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Jodmangelkrankheiten gehören weltweit zu den häufigsten Nährstoffmangelerkrankungen.

Auch Deutschland zählte bis vor einigen Jahren zu den Ländern mit einer relevanten Joddefizienz. Allerdings hat sich die Jodversorgung hier seit den 90er Jahren aufgrund von wirkungsvollen Prophylaxemaßnahmen (insbesondere durch ein verstärktes Angebot von handwerklich oder industriell hergestellten Lebensmitteln mit Jodsalz) deutlich verbessert [Thamm et al. 2007a]. Diese Entwicklung gilt auch für die Jodversorgung von Kindern und Jugendlichen, wie das 2003-2006 durchgeführte Jodmonitoring im Rahmen der KiGGS-Studie des Robert Koch Instituts zeigte. So lag die mediane Jodurie in KiGGS bei 117 µg/L (WHO-Zielbereich: 100 – 200 µg/L). Dennoch fanden sich bei immerhin noch 40 % der mehr als 10.000 analysierten Spontanurinproben Messwerte < 100 µg/L. Auch zeigte ein nicht zu vernachlässigender Anteil der untersuchten Kinder moderat vergrößerte Schilddrüsen [Thamm et al. 2007b].

Zu sehr ähnlichen Ergebnissen im Hinblick auf die Jodurie kam auch das vor kurzem im Rahmen der DONALD Studie durchgeführte Projekt „Aktuelle Trends der Beiträge von Lebensmitteln an der Jodversorgung bei Schulkindern und Jugendlichen“, das die Jodversorgung von 6-18 Jährigen im Zeitraum von 2004 bis 2006 betrachtete (Förderkennzeichen 07HS002, [Remer 2007]). Hier lag die 24h-Jodurie bei fast einem Drittel der DONALD Teilnehmer unterhalb der entsprechenden WHO-Zufuhrempfehlung für Jod.

Ein weiteres bemerkenswertes Ergebnis war, dass sich die noch zwischen 2000 und 2003 beobachtete kontinuierliche Verbesserung der Jodversorgung nach 2003 nicht mehr fortsetzte. Dies ging einher mit Erhebungsdaten des Arbeitskreises Jodmangel, die einen Rückgang des Verbrauchs von Jodsalz in Großgebinden im deutschem Lebensmittel-handwerk und in der Lebensmittelindustrie nach 2004 erkennen ließen [Scriba et al. 2007].

Dieser Rückgang war offenbar im Erhebungszeitraum 2004-2006 so moderat, dass er sich noch nicht im Rückgang des Beitrages der Gesamtsalzaufnahme (ermittelt über die Natriumausscheidung) an der Jodausscheidung im 24h-Urin widerspiegelte. Wie sich die Situation für die Jahre ab 2006 darstellt, ist fraglich.

Dieser oben beschriebene Rückgang ist jedoch ein wichtiger Aspekt gerade im Hinblick auf eine bedarfsdeckende Jodversorgung bei Kindern. Untersuchungsdaten aus kontrollierten Studien zeigen, dass eine gezielte Optimierung der Jodversorgung von Schulkindern, die einen moderaten Jodmangel aufweisen, zu einer klaren Verbesserung der kognitiven und motorischen Fähigkeiten führt [Gordon et al. 2009, Zimmermann 2007, Zimmermann et al.

2008]. Zu ähnlichen Ergebnissen kam eine Querschnittsstudie von Santiago-Fernandez et al.

[Santiago-Fernandez et al. 2004]. Hier war der IQ von Kindern mit einer Jodurie > 100 µg/L signifikant höher als von Kindern mit entsprechend geringerer Jodurie. Zudem stand das

Risiko eines IQs unter der 25. Perzentile in direkter Beziehung mit der Zufuhr von nichtjodiertem Speisesalz und mit einem geringen Milchkonsum.

Vor diesem Hintergrund, nämlich einer maßgeblichen Bedeutung der Jodversorgung für die Gehirnreifung und Intelligenz von Kindern, besteht ein dringender Bedarf, die aktuelle, aber auch die zurückliegende Jodversorgung von Vorschulkindern genauer zu analysieren, um künftig möglichen Defiziten an diesem Spurenelement rechtzeitig entgegenwirken zu können.

