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Zuordnung der Daten zu Konjunkturstadien- Konjunkturstadien-szenarien

ausgewählter Aktienfaktoren

2.2 Zuordnung der Daten zu Konjunkturstadien- Konjunkturstadien-szenarien

Im Vergleich zu den meisten bestehenden Arbeiten sollen die Faktoren nicht in Gänze oder über verschiedene Zeitintervalle betrachtet werden, sondern werden mit Blick auf die Konjunktur analysiert. Unter Konjunktur können dabei aus volkswirtschaftlicher Perspektive allgemein die Schwankungen im Auslastungsgrad des Produktionspotenzials verstanden werden. Diese Bewegungen lassen sich auch als Konjunkturzyklen um einen langfristigen Wachstumstrend beschreiben.

Der Konjunkturzyklus wird dabei meist exemplarisch in die zwei Phasen Aufschwung und Abschwung beziehungsweise, ergänzt um den Boom sowie die Depression in vier Phasen eingeteilt, wie im Folgenden skizziert.

Der Aufschwung kann als Phase beschrieben werden, in der die gesamt-wirtschaftliche Produktion und Kapazitätsauslastung zunimmt, während das Preisniveau etwas ansteigt, wobei das Zinsniveau noch gering ist. Die Gewinne steigen, wohingegen noch kein Effekt auf die Löhne sichtbar ist, jedoch nimmt die Arbeitslosigkeit ab. Die Boom-Phase ist hingegen geprägt durch die Voll- oder gar Überauslastung der Produktion und Kapazität, bei gleichzeitig hoher Güternachfrage, wobei alle drei Faktoren ihren Hoch-punkt erreichen. Die Arbeitslosigkeit ist hingegen sehr gering mit Tendenz zur Voll- oder Überbeschäftigung. Die Unternehmensgewinne sind hoch und auch die Lohnzuwächse beachtlich, was insgesamt eine inflationäre Tendenz durch ein steigendes Preisniveau mit sich bringen kann. Gegen Ende des Booms verflacht sich das Wachstum und nimmt teils gar ab. Im Abschwung sind die Wachstumsrate der Produktion, die Kapazitätsauslas-tung, aber auch die Güternachfrage rückläufig. Dies tritt häufig zusammen mit zurückgehenden Investitionen auf, da die Unternehmensgewinne zu sinken beginnen. Gleichzeitig stagnieren die Preise, aber vor allem auch Löhne auf einem hohen Niveau und sinken nur langsam, was zu einer zunehmenden Arbeitslosigkeit führt. Die Depression zeichnet hingegen das Tief des Konjunkturverlaufs. Die gesamtwirtschaftliche Produktion und Ka-pazitätsauslastung ist gering, während auf der Unternehmensseite vermehrt Jahresfehlbeträge auftreten und die Zahl der Insolvenzen steigt. Die Arbeits-losigkeit ist bei wenn überhaupt nur langsam sinkenden Löhnen auf einem hohen Stand, während das Preisniveau sinkt, sowie die Konsumnachfrage weiter zurückgeht und auf Teilmärkten gar einbricht (Wildmann, 2007).

Die Konjunkturphasen werden insgesamt in der Realität von zahlreichen anderen Effekten beeinflusst, weswegen die hier dargestellte Beschreibung bewusst idealtypisch nur Hinweise für eine Einteilung skizziert. In der Praxis ergibt sich jedoch die Problematik, dass sich die Konjunkturzyklen in dieser Form nicht immer eindeutig abgrenzen lassen, was eine Zuordnung des Datensatzes zu einzelnen Konjunkturzyklen erschwert.

