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Zu „Berichtigung einer Etymologie K. Völlers'"
(oben S. 576).
I.
Von Heinrich Snter.
Herr Prof. K. Völlers teilt mir mit, dass erstens die Ableitung
des arabischen Wortes sifr von ijjtjcpoipoQia nicht von ihm, sondern
von Krumbacher herstamme (vergl. diese Zeitschrift 51, S. 298),
und dass zweitens die von mir genannte, als den meisten Orienta¬
listen schon längst bekannt vorausgesetzte Herkunft des Wortes bereits
von Karabacek (Führer durch die Ausstellung der Papyrus Erz¬
herzog Rainer, S. 217) ausgesprochen worden sei. Die erste Stelle
war mir leider entgangen, die zweite ist mir ganz unbekannt.
IL Von A. Fischer.
Die Priorität für die von Suter gegebene Herleitung von
kommt natürlich, wie übrigens auch Völlers bekannt gewesen sein
dürfte, auch Karabacek nicht zu. Vgl. schon Woepcke , der sich
in seinem „Memoire sur la propagation des chiffres Indiens' (Journ.
asiat., VI^ serie, tome I, 1863), p. 522 folgendermaassen äussert:
„ J'appellerai ensuite l'attention du lecteur sur la transcription C-t,
„zephirum" du mot ai'abe cifron ^sl^s „vide' lequel est, ä son
tour, la traduction du mot sanserif <^oünya.*) Je dois dire que
je vois dans cette transcription ,zephirum', dont la forme italienne
etait „zefiro". l'origine du mot zero, que nous trouvons sous cette
dernifere forme da, is le traits de Calandri, imprime ä Florence en
1491' etc. und p. 524 folgendermaassen:
1) Karabacek an der von Suter nambaft gemachten Stelle hat dieses Wort (j<I«lj) schiinj)! transkribiert, üie herkömmliche Schreibung rünia oder sfinni ist besser, denn ^J, das palatale s, deckt sich bekanntlich keineswegs mit deutschem sch.
Bd. LVII. Sl
„Ce (jui est certain, c'est que de Juo cifron derive le mot
cliiffre, qui est devenu, dans la plupart des langues europeennes,
la denomination commune des dix signes dont le zero est le plus
important au point de vue de la notation" etc.
Ferner Devic, der — im wesentlichen in Anlehnung an Woepcke
— 187G in seinem „Dictionnaire etymologi(|ue do tous les mots
d'origine Orientale" (am „Supplement" zu Littre's „Dictioimaire de la langue franeaise"), p. 20 folgendes schrieb:
„Chiffre. Esp. et portug. cifra, ital. ciferu. De l'arabe .io
sifr. vide, mot employe pour designer le zero, qui n'est que la
traduction du Sanscrit eomiya, par lequel ce caractere est designe
dans les anciens traites d'arithmetiijue indiens. En eti'ot , chiffre.
ciffre, cyfrc, cyffre, employe tantot au masculin, tantöt au feminin,
a marque primitivement le zero seul; encore aujourd'hui, le por¬
tugais cifra et l'anglais cipher s'appliijuent spi'cialement ä ee
caractere. Le meme sens est reste .assez longtemps au tenni'
fi-an(,ais: car on lit, dans un traite d'arithnietiijue du XVIP siecle :
„La dei'uiöre figure, qui s'appelle nulle ou zero, ne vaut rien . . .
En autre langage, elle s'appelle chifre; toutefois ce mot abusive-
ment prins en franyois signitie toutes les figures et l'art d'arith-
metique" {L'arithmetique de Jean Tranchant. Lyon, 1Ö43, p. 1,5).
— Zero est une autre forme du meme mot .a^s sifr' etc.
./ ' '
Ebenso B.ayley, der sich in seinem -Vufsatz „0n the Genealogy
of Modern Numerals. Part II (Journ. of tbe R. As. Societ}' , new
seiies, vol. XV, 1883), p. 39 also vernehmen liisst:
, . . . the Arabic word (sifr), which it need hardly fu-
said is itself a direct and literal translation of the Sanskrit 'siinva'.
It has the exact intrinsic meaning, in fact, of siinya, and since, as
has been shown , the new Arabic arithmetic was avowedly derived
from the Indian , the derivation of 'sifr' from siinya is beyond
doubt' (s. auch ibid., p. 25).
