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UNTERPROGRAMM 7: Zusammenfassung und Ausblick

6. Ergebnisse der Studie

6.2. Wissen über das Arbeits- und Unterstützungssystem

6.2.2. Veränderungen durch Meßwiederholung:

Auch die Ergebnisse der Rehabilitanden im Wissenstest über das Arbeits- und Un-terstützungssystem (Teil B, Allgemeiner Fragebogen) wurden zu beiden Erhebungs-zeitpunkten jeweils für die Experimental- und Kontrollgruppe verglichen. Dabei zeigt sich, dass bei der Experimentalgruppe zwischen den Ergebnissen im Wissenstest vor und nach der Schulung ein hoch signifikanter Unterschied besteht, während sich die Ergebnisse zu beiden Meßzeitpunkten in der Kontrollgruppe nicht signifikant un-terscheiden (vgl. Tabelle 21).

Gesamtergebnis Teil B, Allgemeiner Fragebogen Experimentalgruppe Kontrollgruppe Wilcoxon T2 vs. T1 z = -2,563""" z = -0,892

negative Ränge (T2<T1) 3 3

Positive Ränge (T2>T1) 12 6

Bindungen (T2=T1) 0 2

Tabelle 21: Wilcoxon* für abhängige Stichproben: Gesamtergebnis Teil A: Unter-schiede zwischen den Erhebungszeitpunkten

wobei T1=Ersterhebung, T2=Retest

"""signif. auf 1%-Niveau

Wie die Tabelle zeigt, kommt es in der Experimentalgruppe zu einem Zuwachs an Wissen, der sich beim Retest signifikant auf dem 1%-Niveau vom Ergebnis der Erst-erhebung unterscheidet (vgl Tabelle 15), während sich die Ergebnisse der

Kontroll-gruppe nicht signifikant unterscheiden. Der Vergleich der Ergebnisse jeweils einer Stichprobe zu den verschiedenen Meßzeitpunkten erbringt also auch beim Teil B des allgemeinen Fragebogens ein signifikantes Ergebnis, während dies beim Vergleich zwischen beiden Gruppen nicht der Fall gewesen war (vgl. 6.2.1.).

Experimentalgruppe: Signifikante Veränderungen bei einzelnen Fragen

vorher nachher

Frage 11: Berufsbegleitender Dienst (3 Teile) Frage 14: Arbeitstraining vs.

Arbeits-bereich

z* = -2,333"""

Mittelwert Median Modus

Frage 15b: Verdienst in WfB z* = -2,271"""

Tabelle 22: Wilcoxon* für abhängige Stichproben: Einzelergebnisse Teil B, Unter-schiede zwischen den Erhebungszeitpunkten

"""signif. auf 1%-Niveau,""signif. auf 5%-Niveau

Wie die Tabelle zeigt, kommt es bei den Rehabilitanden der Experimentalgruppe im Anschluß an die Teilnahme an der ZERA-Schulung zu einem signifikanten Wissens-zuwachs v.a. bei den Fragen nach personellen und finanziellen Unterstützungsmög-lichkeiten sowie der WfB. Diese Ergebnisse stehen gut im Einklang mit den unter Tabelle 16-20 dargestellten Vergleichen zwischen den Gruppen. Demgegenüber kommt es in der Kontrollgruppe zwar im Gesamtwert in Teil B nicht zu einem signifi-kanten Wissenszuwachs, jedoch bei einzelnen Fragen, wie Tabelle 23 zeigt.

Kontrollgruppe: Signifikante Veränderungen bei einzelnen Fragen

vorher nachher

Frage 10a: Aufgaben des BIZ z* = -1,663""

Mittelwert Median Modus

Frage 15a: wie lange Arbeit in WfB möglich?

z* = -2,000""

Mittelwert Median Modus

1,091 1 1

0,363 0 0

1,454 2 2

0,727 1 1

Tabelle 23: Wilcoxon* für abhängige Stichproben: Einzelergebnisse Teil B, Unter-schiede zwischen den Erhebungszeitpunkten

""signif. auf 5%-Niveau

Wie die Tabelle zeigt, ergibt sich beim Wissen über Arbeits- und Unterstützungssys-teme auch in der Kontrollgruppe ein Wissenszuwachs, wenn auch bei anderen Fra-gestellungen. Insgesamt sind die Unterschiede weniger deutlich als beim Vergleich der Ergebnisse aus Teil A. Auch diese Befunde stehen im Einklang mit den Unter-schieden zwischen den beiden Gruppen, die unter 6.2.1. dargestellt wurden.

