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WIEDERAUFBAU UND VERLUST 1943–1946

Seit Ende Dezember 1943 brachten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Bibliothek geborgene Einrichtungs-gegenstände und Bücher nach Roßla, eine Kleinstadt am Südrand des Harzes, wo sie das Schloss und mehrere Ge-bäude in seinem Umkreis belegten. Die Informationsstelle für technisches Schrifttum, einschließlich der Druckerei, wurde ebenfalls dorthin verlagert. Die meisten Mitarbei-terinnen und Mitarbeiter siedelten nach Roßla über. Eini-ge verblieben in Berlin und ordneten die verstreuten und beschädigten Bücher auf dem Gelände der Technischen Hochschule. In einer Baracke an der Hardenbergstraße und in Berlin-Dahlem richteten sie kleinere Ausweichstel-len der Bibliothek ein. Die gerettete „kriegswichtige“ Li-teratur wurde in einem Stollen der Bergwerksdirektion in Rüdersdorf bei Berlin untergebracht.

Nach dem Kriegsschädenrecht stand der Bibliothek für den Wiederaufbau ein Guthaben in Höhe des geschätzten Schadens zur Verfügung, das von der Reichstauschstelle verwaltet wurde. Mit den Mitteln dieses Fonds ausge-stattet, beschafften die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Bibliothek im Zeitraum von Anfang 1944 bis in die

In Roßla organisierten die Mitarbeiterinnen und Mitar-beiter der Bibliothek einen provisorischen Geschäfts- und Leihbetrieb. Die eintreffenden Bücher wurden akzessio- niert und katalogisiert. Am Ende des Krieges befanden sich in der Ausweichstelle Roßla ca. 50.000 Bände.

Predeek, der mit einigen Angestellten nach dem Frühjahr 1945 noch in Roßla ausharrte, bemühte sich, den in den letzten anderthalb Jahren des Krieges wieder aufgebauten Bibliotheksbestand entweder nach Berlin zu überführen oder vorläufig in der Universitätsbibliothek in Halle an der Saale in Sicherheit zu bringen. Dies ließ sich jedoch vor al-lem aufgrund der fehlenden Transportmittel nicht realisie-ren. Die Bücher und Zeitschriftenbände wurden von einer sowjetischen Trophäenkommission beschlagnahmt und Anfang Februar 1946 in die Sowjetunion abtransportiert.

DIE TECHNISCHE HOCHSCHULE BERLIN

UND IHRE BIBLIOTHEK

Unter den Erwerbungen waren auch Ankäufe in niederländischen Antiquariaten und Prager Buchhandlungen sowie Zuwendungen des Reichsministeriums für Volksaufklärung und Propaganda. Man kann davon ausgehen, dass sich unter der bis Kriegsende in Roßla zusam-mengetragenen Literatur geraubtes, beschlagnahmtes oder ander-weitig unrechtmäßig erworbenes Gut befand. Ob und wo davon heute noch etwas erhalten ist, wissen wir nicht.

1 Studentenhaus der Technischen Hochschule/Universität Berlin

Universitätsarchiv TU Berlin, Bildarchiv, o. Sign.

2 Blick über Roßla.

Postkarte. Anfang 20. Jahrhundert

3 - 5 In der Ausweichstelle Roßla geführtes Zugangsverzeichnis Universitätsbibliothek TU Berlin

4 Schenkungen des Reichsministeriums für Volksaufklärung und Propaganda

5 Erwerbungen in Prag und in den Niederlanden 1

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1 Verlustmeldungen von Institutsbibliotheken nach der Be-schlagnahme durch sowjetische Trophäenbrigaden 110-1-77, Korrespondenz TH- bzw. TU-Bibliothek, 1933–

1949; Universitätsarchiv der TU Berlin 2 Abtransport von Literatur in die Sowjetunion

3 - 4 Ausschnitte aus einem Rechenschaftsbericht der Biblio-theksgruppe des Kulturkomitees beim Sonderkomitee des Ministerrates der UdSSR, Mai 1945–August 1946, u.a. zum Abtransport von Literatur aus dem Heizrohrkeller und aus Roßla

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In den Akten der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland (SMAD) finden sich sowohl Hinweise zum Abtransport von Büchern vom Gelände der Technischen Hochschule als auch aus Roßla. Die 50.000 Bände bzw. 720 Kisten aus Roßla kamen offenbar nach Le-ningrad. Bei den am 10. Januar 1946 mit Zug Nr. 177/8028 von Berlin nach Moskau abtransportierten acht Kisten handelte es sich um einen kleinen Restbestand der Bibliothek der Technischen Hochschule. Den Hauptbestand hatte zuvor offenbar eine Trophäeneinheit des Sowjeti-schen Hochschulministeriums übernommen.

2. Вывоз литературы в Советский Союз

Наиболее интересны технические собрания, вывезенные в СССР:

1. Библиотека «Фарбениндустри» 2.000 томов 2. Библиотека Общества электротехников 10.000 томов 3. Библиотека завода «Кертин-Матиссен» 3.000 томов

4. Библиотека Берлинского Высшего Технического училища – 50.000 том.

5. Библиотека Данцигского Высшего Технического училища – 20.000 том.

6. Библиотека Всегерманского общества инженеров – 10.000 том.

