#4 ANLAGE LÄUFT!
Wirtschaftlichkeit im Blick.
4.1 Anlagenüberwachung
4.2 Wartung & Instandhaltung 4.3 Versicherungen
4.4 Nutzungsende
4.1 Anlagenüberwachung
Der erste Schritt zur Anlagenüberwachung ist die Erfassung der erzeugten Solarenergie. Die Daten liefert ein Strom-zähler. Mit Smart-Metern (intelligente Stromzähler) kann sowohl der eigene Verbrauch als auch die Leistung der Solaranlage überwacht werden. Die Datenaufzeichnung erfolgt dann regelmäßig in einer Datenbank und kann mittels geeigneter Software ausgewertet werden, um z. B.
Mindererträge festzustellen. Entsprechende Lösungen gibt es beispielsweise von den Firmen Solarautonomie, Voltcraft und Phoenix Contact.
Die weiterführende Anlagenüberwachung schließt den Wechselrichter ein, da sich hier die Schnittstelle von erzeug-ter elektrischer Leistung zum Verbrauchernetz befindet. Alle großen Wechselrichterhersteller bieten zusätzliche Kompo-nenten und Anwendungen an, die eine Datenaufzeichnung und anschließende Datenvisualisierung sowie Anlagenüber-wachung ermöglichen. Hiermit können Abweichungen vom Normalbetrieb identifiziert und der Betreiber z.B. per E-Mail über Fehler informiert werden.
Sobald Daten an die jeweiligen Webportale übertragen wur-den, ist eine Visualisierung der Anlagendaten via App auf gängigen Tablets oder Smartphones möglich.
Nachfolgend sind Beispiele aufgeführt:
SMA Sunny Home Manager:
Der Sunny Home Manager ist eine Lösung zur Überwa-chung und Steuerung aller Energieflüsse im Haushalt.
Neben der Darstellung und Überwachung des Ertrags der PV-Anlage werden eine Reihe von Smart Home Funktionen bereitgestellt. Der Home Manager überwacht Energie- verbräuche von verbundenen Haushaltgeräten (Wasch-maschine, Geschirrspüler, Trockner) und kann diese über Funksteckdosen steuern. Über eine anlagenspezifische Wetterprognose kann hiermit auch der Eigenverbrauch opti-miert werden.
SMA Webconnect:
Bei der Verwendung von Webconnect im Wechselrichter, kann über diese Schnittstelle der Anlagenertrag über eine entsprechende DSL-Verbindung an die Visualisierungsplatt-formen von SMA Sunny Places und Sunny Portal übertragen werden. Im Sunny Portal können Energieerträge, Wechsel-richterperformance und weitere Anlagendaten überwacht werden. Mit Sunny Places kann ebenfalls ein Vergleich mit anderen Anlagenbetreibern erfolgen.
Abbildung 17 - Datenvisualisierung im Sunny Portal
Fronius Datalogger easy / pro:
Der Datenlogger wird am Wechselrichter angeschlossen, sammelt Daten und bereitet diese für die Weiterverarbei-tung auf. Ähnlich zu SMA wird Visualisierungssoftware (Solar.access, Solar.TV, Solar.web App) angeboten.
Kaco Powador-piccoLOG
Der Powador-piccoLOG ist eine kompakte und kostengüns-tige Kontroll- und Steuereinheit für PV-Anlagen bis 20 kWp und maximal drei Wechselrichter. Informationen zu Fehlern und Abweichungen vom Normalbetrieb erfolgen mit Sta-tusleuchten und akustischen Signalen. Ebenfalls besteht die Option der grafischen Auswertung über eine Webplattform (Powador-web).
SolarMax MaxWeb xp:
Der MaxWeb xp ist der Datenlogger der Firma SolarMax. Es werden die aktuellen Messwerte, Ertragsdaten und Ereig-nisse aufgezeichnet und an das MaxWeb Portal übertragen.
Fehler werden automatisch per E-Mail oder SMS gemeldet.
Im Portal kann wiederum eine Visualisierung der Daten erfolgen.
Im einfachsten und günstigsten Fall können die Ertragswer- te in regelmäßigen Abständen durch den Betreiber abgele- sen und notiert sowie der Wechselrichter auf Fehlermeldun-gen überprüft werden. Hiermit können die Kosten für einen Datenlogger gespart werden, die Regelmäßigkeit und die Informationsgrundlage bei Fehlfunktionen sind allerdings meist nicht zufriedenstellend.