6.3. Stressverarbeitungsstrategien

Zur Erhebung der Stressverarbeitungsstrategien wählten wir den SVF von Janke et al. (1985). Dieser dient der Erfassung der Tendenz, in Belastungssituationen mit be-stimmten Stressverarbeitungsmaßnahmen zu reagieren. Es werden 19 Stressverar-beitungsstrategien abgedeckt (Bagatellisierung; Herunterspielen durch Vergleich;

Schuldabwehr; Ablenkung von Situationen; Ersatzbefriedigung; Suche nach bestätigung; Situationskontrollversuche; Reaktionskontrollversuche; Positive Selbst-instruktion; Bedürfnis nach sozialer Unterstützung; Vermeidungstendenz; Fluchtten-denz; Soziale Abkapselung; Gedankliche Weiterbeschäftigung; Resignation; Selbst-bemitleidung; Selbstbeschuldigung; Aggression; Pharmakaeinnahme), die durch je-weils sechs Items operationalisiert sind. Der SVF erlaubt eine sehr differenzierte Er-fassung von Stressverarbeitungsmaßnahmen und bezieht neben kognitiven Bewälti-gungsmustern auch verhaltensorientierte mit ein. Die Autoren weisen jedoch darauf hin, dass sich der SVF noch in der Entwicklung befinde und dass Aspekte der Validi-tät und der Standardisierung noch nicht ausreichend geklärt seien, um beispielswei-se eine individuelle Diagnostik rechtfertigen zu können, der Einsatz als Forschungs-instrument sei jedoch vertretbar. Darüber hinaus erfaßt der SVF wohl eher solche Stressverarbeitungsreaktionen, die über die Zeit relativ stabil bleiben und ist somit -ähnlich wie der FKK (vgl. 6.4.1.) - für die Erfassung von Veränderungen weniger

ge-eignet. Möglicherweise stellen jedoch die Stressverarbeitungsstrategien, ähnlich wie die Kontrollüberzeugungen, nicht nur eine abhängige Variable dar, sondern auch eine Kontrollvariable, die Einfluß auf den Verlauf der Maßnahme und den Lernfort-schritt durch das Treatment ausübt.

Betrachtet man zunächst die Maße der zentralen Tendenz für alle 19 Subskalen, so zeigt sich, dass die von uns untersuchten Stichproben in jeder Hinsicht recht unauf-fällig sind und in ihren Stressverarbeitungsstrategien und Reaktionsweisen in belas-tenden Situationen nicht von der Standardisierungsstichprobe (hier: männlich, 20-34 Jahre, nach Bildung geschichtet) abweichen. Die Werte der Kontrollgruppe liegen sämtlich im durchschnittlichen Bereich, es gibt keinerlei Abweichungen. Bei der Ex-perimentalgruppe dagegen gibt es einige auffällige Abweichungen, die jedoch teil-weise schon vor der ZERA-Schulung bestanden, wie Tabelle 24 zeigt.

Auffällig ist, dass die Experimentalgruppe von vornherein ein überdurchschnittliches Bedürfnis nach Ersatzbefriedigung und sozialer Unterstützung in Belastungssituatio-nen hat. Außerdem ist die Suche nach Selbstbestätigung nach der zweiten Erhebung knapp überdurchschnittlich. Die Rehabilitanden der Experimentalgruppe neigen also in Situationen, die sie als belastend erleben, in überdurchschnittlichem Maße dazu, sich positiven Aktivitäten und Situationen zuzuwenden und sich Aussprache, soziale Unterstützung und Hilfe zu suchen. Beide Bedürfnisse steigen zwischen beiden Er-hebungszeitpunkten noch an, ebenso ist das Bedürfnis danach, sich Erfolge, Aner-kennung und Selbstbestätigung zu verschaffen, bei der zweiten Erhebung auf ein knapp überdurchschnittliches Maß gestiegen. Insbesondere das hohe Bedürfnis nach sozialer Unterstützung ist interessant und könnte ein Spezifikum der chen schizophrenen Patienten sein, da diese gerade im Vergleich mit der männli-chen Standardisierungsstichprobe überdurchschnittlich abschneiden. Für Frauen werden höhere Durchschnittswerte von den Autoren angegeben (Mittelwert x = 13,08, s = 5,79), in unserer Experimentalgruppe gab es jedoch nur einen 20%igen Anteil Frauen.

