• Keine Ergebnisse gefunden

Virus- Infektionen

Im Dokument 05 03 (Seite 77-84)

D. immitis (Filaria)

11. An. claviger*

2.1.4 Vektorfunktion/ Vektorkompetenz

2.1.4.2 Virus- Infektionen

falciparum. Es entwickelten sich nur in einem von 54 An. atroparvus- Weibchen eine Oozyste. Unter den gleichen Bedingungen ließen sich jedoch drei von fünf An. plumbeus- Mücken infizieren. Ob dies nur ein Zufallsbefund ist, müsste durch größere Versuchszahlen abgesichert werden. An.

plumbeus war bisher eher selten, kann aber neuerdings in Deutschland als Plageerreger auftreten (Becker, pers. Mitteilung).

Die Geschichte zeigt, dass Deutschland ein ehemaliges Malariagebiet ist. Da durch Transport und Verkehr Malariapatienten leicht ins Land kommen können und auch kommen, muss mit lokalen Ausbrüchen in Deutschland wie bereits in vielen anderen Ländern Europas gerechnet werden.Es wäre daher wichtig zu wissen, welche Arten heute noch als Überträger in Frage kommen.

Nach Jahrzehnte langer Unterbrechung des Malariazyklus in Deutschland, kann sich die Empfänglichkeit der verschiedenen Anopheles- Arten verändert haben, wie das Beispiel An. plumbeus zeigt, einer Spezies, die früher nicht als Malariavektor verdächtigt wurde.

Virus Land / Autor Isoliert aus: Vektor- Spezies

Sindbis (einschl.

Ockelbo)- Virus (Alphavirus)

Schweden (Niklasson et a.

1984), Francy et al. 1989

Culiseta spp.*, Culex pipiens*, C. torrentium*, Culiseta morsitans*, Aedes cinereus*

Semlicki- Forest Komplex- Virus

(Alphavirus)

Albanien (Eltari et al. 1987), Österreich , Portugal, Spaniel, Italien (Sizilien) (Lundström 1999)

Als Vektoren vermutet : Anopheles, Aedes, Culex

West Nil Virus (Flavivirus)

Frankreich (Hannoun et al.1964, Portugal (Filipe 1972, Tschechoslowakei (Labuda et al. 1974, Hubalek et al. 1989), Rumänien (Tsai et al. 1998)

Culex modestus*, Anopheles maculipennis s.l.*, Aedes cantans*, Culex pipiens*, Coquillettidia richiardii*

Tahyna- Virus

(Bunyavirus/California- Gruppe)

Tschechoslowakei (Bardos u.Danielova 1959), Österreich (Aspöck u. Kunz 1967, Aspöck et al.1970), Deutschland (Pilaski u.

Mackenstein 1985), Italien (Balducci et al. 1968), Ungarn (Molnar et al.

1973), Rumänien (Arcan et al. 1974), Frankreich (Hannounn et al. 1966, Chippaux et al. 1970)

Aedes vexans*, Ae.

cantans*, Ae. cinereus*, Ae. caspius*/ Ae.

dorsalis*, Ae. annulipes*, Ae. flavescens*, Ae.

sticticus* Culex pipiens*, Culex modestus*, Culiseta annulata*, Coquillettidia richiardii*, Anopheles maculipennis s.l.*

Inkoo- Virus

(Bunyavirus/California- Gruppe)

Finnland (Brummmer- Korven-kontio et al. 1973), Schweden (Francy et al.

1989, Lundström unver.), Norwegen (Traavik et al.

1978)

Aedes communis*, Ae.

punctor*, Ae. hexadontus, Ae. sticticus*, Ae spp., Culiseta spp.,

Batai (Calovo)- Virus (Bunyavirus/Bunyamwera -Gruppe)

Tschechoslowakei (Bardos u. Cupkova 1962, Smetana et al. 1967), Österreich (Aspöck und Kunz 1968, Aspöck et al. 1970), Jugoslawien (Brudnjak et al. 1970), Norwegen (Traavik et al. 1985) Schweden (Francy et al.

1989)

Anopheles maculipennis s.l., An. claviger, Aedes communis, Coquillettidia richiardii (?)

Lednice- Virus

(Bunyavirus/ Turlock- Gruppe)

Tschechoslowakei (Malkova et al. 1972)

Culex modestus*

Gruppe)

*Vektor in Deutschland vorhanden

Vektoren des Sindbis- Virus (einschließlich Ockelbo- Stamm):

Das einzige Sindbis- Isolat i.e.S. Die Mehrzahl der schwedischen Isolate stammte von ornithophilen Arten (Culiseta morsitans und Culex pipiens), aber auch von Aedes cinereus, der beim Menschen zur Plage werden kann.

Die FIR- Werte (monthly field infection rates) für Culex pipiens/ torrentium lagen mit 5,0/1000 im Juli und 12,6/1000 im August durchweg höher als die FIR- Werte von Culiseta morsitans (2,0/1000 im Juli und 4,1/1000 im August.

