• Keine Ergebnisse gefunden

Literatur: [20]

16.1 Ziele der Vorschau 2006

• Interpretation des Begriffs der Versorgungssicherheit im europäischen Marktumfeld;

• Varianten der Beschaffung oder Erzeugung von Elektrizität aufzeigen;

• Massnahmen für die langfristige Versorgungssicherheit vorschlagen.

16.2 Nachfrageentwicklung

Es werden zwei Verbrauchsprognosen über die, gemäss VSE, mit hoher Wahrscheinlichkeit eintre-tende Stromverbrauchsentwicklung betrachtet:

• Landesverbrauch tief: Verbrauchsanstieg um 1% pro Jahr bis 2010, dann um 0.5% bis 2030 und 0% bis 2050.

• Landesverbrauch hoch: Verbrauchsanstieg um 2% bis 2010, 1% bis 2030, dann weiter 0.5%

bis 2050.

Tabelle 18: Daten zur Stromlücke.

Zur inländischen Produktion werden die Bezugsrechte bei der EDF dazugezählt.

Szenario hoch Szenario tief

Stromlücke Schweiz ab 2019/20 2029/30

Stromlücke im Jahr 2030 in TWh 9 5

Stromlücke Winterhalbjahr ab 2020/21 2027/28

Leistungslücke im Engpassfall (mit Sockelangebot) 2006 (2006) 2006 (2038/39) 16.3 Angebotsentwicklung

Es wird zwischen einem „Sockelangebot“ und einem „Rest“ unterschieden, wobei ersteres auch Neu- und Ausbauten im Bereich der erneuerbaren Energien und die bisher geplanten Kombianlagen um-fasst.

Bei den erneuerbaren Energien werden zwei Nutzungsarten unterschieden: erneuerbare Technologi-en mit MöglichkeitTechnologi-en zu band- oder bandähnlicher Produktion (Wasserkraft, Biogas- und Holzverstro-mung, Geothermie) sowie stochastischer Produktion (Windenergie, Photovoltaik). Die Potenziale der erneuerbaren Energien in der Schweiz werden als limitiert eingestuft. Im Sockelangebot wird aller-dings für 2035 ein zehnprozentiger Zuwachs gegenüber dem Landesverbrauch von 2005 unterstellt.

Der VSE betrachtet drei verschiedene Primärenergiepreisszenarien für Öl und koppelt den Gas- an den Ölpreis:

• Referenzpreisszenario: realer Preis von 30 USD pro Barrel bis 2030 danach stetig steigend;

• Hochpreisszenario: real 50 USD pro Barrel; dieses Szenario ist auf schlecht funktionierende Energiemärkte, auf denen auch Marktmacht ausgeübt werden kann, ausgerichtet;

• Tiefpreisszenario: real 22 USD pro Barrel; der Energiemarkt funktioniert gut, es werden gün-stige Ressourcen in grösserem Umfang gefunden.

Für 2020 wird für CO2-Emissionen ein Preis von 35 CHF pro Tonne CO2 angenommen.

16.3.1 Mögliche Angebotsvarianten

Für die Deckung der das Sockelangebot übersteigenden Nachfrage werden drei Angebotsvarianten betrachtet.

• Variante A: Kernkraft;

• Variante B: Erdgas;

• Variante C: Mix Erdgas und Kernkraft.

Zu den verschiedenen Angebotsvarianten und Importen werden keine Kosten ausgewiesen.

• Variante A: Es wird angenommen, dass in den Jahren 2025, 2034 und 2043 drei Kernkraft-werksblöcke mit je 1’500 MW Leistung in Betrieb genommen werden, die je 12 TWh erzeu-gen. Dadurch entstehen jährliche Kosten von rund 600 Mio. CHF zur Deckung der über das Sockelangebot hinausgehenden Nachfrage.

