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Bevor im letzten Abschnitt dieses Kapitels die Übersicht über die Hauptanforderungen dargestellt wird, erfolgt innerhalb dieses Abschnittes eine Zuordnung der Hauptanforderungen zum Aufgabenmodell des SCM (vgl. Abschnitt 2.2.1). Diese Zuordnung soll als Grundlage dazu dienen, die Handlungsempfehlung für die Anforderungen (vgl. Kapitel 4) zielgerichtet entwickeln zu können.

Dazu ist es erforderlich, zu erfassen, in welchen zeitlichen Horizont und in welche Aufgabenebene die Anforderungen einzuordnen sind. Als Einstieg dazu werden in Tabelle 7 die Elemente des Aufgabenmodells für das SCM zusammenfassend aufgeführt.

Tabelle 7: Bestandteile des Aufgabenmodells des SCM (vgl. Abschnitt 2.2.1).

Aufgabenebene

und -art Zeitlicher Horizont Inhalte

Supply Chain Design aufgeführt. Die zweite Spalte stellt den zeitlichen Horizont für die Planungen und Entscheidungen der zugehörigen Aufgabenebenen zur Verfügung. In der dritten Spalte sind exemplarische Inhalte für die verschiedenen Aufgabenebenen aufgeführt.

Hauptanforderung „Gemeinsames Datenkonzept (Erfassung, Haltung, Analyse)“

Diese Hauptanforderung, welche aus der Kategorie „Daten und Informationen“ stammt, weist den größten Zusammenhang mit der Aufgabenebene Supply Chain Design auf. Ein gemeinsames

Datenkonzept bedarf zunächst einer Strategie, welche zwischen den verschiedenen Partnern einer Supply Chain erarbeitet werden muss. Für die Einführung eines solchen Konzeptes zur Datenerfassung, -haltung und -analyse stehen darüber hinaus Investitionen an. Beispielsweise müssen solche IT-Systeme bei den Supply-Chain-Partnern modifiziert oder neu eingeführt werden, welche mit dem gemeinsamen Datenkonzept korrespondieren. Aus diesem Grund ist diese Hauptanforderung vorrangig dem Supply Chain Design zuzuordnen, da Investitionsentscheidungen getroffen und eine gemeinsame Strategie erarbeitet werden müssen. Dies sind beides strategische, langfristige Aufgaben (vgl. Tabelle 7).

Darüber hinaus hat ein gemeinsames Datenkonzept jedoch auch Auswirkungen auf die taktisch-operative Ebene. In dieser Ebene ist z. B. das Order Promising als Aufgabe enthalten, welches unmittelbar durch ein gemeinsames Datenkonzept betroffen ist. Die Ergebnisse der Nachfrageprognosen basieren auf den Daten, mit denen sie durchgeführt werden. Daher würde ein verändertes Datenkonzept zu Änderungen bei dieser Prognoseerstellung führen. Das gemeinsame Datenkonzept sollte positive Änderungen hervorrufen, da durch die Abstimmung mit den Supply-Chain-Partnern zum einen mehr Daten und zum anderen bessere Analysen dieser Daten zur Verfügung ständen. Auf die operativ-exekutive Ebene hätte ein gemeinsames Datenkonzept in erster Linie indirekte Auswirkungen, da die Auftragsabwicklung auf den Ergebnissen des Supply Chain Planning basiert und diese Planungen durch ein gemeinsames Datenkonzept qualitativ besser werden.

Hauptanforderung „Abgestimmte, leistungsfähige IT-Systemlandschaft“

Ähnlich wie bei dem gemeinsamen Datenkonzept verhält es sich mit der Hauptanforderung einer abgestimmten, leistungsfähigen IT-Systemlandschaft. Diese Hauptanforderung ist hauptsächlich dem Supply Chain Design zuzuordnen, da Neueinführungen von Systemfunktionen oder ganzen IT-Systemen Investitionen erfordern. Der Einsatz neuer Technologien, wie z. B. Cloud-Lösungen oder Blockchain-Verfahren zur Erhöhung der Leistungsfähigkeit, Flexibilität und Sicherheit der IT-Systeme (vgl. Abschnitte 2.2.2 und 2.3) ist in erster Linie investitionsbasiert. Darüber hinaus bedarf auch die Einführung neuer IT-Systeme oder die Abstimmung bestehender IT-Systeme eines strategischen Vorgehens. Aus diesem Grund ist auch diese Hauptanforderung durch ihren langfristigen, strategischen Charakter der Aufgabenebene des Supply Chain Design zuzuordnen.

