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Abb. 2: Flächenverteilung der hydrologischen Moortypen in Brandenburg (verändert nach Lehrkamp 1990)

Zwischenmoore (Torfmoosmoore) und die Basen- und Kalk-Zwischenmoore (Braunmoosmoore, s. Abb. 3). Jeder dieser Moortypen ist gefähr-det, wobei insbesondere die stark gefährde-ten Torfmoosmoore von überregionaler und die extrem gefährdeten Braunmoosmoore gar von europaweiter Bedeutung sind. Mit ihrer nacheis-zeitlichen Entstehung durchliefen die Moore ver-schiedene Entwicklungsphasen. Dieser Wandel in

der Zeit lässt sich auf die klimatischen und land-schaftlichen Veränderungen im Holozän sowie der Beziehung zwischen Mensch und Moor zurück-zuführen. Nach succow (2002) währte die Zeit der Naturlandschaften von 12.000 – 5000 v. Chr.. Erst nach diesem Zeitabschnitt begann der Mensch – zunächst indirekt – auf die Moore Einfluss zu neh-men. Es war die Zeit der anthropogen geförderten Naturlandschaften (bis 300 – 400 Jahre v. Chr.) in der der Mensch durch Rodungen der Wälder zu einer Erhöhung der Grundwasserbildung beitrug und damit das Moorwachstum beförderte. Mit wachsender Bevölkerungsdichte stieg der Einfluss des Menschen (Torfstiche, Moorwiesen) und die Entwässerung der Moore begann. Die wirtschaft-liche Beanspruchung schuf ab dem 17 Jh. über einen Zeitraum von 3 Jahrhunderten eine vielfäl-tige Kulturlandschaft. Im Zuge der tiefgreifenden Entwässerung für die intensivierte agrarischen Produktion brach schließlich ab Mitte des letzten Jahrhunderts die „Zeit des Saatgraslandes bzw.

der völligen Abtorfung“ an. Gegenwärtig werden wir uns der übergreifenden Funktionalität der Moore als torfakkumulierende Ökosysteme für die Landschaftsräume bewusst und bemühen uns verstärkt um ihren Erhalt.

Abb. 3: Nährstoffarm-kalkreiche Schwingdeckenve rlandungszone des Möllnsees mit Fruchtaspekt von Eriophorum latifolium, Foto r. Meier

3 Ausgangssituation in Brandenburg

Das Land Brandenburg liegt mit durchschnitt-lich 615 mm Niederschlag im Jahr am unte-ren Ende der bundesdeutschen Skala. Die ge-ringe Niederschlagsmengen im Verbund mit einem subkontinental getönten Klima (hohe Verdunstungswerte) führen zu einem mehr als 6-monatigen klimatologischen Wasserdefizit.

Aus diesem Grund benötigen alle Moore in un-serer subhumiden Klimaregion eine zusätzliche Wasserspeisung aus ihren Einzugsgebieten.

Neben den ohnehin knappen Wasserdargebot werden etwa seit den 1980er Jahren sinkende Grundwasserstände gemessen, deren Ursachen sowohl in den direkten anthropogenen Eingriffen (Wasserfassungen, Entwässerung) als auch in den mittlerweile spürbaren klimatischen Verände- rungen zu suchen sind. Speziell letztere wir-ken auf die Wasserhaushaltsituation der bran-denburgischen Moore zusätzlich verschärfend (vgl. Fallbeispiel 2). Das Potsdam Institut für Klimafolgenforschung (gerstengarBe et. al. 2003) hat in seiner Studie zur klimatischen Entwicklung im Land Brandenburg bis 2055 eine deutliche Abnahme der jährlichen Niederschlagssummen

und eine Zunahme der Jahresmitteltemperaturen berechnet. Brandenburg weist rund 220.000 ha (= 8 % der Landesfläche) an vermoorten Flächen auf und steht damit im Vergleich zu Gesamtdeutschland an 3. Stelle. Der deutlich überwiegende Anteil (98 %) ist jedoch durch die intensive landwirtschaftliche Nutzung stark degra-diert. Lediglich 2 % der Moore sind noch in einem naturnahen Zustand. Auf regionaler Ebene ergibt sich beispielsweise folgendes Bild: Nach KuBandt

(2004) weist der Landkreis Barnim rund 10.800 ha Moorfläche nach (= 7,2 % der Landkreisfläche, s. Abb. 4). Auf der Grundlage der verfügba-ren Kartenwerke des Landes Brandenburg er-gab sich eine Moorfläche von 9795 ha, wovon rund 22 % als naturbelassen eingestuft wurden, 49 % als Grünland und 21 % forstwirtschaftlich genutzt wurden. Diese Zahlen können lediglich als Anhaltspunkte dienen, da die meisten aus-wertbaren Informationen lediglich größer Moore einbeziehen, die Datenquellen häufig veraltet und ungenau sind und die Begrifflichkeiten teil-weise voneinander abweichen. Der hohe Anteil noch potentiell intakter Moore im Landkreis

Barnim ergibt sich aus der anteilmäßig großen Zahl der im Wald liegenden Flächen. Waldmoore sind gegenüber „Offenland-Mooren“ häufig in einem naturnäheren Zustand, durch ein naturna-hes Umfeld begünstigt und weniger nutzungs-beansprucht. Leider verschlechtert sich auch bei vielen Waldmooren der Erhaltungszustand.

