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Voraussetzungen, unter denen das Vorhaben durchgeführt wurde

Im Dokument SCHLUSSBERICHT DES PROJEKTS (Seite 10-13)

I. Kurze Darstellung zum Projektverlauf

2. Voraussetzungen, unter denen das Vorhaben durchgeführt wurde

Bund und Länder haben die Qualifizierungsinitiative „Aufstieg durch Bildung“ mit dem Ziel ge-startet, die Bildungschancen aller Bürgerinnen und Bürger zu steigern. Der Bund-Länder-Wettbe-werb „Aufstieg durch Bildung: offene Hochschulen“ ist Teil dieser Qualifizierungsinitiative. Ziel dieses Wettbewerbs ist es, Konzepte für berufsbegleitendes Studieren und lebenslanges, wissen-schaftliches Lernen besonders für Berufstätige, Personen mit Familienpflichten sowie Berufsrück-kehrerinnen und -rückkehrer und andere Zielgruppen zu fördern.

Die FH Lübeck hat sich in einem Einzelantrag um die Umsetzung des gemeinsamen Konzepts im Zeitraum von 2014 bis 2020 beworben und wurde für eine Förderung ausgewählt.

Berufsbegleitendes Studium und berufsbegleitende Weiterbildung in einer Kombination von On-line-Lernen und Präsenzphasen an der Hochschule haben in Schleswig-Holstein eine lange Tradi-tion und fußen auf einer umfassenden und nachhaltigen Infrastruktur der FH Lübeck, die u. a.

auch von den Fachhochschulen Kiel und Flensburg bereits mitgenutzt wird. Online-Studiengänge und -Weiterbildungsangebote mit Blended-Learning-Szenarien haben sich als besonders geeig-net für berufsbegleitendes Lernenerwiesen. Mit der Öffnung der Hochschule für neue Zielgrup-pen wurde sich an der FH Lübeck vor Projektbeginn punktuell und nicht im Ausmaße dieses Pro-jekts beschäftigt. Offene Lernangebote, die explizit non-formales Lernen einbinden und die zwar eine Durchlässigkeit ermöglichen, nicht aber erzwingen, waren bisher weder an der FH Lübeck noch anderenorts explizites Ziel der Hochschulentwicklung.

Auf strategischer Ebene hat sich die FH Lübeck schon viele Jahre mit Angeboten für berufsbeglei-tendes Studium beschäftigt und auch erste MOOCs erprobt – allerdings dabei stets versucht, im Grundsatz bestehende Präsenzangebote in andere Lehr-Lernformate zu übertragen und nicht diese Angebote zielgruppengerecht kompetenzorientiert und offen neu zu konstruieren.

Daher basieren die Konzeptionen und Ergebnisse dieses Projekts auf den bereits in der Region und an der FH Lübeck vorhandenen Kompetenzen, erweitern diese aber umfangreich und strate-gisch. Dabei bestand schon vor Projektbeginn großes Interesse an der nachhaltigen Implemen-tierung von Angeboten einer offenen Hochschule an der gesamten FH Lübeck und eine große Bereitschaft aller beteiligten Organisationseinheiten, sich an dem Projekt aktiv zu beteiligen.

Eine Grundlage für die Durchführung der hier dokumentierten ersten Förderphase des Projekts pMOOCs waren neben den ersten, allerdings nicht-curricularen Pilot-MOOCs der FH Lübeck die Förderprojekte „Offene Hochschulen in Schleswig-Holstein: Lernen im Netz, Aufstieg vor Ort“

(LINAVO, BMBF.FKZ: 16OH12033), OER-JOINTLY (BMBF-FKZ 01PO16011C) und OER-MuMiW (BMBF-FKZ 01PO16008B), welche sich mit der Öffnung der berufsbegleitenden Studiengänge für neue Zielgruppen (LINAVO) sowie der Schaffung digitaler Lerninhalte mit Open Educational Re-sources in geeigneter Infrastruktur befasst haben.

Die Ausgangslage: State of the Art

Massive Open Online Courses sind eine relativ neue Form des Online Lernens mit kostenfreien Angeboten für alle, die über einen Internetzugang verfügen. Ungeachtet der Vielfalt, die sich seit

den späten 2000er-Jahren herausgebildet hat, gibt es einige charakteristische Kernelemente von MOOCs:

• Massive: Als bestimmendes Merkmal von MOOCs sind oft über 1000 Teilnehmende in den MOOCs, bedingt durch den unbeschränkten und kostenfreien Zugang. Gleichwohl gelten auch MOOCs mit weit weniger Lernenden als Massive bzw. werden als „Small“ oder „Me-dium“ bezeichnet.

• Open: Kann sich auf den (kosten-)freien Zugang oder auf die Verwendung von offenen Bil-dungsressourcen (OER) beziehen; eine einheitliche Verwendung der Open-Kategorie gibt es bisher allerdings nicht und der Begriff wird in der Diskussion, je nach verfolgten Zielen, unter-schiedlich verwendet.