M. Cantor, der in seinen „Vorlesungen iiber Geschichte der
Mathematik"-, I (1894), S. 669 kurz kon.statiert : „Die Null nannten
sie [sc. die Araber] as-sifr, das Leere, als Übersetzung von sunya.
wie die Null bei den Indern heisst."') Daneben auch Garcin de Tassy,
in seinem Aufsatz „La rhetorique des nations musulmanes", Journ.
asiat., IV serie, tome X (1847), p. 370, n. 1 (, . . . . ^.o. C'e
mot, dont nous avons fait chiffre, a la signification de vi^e, et par
suite de zero, comme cijdier en anglais. Le zero des chiffres arabes
est un point (.), mais dans les chiffres exprimes par des lettres,
il a une forme paiiiculifere qu'on trouve employee , entre auti'es,
dans les Tables d'Ulug-beg, publiees dernierement par M, A. Sedillot');
1) So oder älinlicli wolil aucli schon in der ersten Auflage des Buches (1880), die mir zur Zeit nicht zugänglich ist.
Fischer, Zu „Berichtigung einer Etymologie K. Völlers'". 7,S5
Pihan , Glossaire des mots fran(,"ais tires de l'arabe , du persan et
du turc (Paris 1847), sub chiffre; Mahn, Etymologische ünter¬
suchungen auf dem Gebiete der romanischen Sprachen (Berlin 1863 ft'.),
S. 46; Dozy et Engelmann, Glossaire, sub cero und cifra; Eguilaz
y Yanguas, Glosario etimologico, gleichfalls sub cero und cifra ;
Lammens, Remarques sur les mots francais derives de l'arabe, p. 202;
Diez, Etymol. AVörterbuch 5, sub cifra; Körting, Lat.-roman. Wörter¬
buch 2, Xr. 2174; Kluge, Etymol. Wörterbuch'', sul) Ziffer, u. a.,
die übereinstimmend in Ju<:> „leer" das Etymon von J>.^ «Null"
sehen.
S. Fraenkel hat scbon vor mehr als sieben Jahren Ki'um-
bacher's Etymologie zurückgewiesen , nämlich in seinem Vortrage
„Orientalische Einflüsse auf die deutsche Sprache" (in „Mitteilungen
d. Scblesischen Gesellsch. f Volkskunde", hrsgeg. von F. Vogt und
0. Jiriczek, Jahrg. 1895/96, Heft II. No. 1), wo er S. 7 schreibt:
^Ziffer (schon mittelhochdeutsch) stammt durch das Mittel -
lateinische aus arab. sifr d. h. „leer". Es bezeichnet eigentlich
die Null; Mafdtih S. 194, 2 v. u. : „Diese kleinen Kreise heissen
asfär (d. i. Plural von sifr) und werden eingesetzt, um den Zahlen-
wert an den Stellen zu erhalten,') wo keine anderen Zahlzeichen
stehen". Die Einwendungen Krumbachers (Psichari , Etudes 346)
gegen diese Ableitung sind nicht stichhaltig."
Zu demselben Resultate ist G. Jacob gelangt (in seinera gehalt¬
vollen Vortrage „Östliche Kulturelemente im -\bendland", lierlin
1902, S. 12):
„Während ich Krumbacher gerne beistimme, dass das im
Abendlande zweimal auftauchende Wort sipos nur tpTjcpog sein kann,
1) Diese L'bersetzung ist niclit recht verständlich und ausserdem fehler-
£ —
haft. Arabisch lautet die Stelle: ^Läas^! ^♦aw.j ^LiAaJ! ^j!.lX.J1 «lXP^
oltXcl U^kS ^äJI j, v-*!;!! .^i^^
sind, wie S. IV, 10 zeigt, die Zahlenstufen zu verstehen, also die Stufen der Kiner, Zehner, Hunderter etc. t.^\j.l\ ist niclit von _iÄJ> abiKiugig, sondern
von ^/i^JJ. Vgl. den verwandten Ausdruck des l'lanudcs bei Krumbacher in
rsichari's Ktudes (de philologie neo-grecque), p. 347: „v'iBtthj di ui y/iQi'.i ui%(':- vovai ToJ'S ciQid-aovg, ovra y.cd cd riiicfQUi trrl Twr youioir y.i-iittri'.i" . Di..
o£
T^icpQai sind die^Lftjol, die yüiQcii entsprechen den «./i^L'S in den MafTitili.
- ^* o >
Vel. aucb Mulut al-.Muliit sub .äo: S-jÜ •! r,-vA.v.'.;>- AÄc ^ä*^!»
f, . . ■ ■ j j ^ ^ . -> . ^
JA*JI ^yi Ü!y'»i> 'i^yX\ !lXi s^axo
und Jaäqübl, Historiae, I, If", 9. Man muss ulso übersetzen: .werden, um dio Zahlenstufen zu sichern, an den Stellen eingesetzt, wo die Zahlen (1—9) fehlen".
