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zeichnung verschieden begründet, zeigt, wie schwankend ihr

Im Dokument FF COMMUNICATIONS (Seite 116-121)

II6 ANTTI AARNE, Maie-Lied. FF C 47 Vorkommen hier ist. In einer Variante werden von jedem Baume (Fichte, Birke, Espe, Eiche) dieselben Verse wieder­

holt (P 2):

„Kuidas vöi mina avita, Faha sinu paeluteleb, Kuri sinu kurnateleb.

Sinu siita löidanesse, Minul süüdi andanesse."

„Wie kann ich helfen, Der Schlechte bindet dich, Der Böse macht dich kraftlos.

Beinahe in derselben Lage sind, miteinander verglichen, der W a c h o l d e r (Ha 2, 4—7, 10—14, F 12, W S 6,

T O —12, 18, 20, 21) und die W e i d e (W1 4, 15, Wk 1, 2, P 4, F 2, 5, 6, 13, 16, D 1, W S 10, 20, X 2). Die erstere beschliesst gewöhnlich den Reigen der angeflehten Ge­

genstände, und in der Landschaft Harrien findet die Flüch­

tige gerade unter ihr Schutz (Ha 2, 4—7, 10—14):

„O Wacholder, hilf mir!

Mein teurer Wacholder, ver­

birg mich!"

„Ja wohl, ja wohl, Maielein, Wohl werde ich dir helfen:

Wälze dich in mein Strauch­

werk,

Unter meiner Wurzel such' dir einen Platz.

In Südost-Estien antwortet auch der Wacholder ausdrücklich verneinend (WS 6, 10—12, J8, 20, 21): Matal marja andijani,

Der Wacholder sprach dawider, Ein niedriger Beerengeber,

PFC 47 117 Tuldas nio ristis ragomahe, Man kommt mich fürs Kreuz zu

hacken,

Kofentbeeren von mir zu ver­

langen,

Dann wirst du gefangen, kleiner Kuckuck,

Taarimarju tahtemahe, Sis saat kätte, käokene,

Pandat puuri, pardsikene"

(WS 12). In den Käfig gesperrt, Entlein."

Der spätere Ursprung der Weide ist daraus ersichtlich, dass sie so oft ein mit andern Bäumen gemeinsames Motiv zur Verweigerung der Hilfe hat (W1 4, 15, Wk 1, 2, D 1, X 2).

Nur in gewissen südlicheren Aufzeichnungen kann man von einer besonderen der Weide zugelegten Fassung sprechen, indem sie sagt, man käme von ihr den Bast abzustreifen, oder die Rinde abzuspalten (P 4, F 2, 5, 6, 13, 16, W S 20), woraus in einem Falle Bastschuhe hergestellt werden (F 13):

„Kuidas aitan, kulla Maie? »Wie helfe ich dir, teure Maie?

Minust koorta nüllitakse, Meine Rinde wird

abgeschun-Beinahe ebenso oft wie die zwei vorigen treten unter den Bäumen die E r 1 e (Wrl 3, 14, 18, 20, 24, J 3, Ha 11, Wk 1, P i , F 2, 5, 6, 8, 14, 16, AVS 11, 12, X 2) und die K i e f e r auf (XVI 1, 2, 21, 25, Ha 2, 10, Wk 1, F 13, W S 1, 7, 10—12, 18, X 2). Die Bestimmung der Erle wird oftmals anders dargelegt als die der andern Bäume in derselben Variante, aber eine besondere Charakterisie­

rung existiert für sie nicht. Daran schliesst sich ein Weige­

rungsmotiv, das von anderen Bäumen hier bekannt ist. In zwei Setukesischen Aufzeichnungen willigen die Erle und die Espe, die darin zusammen vorkommen, ein, die Flüch­

tige unter ihrem Laubwerk zu verstecken ( W S 11, 12):

Ilüä haava, kallis leppä, Die gute Espe, die liebe Erle, Litsi taa uma lehe ala, Presste sie unter ihre Blätter, Lastel pastlaid tehtaneksi;

den,

Den Kindern Bastschuhe dar-Sind aga siita leitaneksi,

Mulle süüdi möistetakse."

aus gemacht;

Dich aber wird man hier finden, Mir die Schuld geben."

II8 ANTTI AARNE, Maie-Lied. FFC 47 Kati uma koove ala.

Sinnä jäi ta eäs elämähe,

Bedeckte sie mit ihrer Rinde.

Dort blieb sie für immer leben, Kaugus aos kasumahe (WS 12), Um lange Zeit zu wachsen, was auch in einer Felliner Aufzeichnung der Fall ist (F 14).

Die Kiefer und die Fichte finden sich fast immer nach ein­

ander, und die erstere hat sich wahrscheinlich hinterher als Parallele zu letzterer eingestellt. Darauf weist der Umstand, dass die Kiefer meist dieselbe oder der Hauptsache nach eine gleichartige Bestimmung hat wie die Fichte. Während nämlich die eine z. B. gefällt und zu Balken verarbeitet wird, bereitet man aus der andern Bretter. Bisweilen dienen alle Bäume einer Aufzeichnung demselben Zweck.