4.2 Wartung & Instandhaltung
Eine PV-Anlage ist in der Regel wartungsarm. Bei ordnungs-gemäßer Installation und unter der Voraussetzung, dass die Module keine Fertigungsfehler aufweisen, sind in den ersten Betriebsjahren Störungen oder Ausfälle unwahrscheinlich.
Bei der Abnahme der Anlage sollte auf Installationsfehler (Montagefehler, Fehler bei der Leitungsverlegung, Klemm-fehler, etc.) geachtet werden. Eine genaue Dokumentation des Zustands nach Inbetriebnahme ist nützlich, um zukünf-tige Fehler nachvollziehen zu können.
Trotzdem können langfristig Störungen und Fehler auf-treten, die durch Anlagenüberwachung und regelmäßige Wartung frühzeitig erkannt und behoben werden können.
Eine Wartungsroutine durch den Betreiber beziehungswei-se die Installationsfirma kann dabei helfen, Störungen und längere Ausfallzeiten zu vermeiden. Hierzu sind im Idealfall den Betriebsanleitungen (vor allem für den Wechselrichter) Wartungsempfehlungen zu entnehmen. Die Störungsanzei-ge des Wechselrichters sollte täglich kontrolliert und Erträge monatlich dokumentiert werden. Eine regelmäßige (halb-jährliche) Sichtprüfung der Module ist zu empfehlen.
Es sollte vor allem die Dichtigkeit und Unversehrtheit der Module geprüft werden. Vorhandene Verschmutzungen oder Verfärbungen (ggf. durch Hotspots, eindringende Feuchtigkeit) und mögliche Verspannungen in der Befes-tigung können so entdeckt werden. Insbesondere nach stärkeren Unwettern (Gewitter, Hagelschlag, Sturm) kann auch eine außerplanmäßige Prüfung sinnvoll sein. Dies gilt ebenso für das Montagesystem auf dem die Module befes-tigt sind.
Auch die Verkabelung und die Anschlüsse am Wechselrich-ter sollten regelmäßig auf äußere Schäden begutachtet werden.
Vor allem bei größeren gewerblichen Anlagen kann sich ein Wartungsvertrag lohnen, um Erträge zu sichern und den Betreiber zu entlasten. Folgende Punkte werden für den Vergleich von Wartungsverträgen empfohlen:
• Fernüberwachung
• Ereignisabhängige Sichtkontrolle (z.B. nach Sturm)
• Häufigkeit der Prüfung
• Umfang der Prüfung (Module, Wechselrichter, Verkabe-lung, Zähler, Montagesystem)
• Kosten für die Störungsbeseitigung
• Kosten für Austausch von Verbrauchsmaterialien
• Notdienst bei Teil- oder Totalausfall von Komponenten
• Protokollierung
Intervall Komponente Überprüfung
Täglich Wechselrichter • Störanzeige auslesen Monatlich Zähler • Ertragsdokumentation Halbjährlich
(oder nach stärkeren Unwettern)
Module • Verschmutzungen
• Verfärbungen
• Befestigung
Verkabelung • Steckverbindungen zu den Modulen prüfen
• Unversehrtheit der Kabel-mantel
Wechselrichter • Steckverbindungen prüfen
Montagesystem • Prüfungen von Klemm- und Schraubverbindun-gen
• Prüfung auf Korrosionser-scheinungen
Tabelle 4: Wartungsprüfungen und Instandhaltungsarbeiten
Sollten Mindererträge festgestellt werden ohne dass Schä- den offensichtlich sind, ist eine weiterführende Fehlerana-lyse durch Fachbetriebe oder Sachverständige in Betracht zu ziehen. Diese besitzen das Equipment für eine Kennlini-enmessung der Module, Thermografieuntersuchungen und weiterführende Verfahren zur Defektdiagnose.
Abhängig vom Standort und den Umgebungsbedingungen (Landwirtschaft, Straßenverkehr) sowie dem Neigungswin-kel der Module (ab >12° geht man von einer Selbstreinigung durch Niederschläge aus) kann eine regelmäßige Reinigung sinnvoll sein. Der Mehrertrag kann zwischen 2 und 7 % liegen. Die Kosten und der Aufwand für die Durchführung einer Reinigung sind von der Zugänglichkeit der Module abhängig. Auch hier bieten verschiedene Unternehmen ent-sprechende Dienstleistungen an, die individuell verglichen werden müssen.
