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Von den 21 Fällen der nodösen Form der Lepra haben nur 4 die von Danielssen und Böck angegebe­

n e n u n d a u c h v o n H e b r a b e o b a c h t e t e n P r o d r o m а 1-erscheinungen, bestehend in Fieberbewegungen, Glie­

derschmerzen, Ameisenkriechen etc., aufzuweisen. 2 Pa­

tienten geben strict an, keine Allgemeinerscheinungen vor Auftreten der Hauterkrankung gehabt zu haben. Die übrigen können entweder garkeine genauen Angaben machen, oder es treten bei ihnen gleichzeitig mit dem Erscheinen der Flecken oder Knoten, die oben angegebenen Symptome auf. Auch die von W olff angegebenen gastrischen Pro-dromalerscheinungen, Appetitlosigkeit, Uebelkeit, Erbrechen konnte ich nicht finden.

Unter den 5 mit Lepra anästhetica Behafteten, be­

schreibt nur einer Prodrom!. Ebenso macht von den 11 Patienten der combinirten Form auch nur einer dahin be­

zügliche Angaben. Auf die Angaben der Patienten, es seien in einem Fall die ersten Erscheinungen der Krank­

heit Flecken, im anderen Knoten gewesen, ist kein Gewicht zu legen, da beide in ihrem Wesen überhaupt nicht unter­

schieden werden dürften. Die Aufstellung einer besonderen maculösen Form neben der nodösen und anästhetischen wie Kaposi1) es thut, halte ich für weniger bedeutsam, als

1 ) K a p o s i . P a t h o l o g i e u n d T h e r a p i e d e r H a u t k r a n k h e i t 1 8 8 3 , pag. 677.

man es hier nur mit einem graduellen Unterschied zu thun hat. Die Flecken sind nur die erste Stufe der Knoten-entwickelung, und selbst in den frühesten Stadien, wo durch das Auge von einem Knoten nichts wahrzunehmen ist, kann man bei sorgfältiger Palpation bereits ein geringes Härter­

s e i n d e r H a u t a n S t e l l e d e r F l e c k e n c o n s t a t i r e n . K a p o s i selbst giebt ja zu, dass die Lepra maculosa häufig in die Knotenform übergehe und Neisser nennt die maculöse Form einfach «das Vorstadium der tuberösen». Auch microscopisch hat man die Möglichkeit nachzuweisen, dass es sich zwischen den Flecken und den Knoten nur um einen graduellen Unterschied handelt. In den Ersteren findet sich, wie es später des Genaueren erörtert werden soll, eine geringe, meist oberflächliche Veränderung der Haut, während in den Knoten diese Hautveränderung sowohl an Intensität, als auch an Extensität, besonders im Tiefendurchmesser zugenommen hat.

Was die Form, Farbe und Grösse der Haut Ver­

änderungen der nodösen Form der Lepra anbetrifft, so s c h l i e s s e i c h m i c h d e n B e s c h r e i b u n g e n E . В e r g m a n n ' s vollständig an. Auch ich habe nicht Flecken oder Knoten v o n H a n d t e l l e r g r ö s s e , w i e D a n i e l s s e n u n d B ö c k , i n der nodösen Form beobachten können. Der grösste Knoten den ich fand, mass 4 cm im Durchmesser und ragte fast 1 cm. über die Oberfläche der umgebenden Haut hervor.

(Fall 10) Durchweg ist bei der Eruption der Knoten eine gewisse Symetrie wahrnehmbar, insofern meistens die Krankheit gleichzeitig an beiden unteren oder oberen Extre­

mitäten, oder an beiden Gesichtshälften auftritt. Die ge­

nannten Körpertheile sind zugleich die Stellen, an denen die Hautveränderungen zuerst bemerkbar werden. Am Rumpf tritt die Erkrankung meist erst dann auf, wenn

der Process an den erstgenannten Orten schon weit vorge­

schritten ist, und sind hier die Praedilectionsstellen, die Hautpartieen über den medialen Rändern der Scapulae (F. 29, 14, 15) und an der Vorderfläche beim weiblichen Geschlecht die Umgebung der Brustwarzen, (F. 1, 10, 29) während beim Manne häufiger die Mittellinie der Brust mit Flecken und Knoten bedeckt ist.

