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3 Gründeralter und Unternehmenscharakteristika

3.4 Wettbewerbs- und Innovationsverhalten

Von High-Tech-Unternehmen wird erwartet, dass sie durch ihre Innovationskraft eine Volkswirt-schaft auf neue, Erfolg versprechende technologische Entwicklungen mit Wachstumspotenzial lenken. Darum wird in diesem Kapitel das Wettbewerbs- und Innovationsverhalten von High-Tech-Gründungen näher beleuchtet. Gemeinhin assoziiert man eine höhere Neigung zu radikalen Innovationen mit der jüngeren Generation, weil dieser auch eine größere Kreativität und größere Offenheit gegenüber Neuem zugeschrieben wird. Daher ist zu erwarten, dass Unternehmen jün-gerer Gründerpersonen innovativer sind als Unternehmen älterer Gründerpersonen.

Wettbewerbsvorteile können aufgrund der vorherrschenden Marktstruktur oder unterschiedlichs-ter strategischer Entscheidungen, beispielsweise zur Preissetzung oder der Sortimentsgestal-tung, entstehen. Sie können auch spezifische Aspekte des angebotenen Produkts betreffen wie die Produktqualität, den technischen Vorsprung oder die Frequenz, mit der neue Produkte einge-führt werden. Auch das gezielte, direkt die Umsatzgenerierung betreffende Verhalten, wie das flexible Eingehen auf Kundenwünsche, die Ausgestaltung der Vertriebsstruktur, gezielte Werbung und kundengruppenorientiertes Design, trägt zur Ausbildung von Wettbewerbsvorteilen bei.

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Abbildung 3-14: Wettbewerbsvorteile

29,2 Großer Vorteil Geringfügiger Vorteil Kein Vorteil

* UN: Unternehmen. ** GP: Gründerpersonen.

Lesehilfe: Auf Basis einer Selbsteinschätzung sehen 75,8 Prozent der jungen High-Tech-Unternehmen älterer Gründerpersonen hin-sichtlich des Preises große Wettbewerbsvorteile gegenüber ihren Hauptkonkurrenten.

Unternehmensebene: Unternehmen, die von mehreren Personen gegründet werden, gehen nur ein Mal in die Berechnung ein (vgl. Box 4).

Quelle: KfW/ZEW-Gründungspanel.

WETTBEWERBS- UND INNOVATIONSVERHALTEN

Auf Basis einer Selbsteinschätzung sehen junge High-Tech-Unternehmen Wettbewerbsvorteile gegenüber ihren Hauptkonkurrenten hauptsächlich darin, dass sie auf Kundenwünsche flexibel eingehen (76,5 Prozent)17 und qualitativ bessere Produkte und Dienstleistungen anbieten (72,4 Prozent). Deutlich weniger Unternehmen sehen ihren Vorteil gegenüber ihren Wettbewer-bern in einem Vorsprung in der technischen Ausgestaltung (40 Prozent), in der Preisgestaltung (37,5 Prozent) oder in der Sortimentsvielfalt (27,1 Prozent). Mit Anteilen zwischen 12 und 20 Prozent belegen die vertriebsorientierten Strategien junger High-Tech-Unternehmen wie Dist-ribution, Werbung und Design die hinteren Ränge bei den Wettbewerbsvorteilen. Offensichtlich stehen in den High-Tech-Sektoren Flexibilität und Produkteigenschaften im Vordergrund der Un-ternehmens- und Wettbewerbsstrategie. Vertriebsbezogene Vorteile scheinen weniger präsent zu sein.

Beim Vergleich von Unternehmen jüngerer und älterer Gründerpersonen zeigen sich nur in weni-gen der einzelnen Bereiche von Wettbewerbsvorteilen signifikante Unterschiede (vgl. Abbildung 3-14). So sehen anteilig mehr Unternehmen älterer Gründerpersonen große Wettbewerbsvorteile gegenüber ihren Hauptkonkurrenten bei Produktqualität und technischem Vorsprung, während Unternehmen jüngerer gr0ße Wettbewerbsvorteile eher bei Werbung und Design ausmachen.