4.3 Versicherungen
Die verschiedenen Versicherungen, welche durch eine PV-Anlage beeinflusst werden können, sollten zum Zeit-punkt der Installation der Anlage informiert werden. Des Weiteren kann schon im Vorfeld erfragt werden, welche Zusatzkosten durch Versicherungen auf den Betreiber zu-kommen. Lassen Sie sich bereits während der Planung über die verschiedenen Arten der Versicherungen und welche Schadensfälle abgedeckt sind, beraten.
• Gebäudeversicherung: Eine PV-Anlage führt bei einem Gebäude zu einer Wertsteigerung. Diese Wertsteige- rung geht einher mit höheren Prämien, die der Versi-cherte dafür zahlen muss. Der Versicherer muss über die Installation einer Anlage informiert werden. Die Versi-cherung deckt in der Regel Schäden durch Feuer, Sturm, Hagel, Wasser und Blitz mit ab.
• Haftpflichtversicherung: Eine Haftpflichtversicherung deckt Schäden gegenüber Dritten ab. Diese würde demnach Schäden, beispielweise durch herabfallende Module auf Autos oder Menschen, mit berücksichtigen.
Ist bereits eine Gebäudehaftpflichtversicherung vorhan-den, kann die PV-Anlage in diese aufgenommen werden.
• Spezielle Versicherungen für PV-Anlagen: Viele Versiche-rer bieten spezielle Versicherung für Solaranlagen an und decken damit mehr Versicherungsfälle ab als die beiden oben genannten Versicherungen beinhalten.
4.4 Was passiert mit meinem Modul am Ende der Lebensdauer und Nutzung?
Die Rücknahme von PV-Modulen ist in Deutschland durch das Elektro- und Elektronikgerätegesetz (ElektroG) geregelt.
In der Regel können PV-Module am Ende der Laufzeit bzw.
wenn sie sich nicht mehr lohnen und bereits die Garantie-zeit der Hersteller überschritten haben, bei dem örtlichen Wertstoffhof abgegeben oder zu einem Recyclingunterneh-men gebracht werden. Hier sollten Sie sich allerdings vorher informieren, ob der lokale Wertstoffhandel die Module annimmt.
Die PV CYCLE Deutschland GmbH beispielsweise bietet einen speziellen Service für Hersteller und Importeure von PV-Anlagen an. Hier gibt es spezielle Sammelstellen. Bei größeren Mengen anfallender PV-Module können diese auch abgeholt werden. Das setzt allerdings voraus, dass der Hersteller oder Importeur bei PV CYCLE angemeldet ist. Über die Abgabestellen informiert die Internetseite des Unter-nehmens.
4.5 Best Practice – Interview mit Dr. Jörg Müller
Warum haben Sie sich für eine PV-Anlage entschieden?
Grundsätzlich ging der Anschaffung die Überlegung voraus, wie ich nachhaltige und saubere Energie erzeugen kann.
Zudem war die Anlage eine wichtige Voraussetzung, damit mein Haus als Plus-Energie Haus anerkannt und entspre-chend gefördert würde. Nicht zuletzt lohnt sich das Ganze auch finanziell, denn indem ich meinen eigenen Strom erzeuge, bin ich in gewisser Weise auch unabhängig von Stromlieferanten.
Für welches System / welche Installationsart haben Sie sich entschieden?
Ich nutze den Strom der Anlage für die Eigenversorgung, da- bei ist die Tiefkühltruhe über ein Lastmanagement gesteu- ert, alle anderen Geräte mit hohem Verbrauch, wie Wasch-maschine oder Trockner, werden aber manuell betätigt.
Einen Speicher habe ich nicht. Abgesehen von der Stromer-zeugung nutze ich die Anlage außerdem für den Betrieb der elektrischen Heizungsanlage und des Durchlauferhitzers.
Wann wird voraussichtlich die Amortisation erreicht?
Ich denke im Jahr 2020.
Warum haben Sie sich für diese Hersteller entschieden?
Ich wollte Module aus lokaler Herstellung im Solar Valley.
Dieser Modultyp war gerade verfügbar und hatte ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis.
Wie sind ihre Erfahrungen bisher (sowohl positive als auch negative)?
Positiv ist, dass der Ertrag höher ist als ich erwartet hatte.
Ärgerlich fand ich, dass es bei einigen Modulen bereits zu Glasbruch gekommen ist.
