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3.3 Methoden der Zukunftsplanung

3.3.3 Weitere Ansätze

Die Delphi-Technik, auch Delphi-Studien genannt, ist eine Vorgehensweise zur Vorausschau basierend auf Expertenbefragungen [Fin06]. In einem mehrstufigen Prozess werden Grup-pen von Experten zu technischen Entwicklungstrends und deren möglichem zeitlichen Ver-lauf befragt. Die Ergebnisse werden dann den Expertengruppen anonymisiert zurückgeführt.

Durch den iterativ verlaufenden Prozess soll die Ergebnisqualität schließlich steigen und sich einem Konsens annähern. Dabei können mehrere Wiederholungsrunden durchgeführt wer-den, in denen nicht nur Inhalte, sondern auch ein bisher erreichter Konsens zurückgeführt wird [Zin00, Her09].

Bewertung: Vorteile der Delphi-Technik liegen nach FINK &SIEBE in der Auslösung von kogniti-ven Prozessen durch die Mehrstufigkeit sowie im Vermeiden von gruppendynamischen Ne-gativeffekten. Allerdings muss ein vergleichsweise hoher Zeitbedarf in Kauf genommen wer-den, weshalb die Delphi-Methode oft für Analysen mit einem längerfristigen Zeithorizont verwendet wird [Fin06].

SWOT-Methode

Mit Hilfe einer vier Felder umfassenden SWOT-Matrix (stregths/weaknesses vs. oportuni-ties/threats) können ermittelte Faktoren aus der Umwelt- und Unternehmensanalyse einan-der gegenübergestellt werden, Tabelle 3-5. Grundsätzlich spiegelt dabei die Unterneh-mensanalyse die internen Stärken und Schwächen wieder, während die Umweltanalyse die externen Chancen und Risiken repräsentiert [Lom10].

Tabelle 3-5: SWOT-Analyse [Her09]

Die SWOT-Methode dient dazu, aus einer Gegenüberstellung der Faktoren konkrete Strate-giehinweise abzuleiten [Her09]. Der Best-Case ist dabei die Stärke-Chance-Situation, in der ein interner Wettbewerbsvorteil auf einen positiven externen Umfeldimpuls trifft (Fall I in Tabelle 3-5). Diese Konstellation sollte durch geeignete Maßnahmen stabilisiert und gestärkt werden. Trifft eine Chance auf eine Unternehmensschwäche (Fall II), sollte die Schwäche möglichst schnell eliminiert werden. Risikosituationen (III und IV) müssen differenzierter betrachtet werden, Stärken können hier genutzt werden um Risikosituationen zu umgehen oder in Chancen umzuwandeln [Her09].

Bewertung: Die SWOT-Methode kann sowohl als reines Analysewerkzeug als auch zur Erstel-lung feldspezifischer Vorausschauen verwendet werden. Aus diesem Grund ist eine klare Zuordnung der Methode zwischen Analyse- oder Vorausschauwerkzeug nicht möglich. In jedem Fall ist die Methode auf Voranalysen angewiesen, die als Ausgangspunkt der Analyse bzw. Vorausschau dienen. Die SWOT-Methode soll für den vorliegenden Ansatz genutzt und erweitert werden, um feldbasiert Einzeltrends durch Gegenüberstellung von internen- und externen Faktoren entwickeln zu können.

Trendanalysen

Ein Trend ist eine mögliche Entwicklung in der Zukunft, die aufgrund einer hohen Wahr-scheinlichkeit als relevant für die zukünftige Geschäftstätigkeit angesehen wird [Gau09].

Nach HORX können Trends bezüglich ihrer Tragweite in drei Bereiche eingeteilt werden [Hor98]; Megatrends, die globale Veränderungen hervorrufen, Konsumententrends, die Marketing- und Produktkonzepte betreffen und Branchentrends, die als Folge von Me-gatrends Branchen und Technologien beeinflussen. Im Rahmen der Trendforschung sind diese zukünftigen Entwicklungen zu erfassen und zu beschreiben [Gau09]. Darauf aufbauend beschreibt GAUSEMEIER ein Trendportfolio, das helfen kann, Handlungsempfehlungen abzulei-ten, Bild 3-29.

Stärken III

Stärke trifft Risiko -> Risiken überwinden!