Offenbar haben ältere Gründerinnen und Gründer eine etwas größere Tendenz, ihr Augenmerk auf die Produkteigenschaften zu legen, während jüngere etwas mehr dazu neigen, die Verkaufs-strategie im Blick zu haben.

Ein weiterer Punkt, in dem sich Unternehmen im Vergleich zu ihrem Marktumfeld absetzen kön-nen, ist das Verhältnis von Preisen zur angebotenen Leistung. So kann sich ein Unternehmen entschließen, eine größere Leistung zu einem höheren oder vergleichbaren bzw. niedrigeren Preis anzubieten oder eine vergleichbare Leistung zu vergleichbaren oder niedrigeren Preisen oder eine eingeschränkte Leistung zu einem niedrigeren Preis anzubieten. Auf der Basis einer Selbsteinschätzung bietet mehr als die Hälfte der jungen High-Tech-Unternehmen eine größere Leistung zu vergleichbaren oder niedrigeren Preisen an als ihre Konkurrenten. Dies deckt sich mit den identifizierten Wettbewerbsvorteilen, bei denen sich eine deutliche Mehrheit über die Flexi-bilität in Bezug auf Kundenwünsche und über die Produktqualität von ihren Wettbewerbern ab-hebt und weniger als 40 Prozent über den Preis (vgl. Abbildung 3-15). Somit versuchen sich jun-ge High-Tech-Unternehmen stärker über die Produkteijun-genschaften als über eine Preisstrategie abzugrenzen. Signifikante Unterschiede zwischen jüngeren und älteren Gründerinnen und Grün-dern finden sich lediglich bezüglich der Kategorie „vergleichbare Leistung zu vergleichbaren Preisen“, die bei Unternehmen älterer Gründerpersonen anteilig stärker vertreten ist. Dieses Er-gebnis zeigt auf, dass ältere Gründerinnen und Gründer öfter eine „Mee-too-Strategie“ verfolgen und daher relativ seltener in einen Markt eintreten, in dem sie sich von den etablierten Konkur-renten differenzieren müssen.

17 Bezogen auf alle jungen High-Tech-Unternehmen insgesamt, Werte nicht in Grafik dargestellt.

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Abbildung 3-15: Preis-Leistungs-Verhältnis

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Größere Leistung bei höherem Preis

Unternehmensebene: Unternehmen, die von mehreren Personen gegründet werden, gehen nur ein Mal in die Berechnung ein (vgl. Box 4).

Quelle: KfW/ZEW-Gründungspanel.

„Kreative Querdenker“ auch unter älteren Gründerinnen und Gründern zu finden;

Keine Unterschiede zwischen den Altersgruppen bei Innovationstätigkeit

High-Tech-Unternehmen leisten einen wesentlichen Beitrag zur Innovationsfähigkeit einer Volks-wirtschaft. Im Folgenden werden daher verschiedene Aspekte der Innovationstätigkeit beleuch-tet, darunter der Innovationsgrad des umsatzstärksten Produkts, Forschungs- und Entwicklungs-(FuE-)Aktivitäten, die Einführung von Produkt- oder Prozessinnovationen oder Schutzmaßnahmen für intellektuelles Eigentum (beispielsweise Patente, Copyright, Markenrechte, Geheimhaltung).