Zur Jodversorgung von Vorschulkindern liegen bislang nur die Daten vor, die anhand der Spontanurinproben im Rahmen der KiGGS Studie erhoben wurden. Allerdings erlauben die Spontanurin-Jodmessungen lediglich eine grobe Einschätzung der Versorgung mit dem Spurenelement Jod. Erhebliche Confounder der Jodkonzentrationsmessung, wie die Flüssigkeitsversorgung (der Hydratationsstatus) der Probanden, bergen das Risiko von Fehleinschätzungen des Jodstatus [Remer et al. 2006]. Aufgrund der Einfachheit der Durchführung sowie einer rasch möglichen Grobaussage zum durchschnittlichen Jodstatus wird diese Methodik von der WHO zwar präferiert, für einen Vergleich der Jodversorgung von Subgruppen (wie z.B. zwischen den Geschlechtern oder zwischen Kindern und Jugendlichen mit unterschiedlichen Ernährungsgewohnheiten) scheint die Messung der Jodkonzentration allein aufgrund der oben genannten Schwierigkeiten jedoch weniger geeignet zu sein.

Im Unterschied dazu haben wir zeigen können, dass sich durch Längsschnittanalysen in 24h-Urinen und parallele Wiege-Ernährungsprotokolle nicht nur der Jodstatus sondern auch die Beiträge einzelner Lebensmittel bzw. Lebensmittelgruppen an der tatsächlichen Jodtagesausscheidung sehr genau bestimmen lassen [Remer et al. 2006]. Beispielsweise fanden wir im Beobachtungszeitraum 2000 – 2003 einen Beitrag des Lebensmittels Milch an der 24h-Jodurie in Höhe von 70 µg Jod/d je getrunkenem Liter Milch, der im Folgezeitraum 2003-2006 sogar auf 80 µg/d stieg. In direkt in Konsummilchproben durchgeführten Jodanalysen betrug der mittlere Jodgehalt ebenfalls etwa 70 µg/L bzw. 80-90 µg/L [Anonymus 2007]. So erscheint es möglich, aktuelle Trends der Beiträge relevanter nutritiver Jodlieferanten wie Milch, Fisch, Eier mit einer Genauigkeit zu bestimmen, wie sie ansonsten nur noch durch aufwändige direkte Jodanalysen in den Lebensmitteln selbst erreicht bzw.

übertroffen werden können.

Um die künftigen Untersuchungsergebnisse von Studien wie KiGGS besser einordnen und interpretieren zu können, erscheint es deshalb notwendig, genauest mögliche Daten zu den Beiträgen bestimmter Lebensmittel und Lebensmittelgruppen im aktuellen Beobachtungs-zeitraum verfügbar zu machen.

2 Material und Methoden 2.1 Studienpopulation

Die DONALD Studie (DOrtmund Nutritional and Anthropometric Longitudinally Designed Study) wird am Forschungsinstitut für Kinderernährung Dortmund (FKE) seit 1985 durchgeführt und stellt eine Langzeitstudie mit offener Kohorte dar. Sie umfasst Untersuchungen des Ernährungsverhaltens und des Nahrungsverzehrs sowie Erhebungen zu Wachstum, Entwicklung, Stoffwechsel und Hormonhaushalt gesunder Kinder. Zu diesem Zweck werden jährlich etwa 40 Säuglinge neu in die Studie aufgenommen. Voraussetzung ist, dass es sich um gesunde Kinder aus dem Raum Dortmund handelt, deren Eltern zur Teilnahme an einer Langzeitstudie bereit sind. Die Untersuchungen beginnen gemäß dem Studiendesign bei Säuglingen im Alter von 3 Monaten und reichen bis ins junge Erwachsenenalter. Im ersten Lebensjahr werden die Kinder vierteljährlich, im zweiten Jahr zweimal und anschließend einmal pro Jahr untersucht. Durchgeführt werden je nach Alter des Teilnehmers und unter Einbezug der Eltern ein Interview zu Lebensstil und Sozialstatus, eine medizinische Untersuchung, anthropometrische Messungen, ein 3-Tage-Wiege-Ernährungsprotokoll und eine 24-Stunden-Urinsammlung. Seit 2005 werden bei Probanden

> 18 Jahren zusätzlich Blutentnahmen durchgeführt Zu bestimmten Zeitpunkten werden auch die Eltern befragt und untersucht [Kroke et al. 2004].