Aedes cinereus hatte im August dagegen einen FIR- Wert von nur 0,3/1000.

Experimentell wurde die Vektorkompetenz von schwedischen Stechmücken (Culex pipiens, Culex torrentium, Aedes cinereus, Ae. communis und Ae.

excrucians von Lundström et al. (1990a,1990b) und Turell et al. (1990) getestet. Die Aedes- Arten ließen sich zu 88-100% infizieren und 6 von 12 Mücken gaben die Infektion an einen gesunden Vogel weiter. Die Infektionsrate von Culex torrentium betrug 88% und alle 11 Mücken, die an gesunde Vögel gesetzt wurden, gaben die Infektion weiter. Bei Culex pipiens lagen Infektionsrate und Transmissionsrate unter 45%. Neuerdings wurden Versuche mit Aedes vexans aus dem Oberrheingraben (Deutschland) mit einem europäischen Sindbis- Virus durchgeführt, allerdings bei dieser Spezies ohne Erfolg (Modlmaier et al. 2001).

In Schweden vermehren sich die Viren z.B. in Singvögeln wie Drossel und Fink (Lundström et al. 1993a). Culex torrentium als wichtigster enzootischer Vektor kann zwar in der Nähe menschlicher Siedlungen vorkommen, Vektor vom Vogel zum Menschen ist aber Aedes cinereus, ohne den keine Infektionen beim Menschen auftreten (Francy et al. 1989).

Da empfängliche Vektor- Arten vorkommen, muss mit der Präsenz des Sindbis- Virus und ebenso mit klinischen Fällen in Nord-. Mittel- und

Die geographische Verbreitung von Culex torrentium ist unklar, da Verwechslungen mit Culex pipiens häufig sind (Service 1968, Dahl 1988, Lundström 1999)!

Südeuropa, d. h auch in Deutschland gerechnet werden,. Die Identifizierung der enzootischen Vektoren und der Amplifikationswirte des Sindbis- Virus in Mittel- und Südeuropa würde die Entdeckung des Virus ermöglichen und Risikogebiete erkennen lassen (Lundström (1999).

Vektoren des „Semlicki- Forest- Komplex- Virus“:

Viren dieser Gruppe bevorzugen Säuger zur Amplifikation und daher auch Moskitos, die an Säugern Blut saugen. Vermutlich sind Arten der Gattungen Anopheles, Aedes und Culex beteiligt.

Vektoren des West Nil Virus:

Experimentell wurden französische Ae. geniculatus, Ae. punctor sowie Anopheles plumbeus- Mücken als kompetente Vektoren ermittelt (Vermeil et al. 1969), alles Arten, die auch in Deutschland vorkommen. Wegen methodischer Fehler liegen jedoch keine Angaben zur Infektions- und Transmissionsrate vor. Mouchet et al. (1970) und Tsai et al. (1998) halten Culex pipiens für den wichtigsten (weil ornithophilen) Vektor in Frankreich beziehungsweise in Rumänien.

Für die Epidemie in Rumänien 1996 macht auch Nicolescu (1998) vor allem Culex pipiens verantwortlich, daneben aber auch Culex modestus, Coquillettidia richiardii, Aedes cantans und Culex theileri. Wegen positiver experimenteller Infektionen (Hayes 1989) und weiter Verbreitung in Rumänien kommen auch Aedes geniculatus, Anopheles plumbeus und Aedes punctor in Frage.

Welche Moskitos für den neuen Ausbruch in Frankreich im Jahr 2000 verantwortlich sind, ist nicht geklärt (Murgue et al. 2001).

Vektoren des Tahyna- Virus:

Die erste Isolierung stammt aus Aedes vexans in der Tschechoslowakei (Bardos und Danielova 1959). Später wurde eine Reihe von Serotypen aus Moskitos in Mittel- und Südeuropa isoliert (Lundström 1994): In der

Tschechoslowakei wurde das Tahyna- Virus am häufigsten aus Aedes vexans, aber auch aus Ae. cantans, Ae. cinereus, Ae. caspius, Ae. sticticus, Culiseta annulata und Culex modestus (Kolman et al. 1964, Malkova et al.

1965,1974, Danielova et al. 1970,1972,1976,1978, Danielova und Hubalova 1977) isoliert. In Österreich fand sich das Tahyna- Virus hauptsächlich in Aedes caspius und/oder Ae. dorsalis, in Ae. cantans und/oder Ae. annulipes, Ae. caspius, Ae. flavescens, Coquilettidia richiardii und in Anopheles maculipennis s.l. (Aspöck und Kunz 1966,1967, 1968, Aspöck et al. 1970).

Während in der Slowakei 27 von 48 Isolaten auf Ae. vexans fielen, war in Österreich Ae. caspius/dorsalis mit 16 von 25 Isolaten die wichtigste Spezies (Lundström 1994). Der Autor ist der Ansicht, dass dies als Hinweis darauf gedeutet werden kann, dass das Tahyna- Virus unterschiedliche Vektoren in unterschiedlichen Teilen seiner geographischen Verbreitung nutzt.