Einen ersten Eindruck davon, wie innovativ Unternehmen sind, liefert eine Betrachtung des Inno-vationsgrades des umsatzstärksten Produkts oder der umsatzstärksten Dienstleistung. Dabei können mehrere Kategorien unterschieden werden, nämlich ob es sich um erprobte und allge-mein gebräuchliche Kombinationen bzw. neue Kombinationen vorhandener Techniken handelt oder ob es sich um neue Techniken handelt, die von Dritten entwickelt bzw. vom Unternehmen oder Eigentümer selbst entwickelt wurden. Die Anteile dieser Kategorien unterscheiden sich nicht sehr zwischen Unternehmen jüngerer und älterer Gründerpersonen. Zwei Drittel der jungen High-Tech-Unternehmen, unabhängig ob von jüngeren oder älteren Gründerpersonen, nutzen bei ih-rem umsatzstärksten Produkt oder ihrer umsatzstärksten Dienstleistung allerdings neue Prob-lemlösungsansätze und sind daher als innovativ einzustufen. Unternehmen, deren umsatzstärks-tes Produkt als eine erprobte und gebräuchliche Kombination vorhandener Techniken charakteri-siert werden kann, machen ein Drittel der jungen High-Tech-Unternehmen aus und sind für sich genommen die größte Einzelkategorie. Anders als bei Unternehmen, die neue Problemlösungs-ansätze nutzen, darf bei diesen Unternehmen allerdings nicht vom Innovationsgrad des

umsatz-WETTBEWERBS- UND INNOVATIONSVERHALTEN

stärksten Angebots darauf geschlossen werden, dass sie nicht innovativ seien. So ist es denk-bar, dass diese Unternehmen mit etablierten, aber umsatzgenerierenden Serviceleistungen das Unternehmen finanzieren, während sie an einem innovativen Produkt forschen oder ein innovati-ves Produkt eingeführt haben, dessen Umsatzanteil noch gering ist.

Abbildung 3-16: Innovationsgrad des umsatzstärksten Produkts im Jahr 2008

34,6

Unternehmensebene: Unternehmen, die von mehreren Personen gegründet werden, gehen nur ein Mal in die Berechnung ein (vgl. Box 4).

Quelle: KfW/ZEW-Gründungspanel.

Differenziert nach den High-Tech-Sektoren ergibt sich ein unterschiedliches Bild. In der for-schungsintensiven Industrie ist der Anteil von Unternehmen mit selbst entwickelten neuen Tech-niken bei Unternehmen jüngerer Gründerpersonen höher als bei Unternehmen älterer Gründer-personen. Bei den technologieorientierten Dienstleistungen gibt es in keiner Kategorie signifi-kante Unterschiede. Anders stellt sich die Situation bei den Softwareunternehmen dar: Hier wer-den bei Unternehmen jüngerer Gründerpersonen signifikant häufiger neue, extern entwickelte Techniken verwendet und ein größerer Anteil der Unternehmen älterer Gründerpersonen nutzt erprobte und gebräuchliche Kombinationen vorhandener Techniken. Insgesamt werden in der Software weniger neue, selbstentwickelte Techniken zur Erstellung des Produkts verwendet.

Wie eben erläutert, kann das umsatzstärkste Produkt eines Unternehmens einen niedrigen Inno-vationsgrad haben, weil das Unternehmen noch an der Entwicklung eines innovativen Produkts arbeitet. Der Anteil junger High-Tech-Unternehmen mit Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten (FuE) liegt bei 30 Prozent (vgl. Abbildung 3-17). Hinsichtlich der FuE-Aktivität gibt es keinen signi-fikanten Unterschied zwischen den betrachteten Unternehmensgruppen. Gemessen an der Tat-sache, dass sich High-Tech-Unternehmen in einem sehr innovativen Umfeld bewegen, scheint der Anteil FuE-durchführender Unternehmen auf den ersten Blick relativ klein zu sein, spiegelt

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allerdings nicht die Gesamtheit innovativer High-Tech-Unternehmen wider. Über Spillover-Effekte können Unternehmen, auch ohne langwierige, eigene Forschungs- und Entwicklungsprozesse anzustoßen, externe FuE-Ergebnisse nutzen und ihre Produkte verbessern. Über Spillover-Effekte einen Technologietransfer ins eigene Unternehmen zu erzeugen, gelingt allerdings umso besser, je stärker Unternehmen über absorptive Fähigkeiten verfügen und wenn sie selbst FuE durchfüh-ren.18

Abbildung 3-17: FuE-Tätigkeit im Jahr 2008

30,0 28,0

31,4

70,0 72,0

68,6

0% 20% 40% 60% 80% 100%

Unternehmen jüngerer Gründerpersonen Unternehmen von Gründerpersonen mittleren Alters Unternehmen älterer

Gründerpersonen

Anteil FuE-durchführender Unternehmen

Ja Nein

Unternehmensebene: Unternehmen, die von mehreren Personen gegründet werden, gehen nur ein Mal in die Berechnung ein (vgl. Box 4).