Hauptgefährdungsfaktor ist die Austrocknung durch zu geringe Wasserversorgung aus den ober- und/oder unterirdischen Einzugsgebieten.

Abb. 4: Übersichtskarte über die Moorverteilung des LK Barnim auf der Grundlage der verfügbaren Kartenwerke und einer Literaturrecherche, nach KuBandt 2004, leicht verändert)

4 Fallbeispiele

Fallbeispiel 1:

Waldmoore im Revier Theerofen

Im Rahmen des Projektes „Umsetzung der Begriffe Biodiversität und Naturnähe in der operativen Waldinventur und -planung“ wurden die Moore des Forstrevier Theerofens bei Chorin durch lutHardt

et al. (2003) inventarisiert und hinsichtlich ihrer Naturnähe klassifiziert. Das Untersuchungsgebiet befindet sich ca. 10 km nördlich von Eberswalde und gehört naturräumlich zum Uckermärkischen Hügelland. Die Buchen- und Buchenmischwälder

sowie die in etwa gleichen Flächenanteilen vor-kommenden Kiefernforsten stocken auf Sand, Kiessand und meist kalkhaltigen lehmig – sandigen Geschiebemergel. Besonders im Südteil sorgt der Einfluss der Pommerschen Endmoräne für eine er-hebliche Reliefenergie. Es erfolgte eine Einstufung der Naturnähe nach einer 5-stufigen Skalierung von sehr naturnah (I) bis naturfern (V). Anhand der Kategoriemerkmale für „sehr naturnah“ und „na-turfern“ sollen die Bewertungsgrundlage und die erfassten Parameter verdeutlicht werden (Tab. 1) Tabelle 1:

Merkmale der Naturnähekategorien „sehr naturnah“ und „naturfern“ einer 5-stufigen Skalierung für die Einschätzung der Naturnähe eines Moorstandorts (nach Luthardt et al. 2003)

sehr naturnah (I) naturfern (V)

Torfbildung auf über 80 % der Fläche keine Torfbildung keine direkte / indirekte Entwässerung sehr stark entwässert

Moorbodentyp Ried Moorbodentyp Mulm

pflanzliche Störungszeiger nur vereinzelt pflanzliche Störungszeiger bis zu 100 % keine aktuelle oder historische Nutzung Nutzung: intensive Land- und Forstwirtschaft Ausprägung des Moortyps leitbildgemäß Ausprägung des Moortyps untypisch

Als Grundlage der Bewertung diente ein speziell entwickeltes Moorkartierungsverfahren (guilBert

& Meier 003). Durch Aggregierung aller kartierten Parameter erfolgte zunächst eine Einschätzung, ob der kartierte Moorzustand mit den formulierten Leitbildern (Moortypenspezifisch) übereinstimmt.

Anschließend wurden alle relevanten Parameter in

Bezug zu den entwickelten Naturnähemerkmalen gesetzt und eine Klassifikation vorgenommen.

Dabei war es nicht zwingend notwendig, dass eine Übereinstimmung mit allen Merkmalen einer Kategorie gegeben war.

Im Ergebnis der Kartierung wurden insgesamt 43 Moore mit einer bemerkenswerten Vielfalt

an Moortypen und Standortausprägungen er-fasst. So konnten Kleinstmoore unterschied-lichster Trophiestufen, horizontale Moore, wie Verlandungs-, Versumpfungs- und Kesselmoore sowie die geneigten Durchströmungsmoore kartiert werden. Verantwortlich für das weitge-fächerte Spektrum ist neben der stark reliefier-ten Jungmoränenlandschaft die anthropoge-ne Beeinflussung. Neben indirekter Einfluss- nahme, wie Stickstoffimmissionen, nadelholz- orientierte Forstwirtschaft oder großflächige Grundwasserabsenkungen, sind unmittelbare Störungen gegeben. Dazu gehören beispiels-weise funktionstüchtige Entwässerungssysteme, Wiesennutzung oder Einzelstammnutzungen von gehölzbestandenen Mooren. Vor die-sen Hintergrund erklären sich auch die Ergebnisse der Naturnäheeinstufungen (Abb. 5).

Häufigster Moortyp war mit 18 Mooren das Versumpfungsmoor, gefolgt von den Kessel- mooren (15). Durchströmungs- und Kleinst-moore traten jeweils 5 auf. Sehr naturnahe Durchströmungs- und Kleinstmoore konnten im Gegensatz zu den häufigeren Kessel- und Versumpfungsmooren nicht kartiert werden.

Den höchsten Anteil an sehr naturnahen Aus-prägungen nehmen die Kesselmoore (3 Moore) ein, wohingegen nur ein Versumpfungsmoor den besten Erhaltungszustand aufwies. Dieser Moortyp war auch der einzige, bei dem einmal die Kategorie V (naturfern) vergeben werden musste und der verhältnismäßig häufig durch mäßige bis gering naturnahe Verhältnisse gekennzeichnet war. Alle anderen Moortypen waren vorwiegend naturnah und mäßig naturnah ausgebildet.

Versumpfungsmoore

Absolute Häufigkeiten der Naturnähekategorien nach hydrogenetischen Moortypen im Forstrevier Theerofen