Wie zufrieden sind Sie mit der Entscheidung / bzw. würden Sie sich wieder für eine PV-Anlage entscheiden?
Sehr zufrieden, ich würde mich jederzeit wieder für eine PV-Anlage entscheiden.
Eckpunktdaten der Anlage:
Zeitpunkt der Inbetriebnahme: Dezember 2011
Leistung PV-Anlage / Genera-torfläche & Ausführungsform: 10.8 kWp, 120 Q-Smart 90 W UF Montageart: dachparallel auf Flachdach
installiert, nicht integriert Ausrichtung & Neigungswinkel: 180° (Süden), 0° (horizontal)
Modultechnologie & Wechsel-richter: Q.Smart (CIGS), Danfoss 10kVA
Energieertrag pro Jahr: 920 kWh/kWp Gesamtverbrauch pro Jahr: 3000 kWh
4.6 Technische und wirtschaftliche Be-griffserklärung
Autarkie
Autarkie ist das Verhältnis von Zeiten ohne Strombezug aus dem öffentlichen Stromnetz zu Zeiten mit Netzbezug.
Barwert
Der Barwert entspricht dem auf- bzw. abgezinsten Wert ei-ner vergangenen bzw. zukünftigen Zahlung zum Zeitpunkt des Projektbeginns.
Degradation
Degradation bedeutet eine Verringerung der Leistung im Laufe der Zeit. Die Degradation wird durch die Umweltbe-dingungen am jeweiligen Standort beeinflusst. Zum Beispiel kann Feuchtigkeit, welche in das Modul eindringt, in Kom-bination mit der UV-Strahlung der Sonne zu einer Alterung der Komponenten im Solarmodul führen. Dadurch kann sich der Wirkungsgrad verringern. Die Hersteller von Solarmo-dulen geben meist eine Staffelung der Degradation an. In den ersten 10 Jahren wird in der Regel ein Wirkungsgrad von 90 % und für die Jahre danach 80 % garantiert.
EEG - Erneuerbare Energien Gesetz:
Das deutsche Gesetz für den Vorrang Erneuerbarer Energien regelt die bevorzugte Einspeisung von Strom aus erneuer- baren Quellen ins Stromnetz und garantiert deren Erzeu-gern feste Einspeisevergütungen. Die entstehenden Kosten werden über die EEG-Umlage finanziert.
EEG-Umlage
Mit der EEG-Umlage werden die Kosten, die aus der Förderung der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energiequellen ent-stehen, auf die Stromendverbraucher verteilt. Die Umlage ist Bestandteil der Energierechnung. Sie wird jährlich neu festge- legt. Die Höhe des Umlagebetrages ergibt sich aus dem Unter-schied der Einnahmen und Ausgaben, die bei der Verwertung des EEG-Stroms aus erneuerbaren Energiequellen entstehen.
Einspeisevergütung
Eine Einspeisevergütung ist eine staatlich festgelegte Vergü-tung von Strom, die bestimmte Arten der Stromerzeugung fördern soll. Im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) wird beispielsweise eine Einspeisevergütung für Strom aus Wind-kraft-, Solar, Wasserkraft-, Geothermie- und Biomasseanlagen festgesetzt, um damit die Energiewende zu beschleunigen.
Eigenverbrauch
Eigenverbrauch ist das Verhältnis zwischen selbst genutz-tem PV-Strom zum ins öffentliche Stromnetz eingespeisten PV-Strom.
Investitionskosten
Als Investitionskosten werden die Zahlungen zu Projektbe- ginn bezeichnet, welche durch Anschaffung (Anschaffungs-kosten) oder Herstellung (Herstellungskosten) anfallen.
Lebensdauer
In der Regel wird eine Lebensdauer von 20-30 Jahren je nach Hersteller garantiert (Leistungsgarantie). Dabei gibt es eine Staffelung der Leistungsgarantie (siehe Degradation).
Leistung unter STC
Die Angaben im Datenblatt eines Solarmoduls werden bei Standardtestbedingungen im Labor bestimmt (Standard Test Conditions = STC). Hierbei wird das Modul unter senk-rechter Einstrahlung von 1000 W/m2, einer Zelltemperatur von 25 °C und einen Lichtspektrum AM1.5 elektrisch charak- terisiert. In der STC-Messung wird die Kennlinie des So-larmoduls aufgenommen. Diese wird hauptsächlich durch drei Kennwerte charakterisiert:
• Maximum Power Point (MPP): Der Punkt der Kennlinie an dem das Modul mit maximaler Leistung arbeitet. Die zugehörige Leistung wird als PMPP, der Strom IMPP und die Spannung UMPP angegeben. Die MPP-Leistung erhält die Einheit Watt peak (Wp) und wird als Nennleistung angeben.
