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Das Werk El conde Lucanor teilt sich fünf Bücher, die von zwei Prologen eingeleitet werden.

Im ersten dieser beiden Prologe leitet der Erzähler die im Anschluss folgenden Bücher ein und fasst zusammen, dass darin ein Beispiel für jede Lebenssituation zu finden ist. Bereits im Prolog führt er an, wie wichtig es ihm ist, dass man Fehler in der Graphie, die im Übrigen auch den Sinn des Geschriebenen verändern können, nicht sofort auf ihn als Autor zurückführen soll, sondern sich zuerst mithilfe des von ihm verfassten Originals vergewissern soll, ob der Fehler von ihm selbst stammt oder von einem der eine Abschrift machte (vgl. ECL: 47). Außerdem führt er die von ihm bereits verfassten Bücher an und erwähnt, dass sich diese im „monasterio de los frayres predicadores“ (ECL: 48) in Peñafiel befinden. Das im Zusammenhang mit dieser Arbeit Interessante ist aber, dass Juan Manuel selbst schreibt, dieses Werk im romance, „lengua vulgar, corriente, contrapuesta a la latina“ (ECL: 49, Fn. 17), wie Blecua romance beschreibt, verfasst zu haben, damit es auch für Ungebildete verständlich sei (vgl. ECL: 49). Im zweiten Prolog nimmt er Bezug auf die Verschiedenheit der Menschen und auf Gott. Juan Manuel erwähnt, dass, auch wenn jemand das Gleiche tut, er oder sie es nicht auf die gleiche Art und Weise macht, wie jemand anderer (ECL: 50–53).

Danach folgt der erste Teil, der mit Abstand der Längste ist und 51 Exempla beinhaltet. Die Textstelle, die für diese Untersuchung der unterschiedlichen altspanischen Phänomene ausgewählt wurde, stammt aus dem ersten Buch. Es handelt sich um das Exemplo XXXII – De lo que contesció a un rey con los burladores que fizieron el paño. Alle der 51 Exempla folgen dem gleichen Muster und Aufbau, worauf später im Absatz noch kurz eingegangen wird. Das

17 Exemplum nimmt im Mittelalter eine besondere Stellung ein. Es ist eines der ältesten rhetorischen Mittel, das schon Aristoteles für die erste der fünf Bearbeitungsphase einer Rede, der sogenannten inventio, benützt hatte (vgl. Göttert 2009: 29 und Florenchie 2011: 9). Im Mittelalter war das Exemplum stark vertreten und hatte unterschiedliche Funktionen. Einerseits gab es einen religiösen Zugang und es wurde beispielsweise für die Predigt oder für die Darstellungen des Lebens verschiedener Heiliger genutzt (vgl. Florenchie, 10). Andererseits diente es als Vorzeigemodell für Verhalten und Tugend, genauso wie es als moralische Anekdote genutzt wurde (vgl. Berlioz 1994: 211). Das Exemplum präsentiert dabei immer eine archetypische Situation, die entweder real oder fiktiv sein kann, aber selten in einen Kontext gesetzt wird, da für den Leser oder die Leserin die Möglichkeit geboten werden soll, daraus Schlüsse ziehen zu können, die sie in ihren eigenen Situationen anwenden können. Deshalb endet ein Exemplum meist mit einer Generalisierung oder mit einem ethischen Urteil. Die didaktische Absicht hat also zum Ziel, Verhaltensnormen mithilfe von kurzen Geschichten aufzustellen. Oftmals bedient sich das Exemplum dabei der Hyperbel, also der Übertreibung, oder der Amplifikation, der kunstvollen Ausweitung einer Aussage (vgl. Florenchie 2011: 12).