Nur einen Fall (Nr. 27) habe ich gesehen, wo die Flecken nicht, wie allgemein angegeben wird, und wie es auch in meinen übrigen Fällen regelmässig zutraf, die Beugeseite der Extremitäten frei Hessen. Es war im Gegentheil, in diesem Fall gerade die Beugeseite besonders dicht mit Eruptionen besetzt. Ausserdem waren, abwei­

chend von dem gewöhnlichen Befunde, auf Brust und Rücken die Flecken ziemlich gleichmässig zerstreut angeordnet.

Die Flecken hatten eine zart röthlichbraune Farbe, waren alle von ziemlich gleicher Grösse und hatten verwaschene Ränder. Nur mit dem darüberhinstreieilenden Finger waren sie als ein wenig erhaben zu erkennen. An diesem Fall wurde mir die Behauptung, die früher so oft aufgestellt worden, die Lepra sei leicht mit der Lues zu verwechseln, verständlich. Erst der Nachweis zahlloser Leprabacillen in den Hauteruptionen sicherte die Diagnose.

Das eigentümliche Oedem der Haut, das an der Streck­

seite der Arme so häufig gefunden wird, habe ich in einem Fall (4) über den ganzen Körper verbreitet gesehen. Die Haut hängt schlaff, in dicken Falten am abgemagerten Körper;

die ganze Körperoberfläche schuppt kleienartig ab. In der verdickten Haut fühlt man ausser den deutlich sichtbaren dunkelpigmentirten Knoten, eine Menge Verhärtungen, die sich über die Oberfläche der Haut garnicht erheben, und erkennt man bei diesen nicht, wie bei den Knoten, eine

scharfe Grenze, sondern geht die Verhärtung ganz allmälig in die weiche, schwammige Umgebung über.

Knoten in der Vola manus habe ich in Fall 5 und 16 gefunden; auffallend war es, dass im Ersteren nur die rechte Hohlhand ergriffen, die linke aber ganz frei war, während ja sonst, wie oben angeführt, fast ausnahmslos eine Symetrie im Auftreten der Krankheitserscheinung zu beobachten ist. Die Knoten wölben die nur ganz schwach pigmentirte Epidermis ein wenig hervor, und sind in der Vola sehr dicht gruppirt.

Was die Hautveränderungen in der anästhetischen Form der Lepra anbetrifft, so habe ich in dreien der fünf Fälle von anästhetischer Lepra (F. 35, 30 und 7), um die anästhetischen Partieen einen pigmentirten, stellweis sogar recht stark erhabenen Wall gefunden. Vorzüglich ausge­

prägt in Fall 30, bemerkt man, dass die Epidermis über demselben ganz leicht kleienartig schuppt, während sich der Wall bei den beiden andern Patienten, nur durch die ge­

ringe Infiltration und das Pigment von der gesunden Ober­

haut unterscheidet. Dieser Wall ist bei allen drei Patienten hyperästlietisch. In der eingeschlossenen, meist etwas atrophischen, mitunter seidenpapierartig verdünnten Haut, ist die Sensibilität herabgesetzt oder ganz geschwunden.

In Fall 34 sind die anästhetischen Hautpartieen von einem nicht erhabenen Saume, mit ganz geringer Pigmentirung umschlossen. In Fall 6 endlich finden wir grosse atro­

phische, völlig anästhetische Hautpartieen, die sich scharf von der gesunden Haut abgrenzen, aber keine dunkle Um­

säumung zeigen. Ein Weiterschreiten dieser Hautverände­

rungen hat Patient schon lange nicht mehr bemerkt. Wir haben es hier wohl mit dem von Hansen als Localheilung bezeichneten Stadium zu thun. Die von Kaposi beschrie­

bene, leicht mit ,,schuppen dem Eczem" zu verwechselnde

Hautveränderung, habe ich nur in Fall 34 zu verzeichnen, wo auf den Armen bis handtellergrosse Partieen mit einer dicken, spröden, desquamirenden Haut sich von der nor­

malen Umgebung abhoben.

Muskelatrophieen sind in Fall 34 und 35 nicht be­

obachtet; in den drei anderen anästhetischen Fällen aber deutlich ausgesprochen an den Händen, besonders an den Kleinfingerballen.