.51*
so wüsste ich doch zu einer Ableitung von sifr aus i\>i]<f>o[(po']^ia
im Arabischen keine lautliche Parallele .... Es wird demnach bei
der alten Erklärung bleiben, dass arab. sifr in der Bedeutung Null
eine Übersetzung des begrifflich genau entsprechenden indischen
dünja ist".
Aber Krumbacher selbst bat — was allem Anschein nach
sowohl Völlers als auch Fraenkel und Jacob entgangen ist — seine
Etymologie bereits ein Jabr nach ihrer Veröffentlichung in einem
zweiten Aufsatz „Zu den griechischen Elementen im Arabischen
und Türkischen. I. Noch einmal das Wort Ziffer" (in Bd. II (1893)
seiner Byzant. Zeitschrift, S. 299 flf.) mit einem starken Fragezeichen
versehen, und direkt davor gewarnt, sie unbesehen in die Wöi-ter-
bücher einzuführen. Veranlasst dazu hatten ihn namentlich Zu¬
schriften von Nöldeke, Karabacek und Julien Havet, in denen seine
Ableitung mit starken kulturgeschichtlichen , sprachgeschichtlichen,
lautlichen und semasiologischen Einwänden bekämpft wurde.
In seinem ersten Aufsatze (Psichari, Etudes, p. 355) erklärt
es Krumbacher für wahrscheinlich . dass ,sifr , hervorgegangen aus
i^?;g)o[qpo]ptK , erst in späterer Zeit die Bedeutung „leer" erhalten
habe, nachdem es zunächst nur in der Bedeutung „Null" gebraucht
worden sei. Dem gegenüber verweise ich auf die nachstehenden
Verse, aus denen sich mit Sicherheit ergiebt, dass ,rifr „leer"
bereits auf der ältesten uns bekannten Sprachstufe des Arabischen,
in der alten Poesie, ein wohlbekannter Ausdruck war.
Hätim at-Tal, ed. Schulthess, S. (1, 12:
>o -St j,o-jf, S
*) jixs Ü.J ci«.!-^. L*^ L?ty^ ui^XU^! Lo
„dann wirst du sehen, dass das, was ich aufgebraucht habe, mir
nicht geschadet hat , und dass meine Hand von dem , womit ich
geizte, leer ist' ;
ibid. S. fA, 16 (mit Barth's Verbesserung, diese Zeitschr., Bd. 52, 60):
Lf^J' J'J'i ^
^Lts) i_5^ v—i/ Jr*'^ '-^-?r.
„Wenn eines Tages mein Erbe kommt, den Reichtum suchend, dann
findet er so viel als eine Hand umschliesst, die weder voll noch
leer ist" ;
Ai-änl XXI, n , ult., tT, 24 (von Ilärita b. Badr al-Rudänl oder
von Anas b. Zunaim):
1) Siehe schon Jacob, a. a. O.
5 5
luscher. Zu „Berichtigung einer Ktymologie K. Völlers'". 787
]Juo ^LLkc ^yi iäw> '^JClc i)^IyAÄjLiit ü>S\
„Ich sah die Hände derer, die das Schwert gegen euch ziehen, voll,
nieine Hand aber von euren Geschenken leer' ;
Ibn al-Anbäri, Addäd III, 2 (von Ibn Ahmar):
3o 3 ^ . - - o£, .j^^- o-
yuo UiLiJ^ j!^ — >ij i3LJi i'iiyj»
„(jeder) heftige (Wind), der die Berge und die Tiefen der Wüste
jählings verschlingt, wobei sein Bauch doch leer bleibt;^)
al-A;sä, bei TibrIzT, ed. Lyall, Iff, 7 (= Sacy, Chrestomathie-, II, löl, 2; Lisän und TäA. sub ^i~>- etc.):
i (',.>o_^j, f>,o, o ^ JO
j-^' ^'-^ i^ffj'-j' j:;^?-'' >^
„Leer im Gürtel-') (d. h. schlank in der Taille), zugleicb aber das
Hemd füllend (d. h. voll), von weichen Formen (oder : von grossem
Wuchs). Wenn sie sich gemächlich an ihr Werk macht, bricht
beinaJie ihre (dünne) Taille ab;'*)
o>-,£ „Cij cS
1) Die ^J;^JCJLiIi ^..ä^t erinnern an die Li-y;i.*i^ ^5'-^-' SAinr's MuSall., ed. Arnold, v. TCi vgl. Hamäsa, ed. Fi-eytag, fff, IG.