Quelle: KfW/ZEW-Gründungspanel.

Spillover-Effekte können sich beispielsweise durch den Kontakt zu wissenschaftlichen Einrich-tungen wie Hochschulen, Universitäten oder Forschungsinstituten ergeben. 44 Prozent der jun-gen High-Tech-Unternehmen haben einen solchen Kontakt.19 Dabei ist der Kontakt zu wissen-schaftlichen Einrichtungen bei Unternehmen älterer Gründerpersonen mit 46 Prozent häufiger als bei Unternehmen jüngerer Gründerpersonen, von denen nur 37 Prozent einen solchen Kontakt pflegen.20 Am häufigsten wird die Verbindung über persönliche, informelle Kontakte gehalten (vgl. Abbildung 3-18). Über die Hälfte der Unternehmen älterer Gründerpersonen und über ein Drittel der Unternehmen jüngerer Gründerpersonen haben persönliche, informelle Kontakte zu wissenschaftlichen Einrichtungen. Andere Formen des Kontakts wie die Betreuung von Praktikan-ten oder Diplomanden, Mitarbeiterfortbildungen, Geschäftsbeziehungen oder Kooperationen sind dagegen weitaus seltener. Da zu erwarten ist, dass die Kontaktwahrscheinlichkeit bei

18 Vgl. Aschhoff und Schmidt (2008).

19 Quelle: ZEW-High-Tech-Befragung 2007, eigene Berechnung.

20 Ebd.

WETTBEWERBS- UND INNOVATIONSVERHALTEN

maligen Studenten größer ist als bei anderen Personen, kann sich bei Unternehmen älterer Gründerpersonen in ihren anteilig häufigeren Kontakten mit wissenschaftlichen Einrichtungen auf der persönlichen, informellen Ebene die Bildungsstruktur der Gründerinnen und Gründer wi-derspiegeln. Zur Erinnerung: In Unternehmen älterer Gründerpersonen ist der Anteil von Gründe-rinnen und Gründer, die mindestens einen Hochschulabschluss haben, mit 65 Prozent knapp um die Hälfte höher als bei Unternehmen jüngerer Gründerpersonen (vgl. Abbildung 3-4, Seite 16).

Abbildung 3-18: Kontakt zu wissenschaftlichen Einrichtungen

23,7

MitarbeiterweiterbildungBetreuung von Praktikanten oder DiplomandenPersönliche, informelle Kontakte

Anteil Kontakhäufigkeiten

Wissenschaft ist AuftragnehmerGemeinsame ForschungsprojekteWissenschaft ist Kunde des Unternehmens

Anteil Kontakthäufigkeiten Regelmäßig Gelegentlich Nie

* GP: Gründerpersonen. ** UN: Unternehmen.

Unternehmensebene: Unternehmen die von mehreren Personen gegründet werden, gehen nur ein Mal in die Berechnung ein (vgl. Box 4).

Quelle: ZEW-High-Tech-Befragung 2007.

Eine sehr direkte Art des Technologietransfers ergibt sich durch Spin-offs aus wissenschaftlichen Einrichtungen. Spin-offs sind Unternehmensgründungen, bei denen sich Gründerinnen und Gründer bei ihrer Beschäftigung an wissenschaftlichen Einrichtungen Verfahren oder Methoden erarbeitet oder Fähigkeiten angeeignet haben, die für die Gründung unverzichtbar waren. Im High-Tech-Sektor sind rund 14 Prozent der jungen Unternehmen Spin-offs.21 Unter Unternehmen jüngerer Gründerpersonen finden sich dabei mit 15 Prozent deutlich mehr Spin-offs als unter