• Online: MOOCs werden in der Regel digital über das Internet angeboten, wenn es auch ein-zelne Einheiten gibt, die analog präsentiert werden können.

• Courses: Jeder MOOC, unabhängig davon ob es Creditpoints gibt oder nicht, hat ein Start- und ein Enddatum sowie Lernaufgaben, Formen der Prüfung und Begleitmaterial.

Die heute dominante MOOC-Variante, die sich eng an das didaktische Konzept der Vorlesung an-lehnt und diese in videobasierter Form über das Internet weltweit zur Verfügung stellt, ist haupt-sächlich vor dem Hintergrund technologischer Entwicklungen entstanden. So waren es auch In-formatikprofessor/innen, die den Schritt aus dem Hörsaal heraus gingen und Aufzeichnungen ih-rer Vorlesungen über das Internet anboten. Das Angebot richtete sich an Interessierte weltweit, was zu einem immensen Hype führte und MOOCs als (digitale) Bildungsrevolution konstruierte, die zu einer bisher nicht möglichen Demokratisierung von Bildung führen würde. Tatsächlich folg-ten diese MOOCs dem alfolg-ten medientheoretischen Modell des One-to-Many-Broadcast, wie durch Funk und Fernsehen bekannt. Entsprechend wurden die frühen xMOOCs auch im Hinblick auf Di-daktik kritisiert, da sie einem rückständigen Modell folgen würden. Es geht hauptsächlich um Be-stätigung durch automatisiertes Feedback; ein echter Dialog zwischen Lehrenden und Lernenden ist aufgrund der Masse an Teilnehmenden nicht möglich.

Durch das instruktionale Design begünstigen diese MOOCs bestimmte Typen von Lernenden, nämlich diejenigen, die an das selbstgesteuerte, unbetreute Lernen gewohnt sind und sich selbst, auch über längere Zeit, motivieren können. Damit werden Lernende, die einen höheren Betreu-ungsanspruch haben, ausgegrenzt. Was aus der Fernlernforschung schon lange Zeit bekannt war, wurde in der MOOC Entwicklung zu Beginn ignoriert, mit der Konsequenz der eingangs bereits berichteten hohen Abbruchraten. Als Reaktion darauf wurde zum Teil schon mit dem Abgesang auf die MOOCs begonnen, was jedoch eine unzutreffende Einschätzung ist, denn um wirklich zu verstehen, welche pädagogischen Ziele sich mit MOOCs erreichen lassen, sind zunächst folgende Fragen zu klären:

1. Für welche Zielgruppe können MOOCs eine wertvolle Alternative zu bisherigen pädagogi-schen Formaten sein?

2. Wie lässt sich das Design von MOOCs so in Einklang mit den Bedürfnissen einer Zielgruppe bringen, dass dadurch ein effizientes und effektives Lernen möglich wird?

Die erste Frage ist bislang insofern ein Desiderat, als dass nach dem initialen Hype um die ersten, noch semi-professionell produzierten MOOCs schnell Plattformen wie Coursera, Udacity oder Fu-turelearn aufgezogen wurden, um „MOOCs für alle“ anzubieten. Eine bestimmte kontextuelle Einbindung wurde dabei nicht verfolgt, da es primär um die Distribution von medial aufbereiteten Inhalten geht. Wie damit dann gelernt wird, bleibt weitgehend den Teilnehmenden überlassen.

Die Kurse bilden die klassischen Vorlesungen ab, ergänzt um Multiple-Choice-Fragen und Foren („digitalisierte Bildung“).

Bei der im Projekt pMOOCs adressierten Gruppe der Berufstätigen ist das eine zentrale Heraus-forderung, da hier oftmals eine Lernentwöhnung entstanden ist. Auf der anderen Seite ist hier eine strukturelle Affinität zu digital unterstützten Lernformaten gegeben, bei denen Raum und Zeit flexibel genutzt werden können. Dies ist auch in der hohen Popularität von Corporate E-Lear-ning erkennbar, bei dem z.B. unternehmensweite E-LearE-Lear-ning-Lösungen für interne Schulungen eingesetzt werden. pMOOCs gehen hier einen Schritt weiter, indem unternehmensübergreifende Angebote geschaffen werden, die einzelne Mitarbeiter/innen ansprechen, die sich akademisch weiterbilden möchten. MOOCs können flexibler als das klassische E-Learning gestaltet werden und dadurch schneller auf die dynamischen Veränderungen der Arbeitswelt eingehen. Das zeigen die aktuellen Entwicklungen in den USA, wo mit Nano-Degrees versucht wird, das als zu träge empfundene Hochschulsystem zu umgehen.

Im Dokument SCHLUSSBERICHT DES PROJEKTS (Seite 10-13)