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Wettbewerb „Region Moderne Messsysteme 2020“

Im Dokument Bereich Zähl- und Messwesen (Seite 117-120)

Der weiterentwickelte marktgetriebene Ansatz wird im Strombereich zu einer sichtba-ren Belebung des Marktes für Dienstleistungen aller Art rund um moderne Messsys-teme wie auch zum Angebot variabler Tarife führen. Eine verstärkte Auseinanderset-zung des Verbrauchers mit dem Themenbereich durch die Angebote der Marktakteu-re wird ebenfalls die Folge sein.

Der marktgetriebene Ansatz wird dadurch reifen und Gelegenheit haben, sich für die noch ausstehende Festlegung einer Ausbaustrategie mit einer bestimmten Ausbau-quote zu qualifizieren.

Wegen seiner Liberalisierungskonformität und seiner derzeitigen Überlegenheit zu den Konkurrenz-Ansätzen sollte dies praktisch aber auch belegt oder widerlegt wer-den können. Dazu bedarf es dreierlei: Zeit sich zu entwickeln, Konkurrenz und eine fundierte Analyse der Resultate.

Die Bundesnetzagentur schlägt deshalb vor, für den Strombereich einen Wettbewerb

„Region Moderne Messsysteme 2020“ auszuschreiben. Im Kern geht es dabei dar-um, mit öffentlicher Unterstützung zwei Regionen zu schaffen, die flächendeckend mit moderner Messinfrastruktur ausgestattet werden, um die Auswirkungen auf den Wettbewerb, das Energieeffizienzpotenzial sowie dessen Kosten und Nutzen prak-tisch erfahren zu können:

 Eine Region, in der ein so genannter elektronischer Basis-Stromzähler in je-dem Privathaushalt eingebaut wird, um eine Basis für darauf aufsetzenden Wett-bewerb um zusätzliche Dienste, Geräte und Tarife zu ermöglichen und zu unter-suchen.

 Eine Region, in der ein so genanntes intelligentes Messsystem in jedem Privat-haushalt eingebaut wird, um eine Basis für darauf aufsetzenden Wettbewerb um Dienste und Tarife zu ermöglichen und zu untersuchen.

Mit der Erarbeitung der Ausschreibungsbedingungen für einen solchen Wettbewerb sollte noch in diesem Jahr begonnen werden.

Die Bundesnetzagentur könnte sich bereits heute folgende Eckpunkte vorstellen:

 Als Bewerber sollten Regionen bis zur Größe eines kompletten Netzgebietes zu-gelassen werden, um sinnvoll wettbewerbliche Auswirkungen und Potenziale be-urteilen zu können. Eine Anzahl von Zählern oder Messsystemen im mittleren 5-stelligen Bereich reichen dafür nicht aus.

 Die Mehrkosten der verbauten Messsysteme sollten wenn möglich nicht über den Kunden abgewälzt werden. In Betracht gezogen werden müsste eine direkte staatliche Finanzierung unter Beteiligung privater Partner, eine Finanzierung über die Netzentgelte wie auch ein Ausgleich durch eine Entlastung von bestimmten

Strompreiskomponenten.

 Der Wechsel der Messeinrichtung müsste für die Dauer des Wettbewerbs ausge-schlossen werden; die Freiheit zum Wechsel des Stromlieferanten bleibt selbst-verständlich bestehen.

 Der Wechsel des Messstellenbetreibers wäre ggf. gegen angemessenes Entgelt für die Übernahme der Messeinrichtung zuzulassen.

 Der Rechtsrahmen für beide Regionen wäre über entsprechende Experimentier-klauseln sicher zu stellen.

 Der Forschungs- und Erhebungsrahmen wird von der öffentlichen Hand be-stimmt. Sie ist Auftraggeber und leitet die Forschungsarbeiten. Sämtliche Ergeb-nisse sollen dem Auftraggeber und nach Aufbereitung und Auswertung in vollem Umfang der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen.

Test-Gebiete oder Modellprojekte, die der Schwerpunktsetzung entsprechen und den aufgezeigten Rahmen-Parametern genügen würden, finden sich bisher in der Bun-desrepublik weder im öffentlich geförderten noch im ausschließlich privat finanzierten Bereich.

Bestehende privatwirtschaftlich organisierte Projekte dienen der Bestimmung der Un-ternehmens-Strategie und taugen damit nicht uneingeschränkt für die Entwicklung einer ausschließlich am Gemeinwohl orientierten Ausroll-Strategie durch die öffentli-che Hand.