21 Vgl. Gottschalk et al. (2007).

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Unternehmen älterer Gründerpersonen, bei denen sich der Anteil auf 10 Prozent beläuft. Spin-off-Gründungen zeichnen sich nicht nur dadurch aus, dass es einen direkten Technologietransfer aus wissenschaftlichen Einrichtungen gab, sondern auch dadurch, dass Spin-offs deutlich häufi-ger den Kontakt zu wissenschaftlichen Einrichtungen halten (63 Prozent) als andere Unterneh-men und sie dadurch die Wahrscheinlichkeit weiterer Spillover-Effekte erhöhen. Dies zeigt Abbildung 3-19, die den Kontakt zu wissenschaftlichen Einrichtungen separiert nach dem wis-senschaftlichen Werdegang der Gründerinnen und Gründer darstellt – also ob es sich bei dem jungen Unternehmen um ein Spin-off-Unternehmen handelt, ob die Gründerinnen und Gründer einen Hochschul- oder Universitätsabschluss haben oder ob sie einmal eine Hochschul- oder Universität besucht haben (inkl. Abbrecher oder Studierende). Bei allen drei betrachteten Ab-grenzungen bleibt der Unterschied zwischen Unternehmen jüngerer und älterer Gründerpersonen nicht nur erhalten, im Gegenteil, der Abstand wird noch deutlicher. Dies entkräftet die These, dass die höhere Kontaktwahrscheinlichkeit die Bildungsstruktur der Gründerinnen und Gründer widerspiegelt.

Abbildung 3-19: Kontakt zur Wissenschaft nach wissenschaftlichem Werdegang der Gründerpersonen

56,6

Anteil Kontakt mit Wissenschaft

Ja Nein

* GP: Gründerpersonen. ** UN: Unternehmen.

Unternehmensebene: Unternehmen, die von mehreren Personen gegründet werden, gehen nur ein Mal in die Berechnung ein (vgl. Box 4).

Quelle: ZEW-High-Tech-Befragung 2007.

Eigene FuE-Aktivitäten oder die Nutzung von Spillover-Effekten erhöhen die Wahrscheinlichkeit im Unternehmen, Innovationen umzusetzen. Wie hinsichtlich des Innovationsgrads des umsatz-stärksten Angebots bereits erläutert, können Unternehmen bereits innovative Produkte einge-führt haben, obwohl sie beispielsweise noch mit etablierten Serviceleistungen ihren Hauptum-satz generieren. Als Produktinnovation gelten alle neuen oder merklich verbesserten Produkte, die ein Unternehmen in einem Jahr umsetzt. Ausschlaggebend ist dabei, dass diese Produkte nur

WETTBEWERBS- UND INNOVATIONSVERHALTEN

aus Sicht des Unternehmens neu oder merklich verbessert sein müssen und nicht in Bezug auf den gesamten Markt (OECD 2005). Da neue, innovative Lösungen sowohl bei Produkten als auch bei Prozessen realisiert werden können, gilt diese Definition in gleicher Weise auch für Prozess-innovationen.

Produktinnovationen wurden im Jahr 2008 von 36 Prozent aller jungen High-Tech-Unternehmen eingeführt. Dabei scheinen Unternehmen jüngerer Gründerpersonen leicht die Nase vorn zu ha-ben. Dort liegt der Anteil von Unternehmen mit Produktinnovationen im Jahr 2008 mit 41 Prozent etwas höher als bei Unternehmen älterer Gründerpersonen mit 36 Prozent, allerdings ist dieser Unterschied nicht statistisch signifikant. Auch in Bezug auf Prozessinnovationen ist bei Unter-nehmen jüngerer Gründerpersonen ein höherer Anteil zu verzeichnen. Im Jahr 2008 haben 24 Prozent dieser Unternehmen Prozessinnovationen eingeführt. Mit 18 Prozent signifikant weni-ger oft war dies bei Unternehmen älterer Gründerpersonen der Fall. Damit scheinen Unternehmen jüngerer Gründerpersonen insgesamt leicht innovativer zu sein als Unternehmen älterer Gründe-rinnen und Gründer.

