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Nation und Nationalstaatsgedanke im ‚langen’ 19. Jh.

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Academic year: 2022

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Basiswissen nach Themen   

Barrikadenkämpfe in Berlin, März 1848    

 

Nation und Nationalstaatsgedanke im ‚langen’ 19. Jh.  

   

Daten  

18. Jh.      Zeitalter der bürgerlichen Aufklärung    

14. Juli 1789     Sturm auf die Bastille (offizielle Datierung des Beginns der Franz.  

      Rev. )  

1791       Frankreich wird konstitutionelle Monarchie (1. Verfassung mit         Zensuswahlrecht; Menschenrechtserklärung)  

Sept. 1792     Hinrichtung Ludwigs XVI. aus dem Hause Bourbon; Frankreich  

      wird Republik  

      Beginn der Schreckensherrschaft der Jakobiner         (2. Verfassung mit allgemeinem, gleichem Wahlrecht)         Beginn der Koalitionskriege gegen das konterrevolutionäre   

      Ausland  

1794       Hinrichtung Robespierres/ Ende der radikal‐demokratischen         Jakobinerphase der Franz. Revolution  

1799       Napoleon erklärt die Revolution für beendet  

1804       Napoleon krönt sich selbst zum Kaiser der Franzosen   1806/7     Niederlage Preußens in der Schlacht bei Jena/Auerstädt         sichert Hegemonie Napoleons über Deutschland –  

      Auflösung des HRRDN (Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation)  

1806‐1810     Preußische Reformen         

       

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1813/1815     Befreiungskriege (1813: Völkerschlacht bei Leipzig; 1815    

      Völkerschlacht bei Waterloo – Napoleon auf die Insel Helena verbannt)  1815       Wiener Kongress ( Neuordnung Europas, u.a. Gründung des  

      Deutschen Bundes)  

1817       Wartburgfest der deutschen Burschenschaften   1819       Karlsbader Beschlüsse  

1832       Hambacher Fest (Beginn des ‚Vormärz’)  

1848/49     Revolutionen in Europa, auch in Deutschland ‚Märzrevolution’  

1870/71     deutsch‐französischer  Krieg  

      Gründung des II. Deutschen Kaiserreichs    

Begriffe    

Absolute Monarchie  

Herrschaft eines Monarchen, der Gesetz und Nation verkörpert. Hier liegt die   Souveränität ausschließlich beim Monarchen. Er verkörpert sie persönlich und sein  Wille ist Gesetz. Im Absolutismus beruht die Macht des Monarchen auf Repräsentation. 

Sie stützt sich auf drei Säulen: das Gottesgnadentum (religiöse Legitimation); das  stehende Heer; das durch Minister und Beamte geordnete Staatswesen nach sekularen  (d.h. weltlichen) Regeln der Vernunft: Staatsräson genannt, d.h., was dem Herrscher  nützt, ist vernünftig. Vorbild für ganz Europa im 17./18. Jh. ist der Absolutismus des   französischen Hofs, wie ihn Ludwig XIV. mit Schloss Versailles schuf.  

 

Privileg  

Vorrechte, die einzelnen Personen oder Personengruppen von Fürsten und Königen  gewährt werden konnten oder der Tradition entstammten, wie z. B. Steuerbefreiung, das  Jagdrecht, Ehrenstellen, Gerichtsbarkeit nach Standeszugehörigkeit. Sie blieben dem  Adel und dem Klerus vorbehalten. In Einzelfällen gewährte der König im  

Sinne merkantilistischer Wirtschaftspolitik auch einzelnen Bürgern das Privileg, Handel,  Bergwerke oder Manufakturen zu betreiben.  

 

Bürger  

Im Mittelalter alle freien, Grund besitzenden, vollberechtigten Bewohner einer Stadt. 

Frauen hatten nur am Bürgerrecht ihrer Männer teil. Die Vorstellung eines freien  Bürgers dehnte sich in der Neuzeit (Aufklärung; Franz. Rev.) auf alle Einwohner eines  Staates aus ( citoyen = Staatsbürger).  

Das Bürgertum prägt mit seinen Lebensvorstellungen unsere heutige (westliche) Welt.  

 

Ancien Régime (franz.: altes Ordnungsgefüge)  

Abwertende Bezeichnung des absolutistischen Ständestaats aus der Perspektive der   bürgerlichen Aufklärung und Franz. Revolution  

 

Parlament  

Ursprünglich die Bezeichnung für die englischen Ständeversammlungen aus 

Geistlichkeit, hohem Adel, später auch Stadtbürgern. Sie gewannen im 17. Jahrhundert  in England die Oberhand über das Königtum (Glorious Revolution 1688).  

Im vorrevolutionären Frankreich waren P. zunächst nur die obersten Gerichtshöfe des  Adels.  

In demokratischen Nationalstaaten sind P. vom Volk gewählte Organe, die 

Gesetzgebung, Haushalt und Regierung bestimmen bzw. kontrollieren, z.B. Bundestag,  Nationalversammlung, Unterhaus, Kongress, Duma, Sjem, Knesset usw.  