Bei öffentlich geförderten Projekten ist dies anders. Vorbildlich sind hier die vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie ins Leben gerufenen E-Energy-Projekte. Sie verfolgen allerdings einen weitaus umfassenderen Ansatz. Ihr Schwer-punkt liegt nicht allein auf modernen Messsystemen sondern global auf der Entwick-lung eines Energiesystems der Zukunft. Die Ansätze in den einzelnen Modellregio-nen erreichen deshalb bei moderModellregio-nen Messsystemen nicht die für eine wettbewerbli-che Beobachtung notwendigen Ausbauzahlen und auch nicht die notwendige Flä-chendichte.

Allen Projekten und damit übergeordnet dem Förderprogramm E-Energy eigen sind vielmehr folgende Grundüberlegungen:

 Es wird die Einbindung der zunehmend dezentralen Erzeugung angestrebt.

Die dezentrale Erzeugung ist dabei zumeist mit der Erzeugung von Strom aus Erneuerbaren Energien gleichzusetzen. Entscheidendes Merkmal ist die Energieflussrichtung von unten nach oben (Einspeisung in Niederspan-nung).

 Der Endkunde ist nicht mehr nur Verbraucher (consumer, die Ausspeisung von Energie an ihn aus dem Netz), sondern auch zunehmend gleichzeitig Er-zeuger (producer, Einspeisung von Energie in das Netz) und wandelt sich so-mit zum Prosumer.

 E-Energy steht für das „Internet der Energie“: Energienetze treffen auf Infor-mationsnetze. Unter diesem Oberbegriff werden dann Überlegungen zusam-mengeführt, wie eine flexible Netzführung realisiert werden kann, wie

selbstheilende Netze verwirklicht werden können, wie Verbraucher, Erzeuger und Speicher steuerbar gemacht werden können.

 Als Basis für diese Aufgaben wird eine Kommunikationsinfrastruktur ange-dacht, die genügend Bandbreite aufweist und an die Endgeräte angeschlos-sen sind, die IP/Ethernet-fähig sind. Dadurch wird eine Punkt-zu-Punkt-Kommunikation (End-to-End) realisierbar, was wiederum Voraussetzung für eine Online-Überwachung ist.

 Als IT-Plattformen, die den Datenfluss managen, sind dezentrale Energie Management Systeme vorgesehen. Aus Sicht eines Herstellers solcher IT-Plattformen eignen sich diese insbesondere für Energieversorger, Gemein-den, Betreiber von Zweckgebäuden (Liegenschaften), energieautarke Ge-meinden, Regionen, Dienstleister. Die Energieoptimierung erfolgt aufgrund der vorliegenden Echtzeitdaten, über die Prognose, Planung und Echtzeitoptimie-rung vorgenommen werden können.

Abseits dieses überaus komplexen E-Energy-Ansatzes werden sich die „Regionen Moderne Messsysteme 2020“ einzig und allein dem Thema Messsysteme widmen, um praktisch in großem Umfang zu beleuchten, ob und inwieweit von der Installation moderner Messsysteme eine Initialzündung für effizientes Kundenverhalten und/oder wettbewerbliche Prozesse, neue Produkte und Dienstleistungen ausgehen. Dabei steht nicht die Schaffung neuer Marktplätze, Technologien und somit die Simulation neuer Energiewirtschaftssysteme im Vordergrund, sondern eine umfassende Prü-fung, ob und inwieweit elektronische Verbrauchsmessgeräte aus Energieeffizienz-gründen als Grundausstattung vorzugeben sind. Ziel ist es, aus den Ergebnissen handfeste Anhaltspunkte für eine nationale Ausbaustrategie für moderne Messsys-teme zu gewinnen, um letztlich zu der volkswirtschaftlich besten und energieeffizien-testen Lösung für die Bundesrepublik zu gelangen.

Die Rahmenparameter für die Ausschreibung sollten dafür Sorge tragen, dass erste Ergebnisse so zeitnah vorliegen können, dass sie die Beratungen für eine Ausbau-strategie für Deutschland beeinflussen können.

Die Bundesnetzagentur ist gern bereit, die Betreuung und Durchführung des Aus-schreibungsverfahrens wie auch sonst notwendiger Begleitmaßnahmen zu über-nehmen.

Der Wettbewerb wird Aufsehen erregen, das Thema Energieeffizienz stärker in den Haushaltsbereich rücken und letztlich zu einem Wettbewerb der Konzepte führen.

Im Dokument Bereich Zähl- und Messwesen (Seite 117-120)