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Schiefergas – durchauseine Zukunfts-Option

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Ausgabe 03. 2015 | Welt der Fertigung

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dichtung zu oberflächennahen Schichten.

Das von manchen befürchtete Risiko in- duzierter Erdbeben durch das Erschließen von Schiefergasvorkommen ist nach heu- te verfügbarer Datenlage geringer als bei der Förderung konventionellen Erdgases oder als beim herkömmlichen Untertage- bergbau.

Richtig ist, dass in den Vereinigten Staa- ten in der Vergangenheit in Einzelfällen Probleme aufgetreten sind. Dabei han- delte es sich nach meinen Informationen um Bohrungen, die in Deutschland nicht genehmigungsfähig gewesen wären. So gab es offenbar keine Dichtigkeitsprü- fung der Verrohrung, in einigen Fällen wurde auf unzureichend versiegelten Bohrplätzen gebohrt. Diese Einzelfälle sind nicht geeignet, die gesamte Tech- nik zu diskreditieren. Hier muss auch die Relation betrachtet werden: In den USA hat es bereits mehr als zwei Millionen Fracking-Maßnahmen gegeben, die we- nigen Zwischenfälle sind statistisch nicht belastbar erfasst. Fracking daher pauschal als Risikotechnologie zu bezeichnen, ist wissenschaftlich nicht haltbar.

In der öffentlichen Debatte sollte nicht übersehen werden, dass die sachgerechte Durchführung und Bewertung von Fra- cking-Maßnahmen jahrelange Berufser- fahrung und Spezialwissen aus den Fach- gebieten Geologie, Lagerstättenkunde, Gesteinsphysik, Seismologie, Geochemie, Hydrogeologie, Reservoir- und Bohrlo- chingenieurwesen erfordert. Nur Exper- tenteams all dieser Fachdisziplinen sind in der Lage, umfassende Einschätzungen über Einsatz und Auswirkungen dieser Technologie vorzunehmen.

Solche Teams arbeiten in den Staatli- chen Geologischen Diensten Deutsch- lands, den interessensneutralen Fachbe- hörden für den geologischen Untergrund.

Anfang 2013 haben sie in einer gemein- samen Stellungnahme erklärt: »Sofern die gesetzlichen Regelungen und die technischen Standards eingehalten und detaillierte standortbezogene Vorun- tersuchungen durchgeführt werden, ist der Einsatz der Fracking-Technologie aus geowissenschaftlicher Sicht kontrolliert, sicher und umweltverträglich möglich.«

Die Staatlichen Geologischen Dienste haben Mühe, Gründe für ein generelles Verbot von Fracking zu finden. Zur glei- chen Aussage kommen

die renommierten geo- wissenschaftlichen For- schungseinrichtungen Deutschlands.

geozentrum-hannover.de

Gastkommentar

Schiefergas – durchaus eine Zukunfts-Option

Fast jeder Mensch unserer Gesellschaft nutzt täglich Erdgas. Sei es zum Heizen seiner Privatwohnung, durch persönli- chen Stromverbrauch, als Nutznießer von Produkten der Industrie oder als Treibstoff im Verkehr. Allein Deutschland benötigt derzeit pro Jahr fast 100 Milli- arden Kubikmeter Erdgas, um seinen Be- darf zu decken. Die heimische Förderung trägt aber nur mit gut zehn Prozent zur Versorgung bei – Tendenz sinkend. Ohne Schiefergasförderung und Fracking-Tech- nologie sind die Reserven in etwa zehn Jahren aufgebraucht und Deutschland wäre komplett abhängig von ausländi- schen Erdgasvorkommen. Schiefergas und Fracking sind daher eine Option, dem entgegenzuwirken.

Beim Fracking werden Tiefengesteine durch Einpressen einer Frac-Flüssigkeit, überwiegend Wasser, aufgebrochen, um schmale künstliche Fließwege für Erdöl oder Erdgas zu erzeugen. Dadurch wird die Förderrate einer Bohrung wesentlich erhöht. Weltweit wird die Technologie seit vielen Jahrzehnten routinemäßig ein- gesetzt. In Deutschland wurde Fracking zur Gewinnung von Erdgas bereits hun- dertfach seit den 60er Jahren angewandt.

Dabei ist nicht ein Schadensfall aufge- treten, der zu einer Umweltbeeinträch- tigung oder Grundwasserkontamination geführt hat.

In den Medien und von zahlreichen Initi- ativen in der Öffentlichkeit wird das The- ma kontrovers, zum Teil sehr emotional und oft von Halbwissen geprägt, disku- tiert. Große Teile der Bevölkerung werden mit irreführenden Videosequenzen über brennende Wasserhähne oder Satelliten- bilder von einer durch Bohrplätze und Zufahrtstraßen zerstückelten Landschaft verunsichert. Diese Bilder stehen jedoch nicht in Zusammenhang mit in Deutsch- land durchgeführten Fracking-Maßnah- men und sind hier auch in Zukunft ausge- schlossen.

In Deutschland existieren einschlägige Vorschriften und Genehmigungsaufla- gen, die die Erdöl- und Erdgasindustrie einhalten muss. Die Verrohrung muss konzentrisch als Mehrfachverrohrung ausgeführt und jede Teilverrohrung mit einer Zementschicht ummantelt werden.

Bohrungen dürfen nur von einem zum Untergrund abgedichteten Bohrplatz

ausgeführt werden. Beide Maßnahmen verhindern, dass die Frac-Flüssigkeit mit Grundwasser in Kontakt kommt. Eine Ge- fährdung des Trinkwassers lässt sich aus- schließen.

Die verbreitete Vorstellung, durch Fra- cking würden Gifte in den natürlichen, sauberen Untergrund gelangen, ist unzu- treffend. Ebenso die Ansicht, tiefe Wässer seien reiner als oberflächennahe. Grund- wasser im Norddeutschen Becken bei- spielsweise ist in einer Tiefe von wenigen hundert Metern extrem salzig, enthält gelöste Gase, Schwermetalle und zahl- reiche andere Stoffe, die es ungenießbar machen.

Die eingepresste Frac-Flüssigkeit be- steht aus Wasser mit weniger als zwei Prozent chemischen Additiven, die unter anderem dem Korrosionsschutz der Ver- rohrung dienen und die Reibung beim Flüssigkeitstransport in den Rohren ver- ringern. Sie wird teilweise rückgefördert und dann recycelt oder entsorgt oder verbleibt in den gefrackten Erdgasforma- tionen. Reste mischen sich in der Tiefe mit riesigen Vorkommen natürlicher Fluide, die weitaus toxischer sind. Aufgrund ih- rer vergleichsweise hohen Dichte können die Tiefenfluide nicht, wie von einigen Menschen befürchtet, in höhere Stock- werke des Untergrundes aufsteigen. Der Überdruck, der in diesen Tiefen herrscht, zeugt zudem von einer verlässlichen Ab-

Prof. Dr. Hans-Joachim Kümpel Präsident der BGR

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