Aus dem Gesamtkollektiv der DONALD Studie wurden für dieses Projekt all diejenigen Probanden im Alter von 3-<6 Jahren ausgewählt, für die zwischen 2003 und 2010 mindestens einen 24h-Urin mit einer definierten Sammelqualität vorlag, sowie ein zugehöriges plausibles 3-Tage-Wiegeernährungsprotokoll, das prinzipiell den Tag der Urinsammlung umfasste.

Zur Identifikation von möglichem „Underreporting“ in den Ernährungsprotokollen wurde das Ratio von protokollierter Energiezufuhr und individuell berechnetem Grundumsatz herangezogen [Schofield 1985]. Nur solche Protokolle wurden als plausibel eingestuft, deren Ratio oberhalb von alters- und geschlechtsspezifischen Referenzwerten lag [Sichert-Hellert et al. 1998]. Nicht plausible Protokolle wurden von den Analysen ausgeschlossen.

Für den ersten Untersuchungszeitraum (2003-2006) wurden für den Vergleich mit den zeitgleich erhobenen Spontanurinproben in KiGGS zusätzlich 6 jährige Kinder in die Untersuchung eingeschlossen, um im Folgenden die bestmögliche Vergleichbarkeit zwischen den Ergebnissen der der beiden Studienkollektive zu gewährleisten.

Folgende Kriterien führten zum Ausschluss eines 24h-Urins:

Erkrankungen des Kindes wie Infektionen oder Fieber Fehlende Kühlung des Urins

Vorhandensein von Fremdstoffen im Urin, z.B. Blut, Stuhl oder Creme Sammelfehler oder Verdacht auf Sammelfehler

Anzeichen einer Zersetzung Fehlen von Nachturin Unbekannte Ausfallzeit

Dokumentierte Ausfallzeit > 240 min Sammelzeit <20 Stunden

Kreatininausscheidung <0,09 bzw. >0,33 mmol/kg

Des weiteren wurden Urine und zugehörige Ernährungsprotokolle ausgeschlossen, wenn die Überprüfung der Ernährungsprotokolle sowie die Antworten auf entsprechende Fragen im persönlichen Interview die Einnahme jodhaltiger Medikamente oder jodhaltiger Nährstoffpräparate anzeigten.

Die Erfüllung dieser Kriterien gewährleistet die Vergleichbarkeit mit den zu einem früheren Zeitpunkt durchgeführten Trendanalysen der Jodurie für die Jahre 2000 bis 2003 [Remer et al. 2006] ebenso wie mit Trendanalysen für Schulkinder und Jugendliche 2004-2006 in einem früheren Projekt gefördert durch die BLE ([Remer 2007]; Förderkennzeichen:

07HS002).

2.2 Urindaten

Sobald die Teilnehmer der DONALD Studie selbständig die Toilette benutzen können (ab ca.

3 Jahren), wird nach einem standardisierten Prozedere und nach persönlicher sowie schriftlicher Einweisung jährlich ein 24h-Urin gesammelt, in der Regel am 3. Tag der Ernährungserhebung. Die 24h-Urinsammlung beginnt morgens mit der vollständigen Entleerung der Blase; diese Miktion wird verworfen und markiert den Sammelstart. Alle nachfolgenden Urinfraktionen werden vollständig in mit Extran gereinigten (Extran, MA03;

Merck Darmstadt, Deutschland) 1-Liter Plastikbehältern, die frei von sonstigen Konservierungsmitteln sind, gesammelt, wobei die Behälter nach jeder Miktion sofort bei

<–12° C zu Hause tiefgefroren werden. Die genauen Miktionszeitpunkte und gegebenenfalls Besonderheiten werden auf dem Urinsammelprotokoll schriftlich festgehalten. Mit dem vollständigen Auffangen und Tieffrieren des Morgenurins am Folgetag endet die 24h-Urinsammlung; dieser Zeitpunkt entspricht dem Sammelende.