Unter den 11 Patienten mit der Combination beider Formen der Lepra, finde ich 2 Mal (Fall 10 und 37) Hautveränderungen, die den oben beschriebenen Wall um­

säumten, äusserlich vollständig identisch sind. Atrophie der Muskulatur der Hände kommt in 4 Fällen vor (F. 13, 14, 19, '24). Die übrigen fünf haben ausser Anästhesie der Knoten, grosse anästhetische Zonen der scheinbar normalen Haut.

S c l i l e i m h a u t e r k r a n k u n g e n h a b e i c h b e i d e n Patienten mit Lepra anästhetica kein Mal gefunden. Auch die von Kaposi1) gemachte Bemerkung, dass die Patienten häufig über das Gefühl der Trockenheit im Munde klagen, habe ich nicht bestätigt gefunden. Von den übrigen 32 Patienten sind 9 auf Schleimhauterkrankungen hin nicht untersucht worden. Von den letzten 23 Patienten mit der nodösen Form der Lepra sind die sichtbaren Schleimhäute nur bei Zweien ganz gesund.

Ueber die ersten Anfänge der Schleimhauterkran­

kung in der nodösen Form der Lepra kann ich nicht berichten, doch glaube ich, dass Massini2) Recht hat, wenn er sagt, dass schon sehr bald, wenn auch nicht gerade wenige Wochen, nach dem Auftreten der Haut­

veränderungen auch schon die Erkrankung der Schleimhäute

1 ; K a p o s i 1 . с p 6 8 1 .

2) Monatsheft f. pract. Dermatologie. 1886. Nr. 6, p. 283.

beginne; wenigstens muss das in vielen Fällen zutreffen.

Ich habe in noch verhältnissmässig frischen Fällen schon recht weit vorgeschrittene Veränderungen der Schleimhaut wahrgenommen. Dass nicht auch Fälle vorhanden seien, in denen die Schleimhauterkraukung erst sehr spät auftritt, w i l l i c h n i c h t i n A b r e d e s t e l l e n . W a s E d . P a u l s e n1) berechtigt, die Schleimhautlepra als eine Seltenheit hinzu­

stellen, weiss ich nicht.

Der Lieblingssitz der Erkrankung ist die Mittellinie des Gaumens, von den Schneidezähnen bis zur Uvula, die Epiglottis und die Schleimhaut über den Aryknorpeln.2) Am Gaumen ist es vorzüglich eine oberflächliche Ulceration, die durch den Zerfall einer Unzahl von kleinen weissen Knötchen gebildet wird. Der Grund ist schmutzig trübe, in der Umgebung treten in der dunkelgerötheten, leicht geschwollenen Schleimhaut weisslichgraue, kaum stecknadel-koptgrosse, am Rande der Ulceration sehr dicht, weiter entfernt discret stehende Knötchen hervor.

Von »Schleimhautwucherungen,« die Wolff3) als allein vorkommend annimmt, im Gegensatze zu »allen Au­

1) Monatsheft f. pr. Dermat. 1886. Nr. 1, p. 8

2) Im weiteren Verlauf der Arbeit, sowie in der üebersicht der Krankheitsfälle nenne ich der Kürze wegen die Schleimhaut, die die Aryknorpel bedeckt, kurz »Aryschleimhaut«; ferner die nächste Um­

gebung der Aryknorpel »Arygegend«.

3 ; W o l f f . V i r c h o w ' s A r c h . B d . 2 6 , p . 6 6 : » A l l e A u t o r e n , die diese Form beschreiben (Schleimhauterkrankung), sprechen merk­

würdiger Weise immer von Tuberkeln der Schleimhaut, während es sich doch um unzweifelhafte Wucherungen der Schleimhaut handelt, die mit breiter Basis aufsitzen, sehr gefässreich sind und deutlich pa­

pillären Bau zeigen.« Diese Wucherungen finden sich am zahlreichsten in der Mittellinie des harten Gaumens, dann auf dem palatum inolle und der Uvula. Auf der Wangenschleimhaut vereinzelt Auf der Zuno-e treten sie oft als hahnenkammartige Excrescenze auf.

toren« die von Tuberceln sprechen, kann hier entschieden garnicht die Rede sein. Wir haben es hier ohne Frage mit Einlagerungen in die Schleimhaut zu thun. Ebenso­

wenig kann man bei den bis erbsgrossen Knoten in den Gaumenbögen, die von der verdünnten, ganz glatten, gelb-lichweissen, von den Seiten her vascularisirten Schleimhaut überzogen werden, behaupten, dass es Schleimhautwuche­

rungen seien. Dass solche auch vorkommen, unterliegt allerdings keinem Zweifel. Auf der Zunge z. B. finden wir solche Wucherungen, die die Grösse einer Haselnuss und mehr erreichen (F. 9, 11, 15, 17).