2) In dem ersten der beiden voraufgebenden Verse :
3 U ' ^3 - - 3 3 - 3 tC'1'
..s_a ^\y.^- b!! 3i^^ oLj. '^■tr'f^ iALs-
- " > O ,^ Cj3 X > '' ' *'
L-JU ^^wwA; J^=> L^J^ "^^^^^
' c-, ». o-
ist mit läqüt, MuSgam, II, i^T und Bakri, MuSgam, ^Ta (otler
für zu lesen. Im zweiteu Verse haben der Lisün s. ""^^ ^)
J o >
und der TSA. s. .J: xso^xji für s.o.*.«. Die Verse bedeuten: „Bestand ge-
. > ,
babt hat al-Gubaib („Urünnchen" oder al-llubaib), seine Siedler aber sind dahin¬
geschwunden, einige Niederlassungen ausgenommen, die indes alle veriidet sind, iiber die jeder hin- und hertobcndo Wirbelwind, dessen Veistaiid keine Ein¬
sicht hat, dahingeheult isf
3) Vgl. die verwandten Ausdrücke (»r!;-^' Ä.JLjL.> „mit loser Tailleu- schiiur'' Airmi VIII, fs, 3 und ^*p'Jj:.y\ Ä.JljL:>- „mit losem Doppelgürtel ■*
Asäs al-baläfa und T;.\. sub ^y>- ,
4) Nach andern schlecht: „wiegt sieh fast fodor: bewegt sich träg) ibro Taille (beim atlektiert vornehmen (j.ang)''. Meister de Sacy hat zum Teil zu viel iu den Vers hineingelegt, wenn er a. a. O. übersetzt: „Le vide de sa
SAlqania, ed. Ahlwardt, Nr. If", If (= Ed. Socin, Xr. II, |f):
, ,f, , _ \ ••■-. e. .-, . o -, r, . , .
|..jL5 ci'-^-'i % Lwj LiiLJ' üAC,i> ^j"-^^ 'i3^ Q-^^-^'-'^^i
„Leer im Doppelgürtel (schlank in der Taille), zugleich aber das
Hemd füllend (voll) , schön gebaut , einer jungen , im Zelte fest¬
gehaltenen Gazelle gleich" i)
(vgl. zu den beiden letzten Versen die Worte im Hadit von
J O - ^ J o
der Umm Zar?: Uj^L?» iaxc.. UjL*.^' jj^^ -)bjb^ Jl>o „leer in
ihrem Mantel (d. h. mager-da, wo der Mantel endet'')), im übrigen
aber ihr Gewand füllend, der Ärger ihrer Mitfrau", Nihäja dos Abu
's-Saäädät Ibn al-Atir und T;A. sub ^suo und^^jj^^, Lisän sub yi^).
Die AVurzel ,s>o „leer sein" zeigt sich auch sonst im alten
Arabisch durchaus lebendig und triebkräftig. Vgl. noch die Verse :
J - - ) - O . Cl--. S - O ij-,
<JJjyi\ J>.>o jUijJt jJj Läj^ ^)i'L!Jji q.aäJLs1j
(von Imra' al-Qais ; vgl. Ed. Ahlwardt Nr. v, und ausser den von
Ahlwai'dt mitgeteilten Belegstellen noch Hamäsa, cd. Freytag, f»-f, 15;
Addäd CIa, ult., i"ir, 19; Lisän sub ^)^, v-^, f-*^ und oto^>;
TiA. sub v_,<.Ic, i-^Jj, ""'^ '■^'^'^ "^^^^ al-balära
suh Jms) „Und Sllbä' entrann ihnen (den Reitern), vor Angst fast
erstickt ; und hätten sic ilm eingeholt, so würden die Milchschläuche
leer geworden sein (d. h. so würde es für ihn keine Rettung ge¬
geben haben ")''^);
ceinture contraste avec la largeur de sa poitrine, que son vetement a peine .'i contenir, et avec l'enibonpoint de ses handles: fjuand olle s'abandonne il de tendres embrasseniens, il semble que ses llaiics sont prets ;i se rompre".
1) Socin's Übersetzung: „die m.ager ist an den beiden Brustbeinen eine lileiiie Gazelle, eine in dem Haus beständig verweilende' ist wohl nicht ganz richtig.
o
2) So vokalisiert Lano richtig sub .'^IJ'^, sub ^ao dagegen irrtümlich Lp.b. .a>o.
^ J ^ .
3) So nach deu Loxicis. '\'gl. z. ß. Kili.^ia: ^^-^xil s^Lo 'wül
«ji«.5 ...JAli Jl ^ZjJ.J tbjl. 1 ci .ao 'u?t!.>,
••^.■0^.i__-l5'. •• ^''^ ^ > . > ^ ^
4) Falsch bei de Slauo, Diwan d'.Amro'lka'is, p. II uud f. j_a,Ju..
0) Nach den besten arabischen Krkliirungen hat der figürliche Ausdruck
f ' ' '
Ojio (so auch s. Jt .a-o ,lcer wurde sein Gefiiss"; vgl. Asäs a. a. O.