I Stärke trifft Chance -> Stabilisieren und Stärken!

Schwächen IV

Schwäche trifft Risiko -> Differenziert handeln!

II

Schwäche trifft Chance -> An Schwächen arbeiten!

Risiken Chancen

Bild 3-29: Trendportfoilio nach [Gau09]

Die Trendanalyse nach Henning-Thurgau [Hen04] besteht aus vier Elementen [Her09].

 Auswahl der zu betrachtenden Faktoren

 Monitoring der Faktoren, insbesondere Marktstrukturen und Technologien

 Prognose neuer Trends und Abschätzung bestehender Trends

 Einsatz der erkannten Trendentwicklung durch Produktentwicklung

Im Rahmen von Trendanalysen müssen nach [Her09] aber auch allgemeine Beobachtungen der relevanten Umwelt angestellt werden, zum Beispiel durch regelmäßige Besuche von Leitmessen, Patentanalysen und die kontinuierliche Beobachtung von innovativen Wettbe-werbern. Insofern kann festgestellt werden, dass für erfolgreiche Trendanalysen die syste-matische Erfassung der vorliegenden Informationen sowie in hinreichend großer Erfah-rungshorizont der Beteiligten von hoher Wichtigkeit ist.

Bewertung: Der Vorteil der Trendanalyse liegt in der pragmatischen Durchführbarkeit – mit relativ einfachen Mitteln lässt sich eine Vorausschau erstellen und Handlungsempfehlungen ableiten. Hauptprobleme liegen nach GAUSEMEIER in der zuverlässigen Erkennung von ge-schäftsbestimmenden Trends sowie in der mangelnden Konsistenzprüfung der Trends zuei-nander [Gau09]. Im Rahmen dieser Arbeit sollen Trendanalyen genutzt werden, um für sepa-rierte Bestandteile des Produktprogrammes Vorausschauen erstellen zu können.

3.3.4 Auswertung

Es folgt die Bewertung der analysierten Methoden. Dazu zeigt Bild 3-30 einen Überblick über die Erfüllung der in Kapitel 2.4 formulierten Kriterien für diesen Bereich.

Auswirkungen auf das Unternehmen

Eintrittswahrscheinlichkeit

Trends proaktiv aufgreifen Trends sofort anpacken Trends beobachten Trends beobachten und integrieren Keine Ressourcen

unnötig binden Auf überraschende Trends vorbereitet sein

Bild 3-30: Analyse bestehender Methoden im Bereich Zukunftsplanung Denken in Szenarien

Alle Methoden unterstützen grundsätzlich das Denken in Szenarien, wobei die Szenariotech-nik und die SWOT-Methode dies explizit als Kernelement beinhalten. Das Ziel der robusten Abdeckung alternativer Szenarien durch Kombination von Elementen einzelner Szenarien wird dabei nur im Rahmen der Szenariotechnik direkt umfasst.

Systematische Herleitung der Vorausschau

Der Lösungsweg der untersuchten Methoden ist weitgehend intuitiv gehalten, lediglich die Szenariotechnik bietet einen strukturierten Leitfaden.

Geeignet für mittelfristigen Planungshorizont

Roadmapping und Szenariotechnik zielen auf einen vergleichsweise langfristigen Zeithori-zont ab, dabei sind umfangreiche Umfeldanalysen durchzuführen. Für mittelfristige Planun-gen sind eher die drei übriPlanun-gen Methoden geeignet.

Adressierung von Produktstrukturen

Keine der Methoden behandelt explizit Produktstrukturen. Implizite Rückschlüsse auf Ver-änderungen in der Programmhierarchie können zwar bei den meisten Methoden gezogen werden, allerdings muss dies durch eigene Vorgehensweisen des Anwenders erfolgen.

Anforderungen

Denken in Szenarien SystematischeHerleitung der Vorausschau Geeignet für mittelfrisitigen Planungshorizont Adressierung von Produktstrukturen Methoden im Bereich Zukunftsplanung

Szenariotechnik [Gau09]

Roadmapping [Beh03]

Delphi-Technik [Fin06]

Swot-Methode [Lom10]

Trendanalysen [Gau09]

erfüllt teilweise erfüllt nicht erfüllt