Abbildung 3-20: Innovationen im Jahr 2008

24 21 18

41 32

36

76 79 82

59 68

64

0% 20% 40% 60% 80% 100%

Unternehmen jüngerer GP

UN von GP mittl. Alters Unternehmen älterer GP Unternehmen

jüngerer GP UN von GP mittl. Alters Unternehmen älterer GP*

Prozess- innovationenProdukt- innovationen

Anteil Innovationsart

Ja Nein

* GP: Gründerpersonen. ** UN: Unternehmen.

Im Jahr 2008 gegründete Unternehmens bleiben hier unberücksichtigt, da nach der Definition von einer Pro-dukt- oder Prozessinnovation alle Produkte oder Prozesse von Gründungen dieser Kohorte als Innovationen aufzufassen sind.

Unternehmensebene: Unternehmen, die von mehreren Personen gegründet werden, gehen nur ein Mal in die Berechnung ein (vgl. Box 4).

Quelle: KfW/ZEW-Gründungspanel.

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Im Gegensatz zu Produktneuheiten sind Marktneuheiten Produkte, die für einen gesamten Markt innovativ sind. Die Abgrenzung des relevanten Marktes erfolgt hier über eine geografische Ein-ordnung, bei der zwischen regionalen, nationalen und weltweiten Marktneuheiten unterschieden wird. So kann beispielsweise ein Produkt, das ein Unternehmen in München einführt, zwar für München oder den bayerischen Markt neu sein, deutschlandweit oder weltweit betrachtet jedoch ein Imitat eines bereits existierenden Produkts darstellen.

Im Jahr 2008 führten 14 Prozent der jungen High-Tech-Unternehmen Marktneuheiten ein. Dabei gibt es kaum Unterschiede zwischen Unternehmen jüngerer und älterer Gründerpersonen, bei denen 16 und 15 Prozent der Unternehmen neue Produkte einführten (vgl. Abbildung 3-21). Le-diglich hinsichtlich des regionalen Bezugs zeigen sich signifikante Unterschiede zwischen den Unternehmen. Während Unternehmen jüngerer Gründerpersonen anteilig etwas häufiger Markt-neuheiten auf regionalen Märkten einführten, ist der Anteil von Unternehmen, die WeltMarkt-neuheiten auf den Markt brachten, bei Unternehmen älterer Gründerpersonen ein wenig größer. Ein ähnli-ches Muster zeigt sich auch, wenn statt nur auf das Jahr 2008 auf den gesamten Zeitraum seit Gründung Bezug genommen wird: Seit Gründung haben rund 31 Prozent der jungen High-Tech-Unternehmen Marktneuheiten eingeführt, was im Vergleich zu den 14 Prozent für das Jahr 2008 ein wesentlich höherer Anteil ist. In diesem Unterschied spiegelt sich wider, dass viele Unter-nehmen bereits mit einer Neuheit in den Markt eintreten und daher in den Folgejahren weniger wahrscheinlich weitere Marktneuheiten einführen.

Abbildung 3-21: Marktneuheiten

12

* GP: Gründerpersonen. ** UN: Unternehmen.

Unternehmensebene: Unternehmen, die von mehreren Personen gegründet werden, gehen nur ein Mal in die Berechnung ein (vgl. Box 4).

Quelle: KfW/ZEW-Gründungspanel.

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Der signifikante Unterschied zwischen den Unternehmen der beiden Altersklassen rührt aus dem Unterschied bei den technologieorientierten Dienstleistungen her. Hier haben 8 Prozent der Un-ternehmen älterer Gründerpersonen eine Weltneuheit eingeführt, was im Verhältnis zu knapp 3 Prozent der Unternehmen jüngerer Gründerpersonen mehr als doppelt so oft ist.