Fischer, Zu „Berichtigung einer Etymologie K. Völlers'". 789
^ y " - ■■>' j)£
jj-*^ t^y.' o^äo Jy-ij ^.,La.s:^ i3yt!
(von Ta'abbat SaiTä;i) s. Hamäsa, ed. Freytag, f"f, 10; Aränl
XVIII, Ho; Iskandar Abkärius, Kanda, vi; Diiä' ad-Dln Ibn al-
AtTr, al-Matal as-sä'ir, III; Lisän und TäA. snb und Muhit
al-Muhit sub ^ras) „Zu Lih jän sprach ich, da sich ihnen nieine
iSIilchschläuche bereits entleert hatten (d. h. da mein Leben bereits
in ihrer Gevralt vrar'-')) und mein Tag nur ein enges Loch (zur
Rettung) hatte und schwer gefährdet war ....';
■>' O , 3 3 O? , -.j 3 3:, **J 3 (j,
^jÄA^J Ä^4.jtj| ilXi\ jvAÄ ^.^U f^^^* "^-iV^ 0JL5^
(von Bi^r b. AbT Häziui;-') vgl. Asäs al-balära, Lisän und T^A.,
o -
auch Aqrab al-maijärid, sub , .^c und Lane sub iL^Ac) „Und unsre
und eure Behälter der Liebe (d. h. unsre und eure Herzen)
wurden , obschon man uns Vettern von Vaters Seite nannte , bei¬
uahe (liebe-)leer'' ;
-:i)!,aA3 ^kJ *'iL=>.j, ^Sii JioLo 1?. ^Jio'uo ,.,'-5
- ' L ', ., - .-^ - " * -
(von einer sAmiritin ; vgl. Hamäsa, ed. Freytag, Tof, 13, und Muhit
al-Mulilt sub .ao) „Und wenn meine Meinung von euch und eurer
leeren Einsicht wahr ist, und sie ist wahr gegen mich ....";
O-, ,> -JiC.^ o£ - j J
*):->\.SLtci s, ».i/iXyc \Ss> , =.c. lic».s ..Li LjOlÜ cj'^s»^»
' _ ^ )jj . ^ ^ ^ K ^ ■ . y-^
(von Imra' al-()ais; vgl. Ed. Ahlw.irdt Nr. I., ir) „Und sie (die
Wildeselstuten) lassen Schwänze lang herabhängen, deren Haare (an
und T3A. siib .äas, ivo 5»J( UJ.ao wohl nur ein Flüchtigkeitsfehler ist; die Uedeutung: „er kam um", „er starb', „er wurde getötet". Genauer trifft Uückert, in seiner Hamiisa, I, Nr. 10, Anm., don Sinn, wenn er schreibt: „der leere Schlauch ist nur bildlich , Erschöpfung der llülfsmittel und Ratlosigkeit andeutend". (In seinem Amrilkais, S. G9, vergleicht er den Ausdruck mit den deutschen Kedensarten : „auf die Neige gehn", „den Garaus machen".)
1) So wenigstens nach der Tradition. Über die Echtheit und Geschichte der ältesten Poesie ist noch viel zu sagen.
2) I.y.ill, Translations of Ancient Arabian Poetry, Nr. Vlll. iibersetzt gut:
„tliey doeniod they had me beyond escape". (Er hätte aber die alberne Ge¬
scbichte von dem Hoiiigsclilaucli nicht reproducieren sollen I)
3) So, [»jLi», babe ich bereits in Bd. 49 dieser Zeitschrift, S. 090, ge¬
schrieben. In Hss. und Drucken ündet sich oft dafür Guidi's Tables
alpbab. du Kiti'ib al-A^,äiii haben regelmässig Vgl. aber ;Aiiii, in der
IJizäna, II, Tvi, pu.: ^j'wÄ+.s^il ^\^\, f't^Lj (jr^' j'^-
4) :^\Jlici ist hier freilich nicht gesichert.
5 S «
Fai-benschönheit ?) den Schlaufen verzierter, leerer Schwertladen (Scheiden?) gleichen" ;')
Cl ««j JO« oS :j-c-
r;^j z,) j''^''^
= ' ="5 j '
(Lisän sub ^a^a und (wo tälschlich steht); Tik. sub .ao)
,Sie (wohl Näpfe o. ä.) sind für den, der um Gastfreundschaft zu
bitten kommt, weder leer noch flach".
