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Nicht einfach nur Typ 2

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82 DIE PTA IN DER APOTHEKE | Oktober 2019 | www.diepta.de

PRAXIS

A

m besten bekannt und am häufigsten benannt sind Diabetes vom Typ 1 und 2 und der Schwan- gerschaftsdiabetes. Vor allem im Er- wachsenenalter diagnostizierter Dia- betes mellitus wird schnell dem Typ 2 zugeordnet. Das liegt vor allem daran, dass es zu wenige klinische

Kriterien gibt, an denen man eine Identifizierung möglicher Subtypen erkennen könnte. Eine schwedische Forschergruppe hat sich daher dieser Problematik angenommen und ver- schiedene Merkmal-Cluster geschaf- fen, nach denen es möglich sein könnte, in Zukunft leichter unter- schiedliche Subtypen zu unterschei-

den. Letztlich soll das vor allem der gezielten und maßgeschneiderten Behandlung der Betroffenen dienen.

Merkmale zur Diagnostik Um einen Diabetes mellitus zu diagnosti- zieren, ziehen Mediziner verschie- dene Parameter heran. Sie untersu- chen beispielsweise das Blut bezie- hungsweise lassen den Langzeitblut- zucker HbA1C bestimmen, weisen ihre Patienten an, regelmäßig selbst den Blutzucker zu bestimmen und ein Ernährungstagebuch zu führen.

Ist der Betroffene nicht mehr im Ju- gendalter und/oder hat einen hohen Body-Mass-Index (BMI), ist die Dia- gnose rasch gestellt. Doch warum profitieren einige Patienten nicht von der Gold-Standard-Therapie, verschlechtern sich gar oder leiden schneller unter Folgeerkrankungen wie Polyneuropathie, Augenerkran- kungen oder Wundheilungsstörun- gen? Es müssen also andere Kriterien her, um eine bessere Einstufung des Patienten durchführen zu können.

Diese Kriterien musste sich auch die schwedisch-deutsche Forscher- gruppe überlegen, bevor sie mit der Analyse der 15 000 Patientendaten anfing. Sie identifizierten daraufhin sechs Variablen: das Alter bei der Diagnose-Stellung, den BMI, den HbA1c-Wert, die Betazell-Funktion, die Insulinsekretion, die Insulinresis- tenz und die Existenz von Autoanti- körpern gegen das Enzym Glutamat- decarboxylase (GADA). Bei der Clusterung wurden also vor allem der metabolische Zustand des Pa- tienten beurteilt und in Relation zu

DIABETES SUBTYPEN

Diabetes-Subtypen werden zwar vergleichsweise selten diagnostiziert, dennoch sind sie klinisch relevant: Betroffene tragen ein anderes Risiko für Folgeerkrankungen oder Prognose des Diabetes.

Vor kurzem wurde daher eine neue Klassifizierung vorgeschlagen.

Nicht einfach nur Typ 2

© Tuned_In / iStock / Getty Images

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DIE PTA IN DER APOTHEKE | Oktober 2019 | www.diepta.de

Alter und Immunfunktion gesetzt.

Dadurch konnten sie in ihrer For- schungsarbeit fünf Subtypen identifi- zieren, für die sie auch direkt Hand- lungsempfehlungen für die Therapie empfahlen.

Direkt mit Insulin einsteigen Es überrascht, dass zwei der Subtypen der Kategorie „severe Insulin-defi- cient Diabetes“ (SIDD) zugeordnet werden. Betroffene brauchen dem- nach direkt eine Insulin-Therapie und sollten nicht erst mit oralen An- tidiabetika einsteigen – ihr Zustand könnte sich rasch zuspitzen. Dazu gehört der schwere Autoimmundia- betes (SAID), meist handelt es sich um den bereits bekannten LADA- Diabetes. LADA bedeutet „latent autoimmune diabetes in adults“ und beschreibt das Auftreten von Auto- antikörpern, wie sie auch bei Typ- 1-Diabetes üblich sind, aber im Er- wachsenenalter. Betroffene sind meist älter als 35 Jahre und bekom- men in vielen Fällen zunächst die Diagnose Typ-2-Diabetes, da sie häufig auch Hinweise auf ein meta- bolisches Syndrom zeigen, weil zum Beispiel Fettstoffwechselstörungen oder ein erhöhter Blutdruck vorliegen.