Den beginnenden Zerfall all dieser Knoten deutet eine kleine Delle, in der Mitte derselben, an (F. 10). Die so entstehenden Ulcera führen zu grossen Defecten, welche mit starker Schrumpfung (F. 4) benarben.

Am Kehlkopf scheinen die Veränderungen fast immer mit denen der Epiglottis, die immer stark verdickt und meistens seitlich zusammengedrückt ist, zu beginnen. Die Schleimhaut ist geröthet und stark injic-irt. Am freien Rande, seltener an der Vorder- und Hinterfläche, treten bis linsengrosse gelblichschimmernde Knoten hei vor und geben dem Kehldeckel ein knolliges, höckriges Aussehen.

Die ary-epiglottischen Falten, sowie die Schleimhaut, die die Aryknorpel überzieht, ist meist oedematös infiltrirt.

In der ArySchleimhaut finden wir gleichfalls Knötchen (F. 2, 3, 11, 16, 29, 31), doch tritt hier die gelbe Fär­

bung derselben weniger deutlich hervor.

An den Stimmbändern habe ich nur einmal (F. 31) Knoten constatiren können, docli will ich das häufigere Vorkommen nicht in Abrede stellen, da ich nicht in allen Fällen die ganzen Stimmbänder übersehen konnte. Ausser­

dem entstehen wohl die Ulcerationen der Stimmbänder 5

auch, nach Analogie der anderen Schleimhauterkrankungen, durch Zerfall von Knoten.

An der Epiglottis fand ich im F. 29 mehrere Knoten, die einen oberflächlichen Zerfall zeigten. Offenbar bildet dieses Stadium den Beginn zu den tiefen Ulcerationen, wie ich eine im F. 9 in der Mitte des freien Randes der Epi­

glottis beobachten konnte. Ulcerationen der Ary- und In-teraryschleimhaut (F. 5, 12, 13 und 16), die mitunter bis auf den frei zu Tage liegenden Knorpel reichen, sowie Ul­

cerationen am hinteren Ende der Stimmbänder (F. 12, 16, und 19) treten häufiger auf. Die Schleimhaut der falschen Stimmbänder ist fast immer geschwellt und getrübt.

Diese Befunde stehen also im Widerspruch zu denen 0. Wucher er's1), der nie im Larynx Knoten gefunden zu haben behauptet. Die Veränderung der Stimme, meint er, rühre von Verdickungen der Theile um die Glottis her.

Der Ansicht Virchow's2): alle Schleimhautknoten haben entschiedene Neigung zur Olceration, kann ich mich nicht unbedingt anschliessen. An den Knoten der Epiglot­

tis habe ich gerade ein sehr langes Bestehen der Knoten constatiren können, denn sie sind meist die ersten Erschei­

nungen am Kehlkopf (die entzündlichen Schwellungen der gesammten Schleimhaut abgerechnet) und bestehen noch, wenn die Knoten. an den anderen Theilen der Schleim­

haut, schon lange in Zerfall gerathen sind.

Ulcerationen der Nasenschleimhaut fand ich nur in drei Fällen (4, 10, 26).

Für den Patienten von grosser Tragweite sind die

1) Bericht über den Aussatz in Brasilien. Virchow's Arch Bd. 22. p. 355.

2 ) Die krankhaften Geschwülste, p. 520.

leprösen Processe im Auge, und zwar ist es besonders die Form der Knotenbildung, welche die Patienten bald zum vollständigen Erblinden bringt. Die Knoten beginnen gewöhnlich nach Danielssen und Во eck ') als flache gelblichgraue Erhabenheiten am lateral gelegenen Theil der Sclera und ziehen allmälig nasalwärts vorwärts schreitend, über die Cornea hinweg. Die Geschwulstmassen greifen, die Sclera allmälig ganz durchsetzend, auf die Iris über, füllen die vordere Augenkammer und vernichten das Sehvermögen des Patienten vollständig. Der Tumor wölbt das Auge oft so stark vor, dass die Lider nicht ge­

schlossen werden können. Erst nach Erweichung und Zer­

fall der leprösen Mässe schrumpft der Bulbus narbig zu­

sammen und der Lidschluss wird wieder möglich.