• Kurzschlussstrom (IK): Ist der maximale Strom der fließt, wenn die Kontakte kurzgeschlossen werden.
• Leerlaufspannung (UL): Ist die Maximalspannung, die am unbelasteten Modul anliegt.
Die MPP-Leistung stellt nur bedingt ein Vergleichskriterium für die Modulauswahl dar, da im Betrieb die tatsächlichen Einstrahlungsbedingungen sowie das Temperatur- und Schwachlichtverhalten den Energieertrag beeinflussen.
Maximale Systemspannung
Ist die maximale Spannung, die bei der Reihenschaltung der Module anliegen darf. Dieser Wert begrenzt, neben den Wechselrichterspezifikationen, die maximale Stringlänge.
Nennbetriebszellentemperatur (NOCT)
Ein weiterer Kennwert, der im Datenblatt vermerkt ist, ist die Nennbetriebszellentemperatur (Nominal Operating Cell Temperature = NOCT). Diese wird unter einer Einstrah-lung von 800 W/m2 , Modulneigung von 45°, einer Umge-bungstemperatur von 20°C und einer Windgeschwindigkeit von 1 m/s im Leerlauf ermittelt. Die NOCT ist ein Richtwert für die Temperatur bei der das PV-Modul im Einsatz betrie-ben wird. Die wirkliche Betriebstemperatur wird jedoch durch Einbauart, Bestrahlungsstärke, Windgeschwindigkeit, Umgebungstemperatur sowie Reflexionen und Emissionen von Untergrund und Umgebung beeinflusst.
Performance Ratio
Die Performance Ratio ist für Photovoltaikanlagen das Verhältnis zwischen dem nominellen Anlagenertrag und dem tatsächlichen erreichten Ertrag. Der tatsächliche Ertrag wird am Einspeisezähler abgelesen (z.B. für 1 Jahr oder pro Monat). Der nominelle Anlagenertrag wird errechnet aus der gemessenen Einstrahlung, der Größe der Anlage und dem Wirkungsgrad der Solarmodule bei STC-Bedingungen.
Die Performance Ratio wird als Qualitätsfaktor herangezo-gen und sollte Werte zwischen 75 und 80% über das Jahr erreichen. Der Wert hat eine weitaus höhere Aussagekraft
im Vergleich zum Wirkungsgrad, da Verluste, die durch die Leitungen und Wechselrichter auftreten, sowie das tatsäch-liche Betriebsverhalten der Module in diesen Wert eingehen.
Durch eine kontinuierliche Überprüfung der Performance Ratio können Fehler in einer PV-Anlage zuverlässig entdeckt werden.
Projektlaufzeit
Die Projektlaufzeit entspricht dem betrachteten Zeitraum bei den Berechnungen der Wirtschaftlichkeit. Wenn diese nicht anderweitig bestimmt ist, wird üblicherweise von ei-ner maximalen Laufzeit von 20 Jahren ausgegangen. Selbst wenn eine darüber hinausgehende Nutzungsdauer bei den PV-Modulen angegeben ist, können über einen solchen Zeitraum keine verlässlichen Aussagen darüber getroffen werden, ob die PV-Anlage noch nennenswert Strom pro- duziert und wie hoch die dafür erforderlichen Instandhal-tungskosten sind.
Rendite/Rentabilität
Die Rendite bzw. Rentabilität eines Investitionsprojektes drückt die „Verzinsung“ des eingesetzten Kapitals (Kapital-rendite) aus. Für vollständig eigenfinanzierte Projekte ist auf die sogenannte Eigenkapitalrendite zu schauen, wel-che dem erzielten Gewinn im Verhältnis zum investierten Eigenkapital entspricht. Wenn zusätzlich Fremdkapital (z. B.
Bankdarlehen) zur Finanzierung des Investitionsprojektes verwendet wird, ist der Gewinn (zzgl. Fremdkapitalzinsen) im Verhältnis zum Gesamtkapital (Gesamtkapitalrendite, engl. Return on Investment - ROI) zu betrachten. Je größer das Maß der Rentabilität, angegeben in Prozent, ist, desto profitabler ist das Projekt.
