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Wie im Kapitel 1 erwähnt, besteht nach der Beurteilung in der Sachstandsrecherche des Landesumweltamtes Brandenburg „Praxiserprobte und innovative Direkt/in-situ-Probennahmeverfahren für Grund-, Sickerwasser, Schadstoffphase und Bodenluft im Rah-men der Altlastenbearbeitung (Sickerwasserprognose)“ (Fachinformation des Landesum-weltamtes Nr. 4, 2004) Handlungsbedarf hinsichtlich der Beurteilung folgender Kriterien bzgl.

des Einsatzes von Saugkerzen im Rahmen der Altlastenbearbeitung insbesondere bei BTEX/MKW kontaminierten Standorten:

• Repräsentativität,

• Praktikabilität,

• Effizienz und

• Wirtschaftlichkeit

Hieraus ergaben sich für die Projektbearbeitung folgende thematischen Schwerpunkte:

• Überprüfung des Einsatzes von Saugkerzen hinsichtlich der Beprobung des Sickerwas-sers am sogenannten Ort der Probennahme (speziell im Hinblick auf MKW/BTEX-Kontaminationen). Weiterhin sollten anhand der gewonnenen Untersuchungsergebnisse die notwendigen Voraussetzungen und Randbedingungen zur Durchführung einer fachlich fundierten Schadstoff-Frachtabschätzung bzw. -Bilanzierung abgeleitet und aufgezeigt werden.

• Überprüfung der Repräsentativität der mittels Saugkerzen entnommenen Bodenwasser-proben vor allem unter praktischen Bedingungen – inwieweit beeinträchtigt das Saugker-zenmaterial die Qualität der Sickerwasserprobe. Weiterhin war zu untersuchen, welchen Einfluss die konkreten Randbedingungen der Probengewinnung (angelegter Unterdruck, Einkammer-/Zweikammersysteme, usw.) auf die Qualität der Sickerwasserprobe haben.

• Welche zusätzlichen Untersuchungen sind erforderlich, um die mittels Saugkerzen ent-nommenen Sickerwasserproben hinsichtlich einer Sickerwasserprognose auswerten zu können.

Folgende Ergebnisse wurden mit der vorliegenden Arbeit erzielt.

6.1 Anforderungen an die Repräsentativität der Untersuchungsergebnisse:

Eine repräsentative Sickerwasserprobe wird erzielt, wenn die zu einem definierten Zeitpunkt aus einem definierten Volumenelement des Untersuchungsraumes entnommene Sickerwas-serprobe die in situ Verhältnisse des Entnahmeraumes hinsichtlich:

• seiner Milieukennwerte,

• der Konzentration sowie der Verteilung von Inhaltsstoffen und

• der physikalischen, chemischen und biologischen Eigenschaften widerspiegelt.

Um dies erzielen zu können, sind folgende Anforderungen zu erfüllen:

1. Analog zur Untersuchung und Bewertung der Schadstoffausbreitung im Grundwasser müssen eine Sickerwasserprobenahme bzw. Sickerwasserprognose und die dazu not-wendigen Erkundungs- und Überwachungsmaßnahmen auf einem konzeptionellen hyd-rogeologischen Modell basieren.

2. Dies bedeutet eine detaillierte Standorterkundung des Aufbaus der Versickerungszone, der lithologischen, petrophysikalischen und geochemischen Eigenschaften der Bodenho-rizonte und Schichtfolgen, ihrer Ausbreitung und Oberflächenmorphologie. Erkundungs-methodisch hat sich dafür u.a. die Drucksondiertechnologie als eine effiziente Methode erwiesen.

3. Insbesondere die Neigung der Schichtenfolgen hat dabei einen entscheidenden Einfluss auf die Sickerwasserausbreitung im Untergrund, wie andere nationale und internationale Untersuchungen beispielsweise im Rahmen des EU COST 629 Projektes bestätigen.