Die 24h-Urinproben werden zusammen mit dem Ernährungsprotokoll von einer Diätassistentin des Instituts abgeholt. Die Mitarbeiterin überprüft die Plausibilität und erfragt Information zu eventuellen Ausfallzeiten. Die Urinproben werden schließlich im Forschungsinstitut bei –22°C gelagert. Nach dem Auftauen, Mischen und der genauen

Bestimmung des 24h-Urinvolumens werden Aliquote der Proben für spätere Analysen und zukünftige Fragestellungen tiefgefroren (Urinbank, –22°C).

Speziell für dieses Projekt wurden in dem nach den oben genannten Kriterien zusammengestellten Kollektiv die Jod- sowie Natriumtagesausscheidungen in den 24h-Urinen im institutseigenen Labor analysiert. Zur Bestimmung der Jodkonzentration wurde die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlene Sandell-Kolthoff-Methode angewandt, welche auch in KiGGS zur Messung der Jodausscheidung in Spontanurinen eingesetzt wurde [Manz et al. 2002a, Thamm et al. 2007b, Wawschinek et al. 1985]. Natrium wurde in den 24h-Urinen mit Hilfe der Flammen-Atomabsorptionsspektrophotometrie bestimmt, wobei ein Perkin Elmer 1001-Spektrometer (Perkin Elmer, Überlingen) zum Einsatz kam. Außerdem wurden das Urinvolumen (in mL/d) sowie die Urinosmolalität (in mosm/kg) gemessen, um den Hydratationsstatus der Probanden abzuschätzen [Armstrong 2005, Manz et al. 2002b].

Hinsichtlich der Jodausscheidung wurden im Anschluss an die Laboranalysen folgende statistische Kenndaten, ggf. unter Hinzuziehung der Ernährungsprotokolldaten (Energiezufuhr), berechnet:

Jodkonzentration (µg·L-1) 24h-Jodausscheidung (µg·d-1)

24h-Jodausscheidung bezogen auf die Körperoberfläche (µg·m-2·d-1) energiekorrigierte 24h-Jodausscheidung (µg·MJ-1·d-1) =

24h-Jodausscheidung (µg·d-1) / individuelle Energiezufuhr (MJ·d-1) 24h-Jodausscheidung (µg·d-1) energiestandardisiert =

energiekorrigierte 24h-Jodausscheidung (µg·MJ-1·d-1) * mediane Energiezufuhr (♂:

5,5 MJ; ♀: 5,3 MJ)

Zusätzlich wurde, analog zur KiGGS Studie, das Jod/Kreatinin-Verhältnis bestimmt. Dazu wurden die im Rahmen der DONALD Studie standardmäßig analysierten Kreatininkonzentrationen herangezogen. Die Kreatininkonzentration wurde mittels Jaffé Methode mit einem Kreatinin-Analyser (Beckman-2; Beckman Instruments Inc, Fullerton, CA) gemessen.

Für die Natriumausscheidung als Marker der Salzzufuhr der Studienpopulation wurden folgende Kenndaten berechnet:

24h-Natriumausscheidung (mmol·d-1) 24h-Natriumausscheidung (g·d-1)

energiekorrigierte 24h-Natriumausscheidung (g·MJ-1·d-1)

2.3 Ernährungsdaten

In der DONALD Studie erfolgt die Erfassung des Nahrungsmittelverzehrs direkt und prospektiv über 3-Tage-Wiege-Ernährungsprotokolle [Kroke et al. 2004]: Nach einer Einweisung im Forschungsinstitut werden von den Probanden mittels digitaler Waagen (früher Soehnle Digita 8000, Soehnle-Waagen GmbH & Co KG, Murrhardt; jetzt WEDO Digi 2000, Werner Dorsch GmbH, Münster/Dieburg) an drei aufeinander folgenden Tagen alle verzehrten Nahrungsmittel einschließlich Getränke auf 1 g genau gewogen und protokolliert.

Zusätzlich werden die Teilnehmer aufgefordert, Rezepte, Etiketten etc. aufzubewahren und dem Institut zur Verfügung zu stellen. Semiquantitative Angaben (z.B. Teelöffel) sind immer dann zugelassen, wenn das Wiegen der Lebensmittel nicht möglich ist, wie es z.B. beim Außer-Haus-Verzehr der Fall sein kann.