• Variante B: Es wird angenommen, dass in den Jahren ab 2020 total 12 Blöcke mit je 500 MW (6’000 Betriebsstunden) Leistung erstellt werden, die jährlich je 3 TWh erzeugen. Bei einem Referenzpreis von real 30 USD pro Barrel Öl ergeben sich jährliche Kosten von rund 1000 Mio. CHF (im Hochpreisszenario mit real 50 USD pro Barrel Öl 1300 Mio. CHF). Der mittlere CO2-Ausstoss liegt bei 5.6 Mt pro Jahr, was einem zusätzlichen Ausstoss von 12.4% ent-spricht.

• Variante C: Die Deckungslücke im 2050 wird mit sechs GuD-Anlagen und drei Kernkraftwer-ken mit 1000 MW Leistung gedeckt und trägt damit zur Diversifikation des Kraftwerks- und Primärenergieportfolios bei. Bei einem Referenzpreis von 30 USD pro Barrel Öl ergeben sich jährliche Kosten von rund 800 Mio. CHF (im Hochpreisszenario mit 50 USD pro Barrel Öl 900 Mio. CHF). Der mittlere CO2-Ausstoss liegt rund 4.6% höher als heute.

16.4 Resultate

Durch diese drei Varianten ist die Leistungsbilanz im Winter bis ins Jahr 2050 auch in extremen Situa-tionen für einen mittleren Landesverbrauchsanstieg gewährleistet.

Die drei Angebotsvarianten werden nach sechs Kriterien beurteilt: Beitrag zur Versorgungssicherheit, Kosten, Unternehmerisches Risiko, Umwelt, Realisierbarkeit und volkswirtschaftliche Auswirkungen.

Für den VSE weist die Angebotsvariante A am meisten Vorteile auf, allerdings wird die Realisierbar-keit als negativ beurteilt. Auf eine Variante mit Importen wird verzichtet, da die Nachteile deutlich überwiegen.

Um die Sicherstellung der Versorgung gewährleisten zu können, ist sich die Elektrizitätswirtschaft bewusst, dass sie Kraftwerksplanung und –bau sowie die Weiterentwicklung der Netze und die Aus-schöpfung des Potenzials erneuerbarer Energien vorantreiben muss.

Um die Ziele zu erreichen, erwartet die Elektrizitätswirtschaft die Unterstützung von Politik und Verwal-tung. Insbesondere fordert sie, dass bei Planungs- und Genehmigungsverfahren im Kraftwerks- und Netzbereich die Verfahren zu beschleunigen und alle Entscheidungen zur Gestaltung des Marktes unter dem Blickwinkel der Versorgungssicherheit, Wirtschaftlichkeit und des Umweltschutzes zu beurteilen seien.

Literatur

Alle Studien sind über Internet auf den entsprechenden Homepages erhältlich

[1] Axpo: Strom für heute und morgen; Studie Stromperspektiven 2020, Zürich 2005.

[2] Axpo: Medienorientierung 24. Mai 2005 „Stromperspektiven 2020“, Baden 2005.

[3] Baudirektion Kanton Zürich: Das Angebot erneuerbarer Energien: Potenzial erneuerbarer Energieträger im Kanton Zürich, Zürich 2006.

[4] Baudirektion Kanton Zürich: Vision Energie 2050: Energieverbrauch und CO2-Ausstoss für vier Szenarien der Entwicklung. 2004 aufdatierte Fassung der Vision 2050 von 1994, 2. Aufla-ge, Zürich 2005.

[5] Christliche Volkspartei der Schweiz: Mehr Markt, mehr Versorgungssicherheit, mehr Klima-schutz; Energiepapier der CVP Schweiz, Bern 2004.

[6] Energy Information Administration (EIA): Annual Energy Outlook 2005 with Projections to 2025, Washington 2005.

[7] European Commission: World energy, technology and climate policy outlook (WETO), Brus-sels 2003.

[8] ExxonMobil: Energy Outlook 2004.

[9] ExxonMobil: Die Energie von morgen: Ein Blick auf Energietrends, Treibhausgasemissionen und alternative Energien der Zukunft, Irving 2006.