Unter den 37 von mir gesammelten Fällen finden sich 7 Mal Augenerkrankungen, von denen 5 als typisch le­

pröse Processe angesehen werden müssen. In Fall 17 und 29 sehen wir im linken äusseren Augenwinkel auf der Sclera je einen gelblichrothen Fleck, der sich durch stärkere Prominenz von der Pinguecula unterscheidet. Auch die umgebende Schleimhaut ist stark injicirt. Die glatte, vielleicht etwas verdünnte Conjunctiva zieht über das leprös entartete Gewebe hinweg. Die Neubildung er­

reicht die Cornea nicht. In Fall 17 ist Letztere aber ge­

trübt und sieht man geringe pericorneale Injection.

In Fall 10 findet man bereits ein weiter vorgesehritte nes Stadium, und zwar an beiden Augen. Die Neubildung nimmt fast den ganzen lateralen Theil der Sclera, so weit er sichtbar ist, ein und umgiebt bereits vollständig den äusseren Rand der Cornea. An der Cornea selbst ist in

1 ) D a n i e l s s e n u n d В о e e к 1 . с . p 2 0 0 .

diesem Fall nichts Pathologisches nachweisbar und ist das Sehvermögen nicht vermindert. In Fall 19 sieht man, dass der lepröse Process sich bereits an beiden Augen bis zur Mitte der Cornea als dicke, fleischige Masse vorgescho­

ben hat, und zwar von der nasalen Seite her. Die tem­

porale Hälfte der Cornea bietet das Bild des Pannus crassus dar. Das Sehvermögen ist daher fast auf Null herabgesetzt. Das Endstadium finden wir in Fall 11. Die ganze rechte Cornea ist von einem so stark prominirenden, gelblichrotlien Knoten eingenommen, dass der Lidschluss unmöglich ist. Der linke Bulbus dagegen ist abgeflacht und erscheint seine У orderfläche nur wenig vascularisirt, fast plan und sehnig-weiss. In Fall 31 ist die rechte Cornea ebenfalls in eine weisse undurchsichtige Narbe ver­

wandelt, doch ist der Bulbus nicht so abgeplattet, wie im vorigen Fall. Da ausserdem das linke Auge ganz gesund ist, so wage ich es nicht diese Narbenbildung auf einen typisch leprösen Process zurückzuführen. In Fall 16 end­

lich ist die Cornea beider Augen getrübt, recht stark vas­

cularisirt und sieht man eine Menge kleiner, weisslicher Flecken auf derselben. Eine genauere Untersuchung konnte ich nicht vornehmen und enthalte mich daher jeden Urtheils.

Ueber das Verhalten der Lymphdrüsen bei der nodösen Form des Aussatzes sagen Danielssen und Böck, dass die Schwellung der Drüsen zum Entwickelungs-grade der Lepra in enger Beziehung stehen. Sie entwickele sich schon zeitig und mit Zunahme der Grösse der Ulce­

rationen erreichen die Drüsen bedeutende Dimensionen.

Nicht selten sei auch ein Vereitern der Drüsen zu beobach­

ten. Ferner sollen sie den Patienten häufig bedeutende Schmerzen verursachen.

W e l l b e r g * ) f a n d i n d e n A u f z e i c h n u n g e n v o n 1 9 F ä l ­ len nur 9 Mal Drüsenschwellung, Schmerzen und sonstige Beschwerden haben die Drüsen in keinem Fall verursacht, auch sei die Tendenz zur Vereiterung nie von ihm be­

obachtet worden. Er meint in diesem Punkte weiche die livländische Lepra von der norwegischen ab. Auch Vir-chow2) hebt hervor, dass die Lymphdrüsen sehr wenig-schmerzhaft seien; behauptet aber, dass sie bei allen Formen der Lepra erkranken und zwar je.nach dem Hauptsitz des peripheren Leidens in verschiedenem Grade. W olff3) der sich im Wesentlichen diesen Anschauungen anschliesst be­

richtet, dass diese Drüsenschwellung in früher Zeit, mit dem Auftreten der ersten Hautaffectionen bereits beginne.

E . B e r g m a n n4) d a g e g e n f a n d , d a s s d i e S c h w e l l u n g direct abhängig sei von den Geschwüren, und in ähnlichem Sinne sprechen auch mēine Erfahrungen.