Mittels der Nährstoffdatenbank LEBTAB, die vom FKE entwickelt wurde, kann nach Codierung und Eingabe der Protokollangaben die individuelle Zufuhr von Nährstoffen bzw.

Energie berechnet werden. Die Nährwertdaten basieren vorwiegend auf den Angaben des Bundeslebensmittelschlüssels. Fehlende Nährstoffangaben zu neuen Produkten oder bei veränderten Rezepturen werden anhand der Zutatenliste mittels simulierter Rezepte ermittelt [Sichert-Hellert et al. 2007].

Zur Auswertung der Ernährungsprotokolle des Kollektivs im vorliegenden Projekt wurden die relevanten Daten anhand der arithmetischen Mittelwerte aus den drei Protokolltagen ermittelt. Zum einen wurde die Energiezufuhr (in MJ/d) berechnet, zum anderen wurde der Verzehr verschiedener Lebensmittelgruppen erfasst. Im Einzelnen waren folgende Gruppen tierischer Lebensmittel für dieses Projekt von Interesse:

Milch und Milchprodukte (basierend auf Molkenprotein) Salzwasserfisch

Fleisch und Fleischwaren Eier und Eiprodukte

Der Verzehr dieser Lebensmittelgruppen wurde sowohl als absolute Zufuhr (g·d-1) als auch korrigiert für die individuelle Energieaufnahme (g·MJ-1·d-1) dargestellt. Es wurden nur solche Ernährungsprotokolle in die Analysen eingeschlossen, die vorher als plausibel eingestuft wurden (siehe Abschnitt 2.1).

2.4 Anthropometrische Daten

Abhängig vom Alter der DONALD Teilnehmer erfolgt bei jedem Besuch des Forschungsinstituts die Durchführung verschiedener anthropometrischer Messungen, die von erfahrenem Personal vorgenommen werden. Die Kinder tragen dabei lediglich

Unterwäsche und keine Schuhe. Das Körpergewicht wird bei älteren Kindern auf 100 g genau bestimmt; Bei jedem Untersuchungstermin werden daneben die Körpergröße bzw. -länge (bei Säuglingen) auf 0,1 cm genau erfasst.

Körpergewicht und -größe wurden in diesem Projekt zur besseren Charakterisierung des Kollektivs herangezogen und bildeten die Grundlage zur Schätzung der Körperoberfläche in m2 [DuBois & DuBois 1916]. Zudem erfolgte die Berechung der Standard Deviation Scores (SDS) von Gewicht, Größe und Body Mass Index (BMI) nach den Referenzperzentilen aus der KiGGS Studie [Neuhauser et al. 2011].

2.5 Statistische Analyse

Sämtliche statistischen Analysen wurden mit Hilfe des Statistical Analysis System (SAS;

Cary, NC; USA) durchgeführt; das Signifikanzniveau lag bei α=0,05.

Die Charakteristika des Studienkollektivs sind für normalverteilte Variablen als Mittelwert ± Standardabweichung und für nicht-normalverteilte Variablen als Median (25., 75. Perzentile) angegeben.

Die besondere longitudinale Datenstruktur der DONALD Studie bringt für die statistische Auswertung der Daten einige Herausforderungen mit sich. Zum einen liegen für die meisten der Probanden Mehrfachmessungen vor, die nicht als unabhängig voneinander angesehen werden können. Zum anderen muss die spezielle Mehrebenen-Datenstruktur der DONALD Studie (Kinder innerhalb von Familien) berücksichtigt werden. Der Einsatz von gemischt linearen Regressionsmodellen (Prozedur PROC MIXED in SAS) ermöglicht den Umgang mit eben diesen Schwierigkeiten: Um die fehlende Unabhängigkeit von wiederholten Messungen innerhalb eines Kindes zu berücksichtigen, kann ein „repeated statement“ in das statistische Modellierungsprozedere aufgenommen werden, ein „random statement“ berücksichtigt die Variation zwischen den Individuen auf Familienebene. Ein großer Vorteil der gemischt linearen Regressionsmodelle liegt außerdem darin, dass sie den Umgang mit unterschiedlich langen Messreihen bzw. fehlenden Beobachtungen ermöglichen und nicht ausschließlich vollständige follow-up Daten voraussetzen.