Quelle:

Bundesarchiv Berlin, Bestand Z 47 F–SMAD (Sowjetische Militäradministration in Deutschland) Bestand Zentraler Apparat der SMAD (R 7317), 1945–1949 Findbuch 19, Informationsverwaltung der SMAD Опись 19, дело 6, ст. 52ff

Auch vom Gelände der Technischen Hochschule in Berlin wurden Bücher beschlagnahmt und in die Sowjetunion abtransportiert. Davon waren sowohl die Institutsbibliotheken betroffen als auch jene Bücher, die in den Heizrohrstollen gebracht, dort geborgen und – vermutlich im Studentenhaus – gelagert worden waren.

Nach dem Abtransport der Bücher und Zeitschriften in die Sowjetunion konnte die Technische Hochschule lediglich die Rückführung der in Roßla noch vorhandenen Einrichtungsgegenstände veranlassen.

Комитет по делам культурно-просветительных учреждений при Совете Министров РСФСР

Итоги работы библиотечной группы комитета культуры при особом комитете Совета Министров СССР по Германии.

Май 1945 г. – август 1946 г.

5/ Ряд научно-технических библиотек, в том числе библиотека

«Всеобщей Компании по электричеству» / AEG / и библиотека

«Всегерманского Общества Инженеров» / VDJ /. Обе библиотеки богато укомплектованы периодикой за последние годы на многих европейских языках и также новейшей технической литера-турой. Архивы Обществ также вывезены совместно с библи-отеками в Советский Союз. Большое значение для СССР имеет вывезенная в Ленинград техническая библиотека, организован-ная Берлинской Публичной библиотекой для занятий Высшей Тех-нической школы и эвакуированная в начале войны в дер. Росла. В ней представлены все новые издания по всем отряслям техники, включая и периодику за последние годы на разных языках. Следу-ет упомянуть также техническую библиотеку завода Кертинг и Матиссен из г. Лейпцига.

Quelle:

Bundesarchiv Berlin, Bestand Z 47 F–SMAD (Sowjetische Militäradministration in Deutschland) Bestand Zentraler Apparat der SMAD (R 7317), 1945–1949 Findbuch 54, Abteilung Volksbildung

Опись 54, дело 7, ст. 38ff

ПЕРЕЧЕНЬ БИБЛИОТЕК

И КНИЖНЫХ СОБРАНИЙ, ОТПРАВЛЕННЫХ ПРЕДСТАВИТЕЛЯМИ КОМИТЕТА КУЛЬТПРОСВЕТУЧРЕЖДЕНИЙ ИЗ СОВЕТСКОЙ ЗОНЫ ОККУПАЦИИ ГЕРМАНИИ В СОВЕТСКИЙ СОЮЗ. 1945 И 1946 гг.

№№ Откуда поступило Адрес Количество

ящиков

Краткие характеристики библиотек Сведения об отправке в СССР

3. Высшая Техническая школа

Берлин Берли-нерштрассе, ул.

8 Техническая литература конца 19-начала 20 в.в. Часть библиотеки Высшей Школы, взятая

Отправлено I0/I I946 г.

Эшелоном № I77/8028 из

Hilgenberg erfasste die Bücher und Zeitschriften in Listen.

In den beiden aktenmäßig überlieferten Listen ist jedoch keineswegs der gesamte Bestand aufgeführt.

Wegen seiner Nähe zum NS-Regime verlor Predeek nach Kriegsende sein Amt als Direktor. Im Mai 1945 setzte der Berliner Magistrat Rudolf Hoecker als kommissarischen Direktor aller drei großen wissenschaftlichen Bibliotheken Berlins, der Staatsbibliothek, der Universitätsbibliothek und der Bibliothek der Technischen Hochschule, ein. Er und der Mitarbeiter der Informationsstelle Christoph Ott Hilgenberg wurden im Sommer 1945 auf die auf dem Ge-lände der Luftwaffenschulen lagernden Bücher und Zeit-schriften in Berlin-Gatow aufmerksam. Von der britischen Besatzungsbehörde erwirkten sie die Erlaubnis zum Ab-transport der Bücher. Es vergingen jedoch noch mehrere Monate, bis Hilgenberg zusammen mit dem Oberingenieur und späteren Leiter des Instituts für Strömungstechnik Rudolf Wille die Bücher und Zeitschriftenbände im No-vember 1945 mit einem Lastwagen aus Gatow abholen konnte. Die britischen Besatzer hatten die dort lagernde Literatur inzwischen – wahrscheinlich auf Nazischrifttum, wohl aber auch auf Literatur über Flugzeugbau – durch-gesehen.

Nichtsdestoweniger handelte es sich bei den Büchern und Zeitschriften aus Berlin-Gatow vor allem um naturwissen-schaftliche und technische Literatur, die für die sowohl von den sowjetischen als auch von den britischen Besatzungs-behörden in Aussicht gestellte Wiederaufnahme des Lehr-betriebs dringend gebraucht wurde. Zahlreiche der in dem Bestand enthaltenen ingenieurtechnischen Abhandlungen waren erst vor wenigen Jahren erschienen.

DIE TECHNISCHE HOCHSCHULE BERLIN UND IHRE BIBLIOTHEK

DIE ÜBERNAHME DER BÜCHER UND