In Deutschland wurde das Tahyna- Virus von Spieckermann und Ackermann (1972, 1974, zitiert bei Aspöck 1996) in Ae. vexans in Nordbayern und von Pilaski und Mackenstein im Rheintal nachgewiesen (Pilaski und Mackenstein 1985, Pilaski 1987). Auch in Serbien war der Nachweis in Ae. vexans geführt worden (Gligic und Adamovic 1976). In Italien wurde das Virus aus einem Pool, bestehend aus Ae. vexans und Ae. caspius, isoliert (Balducci et al.

1968). Weitere Länder, in denen das Tahyna- Virus aus Moskitos isoliert wurde, waren: Ungarn (Culiseta annulata: Molnar et al. 1973), Rumänien (Culex pipiens: Arcan et al. 1974), Frankreich (Aedes caspius und Culex modestus (Hannoun et al. 1966, Chippaux et al. 1970).

Experimentelle Untersuchungen zur Empfänglichkeit und zur Vektorkompetenz von slowakischen Aedes vexans und Culiseta annulata stellten Simkova et al. (1960) und Danielova (1966a,1972) an und erreichten Transmissionsraten von 67-100 resp. 28%. Rödl et al. (1979) konnten ebenfalls das Virus experimentell mit Ae. vexans übertragen.

Danielova versuchte zahlreiche slowakische Moskitoarten über virusgetränkte Wattebäusche (103 bis 10 6,8 LD 50/ml) zu infizieren. Es gelang bei Aedes cantans, Ae. flavescens, Ae. sticticus, Ae. communis und Ae.

excrucians. Für Ae. sticticus wurde auch der Beweis geführt, dass eine Übertragung auf Mäuse möglich war. Mit Culiseta annulata gelang auch eine Übertragung des Tahyna- Virus auf Schimpansen (Simkova und Danielova 1969).

Vektoren des Inkoo- Virus

Das Virus wurde erstmals in Finnland aus Aedes communis/ punctor, verschiedenen Aedes- Arten und Aedes/Culiseta-spp. Proben isoliert (Brummer- Korvenkontio et al.1973). In Schweden wurden Francy et al.

(1989) nur in Aedes communis und Lundström et al. (1993a) in Ae. punctor fündig. Experimente zur Bestimmung der Vektorkompetenz fehlen bisher.

Obwohl das Virus bisher nur im Norden Europas nachgewiesen wurde, kann, so lange man die Vertebratenwirte nicht kennt, eine Ausweitung in andere Regionen Europas, in denen die genannten Stechmückenarten ebenfalls vorkommen, nicht ausgeschlossen werden.

Vektoren des Batai (Kalovo)- Virus

In der Tschechoslowakei wurde das Virus (Nomenklatur unsicher, vergl.

Lundström 1999) aus Anopheles maculipennis isoliert (Bardos und Cupkova 1962, Smetana et al. 1967). In Österreich wurde ebenfalls An. maculipennis als einziger Moskitowirt gefunden (Aspöck 1968, Aspöck et al. 1970). Eine einzelne Isolierung aus Coquillettidia richiardii war vermutlich auf frisch aufgenommenes Blut eines virämischen Vertebratenwirts zurückzuführen (Aspöck 1996). In Jugoslawien fanden Brudnjak et al. (1970) das Virus ebenfalls in An. maculipennis. Dagegen wurden zwei Isolate der Bunyamwera- Gruppe in norwegischen An. claviger (Traavik et al. 1985) und in Schweden ein Isolat in Ae. communis gefunden (Francy et al. 1989).

Experimente zur Bestimmung der Vektorkompetenz wurden bisher nicht durchgeführt, jedoch replizierte das Virus nach intrathorakaler Injektion in österreichische An. maculipennis (Aspöck und Kunz 1970).

Vektor des Lednice- Virus

Die Angaben über den Nachweis des Lednice- Virus in tschechischen Moskitos und deren Vektorkompetenz sind noch als vorläufig anzusehen, obwohl der Nachweis in Culex modestus, nicht aber in andern Arten gelungen ist (Malkova et al. 1972, 1974). In einer begrenzten Zahl von Experimenten ließ sich Ae. modestus, aber nicht Ae. vexans infizieren, eine Übertragung auf Versuchstiere gelang nicht (Danielova 1984).

Die Analyse der bekannten Daten zur Verbreitung der oben genannten Virusinfektionen und deren Vektoren in Deutschland und in unseren Nachbarländern macht deutlich, dass die Voraussetzung für Infektionen mit allen den genannten Viren auch in Deutschland gegeben sind. Vor dem Hintergrund ungeklärter Menigitiden und Enzephalitiden sollte die Situation dringend untersucht werden (vgl. Gubler 1996 und Dobler 1996).

Im Dokument 05 03 (Seite 77-84)