Welt – Evangeli- scher Entwicklungsdienst Evangelisches Werk für Diakonie und Entwicklung e.V.

IBAN:

DE10 1006 1006 0500 5005 00 BIC:

GENODED1KDB

Bank für Kirche und Diakonie

Diakonie Katastrophenhilfe Evangelisches Werk für

Diakonie und Entwicklung e.V.

IBAN:

DE68 5206 0410 0000 5025 02 BIC:

GENODEF1EK1 Evangelische Bank eG Zum Erntedankfest (Strophen 1, 3, 5, 6)

O Gott, von dem wir alles haben, die W lt ist ein sehr großes Haus;

du aber teilest deine Gaben recht wie ein Vate drinnen aus.

Dein Segen macht uns alle reich;

ach lieber Gott, wer ist dir gleich?

Du machst, dass man auf Hoffnung säet und endlich auch die F ucht genießt.

Der Wind, der durch die Felder wehet, die Wolke, die das Land begießt, des Hi mels Tau, der Sonne Strahl sind deine Diener allzumal.

Nun, H rr, was soll man noch bedenken?

Der Wunder sind hier gar zu viel.

So viel als du kann niemand schenken, und dein Er armen hat kein Ziel;

denn immer wird uns mehr eschert, als wir zusammen alle wert.

Wir wollen‘s auch keinmal vergessen, was uns dein S gen träget ein;

ein jeder Bissen, den wir essen, soll deines Namens Denkmal sein, und Herz und Mund s ll lebenslang, für unsere Nahrung sagen Dank.

Kaspar Neumann, ev. Pfarrer und Kirchenlieddichter (1648–1715) 6

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3 5 Liebe Rätselfreundinnen und Rätselfreunde,

wir haben das „Lied zum Erntedank“ von Kaspar Neumann lückenhaft abgedruckt.

Raten Sie mit! Ziehen Sie die fehlenden Buchstaben in der richtigen Reihenfolge zu einem Lösungswort zusammen. Auf die Gewinner warten tolle Buchpreise.

Einsendeschluss ist der 6. Oktober 2016.

Leserinnen und Leser fragen

die Diakonie …

Lösungswort:

1 2 3 4 5 6 7 8 9

Schreiben Sie uns Ihre Fragen zum Thema Wohnungslosigkeit und die Lösung des Preisrätsels:

coldewey.b@dwbo.de oder postalisch an:

DWBO | z. Hd. Birgit Coldewey Paulsenstraße 55/56 | 12163 Berlin

… zum Thema

Wohnungslosigkeit

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