Unter meinen 37 Patienten finden sich 8, bei denen die Drüsen nicht untersucht worden sind. Von den übrigen haben 12 keine Drüsenschwellung, von diesen leiden 3 an der Lepra anästhetica, die übrigen 9 Patienten gehören der rein nodösen und der combinirten Form an. Von die­

sen Letzteren befindet sich nur Fall 23 und 8 noch ganz im Beginn der Krankheit, alle anderen leiden schon meh­

rere Jahre, ja Fall 14, 17 und 25 stehen schon in einem recht weit vorgeschrittenen Stadium und dem ungeachtet konnte ich durch Palpation keine Drüsenschwellung nachweisen.

1 ) W e l l b e r g . 1 . c . p . 2 1 .

2) У i г с h о w. Die krankhaften Geschwülste. Bd. 2, p. 529.

3) W о 1 f f. Virchow's Arcli. Bd. 26, p. 71.

4 ) E . B e r g m a n n 1 . c . p . 2 3 9 .

In 17 Fällen ist Drüsenschwellung vorhanden. Von diesen sind 14, in denen Ulcerationen oder wenigstens Rha­

gaden an den Extremitäten nachweisbar sind. In allen 14 Fällen sind die Drüsen, die dem Bezirk angehören in dem das Ulcus liegt, stärker angeschwollen als die anderen.

Nur in 3 Fällen (16, 18 und 27) ist Schwellung der Drüsen angegeben, ohne dass ein Geschwür an den Extremitäten gefunden werden konnte. Und zwar bei einer Patientin, bei welcher der lepröse Process schon sehr weit vorge­

schritten war, starke Schwellung der Leistendrüsen, bei den beiden anderen allgemeine geringe Schwellung. Mög­

licherweise, spielt hier eine Verkleinerung der Hautknoten durch Erweichung eine ähnliche Rolle, wie in den frühe­

ren Fällen die Ulceration.

Aus all' diesen Thatsachen möchte ich den Schluss ziehen, dass die starke Drüsenschwellung sich entweder in allen Fällen, oder wenigstens in der grossen Majorität der­

selben als Folge von Ulceration oder Erweichung der le­

prösen Hautgeschwülste darstellt. Dagegen werden noch weitere Erfahrungen erforderlich sein, um festzustellen, ob die Lymphdrüsen auch erkranken, wenn keine Ulceration oder Erweichung im Gebiet der zugehörigen Lymphwur­

zeln bestehen. Diese Frage wird sich vermuthlich bejahen lassen. Und weiter wird zu prüfen sein, in wie weit die Lymphdrüsenveränderungen betrachtet werden müssen als die Folge des Imports von zerfallenen Geschwulstelemen ten und Bacillen in die Drüsen, und in wie weit die im Gefolge der Lepra auftretende Kachexie und Anaemie zu einer Hyperplasie der lymphatischen Elemente im Allge­

meinen Veranlassung giebt. Für die oben angeführte Auf­

fassung spricht der Umstand, dass die Intensität der Erkrankung der regionären Lymphdrüsen in einem

ge-raden Verhältniss steht zu der Ausdehnung der Hautulce-ration.

Hühnerei- und gar, wie Neisser1) angiebt, apfelgrosse Knollen, die auf den ersten Blick auffallen, habe ich unter meinen Patienten nicht gefunden, wohl aber waren die Drüsenpackete in der Leistengegend des schon oben er­

wähnten Patienten der chirurgischen Klinik in Dorpat (Martin Jakobsohn) wenigstens gänseeigross und wölbten die schlaffe Haut deutlich vor. Dieser Patient litt schon seit vielen Jahren an grossen Ulcerationen an den Unter­

schenkeln, und der lepröse Process — vor 8 Jahren begon­

nen — war bereits so weit vorgeschritten, dass im Gesicht überhaupt keine normalaussehende Haut zu finden war und an den Extremitäten die leprösen Eruptionen auch nur noch wenig scheinbar gesundes Hautgewebe übrig gelassen hatten.

nen — war bereits so weit vorgeschritten, dass im Gesicht überhaupt keine normalaussehende Haut zu finden war und an den Extremitäten die leprösen Eruptionen auch nur noch wenig scheinbar gesundes Hautgewebe übrig gelassen hatten.