Stressverarbeitungsstrategien

Skala: Suche nach Selbst-bestätigung, Retest

Tabelle 24: Maße der zentralen Tendenz bei Unterskalen mit überdurchschnittlichen Werten: Experimentalgruppe, beide Erhebungszeitpunkte

6.3.1. Unterschiede zwischen den Gruppen:

Wie bereits dargestellt, liegen die mittleren Kennwerte der Kontrollgruppe alle im durchschnittlichen Bereich, bei der Experimentalgruppe gibt es einige Abweichun-gen. Vergleicht man beide Gruppen zu beiden Erhebungszeitpunkten miteinander, so findet man das in Tabelle 25 dargestellte Ergebnis.

Stressverarbeitungsstrategien: Vergleich zwischen den Gruppen

Experimentalgruppe Kontrollgruppe Skala: Bagatellisierung

Ersterhebung. U* = 80 z = -0,130

Ersterhebung. U* = 43,5 z = -2,036"" Ersterhebung. U* = 70,5 z = -0,627 Ersterhebung. U* = 54 z = -1,488"

Tabelle 25: U-Test* für unabhängige Stichproben: Stressverarbeitungsstrategien

"""signif. auf 1%-Niveau,""signif. auf 5%-Niveau,"signif. auf 10%-Niveau

Zusammenfassend zeigt die Tabelle, dass bezüglich der Neigung zu Ersatzbefriedi-gung und SelbstbestätiErsatzbefriedi-gung in belastenden Situationen zunächst keine oder nur schwach signifikante Unterschiede zwischen den Gruppen bestehen, nach der ZERA-Schulung die Experimentalgruppe jedoch hoch signifikant häufiger zu diesen

Strategien neigt als die Kontrollgruppe. Darüber hinaus neigt die Experimentalgruppe beim Retest signifikant häufiger zu Bagatellisierung als die Kontrollgruppe. Ein ur-sprünglich bestehender signifikanter Unterschied zwischen beiden Gruppen bei der Neigung zu Ablenkung besteht beim Retest nicht mehr. Auf allen anderen Subskalen bestehen weder bei der Ersterhebung, noch beim Retest signifikante Unterschiede zwischen den Gruppen.

6.3.2. Veränderungen durch Meßwiederholung

Überprüft man, welche Veränderungen innerhalb einer Gruppe zwischen den Erhe-bungszeitpunkten eingetreten sind, so findet man interessanter Weise bei der Kon-trollgruppe mehr Veränderungen als bei der Experimentalgruppe, wie die folgenden Tabellen 26 und 27 zeigen.

Stressverarbeitungstrategien: Meßwiederholung, Kontrollgruppe

Tabelle 26: Wilcoxon* für abhängige Stichproben: Unterschiede zwischen den Erhebungszeitpunkten

"""signif. auf 10%-Niveau""signif. auf 5%-Niveau,"signif. auf 10%-Niveau

Stressverarbeitungstrategien: Meßwiederholung, Experimentalgruppe

Tabelle 27: Wilcoxon* für abhängige Stichproben: Unterschiede zwischen den Erhebungszeitpunkten

""signif. auf 5%-Niveau

Zusammenfassend zeigen die Tabellen, dass es in der Experimentalgruppe zwi-schen den Erhebungszeitpunkten zu den bereits beschriebenen Anstiegen der Nei-gung zu ErsatzbefriediNei-gung und SelbstbestätiNei-gung kommt, die beide auf dem 5%-Niveau signifikant sind. Demgegenüber neigen die Rehabilitanden der Kontrollgruppe beim Retest weniger zu Bagatellisierung und Ersatzbefriedigung als zuvor, dafür ver-stärkt zu gedanklicher Weiterbeschäftigung, wobei dies hier keine lösungsorientierte Beschäftigung meint, sondern vermehrtes Grübeln und sich gedanklich nicht lösen zu können. Da es auch in der Kontrollgruppe zu signifikanten Veränderungen kam, liegt es nahe, diese auf methodische Probleme bei wiederholter Messung zurückführen. Allerdings geben die Autoren eine ihrer Einschätzung nach durchgehend zu-friedenstellende Reliabilität der Unterskalen bei Meßwiederholung an.

6.4. Kontrollüberzeugungen und Selbstkonzept eigener