Um Verzerrungen durch voneinander abhängigen Mehrfachmessungen zu vermeiden, haben wir in früheren Datenauswertungen [Remer 2007] zur Darstellung der generellen Charakteristika pro Proband nur eine Beobachtung eingeschlossen (d.h. den Zeitpunkt der 1.

Urinsammlung). Inzwischen hat unsere statistische Erfahrung mit der komplexen longitudinalen Datenstruktur der DONALD Studie gezeigt, dass gemischt lineare Regressionsmodelle auch für einfache Mittelwertvergleiche herangezogen werden können.

Daher konnten wir auch für die vorliegende Auswertung in den Charakteristika Tabellen auf alle vorliegenden Untersuchungsdaten zurückgreifen und haben zur Überprüfung möglicher

Geschlechtsunterschiede hinsichtlich der anthropometrischen Charakteristika und Urin- und Ernährungsdaten gemischt lineare Regressionsmodelle verwendet.

Gemischt lineare Regressionsmodelle kamen ebenfalls zum Einsatz, um die Zeittrends der Jodausscheidung zwischen 2003 und 2010 zu analysieren. Das Basis-Regressionsmodell zur Ermittlung der Zeittrends der 24h-Jodurie (Ziel 3) beinhaltete die Zeit (kontinuierlich in Jahren seit 2003) als Prädiktorvariable und wurde zusätzlich adjustiert für Geschlecht, Alter und Urinvolumen [Johner et al. 2010]. Außerdem wurde die Kreatininausscheidung (körperoberflächen-standardisiert) in das Basismodell aufgenommen, um korrelierte Messfehler, die möglicherweise durch Messung von Urinvolumen und Jodausscheidung in der gleichen Urinprobe entstanden sind, zu berücksichtigen.

Um die Beiträge der verschiedenen Lebensmittelgruppen (Milch, Fleisch, Fisch und Eier) an der Jodausscheidung zu ermitteln (Ziel 4), wurde das Basismodell in einem zweiten Schritt um die individuellen Verzehrsmengen der einzelnen Lebensmittelgruppen (g/d) erweitert. Die Natriumausscheidung (g/d) diente als Marker für die Salzzufuhr (Ziel 5) und wurde ebenfalls als Covariate in das finale Modell aufgenommen.

Das finale Modell wurde zusätzlich für die individuelle Energiezufuhr (MJ/d) der Kinder adjustiert, um mögliche Effekte individuell unterschiedlicher Energiezufuhren auszuschließen.

Da die Erhebungen im Gesamtdatensatz tendenziell nicht gleichmäßig über das Jahr verteilt waren (p=0,02 – Ergebnis des Chi-Quadrat Tests), wurde zusätzlich die Jahreszeit der Messung als mögliche Covariate getestet. Da die Jahreszeit selbst keinen signifikanten Einfluss auf die Jodurie zeigte, den Einfluss der Haupt-Untersuchungsvariable (erkennbar an β) nicht nennenswert verändert hat, und gleichzeitig die Güte des Modells verschlechtert hat (Kriterium: AIC/BIC-Werte des PROC MIXED Modells) haben wir uns entschieden, die Variable Jahreszeit nicht in das finale Modell aufzunehmen.

Die 24h-Jodurie (µ/d) stellte die primäre Zielgröße dar, auf die wir uns konzentrierten. Für die Vergleichbarkeit mit vorhergehenden Analysen [Remer 2007], haben wir die Modelle auch mit der energiekorrigierten Jodausscheidung (µg·MJ-1·d-1) als Outcome berechnet (siehe hierzu Tab. 10).

3 Ergebnisse

3.1 Ausführliche Darstellung der wichtigsten Ergebnisse 3.1.1 DONALD Kollektiv (2003 – 2010)

Für dieses Projekt standen n=378 24h-Urine mit zugehörigem plausiblem 3-Tage-Wiegeernährungsprotokoll, das prinzipiell den Tag der Urinsammlung umfasste, von 3-<6 jährigen Teilnehmern der DONALD Studie zur Verfügung. Lediglich bei 19 Urinen (5%) erfolgte die Sammlung einige Tage vor bzw. nach der Protokollierung der Ernährung. Die Verteilung der Urine nach Altersgruppen sowie nach Geschlecht ist in Tabelle 1 aufgeführt.

