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II Wissensmanagement haben oder sein?

4. Wissensmanagement haben 1. Überblick

4.6. Die Wissenstreppe

Ein weiterer praxeologischer Zugang zu dem Bereich Wissensmanagement wird durch North (2002) begründet. Die Legitimation für eine verstärkte Auseinander-setzung mit dem Thema Wissen bezieht er aus drei Triebkräften; einerseits durch einen strukturellen Wandel zu einer Informations- und Wissensgesellschaft, fer-ner durch den vermehrten Einsatz von Informations- und Kommunikationstechno-logien und letztendlich durch eine Globalisierung der Wirtschaft, die zu einer in-ternationalen Arbeitsteilung führt. Im Mittelpunkt der Betrachtung steht eine wis-sensorientierte Unternehmensführung, die imstande ist, zur Verfügung stehende Informationen in Wissen zu transferieren und aus diesem generierten Wissen Wettbewerbsvorteile zu schöpfen. Dabei wird eine organisationale Effizienzstei-gerung verfolgt und die Qualität des Wettbewerbs zu verändern versucht.

Um das Ziel, das diesem Konzept zugrunde liegt, zu erreichen, wurde eine sog .

• Wissenstreppe" entwickelt.

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Es kommt zu einer Eingrenzung von wissensmanagement-theoretischen Termini, die sich im Bereich Wissensmanagement als dominierend erweisen. Anlehnend an Albrecht (1993) wird „Wissen" als Ergebnis der Verarbeitung von Informatio-nen durch das Bewusstsein definiert. Bezogen auf Probst et al. ( 1997) umfasst es die Gesamtheit der Kenntnisse und Fähigkeiten, die Personen zur Lösung von Problemen einsetzen. Somit ist Wissen ein Resultat eines individuellen Prozes-ses in einem spezifischen Kontext und manifestiert sich in Handlungen. Von .,wissensorientierter Unternehmensführung" kann dann gesprochen werden, wenn alle Stufen der Wissenstreppe gestaltet werden (North, 2002).

Drei Handlungsfelder werden abgeleitet, die ein Wissensmanagement und eine wissensorientierte Unternehmensführung ausmachen. Einerseits gewährleistet ein strategisches Wissensmanagement, dass ausgehend von der obersten Füh-rungsebene das Schaffen von Wettbewerbsvorteilen mittels des Faktors Wissen top-down vom gesamten Unternehmen getragen wird. ferner vernetzt ein opera-tives Wissensmanagement sämtliche Informationen zu Wissen, Können und Handeln, wobei dem Transfer von individuellem Wissen zu kollektivem besonde-re Bedeutung zugesprochen wird. Das dritte Handlungsfeld wird durch ein Infor-mations- und Datenmanagement gebildet, das das Fundament jedes Wissensmanagements darstellt. Denn als Voraussetzung für einen Wissensaufbau und -transfer in einem Unternehmen zählen die Bereitstellung, Speicherung und Ver-teilung von Informationen (North, 2002).

Eine Wissensmarkt-Perspektive findet sich bereits bei Davenporl/Prusak (1998) und hilft auch hier, das Management dieser knappen Ressource besser zu erfas-sen. Durch die auf den sog. .,Wissensmärkten" oftmals fehlende Transparenz, hervorgerufen durch eine Unvollkommenheit dieser Märkte, stehen Unternehmen gewissen Schwierigkeiten gegenüber, die dort angebotenen Wissensbestände zu vergleichen und trotz Informationsrückstandes eine für ihr Unternehmen optimale Entscheidung zu treffen. Besser als bereits kapitalisierte Ideen lassen sich poten-tielle Ideen und revolutionäre Zukunftsvisionen auf diesem Markt anbieten. Der Fokus dieses Konzepts wird auf organisatorische Rahmenbedingungen gelegt,

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die zu einem Gleichgewicht zwischen Wissensangebot und Wissensnachfrage führen sollen.

Somit führt dieses Konzept zu einer organisatorischen Neuausrichtung, indem eine Wissensorganisation im Unternehmen etabliert wird und sich dabei als kom-plementär zu einer hierarchischen/funktionalen Organisation, einer Prozessorga-nisation sowie zu einer ProjektorgaProzessorga-nisation darstellt. Diese vierte OrgaProzessorga-nisations- Organisations-form ist als ein Gerüst zu sehen, in dem gemeinsame Kontexte geschaffen wer-den, in dem eine kompatible Problemlösungsfähigkeit gefördert wird und in dem Raum für Interaktionen von Menschen sowie eine physische und IT-Infrastruktur zur Repräsentation und Kommunikation von Wissen und übergreifenden Lern-prozessen zur Verfügung steht (North, 2002).

Das diesem Ansatz zugrunde gelegte Wissenskonzept wird, indem auf zahlreiche Autoren rekurriert wird (Probst et al., 1997; Albrecht, 1993; Nonaka/Takeuchi, 1995; von Krogh/Roos, 1996; Sveiby, 1998), erörtert. North selbst trifft jedoch keine Entscheidung, auf welche Wissensdefinition er seinen Ansatz basiert. Der Fokus wird im Rahmen der Wissenstreppe auf den Transfer von individuellem Wissen zu kollektivem gelegt, der durch die Wissensspirale von Nonaka/ Takeu-chi erfolgt. Die Mängel der Wissensspirale (im Kapitel „die Wissensspirale" be-reits näher aufgeführt) beeinflussen auch die Stichhaltigkeit und Qualität dieses Ansatzes.

Dadurch, dass Norlh den Fokus auf organisationale Rahmenbedingungen gelegt hat, lässt sich eine Orientierung dieses Ansatzes am Managementprozess er-kennen, indem auch eigene Wissensmanagementprozesse entwickelt werden.

Die entwickelte Wissenstreppe führt hin zu einer wissensorientierten Unterneh-mensführung, die sich durch die Fähigkeit, Wissen marktorientiert aufzubauen, abzusichern und optimal zur Generierung von Geschäftserfolgen zu nutzen, aus-zeichnet. Und obwohl Norlh der wissensorientierten Unternehmensführung eine nähere Betrachtung schenkt, werden seine Ausführungen für die vorliegende Arbeit nicht übernommen. Zu oberflächlich geht Norlh auf die verschiedensten Bereiche ein. So sollen wissensorientierte Unternehmen beispielsweise

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gen für Kundenprobleme anbieten, die immer weniger arbeits- und kapitalintensiv und immer mehr wissensintensiv, schwer imitierbar bzw. derzeit oder mittelfristig nicht substituierbar sind (North, 2002). Doch auf welche Weise und durch welche Handlungen ein Unternehmen dies erreicht bzw. warum dies ein wissensorien-tiertes Unternehmen ausmacht, wird nicht erläutert.

Vor allem wird an seinem Ansatz und seinen Ausführungen die Breite der ange-schnittenen Thematiken bemängelt, was unter Umständen zu der (bereits er-wähnten) teilweisen oberflächlichen Behandlung einzelner Themenbereiche führt. So finden sich (teilweise mehr teilweise weniger) detaillierte Ausführungen zum Beispiel zu den Themen „Wissensgesellschaft", ,,Wissen als Schlüsselres-soure und Wettbewerbsfaktor", ,,ressourcenbasierter Ansatz", ,,Transaktions-kostentheorie", ,,wissensorientierte Theorie der Unternehmensführung", ,,Wis-sensorganisation", ,,Wissensallianzen", .Communities of Practice", ,,organisatio-nale Wissensbasis", ,,Wissen bewerten", ,,Wissensbilanz", ,,Implementierung von Wissensmanagement" etc.

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