4. Auf dieser Grundlage erfolgt eine erste modellgestützte Prognose im Sinne von Erwar-tungswerten, auf deren Ergebnisgrundlage die Planung der Lage der Saugkerzen, ein-schließlich deren Abstand zueinander festzulegen ist. Dabei sind die Abstände so zu wählen, dass in der zur Verfügung stehenden Zeit belastbare Analysen- und Messwerte erhalten werden, die eine prozessbezogene Auswertung ermöglichen. Für die oben ge-nannte Ermittlung von Erwartungswerten sollten einfache Modelle, wie z.B. EXPOSI mit den darin integrierten Parametersätzen (Literaturwerte) verwendet werden.

5. Für eine standortkonkrete Sickerwasserprognose sind jedoch laborative Bestimmungen der pF-Kurven der angetroffenen Schichten unabdingbar. Das gilt insbesondere für die kontaminierten Bodenbereiche, da – wie die Untersuchungsergebnisse zeigen – erhebli-che Veränderungen ihrer hydrauliserhebli-chen Eigenschaften zu beobachten sind. Dies gilt auch für die Parameter des Quell- und Transportterms.

6. Niederschlagsmenge und Verteilung sowie die Temperatur- und Strahlungsverhältnisse am Standort sind wichtige Randbedingungen für die Infiltrationsraten und sollten deshalb nach Möglichkeit vor Ort kontinuierlich gemessen werden. Insbesondere gilt dies für den Niederschlag, dessen oft kleinräumige Variabilität eine Übertragung von entfernter lie-genden Stationen kaum ermöglicht.

7. Neben den genannten oberen Randbedingungen bildet die Grundwasserganglinie die untere Randbedingung für den Feuchtetransport in der Versickerungszone, wie im Kapi-tel 5 gezeigt wurde. Die Schwankungen der Grundwasseroberfläche sind gleichzeitig ein entscheidender Faktor für die Mobilisierung der in Restsättigung am Substrat fixierten Schadstoffe. In mindestens einer Grundwassermessstelle ist deshalb der Grundwasser-stand kontinuierlich zu messen.

8. Bei einer Überwachung der Versickerungszone sind stets alle darin befindlichen Phasen zu beproben. Dies betrifft die Feststoffphase (Boden) am Ort des Einbaus von Boden-wasser- und Bodenluftprobennahmestellen, das Bodenwasser und die Bodenluft (Ab-schnitt 5.1.3).

9. Die Überwachung sollte alle wesentlichen (d.h. in Zusammensetzung und Eigenschaften unterschiedlichen) Horizonte bzw. Schichten der Versickerungszone umfassen.

10. Von grundlegender Bedeutung für das Prozessverständnis, eine Plausibilitätsprüfung der Sickerwasseranalysen und vor allem als Voraussetzung für eine Sickerwasserprognose

sind laborative Elutionsversuche unabdingbar. Die im Materialienband des LfUG zur Alt-lastenbehandlung „Laborative Untersuchungen zur Sickerwasserprognose im Rahmen der Detailerkundung“ (LfUG Sachsen 2004) vorgeschlagenen Versuche haben sich als praktikabel erwiesen. Sie sind gleichzeitig wichtig für die Plausibilitätsprüfung von Feld-daten. Die Übertragbarkeit der Laborergebnisse in den Feldbereich konnte über die mit-tels Zweikammerbodenwassersammler erzielten Bodenwasseranalysen am Versuch-standort Elsterwerda nachgewiesen werden.

11. Saugkerzen sind hinsichtlich ihrer Nutzbarkeit für eine Sickerwasserprognose für die Istzustandsermittlung und bei Vorliegen von Datenreihen für eine prozessbezogene Auswertung sowie eine Überprüfung von Prognosemodellen geeignet (Luckner & Nitsche 1984; Luckner & Schestakow 1986). Bei ihrer Anwendung sind jedoch sehr hohe Quali-tätsanforderungen einzuhalten und ein nicht zu unterschätzender technischer Aufwand notwendig (Niederschlagsmesser, Tensiometer, kapillardruckgesteuerte Sickerwasser-probennahme, Sonderlösungen zur Minimierung von Stoffverlusten bei der Sickerwas-serprobennahme).