Die Baumarten in dem Liede konnten einfach so einge­

führt werden, dass der Sänger den schon vorhandenen eine neue ihm bekannte Baumart beigefügt hat Er hat aber auch fremde Liedelemente zufügen können. Zu der letzte­

ren Art gehört meines Erachtens der Wacholder, der s o oft in Maies Bitte einwilligt. Es gibt eine Legende, in der der Wacholder unter seinen Zweigen die auf der Flucht befindliche, schutzflehende Jungfrau Maria und das Jesus­

kind oder Christus, den die Juden bedrängen, verbirgt, wofür er von den Flüchtlingen gesegnet wird. Eine derar­

tige Legende ist jedenfalls in Italien und Griechenland verbreitet. 1 Aber sie ist zweifellos auch viel weiterhin bekannt, und überhaupt, wo vom Wacholder in den Legen­

den die Rede ist, erscheint er demütig und hilfsbereit. In Estien habe ich zwar keine Legende angetroffen, in der der Wacholder ausdrücklich den heiligen Flüchtlingen Schutz gewährt, wir finden ihn aber mit einigen anderen Bäumen sich demütig und ehrfurchtsvoll vor dem Jesuskind vernei­

gend, das mit seiner Mutter durch den Wald geht. Nur die Espe steht stolz und lässt ihr Haupt von den Strahlen der Abendsonne umspielen. Die sich verneigenden Bäume

1 Dähnhardt, ()., Natursagen 11 41, 59.

FFC 47 Die estnischen Liederversionen. 119 empfangen von den Flüchtlingen dankbaren Lohn, die Espe aber Strafe.1 In estnischen Legenden wird des Wacholders auch sonst in freundlicher und achtungsvoller Weise gedacht.

U. a. wird erzählt, dass Jesus von einem Wacholderbusch aus gen Himmel gefahren sein soll.2

Die noch unbetrachteten drei Baumarten: Fichte, Birke u n d E s p e f i n d e n s i c h g a n z a l l g e m e i n : d i e F i c h t e ( W 1 1—3, 6> 7, T4 —2 I, 24- 25, J 2, 3, Ha 2—5, 7, 9, 10, 12, Wk 1, 2, Ö 10, P 1 - 4 , 7, F 1, 2, 4—8, 13, 14, 16, 17, 1 9 , D 2 , W S 1 , 2 , T O —1 2 , 1 4 , X r — 4 ) , d i e B i r k e ( W 1 1—5, 7 - 9 , 15- - 2 i , 23—25, J 2, 3, Ha 5, 7, 9 — 13- Wk T>

Ö 1, 2, 4—8, P i — 4, 7, F 1, 2, 4, 6—8, 10, 11, 13, 17, 19, I) t, 2, 4, W S 1, 2, 10—12, 14, 16, 18, 20, 21, X i—4) und die E s p e (W1 1, 2, 4, 5, 8, 9, 14, 15, 17, 18, 20, 21, 23—25, J 3, Ha 2, 4, 5, 7, 9, 10, 12, Wk 1, 2, Ö 1 —10, P 1 — 4, 7, F 2, 4—8, 10—12, 14, 16, 19, D 2, 4, W S 2, 6, 1 0 - 1 2 , 14, 16, 18, 20, 2 t , X 1—4). Fichte, Birke und Espe sind oft in derselben Variante (W1 t, 2, 15, 17, 18, 20, 21, 24, 25, J 3, Ha 5, 7, 9, T O , 12, Wk 1, P 1—4, 7, F 2, 4, 6 — 8, 19, D 2, W S 2, 10—12,

t

4 , X 1—4). Sel­

tener sind von diesen nur zwei beisammen: Fichte und Birke (XVI 3, 7, 16, 19, J 2, F 1, 13, 17, W S 1), Fichte und Espe (VV1 14, Ha 2, 4, Wk 2, O 10, F 5, 14, 16) oder Birke und Espe tWl 5, 8, 9, 23, Ö 1, 2, 4 — 8, F 10, 11, I) 4, W S 16, 18, 20, 21). An Baumarten finden sich dann in der Aufzeichnung entweder nur diese erwähnten, oder es sind ausserdem späterhin einige zugefügt. Ganz selten ist von den in Frage stehenden Baumarten nur eine e i n z i g e ü b r i g : d i e F i c h t e ( W 1 6 , 1 6 ) , d i e B i r k e ( H a 1 1 , ( ) 8, 1) 1) oder die Espe (Ö 3, 9, 11, F 12).

Aber wenn die Fichte, die Biike und die Espe sämt­

lich in der Flucht Maies ursprünglich sind, so musste jede von hnen auch eine eigene Erklärung für die Verweigerung

1 Dähnhardt, <)., Natursagen II 270. — 1 )ers. 234.

ANTTI AARNE, Maie-Lied. FFC 47

der Hilfe haben. Was in dieser Beziehung zunächst die

Fichte und die Birke anbelangt, so haben sie einen wohlbe­

Im Dokument FF COMMUNICATIONS (Seite 116-121)