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von Johannes Edelhoff

Im Dokument Keine Angst (Seite 31-34)

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AUS DEM UNTERRICHT

Laurie spricht mit ihrem Freund David darüber, doch er steht begeistert hinter dem Experiment. Als nächstes verteilt Mr. Ross in der Klasse Mitgliederkarten. Manche der Karten sind mit einem roten X markiert und stellen sogenannte Helferkarten dar. Daraufhin schreibt er sein letztes Motto an die Tafel: »Macht durch Handeln«. Er macht den Ju-gendlichen klar, dass die »Welle« nun eine eigenständige Organisation ist. Der Lehrer bemerkt, dass das Experiment sich immer mehr ausdehnt, die »Welle« breitet sich in der ganzen Schule aus.

Die Situation spitzt sich mehr und mehr zu. Laurie findet auf dem Schreibtisch der Redaktion einen anonymen Brief.

Darin steht, dass ein jüngerer Schüler bedroht wird, weil er nicht der »Welle« beitreten will. Lauries Zweifel wachsen.

Am Nachmittag findet eine Versammlung der »Welle« statt, doch Laurie nimmt nicht daran teil. Am Abend erfährt sie von ihrem Vater, dass nach der Versammlung ein Junge, der außerdem ein Jude ist, zusammengeschlagen wurde, weil er sich kritisch gegenüber der Organisation geäußert hat. Laurie verspricht, etwas gegen diese Auswüchse des Ex-periments zu unternehmen. Sie schreibt einen Artikel über die »Welle« und darüber, dass Nicht-Mitglieder zusam-mengeschlagen werden. Als Mr. Ross die Zeitung am nächsten Tag liest, ist er schockiert. Er merkt, dass er zu

erziehungskunst November|2017

Das letzte Motto heißt »Macht durch Handeln«. Die Schüler bekommen Mitgliedskarten und folgen ihrem Anführer.

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weit gegangen ist und alles aus dem Ruder zu laufen scheint. Laurie wird derweil als Feindin bezeichnet und sogar von ihrem Freund David verfolgt. David will Laurie zurück zur »Welle« holen, doch diese wehrt ab. Daraufhin wirft er sie zu Boden. Erst dann merkt er, was die »Welle«

aus ihm gemacht hat. Er bittet seine Freundin um Verzei-hung und beide beschließen zusammen mit Mr. Ross die

»Welle« zu beenden.

Am nächsten Tag findet eine weitere Versammlung der

»Welle« statt; die Veranstaltung ist gut besucht. Mr. Ross stellt sich an das Rednerpult und kündigt den Führer an.

Alle sind erstaunt, denn man hat doch bereits einen Füh-rer. Die Vorhänge öffnen sich und es erscheint ein Bild von Adolf Hitler. Alle sind verstört und Mr. Ross erklärt anhand der Ereignisse der letzten Tage das Verhalten der Menschen im Dritten Reich. Der Lehrer zieht einen Vergleich zwischen seinem Experiment, der Hitlerjugend, der NSDAP und ihren Methoden. Es wird klar, wie ein Mensch eine ganze Masse für sich gewinnen und den Menschen seine Ideolo-gie einflößen konnte.

Foto: Stephan Johnen

»Wir werden uns verschwenden.

Wir werden alles geben.

Wir werden unsere Grenzen überschreiten,

Weit über uns hinaus.«

2017|November erziehungskunst

Die Schülerinnen und Schüler der 8. Klasse fanden in die-sem Stück neben der Thematik des Dritten Reiches vor allem auch die Frage interessant, wie sich die einzelnen Schüler mit dem Druck der Gruppe auseinandersetzten. Der Umgang mit fremden Kulturen, das Zugehörigkeits gefühl und die Macht sind Fragen, die die Jugendlichen sehr be-schäftigen. Die Theaterpädagogin Elisabeth Büttner-Gööck half uns, die eigenen Texte, die chorisch gesprochen wur-den, wirkungsvoll darin einzubauen.

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»Die Schüler merken schnell, wie wunderbar es sich an-fühlen kann, endlich, endlich nicht sie selbst sein zu müs-sen und einfach mal nur dazuzugehören!

Immer wieder wurde deutlich, was für eine Erleichterung es sein kann, die eigene Identität zu verlassen, auch wenn dies zur Selbstentfremdung führt, die man meist gar nicht oder zu spät bemerkt. Aber auch wie schmerzlich das Er-wachen aus diesem Gefühl der Verbundenheit und Einheit sein kann. Beides haben die Schüler in ihrem Stück den Zuschauern vor Augen geführt: die Wonnen des Dazuge-hörens und der Schmerz, aus diesem Gefühl herauszufal-len. Sei es in der (neu erfundenen) Szene, als ein paar Mitschüler im Rausch einen Muslim zusammenschlagen oder als einer der Hauptfiguren, David, gewalttätig gegen-über seiner Freundin wird und dabei gegen-über sich selbst er-schrickt.

Es ist tatsächlich nicht immer leicht, mit sich selbst zu leben, besonders, wenn man um die 14 Jahre alt ist, die Eltern einen auf die Waldorfschule schicken und man in Wirklich-keit noch gar nicht weiß, was man tatsächlich will.«

Christiane Harzer, Schülermutter

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AUS DEM UNTERRICHT

»Mut gibt es gar nicht. Sobald man überlegt, wo man ist, ist man schon an einem bestimmten Punkt.

Man muss nur den nächsten Schritt tun.

Mehr als den nächsten Schritt kann man überhaupt nicht tun. Wer behauptet, er wisse den übernächsten Schritt, lügt.

So einem ist auf jeden Fall mit Vor-sicht zu begegnen.

Aber wer den nächsten Schritt nicht tut, obwohl er sieht, dass er ihn tun könnte, tun müsste, der ist feig. Der nächste Schritt ist nämlich immer fäl-lig. Der nächste Schritt ist nämlich nie ein großes Problem. Man weiß ihn genau.

Eine andere Sache ist, dass er lich werden kann. Nicht sehr gefähr-lich. Aber ein bisschen gefährlich kann auch der fällige nächste Schritt werden. Aber wenn du ihn tust, wirst du dadurch, dass du erlebst, wie du ihn dir zugetraut hast, auch Mut gewinnen.

Während du ihn tust, brichst du nicht zusammen, sondern fühlst dich gestärkt.

Gerade das Erlebnis, dass du einen Schritt tust, den du dir nicht zuge-traut hast, gibt dir ein Gefühl von Stärke.«

Wie kann ich so individuell

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