12. Obwohl die Laborversuche, die zur Eignung verschiedener Saugkerzenmaterialien für die Entnahme von Bodenwasserproben an der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) einige methodische Unzulänglichkeiten bezüglich der Versuchsdurchfüh-rung aufwiesen (fehlende Abdunkelung, keine Temperaturkonstanz, fehlende Erfassung der Gasphase), lassen sich aus den Untersuchungen (Kapitel 2) einige wichtige Schluss-folgerungen für den Feldeinsatz der Saugkerzen ableiten:

– Siliziumkarbid ist im Vergleich mit anderen untersuchten Saugkerzenmaterialien, unter Berücksichtigung des analysierten Schadstoffspektrums des Grundwassers vom Standort Elsterwerda und der vorliegenden Ergebnisse der Laborversuche, ein für den Einsatz zur Sickerwasserprobenahme an MKW- kontaminierten Standorten geeignetes Material. Das ist auch begründet durch die vergleichsweise hohe Stabilität, den Luft-durchtrittspunkt von weit über 1 bar, der niedrigen spezifischen Oberfläche, der sehr homogenen Porenstruktur und das beschriebene Rückhalte- und Durchlassverhalten.

– Die Angaben der Hersteller zu den maximalen Porengrößen von Saugkerzen beruhen zumeist auf der Berechnung aus ermittelten Luftdurchtrittspunkten und stellen daher eine nur ungenaue Abschätzung der tatsächlichen Verhältnisse dar. Für die genaue Ermittlung dieses Parameters sind porosimetrische Untersuchungen vor Einsatz der Kerzen im Feld unabdingbar.

– Vor Einbau der Kerzen sind diese mit kontaminiertem Bodenwasser den Untergrund-verhältnissen anzupassen, um den Einfluss von sorptiv bedingten Minderbefunden ein-zuengen.

13. Der Vergleich der im Versuchsfeld eingesetzten Bodenwassersammlersysteme ergab, dass Zweikammerbodenwassersammlern an Standorten mit BTEX und MKW plausible und mit den Laboruntersuchungen (IBSV gemäß Sächsischer Methodik) vergleichbare Ergebnisse liefern. Dagegen sind bei vertikal installierte Einkammerbodenwassersamm-lern drastische Verlusten an BTEX und MKW zu verzeichnen.

14. Der Betrieb von Bodenwassersammlern ist kapillardruckgesteuert durchzuführen, um sicher zu stellen, dass stets die gleichen Probennahmebedingungen eingehalten werden.

Das steuernde Tensiometer sollte sich in der gleichen Teufe befinden wie die Saugkerze.

6.2 Praktikabilität, Effizienz und Wirtschaftlichkeit

Hinsichtlich der Praktikabilität ist festzustellen, das Sickerwasserprobennahmen zwar tech-nisch aufwendig, jedoch einen techtech-nisch robusten Stand erreicht haben. Der Betrieb von Saugkerzenanlagen setzt keine erhöhten Anforderungen an das Personal.

Die Effizienz und Wirtschaftlichkeit von Sickerwasserprobennahmen kann nicht allgemein bewertet werden, sondern ist im Zusammenhang mit den aus einer belastbaren Sickerwas-serprognose resultierenden Entscheidungen zu bewerten. So können Bodensanierungen nicht erforderlich bzw. Sanierungsmaßnahmen optimiert werden. Die dabei erzielbaren Kos-tenreduzierungen sind wesentlich höher als die Kosten für die gesamte Sickerwasserprog-nose.

Planung, Installation und Betrieb von Sickerwasserprobennahmesystemen sowie die pro-zessbezogene Auswertung der dabei erzielten Daten sind keine Routine- sondern Spezial-leistungen, die den oben dargestellten umfangreichen Kenntnisstand erfordern.