Tabelle 1. Anzahl der 24h-Urine und Ernährungsprotokolle, stratifiziert nach Altersgruppe und Geschlecht.

Alter (Jahre)

3 4 5 Gesamt

Jungen 45 61 75 181 (48 %) Mädchen 56 68 73 197 (52 %) Gesamt 101 129 148 378

Im Mittel konnten pro Proband 1,7 Urine bzw. Ernährungsprotokolle für die vorliegenden Analysen genutzt werden. Tabelle 2 fasst die Verteilung der 24h-Urine sowie Protokolle nach Altersgruppen und Untersuchungsjahr zusammen.

Tabelle 2. Anzahl der 24h-Urine und Ernährungsprotokolle, stratifiziert nach Altersgruppe und Untersuchungsjahr.

Alter (Jahre)

Jahr 3 4 5 Gesamt

2003 16 19 24 59

2004 14 12 15 41

2005 9 13 16 38

2006 16 20 15 51

2007 6 19 18 43

2008 12 15 21 48

2009 14 16 19 49

2010 14 15 20 49

Gesamt 101 129 148 378

3.1.2 Charakteristika der Jodausscheidung des Kollektivs

Im Folgenden sind Charakteristika der Jodausscheidung sowie anthropometrische Daten des Untersuchungskollektivs zusammengefasst.

Tabelle 3. Anthropometrische Charakteristika und 24h-Jodurie 2003-2010 bei 3-<6 jährigen Teilnehmern der DONALD Studie, stratifiziert nach Geschlecht 1.

Jungen Mädchen P 2

- energiestandardisiert 3 70,1 (56,7; 83,8) 63,1 (49,7; 85,2) 0,2

1 Mediane (25., 75. Perzentil) oder arithmetische Mittelwerte ± Standardabweichung.

2 Mittelwertvergleiche zwischen den Geschlechtern wurden anhand gemischt linearer Regres-sionsmodelle (PROC MIXED in SAS) durchgeführt, um statistische Abhängigkeiten infolge von Mehrfachurinsammlungen eines Kindes innerhalb des Untersuchungszeitraumes berücksichtigen zu können.

3 energiekorrigierte 24h-Jodausscheid. (µg·MJ-1·d-1) * mediane Energiezufuhr (♂: 5,5 MJ; ♀: 5,3 MJ).

Jungen und Mädchen unterschieden sich signifikant hinsichtlich der Jodkonzentration sowie der absoluten täglichen Jodausscheidung im 24h-Urin (p<0,05). Diese Unterschiede blieben nach Korrektur der Jodausscheidung für die Energiezufuhr oder Kreatininausscheidung jedoch nicht bestehen (p>0,3). Wie diese Geschlechtsunterschiede bei Jodkonzentration (µg/L) und absoluter Jodurie (µg/d) zu erklären sind und ob es sich dabei um tatsächliche Unterschiede in der Jodversorgung zwischen den Geschlechtern handelt, soll im Abschnitt 3.1.4 anhand des direkten Datenvergleichs mit dem repräsentativen KiGGS Survey veranschaulicht werden.

Die von der WHO veranschlagte mediane Jodkonzentration, die eine adäquate Jodversorgung vermuten lässt, liegt bei 100 µg/L [FAO/WHO 2004]. Dieser Grenzwert wird sowohl von den Mädchen als auch den Jungen des vorliegenden Kollektivs erreicht (siehe Tab. 3). Allerdings kann die Jodkonzentration deutlich durch den Hydratationsstatus einer Population beeinflusst werden, daher haben wir gezielt auch die absolute 24h-Jodurie (µg/d) der Kinder zur Bewertung des Jodstatus herangezogen. Da die 24h-Jodurie eine Charakterisierung der täglichen Jodzufuhr erlaubt, kann sie mit den Jodzufuhrempfehlungen verglichen werden. Bei Berücksichtigung von ca. 15% nicht-renalen Jodverlusten, ergibt sich z.B. aus der WHO Empfehlung einer Jodzufuhr von 90 µg/d für diese Altersgruppe [FAO/WHO 2004] eine wünschenswerte Jodurie von 77 µg/d. Ein Vergleich der beobachteten Joduriewerte der Vorschulkinder mit dieser „Ziel-Jodurie“ zeigt, dass nicht einmal 50 % der Kinder diesen Wert erreichen (vlg. Median (▲) Abb. 2). Zieht man die DACH Referenzwerte von 120 µg/ zur Beurteilung der Jodversorgung heran [Deutsche Gesellschaft für Ernährung (Hrsg.) 2008], erreichen noch nicht einmal 25 % der Kinder die