Vgl. ferner die offenbar der Beduinensprache entstammenden
- 1 ,-, - o
Wendungen: o^! ^ ^LLjjJ! Jus Ji.i*Ji ^ v'^*^'
„jemand kennt keine Vertragstreue und ist liebeleer", Asäs al-balära
sub v^^Ac; '*)iLjb!! j**35 iLuJ! ")?^s j^I^'lj ^3^x3 I^^e *eei
preservation by God from the yard^s becoming void of cattle.*)
and the vessel's becoming empty , meaning, from the perishing of
the cattle" (so gut übersetzt von Lane sub .ao; s. noch Lisän.
TsA. und Muhit al-MuhIt sub .ao und ^ .j, Gauhari sub r- t);
> C> Cj
J &- r, £ J .0- o E
iUs ti5^J o^ol ili! u5Ü ci^o! La „Ich babe dir kein Gefass
umgestossen und keinen Hof entleert" (d. h. bin clir nicht zu n.ahe
getreten und habe dich deines Gutes nicht beraubt; vgl. Lane sub
,, ,1
.aoS , dessen Deutung hier nicht ganz befriedigt , ferner .\säs al-
balära, Lisän, TsA. und Aqrab al-magärid suh .sus, und zu der
Redensart ssU! (^i-o! die Lexica sub jjto, ^»o, Kämil des
Mubarrad m, 1-1 etc.);
1) do Slane, Diwan d'Amro'lk.iis, p. 4G, hat ,ansis thecarum pictis et plexis', während or hätte „pictarum et plexarum'' schreiben sollen.
2) Nach TaSlab, wider die Kegel, ^ ys ; vgl. die Lexica snb ^ Js , 3) In Wirklichkeit hat man natürlich '-JLa.5 und ob'! gesagt; entsprechend im nächsten lieispiel.
4) Gesuchter scheinen die Erklärungen: ü.£> iLXsJl ^ Ji
- > > c
jiA.iiL*-!, Gauh., Qämüs und TiA. sub ^ -i'. J-^-^ ---'bH "^J^
LijlcJ^z-^'S *|-^^''» ..:.j.\A«. j-JuX-!, Li.-,aii bub -i ', s-aä.I p.i XAiilLiJ! ^yi "iLi» . . . ., -Mullil al-JIul.iIt sub
5 5 *
Fischer, Zu „Berichtigung einer Etymologie K. Völlers'". 791
die Traditionen: *)'Ju^\ ^\ ^y, 'O^Jj!
xDi i-jLÄy „Das an Gutem leerste Haus ist dasjenige, in welchem
das Buch Gottes (der Koran) fehlt" (vgl. Lane sub 'juJ,, ferner
Abu's-Sagädät Ibn al-Atlr's Nihäia, Lisän und T;A. sub ,äas und
Addäd rii, 4 2)); ^i^Jf ^ ^^'^ ^jjj j -^X,^ ^Ein
Hungern um Gottes willen ist besser als rote (d. h. besonders vor-
treöliche) Kamele (d. h. besser als der wertvollste Besitz)" (Asäs,
Nihaja, Lisän, TsA. und Muhit al-Muhlt suh ^suo. Die hier vor¬
liegende Bedeutung „Hungern" hat sich natärlich erst sekundär
aus der Bedeutung „Leere (des Magens etc.)" entwickelt; vgl. auch
in den Lexicis etc. ^aoi „er wurde arm" und oHjäo »arm", wo
der Begrifi' „arm" gleichfalls erst sekundär aus „leer" entstanden ist);
Oo c-.,
und schliesslich noch den itbai .io,'') den ich freilich
j . ^ ,
nur aus Hamäsa i^of, lö kenne.
Diese Belege für .ao „leer", ^.ao „leer sein" etc., deren Zahl
sieh wohl ohne allzu grosse Mühe noch vermehren liesse , reichen
bis ins 6. Jahrh. n. Chr. zurück. Die Stellen dagegen , in denen
o
.ao in der Bedeutung „Null" erscheint, sind bedeutend jünger.
Auf al-IaSqübl (letztes Drittel des 9. Jahrh. n. Chr.), Historiae,
I, hat schon Nöldeke in seiner oben erwähnten Zuschrift^) an
>
1) Oder .a^ait.
' V _
2) Der H.'idTt hat hier einen etwas anderen Wortlaut: ::jyxj^\ .ao! ^.,1 is.lj! IwjLäS'' XxS Läj ^' i^aaJ.
3) Fehlt bei Grünert, Die Alliteration im Alt-Arabischen.