Rückfluss (Cashflow)
Rückflüsse ergeben sich aus den während der Projektlaufzeit anfallenden (laufenden) Zahlungen und können je nach-dem, ob die laufenden Einzahlungen oder die laufenden Auszahlungen überwiegen, positiv (Einzahlungsüberschuss) oder negativ (Auszahlungsüberschuss) sein.
Rückstrombelastbarkeit
Ist ein Wert, der angibt, welche Ströme durch das PV-Modul fließen können, ohne dass bleibende Schäden auftreten.
Rückströme entstehen nur, wenn ein Fehler im PV-Generator auftritt (z.B. Kurzschluss eines oder mehrerer Module), der dazu führt, dass die offene Klemmenspannung eines Mo-dulstrings deutlich unter der offenen Klemmenspannung der anderen dazu parallelen Strings liegt. In diesem Fall fließt ein Rückstrom durch den fehlerhaften String. Dieser kann durch Erwärmung zu Sekundärschäden führen.
Stromgestehungskosten
(engl. Levelized Cost of Electricity (LCOE))
Unter Stromgestehungskosten werden allgemein die Kosten der Stromerzeugung verstanden. Sie errechnen sich aus den voraussichtlichen Gesamtkosten des Investitions-projektes (Bau, Finanzierung, Versicherungen, Reparaturen,
Wartung, Zählermiete, Pacht) im Verhältnis zur voraussicht-lich erzeugten Strommenge (kWh). Dabei werden sowohl die Kosten als auch die Produktionsmenge auf den Zeitwert (Barwert) abgezinst (diskontiert). Bei der Berechnung der Stromgestehungskosten ist die Finanzierungsstruktur des Projektes entscheidend. Diese wird durch den WACC-Ansatz erfasst.
Temperaturkoeffizient
Die Leistung eines Solarmoduls ist von der Temperatur abhängig. Die erzeugte Spannung in den Solarzellen sinkt mit steigender Temperatur, während der Strom nur leicht zunimmt. In der Zertifizierung werden die Temperatur-koeffizienten für Leerlaufspannung und Kurzschlussstrom gemessen und der Temperaturkoeffizient der Leistung über ein rechnerisches Verfahren nach IEC 60891 ermittelt. Die Höhe des Temperaturkoeffizienten ist von der Zelltechnolo-gie abhängig. Der Temperaturkoeffizient der Leistung liegt bei kristallinen Solarzellen üblicherweise zwischen -0,4 und -0,45 %/K. Bei CdTe hingegen wird ein Wert von -0,2 %/K erreicht.
Weighted Average Cost of Capital (WACC)
Die WACC sind als durchschnittliche Gesamtkapitalkosten zu verstehen, welche sich aus den gewichteten Eigen- und Fremdkapitalkosten ergeben. Zugleich stellen sie den Kalku-lationszinssatz für die Diskontierung der Zukunftswerte bei der Barwertermittlung dar.
Wirkungsgrad
Der Wirkungsgrad gibt an, welcher Anteil an Strahlungs-energie in elektrischen Strom umgewandelt wird. Er wird in Prozent angegeben und ist von der jeweiligen Art der verwendeten Solartechnologie abhängig. Der Wirkungsgrad wird aus MPP-Leistung, solarer Einstrahlung E und der Mo-dulfläche A bestimmt:
η = PMPP/(A∙E)
In der Regel erreichen die Module einen Wirkungsgrad zwischen 15 % und 20 % und mehr. Der Wirkungsgrad sinkt, wenn nur noch schwaches Licht auf das Modul trifft. Das so genannte Schwachlichtverhalten eines Moduls wird bei 200 W/m2 gemessen und ebenfalls in Prozent angegeben.
4.7 Danksagung
Wir bedanken uns für die inhaltliche Unterstützung bei Dr.
Olaf Wollerheim von der Firma Solarwatt Innovation GmbH, Dr. Matthias Ebert, Fraunhofer-Center für Silizium-Pho-tovoltaik CSP, Mathias Zdzieblowski, TESVOLT GmbH, Ute Mann von der DKB Filiale Halle und Jan Wecke von der ASG Engineering GmbH Köthen. Für das Interview mit einem Einblick in die Entscheidung für eine private Nutzung einer PV-Anlage danken wir Herrn Dr. Jörg Müller.
Herausgeber:
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Olvenstedter Straße 4 39108 Magdeburg
Telefon: 0391 567-2040 Telefax: 0391 567-2033
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