„Ziel-Jodurie“. Allerdings enthalten solche Zufuhrempfehlungen immer deutliche Sicherheitszuschläge, um eine bedarfsdeckende Jodzufuhr in nahezu der gesamten Bevölkerungsgruppe zu gewährleisten. Dass die Mehrzahl der DONALD Probanden diese Zufuhrempfehlung nicht erreicht, ist somit nicht mit einem definitiven Jodmangel gleichzusetzen, zeigt aber dennoch deutlich eine in Gänze nicht zufrieden stellende Situation auf.

Abbildung 2. 24h-Jodurie (▲: Median, : 25., 75. Perzentile; |: 5., 95. Perzentile) 3-<6 jähriger Jungen und Mädchen der DONALD Studie, im Vergleich mit der von den Jodzufuhrempfehlungen abgeleiteten Ziel-Jodurie einer adäquaten Jodversorgung (d.h. nach Berücksichtigung von 15 % nicht renaler Jodverluste).

40 60 80 100 120

Jodurie (µg/d)

"Ziel-Jodurie"

DACH

WHO

0

Jungen Mädchen

3.1.3 Verzehrsdaten

Aus den zeitgleich zu den 24h-Urinsammlungen vorliegenden 3-Tage-Wiege-Ernährungs-protokollen wurden die Energiezufuhr der Kinder sowie die Zufuhrmengen wichtiger jodliefernder Lebensmittelgruppen berechnet (Tab. 4).

Anhand der Auswertung der Ernährungsprotokolle und spezifischer Fragen im persönlichen Interview konnte ermittelt werden, dass > 90 % der Kinder regelmäßig zu Hause Jodsalz verzehren.

Aufgrund der nur sehr geringen Verzehrshäufigkeit von Fisch (der mediane Fischverzehr von Null bedeutet, dass von den untersuchten Kindern weniger als 50 % an einem der drei Protokolltage Fisch verzehrt haben), haben wir für den Fischverzehr zusätzlich den Mittelwert (± Standardabweichung) angegeben, um eine (wenn auch nur sehr grobe) Einschätzung der mittleren täglichen Fischzufuhr zu ermöglichen.

Tabelle 4. Energieaufnahme und Lebensmittelverzehr 3-<6 jähriger Vorschulkinder 2003-2010 in der DONALD Studie 1.

1 Mediane (25., 75. Perzentile) oder arithmetische Mittelwerte ± Standardabweichung.

2 Mittelwertvergleiche zwischen den Geschlechtern wurden anhand gemischt linearer Re-gressionsmodelle (PROC MIXED in SAS) durchgeführt, um statistische Abhängigkeiten infolge von Mehrfachurinsammlungen eines Kindes innerhalb des Untersuchungszeitraumes berücksichtigen zu können.

3 Basierend auf Molkenprotein.

4 Salzwasserfisch.

5 Eier und Eiprodukte.

6 Fleisch und Fleischwaren.

Jungen Mädchen P 2

n (Protokolle) 181 197

Energie (MJ·d-1) 5,5 (5,0; 6,2) 5,3 (4,7; 5,8) 0,001

Milch 3 (g·d-1) 245,9 (152,4; 327,5) 217,9 (129,1; 307,9) 0,4 Milch 3 (g·MJ-1·d-1) 42,8 (25,7; 59,2) 38,8 (25,3; 58,8) 0,9 Fisch 4 (g·d-1) 0,0 (0,0; 11,1) 0,0 (0,0; 11,8) 0,4 Mittelwert (±SD) 8,1 (±14,3) 7,2 (±11,4)

Fisch 4 (g·MJ-1·d-1) 0,0 (0,0; 2,0) 0,0 (0,0; 2,5) 0,6

Mittelwert (±SD) 1,4 (±2,5) 1,4 (±2,1)

Mittelwert (±SD) 1,4 (±2,5) 1,4 (±2,1)