4) Diese Zuschrift enthält übrigens einen kleinen Irrtum, der hier kurz korrigiert sei. Krumbacher hatte in si'inem ersten Aufsatze, S. ib\, aus Cantor's
„Vorlesun^jcn über Geschichte der Mathematik" den Passus abgedruckt: „Ausser¬
dem beilioiiten sicb die Araber ihrer in der Reihenfolge Abudsched geordneten Huehstiibon in derselben Weise wie die übrigen Semiten, um die Z.ahlen von 1—400 darzustellen, l-'reilicli ist die genannte Keihenfolge nieht aller Orten gauz streng l'estj;elialten worden. Der gleiche Buclistnbc, de. in l'agdad 90 bedeutete, hatte im nördlichen Afrika den Werth 00, 300 wechselte an eben diesen (Irten mit 1000 u. s. w." Dazu bemerkt Nöldeke: ,Das „Abugad"- Zili'ernsysteni ist, soviel ich weiss, ülierall dasselbe gewesen. Cantor hat da
Krumbacher (Byz. Zeitschr. II, 300) als auf den ältesten ihm be¬
kannten Beleg für diese Bedeutung von ^ao hingewiesen. Die oben
erörterte Stelle in den Mafätlh ist schon ca. 100 Jahre jünger.
Eine dritte Stelle, die ich mir notiert habe, ist noch weitere 50 bis
70 Jahre jünger, gleichwohl aber interessant genug, um hier reprodu-
- - O i i
eiert zu werden : hSju^. j^ioJ! Ju^\ ^ »jSiXJ! » j>.5>
- - S 5 >
j^Ac ;''-AiJ! i_jLa...=- J, J.C v_>Lw^il J,^!
^»jH ^ LXjtX/i-Xit («lXc» iiäi-l ^i lAiU^Ji v_jjj.i^ (.Axi *)>Si:
LiJ^ ii^lAJt „Vjt-^' ii.Ä3C*><It ^i,^ i5 ^'^■^ r^^i l<aa^,4.ii u<Ü3 ^ILc X.-b!-> (von de Sacy in den Not. ct Extr., VIII, p. 327,
n. 1 aus dem MuqniS fi mairifat batt masähif al-amsär des 444/1053
gestorbenen Abfi SAmr sUtmän ad-Dänl al-Muqri' mitgeteilt) „Dieser
Kreis selbst ist die kleine Null, die die Arithmetiker im „Staub' -
Eechens3'stem über die fehlende Zahl setzen, um ihr Eehlen an¬
zuzeigen. Denn es (dieses Eehlen) entspricht dem Fehlen der
Zusatz- (d. h. hier der Debn-)Buchstaben in der Aussprache . dem
Fehlen der Verstärkung bei den erleichterten und dem Feblen des
Vokals bei den mit Sukün auszusprechenden Buchstaben, über die
man eben, als Hinweis auf diesen Sacliverhalt , den Kreis setzt".
Gegen die hier ausgesprochene Ansicht, dass das arabische
Tilgungszeichen ° und damit auch die in späterer Zeit vorzugsweise
gebrauchte Form des Sukün im Grunde nichts anderes sind als das
allbekannte Nullzeichen der Arithmetik , dürfte sich kaum etwas
einwenden lassen. Ihrer Funktion nach gehören alle drei natürlich
aufs engste zusammen. So aber offenbar auch ihrer Genesis nach, denu
der Circellus, den die Araber, wie beute nicht mehr bezweifelt werden
kann , als Ausdruck für die Null zugleich mit den übrigen Zahl¬
zeichen von den Indern überkommen haben,-') diente bei dieseu
gewiss etwas falsch avifgefasst'. Aber Cantor ist ganz im Recht, wie schon die bei Vi'riglit, Grammar", I, p, 28 mitgeteilten Abugadreilien zeij^en, ferner z. 15.
de Sacy, Grammaire-, I, § 175: „\j ahouiljeil des Africains differant en quelque cbose de celui des Asiaticjues, il y a aussi quelque dill'erence dans la valeur qu'ils donnent il certaines lettres comme signes de numeration. Cette difference consiste en ce que chez eux le jjo vaut CO, lo (ji3 90, le (j* 300, le 2a 800, le i 900, ot le ^J. 1000."
1) So ist wobl fiir do Sacy's ».^Ac- zu lesen.