Um sich vor Ideenklau oder Imitation der Ergebnisse der Forschungs- und Entwicklungstätigkei-ten zu schützen, können Unternehmen unterschiedliche SchutzmöglichkeiEntwicklungstätigkei-ten für geistiges Eigen-tum nutzen. Diese lassen sich in formale Schutzmechanismen wie Patente, Gebrauchsmuster, Copyright oder Markenrechte und strategische Schutzmaßnahmen wie Geheimhaltung oder die Erarbeitung eines zeitlichen Vorsprungs unterteilen. Patente und zeitlicher Vorsprung werden zu einem größeren Anteil in Unternehmen älterer Gründerpersonen genutzt, wohingegen der Anteil von Copyrights bei Unternehmen jüngerer Gründerpersonen höher ist. Nichtsdestotrotz gibt es mit 8,5 Prozent der Unternehmen jüngerer Gründerpersonen eine signifikante Anzahl an Unter-nehmen mit Patenten. Ein Beispiel hierfür ist die SnipClip GmbH, die sowohl zur Gruppe der Un-ternehmen jüngerer Gründerpersonen zählt als auch im Softwaresektor tätig ist und dessen un-geachtet ein Patent auf ihre Technologie hält (vgl. Fallstudie Box 5, Seite 17).

Diese strukturellen Unterschiede sind zum Teil mit der unterschiedlichen Branchenstruktur bei Unternehmen jüngerer und älterer Gründerpersonen zu erklären. Werden die High-Tech-Sektoren separat betrachtet, so zeigt sich, dass etwa ein Viertel der Unternehmen in der forschungsinten-siven Industrie Patente nutzt bzw. nutzen will, während es lediglich rund 10 Prozent der Unter-nehmen in den Bereichen der technologieorientierten Dienstleistungen und Software sind. Dies hat auch damit zu tun, dass reine Softwarepatente in der EU nicht zugelassen sind und damit die Schutzmaßnahme „Patent“ vielen Softwareunternehmen gar nicht zur Verfügung steht. Dafür ist das Copyright als Schutzmaßnahme im Softwaresektor relativ weit verbreitet. Copyright als Schutzmechanismus wird von fast der Hälfte der Softwareunternehmen genutzt, während dies im Bereich des verarbeitenden Gewerbes lediglich auf ein Viertel der Unternehmen zutrifft.

Da der Softwaresektor unter den Unternehmen jüngerer Gründerinnen und Gründer etwas häufi-ger vertreten ist, während in der Gruppe der älteren Gründerinnen und Gründer die forschungsin-tensive Industrie ein vergleichsweise stärkeres Gewicht hat, trägt dies zur unterschiedlichen Nut-zung von Schutzmöglichkeiten für geistiges Eigentum in den Altersgruppen bei. Die unterschied-liche Branchenstruktur kann den Unterschied aber eben nur zum Teil erklären. So bleibt sowohl die anteilig stärkere Nutzung von Copyrights bei Unternehmen jüngerer Gründerpersonen, als auch der anteilig häufigere Einsatz von Patenten bei Unternehmen älterer Gründerpersonen er-halten, selbst wenn der Softwaresektor in einen Fall und die forschungsintensive Industrie im anderen unberücksichtigt bleibt.

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Abbildung 3-22: Maßnahmen zum Schutz des geistigen Eigentums

37,3

* UN: Unternehmen. ** GP: Gründerpersonen.

Unternehmensebene: Unternehmen, die von mehreren Personen gegründet werden, gehen nur ein Mal in die Berechnung ein (vgl. Box 4).

Quelle: KfW/ZEW-Gründungspanel.

Die Gründe, weshalb Patente als Schutzmaßnahme bei jungen High-Tech-Unternehmen insge-samt relativ wenig genutzt werden, sind vielfältig. Zum einen sind Patentanmeldungen – zumin-dest für junge Unternehmen – mit einem relativ hohen Aufwand verbunden, sowohl was den mo-netären als auch was den zeitlichen Aufwand betrifft. Eine Patentanmeldung hat auch zur Folge, dass die Technologie, die geschützt werden soll, offengelegt wird, was es Plagiatoren und Imita-toren erlaubt, schneller mit gefälschten Produkten auf den Markt zu kommen. Zudem können unter Umständen Wettbewerber durch die Offenlegung profitieren, wenn sie dadurch eigene For-schungs- und Entwicklungsarbeit sparen können.

FINANZIERUNG