Im Verlauf ähnelt die Erkrankung immer mehr einem Typ-1-Diabetes und es können Autoantikörper gegen GADA nachgewiesen werden. Der weitere Subtyp zeigt einen schweren Insulinmangel (SIDD), es sind aber keine Autoantikörper nachweisbar, Betroffene sind eher jung und schlank. Diese Gruppe muss mit einem erhöhten Risiko für Reti- nopathien rechnen, hier wären noch engmaschigere augenärztliche Kon- trollen empfehlenswert. Auch Neu- ropathien treten bei diesem Typ deutlich häufiger auf als in anderen Sub-Klassen.

Vorsicht Komplikationen Die weiteren Subtypen profitieren zwar von einer oral gestützten Therapie, dennoch ist die Unterscheidung hier insbesondere wegen der unterschied- lichen Risiken für Folgeerkrankun- gen relevant. So leiden „Severe In-

sulin-resistant Diabetes“ (SIRD)- Diabetiker, also mit schwerer Insu- linresistenz deutlich häufiger unter einer Nephropathie, also einer Schä- digung der Niere (Risiko bei 11 bis 17 Prozent). Neben engmaschigen Kontrollen der Nierenfunktion soll- ten diese Patienten nach Empfehlung der Forschungsgruppe direkt einen SGLT2- und ACE-Hemmer erhalten.

Beide Arzneistoffe zeigen nieren- schützende Eigenschaften. Auch das Risiko eine nichtalkoholische Fett- leber zu entwickeln und damit ein

höheres Risiko für eine Leberfibrose liegt bei diesem Subtyp vor. Daneben wurde noch der milde altersbedingte Diabetes (MARD, Moderate age- related Diabetes) und der milde adipositasbedingte Diabetes (MOD, Moderate Obesity Diabetes) zur Klassifizierung vorgeschlagen. Ins- gesamt zeigen diese Typen geringere Stoffwechselstörungen als die vorhe- rigen, wenn auch MOD-Patienten meist stark übergewichtig sind. Hier steht vor allem eine Veränderung des Lebensstils im Vordergrund, wie es auch als Basisempfehlung der gene- rellen Typ-2-Therapie üblich ist.

Keine Krankheitsstadien Die al- leinige Betrachtung der Stoffwechsel- parameter kann nicht zur Argumen- tation verschiedener Subtypen her- angezogen werden. Es könnte sich auch um unterschiedliche Krank- heitsstadien gehandelt haben. Doch nach Angaben der Forscher konnten sie bei jedem der Sub-Typen unter- schiedliche genetische Merkmale feststellen, sodass eine Fehlinterpre- tation ausgeschlossen werden kann.

Sollte sich das Klassifizierungssystem der Forschungsgruppe etablieren,

würde man dem Ziel einer indivi- duellen, maßgeschneiderten Thera- pie näherkommen. Denn bei der Stu- dienauswertung kam auch heraus, dass viele der Patienten nicht ange- messen therapiert wurden, viele der SIDD-Betroffenen auch bei Mani- festation des Diabetes kein Insulin erhielten.  n

Farina Haase, Apothekerin/Redaktion UND AUSSERDEM?

Neben der Diskussion um eine genauere Auftrennung der Typ-2-Dia- gnostik existieren natürlich noch andere, seltene Diabetes-Typen, die grob unter Typ 3 zusammengefasst werden, in der Leitlinie finden sie sich unter „Andere spezifische Diabetes-Typen“. Unterteilt nach ihrem jeweiligen Entstehungsgrund sind das:

+Typ 3a, auch MODY (maturity onset diabetes of the young), Erwach- senendiabetes, der bereits im Kindes- oder Jugendalter auftreten kann aufgrund von Gendefekten in den Betazellen,

+Typ 3b durch Gendefekte in der Insulinwirkung, +Typ 3c nach Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse, +Typ 3d mit gestörter Hormonproduktion,

+Typ 3e bis 3h durch Schädigung infolge von Infektionen, Medika- menten, Chemikalien oder Viren oder auch durch eine Autoimmun- erkrankung.

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