Noch direkter als bei der ersten Hauptanforderung fallen jedoch die Auswirkungen einer abgestimmten IT-Systemlandschaft für die Planungsaufgaben der taktisch-operativen Ebene aus. Da die in Tabelle 7 aufgeführten Planungsaufgaben des Supply Chain Planning größtenteils unter Einsatz von IT-Systemen durchgeführt werden (vgl. Abschnitt 2.2.1), erfahren diese auch direkte Veränderungen, wenn sich die IT-Systemlandschaft verändert. In gleicher Weise wirken sich Änderungen bei den eingesetzten IT-Systemen auch auf die exekutiv-operativen Aufgaben aus. Die Auftragsabwicklung basiert ebenfalls auf IT-Systemen und wird daher durch diese Hauptanforderung berührt.

Hauptanforderung „Offene, kontinuierliche, digitale Zusammenarbeit“

Bei der dritten Hauptanforderung, der offenen, kontinuierlichen, digitalen Zusammenarbeit der Supply-Chain-Partner, ist die Einordnung in das Aufgabenmodell des SCM nicht so eindeutig wie bei den beiden vorherigen Anforderungen. Dies liegt daran, dass für eine verbesserte Zusammenarbeit in einer Supply Chain alle Bereiche und Funktionen betrachtet werden müssen. Auch diese Hauptanforderung wird jedoch grundlegend im Supply Chain Design verortet, da eine langfristige Strategie zwischen den Supply-Chain-Partnern vereinbart werden muss, um die Zusammenarbeit nachhaltig zu verbessern. Es müssen Rahmenbedingungen und Anforderungen an eine gemeinsame Zusammenarbeit vereinbart werden. Die Unternehmen müssen sich dazu bekennen, ein Teil einer Supply Chain zu sein, damit Sicherheitsdenken abgebaut und das Teilen von Informationen und die Erhöhung der Transparenz gewährleistet werden können. Dies muss innerhalb der Netzwerkgestaltung, in der die Struktur einer Supply Chain geplant wird, berücksichtigt werden (vgl.

Abschnitt 2.2.1). Aus diesem Grund wird diese Hauptanforderung der strategischen Aufgabenebene zugeordnet.

Die eigentliche Umsetzung der offenen, kontinuierlichen und digitalen Zusammenarbeit findet jedoch innerhalb der Aufgaben aus der Planungs- und Ausführungsebene (Supply Chain Planning und Supply Chain Execution) statt. Die Supply-Chain-Partner müssen in ihrem Tagesgeschäft wie z. B. der Bedarfsplanung oder Auftragsabwicklung eng miteinander vernetzt sein und sich abstimmen, damit die geforderte verbesserte Zusammenarbeit stattfindet. Es zeigt sich daher auch für diese Hauptanforderung, dass sie der obersten Aufgabenebene zuzuordnen ist, aber deutliche Verknüpfungen mit den beiden weiteren Ebenen bestehen.

Hauptanforderung „Effiziente Technologienutzung“

Wie bereits im Abschnitt 2.2.1 und auch in der Tabelle 7 aufgezeigt, gehören Entscheidungen über Investitionen und den Einsatz von IT-Systemen zu den Aufgaben des Supply Chain Design. Die Hauptanforderung „Effiziente Technologienutzung“ ist daher auch klar in diese Aufgabenebene einzuordnen. Dies liegt darin begründet, dass der Einsatz von Technologie immer mit Investitionen verknüpft ist und für einen erfolgreichen Einsatz eine langfristige Planung der Einführung und Nutzung erfolgen muss. Um so bedeutende und weitreichende technologische Veränderungen wie die Digitalisierung (vgl. Abschnitte 2.2.2 und 2.3) durchzuführen, ist ein strategisches Konzept unbedingt notwendig (vgl. auch Abschnitt 2.4). Dies gilt jedoch auch für technologische Neuerungen, die sich nicht zwangsläufig wie die Digitalisierung auf fast alle Bereiche in einem Unternehmen oder einer Supply Chain beziehen.

Neben der klaren Einordnung dieser Hauptanforderung in die strategische Ebene muss jedoch auch beachtet werden, dass die Anforderung mittelbar auch zur taktisch-operativen Ebene und der operativ-exekutiven Ebene gezählt werden kann. Gründe dafür sind, ähnlich bei den anderen Hauptkategorien bereits aufgeführt, dass die Einführung von Technologien zwar im Supply Chain Design geplant und entschieden wird, die Einführung und vor allem Nutzung der Technologien jedoch im Supply Chain Planning oder Supply Chain Execution stattfindet.