[10] ExxonMobil: Oeldorado 2006, Hamburg 2006.

[11] Freisinnig-Demokratische Partei Schweiz: Nachhaltige Energiepolitik setzt auf Innovation;

Positionspapier der FDP Schweiz, Bern 2006.

[12] Grüne Partei der Schweiz: Grundlagenpapier zur Energiepolitik: Gründe Energieperspektiven 2050, Energieversorgung zu 100% aus erneuerbarer Energie, Mai 2005.

[13] International Energy Agency: World Energy Outlook 2004, Paris 2004.

[14] International Energy Agency: World Energy Outlook 2005: Middle East and North Africa In-sights, Paris 2005.

[15] Kanton Bern: Energiestrategie 2006, Bern 2006.

[16] Rechsteiner Rudolf: Sicher und effizient umsteigen; Unterwegs zur Vollversorgung mit erneu-erbaren Energien; Perspektivpapier der SP Schweiz, April 2006.

[17] Royal Dutch/Shell Group: Energy Needs, Choices and Possibilities – Scenarios to 2050, London 2001.

[18] Schweizerische Volkspartei: Schweizer Strom aus Eigenproduktion; Positionspapier der SVP, Zürich 2006.

[19] Sturm Andreas, Norbert Egli, Rolf Frischknecht, Roland Steiner: Energieperspektive 2050 der Umweltorganisationen: Studie im Auftrag von Greenpeace Schweiz, Schweizerische Energie-stiftung, Verkehrs-Club der Schweiz und WWF Schweiz, Basel 2006.

[20] VSE: Vorschau 2006 auf die Elektrizitätsversorgung der Schweiz im Zeitraum bis 2035/2050, Aarau 2006.

[21] World Energy Council (WEC): Global Energy Perspectives, Cambridge University Press, 1998 (Hrsg.: Nebosjsa Nakicenovic, Arnulf Grübler, Alan McDonald). Zusammenfassung verfügbar unter: http://www.iiasa.ac.at/Research/ECS/docs/book_st/wecintro.html.

Weitere Arbeiten, die nicht im Exkurs abgehandelt werden:

• Böhni Thomas: Alternative Energie: Konzept für den Kanton Thurgau (Medienmitteilung St.

Galler Tagblatt 29.04.06)

• Deutsche Bank Research: Energie prospects after the petroleum age, Dezember 2004

• Deutsche Bank Research: Bio-Energien für die Zeit nach dem Öl, Juli 2005

• Deutsche Bank Research: Energieperspektiven nach dem Ölzeitalter, Dezember 2004

• European Commission Directorate-General for Energy and Transport: European Energy and Transport Scenarios on key drivers, September 2004.

• KPMG: Energy outlook for China, Industrial Markets.

• RWE: Weltenergiereport 2005, Essen.

• United Kingdom: The Energy Challenge: Energy Review Report 2006; Department of Trade and Industry, July 2006.

Umrechnungen und Länderdefinitionen

Übersicht über Einheiten

Umrechnung Öläquivalent in Joule

1 Mtoe = 41,868 106 109 J = 41,868 1015 J = 41,868 PJ Volumeneinheit:

1 Fass Rohöl = 1 Barrel = 159l Energieeinheiten:

1 Joule = 1J = 1 Ws

1 TWh = 103 GWh = 106 MWh = 109 kWh = 3.6*1015J 1 ton oil equivalent = 1 toe = 4.2*1010J (≈ 7.3 Barrel) 1 Mtoe = 106 toe

Leistungseinheiten:

1 W = 1J / 1s

1 GW = 103 MW = 106 kW = 109 W

Definition von Ländergruppen

• Transformationsländer: Mittel- und osteuropäische Länder und Gruppe der Neuen Unabhän-gigen Staaten auf dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion

• Entwicklungsländer: Welt ohne OECD- und Transformationsländer

• Middle East: Naher Osten