Mit der Kenntnis um die Herausforderungen in der Konjunkturbe-stimmung und da in der vorliegenden Dissertationsschrift kein Ansatz zur Konjunkturprognose entwickelt, sondern lediglich Handlungsempfeh-lungen hinsichtlich der ausgewählten Faktorinvestments im Kontext der Konjunktur gegeben werden sollen, wird zur Konjunktureinteilung auf den bewährten und häufig verwendeten NBER-basierten Rezessionsindikator2 zurückgegriffen. Um zu untersuchen, wie sich die im vorherigen Kapitel erläuterten, ausgewählten Faktoren in unterschiedlichen Marktphasen verhalten, wird daher der NBER-Rezessionsindikator mit der vorgestellten Datenbasis monatlich verknüpft und diese somit dem Konjunkturverlauf zugeordnet. Der Indikator unterscheidet jedoch nur zwischen Expansions-und Kontraktionsphase. In diesem Zusammenhang wird ein Aufschwung als Zeitraum ab dem Monat nach dem konjunkturellen Tiefpunkt bis hin zum Monat des Hochpunktes definiert. Somit ist der Abschwung als die Periode zwischen dem Monat nach dem Hochpunkt bis zum Monat des Tief-punktes definiert. Um einen noch detaillierteren Blick auf die statistischen Momente bei Veränderungen des Konjunkturzyklusses zu erhalten und differenziertere Handlungsempfehlungen abzuleiten, werden die beiden Phasen wiederum in Konjunkturstadien untergliedert, wie in Abbildung2.1 exemplarisch veranschaulicht wird.

Hierzu wird die Phase des Aufschwungs in die Abschnitte früher, mittlerer und später Aufschwung, sowie die Phase des Abschwungs in den frühen und späten Abschwung eingeteilt. Die Umsetzung erfolgt indem die Dauer einer jeden Auf- oder Abschwungphase in Monaten erfasst und individuell in jeder einzelnen Phase in gleichlange Abschnitte untergliedert wird. Gibt es keine Möglichkeit die Monate gleichmäßig aufzuteilen, wird der überschüssige Zeitraum im Falle der Aufschwungphase dem mittleren Aufschwung und bei der Abschwungphase dem frühen Abschwung zuge-rechnet. Wie erläutert, müssen Hoch- und Tiefpunkt der Konjunktur jedoch

2Abrufbar unter https://fred.stlouisfed.org/series/USREC.

Aufschwungphase

NBER-Hochpunkt

NBER-Tiefpunkt NBER-Tiefpunkt

Abschwungphase

Früher

Aufschwung Mittlerer

Aufschwung Später

Aufschwung Früher

Abschwung Später Abschwung

ABBILDUNG 2.1: Aufteilung der Konjunkturzyklusphasen in Konjunkturstadien.

zunächst bestimmt werden, um die Phasen und Abschnitte einteilen zu können. Dies kann jedoch in der Zuordnung zeitnaher Daten zu Herausfor-derungen führen, wie die aktuelle Situation verdeutlicht, bei der die letzte Abschwungphase im Juni 2009 endet. Um die aktuell anhaltende Phase des Aufschwungs, wie in Tabelle2.1 dargestellt, einzuteilen, wird die erste Zinsanhebung des Konjunkturzyklusses Mitte Dezember 2015 als Zeichen des Übergangs in den späten Aufschwung festgelegt, der somit ab Januar 2016 beginnt. Mit dieser Systematik lässt sich die gesamte Datenbasis den Konjunkturabschnitten zuordnen.

Mit Blick in die Tabellen2.1 und 2.2ist festzustellen, dass besonders die Dauer eines Aufschwungs stark um den Mean schwankt. Die Aufschwung-phase liegt in den letzten Jahrzehnten etwas über ihrem historischen Durch-schnitt. Die Abschwungphase tritt seltener auf, wobei die Abweichung in Monaten ebenso geringer ausfällt. Dies gilt auch für die letzte tiefe Rezes-sion in Form der Finanzkrise ab dem Jahr 2008. Diese Darstellung verdeut-licht, dass es schwierig ist den genauen Konjunkturabschnitt ex-ante zu be-stimmen. Dies wird als Aufgabe von Volkswirten und nicht Gegenstand die-ser Disdie-sertation angenommen, bei der die ex-post-Perspektive eingenommen wird, um rein statistische Handlungsempfehlungen abzuleiten.

Aufschwungphase

Beginn Früher Mittlerer Später Gesamte

des Aufschwungs3 Aufschwung Aufschwung Aufschwung Monate

12/1927 n. a. n. a. n. a. n. a.

03/1961 35 36 35 106

12/1970 12 12 12 36

04/1975 19 20 19 58

08/1980 4 4 4 12

12/1982 30 32 30 92

04/1991 40 40 40 120

12/2001 24 25 24 73

07/2009 394 394 264 n. a.

Arithmetisches Mittel 20 21 20 59

TABELLE 2.1: Länge der Aufschwungphasen und Auf-schwungstadien in Monaten.

2.3 Definition eines Zusatzcrashszenarios zur