Hauptanforderung „Kundenorientierung und Personalmanagement“

Die Kundenorientierung und das Personalmanagement können nicht unmittelbar den Aufgaben aus dem Aufgabenmodell des SCM zugeordnet werden. Dies liegt auch daran, dass sie sich nicht direkt auf die Ziele des SCM, einer effizienten und kooperativen Produktion unter Nutzung von Kosten-, Zeit- und Qualitätsvorteilen, beziehen. Zwar wird in den Zielformulierungen auch die Kundenorientierung und Erhöhung des Servicelevels zur Sprache gebracht, jedoch eher als Zweck, um den Absatz der in der Supply Chain produzierten Waren zu erhöhen (vgl. Abschnitt 2.2.1).

Das Personalmanagement, im Sinne von Maßnahmen zur Deckung von Bedarfen an Fachpersonal, als eher neuere Entwicklung, ist folglich nicht in den Zielen des SCM verankert (vgl. Abschnitt 2.3). Aus diesem Grund findet sich die Hauptanforderung „Kundenorientierung und Personalmanagement“ nicht direkt im Aufgabenmodell des SCM wieder (vgl. Tabelle 7). Jedoch ist die Kundenorientierung eine Hauptanforderung, die eine strategische Aufgabe darstellt. Für eine Ausrichtung der gesamten Supply Chain auf den Kunden ist die Grundlage in der Struktur und Organisation einer Supply Chain zu gestalten, welches wiederum die Aufgabe des Supply Chain Design ist.

Das Personalmanagement, welches in diesem Zusammenhang weniger als die interne Organisation in Unternehmen und Supply Chains verstanden wird, sondern als ein Problem des mangelnden Nachwuchses, ist ebenfalls eine strategische Aufgabe. Diese Anforderung stellt auf jeden Fall eine langfristige Aufgabe dar. Um Strukturen, Voraussetzungen oder Netzwerke aufzubauen, die der Akquise von Fachpersonal dienen oder beispielsweise Einfluss auf die Bildungspolitik ausüben, sind langfristige strategische Maßnahmen notwendig.

Auswirkungen bestehen durch die beiden Elemente der Hauptanforderung „Kundenorientierung und Personalmanagement“ ebenfalls für die Ebenen Supply Chain Planning und Supply Chain Execution.

Beispielsweise kann der Fachkräftemangel dazu führen, dass die Aufgaben aus diesen Ebenen vermehrt automatisiert durchgeführt werden müssen, was wiederum eine Anforderung für sich darstellt (vgl. Abschnitt 2.3). Auch eine Kundenorientierung erzeugt Veränderungen für das Supply Chain Planning, da z. B. Absatzprognosen oder die Produktions- und Distributionsplanung gezielter auf die Anforderungen der Kunden ausgerichtet werden müssen.

Ergebnis der Zuordnung der Hauptanforderungen zu dem Aufgabenmodell des SCM

Zusammenfassend ergibt sich, dass alle Anforderungen primär strategischer Art sind und meist Investitionen erfordern, weshalb sie im Supply Chain Design verortet sind. Ebenso hat sich jedoch herausgestellt, dass die Bewältigung der Anforderungen Aufgaben nach sich zieht, welche in das Supply Chain Planning oder die Supply Chain Execution einzuordnen sind. Ein Faktor dafür liegt darin begründet, dass die erfassten Anforderungen größtenteils allgemeiner Natur sind und keine spezifischen Aufgaben mit hohem Detaillierungsgrad darstellen. Daher benötigen sie grundlegende, langfristige, strategische Planungen zur Bewältigung.

Eine weitere Erkenntnis aus der Zuordnung der Hauptanforderungen zum Aufgabenmodell des SCM liegt darin, dass die Verknüpfungen, welche bereits exemplarisch in Abbildung 12 dargestellt wurden, nochmals verdeutlicht wurden. Die Tatsache, dass die Hauptanforderungen strategische Planungen in der obersten Aufgabenebene erfordern und zugleich Auswirkungen auf die unteren Ebenen haben,

zeigt noch einmal deren Verknüpfungen miteinander. Dies liegt daran, dass bei langfristigen strategischen Überlegungen im Supply Chain Design die Hauptanforderungen in ihrer Gesamtheit zu betrachten sind, um wirksame Strategien und Konzepte erstellen zu können.