2) Dio Übernahme dürfte spätestens im 2. Jahrh. d. 11. stattgefunden baben. Unter diesen Uraständen ist es auffallend, dass man trotzdem noch iu viel späterer Zeit in dor Ziffernschrift die NuU gelogentlicb nicbt schrieb. So
habe ich in der Einleitung zu meinen „Biographien von Gewährsmännern des
Ihn Ishaq", S. IX, darauf hinweisen können, dass in drei von gelehrter Uand
Fischer, Zu „Berichtigung einer Eti/mologie K. Völlers'"'. 793
selbst ursprünglieb nur als Fehl- und Kürzungszeichen.^) Unent¬
schieden muss dabei vorderband bleiben, ob die Araber den Circellus
zunächst nur als arithmetischen Ausdruck kennen lernten und erst
sekundär, nach indischem Vorgang, allgemeiner als Tilgungs- und
Fehlzeichen verwerteten, oder ob sie ihn, wie wahrscheinlicher, von
vornherein in seiner allgemeineren Funktion überkamen. Jeden¬
falls aber fällt von hier aus ein helles Licht auf
den bisher dunklen Ursprung der uns geläufigsten
Sukünform.-')
In der Irre getappt ist natürlich — wie der A'ollständiglieit
halber ziun Schlüsse noch erwähnt sei — der Vielschreiber Hammer-
PurgstaU, der in seiner Anzeige von Marina's „Catalogo de algunas
voces Castellanas etc." (Wiener Sitzb. d. phil.-hist. CL, XIV. Bd.,
I. Heft), S. 110 folgendes scbreibt: „Cifra ganz gewiss von arab.
Dschefr ^ail, welches schon aus der Ilmol-Dschefr (s. Freytag
I, 2-37) [sicl], aber weder von Sefr, nocli von S<tfr. was im .Vrab.
der Name der Nulle".
Nach alleiu liegt ni. E. keine AVranlassung vor, die alte Etymo¬
logie: „Null" = altarab. .ao „leer", „Leere" preiszugeben.
lieiTÜhreiideii Codd. .tus dom Bpgiiin des 8. Jahrli. d. II. in der Pagination nirgends das Nnllzeichcn gesetzt worden ist, t vielmelir auch für 10, lür 20, i/\ für 180, n für 2(IG, H für 210 steht u. s. f.
1) Vgl. zur Gesehichte der Null bei den Indern die vou Jacob, a. a. 0., S. ilf. angeführte Litteratui'.
2) Vernier, Grammaire, I, p. 84, siebt, oflenbar ganz willkürlicli , in der Sukünform ° den Kopf vom ^ des Torminus j»-^. — Zu vergleichen ist jetzt p. 518 in der revidierten englischen Ausgabe von Jacob's oben (.S. 785") citiertem Vortrag (Smitlisnnian Keport for 1902, pp. 509—529), die mir soeben, bei der zweiten Korrektur dieses Aufsatzes, durcb Jacob's Liebenswürdigkeit zugeht.
]lbl3T Von Franz Fraetorins.
Durcli dio Ausführungen in dieser Zeitschrift oben S. 530 fl'.
wird klar geworden sein (gleichviel ob im Einzelnen die Deutung
Von "iLiTCn, b;:^aN das Richtige getroffen, oder nicht), dass durch
das Suffix äl, l im Kanaanäischen weiblicbe Caritativnamen
gebildet worden sind. Dass diese speciell weibliche Beziehung,
auch nur in Eigennamen, dem Suffixe von Anfang an innnegewohnt
haben sollte, ist von vornherein unwahrsebeinlich. In dem Xamen
■)ibi3T liegt das Suffix m. E. noch in männlicher Beziehung vor.
■lbi3T stellt sich als Maskulinum zu den phönizischen Frauen¬
namen bar-N, baxNbra, b3T7:;r. Vielleicht ist auch iibiaT selbst
geradezu phönizisch. Bei den mit -3t als zweitem Glied zusammen¬
gesetzten Eigennamen waren im Phönizischen Caritativbildungen
durch angehängtes l beliebt, wobei das wurzelhafte cl aufgegeben
wurde. So entstanden die angeführten Frauennamen, die das Per¬
fektum enthalten. Bei "(ibiaT dagegen liegen bereits andere Caritativa
zu Grunde, nämlich TI3T, "inj, rr^iaT (oben S. ö28), aus denen
beim Antritt des Caritativsuffixes l bi3T wurde. Zuletzt trat nocb
die caritative Endung ün an, die dem Namen deutlicher dio männ¬
liche Beziehung wahrte, als l in Kanaan anfing, sich speciell weib¬
licher Beziehung zuzuwenden.
Der A''erfasser von Gen. 30. 20a (ai:: "i "rx S'ri'bN ■'"aT) hat die Bedeutung des Namens "jlbia" also noch richtig gekannt,
oder mindestens richtig geraten. Auch bei Lagarde, Onomastiea
sacra: düQOv und iciQiGfitc. Welchen Sinn aber der Verfasser von
Gen. 30, 20b in sein ■':"~a"'; hat hineinlogen wollen, werden wir vielleicht niemals sicher erfahren.
In ba'l Jud. 9 pass, ist l sogar noeh männlicher Beziehung,
ohne dass ün angetreten ist.
rbai bei Littmann, Zur Entziiferung der .'^.ifä-Inschriften S. IS
scheint sich nicht zu bestätigen. —