(3)

 

Volkssouveränität  

Souveränität bezeichnet die höchste Gewalt im Staat, die bei der V. vom Volk und z. B.  

nicht von einem Fürsten ausgeht. Hier leitet sich alle staatliche Gewalt aus dem Willen  des Volkes ab. Die freien Staatsbürger bestimmen ihre Regierungsform und üben auch  die Herrschaft aus. V. wurde in der Neuzeit erstmals in der Französischen Revolution  und in der amerikanischen Unabhängigkeitsbewegung erkämpft. 

 

Revolution  

Bezeichnet eine grundlegende, meist gewaltsame Umwälzung der politischen und  sozialen, oft auch wirtschaftlich Verhältnisse. Der Gegenbegriff ist ‚Reform’.  

 

Konstitutionelle Monarchie  

Staatsform, in der ein Monarch – anders als im Absolutismus – eingeschränkt durch eine  Verfassung herrscht. Gesetze, Steuern und Staatsausgaben werden von gewählten   Volksvertretern mitbestimmt, nicht aber die Zusammensetzung der Regierung und   deren Kontrolle. Die Souveränität des Staates liegt beim Monarchen, nicht beim Volk. (Z. 

B. Deutsches Kaiserreich 1871)   

Parlamentarische Monarchie  

Staatsform, in der ein Monarch die exekutive Gewalt inne hat. Anders als in der   konstitutionellen Monarchie wird die Regierung des Monarchen jedoch durch das  Parlament kontrolliert. Die Souveränität geht also vom Volk aus. (Z. B. GB)  

 

Verfassung (lat. constitutio)  

In einer Verfassung sind die Grundsätze eines Staates festgelegt. Sie bestimmen die  Form (z. B. Republik oder eine Form der Monarchie) und den Aufbau (zentralistisch  oder föderalistisch) eines Staates und legen fest, welche Staatsorgane (z. B. Parlament,  Gerichte, Regierung) es gibt. Eine Verfassung bestimmt, wer als Bürger zu gelten hat,  wer wählen (aktives Wahlrecht) und wer in politische Ämter gewählt werden darf  (passives Wahlrecht). Sie regelt auch alle weiteren (Freiheits‐)Rechte der Staatsbürger  oder – gestaffelt nach Ständen  ‐ der Untertanen.  

 

             

Preußische Reformen  

Nach der Niederlage gegen Napoleon wurden in Preußen seit 1807 Reformen  eingeleitet, u. a. die Bauernbefreiung (Ende der Erbuntertänigkeit), die   Gewerbefreiheit (Aufhebung der mittelalterlichen Zünfte), die städtische 

Selbstverwaltung, die Judenemanzipation, die Bildungsreform  und die Heeresreform  (allgemeine Wehrpflicht).  

Durch diese Reformen sollten Staat und Wirtschaft in Preußen ‚von oben’ modernisiert  werden.  

 

Restauration (von lat. restaurare = wiederherstellen) 

Ziel des Wiener Kongresses war u.a. die Wiederherstellung der dynastischen 

Herrschaftsverhältnisse und des Gottesgnadentums aus der Zeit vor der Französischen  Revolution. Nationalliberale Interessen und Institutionen sollten weitgehend nicht  geduldet werden. Als R. wird auch die Zeit zwischen 1815 und 1848 in Europa  bezeichnet.  

Allgemein bezeichnet R. jedes politische Bestreben, alte Ordnungen wiederherzustellen.  

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Liberalismus (lat. liber = frei) 

Der Liberalismus fordert das Recht des einzelnen Menschen auf seine  

persönliche Freiheit und wendet sich gegen Privilegien des Adels, des Klerus und   gegen einen bevormundenden Staat (Obrigkeitsstaat).  

Gefordert werden v. a. persönliche Freiheit, Gewerbefreiheit, Freiheit des Eigentums,  Meinungsfreiheit. Die Realisierung solcher Rechte ist im Sinne der Idee des L. nur 

innerhalb eines verfassungsrechtlich geregelten Nationalstaats mit Gewaltenteilung und  rechtstaatlicher Verfassung möglich. Seinen Ursprung hat der L. in der Staatsphilosophie  der europäischen Aufklärung. (Montesquieu, Rousseau, Kant) 

 

Nation und Nationalstaat (im Sinne des Liberalismus)  

Als Merkmale einer Nation gelten gemeinsame Abstammung, Sprache, Kultur und   Geschichte sowie das Zusammengehörigkeitsgefühl der Menschen, die in einem Gebiet   zusammenleben (subjektiver Nationalismus).  

Im 19. Jahrhundert wurde in allen europäischen Staaten die Forderung nach  Nationalstaaten erhoben, was in Vielvölkerstaaten wie im Habsburger Reich zu  gefährlichen Spannungen führte.  

Eine ‚objektive Nation’ liegt dann vor, wenn eine ‚subjektive Nation’ sich einen Staat  geschaffen hat, der über verfassungsrechtlich geregelte Organe, eine geregelte 

Rechtsgrundlage sowie territoriale Grenzen verfügt, und zwar unabhängig davon, ob die  Bevölkerung sich aus einer oder aus mehreren Ethnien zusammensetzt (z. B. Beispiel die  USA). In einer Nation im liberalen Sinne gilt die Volkssouveränität. 

     

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