Das moralisierende und lehrhafte Schema der Exempla erkennt man im Werk von Don Juan Manuel unter anderen im Aufbau. In dialogischer Form erläutert zunächst der Graf Lucanor seinem Patronius eine bestimmte Situation, die für ihn ein Problem aufwirft, woraufhin der Ratgeber mit einer beispielhaften Situation antwortet, um ihm so einen Rat zu geben. Am Ende jedes Exemplum lässt der Graf Lucanor einen Vers niederschreiben, um die Moral der Erzählung zu verallgemeinern. Ein weiteres Merkmal, an der die didaktische Absicht des Werks klar wird, ist die Tatsache, dass Don Juan Manuel erwähnt, den Text geschrieben zu haben, damit andere in Hinblick auf ihre „onras“ und „faziendas“ (ECL: 47) profitieren können. Dies gibt er auch im Prolog bekannt:

Este libro fizo don Johan, fijo del muy noble infante don Manuel, deseando que los omnes fiziessen en este mundo tales obras que les fuessen aprovechosas de las onras et de las faziendas et de sus estados, et fuessen más allegados a la carrera porque pudiessen salvar las almas.

(ECL: 47)

Was man ebenfalls anhand dieses Zitats erkennen kann, ist die Tatsache, dass Juan Manuel das Seelenheil wichtig war. Dies spiegelt sich außerdem im fünften Teil des Werks wider, da sich dieser genau jener Thematik annimmt. Auch Themen wie honra ‘Ehreʼ und hacienda

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‘Vermögenʼ haben für Don Juan Manuel in seinem Werk einen sehr hohen Stellenwert (vgl.

Blecua 1971: 29).

Der zweite Teil des Werks, der den Untertitel „Razonamiento que face don Juan por amor de don Jaime, señor de Xérica“ trägt, wird ebenfalls mit einem kurzen Prolog eingeleitet. Dieser wird zwar nicht also solcher betitelt, jedoch beginnt der zweite Teil nach dem gleichen Muster, wie die bereits erwähnten Prologe. Der Autor erklärt, warum er folgenden Teil geschrieben hat.

Anschließend wird erneut ein Dialog zwischen dem Grafen Lucanor und seinem Patronius eingeleitet. Letzterer zählt darin verschiedene Sprichwörter auf (vgl. ECL: 263–272).

Im dritten und vierten Teil fährt Patronius mit der Aufzählung unterschiedlichster Sprichwörter fort. Der fünfte und letzte Teil des Werks unterscheidet sich dahingehend von den anderen, dass darin bloß Patronius erzählt, ohne dass der Graf Lucanor darauf antwortet. Darin geht es, wie bereits erwähnt, um eine theologische Abhandlung über die Erlangung des Seelenheils (vgl.

ECL: 273–304).

Besonderheiten des Textes sind, dass er, wie bereits erwähnt, im romance verfasst ist.

Außerdem meint Blecua (1971a), dass Don Juan Manuel für die damalige Zeit in einem sehr modernen Stil schreibt, da er im Gegensatz zum Arcipreste de Hita und seinem Werk Libro de buen amor beispielsweise keine biblischen Texte in lateinischer Sprache zitiert. Darüber hinaus verwendet Juan Manuel in seinem Werk laut Blecua zumeist die „palabra más popular“ (Blecua 1971a: 34). Der mögliche Grund dafür liegt darin, dass Juan Manuel wollte, dass die Menschen im Stande sind seine Werke zu lesen, ohne dafür Latein können zu müssen. Weitere Besonderheiten des Textes, die der Graphie, der historischen Lautlehre und der Morphosyntax zugeordnet werden können, werden in den jeweiligen Unterkapiteln näher untersucht.

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4 Graphie

Im folgenden Kapitel werde ich auf die Graphie des Altspanischen eingehen. Zunächst werde ich die Manuskripte, die bis heute erhalten sind, nennen und kurz beschreiben. Dann werden die lateinische und die altspanische Graphie und deren Entwicklung thematisiert. In diesem Zusammenhang erläutere ich auch den Begriff des phonographischen Schriftsystems näher.

Abschließend beleuchte ich die Graphie des Altspanischen in der Edition von Blecua.

Im Dokument DIPLOMARBEIT / DIPLOMA THESIS (Seite 23-26)